Kapitel 26
Sten fand die Sache viel zu leicht. Der Variationschip im Zentralcomputer von Dru, der für die Ziehung bei der Lotterie für die Eskorte eingesetzt war, stellte sich als vorsintflutliches Teil heraus, dessen Zufallsgenerator nur von einem Sensor gesteuert wurde, der die Schwankungen in den Magnetfeldern der Sonne von Dru und der beiden anderen Planeten in diesem System maß.
Seine Wärterkollegen wurden nicht so leicht mit der Sache fertig.
»Das gibt’s doch nicht, so ein verdammtes Glück aber auch«, wunderte sich einer von ihnen. »Noch nicht mal zwei Monate auf Posten, und schon erwischen sie den Transportjob.«
»Ah, so was schafft nur mein Partner, Mr. Keet«, wiegelte Alex ab.
»Der Kerl kann nicht Karten spielen, und er hat keine Ahnung, welches Vieh er sich beim Rennen aussuchen soll, aber wenn er auf irgend etwas setzt, dann hat er jedes Mal verdammten Dusel!«
Der Sergeant ihrer Wachschicht war mehr als nur verärgert.
»Mr. Keet. Mr. Ohlsn. Ich finde es nicht richtig, dass ausgerechnet Sie beiden Neuzugänge hier auf Dru dermaßen Glück haben.«
»Jawohl, Sir«, sagte Sten. Er und Alex, in offizielles Grau gekleidet, standen in Habachtstellung vor dem Vorgesetzten.
»Merken Sie sich eins, meine Herren. Während Sie den Leichnam dieses Gefangenen zurück nach Heath begleiten, sorge ich hier dafür, dass der Fall untersucht wird.«
»Eine Untersuchung? Was soll denn untersucht werden?« fragte Alex erstaunt.
»Ihr … nennen Sie es einfach: ihr Glück. Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie bei Ihrer Rückkehr nach Dru eine ziemliche Überraschung erwarten wird.«
»Jawohl, Sergeant«, warf Alex dienstbeflissen ein.
»Wenn Sie uns das nächste Mal sehen, wird es einige Überraschungen geben.«
Bevor Alex fortfahren konnte, versetzte ihm Sten einen unauffälligen Tritt; die beiden salutierten, machten kehrt und traten ab.
Sobald das Robotschiff die Atmosphäre verlassen hatte, schaltete sich der Yukawa-Antrieb automatisch aus, und der AM2-Antrieb für die interstellare Reise wurde angeworfen.
Alex und Sten hatten das versiegelte Cockpit bereits aufgebrochen und beugten sich über die Armaturen.
»Die Tahn sind nicht ganz so schlau, wie sie vielleicht denken«, meinte Alex. »Dieser Autopilot läßt sich so einfach umprogrammieren wie Schinken durch ’ne Gans.« Schon machte er sich an den gespeicherten Daten zu schaffen, um den Kurs des Schiffes zu ändern. »Sollten wir den armen Dynsman nicht doch auftauen?«
»Warum das denn?« fragte Sten. »Ein toter Schurke macht uns wenigstens keine Probleme.«
»Auch wieder wahr. Es reicht voll aus, wenn wir den Kerl zu unserem Rendezvous wiedererwecken.«
Das Rendezvous war mit einem Imperialen Zerstörer vereinbart, der sich gleich außerhalb des Tahn-Sektors herumtrieb; eine bestimmte Funksequenz diente als Erkennungssignal. Sobald Alex und Sten umgestiegen waren, würde das Robotschiff wieder auf seinen alten Kurs in Richtung Heath zurückgeschickt werden. Ein Stück Raumschrott würde allerdings verhindern, dass das Robotschiff seinen Zielort jemals erreichte.
»Wir haben unseren verrückten Bombenleger, wir sind am Leben, und wir sind gesund; was wollen wir noch mehr?«
»Einen gesunden, ordentlichen Drink«, schlug Sten vor und machte sich auf den Weg in die Aufenthaltsräume der Wärter. Vielleicht war ja jemand so umsichtig gewesen und hatte einen oder zwei Liter Alk eingepackt.