6.

 

Karem bekam von der Stadt Rom selbst kaum etwas zu sehen. Ein leichter, aber unangenehmer Nieselregen war aufgekommen und ließ alle Farben verblassen, so dass die ganze Welt nur noch aus Grautönen zu bestehen schien.

Die Soldaten mieden die Hauptstraßen und betraten die Stadt durch eines der kleineren Westtore, wo sie ein verschlafen wirkender Legionär durchwinkte.

Alle Sklaven waren hintereinander angekettet. Karem ging als Letzter in der Reihe vor dem Ork. Er hatte schwören müssen, dass das riesige Wesen niemanden angreifen würde, und deshalb durfte Crom auf seinen eigenen Beinen laufen. Für ihn war das alles ein Wunder.

Er, der jahrelang nur die Laufgrube gekannt hatte, konnte sich nicht sattsehen, und auf der ganzen Reise hatte er geschnattert wie ein kleines Kind, hatte Karem ständig auf irgendwelche Besonderheiten der Landschaft aufmerksam gemacht, auf Häuser, Wiesen, Bäume, eigentlich auf alles gedeutet und zu allem Bemerkungen gemacht. Karem gönnte dem Ork dieses Erlebnis, aber er selbst weilte die meiste Zeit in Gedanken und sinnierte über das unbekannte Schicksal nach, das ihn in Rom erwarten würde.

Durch kleine Gassen, zwischen verfallenen, mehrstöckigen Häuserblöcken wurde ihre Gruppe getrieben. Nun, wo die Legionäre endlich in Rom waren, hatten sie es eilig, die Sache hinter sich zu bringen.

Farcellus Sohn Luvon war der einzige Gefangene, der außer den Legionären reiten durfte. Seine Hände waren an den Sattelknauf gefesselt, und zusätzlich hatte man seine Füße unter dem Leib des Pferdes zusammengebunden. Stumm vor sich hinstarrend, hatte er die mehrtägige Reise hinter sich gebracht. Karem hatte eine Unterhaltung seiner Wächter belauscht und erfahren, dass Luvon sich weigerte zu essen.

Farcellus Sohn wurde stets abseits von den übrigen Sklaven gehalten und Gespräche mit ihm waren verboten. Sein Aussehen hatte sich erschreckend schnell verändert. Seine Haare wirkten verfilzt und stumpf, der ehemals goldene Glanz war verschwunden. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, sein Gesicht war hohlwangig.

Karem, der ihn heimlich beobachtete, empfand Mitleid für ihn. Luvons’ Schwester und seine Mutter waren nicht bei ihrer Gruppe. Karem hoffte, dass sie noch am Leben waren, aber nach und nach begann er, diese Gedanken beiseite zu schieben. Seine eigene Zukunft bereitete ihm genug Sorgen.

Die Gassen wurden immer schmäler, bevor sie in einen größeren Platz mündeten. Danach ging es steil bergauf. Karem konnte nun zum ersten Mal das Ziel ihrer Reise zwischen den Silhouetten der Häuser durchschimmern sehen. Das Große Coloseum, von dem selbst er als Sklave schon gehört hatte. Hier kämpften Gladiatoren aus allen Welten und starben verblutend im Sand unter dem anfeuernden Grölen der römischen Massen. Ihn schauderte bei dem Gedanken, dass hier sein noch junges Leben sein Ende finden sollte.

Eine kleine Abteilung unter Sacrus trennte sich mit Luvon von ihnen und hielt auf die unterirdisch angelegten Verliese des Imperators zu, über denen sich das mächtige Coloseum erhob.

Karem und die anderen wurden wie eine kleine Viehherde durch ein Tor getrieben, das den einzigen Zugang zu einem großzügig angelegten Innenhof bildete. Mehrere ebenerdige Gebäude schlossen sich an.

Im Hof übten Männer, teilweise voll ausgerüstet und mit scharfen Waffen, manche allerdings auch nur mit Holzschwertern bewaffnet, unter den Kommandos der Ausbilder. Alle hielten mit ihrer Tätigkeit inne, als sie den Ork erblickten.

Unruhiges Gemurmel wurde laut, das erst endete, als ein stämmiger, fast kahlköpfiger Mann mit energischen Schritten auf Karem und die anderen Sklaven zuhielt. Der Mann stellte sich als Pinius, Leiter der Gladiatorenschule, vor. Karem bemerkte erst jetzt, dass ihm die linke Hand fehlte. Der Arm endet kurz hinter dem Handgelenk, über das eine Messingkapsel geschoben war, die einen Blick auf das verstümmelte Fleisch verhinderte.

Die römischen Legionäre zogen ab und die Gefangenen blieben allein im Hof zurück. Pinius gab einen lauten bellenden Befehl, und die Kämpfer nahmen ihre Übungen wieder auf. Crom grunzte leise, als der Oberaufseher vor ihn trat und zu ihm aufblickte.

»Verstehst du mich?«, fragte Pinius. Er wusste, dass er äußerlich keine Anzeichen von Furcht zeigte, aber tief in ihm regte sich die Urangst des Menschen vor dem Tier.

Crom starrte stumm aus seinen roten Augen zurück. Seine Unterlippe schob sich zurück und entblößte die schrecklichen Hauer.

»Er versteht dich, Herr«, antwortete Karem stattdessen. »Aber er spricht nur mit mir.«

Pinius Augen wanderten zu Karem und musterten ihn aufmerksam. »Dann sag ihm, er darf keinen der Männer hier verletzen oder er wird getötet.«

Karem blickte zu Crom, der erneut nickte.

»Er wird sich daran halten.«

Über Pinius breites Gesicht lief ein Lächeln. »Anscheinend spricht er auch nicht immer mit dir.«

»Da habt Ihr recht! Er kann sehr dickköpfig sein.«

Der Ausbilder lachte dröhnend. »Nun gut. Männer, vielleicht glaubt ihr direkt in die Hölle gekommen zu sein, aber das ist nur zum Teil richtig. Ihr werdet hier gut behandelt, bekommt ausreichend zu essen und werdet nicht geschlagen. Außer den täglichen Aufräumarbeiten und dem Säubern des Hofes sowie der Pflege der Waffen müsst ihr nur eines tun, üben. Übt hart, denn je mehr ihr übt, desto größer sind eure Chancen, in der Arena zu überleben.«

Masak, einer der drei Brüder, der neben Karem stand, grinste. Pinius trat vor ihn, bis sich ihre Gesichter fast berührten. »Und lasst es nie am nötigen Ernst fehlen, denn sonst sterbt ihr schneller als es nötig wäre«, zischte der Ausbilder. Masaks Grinsen verschwand.

»Ich werde euch jetzt eure Unterkünfte zeigen. Die Gladiatoren des Ersten Ranges, das seid ihr, schlafen dort drüben in dem Flachbau. Wenn ihr in eurer Ausbildung vorankommt, werdet ihr wechseln, das bedeutet, dass Freunde oder Verwandte nicht unbedingt zusammenbleiben können. Eure jetzige Kleidung wird verbrannt. Ihr bekommt neue Kleider, die für eure Ausbildung geeigneter sind. Decken für die Nacht liegen in den Unterkünften bereit. Sucht euch eine Liege aus, wie ihr euch untereinander einigt, ist mir egal, aber es wird zwischendurch nicht gewechselt.«

Pinius legte die Hände auf den Rücken.

»Du, wie ist dein Name?«, er deutete auf Karem.

»Karem, Herr!«

»Der Ork wird in den leeren Pferdeställen untergebracht.«

»Kann ...«

»Nein, du kannst nicht bei ihm schlafen. Du quartierst wie alle anderen in dem Gebäude für die Anfänger.«

Crom legte den Kopf in den Nacken und ließ ein schreckliches Brüllen erklingen, das alle Männer auf dem Hof veranlasste, den Kopf nach ihm zu drehen.

Pinius war ungerührt stehen geblieben. »Und wenn ihm das nicht gefällt, dann wird er draußen im Hof angepflockt. Ist das klar?«, brüllte er zurück.

»Ja«, brummte der Ork. Es war das erste Mal, dass er zu einem anderen Menschen als Karem gesprochen hatte.

Der Ausbilder lachte laut auf. »Ich denke, du und ich, wir werden gute Freunde werden.«

 

Pinius beobachtete Karem beim täglichen Training. Der junge Mann trug in der rechten Hand ein omrakisches Rundschild, in der linken ein römisches Kurzschwert, die Waffe, an der alle Gladiatoren ausgebildet wurden, bevor sie sich später ihren Fähigkeiten entsprechend spezialisierten.

Die Augen des Ausbilders nahmen jedes Detail auf. Er sah, mit welcher katzenähnlichen Geschmeidigkeit sich Karem bewegte, die Schnelligkeit seiner Reaktionen, aber er sah auch das Ungeschick, mit der er die Waffe handhabte.

Karem übte mit einem der Hilfsausbilder, einem kleinen, dünnen, aber sehr flinken Mann namens Ropa, der mühelos seinen Schlägen auswich, gleichzeitig aber selbst Probleme hatte, einen Treffer anzubringen.

Die Sonne stand hoch am Himmel und beide Männer schwitzten, während Pinius sie aus dem Schatten des Haupthauses heraus beobachtete.

Dieser Karem war ein Bewegungstalent, wie er es selten zuvor gesehen hatte, aber irgendetwas stimmte nicht. So wie er mit dem Schwert umging, würde er bei seinem ersten Auftritt in der Arena keine zehn Minuten überleben. Pinius grübelte über den Grund dieser Ungeschicklichkeit nach. Schließlich erhob er sich von der Holzveranda und ging auf die beiden Kämpfer zu.

»Ropa, lass gut sein! Ihr habt eine Pause verdient.«

Der Hilfsausbilder wandte sich sofort wortlos um und ging zu den im Schatten stehenden Wasserfässern, um sich abzukühlen und zu trinken. Karem dagegen blieb abwartend stehen. Seit über neun Monaten trainierte er nun schon in der Gladiatorenschule, und sein Körper hatte sich an die neuartige Anstrengung gewöhnt. Obwohl er schon immer schlank gewesen war, hatte das harte Training die letzten Fettreste von seinem Körper gebrannt und die Muskelstränge traten überall deutlich hervor.

Bisher hatten sie lediglich ein Ausdauer- und Krafttraining absolviert. Erst seit drei Monaten übten sie mit der Waffe, aber Karem war schon jetzt der Verzweiflung nahe. Er würde es niemals lernen. Ropa war einfach zu schnell, und dabei galt er noch als schlechtester Kämpfer unter allen Ausbildern.

Pinius gab Karem durch eine Handbewegung zu verstehen, dass er ihm in den Schatten folgen sollte.

»Setz dich, Junge.«

Karem legte Schwert und Schild ab und hockte sich auf die groben Holzdielen.

»Ich beobachte dich jeden Tag«, meinte der Ausbilder. »Und so langsam glaube ich, dein Problem zu kennen. Das Schwert in deiner Hand wirkt wie ein Holzprügel, mit dem du versuchst, Fliegen zu erschlagen.«

Karem senkte beschämt den Kopf. Er mochte Pinius, der stets gutgelaunt war und ihn mit Achtung behandelte. Dass er ihn enttäuschte, beschämte den jungen Mann.

»Lass mich dich etwas fragen«, sprach Pinius weiter. »Warum hältst du das Schwert nicht in der rechten Hand?«

Der Gladiator hob die Hand. Deutlich sichtbar stand der verkrüppelte Zeigefinger ab, während er die Hand zu einer Faust schloss.

»Karem, das weiß ich! Trotzdem, mit welcher deiner Hände isst du?«

Die Frage überraschte Karem.

»Mit der Rechten.«

»Na also, und warum kämpfst du dann mit der Linken?«

»Ein Löffel ist kein Schwert.«

Pinius lachte. »Mein Junge, warum sind wir nicht schon früher dahinter gekommen? Du bist ein geborener Rechtshänder, versuchst aber deiner linken Hand etwas beizubringen, was sie nicht lernen kann.«

»Aber ich habe schon Schwierigkeiten, das Schwert in der Rechten zu halten!«, protestierte Karem.

Pinius blickte ihn nachdenklich an. »Dann müssen deine restlichen vier Finger die Kraft entwickeln, die sonst in fünf Fingern ist. Ab heute übernehme ich persönlich deine Ausbildung. Mir wird schon etwas einfallen.«

 

Am nächsten Tag überraschte Pinius den jungen Gladiator mit einer ungewöhnlichen Aufgabe. Beide saßen wieder auf der Veranda.

Der Ausbilder gab ihm einen faustgroßen Lederball, der mit Sand gefüllt war.

»Ab heute wirst du diese Lederkugel in jeder freien Minute kneten. Das wird deine Finger kräftigen. Danach gehen wir dazu über, die Muskeln an deinem Handgelenk zu stärken und deine Geschicklichkeit zu trainieren; auch dazu habe ich mir Gedanken gemacht. Aber als Erstes reden wir über den Kampf selbst, denn jede Auseinandersetzung wird im Kopf gewonnen oder verloren. Wenn du Angst vor deinem Gegner empfindest und diese Angst dich im Kampf lähmt, dann ist es vollkommen egal, wie geschickt du mit einer Waffe umgehen kannst. Noch schlimmer ist Überheblichkeit. Sie verleitet dich dazu, einen schwächeren Gegner zu unterschätzen und unaufmerksam zu werden. Viele gute Männer sind in der Arena gestorben, weil sie dachten, die Sache würde einfach werden. Glaub mir, Karem, es ist niemals einfach. Auch wenn dein Gegner verletzt ist oder am Boden liegt, es genügt immer nur ein Stoß oder ein Hieb, um dir den Tod zu bringen.«

Pinius klopfte Karem aufmunternd auf die Schulter. »Wir werden jetzt Kampfverhalten üben. Komm mit in den Hof.«

Beide schritten zur Hofmitte.

»Lass deine Waffen liegen, die brauchen wir jetzt nicht. Zuerst einmal, die Kämpfe finden fast immer zur Mittagszeit statt.« Pinius deutete mit der Hand auf die Sonne. »Zu dieser Tageszeit herrscht das beste Licht, und kein Schatten verhindert den Zuschauern den Blick auf Verletzungen, außerdem wirkt Blut im Sonnenlicht noch greller und darum geht es schließlich dem Mob. Er will Blut fließen sehen.«

Der Ausbilder seufzte leise, bevor er weiter sprach. »Die Kämpfe ziehen sich aber oft über Stunden hin, und in dieser Zeit verändert sich der Stand der Sonne. Wenn du also die Arena betrittst, vergewissere dich zuerst, woher das Sonnenlicht kommt. Du musst während des Kampfes immer versuchen, dass die Sonne in deinem Rücken bleibt und dem Gegner ins Gesicht scheint. Da er konzentriert ist, wird er die Augen zusammenkneifen und schon bald werden diese Augen ermüden. Er wird anfangen zu blinzeln. Nutze diese Momente für einen Überraschungsangriff.«

»Aber wird nicht mein Gegner genau das Gleiche mit mir versuchen?«, gab Karem zu bedenken.

»Möglicherweise, aber glaub mir mein Sohn, in der Arena sterben viele Dumme und viele Hitzköpfe, die nicht warten können.«

»Worauf warten?«

»Auf die eine Möglichkeit, die sich einem immer bietet. Auf den Bruchteil eines Augenblicks, in dem der Gegner unkonzentriert ist. Dieser Augenblick kommt immer. Übe dich in Geduld, lass dich nicht auf einen ermüdenden Schlagabtausch ein, weiche aus, warte und schlage zu wie ein Falke, der sich vom Himmel herab auf ein Kaninchen stürzt.«

»Ich werde daran denken«, versprach Karem.

»Denken allein nützt dir nichts. Du musst es verinnerlichen. Im Kampf hast du keine Zeit zu denken. Wenn etwas geschieht, dann passiert es blitzschnell. Du musst dich auf deine Reaktionen verlassen. Jetzt noch ein paar Kleinigkeiten, die sehr wichtig sein können. Poliere deine Waffen und deine Ausrüstung, bis sie funkeln. Schon mancher Gegner wurde vom reflektierenden Sonnenlicht geblendet und starb, weil er für einen kurzen Augenblick die Übersicht verlor.«

Pinius deutete auf seine Füße. »Kommen wir dazu. Jeder Kämpfer trägt geschnürte Sandalen. Manche machen den Fehler, neue Sandalen im Kampf zu tragen, um den Massen zu gefallen. Du wirst alte tragen, deren Sohlen aufgeraut sind, damit du einen festen Stand hast. Versuche, deine Füße durch Drehbewegungen auf den Fersen in den Sand zu graben, bis du ruhig stehst. Weiche mit dem Körper aus, lass deinen Gegner ins Leere laufen, während deine Beine wie Säulen stehen. Hast du das alles verstanden?«

»Ja, Herr!«

»Ab heute nennst du mich Pinius. Und jetzt werden wir üben, was wir gerade besprochen haben.«

 

Die Zeit verging schnell in der Gladiatorenschule. Pinius erwies sich als geduldiger aber unermüdlicher Lehrer, der Karem bis zur Erschöpfung antrieb. Meist übten sie schon im Morgengrauen, verbrachten die Mittagshitze mit Gesprächen über Kampftechniken und Taktiken und nahmen das Training wieder auf, wenn es etwas kühler geworden war. Erst, wenn das letzte Licht des Tages verstrich, kam Karem zur Ruhe. Dann fand er endlich die Zeit, sich mit Crom zu beschäftigen. Der Ork war vom täglichen Training ausgeschlossen und übte separat unter der Anleitung Hamrabis, mit einer riesigen Axt umzugehen. Aber selbst diese Waffe wirkte in seinen Pranken wie Spielzeug, wenn er herumwirbelte, die Axt sausen ließ und dicke Baumstämme zerhämmerte.

Hamrabi war sehr zufrieden mit den Fortschritten des Ork, aber Crom begann sich zu langweilen und die Abende herbeizusehnen, wenn Karem ihn in der Scheune besuchte, und sie sich stundenlang unterhielten.

Aber selbst dann wirkte Karem oft geistesabwesend und knetete die sandgefüllte Lederkugel in seiner rechten Hand.

Masak und seine Brüder hatten inzwischen ebenfalls Freundschaft mit dem Ork geschlossen, und besonders Masak mit seinem fröhlichen Wesen hatte es Crom angetan.

Nur Rao, der Adesianer und Hersan, der Schafhirte, fürchteten sich noch immer vor dem riesigen Wesen, zu dem sie stets einen großen Abstand hielten. Die beiden waren aber auch sonst sehr verschlossen und sprachen nur wenig mit den anderen.

Eines Abends saßen Masak, Kulan, Threm, Karem und Crom in der Unterkunft des Orks beisammen und unterhielten sich über die Unterschiede und Vorteile der einzelnen Waffen, als Pinius den Pferdestall betrat.

Der Ausbilder war nie zuvor hier gewesen, und deshalb trafen ihn überraschte Blicke. Karem und die anderen wollten sich erheben, aber Pinius bedeutete ihnen, sitzen zu bleiben. Er zog sich einen Strohballen heran und setzte sich mit einem Lächeln.

»Ich habe über eure Zukunft nachgedacht und eine Entscheidung getroffen.« Er machte eine kleine Pause, die die Spannung im Raum steigen ließ. »Ihr werdet als Kampfgruppe zusammen in die Arena ziehen.«

»Zusammen?«, fragte Kulan verblüfft nach.

»Ja! Ich habe euch alle beobachtet und mit euren Lehrern gesprochen; wir sind einer Meinung. Als Gruppe habt ihr eine große Chance, in der Arena zu überleben, aber als Einzelne sieht es schlecht aus. In drei Monaten beginnen die großen Herbstkämpfe, bei denen sich die besten Gladiatoren des ganzen Reiches miteinander messen. Es ist unmöglich, euch bis dahin auf den geforderten Stand zu bringen, und der Berater des Kaisers gesteht uns für eure Ausbildung kein weiteres Jahr zu. Cassius selbst drängt darauf, vor allem den Ork in der Arena zu sehen.«

Crom zog seine Unterlippe zurück und knurrte tief.

»Aber ...«, versuchte Karem einzuwenden, aber Pinius ließ ihn nicht ausreden.

»Ihr alle habt Stärken und Schwächen. Du Karem bist schnell, aber noch zu ungeschickt mit dem Schwert. Masak, dein Blut gerät leicht in Wallung und dann verlierst du jedes Mal den Überblick. Dagegen kämpft dein Bruder Threm zu verhalten, und Kulan ist zwar brillant im Angriff, aber jeder Anfänger könnte seine Deckung durchstoßen. Zusammen könnt ihr euch ergänzen, eure Stärken werden gebündelt und eure Schwächen gemildert, aber allein überlebt keiner von euch auch nur den ersten Tag.«

Sie alle schwiegen betreten. Niemand sprach ein Wort.

»Der größte Vorteil eurer Gruppe aber ist Crom. Allein seine Größe wird den meisten Gegnern Furcht einflößen und seine Kampfkraft wiegt dreifach. Schicken wir ihn allein in die Arena, dann bedeutet das für ihn, dass er gegen wilde Tiere, Bären, Löwen, Grouls kämpfen muss und auch da stehen seine Chancen schlecht. Crom, du brauchst mich gar nicht so anstarren, ich weiß, was du denkst, aber lass dir gesagt sein, du hast noch nie ein Rudel halbverhungerter Löwen oder einen verletzten Hewat-Bären kämpfen sehen. Glaubt mir«, sprach er in die Runde. »Es ist für euch alle besser so.«

»Werden wir sterben, Pinius?«, fragte Karem.

»Bei den Göttern, ich weiß es nicht.« Der Ausbilder erhob sich. »Ab morgen trainiert ihr gemeinsam.« Mit diesen Worten verließ er den Stall. Eine Zeit lang saßen sie noch beisammen, schweigend. Bis jeder in seine Unterkunft ging, um mit seinen Gedanken allein zu.

 

 

Das Flüstern des Windes
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