Fünfundzwanzig

»Sie ist göttlich«, sagte Ben zum hundertsten Mal und starrte auf das Bündel, das in ein Laken gewickelt in seinen Armen lag.

Katy ruhte auf ihrem Kissen – ganz und gar erschöpft und ganz und gar glücklich. Der Tag hatte so völlig anders geendet, als sie es befürchtet hatte. Das Beste von allem war Bens Gesicht gewesen, als er sich zur genauen Betrachtung an die Babywaage herangewagt hatte, nachdem das Baby gewaschen worden war. Er hatte sich umgedreht und die Kleine mit dem breitesten Grinsen angeschaut, das sie je an ihm gesehen hatte.

»Sie ist ein Rotschopf! Sie ist ein Rotschopf!«, hatte er zu ihr herübergerufen, beide Daumen nach oben gereckt.

Ben reichte Katy das winzig kleine Mädchen, damit sie mit ihm kuscheln konnte.

»Danke«, sagte sie. »Danke, dass du hier bist.«

»Na ja, es stand ja ziemlich auf Messers Schneide. Braindead und ich waren in Edinburgh.«

»Wann?«

»Gestern Abend.«

»Gestern Abend? Warum warst du gestern Abend in Edinburgh?«

»Ach, Katy. Nachdem ich von dir weggegangen war, wusste ich nichts mit mir anzufangen. In meinem Kopf hat sich alles wie verrückt gedreht, jedenfalls bin ich anscheinend ins Pub gegangen, wo Braindead gerade seine Mittagspause verbrachte. Wie auch immer, Rick hatte mich auf dem Handy angerufen und mich gefragt, wann wir am Freitag aufbrechen, um für den Junggesellenabschied nach Edinburgh zu fahren. In meinem Zustand konnte ich nichts Sinnvolles mehr von mir geben, also griff sich Braindead das Telefon und sagte zu Rick, dass wir sofort aufbrechen würden. Zu diesem Zeitpunkt schien dies eine super Idee zu sein, und so gingen wir vom Pub aus direkt zum Bahnhof und nahmen den nächsten Zug nach Edinburgh. Ohne Klamotten und so. Als wir dort ankamen, fielen wir ins erste Pub ein, das wir entdeckten. Und alles, woran ich mich danach noch erinnern kann, ist, dass Braindead irgendwann einen Anruf auf seinem Handy bekam und anfing, irgendwas von Daniel zu faseln.

»Daniel? Daniel hat Braindead angerufen? Wann war das?«

»Keine Ahnung. Ich schätze so gegen elf.«

»Aber da war er bei mir.«

»Na ja, irgendwie hat er es jedenfalls hingekriegt, auch noch eine Diskussion mit Braindead einzuschieben, denn der kam immer wieder mit diesem Kram daher. Daniel versuchte, Braindead zu überreden, mit mir zurück nach Leeds zu kommen. Ehrlich, wäre es nicht ausgerechnet um dieses Thema gegangen, wäre es verdammt lustig gewesen, Braindead wie Daniel daherlabern zu hören. Er benutzte plötzlich komplizierte Wörter und so.«

»Also, was haben sie gesagt? Was hat dich schließlich dazu gebracht zurückzukommen?«, fragte Katy zaghaft.

»Sie haben mir klargemacht, dass ich es einfach so sehen sollte: dass das Baby von mir sein könnte und nicht, dass das Baby nicht von mir sein könnte; und dass ich mir überlegen sollte, was ich tun würde, wenn er der nächste Stürmer in der englischen Fußballmannschaft würde und ich dem armen Kerl sagen müsste, dass ich keine Lust gehabt hätte, zu seiner Geburt aufzukreuzen.«

»Dann war also Fußball der Grund, weshalb du zurückgekommen bist«, sagte Katy, die merkte, wie ihre Euphorie schwand.

»Nein, Katy, nein! Das war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Aber um absolut ehrlich zu sein: Ich war mir sogar im Zug hierher noch nicht ganz sicher. Dann hat Daniel vor dem Krankenhaus auf mich gewartet, und eine Krankenschwester hat mir die einzig wichtige Frage gestellt.«

»Wie? Die Liebst-du-ihn-wirklich-Frage?«

»Nein. Die Liebst-du-sie-wirklich-Frage.«

»Und?«

»Na, die Antwort lautete natürlich: Ja!«

»Wirklich? Im Ernst?«

»Aber natürlich, klar doch, verdammt noch mal. Ich weiß, ich habe vorher nie was von Liebe gesagt, das ist nicht mein Ding«, erklärte er. Er nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. »Ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt.«

»Ich liebe dich auch, weißt du«, erwiderte sie.

»Du musst das jetzt nicht sagen, bloß weil ich es gesagt habe.«

»Nein, das tue ich wirklich – und ich will dich heiraten, wenn du das wirklich ernst gemeint hast.«

»Aber sicher! Ich habe allerdings eine Bedingung.«

»Und welche?«, fragte Katy, die schon das Schlimmste befürchtete.

»Dass wir nie so ein langweiliges Ehepaar werden. Du weißt schon, die in den Pubs herumsitzen und nichts miteinander reden und wahrscheinlich auch nie Sex miteinander haben.«

»Das verspreche ich dir«, antwortete Katy und wusste, dass das Leben mit Ben niemals langweilig werden würde. »Ich sag dir was: Wir werden sogar dienstags Sex haben.«