Zum Frühstück erschien Renate später als die anderen und erfuhr daher als letzte von den Ereignissen der vergangenen Nacht. Alle wetteiferten darin, ihr die unvorstellbaren, ungeheurlichen Neuigkeiten mitzuteilen.
Also, Kapitän Regnier ist nicht mehr Kapitän.
Also, Regnier heißt gar nicht Regnier.
Also, er ist der Sohn jenes Radschas.
Also, er hat sie alle umgebracht.
Also, in der Nacht wäre das Schiff beinahe untergegangen.
»Wir haben friedlich in unseren Kabinen geschlafen«, flüsterte Clarissa Stomp mit vor Entsetzen geweiteten Augen. »Und dieser Mensch hat derweil das Schiff direkt gegen die Klippen gesteuert. Können Sie sich vorstellen, was dann passiert wäre? Nervenzerfetzendes Knirschen, ein Stoß, das Krachen der gerissenen Schiffshaut! Man fällt aus dem Bett und kapiert im ersten Moment überhaupt nichts. Dann Schreie, Füßetrappeln. Der Fußboden neigt sich mehr und mehr auf die Seite. Und das Schlimmste: Das Schiff steht still! Alle laufen halbnackt an Deck …«
»Not me!«1 warf Madame Truffo entschlossen ein.
»Die Matrosen versuchen, die Boote zu Wasser zu lassen«, fuhr die phantasievolle Clarissa in dem gleichen mystisch gedämpften Flüstern fort, ohne den Einwand der Doktorsfrau zu beachten. »Aber die Passagiere rennen hin und her und stören. Bei jeder neuen Welle legt sich das Schiff mehr auf die Seite. Wir können uns kaum noch auf den Beinen halten und müssen uns irgendwo festklammern. Die Nacht ist schwarz, das Meer brüllt, am Himmel tobt das Gewitter … Ein Boot wird schließlich zu Wasser gelassen, aber es haben sich so viele Menschen, vor Angst halb wahnsinnig, hineingedrängt, daß es umschlägt. Kleine Kinder …«
»Nun ist es aber g-genug«, unterbrach Fandorin sanft, doch entschieden die ausschweifende Erzählerin.
»Sie sollten maritime Romane schreiben, Madame«, sagte der Doktor mißbilligend.
Renate saß wie erstarrt, die Hand auf dem Herzen. Ihr Gesicht war ohnehin bleich und unausgeschlafen, und jetzt nahm es einen grünlichen Schimmer an.
»Nein«, sagte sie und wiederholte: »Nein.«
Dann las sie Clarissa streng die Leviten: »Weshalb erzählen Sie mir solche grausigen Dinge? Wissen Sie nicht, daß ich so etwas in meinem Zustand nicht hören darf?«
Schnauzer war nicht am Tisch. Es sah ihm nicht ähnlich, das Frühstück zu versäumen.
»Wo ist denn Monsieur Coche?« fragte Renate.
»El velhölt noch immel den Allestanten«, meldete der Japaner. Er hatte in den letzten Tagen seine Menschenscheu abgelegt und sah Renate nicht mehr mit gehetzten Augen an.
»Hat Monsieur Regnier denn wirklich diese unvorstellbaren Dinge gestanden?« fragte sie mit schwacher Stimme. »Er redet sich noch um Kopf und Kragen! Bestimmt hat sich nur sein Verstand getrübt. Wissen Sie, mir ist längst aufgefallen, daß er nicht ganz bei sich ist. Hat er denn selbst gesagt, daß er der Sohn des Radschas ist? Womöglich noch der Sohn von Napoleon Bonaparte. Der Ärmste ist einfach übergeschnappt, das ist doch klar!«
»Nicht ganz, gnädige Frau, nicht ganz«, ertönte hinter ihr die müde Stimme von Kommissar Coche.
Renate hatte ihn nicht hereinkommen hören. Der Sturm hatte zwar aufgehört, aber die See war noch unruhig, das Schiff schaukelte auf den wütenden Wellen, und fortwährend knirschte, klirrte, knarrte etwas. Der von der Kugel durchschlagene Big Ben schaukelte – früher oder später wird das eichene Monstrum hinkrachen, dachte Renate flüchtig und konzentrierte sich wieder auf Schnauzer.
»Nun, was gibt’s da, erzählen Sie!« forderte sie.
Der Polizist ging ohne Eile zu seinem Platz und setzte sich. Er winkte dem Steward, ihm Kaffee einzugießen.
»Uff, ich bin ganz erschöpft«, klagte er. »Was ist mit den Passagieren? Wissen alle Bescheid?«
»Das ganze Schiff summt, aber Einzelheiten weiß kaum jemand«, antwortete der Doktor. »Mir hat Mr. Fox alles erzählt, und ich habe es für meine Pflicht gehalten, die Anwesenden zu informieren.«
Coche blickte auf Fandorin und den rothaarigen Verrückten und schüttelte verwundert den Kopf.
»Meine Herren, Sie gehören ja nicht zu den Geschwätzigen.«
Den Sinn dieser Bemerkung begriff Renate wohl, doch das gehörte jetzt nicht zur Sache.
»Was ist mit Regnier?« fragte sie. »Hat er etwa all die Untaten gestanden?«
Schnauzer nippte mit Genuß an seinem Kaffee. Er war heute irgendwie verändert, hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem zahnlosen Kläffer. Er konnte durchaus zuschnappen, und wenn man nicht aufpaßte, riß er einem ein Stück Fleisch ab. Renate beschloß, den Kommissar in Bulldogge umzutaufen.
»Feines Käffchen«, lobte Coche. »Natürlich hat er gestanden. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Ich hatte freilich meine Plage mit ihm, aber der alte Coche hat ja große Erfahrung. Jetzt sitzt er da, Ihr Freund Regnier, und bringt seine Aussagen zu Papier, ist richtig in Fahrt gekommen. Ich bin gegangen, um ihn nicht zu stören.«
»Wieso ›mein Freund‹?« protestierte Renate. »Lassen Sie das. Er ist einfach ein höflicher Mensch, der einer schwangeren Frau kleine Gefälligkeiten erweist. Ich glaube nicht, daß er solch ein Monster ist.«
»Wenn er sein Geständnis fertig hat, geb ich’s Ihnen zu lesen«, versprach Bulldogge. »Aus alter Freundschaft. Wir haben ja viele Stunden zusammen an diesem Tisch gesessen. Das wär’s dann, die Untersuchung ist abgeschlossen. Ich hoffe, Monsieur Fandorin, Sie werden sich nicht zum Advokaten meines Kunden machen? Der kommt um die Guillotine nicht herum.«
»Eher ums Irrenhaus«, sagte Renate.
Der Russe wollte wohl auch etwas sagen, verzichtete aber. Renate sah ihn mit besonderem Interesse an. Er war so frisch und hübsch, als hätte er die ganze Nacht in seinem Bett geschlafen. Und wie immer piekfein angezogen: weißes Jackett, seidene Weste voller Sternchen. Ein sehr interessanter Typ, solchen war Renate noch nicht begegnet.
Da wurde die Tür so heftig aufgerissen, daß sie beinahe aus den Angeln flog. Auf der Schwelle stand ein Matrose, der wild mit den Augen rollte. Als er Coche sah, lief er zu ihm und flüsterte ihm etwas zu, dabei fuchtelte er verzweifelt mit den Armen.
Renate horchte, fing aber nur »Bastard« und »by my mothers grave«2 auf.
Was mochte da passiert sein?
»Doktor, kommen Sie in den Korridor.« Bulldogge schob mißmutig den Teller mit dem Rührei von sich weg. »Übersetzen Sie mir, was der junge Mann da murmelt.«
Zu dritt gingen sie hinaus.
»Waaas?« donnerte draußen der Kommissar. »Wo hattest du deine Augen, du Hund?«
Sich entfernendes Füßetrappeln. Stille.
»Ich rühre mich nicht von der Stelle, bis Monsieur Coche zurückkommt«, erklärte Renate entschlossen.
Die übrigen schienen der gleichen Meinung zu sein.
Im Salon »Hannover« herrschte gespanntes Schweigen.
Der Kommissar und Truffo kehrten nach einer halben Stunde mit finsterer Miene zurück.
»Es ist geschehen, was zu erwarten war«, verkündete feierlich der zu kurz geratene Doktor, ohne Fragen abzuwarten. »Unter die tragische Geschichte ist ein Punkt gesetzt. Das hat der Verbrecher selbst besorgt.«
»Ist er tot?« schrie Renate und stand mit einem Ruck auf.
»Selbstmord?« fragte Fandorin. »Aber wie? Hatten Sie keine V-vorsichtsmaßnahmen getroffen?«
»Doch, hatte ich.« Coche breitete verdrossen die Arme aus. »Im Karzer, wo ich ihn verhörte, gab es nur einen Tisch, zwei Stühle und eine Pritsche, alles am Fußboden festgeschraubt. Aber wenn ein Mensch unbedingt sterben will, ist er nicht zu bremsen. Regnier hat sich die Stirn an einem Wandvorsprung eingeschlagen. Und das hat er so geschickt gemacht, daß draußen kein Laut zu hören war. Der Posten wollte ihm das Frühstück bringen und sah ihn in einer Blutlache am Boden liegen. Ich habe angeordnet, ihn nicht zu berühren, soll er erst mal liegenbleiben.«
»Darf ich einen Blick auf ihn werfen?« fragte Fandorin.
»Von mir aus. Genießen Sie den Anblick, solange Sie wollen, ich frühstücke erst mal.« Und Bulldogge zog seelenruhig das erkaltete Rührei zu sich heran.
Zu viert gingen sie, um einen Blick auf den Selbstmörder zu werfen: Fandorin, Renate, der Japaner und, sonderbar, die Frau des Doktors. Wer hätte der etepeteten Ziege solche Neugier zugetraut?
Renate blickte zähneklappernd über Fandorins Schulter hinweg in den Karzer. Sie sah die wohlbekannte breitschultrige Gestalt, schräg hingestreckt, den schwarzhaarigen Kopf an der Wand. Regnier lag mit dem Gesicht nach unten, der rechte Arm war unnatürlich verdreht.
Renate ging nicht hinein, sie sah auch so genug. Die anderen hockten sich bei dem Toten hin.
Der Japaner hob den Kopf des Selbstmörders an und berührte mit dem Finger die blutige Stirn. Richtig, er war ja Arzt.
»Oh Lord, have mercy upon this sinful creature«3, sprach Madame Truffo fromm.
»Amen«, sagte Renate und wandte sich von dem schrecklichen Anblick ab.
Schweigend kehrten sie in den Salon zurück.
Zur rechten Zeit – Bulldogge hatte seine Mahlzeit beendet, wischte die fettigen Lippen mit einer Serviette ab und nahm die schwarze Mappe zur Hand.
»Ich habe versprochen, Ihnen die Aussagen unseres ehemaligen Tischgenossen zu zeigen«, sagte er unbewegt und legte drei dicht beschriebene Papierblätter vor sich hin, zwei ganze und ein halbes. »Es ist nicht nur ein Geständnis, sondern ein richtiger Abschiedsbrief. Aber das ändert nichts an der Sache. Möchten Sie hören?«
Das mußte er nicht zweimal sagen, alle setzten sich rund um den Kommissar und hielten den Atem an. Bulldogge nahm das erste Blatt, hielt es ein Stück von den Augen weg und las vor.
An den Vertreter der französischen Polizei
Herrn Kommissar Gustave Coche
19. April 1878, 6.15 Uhr
an Bord der »Leviathan«
Ich, Charles Regnier, mache das folgende Geständnis freiwillig und ohne jedweden Zwang, einzig aus dem Wunsch, mein Gewissen zu erleichtern und die Beweggründe zu erklären, die mich zu den schweren Verbrechen trieben.
Das Schicksal ist immer grausam mit mir umgegangen …
»Nun, dieses Lied habe ich schon tausendmal gehört«, kommentierte der Kommissar. »Noch kein Mörder, Räuber oder Kinderschänder hat vor Gericht gesagt, das Schicksal habe ihn mit guten Gaben überschüttet und er, der Lump, sei ihrer nicht würdig gewesen. Na schön, hören wir weiter.
Das Schicksal ist immer grausam mit mir umgegangen, und wenn es mir in der Morgenröte des Lebens freundlich gesonnen war, dann nur, um mich später um so schmerzlicher zu treffen. Meine frühen Jahre verliefen in unbeschreiblichem Luxus. Ich war der einzige Sohn und Erbe eines märchenhaft reichen Radschas, eines sehr gütigen Mannes, der die Weisheit des Ostens wie des Westens in sich aufgenommen hatte. Bis zu meinem neunten Lebensjahr wußte ich nicht, was Bosheit, Angst, Kränkung, ein nicht erfüllter Wunsch ist. Meine Mutter litt an Heimweh in dem fremden Land und verbrachte ihre ganze Zeit mit mir, sie erzählte mir von dem schönen Frankreich und dem fröhlichen Paris, wo sie aufgewachsen war. Mein Vater hatte sie zum erstenmal im Klub »Bagatelle« gesehen, wo sie die erste Tänzerin war, und sich besinnungslos in sie verliebt. Françoise Regnier (so der Mädchenname meiner Mutter – ich habe ihn angenommen, als ich die französische Staatsbürgerschaft bekam) erlag den Verlockungen, welche ihr die Ehe mit dem orientalischen Herrscher verhieß, und wurde seine Frau. Aber die Heirat brachte ihr kein Glück, obwohl sie meinen Vater aufrichtig schätzte und ihm bis auf den heutigen Tag die Treue bewahrte.
Als die Welle der blutigen Empörung über Indien hinwegging, spürte mein Vater die Gefahr und schickte seine Frau und seinen Sohn nach Frankreich. Der Radscha wußte, daß die Engländer seit langem auf die Schatulle erpicht waren und gewiß eine Niedertracht aushecken würden, um die Schätze von Brahmapur in ihren Besitz zu bringen.
In der ersten Zeit lebten meine Mutter und ich in Paris sehr luxuriös – in einer eigenen Villa, umgeben von einer zahlreichen Dienerschaft. Ich besuchte eine privilegierte Schule, zusammen mit den Söhnen von gekrönten Häuptern und Millionären. Aber dann änderte sich alles, und ich mußte den Kelch der Not und der Demütigung bis zur Neige leeren.
Niemals vergesse ich den furchtbaren Tag, an dem meine Mutter mir unter Tränen eröffnete, ich hätte keinen Vater, keinen Titel und keine Heimat mehr. Ein Jahr später wurde mir über die britische Botschaft in Paris das einzige Erbstück meines Vaters ausgehändigt – ein Koran. Zu der Zeit hatte meine Mutter mich schon taufen lassen, und ich ging zur Messe, aber ich schwor mir, arabisch zu lernen und unbedingt Vaters Randnotizen in dem Heiligen Buch zu lesen. Viele Jahre später habe ich diese Absicht verwirklicht, darauf komme ich noch zurück.
»Geduld, Geduld«, sagte Coche und lächelte verschmitzt. »Wir kommen noch dahin. Einstweilen haben wir Lyrik.«
Aus der Villa zogen wir aus, gleich nachdem wir die traurige Nachricht bekommen hatten, zunächst in ein teures Hotel, dann in ein einfacheres und schließlich in ein möbliertes Zimmer. Die Dienerschaft wurde immer kleiner, und zuletzt waren wir nur noch zu zweit. Meine Mutter war noch nie praktisch gewesen, weder in ihrer stürmischen Jugend noch später. Die Juwelen, die sie nach Europa mitgenommen hatte, reichten zwei bis drei Jahre, danach gerieten wir richtig in Not. Ich besuchte eine gewöhnliche Schule, wo sie mich verprügelten und »Neger« nannten. Dieses Leben lehrte mich, verschlossen und nachtragend zu sein. Ich führte ein heimliches Tagebuch, in dem ich die Namen meiner Beleidiger festhielt, um mich an jedem einzelnen zu rächen, wenn sich die Gelegenheit bot. Und früher oder später kam eine solche Gelegenheit. Einen der Feinde aus meiner unglücklichen Jugend traf ich viele Jahre später in New York. Er erkannte mich nicht – ich trug einen anderen Namen und hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem gehetzten mageren »Truthahn«, wie sie mich in der Schule hänselten. Eines Abends lauerte ich dem alten Bekannten auf, als er betrunken aus der Kneipe kam. Ich nannte ihm meinen früheren Namen und unterbrach seinen erstaunten Ruf, indem ich ihm das Klappmesser ins rechte Auge stieß, eine Methode, die ich in den Spelunken von Alexandria gelernt hatte. Ich gestehe diesen Mord, weil er mein Los kaum noch erschweren dürfte.
»Das stimmt«, bestätigte der Kommissar. »Auf eine Leiche mehr oder weniger kommt es nicht an.«
Als ich dreizehn war, zogen wir von Paris nach Marseille, weil das Leben dort billiger war und weil meine Mutter dort Verwandte hatte. Mit sechzehn tat ich einen Schritt, an den ich gar nicht denken mag, ich lief von zu Hause weg und heuerte als Schiffsjunge auf einem Schoner an. Zwei Jahre lang befuhr ich das Mittelmeer. Es war eine schwere, doch nützliche Erfahrung. Ich wurde stark, gelenkig und mitleidlos. Das half mir später, in der Marseiller Ecole Maritime der beste Schüler zu werden. Ich beendete die Schule mit einer Medaille und bin seither auf den besten Schiffen der französischen Handelsflotte gefahren. Als Ende letzten Jahres der Posten des Ersten Offiziers auf dem Superschiff »Leviathan« ausgeschrieben wurde, sicherten mir mein Seefahrtsbuch und ausgezeichnete Empfehlungen den Sieg. Aber zu der Zeit hatte ich bereits ein großes Ziel.
Coche nahm das zweite Blatt und kündigte an: »Und jetzt kommt das Interessanteste.«
Als Kind hatte ich Unterricht im Arabischen gehabt, aber die Lehrer waren dem Erbprinzen gegenüber zu nachsichtig, und so hatte ich nur wenig gelernt. Später, als Mutter und ich in Frankreich waren, hörte der Unterricht gänzlich auf, und ich vergaß bald das wenige, was ich wußte. Viele Jahre lang dünkte mich der Koran mit den Anmerkungen meines Vaters ein verwunschenes Buch, in dessen magischen Schriftzeichen sich ein gewöhnlicher Sterblicher niemals zurechtfinden kann. Wie dankbar war ich später dem Schicksal, daß ich nicht einen Kenner des Arabischen gebeten hatte, mir die Randbemerkungen zu übersetzen! Nein, ich mußte, koste es, was es wolle, selber in dieses Geheimnis eindringen. Wieder beschäftigte ich mich mit dem Arabischen, während ich den Maghreb und die Levante bereiste. Nach und nach begann der Koran mit der Stimme meines Vaters zu mir zu sprechen. Aber es dauerte lange Jahre, bis die handschriftlichen Notizen – blumige Aussprüche von Weisen, Bruchstücke von Gedichten und Lebensratschläge des liebenden Vaters für den Sohn – mir andeuteten, daß sie eine Chiffre in sich bargen. Wenn ich die Notizen in einer bestimmten Reihenfolge las, gewannen sie den Sinn einer genauen und eingehenden Instruktion, aber das konnte nur jemand erkennen, der die Notizen auswendig gelernt, viel darüber nachgedacht und sie im Gedächtnis seines Herzens fixiert hatte. Am längsten grübelte ich über eine Zeile aus einem mir unbekannten Gedicht:
Das Tuch, von Vaters Blut gerötet,
wird dir der Todesbote bringen.
Als ich vor einem Jahr die Memoiren eines englischen Generals las, der sich mit seinen »Heldentaten« während der Großen Empörung brüstete (mein Interesse an diesem Thema dürfte verständlich sein), erfuhr ich von dem Geschenk, das der Radscha von Brahmapur vor seinem Tod seinem Sohn gemacht hatte. Also war der Koran in ein Tuch eingewickelt gewesen! Mir fiel es wie Schuppen von den Augen! Ein paar Monate später stellte Lord Littleby im Louvre seine Sammlung aus. Ich wurde der eifrigste Besucher. Als ich endlich das Tuch meines Vater sah, ging mir die Bedeutung dieser Zeilen auf:
Mit seiner zugespitzten Form
ähnelt’s dem Berge und der Zeichnung.
Und auch dieser:
Des Vogels bodenloses Auge
blickt ins Geheimnis tief hinein.
Muß ich erklären, daß ich in all den Jahren der Austreibung immer über die irdene Schatulle nachsann, in welcher aller Reichtum der Welt verborgen war? Oft genug habe ich im Traum erlebt, wie der Deckel aufgeht und ich wieder, wie in der fernen Kindheit, den überirdischen Glanz sehe.
Der Schatz gehört mir, ich bin der gesetzliche Erbe! Die Engländer haben mich bestohlen, konnten aber die Früchte ihres Treubruchs nicht genießen. Der schäbige Aasgeier Littleby, der sich mit seinen gestohlenen »Raritäten« brüstete, war in Wirklichkeit ein gewöhnlicher Hehler. Ich hatte nicht die geringsten Zweifel daran, im Recht zu sein, und fürchtete nur eines – daß ich die gestellte Aufgabe nicht bewältige.
Ich habe in der Tat eine Reihe unverzeihlicher, schrecklicher Fehler gemacht. Der erste war der Tod der Diener und besonders der armen Kinder. Natürlich wollte ich diese gänzlich unschuldigen Menschen nicht töten. Wie Sie richtig erraten haben, war ich als Arzt verkleidet, und ich habe ihnen eine Opiumlösung injiziert. Ich wollte sie nur in Schlaf versetzen, aber aus Unerfahrenheit und aus Furcht, das Schlafmittel könnte nicht wirken, habe ich die Dosis falsch berechnet.
Die zweite Erschütterung erwartete mich oben. Als ich das Glas der Vitrine zerschlagen hatte und mit vor Andacht zitternden Händen das Tuch meines Vaters ans Gesicht drückte, wurde plötzlich eine der Türen aufgerissen, und der Hausherr kam humpelnd heraus. Nach meinen Informationen sollte der Lord verreist sein, doch nun stand er plötzlich vor mir, noch dazu mit einer Pistole in der Hand! Ich hatte keine Wahl. Ich nahm die Schiwa-Statuette und schlug sie mit aller Kraft dem Lord über den Kopf. Er stürzte nicht rückwärts, sondern nach vorn, umfaßte mich mit den Armen und beschmierte meine Kleider mit Blut. Unter dem offenstehenden weißen Kittel trug ich die Paradeuniform, deren dunkelblaue Hose mit roten Streifen den Hosen des Sanitätsdienstes sehr ähnelte. Ich war stolz auf meine Schlauheit, aber sie wurde mir letzten Endes zum Verhängnis. Im Todeskrampf riß mir der Unglückliche das Abzeichen der »Leviathan« vom Uniformrock. Ich bemerkte den Verlust erst, als ich wieder auf dem Schiff war. Zwar konnte ich mir ein Ersatzstück besorgen, aber die verhängnisvolle Spur war hinterlassen.
Ich weiß nicht, wie ich aus dem Haus gekommen bin. Durch die Tür traute ich mich nicht, ich kletterte über den Gartenzaun. Am Ufer der Seine kam ich zu mir. In der einen Hand hatte ich die blutige Statuette, in der anderen die Pistole – ich weiß nicht, wozu ich die mitgenommen hatte. Schaudernd vor Abscheu, warf ich beides in die Seine. Das Tuch hatte ich in der Tasche des Uniformrocks unter dem weißen Kittel, es wärmte mir das Herz.
Am nächsten Tag erfuhr ich aus der Zeitung, daß ich zum Mörder nicht nur von Lord Littleby, sondern auch von neun weiteren Menschen geworden war. Meine Empfindungen hierzu lasse ich weg.
»Gut so.« Der Kommissar nickte. »Es ist schon sentimental genug. Er redet wie vor Geschworenen. So als wie, urteilen Sie selbst, meine Herren, hätte ich denn anders handeln können? Sie an meiner Stelle hätten das gleiche gemacht. Pfui!« Und er las weiter vor.
Das Tuch brachte mich um den Verstand. Der Zaubervogel mit dem leeren Auge hatte eine seltsame Macht über mich. Ich handelte gleichsam nicht aus eigenem Antrieb, sondern einer leisen Stimme gehorchend, die mich führte und leitete.
»Na, da wirft er wohl eine Angel aus in Richtung psychischer Unzurechnungsfähigkeit.« Bulldogge lachte verstehend. »Das kennen wir, das haben wir oft gehört.«
Als wir durch den Suezkanal fuhren, verschwand das Tuch aus meinem Sekretär. Ich fühlte mich der Willkür des Schicksals ausgeliefert. Mir kam überhaupt nicht in den Sinn, das Tuch könnte gestohlen sein. Zu dem Zeitpunkt war ich schon dermaßen in der Gewalt eines mystischen Gefühls, daß mir das Tuch wie ein lebendiges beseeltes Wesen vorkam. Es hatte mich für unwürdig befunden und mich verlassen. Ich war untröstlich, und wenn ich nicht Hand an mich legte, so nur in der Hoffnung, das Tuch werde sich meiner erbarmen und zu mir zurückkehren. Es kostete mich gewaltige Mühe, Ihnen und meinen Kollegen meine Verzweiflung zu verbergen.
Und dann, am Tag vor der Ankunft in Aden, geschah das Wunder! Ich lief in die Kabine von Madame Kleber, nachdem ich ihren Schreckensschrei gehört hatte, und sah den plötzlich aufgetauchten Neger, der mein verschwundenes Tuch um den Hals trug. Jetzt ist mir klar, daß der Wilde ein paar Tage zuvor in meiner Kabine gewesen war und das bunte Tuch einfach mitgenommen hatte, aber damals spürte ich ein mit nichts zu vergleichendes heiliges Entsetzen. Der schwarze Engel der Finsternis schien aus der Hölle gekommen, um mir meinen Schatz zurückzugeben!
In dem sich entspinnenden Kampf tötete ich den Dunkelhäutigen, dann nutzte ich den halb ohnmächtigen Zustand von Madame Kleber, um dem Toten das Tuch unbemerkt abzunehmen. Seither habe ich es stets auf der Brust getragen und mich keinen Moment davon getrennt.
Den Mord an Professor Sweetchild habe ich kaltblütig verübt, mit einer Berechnung, die mich selbst begeisterte. Meine übernatürliche Voraussicht und Reaktionsschnelligkeit führe ich auf den magischen Einfluß des Tuchs zurück. Aus den ersten verworrenen Worten Sweetchilds ersah ich, daß er sich zum Geheimnis des Tuchs vorgearbeitet hatte und auf die Spur des Radscha-Sohnes gestoßen war – auf meine Spur. Ich mußte den Professor zum Schweigen bringen, und ich tat es. Das Tuch war mit mir zufrieden, das spürte ich daran, daß das Seidengewebe sich erwärmte und mein geschundenes Herz liebkoste.
Aber die Beseitigung Sweetchilds gab mir nur einen Aufschub. Sie, Kommissar, hatten mich schon von allen Seiten umstellt. Bis zur Ankunft in Kalkutta würden Sie und insbesondere Ihr scharfsinniger Assistent Fandorin …
Coche brummte unzufrieden und warf einen Seitenblick auf den Russen.
»Gratuliere, Monsieur. Ein Mörder würdigt Sie eines Kompliments. Immerhin danke, daß er Sie zu meinem Assistenten ernannt hat und nicht mich zu dem Ihren.«
Es läßt sich denken, mit welchem Vergnügen der Kommissar diese Zeile gestrichen hätte, um sie seinen Pariser Vorgesetzten vorzuenthalten. Aber aus einem Lied läßt sich kein Wort hinauswerfen. Renate sah den Russen an. Der zupfte an einer Schnurrbartspitze und bat den Kommissar fortzufahren.
… Ihr scharfsinniger Assistent Fandorin ganz sicher einen Verdächtigen nach dem anderen ausgeschlossen haben, und dann wäre nur noch ich übriggeblieben. Ein einziges Telegramm an die Einwanderungsbehörde des Innenministeriums hätte genügt, um herauszufinden, welchen Namen der Sohn des Radschas Bagdassar jetzt trägt. Und aus den Registern der Ecole Maritime geht hervor, daß ich unter dem einen Namen dort eingetreten und unter einem anderen ausgeschieden bin.
Und da begriff ich, daß das leere Auge des Paradiesvogels nicht der Weg zu irdischer Glückseligkeit ist, sondern der Weg ins ewige NICHTS. Ich faßte den Entschluß, in den Abgrund zu gehen, aber nicht als jämmerlicher Verlierer, sondern als großer Radscha. Meine edlen Vorfahren sind niemals allein gestorben. Ihre Diener, Ehefrauen und Beischläferinnen folgten ihnen auf den Scheiterhaufen. Ich habe nicht als Herrscher gelebt, aber dafür werde ich sterben, wie es sich für einen wahren Herrscher ziemt – so mein Entschluß. Und auf meine letzte Reise nehme ich nicht Sklaven und Dienerinnen mit, sondern die Blüte der europäischen Gesellschaft. Mein Leichenwagen wird ein riesiges Schiff sein, ein Wunderwerk des europäischen technischen Fortschritts! Die Größe dieses Plans überwältigte mich. Das ist ja noch grandioser als der Besitz eines unermeßlichen Reichtums!
»Da lügt er«, sagte Coche heftig. »Uns wollte er ersäufen, aber für sich hatte er ein Boot bereitgehalten.«
Er nahm das letzte Blatt, das halbe.
Der Trick, den ich gegen Kapitän Cliff anwandte, war infam, das gebe ich zu. Zu meiner teilweisen Rechtfertigung kann ich sagen, daß ich einen so betrüblichen Ausgang nicht erwartet habe. Ich empfinde für Cliff aufrichtige Hochachtung. Ich wollte das Schiff in meine Gewalt bringen, und ich wollte dem großartigen Alten das Leben retten. Ich dachte: Er wird sich eine Zeitlang um seine Tochter sorgen, und dann zeigt sich, daß sie gesund und munter ist. Doch leider, das böse Verhängnis verfolgt mich in allem. Konnte ich vorhersehen, daß den Kapitän der Schlag trifft? Das verfluchte Tuch, es ist an allem schuld!
An dem Tag, an dem die »Leviathan« aus dem Hafen von Bombay auslief, habe ich das bunte Seidendreieck verbrannt. Ich habe die Brücken hinter mir abgebrochen.
»Verbrannt?« rief Clarissa Stomp. »Das Tuch existiert nicht mehr?«
Renate saugte sich mit dem Blick an Bulldogge fest. Der zuckte gleichmütig die Achseln und sagte: »Gott sei Dank existiert es nicht mehr. Zum Teufel mit den Schätzen, das sage ich Ihnen, meine Damen und Herren.«
Was für ein Seneca hatte sich da gefunden! Renate rieb sich konzentriert das Kinn.
Es fällt Ihnen schwer, das zu glauben? Nun, als Beweis meiner Aufrichtigkeit gebe ich das Geheimnis des Tuchs preis. Dieses zu wahren ist nicht mehr notwendig.
Der Kommissar unterbrach sich und sah den Russen pfiffig an.
»Wenn ich mich recht entsinne, Monsieur, haben Sie in der letzten Nacht geprahlt, Sie hätten dieses Rätsel gelöst. Sagen Sie uns Ihre Lösung, dann werden wir prüfen, ob Sie so scharfsinnig sind, wie der Tote glaubte.«
Fandorin war kein bißchen verlegen.
»Es ist z-ziemlich einfach«, sagte er lässig.
Wie er sich aufspielt, dachte Renate, aber er ist gut. Ob er es wirklich herausgefunden hat?
»Also, was wissen wir über das Tuch? Es ist d-dreieckig, wobei die eine Seite glatt ist und die anderen beiden etwas gewellt sind. Erstens. Abgebildet ist ein Vogel, der statt des Auges ein L-loch hat. Zweitens. Sie werden sich an die Beschreibung des Brahmapurer Palastes erinnern, insbesondere des Obergeschosses: die Berge am Horizont, die sich in den Fresken zu spiegeln scheinen. D-drittens.«
»Ja, wir erinnern uns, na und?« fragte der Psychopath.
»Aber Sir Reginald«, sagte der Russe mit gespielter Verwunderung. »Wir beide haben doch die Z-zeichnung von Sweetchild gesehen! Darin war alles, was zur Enträtselung gebraucht wird: das dreieckige Tuch, die Zickzacklinie, das Wort ›Palast‹.«
Er zog ein Taschentuch heraus und faltete es in der Diagonale, so daß ein Dreieck entstand.
»Das Tuch ist der Sch-schlüssel, mit dessen Hilfe man das Versteck des Schatzes findet. Die Form des Tuches entspricht den Konturen eines der Berge, die auf den Fresken dargestellt sind. Man muß nur die obere Ecke des T-tuches an den Gipfel dieses Berges anlegen. So.« Er legte das Dreieck auf den Tisch und umfuhr es mit dem Finger. »Dann bezeichnet das Auge des Paradiesvogels die Stelle, wo man suchen muß. Natürlich nicht auf dem gemalten, sondern auf dem wirklichen Berg. Dort wird es eine Höhle oder etwas Ähnliches geben. Kommissar, habe ich recht oder irre ich mich?«
Alle wandten sich Coche zu. Der blies seine Hängebacken auf, zog die buschigen Augenbrauen zusammen und sah nun wirklich wie eine mürrische alte Bulldogge aus.
»Ich weiß nicht, wie Sie das fertigbringen«, knurrte er. »Ich habe diesen Text schon dort im Karzer gelesen und ihn keine Sekunde aus der Hand gegeben … Na schön, hören Sie.«
Im Palast meines Vaters sind vier Säle, in denen früher die offiziellen Veranstaltungen stattfanden: im nördlichen Saal die des Winters, im südlichen die des Sommers, im östlichen die des Frühlings und im westlichen die des Herbstes. Sie werden sich erinnern, daß der verstorbene Sweetchild davon erzählte. An den Wänden sind tatsächlich Fresken, welche die Gebirgslandschaft darstellen, auf die man durch die hohen, vom Fußboden bis zur Decke reichenden Fenster blickt. Es sind viele Jahre vergangen, aber ich brauche nur die Augen zu schließen, um diese Landschaft vor mir zu haben. Ich habe viele Reisen gemacht und vieles gesehen, aber einen schöneren Anblick gibt es auf der ganzen Welt nicht! Mein Vater hat die Schatulle unter einem braunen Felsblock auf einem der Berge versteckt. Welcher der vielen Berge das ist, findet man heraus, indem man das Tuch nacheinander an die Berge auf den Fresken hält. Der Berg, dessen Silhouette sich mit der auf dem Tuch deckt, bewahrt den Schatz. Die Stelle, wo man den Felsblock zu suchen hat, wird durch das leere Vogelauge markiert. Natürlich wird selbst ein Mensch, der weiß, in welchem Sektor er suchen muß, viele Stunden oder gar Tage brauchen, um den Stein zu finden, denn die Suchzone umfaßt Hunderte Meter. Aber ein Irrtum ist ausgeschlossen. In den Bergen gibt es viele braune Felsblöcke, aber auf dem betreffenden Berghang nur einen. ›Das Staubkorn im Auge ist ein brauner Stein, einer unter lauter grauen‹, lautet eine Eintragung im Koran. Viele Male habe ich mir vorgestellt, wie ich auf dem heiligen Berg mein Zelt aufschlage und ohne Hast, mit stockendem Herzschlag den Hang absuche, um dieses ›Staubkorn‹ zu finden. Aber das Schicksal hat es anders gewollt.
Nun denn, den Smaragden, Saphiren, Rubinen und Diamanten scheint es beschieden, dort so lange zu liegen, bis ein Erdbeben den Felsblock hinunterwirft. Doch selbst wenn das erst in hunderttausend Jahren geschieht, werden die Edelsteine keinen Schaden nehmen – sie sind ewig.
Ich aber bin am Ende. Das verfluchte Tuch hat meine Kräfte aufgezehrt. Das Leben hat seinen Sinn verloren. Ich bin erledigt, ich habe den Verstand verloren.
»Damit hat er recht«, sagte der Kommissar abschließend und legte das halbe Blatt weg. »Damit endet der Brief.«
»Nun, Legnier-san hat lichtig gehandelt«, sagte der Japaner. »El hat unwüldig gelebt, ist abel wüldig gestolben. Dafül wild ihm vieles velgeben, und im nächsten Leben bekommt el eine neue Chance, seine Velblechen wiedel gutzumachen.«
»Ich weiß nicht, wie das mit dem nächsten Leben ist.« Bulldogge legte die Blätter sorgfältig zusammen und verwahrte sie in der schwarzen Mappe. »Meine Untersuchung ist gottlob beendet. In Kalkutta ruhe ich mich ein wenig aus, dann geht es zurück nach Paris. Der Fall ist abgeschlossen.«
Da bereitete der russische Diplomat Renate Kleber eine Überraschung.
»A-abgeschlossen?« fragte er laut. »Sie haben es wieder zu eilig, Kommissar.« Er wandte sich Renate zu und richtete die stählernen Mündungen seiner kalten blauen Augen auf sie. »Will Madame Kleber uns denn nichts erzählen?«