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22

Von der Küste von Jersey zur Höhle der Erinnerungen, wo die Archive leben, ist es nur ein Steinwurf. Galen erreicht sie in ein paar Stunden. Die dicke arktische Eisschicht über ihm schützt vor den neugierigen Blicken der Menschen.

Über Hunderte und Aberhunderte von Jahren hinweg waren die meterdicken Schichten der gefrorenen Vergangenheit die einzige Verteidigungsmaßnahme, die notwendig war. Aber inzwischen sind die Menschen dahintergekommen, wie sie ihre Roboterkameras nach unten schicken können. Viele der uralten Syrena-Relikte, die einst für alle Augen sichtbar auf dem Meeresboden lagen, wurden in die Kammern der Höhle gebracht. Was eine Schande ist, da nur Royals und Archive Zugang zur Höhle haben.

Er kommt an einer Stelle vorbei, wo früher riesige römische Säulen vor den Syrena-Besuchern aufragten, um sie willkommen zu heißen. Jetzt ist es einfach nur ein verwaistes Stück Meeresgrund, grau und kalt, und das nicht nur wegen der eisigen Temperatur. Galen schüttelt den Kopf. Die Menschen zerstören wirklich alles. Nein, berichtigt er sich. Die meisten Menschen zerstören alles. Nicht alle.

Er erreicht das Portal der Höhle. Zwei Fährtensucher gewähren ihm ohne weitere Fragen Einlass. Zweifellos haben sie ihn gespürt, bevor er auch nur Grönland erreicht hat. Das schmale Portal führt in einen breiten Flur, der wie ein riesiges Maul voller dünner, scharfer Zähne aussieht. Die Felsen, die von der Decke herunterwachsen, berühren beinahe den Boden. Galen hofft, dass sich die Menschen – falls sie jemals zu dieser Stätte vordringen – hier wie eine Mahlzeit fühlen.

Selbst wenn sie sich durch diese Öffnung bis in den Bauch der Höhle hineinwagen, hätten sie ihre liebe Not, irgendetwas Fremdartiges zu finden, das nicht seit Tausenden von Jahren ein natürlicher Teil dieses Ortes ist. Die Höhle der Erinnerungen erstreckt sich über Hunderte von Meilen hinweg, ein Labyrinth von Gängen und Tunneln und Gewölben. Einige sind zu schmal, als dass auch nur ein Aal hindurchschlüpfen könnte. Andere könnten eine ganze Armee von Menschen beherbergen. Die Relikte, die die Geschichte der Syrena bezeugen, liegen an den verborgensten Stellen, am Ende der verwinkeltsten Gänge versteckt. Selbst mit der fortschrittlichsten menschlichen Technologie wäre es unmöglich, von dort wieder hinauszufinden.

Aber die Syrena besitzen ein natürliches Werkzeug, das sie leitet: ihren Spürsinn, den die Archive in der Höhle gar nicht mehr brauchen; da sie ihr Gedächtnis trainiert und bis zu höchster Aufnahmefähigkeit ausgedehnt haben, finden sie ihren Weg auch ohne diesen besonderen Sinn. Galen grinst und denkt an Emmas verärgerten Gesichtsausdruck, als Dr. Milligan ihr gesagt hat, dass Syrena ein fotografisches Gedächtnis haben. Sie wäre fast vom Stuhl gefallen, als Galen bei ihrem ersten Test in Infinitesimalrechnung besser abgeschnitten hat als sie.

Als er eine schmale Biegung umrundet, fängt Galen Romuls Puls auf und folgt ihm durch ein weiteres verschlungenes Durcheinander von Gängen. Romul wartet in der Zeremonienkammer auf ihn, dem Ort, wo die Verbindungsunterlagen aufbewahrt werden. Galen hat Romul hier noch nie zuvor angetroffen. Er fragt sich, ob es etwas mit Pacas Abstammung zu tun haben könnte. Versucht er zu beweisen, dass königliches Blut in ihren Adern fließt?

Romul verbeugt sich vor Galen, aber es ist Galen, der sich demütig fühlt. »Ah, mein liebstes Mitglied des Königshauses«, sagt Romul. »Wie geht es Euch, junger Galen?«

»Mir geht es gut, Romul. Danke.«

»Was führt Euch in diesen abgelegenen Teil des Daseins, mein Prinz? Wichtiger noch, wie kann ich Euch dienen?«

»Ich brauche erneut Informationen über die Menschen, Romul«, sagt Galen, ohne zu zögern. Er ist immer noch auf der Hut, was Romuls Beteiligung an Groms Suche nach Paca betrifft, aber etwas über die Menschen zu erfahren, ist eine von Galens häufigsten Bitten. Romul wird wohl kaum Verdacht schöpfen, vor allem weil Galen Botschafter bei den Menschen ist.

Romul lächelt und nickt. Das schwarze Haar liegt lang und strähnig auf seinen Schultern. »Natürlich, mein Prinz. Was möchtet Ihr wissen?«

»Ich würde mir gern die Überreste von Tartessos ansehen. Und ich habe Fragen zu den Halbblütern.«

Romul zieht überrascht eine Augenbraue hoch. »Wie Ihr wünscht, junger Prinz. Hier entlang bitte.«

Galen folgt seinem Mentor tiefer in die Höhle. Sie passieren die Schriftrollenkammer, wenngleich die Bezeichnung nicht ganz auf das zutrifft, was dort aufbewahrt wird. Die empfindlichen Papyrusrollen über die verlorenen Zivilisationen der Menschheit sind vor langer Zeit zerfallen, aber die anderen Zeugnisse – Tafeln, Ton, Schmuck und manchmal sogar ganze Wände voller Hieroglyphen – werden in den eisigen Gewässern der Arktis bestens konserviert.

Die eisigen Temperaturen sorgen auch dafür, dass die Grabkammer – die riesige Katakombe mit den Toten der Syrena – unversehrt bleibt. Galen war noch nie selbst dort, aber Rayna hat ihre Mutter in den ersten Jahren nach ihrem Tod besucht. Das Grab sorgt dafür, dass die Überreste der Syrena niemals in Menschenhand fallen. Galen schaudert, als er an die weltweite Suche denkt, die gewiss folgen würde, wenn der Leichnam eines Syrena – oder auch nur ein Knochen – irgendwo an den Strand gespült werden würde.

Sie erreichen die Verwaltungskammer, die größte aller Kammern, in der die Ruinen von Städten aufbewahrt werden. Galen ist schon früher hier gewesen, viele Male, aber heute sieht er das alles zum ersten Mal durch die Augen eines Menschen – sozusagen. Oder vielmehr durch die Augen eines Halbbluts. Emma könnte sich hier tagelang verlieren, vielleicht sogar monatelang. Und er würde sie liebend gern hierherbringen, um ihr alles zu zeigen.

Romul führt ihn vorbei an den gewaltigen Überresten von Alexandria in Ägypten und an Artefakten aus Kleopatras Gemächern. Vorbei an einigen uralten Tempeln aus Thailand, die sorgfältig von ihrem Unterwasserstandort entfernt und hier, in der Höhle der Erinnerungen, wiederaufgebaut wurden. Vorbei an einer turmhohen Pyramide, vor Jahrhunderten an der Küste einer Insel namens Japan zerlegt und hier einer wohlverdienten Ewigkeit übereignet. Schließlich erreichen sie Tartessos, das für die Syrena die bedeutendste Stadt von allen ist.

Tartessos ist die von allen am besten erhaltene Stadt. Erbaut wie eine riesige Zielscheibe, war die Metropole kreisförmig angelegt worden, mit Straßen, die sich rund um die zentralen Gebäude ziehen. Romul und Galen überqueren die erste gerettete Brücke, die jetzt kein Wasser mehr überbrückt, sondern von allen Seiten umflossen wird. Sie schwimmen an einer Statue nach der anderen vorbei, die alle Poseidon darstellen – oder zumindest die menschliche Version seiner selbst. Sie sind immer noch atemberaubend, obwohl die meisten zerbrochen oder angeschlagen sind und Teile von Poseidons Flosse und seines Dreizacks fehlen.

Die Syrena haben sich der Wiederherstellung der Straßen mit Hingabe gewidmet und dabei genau auf alle Einzelheiten geachtet, bis hin zu den einzelnen Kopfsteinen des Pflasters. Romul und Galen folgen den bruchstückhaften Straßen, als sie über der Stadt durchs Wasser gleiten und passieren Gebäude, Brunnen und öffentliche Bäder. Galen kann sich leicht vorstellen, wie belebt dieser trostlose, verlassene Ort einst war und wie seine Bewohner ihren Überfluss an Gold, Silber und Kupfer gegen Nahrung, Kleidung und Dienstleistungen eintauschten. Aber was ist mit Leuten, die wie Emma aussehen?

Galen bekommt seine Antwort, als sie um die letzte Kurve zum Palast einbiegen, der genau im Herzen der Stadt liegt. Ihm stockt der Atem, als sie sich einer Mauer nähern, die er schon tausendmal gesehen, aber niemals wirklich wahrgenommen hat. Abbildungen von Menschen, die zu Ehren Poseidons riesige Bullen opfern. Die meisten von ihnen haben schwarzes Haar, olivfarbene Haut und violette Augen. Ihre Torsi weisen harte Linien auf, wahrscheinlich um den Körperbau zu betonen. Aber in einer Ecke des Wandgemäldes sind andere Menschen zu sehen. Menschen, die er noch nie zuvor bemerkt hat, weil ihre Umrisse beinahe mit der Mauer verschmelzen. Weiße Haut. Weißes Haar. Violette Augen. Menschen, die wie Emma aussehen.

Galen räuspert sich. »Diese Menschen hier«, sagt er und fährt mit dem Finger über eine Gestalt, deren sanfte Kurven ihn an sie erinnern. »Wer sind sie?«

»Mein Prinz, keins der Abbilder an dieser Mauer zeigt Menschen. Das hier sind die Brüder der Syrena in ihrer menschlichen Gestalt. Und die hier«, fährt er fort, und seine Stimme ist voller Geringschätzung, »sind Halbblüter. Sogar ganz besondere, von Poseidon persönlich gezeugte.«

Galen versteift sich ob der Bitterkeit in Romuls Ton. »Richtig. Ich glaube, Sie haben sie schon einmal erwähnt, irgendetwas über Abartigkeiten … Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Warum wurden sie gehasst?«

Romul schüttelt den Kopf. »Sie selbst wurden nicht gehasst. Nein, mein junger Freund. Tatsächlich liebte Poseidon seine halb menschlichen Kinder sehr. Das war ein Teil des Problems. Viele unserer Brüder haben sich für ihre menschlichen Gefährten geopfert.«

»Geopfert? Wie meinen Sie das?«

»Es ist in unserem kollektiven Gedächtnis verankert, dass viele unserer Vorfahren sich dafür entschieden haben, die meiste Zeit ihres Lebens an Land zu verbringen«, erklingt eine andere Stimme hinter ihnen. Galen und Romul drehen sich um. Hinter ihnen schwimmt Atta, eine Archivin aus dem Hause Poseidon.

Romul lächelt sie freundlich an. »Atta, willkommen.« Dann wendet er sich wieder Galen zu. »Ja, sie hat recht, junger Freund.«

»Aber was ist daran falsch? Zeit an Land zu verbringen?« Galen wünscht, er hätte die Frage anders gestellt. Es hört sich ein wenig an, als würde er das Gesetz infrage stellen. Das wäre Hochverrat.

»Unsere Körper sind nicht für ein Leben an Land bestimmt, mein Prinz«, sagt Atta und streicht mit ihrer kleinen Hand mit einer ehrfürchtigen Geste über die Mauer. »Die … Schwere … an Land zwingt unsere Körper, härter zu arbeiten als im Wasser. Sie lässt uns schneller altern.«

»Schwere?«, wiederholt Galen, der darüber nachgrübelt, was sie meinen könnte. Er dreht sich zu Romul um. »Meint sie die Schwerkraft?« Natürlich. Das ist der Grund, warum er am Ende eines Schultags so müde ist. Es kostet mehr Energie, seinen Körper an Land zu bewegen, als beinahe schwerelos durchs Wasser zu gleiten. Viel mehr Energie. Ein kleines Schnalzen seiner Flosse lässt ihn die dreifache Distanz zurücklegen, als wenn er mit der gleichen Anstrengung seine menschlichen Beine bewegt.

Romul nickt. »Genau, die Schwerkraft, sehr gut, Galen. Schon bald begann das Volk der Syrena zu schwinden, weil viele unserer Brüder es vorzogen, mit ihren menschlichen Gefährten an Land zu leben und einen menschlichen Tod zu sterben. Triton wusste, dass unsere Art verschwinden würde, wenn dies so weiterging.«

Sie lässt uns schneller altern. Galen erinnert sich daran, was Dr. Milligan über den Herzschlag gesagt hat. Je schneller das Herz schlägt, desto kürzer ist das Leben. Dr. Milligan hat diesmal festgestellt, dass Galens Herzfrequenz höher ist als bei seiner letzten Untersuchung vor nur wenigen Monaten. Weil ich so viel Zeit an Land verbringe.

Die Kehle schnürt sich ihm zu. »Diese Halbblüter. Wie sind sie so?«

Atta und Romul tauschen einen Blick. »Ich fürchte, wir verstehen die Frage nicht, mein Prinz«, antwortet Romul.

»Was ich meine, ist Folgendes: Sind sie in der Lage gewesen, Syrenagestalt anzunehmen? Hat jemals eines von Poseidons halb menschlichen Kindern seine Gabe geerbt?«

Romul zieht die Brauen zusammen. Atta faltet die Hände und sagt: »Nicht soweit wir uns erinnern, Hoheit. Wir sind uns darin einig, dass die Halbblüter niemals in der Lage waren, Syrenagestalt anzunehmen. Man geht davon aus, dass keines von ihnen Poseidons Gabe geerbt hat.«

»Man geht davon aus? Ihr seid euch nicht sicher?«, fragt Galen mit wachsender Enttäuschung.

»Mein Prinz«, entgegnet Romul, »es ist möglich, dass sie seine Gabe geerbt haben. Das Gesetz der Generäle, das die Verbindung der beiden Häuser fordert, wurde erst erlassen, nachdem Tartessos von Menschen belagert worden war. Wir können nicht mehr nachvollziehen, ob Poseidons halb menschliche Nachkommen die Gabe geerbt haben, da sie alle in den riesigen Wellen Tritons umgekommen sind.«

Emma kann den Atem für lange Zeit anhalten, aber nicht unbegrenzt. Je nachdem, wie lang Triton die Küste überflutet hat, ist es gut möglich, dass alle Halbblüter ausgelöscht worden sind. Trotzdem könnten einige überlebt haben, oder nicht? Er starrt auf ein Halbblut an der Mauer, das ihn an Emma erinnert. Bei dem Gedanken, dass sie ertrunken sein könnte, dreht sich ihm der Magen um.

Verloren in seiner Qual, starrt er das Bild so lange an, dass seine Archivbegleiter sich langweilen. »Hoheit, können wir Euch vielleicht noch weiter dienlich sein?«, weckt ihn Atta sanft aus seiner Trance.

Galen nickt. »Ich habe noch eine weitere Frage, Atta, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

»Natürlich nicht, Hoheit«, erwidert sie huldvoll.

»Die Halbblüter. Waren sie sehr schlecht? Haben sie sich gegen uns gewandt? Ist das der Grund, warum Triton sie zusammen mit den Menschen vernichtet hat?«

»Nein«, antwortet sie. »Triton hat sie wegen der Dinge, für die sie standen, vernichtet. Er wollte alles auslöschen, was Poseidon an seine menschliche Gefährtin oder an seine halb menschlichen Nachkommen erinnern könnte. Er wollte nicht, dass noch mehr von unserer Art in Versuchung kämen, an Land zu leben – und zu sterben. Er glaubte, dass unser Überleben davon abhing, dass wir unter Wasser blieben, abseits der Menschen.«

»Können wir Euch noch bei etwas anderem helfen, junger Freund?«, fragt Romul nach einigen Sekunden.

Galen schüttelt den Kopf. »Nein. Vielen Dank für die Zeit, die Sie mir heute geschenkt haben, vielen Dank Ihnen beiden.«

»Es ist uns ein Vergnügen, Euch zu dienen, Hoheit«, erklärt Atta und verbeugt sich vor ihm, während sie sich zurückzieht. Ihr langes Haar wogt hinter ihr her wie ein Stück Stoff.

Galen will sich ebenfalls umwenden, als etwas an der Mauer seine Aufmerksamkeit erregt. Er überfliegt das Gemälde noch einmal, auf der Suche nach dem flüchtigen Bild, das er gerade im Kopf hatte. Ein paar Meter entfernt wird er fündig. Er schwimmt zu dem Bild eines männlichen Syrena hinauf und zeichnet die Form seines Auges mit dem Finger nach. »Blau?«, fragt er Romul. »Sind seine Augen blau?«

Romul schüttelt den Kopf. »Nein, mein Prinz. Irgendetwas in der Farbe, die die Menschen benutzt haben, um unsere Brüder darzustellen, war offensichtlich von minderer Qualität. Über die Jahre scheint die Farbe verblasst zu sein.«

»Natürlich. Violett wird aus Blau hergestellt.« Galen deutet mit dem Kopf auf das Bild, dann auf Romul. »Noch einmal vielen Dank, Romul. Auf Wiedersehen.«

Romul neigt den Kopf. »Es ist mir immer eine Ehre, junger Freund. Passt auf Euch auf.«

Galen folgt dem Puls der beiden Fährtensucher, um den Weg aus der Höhle hinauszufinden. Der Rückweg erscheint ihm viel länger als der Weg zu den Höhlen. Er vermutet, dass die Lasten, die seinen Geist beschweren, ihn auch körperlich verlangsamen.

Dr. Milligan hat recht. Emma ist definitiv ein Halbblut. Aber sie besitzt trotzdem die Gabe von Poseidon. Das Gesetz, das verlangt, dass sich die beiden Häuser in jeder dritten Generation verbinden, ist damit reine Augenwischerei – die Mitglieder der Königsfamilie sind nicht die Einzigen, die die Gabe erben können. Galen vermutet, dass es sich bei dem Gesetz um eine weitere Ermahnung von Triton handeln muss, loyal zueinander zu stehen statt zu den Menschen. Das macht Paca zu einer ebenso guten Kandidatin wie jede andere. Königliches Blut hin oder her. Wenn sie die Gabe besitzt, wird sie sie an ihre Nachkommen weitergeben. Genau wie Emma.

Könnte es sein, dass ein paar von Poseidons halb menschlichen Kindern doch überlebt und sich vermehrt haben? Könnte Emma eine Nachfahrin dieser Kinder sein? Sie sagt, dass ihr Vater helle Haut und helles Haar hatte. Könnte er die Verbindung sein, nach der sie suchen?

Und was, wenn er es ist? Was wäre Grom wichtiger – die Einhaltung des Gesetzes, nach dem er sich nicht mit einem Halbblut verbinden darf, oder die Sicherung des Überlebens der Gaben? Galen weiß es nicht. Aber selbst wenn Grom sich gegen die Fortpflanzung mit Emma entscheidet – wird er dann Galen erlauben, sie zu seiner Gefährtin zu machen? Denn wenn Romul und Atta recht haben, wird Emma niemals eine Flosse wachsen. Und das bedeutet, dass Galen mit ihr an Land leben müsste.

Ist es das wert? Viele Jahre meines Lebens aufzugeben, um mit ihr zusammen zu sein? Galen denkt an die Rundung ihrer Hüften, die Fülle ihrer Lippen, die Art, wie sie errötet, wenn er sie dabei ertappt, dass sie ihn beobachtet. Und er erinnert sich daran, wie übel ihm geworden ist, als Dr. Milligan angedeutet hat, dass Emma vor ihm sterben wird.

Oh ja, das ist es absolut wert.