27. Kapitel

Heißer, pulsierender Schmerz. Er strahlt von einer Stelle an meinem Hinterkopf aus. Was ist passiert? Mühsam öffne ich meine schweren Augenlider, doch es bleibt finster. Kein Himmelsviereck über mir. Bin ich blind wie ein Maulwurf oder ist das gar nicht mein Bett, in dem ich liege? Gibt es tatsächlich eine solche vollkommene Dunkelheit?

Ein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase: Putzmittel, Marke Frühlingsbrise. Eine kleine Welle der Erleichterung überkommt mich. Bin ich doch zu Hause?

Ich schicke einen Impuls an meine Hände, damit sie die Umgebung abtasten, aber die bleierne Schwärze liegt auf mir wie eine schwere Decke und ich kann mich nicht bewegen. Blind und gelähmt, dieser schreckliche Gedanke windet sich durch meinen pulsierenden Schädel wie eine Schlange und das Atmen fällt mir plötzlich schwer. Ich öffne und schließe meine Augen. Einmal, zweimal, dreimal – aber die Schwärze bleibt endgültig.

Genauso dicht wie die Finsternis ist die Stille. Kein Laut dringt an mein Ohr. Es ist totenstill. Nur mein eigener Herzschlag dröhnt in meinen Ohren. Zu viel Dunkelheit, zu viel Stille.

Unwillkürlich muss ich an diesen Film denken, »Buried – lebend begraben«, in dem ein Mann in einer Kiste unter der Erde erwacht. Kai und ich haben ihn vor einiger Zeit zusammen angesehen und ich spüre dasselbe klaustrophobische Gefühl wie damals in mir aufsteigen. Panik springt mich an wie ein wildes Tier, nur mit großer Mühe kann ich die Filmbilder zurückdrängen, damit sie sich nicht in meinem Kopf festsetzen.

Jetzt nicht durchdrehen, Jola. Bleib ruhig und denk nach.

Zuerst konzentriere ich mich ganz auf das Gefühl des Atmens. Zwinge mich, immer weiter ein- und auszuatmen. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Dann versuche ich, mit den Zehen zu wackeln. Es funktioniert. Ich balle meine Finger zu Fäusten, auch das funktioniert. Ich bin also nicht gelähmt. Aber wo bin ich und wie lange bin ich schon hier? In meinem ganzen Leben war es noch nie so still und so dunkel um mich herum.

Meine Blase schmerzt, ich muss dringend pinkeln.

Ich versuche, meinen rechten Arm zu heben, und stelle fest, dass ich tatsächlich bis zum Hals zugedeckt bin. Ich schiebe den Arm hervor und strecke ihn in die Dunkelheit. Zucke zusammen, als es plötzlich scheppert und ein schleifendes Geräusch den Raum erfüllt. Ich spüre einen leichten Luftzug und nehme den Duft von frisch geschnittenem Gras wahr.

Wo bin ich?

Der Schmerz in meinem Schädel geht vom Hinterkopf aus. Jemand hat mich niedergeschlagen, jetzt weiß ich es wieder. Und dann kommt auch alles andere: Ellis Sammy und das Blut in der Höhle. Die Männer im Wald, der Schuss, der Abdruck von Ellis Zähnen in einem Männerunterarm. Jemand hat mich niedergeschlagen, als ich auf den Kirschbaum klettern wollte. Jemand, der im wilden Garten auf mich gelauert hat. Jemand, da bin ich mir sicher, dessen Unterarm ein rotes Bissmal ziert.

Mühsam schiebe ich die Decke von meinem Körper und setze mich auf. In meinem Schädel tobt ein Chaosorchester, das hämmert und klopft. Noch völlig benommen, Schritt für Schritt und mit nach vorn gestreckten Armen taste ich mich durch das Dunkel, bis meine Hände auf eine Wand stoßen.

In den nächsten Minuten ertaste ich meine Umgebung. Ein kleiner Raum. Fünf Schritte von der Wand bis zum Bett. Zehn Schritte vom Tisch neben dem Bett bis zur Tür. Kaltes Eisen, keine Klinke, so verzweifelt ich auch danach suche. Zentimeter für Zentimeter taste ich mich an der Wand entlang, bis ich tatsächlich einen Lichtschalter finde.

Meine Finger legen den Schalter um und die plötzliche Helligkeit lässt mich die Augen schließen. Ich zähle bis zehn, dann öffne ich sie wieder. Und muss mich an der Wand abstützen, denn ich spüre, wie alle Energie meinen Körper verlässt.

Der kleine, längliche Raum hat rosafarbene Wände, die mit Kinderzeichnungen tapeziert sind. Die Bettwäsche auf dem Bett ist himmelblau mit kleinen weißen Wolken und bunten Kinderfiguren. Neben dem Holztisch steht ein weißes IKEA-Regal mit Büchern und Spielen. Halma, Mensch ärgere dich nicht, UNO.

Links neben mir ein hellblauer Vorhang. Ich schiebe ihn zur Seite. Eine Dusche, ein Waschbecken, eine Toilette. Ohne groß darüber nachzudenken, setze ich mich und pinkele. Die Spülung funktioniert. Alles ist sauber. Frühlingsbrise.

Tränen schießen mir in die Augen.

Das leise Klappern kommt von den Lamellen eines Luftzirkulationssystems über dem Waschbecken. Ich gehe zurück in den kleinen Raum. Es ist keine Blackbox wie in diesem Film, ich bin in einem rosaroten Verlies gefangen, ohne Fenster, mit einer schweren Eisentür ohne Klinke.

Die Angst, die ich so lange weggedrückt habe, schießt brutal in mir hoch. Voller Panik hämmere ich mit den Fäusten gegen die Tür. »Was hast du mit mir vor, du perverses Schwein? Lass mich hier raus, ich ersticke … ich …« Heisere Schluchzer kommen aus meiner Kehle und ich sinke vor der Tür auf die Knie.

Leise wimmernd rolle ich mich auf dem kühlen Laminatboden zusammen, spüre, wie sich die Angst unaufhaltsam durch jede Faser meines Körpers frisst. Es ist eine glühende, pulsierende Angst, die meine Glieder lähmt, meine Gedanken und meinen Willen.

Lass es nicht zu, Jola. Du hast keine Angst. Du kennst keine Angst. Lass nicht zu, dass sie Besitz von dir ergreift. Angst ist eine Falle, Angst macht dich zum Opfer. Sie kann dich auffressen wie ein wildes Tier und nichts als bleiche Knochen übriglassen.

Oh doch, ich habe Angst. Sie dringt mir aus allen Poren und ich kann nur versuchen, mich nicht von ihr lähmen zu lassen. Ich schließe die Augen und in Gedanken schlüpfe ich in mein Herrin-des-Waldes-Ich. Ich laufe den vertrauten Pfad bis zu meiner Freundin, der uralten Kiefer. Ich kann ihre rissige Rinde in meinem Rücken spüren und habe den süßen Duft des Harzes in meiner Nase. Flügelschlagen über meinem Kopf. Äste knacken, ein dunkler Schatten schleicht um meine Beine: die Wölfin. Ihre bernsteinfarbenen Augen blicken mich an. Es ist keine Schande, Angst zu haben, scheinen sie zu sagen. Auch ich habe Angst, nur deshalb lebe ich noch. Du bist stark, Jola. Kämpfe!

Ich nehme all meine Kraft zusammen, rappele mich auf und tappe zurück in das winzige Bad ohne Spiegel. Ich drehe den Hahn auf, lasse das Wasser eine Weile laufen, bevor ich in gierigen Zügen trinke und mir das Gesicht wasche. Der Angstschweiß unter meinen Achseln stinkt barbarisch, ich werfe einen sehnsuchtsvollen Blick auf die Dusche.

Nein, unmöglich. Das kann ich nicht riskieren.

Ich gehe zurück in die rosa Kammer, um die Bilder an den Wänden genauer zu betrachten. Vielleicht können sie mir eine Antwort auf die Frage geben, wo ich hier bin. Schon nach den ersten Blicken wird mir schlecht, beinahe muss sich mich übergeben. Die Bilder, sie wimmeln von Elfen, Feen und pinkfarbenen Einhörnern, die zwischen Bäumen mit dunkelfingrigen Kronen herumspringen.

»Was ist der Unterschied zwischen Feen und Elfen?«, habe ich Alina damals gefragt.

»Elfen müssen laufen und Feen haben Flügel«, höre ich ihre Stimme so deutlich, als würde sie neben mir stehen. Kein Zweifel, diese Bilder hat Alina gemalt. Nur sie malte Bäume auf diese Art. Die Erkenntnis zieht mir fast den Boden unter den Füßen weg: Alina ist hier gewesen. Nicht nur zwei Tage – sie hat in diesem Verlies gelebt, tagelang. Wochen-, vielleicht sogar monatelang. Abgeschnitten von der Welt und allem, was sie liebte. Wie im Fieber betrachte ich ihre Bildergalerie. Die Gestalten werden detailgetreuer, die Bäume kunstvoller. Oh mein Gott!

Auf einem Bild ist ein Mann mit einem schwarzen Hund auf einer grünen Wiese zu sehen. Der Mann hat einen dunklen Haarkranz, drei Haare sind über die Glatze gezogen. Seine Hose wird von breiten Hosenträgern gehalten. Rudi Grimmer – das kann nur er sein. Er streckt seine Arme nach einer kleinen goldhaarigen Fee im hellblauen Kleid aus, die ihm mit ihren zarten Flügeln davonfliegt, einer dicken gelben Sonne entgegen.

Was hast du mit ihr gemacht?

Tränen des Zornes sammeln sich in meinen Augen. Minutenlang versuche ich, mir vorzustellen, wie es Alina ergangen sein muss. Wie lange hat sie gehofft? Hat Grimmer sie … Ich schließe die Augen, um den Gedanken auszublenden, dass er Alina missbraucht hat, bevor er sie tötete.

Dass sie hier in diesen rosa Kerker gesperrt war und vergeblich hoffte, während für alle anderen das Leben weiterging, ist mir ein unerträglicher Gedanke. Ich umschlinge meine Schultern, mir ist plötzlich kalt. Meine Sachen sind klamm, aber die Kälte kommt tief aus meinem Inneren. Mein Körper krümmt sich vor Entsetzen und Scham zusammen, Tränen rinnen über meine Wangen.

Was ist aus dir geworden, Waldfee? Hat er dich erst ewig in diesem Keller gehalten wie ein Tier, um dich dann später doch zu töten?

Fakt ist: Du bist nicht mehr hier.

Ich habe deinen Platz eingenommen.

Aber ich lebe noch.

Ich will nicht sterben, Alina.

Ich will nicht enden wie du.

Ich setze mich aufs Bett und wickele mir die Decke um die Schultern. Versuche, an den Erinnerungsfäden zu ziehen, um Vergangenes hervorzuholen. Dinge, die im Nachhinein vielleicht darauf hindeuten, was geschah. Hat Grimmer Alinas Entführung von langer Hand geplant oder ist ihm der Zufall zu Hilfe gekommen?

Diesen Raum hier hat er zu einem schalldichten Verlies umgebaut, um jemanden für lange Zeit gefangen zu halten. War Alina die Erste oder hat es schon vor ihr Mädchen gegeben? Wo bin ich? In seinem Haus? Wie kann er das alles hier gebaut haben, ohne dass seine Frau etwas bemerkt hat?

Ich zittere, trotz Decke. Alina wohnte schon in Altenwinkel, als Elvira Grimmer ihren Treppensturz hatte. Die Frau war wochenlang in einer Reha-Klinik gewesen, in dieser Zeit hat Grimmer das Haus rollstuhltauglich umgebaut. Ziemlich clever. So ist den Leuten gar nicht aufgefallen, dass er mehr Beton angemischt hat, als für die Rampe zur Haustür notwendig war. Und als Elvira zurück nach Hause kam, konnte sie keine Kellertreppen mehr steigen.

All die Jahre haben mich Schuldgefühle geplagt, weil ich nicht pünktlich zu unserer Verabredung in den wilden Garten kam. Ich dachte, nur deshalb wäre Alina verschwunden. Aber das, was mit ihr geschehen ist, war gar kein Zufall. Grimmer hat ihre Entführung von langer Hand geplant. Wahrscheinlich steht er auf kleine blonde Engel. Ich sitze nur hier unten, weil er Angst hat, dass ich ihm auf die Schliche gekommen bin.

Mein Gehirn rattert unaufhörlich, fassungslos beginne ich zu verstehen, was damals wirklich geschehen ist – wie perfekt Rudi Grimmer alle im Dorf getäuscht hat. Grimmer ist Polizist gewesen. Er hat mit Sicherheit gewusst, dass es eine Akte über Martin Sievers gab. Also hat er Alinas Kleid in Sievers’ Wohnwagen gelegt und mit dem blutigen Riss ihren Tod vorgetäuscht. Es muss Alinas Blut gewesen sein, das hat die Polizei ganz sicher überprüft. Was hat er mit dir gemacht, Waldfee? Was musstest du erleiden?

Plötzlich muss ich an Grimmers Unfall vor drei Jahren denken. Er hat damals wochenlang im Krankenhaus gelegen. War das Alinas Ende? Ist sie zwischen diesen rosafarbenen Wänden jämmerlich verhungert? Mir wird so schlecht, dass ich zur Toilette renne und mich übergebe. Doch es kommt nur Wasser, mein Magen ist leer.

Werde auch ich verhungern?

Was hat er mit mir vor, wo ich doch gar nicht in sein Schema passe? Was tue ich, wenn er kommt? Ich sehe mich um im Raum, suche nach etwas, das ich als Waffe benutzen kann. Aber da ist nichts. Nur der Stuhl.

Ich versuche, mich zu konzentrieren und meine Gedanken zu ordnen. Bisher ist Grimmer noch nicht aufgetaucht. Kann er mich sehen, ohne dass ich ihn sehe?

Ich beginne, die beiden Räume systematisch abzusuchen, kann aber nichts finden. Durst plagt mich, ich halte den Kopf unter den Wasserhahn. Dann lasse ich mich wieder auf das Bett fallen.

Grimmer hat mir die Uhr abgenommen und ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Ist es Tag oder Nacht? Ich will nicht einschlafen, aber meine Augen brennen vor Müdigkeit. Die Lüftung klappert nicht mehr, es ist wieder totenstill. Inzwischen lautet die Frage: Was tue ich, wenn er nicht kommt?

Ein schleifendes Geräusch lässt mich hochfahren. Ich muss doch weggenickt sein. Mit rasendem Herzen starre ich auf die eiserne Tür. Die kleine Schiebeklappe in der Mitte öffnet sich langsam. Verdammt, ich habe das Licht brennen lassen, er kann mich sehen. Das perverse Arschloch kann mich sehen.

Ich springe auf, schalte das Licht aus und meine Hände umklammern die Streben der Stuhllehne. Kampflos wirst du mich nicht bekommen, denke ich und lausche. Nichts ist zu hören. Wird sich der Schlüssel im Schloss drehen, ein Riegel zurückgeschoben werden?

War’s das jetzt?

Licht fällt durch den viereckigen Schlitz, der Strahl einer Taschenlampe tastet sich durch den Raum. Mit zwei Schritten bin ich an der Wand neben dem Vorhang und drücke mich in die Ecke. Meine sperrige Waffe habe ich mitgenommen.

Ein leises Schaben und der Lichtstrahl verschwindet. Ich stehe im Dunkeln. Höre erneut dieses seltsame Schleifen, ein dumpfes Einrasten, dann ist es wieder still.

Mit einem Aufschrei schleudere ich den Stuhl von mir, springe aus der Ecke und trete gegen die Tür. »Lass mich hier raus, du Schwein«, brülle ich und hämmere mit den Fäusten gegen die eiserne Tür. Ein wilder Tierlaut kommt aus meinem Inneren, meine Hände schmerzen und mein Hämmern verebbt zu einem kläglichen Pochen. »Bitte, lass mich hier raus.« Schluchzend lasse ich mich mit dem Rücken gegen die Tür fallen, rutsche langsam an ihr zu Boden.

Für eine Weile dämmere ich in einer Art Trance vor mich hin, in der Gedankenfetzen nur verschwommen auftauchen und wieder verschwinden. Meine Mutter, sie muss mich doch vermissen. Oder liegt sie, betäubt von ihren Medikamenten, in ihrer Schreibklause und schläft? Wie spät ist es? Ist die Polizei im Dorf? Gibt es denn niemanden, der mich vermisst? Kai, du musst doch merken, dass ich fort bin. Oder denken die Leute, dass ich mit Olek auf und davon bin? Olek, mein lächelnder Dieb mit den schönen Augen. Lebst du noch? Oder haben sie dich im Wald verscharrt? Schießen, schaufeln, schweigen, die drei großen S der Jägerei.

Mein Magen beginnt zu rumoren und von diesem dumpfen Hungergefühl werde ich wieder richtig wach. Ich habe seit dem Frühstück am Sonntag nichts mehr gegessen. Ist überhaupt noch Sonntag? Oder schon Montag?

Ich rappele mich ächzend vom Boden hoch. Meine Beine sind eingeschlafen, ich habe das Gefühl, als würden tausend Ameisen durch meine Adern rennen. In kleinen Schritten laufe ich bis zur Wand, taste mich bis zum Lichtschalter vor und lege ihn um. Wie ein Maulwurf blinzele ich in den hellen Raum. Mein Schädel brummt, an meinem Hinterkopf hat sich eine dicke Beule gebildet. Ich bekämpfe meinen Hunger mit Wasser aus der Leitung. Hungern kann man lange, aber dursten nur drei Tage, habe ich mal gelesen. Das Wasser gluckert in meinem Magen, das hohle Gefühl bleibt.

Ich lege mich auf das Bett und starre an die Decke. Wird Grimmer mich hier unten jämmerlich verrecken lassen? Immer mal durch den Schlitz leuchten und nachschauen, ob ich noch Kraft habe, mich vor ihm zu verstecken? Wird er die eiserne Tür öffnen, wenn ich schwach genug bin und mich nicht mehr wehren kann?

Ich bin fast siebzehn, alt genug, um zu wissen, dass manche Dinge nicht gut ausgehen. Passiert mir das hier wirklich? Ist man feige, wenn einen den Mut verlässt?

Ich weiß, dass ich aufstehen sollte, mich bewegen, irgendetwas tun, aber alle Kraft hat mich verlassen. Nach einer Weile nicke ich wieder ein.

Ein kaltes Frösteln überläuft mich, als ich erneut das schwere Schleifen höre. Ich möchte liegen bleiben und mich vom Strahl der Taschenlampe abtasten lassen. Ich will, dass Grimmer diese Tür öffnet und hereinkommt. Dass ich ihm ins Gesicht spucken kann, bevor er mit mir macht, was immer er sich in seinem kranken Hirn für mich ausgedacht hat.

Jemand macht sich an der Tür zu schaffen. Ich springe auf und schnappe mir den Stuhl. Wie eine Kriegerin stehe ich da, mit wirrem Haar, die Stuhlbeine als Waffe auf die Tür gerichtet.

Die Schiebeklappe geht auf und ein mächtiger Adrenalinschub fährt durch meinen Körper.

»Jola Schwarz, sind Sie da drin?«, fragt eine forsche Frauenstimme. »Hier ist die Polizei. Sie brauchen nichts mehr zu befürchten. Wir sind gleich bei Ihnen.«

Langsam lasse ich den Stuhl sinken. Ich atme tief ein, merke, wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet. Ich atme, ich lächele und ich warte, bis die große Eisentür endlich aufgeschoben wird.