Acht Tage blieb ich in Orbieu. Bei jedem Wetter, und jedes scheußlich kalt, durchstreifte ich mit meinem Vater, La Surie und unseren Soldaten zu Pferde meinen Besitz. Die Wege waren allesamt so fürchterlich, daß ich mich wunderte, wie die Erntekarren – in der Heumahd, der Kornernte, der Weinlese – darauf nicht zehnmal umstürzten. Alle Leute, die ich unterwegs traf, sprach ich an, oder ich suchte sie in ihren Hütten auf, doch ging ich nie weiter als bis zur Schwelle, so stank es aus diesen Häusern, wo Tiere und Menschen zusammenlebten, und so groß war meine Furcht, daß die Miasmen meinen Vater krank machen könnten. Ich hatte aber nur wenig Erfolg bei diesen Gesprächsversuchen. Abgesehen von ein paar wohlhabenden Bauern, die einigermaßen Französisch sprachen, mußte ich einsehen, daß die meisten Leute die Sprache Montaignes nicht verstanden oder aber aus Angst oder List so taten, als verstünden sie kein Wort. Auch hatte ich den Eindruck, daß bei den Ärmsten ein jahrhundertealtes Mißtrauen gegen den Herrn tiefe Wurzeln geschlagen hatte und daß sie nichts von mir erwarteten, vor allem nichts Gutes.
Als ich hörte, daß Figulus einmal eine Art Wörterbuch der Sprache dieser Gegend zusammengestellt hatte, schickte ich La Barge mit der Bitte hin, mir das Werk zu leihen, und als ich es durchsah, staunte ich über seine Qualität, denn außer einer langen Liste von Wörtern und Angaben zu ihrer Aussprache enthielt es eine kleine Grammatik und eine reiche Sammlung von Sprichwörtern und ländlichen Redewendungen. Auf Grund der Lektüre faßte ich große Achtung für diesen Figulus mit den traurigen Hundeaugen, dessen langes, bleiches Gesicht mich zuerst an ein Wachslicht erinnert hatte. Ich lud ihn ein und sagte ihm, wie sehr ich sein Werk schätzte. Darüber wurde er so glücklich, daß sein schwermütiges Gesicht sich im Nu erhellte.
»Es ist das Werk mehrerer Jahre, Herr Graf«, sagte er. »Ich habe es zu Lebzeiten des seligen Pfarrers von Orbieu begonnen, |82|des Onkels von Monsieur Séraphin, bei dem ich auch schon Vikar war.«
»Wieso, Monsieur Figulus«, fragte ich, »seid Ihr denn ausgebildeter Priester? Als ich sah, welche untergeordneten Aufgaben Ihr in dieser Gemeinde verrichtet, dachte ich, Ihr wärt Diakon oder Unterdiakon.«
»Ich bin ausgebildeter Priester«, sagte Figulus mit bescheidenem Stolz. »Aber weil es für diese von Euch genannten Aufgaben hier nur mich gibt, muß ich sie schon auf mich nehmen. Ich bin alles in einer Person, Akoluth, Küster, Sakristan, Glöckner, Katechet, Totengräber und Schulmeister.«
»Das ist aber ein großes Stück Arbeit, Monsieur Figulus, und ein sehr verdienstvolles. Ich hoffe, das Bistum lohnt es Euch eines Tages mit einer guten Pfarre.«
Figulus lächelte traurig.
»Nein, nein, Herr Graf, Pfarrer werde ich nie.«
»Warum nicht?«
»Ich habe nicht das Geld dafür.«
»Wieso?« fragte ich verblüfft, »dafür braucht man Geld?«
»Ja, sicher. Ein Anwärter kann sich vom Bischof keine Pfarre erhoffen, wenn er nicht eine Jahresrente von mindestens fünfzig Livres mitbringt. Was ein Kapital von mindestens tausend Livres voraussetzt! Die habe ich nicht, und weil ich auch keine wohlhabenden Verwandten und keinen Gönner habe, kann ich nie Pfarrer werden.«
»Und der Herr Pfarrer Séraphin besaß eine solche Summe?«
»Gewiß! Als sein Onkel sein Ende nahen fühlte, vermachte er ihm seine Pfarre. Die Überschreibung wäre aber wirkungslos geblieben, hätte er ihm von seinem Vermögen nicht gleichzeitig besagte Rente ausgesetzt. Hiernach stand seiner Ernennung durch den Bischof nichts mehr im Wege.«
»Ich muß gestehen«, sagte ich nach einem Schweigen, »ich bin einigermaßen entrüstet über diese Vorschrift, daß der Stellvertreter Christi in einem Dorf in erster Linie ein Rentier sein muß.«
Figulus hob zugleich die Brauen und die Schultern, was vermutlich besagen sollte, daß er seine Kirche nicht kritisieren könne, aber billigen auch nicht.
»Die Hierarchie«, sagte er, »ist wahrscheinlich der Ansicht, daß ein Pfarrer, wenn er arm ist, im Dorf nicht geachtet wird.«
|83|»Aber bleibt er denn arm, auch wenn er kein Kapital hat? Der Pfarrer erhält doch, denke ich, Geld für Taufen, Kommunionen, Hochzeiten und Begräbnisse.«
»Sicher«, sagte Figulus, »das, was wir die Kasualien nennen, und die sind nicht unerheblich, sogar auf einem Dorf, wo die Leute, weil sie so arm sind, lange brauchen, bis sie bezahlen – wenn sie bezahlen.«
»Und es gibt doch noch den Zehnten, Herr Vikar!«
»Ach, der Zehnte!« rief Figulus und hob die Arme zum Himmel. »Darüber gäbe es viel zu sagen. Aber, um Vergebung, Herr Graf, ich möchte mich hierzu nicht mehr als nötig äußern. Es wäre zu gefährlich. Als eine Art Tagelöhner der Kirche verdiene ich nicht viel, und dieses Wenige möchte ich nicht verlieren.«
Woraufhin ich keine bessere Antwort wußte als meinen Figulus beim Arm zu fassen, ihn zu einem Lehnstuhl am Feuer zu führen und zum Setzen zu nötigen. Dann nahm ich ihm gegenüber Platz und sagte zugleich entschlossen und heiter: »Nein, Herr Vikar, keine Ausflucht: Ich bin Herr auf diesem Gut und will wissen, was hier vorgeht, denn die Kirche erhebt den Zehnten ebenso von den Erträgen meiner Leute wie von den meinen.«
»Nein, nein, Herr Graf, Ihr seid nicht zehntenpflichtig, weil Ihr nicht mit Euren Händen arbeitet und zum Leben nicht auf die Früchte des Feldes angewiesen seid: Den Zehnten leisten nur Eure Pächter und Halbpächter.«
»Aber, wenn die Ernte meiner Pächter beschnitten wird, beraubt das nicht ein wenig auch mich?«
»Nicht, wenn Ihr, Herr Graf, Euren Teil der Ernte von dem Pächter fordert, bevor der Zehnteintreiber des Bischofs kommt.«
»Darf ich denn das?«
»Nein, es ist verboten. Der Zehnteintreiber hat als erster dranzukommen. Aber man kann sich ja einigen …«
»Zehnteintreiber, kein freundliches Wort! Hört es sich nicht nach Gewalt an?«
»Ach, Herr Graf, der Zehnteintreiber braucht keine Gewalt. Er ist, im Gegenteil, ein würdiger, gewissenhafter Mann, der niemanden beleidigt. Er fordert das der Kirche Geschuldete, nicht mehr, nicht weniger, und das ganz sanftmütig, ohne die Stimme zu heben.«
»Und wie geht das zu?«
|84|»Nun, am Erntetag werden die Garben zu Puppen aufgestellt, je neun zu einer, denn der Zehnte wird auf neun erhoben, dann wartet man auf den Karren des Zehnteintreibers. Der kommt mit mageren Ochsen gefahren, von einem ebenso mageren Häusler kutschiert, und daneben reitet, ganz in Schwarz, mit kurzgeschorenem Haar, strengem Antlitz und auf einem schlichten Maultier der Zehnteintreiber. Er steigt ab, grüßt die Leute, geht über die abgeernteten Felder und verlangt von jeder Puppe eine Garbe, die der Häusler auf den Karren lädt. Dann grüßt der Zehnteintreiber würdig, besteigt sein Maultier und reitet weiter, von aller Augen verfolgt.«
»Mit einiger Erbitterung, wette ich!«
»Früher nicht allein mit Erbitterung! Sondern mit regelrechten Aufständen, die im Blut erstickt wurden.«
»Und heute?«
»Oh, heute, Herr Graf, gibt es die Mogelei, die heilige Mogelei.«
»Ah, so nennt Ihr das, Herr Vikar!« sagte ich lachend.
»Wie soll man es sonst nennen? Jedenfalls können unsere Bauern nicht anders überleben.«
»Und wie mogeln sie?«
»Auf alle mögliche Weise. Ist das Wetter, zum Beispiel, trocken genug, richten sie es ein, daß sie mit der Ernte erst bei einbrechender Dunkelheit fertig werden, und über Nacht stehlen sie sich selbst ein paar Garben, so daß diese am nächsten Morgen dem Zehnten entgehen.«
»Nicht dumm.«
»Oder sie verstecken die dicksten Garben in der Mitte der Puppe und stellen für den Zehnteintreiber außen herum die dünnen.«
»Auch nicht schlecht. Und welche Früchte des Feldes, Herr Vikar, sind zehntenpflichtig?«
»Alle, Herr Graf! Alle Getreidesorten, dann Wein, Nüsse, Obst, Tierhäute, Flachs und Jungvieh.«
»Was versteht man unter Jungvieh?«
»Alle neugeborenen Tiere des Jahres.«
»Alle?«
»Alle, außer denen, die man wegmogeln kann.«
»Aber wie kann die Kirche einen Fischzug von solchem Umfang rechtfertigen?«
|85|»Herr Graf, darf ich Euch daran erinnern, daß nicht die Kirche dies eingeführt hat, sondern Karl der Große. Zur Entschädigung dafür, daß er einen Großteil ihres Grundbesitzes geräubert hatte.«
»Eine Entschädigung zu Lasten der armen Bauern.«
»Wessen sonst, Herr Graf?« sagte Figulus, ein dünnes Lächeln im bleichen Gesicht.
Was im Klartext besagte, daß Karl der Große seinem Schwertadel diese Bürde nicht auferlegen wollte, dazu brauchte er seine Recken zu nötig.
»Immerhin, Herr Vikar«, fuhr ich fort, »glaubt Ihr nicht, daß es für diesen gewaltigen Zehnten, der die Kirche zur reichsten Institution Frankreichs macht – reicher sogar als der König –, einer religiösen Rechtfertigung bedürfte?«
»Die gibt es! Zumindest hat man eine gefunden. Und wenn es Euch beliebt, Herr Graf, könnt Ihr sie selbst nachlesen in der Genesis, Kapitel XIV, Vers 20. Dort heißt es, daß Abraham nach seinem Sieg über die Könige, die seinen Neffen Lot entführt hatten, riesige Beute machte und daß er den Zehnten davon Melchisedech gab, dem Priester des Allmächtigen.«
»Aber dabei handelte es sich um Beutegut und nicht um die Früchte, die der Mensch durch Mühe und Arbeit der Erde abringt.«
»In der Tat. Aber es gab schwarz auf weiß noch eine andere Rechtfertigung, die den Gebrauch des Zehnten festlegt: Er solle verwendet werden, heißt es da, zum Unterhalt der Priester, zur Instandhaltung der Gebäude des Kults und zur Erleichterung der Armen.«
»Zur Erleichterung der Armen, die der Zehnte arm gemacht hat!«
»Um gerecht zu sein, Herr Graf: Der Zehnte wurde seiner rechtmäßigen Bestimmung nicht immer entzogen. Pervertiert wurde der Brauch erst seit dem Konkordat, das Franz I. das Recht zusprach, Bischöfe zu ernennen. Denn fortan – wer weiß das nicht? – erfolgten diese Ernennungen nicht mehr nur im Interesse der Religion. Die Könige besetzten die Bistümer und Klöster mit nachgeborenen Söhnen aus großem Haus oder aus dem Amtsadel, der ihm gut gedient hatte. Damit siegte, wenn ich so sagen darf, der Bauch über das Herz. Ein Bistum wurde als Pfründe betrachtet und nicht mehr als ein dienendes, schon |86|gar nicht als ein heiliges Amt. Und der Zehnte wurde fast in Gänze von jenen eingestrichen, die ihn einsammelten. Man kümmerte sich nicht mehr um die Bedürftigen. Man hielt die Orte des Kultes nicht mehr instand. Und, damit Ihr es wißt, Herr Graf, Pfarrer Séraphin rechnet mit Eurer Freigebigkeit, um unser Kirchendach zu reparieren.«
Ich lachte.
»Ich bewundere, Herr Vikar, wie Ihr die Dinge beim Namen nennt. Aber kommen wir zurück auf den Zehnten: Er wird doch vom Bistum nicht ganz eingestrichen, soviel ich weiß, einen Teil davon erhalten die Pfarrer.«
»Gezwungenermaßen! Wer wollte Pfarrer sein, ein schweres Amt, wenn er für seine Mühen nichts bekäme? Aber der Pfarrer erhält nur einen winzigen Teil von dem, was in seiner eigenen Gemeinde eingesammelt wird.«
»Ist das nicht der Teil, den man das ›Gros‹ nennt?«
Unerwartet lachte Herr Figulus auf.
»Ach, Herr Graf!« sagte er und schlug sich die lange Hand vor den Mund, »tausendmal um Vergebung für diese Heiterkeit! Aber diesen Teil das ›Gros‹ zu nennen ist ein Witz, denn ich kann Euch versichern, daß dieses ›Gros‹ winzig ist.«
»Verstehe ich Euch recht, Herr Figulus? Der Herr Pfarrer würde ohne seine Leibrente ziemlich schlecht leben, wenn er auf sein ›Gros‹ angewiesen wäre? Vielleicht ist das der Grund, weshalb die hohe Geistlichkeit verlangt, daß die Pfarrer eine Leibrente mitbringen: Je mehr sie haben, desto weniger muß man ihnen geben. Und Ihr, Herr Figulus, erhaltet Ihr als Vikar ein ›Gros‹, wenn auch geringer als das des Pfarrers?«
»Ich?« sagte Figulus, »ich erhalte keinen blanken Heller. Für das Bistum existieren Vikare offenbar nicht.«
»Aber, wer bezahlt Euch dann?« fragte ich verblüfft.
»Herr Pfarrer Séraphin, aus der eigenen Tasche.«
»Und darf ich fragen, wieviel er Euch zahlt?«
»Mehr als sein Onkel«, sagte Figulus, verschlossen wie eine Auster.
Also recht mager, wenn man wußte, daß besagter Onkel sein Leben lang ungemein knickrig gewesen sein soll, auch wenn er auf dem Totenbett für seinen Neffen sorgte.
»Ihr werdet einsehen, Herr Graf«, fuhr Figulus mit gezwungener Stimme fort, »daß, wenn man erführe, was ich Euch hier |87|offenherzig gesagt habe, mir nichts anderes übrigbliebe, als Stock und Bündel zu nehmen und auf den Straßen zu betteln.«
»Seid unbesorgt, Herr Vikar«, sagte ich lebhaft, »außer meinem Vater werde ich niemandem etwas hiervon mitteilen, und auch er wird stumm sein wie ein Grab. Darauf gebe ich Euch mein Wort.«
»Tausend Dank, Herr Graf«, sagte Figulus, indem er sich ernst verneigte, und er fügte hinzu: »Darf ich Euch jetzt um Urlaub bitten? Herr Pfarrer Séraphin könnte sonst Verdacht schöpfen und unmutig werden, wenn ich länger bei Euch bliebe.«
Dies gab mir über Pfarrer Séraphin sehr zu denken, doch hütete ich mich, es mir anmerken zu lassen, und undurchdringlichen Gesichts sagte ich: »Richtet dem Herrn Pfarrer aus, daß ich Euch von nun an jeden Morgen hier erwarte, damit Ihr mich im hiesigen Platt unterrichtet, womit wir heute bereits begonnen haben. Sagt ihm aber nicht, daß ich Euch dafür im voraus bezahlt habe.«
Damit drückte ich ihm einen Ecu in die Hand. Nie sah ich einen Menschen tiefer erschrocken. Figulus blickte wie ungläubig auf das hellblinkende Goldstück in seiner Hand. Und, seltsam, dann nahmen seine Augen einen so unglücklichen Ausdruck an, daß ich dachte, er würde mir das Stück zurückgeben.
»Herr Graf«, sagte er endlich mit erstickter Stimme, »wenn das, wie mir scheint, ein Ecu ist, kann ich ihn nicht gebrauchen.«
»Wieso könnt Ihr ihn nicht gebrauchen, Herr Figulus? Bringt Euch dieses Geldstück nicht ein bißchen Speck in die Suppe?«
»O doch, Herr Graf! Aber vorher müßte ich es in sechzig kleine Sous einwechseln, und an wen könnte ich mich deshalb wenden, wenn nicht an den Herrn Pfarrer oder aber, was noch schlimmer wäre, an einen reichen Bauern? Jedenfalls würde es ganz Orbieu erfahren, und ich lüde auf mein Haupt soviel Neid, Bosheit und Nachstellung, daß ich das Dorf am Ende verlassen müßte.«
Alle Wetter, dachte ich, ist es in diesem Dorf denn genauso wie am Hof? Sowie einem ein Glück oder ein Vorteil zufällt, will jeder einem nur Böses.
»Nun«, sagte ich rasch, »zerbrechen wir uns deswegen nicht den Kopf. Ich kann Euch wechseln.«
|88|So nahm ich das Goldstück aus seiner Hand, ohne daß er sich zu rühren wagte, und zählte ihm sechzig Sous auf, die er, aus seiner Erstarrung erwacht, sorgsam auf die vier Taschen seiner Soutane verteilte, die so abgeschabt und fadenscheinig war, daß er sie wohl nicht mehr zu bürsten wagte, damit sie nicht in Fetzen fiel.
Als ich meinem Vater von diesem Gespräch berichtete, nickte er und sagte: »Und der Zehnte ist noch nicht das Ärgste für den Bauern, sondern die königliche Steuer. Der Zehnte wird in Naturalien geleistet, die Steuer dagegen in barer Münze, und davon hat der Bauer wenig. Sogar wenn er am Essen knapst und seine Milch, seine Eier und Hühner verkauft, fehlen ihm trotzdem immer noch neunundfünfzig Sous zu einem Ecu.«
»Und der Zins, den er dem Grundherrn schuldet?«
»Den zahlt er auch in Naturalien, der ist mit dem Zehnten und der königlichen Steuer nicht zu vergleichen, zumal der Bauer ihn im Winter ebenso durch Arbeit ableisten kann.«
»Dieser Figulus«, sagte La Surie auf einmal, »leidet unter dem schlimmsten Unglück, das einen Menschen treffen kann: Er hat viele Verdienste und weiß, daß diese Verdienste niemals anerkannt werden.«
»Gott sei Dank werden es die Euren«, sagte mein Vater nach einem Schweigen.
Dann setzte er, an mich gewandt, hinzu: »Das mit Figulus habt Ihr gut gemacht, und dieser Ecu ist gut aufgehoben. Haltet Euch den Vikar. Immer wenn Ihr nach Orbieu kommt, wird Figulus Euch die Kehrseite der Medaille aufdecken.«
***
Ich verließ Orbieu mit dem Glossar von Figulus im Gepäck, mit einigen Illusionen weniger und einigen Einsichten mehr. Denn mir war nun völlig klar, daß ich aus meinem Besitztum nicht das machen konnte, was ich wollte, wenn ich nicht nur tüchtig Geld aufwandte, sondern auch viel Zeit, längere Aufenthalte und endlose Mühen und Sorgen.
Ich bin nicht fühllos gegen das Elend der Menschen oder gegen die Ungerechtigkeit, daß die einen in Strohhütten geboren werden, die anderen in goldschimmernden Palais, zwischen |89|Seide, Spiegeln und Lüstern, und keine andere Beschäftigung haben – wenigstens in Friedenszeiten –, als mit den schönsten, erfahrensten und sicherlich besternährten Damen des Reiches vergnügliche Affären anzuspinnen. Aber ich bin auch kein Bérulle, Vincent oder Franz von Sales, und ich verhehle gar nicht, daß ich mein Gut Orbieu ertragreich machen will, was zuerst mir zugute kommt. Nur will ich diesen Wohlstand nicht auf die Not meiner Leute gründen, im Gegenteil, ich will sie erleichtern, indem ich der besser bearbeiteten Erde mehr abringe – meiner Erde, aber auch ihrer.
Doch so kurz ich auch fort war, so freudig sah ich mein schönes Paris und das Schloß meines Königs wieder. Und weil ich soeben die »besternährten Damen des Reiches« ein wenig geschraubt habe, will ich ihnen auch sagen, daß mir der Gedanke fernliegt, ihnen ihre guten Mahlzeiten und unaufhörlichen kleinen Näschereien vorzuwerfen, schließlich ergötzt es mich, sobald ich den Fuß in den Louvre setze, nur zu sehr, wie ihre schönen Busen nach der derzeitigen Mode halb aus den Miedern quellen. Und ich gestehe, daß ich den Blick nur soweit abwende, wie es der Anstand erfordert, und daß mein scheinheiliger Blick diese Reize nur flieht, um verstohlen dahin zurückzukehren und im stillen den Herrgott, der sie so geschaffen, und die Sünde der Völlerei, die sie so hübsch gerundet hat, mit dem unkeuschesten Lobgesang der Welt zu preisen.
Selbst im Winter hätte das Land um Orbieu einige Anziehung gehabt, wäre es dort nicht so kalt gewesen, und so kroch ich nun mit der größten Wonne in mein vertrautes Bett im Champ Fleuri, wo ich allerdings gleich am ersten Abend ein dringendes häusliches Problem zu klären hatte.
Tausendfach durchgerüttelt von meiner Kutschenreise, zog ich mich nach dem Abendessen in meine Kammer zurück, und wen, glauben Sie, fand ich dort, wenn nicht Louison, die ein großes Feuer gemacht und mein Bett angewärmt hatte, wobei ihr anscheinend so heiß geworden war, daß sie rein um des besseren Befindens willen ihr Mieder abgeworfen hatte?
»Holla, Louison!« sagte ich, indem ich die Tür hinter mir schloß, »holla, meine Beste! Du hier, und in dieser Aufmachung und zu dieser Stunde? Was hast du in meinem Zimmer zu suchen?«
»Das Feuer zu unterhalten, Euer Bett anzuwärmen …«
|90|»Nun, das ist geschehen! Das Feuer brennt, das Bett glüht. Allerbesten Dank, Louison, und nun gute Nacht.«
»Nein, nein, Herr Graf, ich bin noch nicht fertig. Ich muß Euch noch auskleiden.«
»Das kann ich allein.«
»Und wer weckt Euch morgen früh?« fuhr sie einschmeichelnd fort. »Hat der Herr Graf vergessen, wie ich das mache?«
»Vor allem habe ich nicht vergessen, daß wir nicht mehr in Orbieu sind, wo der Schwur, den ich meiner Gräfin geleistet habe, nach deiner Auslegung nicht galt.«
»Du liebe Güte! Und was bringt uns das, Euch und mir?«
»Das eine jedenfalls: In Paris, und dort sind wir, gilt der Schwur. Also, bitte, Louison, geh. Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
Damit faßte ich sie bei den Schultern und schob sie sanft zur Tür, und klaglos ging sie, aber mit Tränen, die wie dicke Erbsen über ihre runden Wangen kullerten, was mir denn doch ein wenig ins Herz schnitt. Ich schloß die Tür hinter ihr, vergaß aber – o mein Gewissen, war es wirklich ein Vergessen? –, den Riegel vorzulegen, und als ich bei Tagesanbruch die Augen aufschlug, fand ich Louison in meinen Armen.
Und dort blieb sie: Ich hatte nicht das Herz, sie zu vertreiben. Allerdings bereitete mir dies doch einiges Kopfzerbrechen: Wenn schon eine kleine Kammerzofe mit zwei Sous Verstand bei ihrem Herrn im Handumdrehen zum Ziel kam, was konnte, sofern es sie danach gelüstete, eine vor Geist und Schönheit strahlende hohe Dame wie Madame de Luynes erst mit mir machen? Würde ich bei der Frau des Favoriten nicht mindestens so leicht dem Fleisch nachgeben? Oh, diese Sirene, dachte ich, sie ist weit mehr zu fürchten als meine naive Louison! Und, bei allen Göttern, ahmen wir den schlauen Odysseus nach: Wagen wir uns ja nicht in jene Gewässer! So also machte ich mich durch meine Schwäche für Louison stark gegen die verführerische de Luynes. Ein Augenblicksentschluß, an den ich mich aber hielt, und das war weise, wie sich sehr bald zeigen sollte.
Jedenfalls verweilte ich mich an jenem Morgen bei meiner Soubrette nicht länger als nötig, denn ich wollte Ludwig im Louvre aufsuchen, bevor der Kronrat zusammentrat, und ein |91|glücklicher Zufall fügte es, daß ich ihn beim Frühstück fand, das keine festgesetzte Stunde hatte, weil er es einmal um sieben Uhr einnahm, ein andermal um halb zehn.
»Ah, Sioac!« sagte er, als ich vor ihm niederkniete. »Seid Ihr von Orbieu zurück? Nun, was meint Ihr dazu?«
»Es ist ein sehr schönes Gut, Sire, und ich werde Eurer Majestät dafür dankbar sein bis ans Ende meiner Tage.«
»Und wie steht es mit Euren Bauern?«
»Sie sind sehr elend dran, Sire.«
»Ich weiß noch«, sagte Ludwig mit andächtiger Miene, »wie mein Vater gesagt hat, der Bauer in Frankreich solle jeden Sonntag sein Huhn im Topf haben.«
»Ach, Sire! Hätten sie ihr Huhn im Topf wenigstens einen Sonntag im Jahr! Und was die Pfarrer angeht, so ist das, was der Bischof ihnen vom Zehnten läßt, so wenig, daß keiner Pfarrer werden kann, der nicht eine Rente mitbringt.«
»Oh, das ist schlecht!« sagte Ludwig, den die Armut der Pfarrer offenbar mehr rührte als die Not der Bauern.
Nun ja, er war sehr fromm, und so vergaß er meine Worte über das »Gros«, das so gering war, nicht: Einige Zeit darauf erließ er ein Edikt, das den Bischöfen befahl, den Pfarrern einen »angemessenen Teil« des Zehnten zu geben. Trotzdem war dem niederen Klerus damit wenig gedient, denn auch der »angemessene Teil« lief nur auf einen kaum ausreichenden Teil hinaus.
Nach dem Frühstück ging Ludwig die Königin besuchen, und weil von seinen vier Kammerherren nur ich anwesend war, folgte ich ihm und wurde derweise Zeuge einer Szene, die mich sprachlos machte.
Als Ludwig die Schwelle seiner Gemahlin überschritt, stand er quasi Nase an Nase Madame de Luynes gegenüber, die sogleich anmutig in die Knie sank, wobei ihr Reifrock sich gleich einem Blütenkranz um ihre schlanke Taille bauschte. Gleichzeitig hob sie den Kopf zu ihm und schenkte ihm wimpernschlagend ein so zärtliches, so einschmeichelndes und strahlendes Lächeln, daß er ein Fels hätte sein müssen, um nicht betört zu sein. Und indem sie ihre Hand halb dem König hinstreckte, bekundeten ihre Purpurlippen durch eine rasche, höchst einladende Bewegung ihre Ungeduld, daß er die seinen darauf lege, auf daß sie ihn küsse.
|92|Ludwig hielt inne, ließ von seiner ganzen Höhe herab einen eisigen Blick auf Madame de Luynes fallen, machte ihr eine ganz knappe Verneigung, dann ging er ohne jedes Wort an ihr vorüber und trat bei der Königin ein.
Ich war starr vor Staunen. Obwohl ich noch nicht wußte, was zwischen ihnen vorgefallen war, während ich mich in Orbieu aufhielt, pochte mir das Herz ob der grausamen Demütigung, die er der de Luynes erteilt hatte. Was war in so kurzer Zeit nur aus der großen Leidenschaft geworden, die er ihr vorher bezeigt hatte, sehr zum Leidwesen der Königin, des spanischen Gesandten, des päpstlichen Nuntius, des königlichen Beichtvaters und durch ihn der Gesellschaft Jesu – bevor man endlich erfuhr, daß diese Liebe, so groß sie auch sei, doch platonisch war. Ach, arme de Luynes! So unkörperlich dieses Gefühl auch gewesen war, konnte es sich doch wie eine fleischliche Bindung in wahren Haß verwandeln, davon war ich soeben Zeuge geworden. Es war – ohne Tronçons Beteiligung – die härteste Tronçonnade, die ich in den Anfangsjahren dieser Herrschaft beobachtete. Und wenn ich auch allmählich ahnte, welche Scharen von unbezwinglichen kleinen Dämonen sich hinter der so reinen Stirn und den so blauen Augen von Madame de Luynes tummelten, konnte ich nicht umhin, in diesem Moment Mitleid mit ihr zu empfinden. Das ich ihr allerdings nicht bewahren konnte, so vieler Ärgernisse machte sie sich im weiteren schuldig.
Zurück im väterlichen Hause, fand ich ein Billett vor, das ein kleiner Bote in meiner Abwesenheit überbracht hatte, und als ich es öffnete, erkannte ich die unleserliche Schrift und die sehr eigene Orthographie meiner lieben Patin:
Mein Söngen,
enlicht Zurik! komd Mogenmitak elf ur. ih wil mid Euch schbeisn.
Catherine de Guise.
Wenigstens ihren Namen konnte sie richtig schreiben. Dafür hatte wohl noch der selige Herzog gesorgt.
Selbstverständlich war dies ein Befehl, nicht etwa eine Bitte, und es kam gar nicht in Frage, sich ihm zu entziehen, indem ich vorbrachte, was dennoch der Fall war, daß ich um dieselbe Zeit eigentlich zum Rat des Königs erscheinen müßte. Meine |93|teure Patin, geborene Prinzessin von Bourbon und durch ihren Gemahl Herzogin von Guise, hätte niemals eingesehen, daß Staatsgeschäfte ihren privaten Angelegenheiten vorgingen. Mit dem vereinten Hochmut der beiden mächtigsten Häuser Frankreichs hatte sie einmal, als Maria von Medici sie zum Gehorsam rufen wollte, geantwortet, sie habe »keine andere Herrin als die Jungfrau Maria«.
Weil ich sie zur Genüge kannte, wandte ich vor meinem Besuch die höchste Sorgfalt an meine Kleidung und mein Auftreten. Louison mußte mir die Haare waschen und sie mit dem Brenneisen in große Wellen legen, so daß die beiden untersten sich jeweils auf meinen Schultern nach innen lockten. Hierauf schärfte Franz mit dem Rasiermesser die Konturen meines Schnurrbarts und meines Kinnbartes. Er war hervorragend in diesem Dienst, weil er einen Sinn für Symmetrie hatte, wie ich ihn so fein noch bei keinem anderen Barbier beobachten konnte. Wäre es nach Louison gegangen, hätte sie mich mit Duftwasser überschwemmt, ich befahl ihr jedoch, es sparsam zu verwenden, schließlich wollte ich nicht, daß mein Parfüm das meiner Patin aussteche, sie hätte es mir sicher verübelt.
Inzwischen mußten Pissebœuf und Poussevent meine Karosse seifen, bürsten und trocknen, denn sie war von der ländlichen Reise noch mit Schlamm verkrustet. Danach nahm sich der gute Faujanet des vergoldeten Zierats meiner Kutsche mit Pinseln und Polierlappen an und La Barge und Robin striegelten meine schönen Füchse, bis das ganze Gespann in der hellen Februarsonne glänzte.
Madame de Guise zu Ehren tat ich ein übriges: Ich schickte meinen Laufburschen aus, zwei Schweizer zu mieten, wobei ich empfahl, er solle große, muskulöse wählen, und sogar die Maße angab, damit ihnen meine Livreen paßten. In meinen Augen eine sinnlose Ausgabe, denn sie hatten nichts weiter zu tun, als auf der kurzen Fahrt von unserem Haus zum Hôtel de Guise still und steif hinter meiner Kutsche zu stehen, und dort mußte der eine den Tritt ausklappen und der andere mir den Wagenschlag öffnen. Hierauf hatten sie die ganze Zeit meines Besuchs über stramm, hoheitsvoll und unnütz am Kopf meiner Pferde auszuharren, während der Kutscher Lachaise pflichtgemäß auf dem Bock sitzenblieb. Wenigstens verstand er es als gebürtiger auvergnatischer Schlauberger, mit dem Hut in der |94|Stirn würdig und gerade dazusitzen und mit gefalteten Händen zu schlafen. Sie sehen, schöne Leserin, unser ganzes Hofleben ist nichts wie Rangwahren, Pomp und Aufwand, gehorsam den tyrannischen kleinen Regeln, deren Mißachtung uns sofort Verachtung eintrüge.
Von den Fenstern unserer Bibliothek schauten der Marquis de Siorac und der Chevalier de la Surie all diesen Vorbereitungen mit gerührter Belustigung zu.
»Graf!« rief La Surie, »Ihr kommt mir vor wie ein Hauptmann, der sich zur Inspektion seines Feldmarschalls begibt.«
»Das ist es ja auch!« sagte mein Vater lachend. »Und ich wette, Madame de Guise findet trotz all dieser Mühen wie ein Feldmarschall immer noch etwas zu mäkeln, sei es an der Equipage, sei es am Hauptmann.«
»Ah, Herr Vater«, rief ich, indem ich mich umwandte, den Fuß schon auf dem Tritt, »bitte, hört auf: Ihr versetzt mich in Schrecken!«
»I was, nur Mut, mein Sohn, nur Mut!« erwiderte mein Vater und wollte sich ausschütten vor Lachen.
Er täuschte sich nicht.
»Die Karosse ist nicht übel, gewiß«, sagte Madame de Guise, die mich vom Fenster der Beletage in ihren Hof hatte einfahren sehen, »aber Ihr bräuchtet zu den Schweizern noch drei Kavaliere, einen, der vor Eurer Kutsche herreitet, und zwei, die ihr folgen.«
»Und was hätten die zu tun, Madame?« fragte ich, indem ich ihre Hand küßte und ihr geschwind ein kleines Kompliment über ihre himmelblauen Augen machte.
»Ja, Ehre würden sie Euch machen! Ist das nichts? Wann lernt Ihr endlich, Euren Rang zu wahren? Natürlich müßten es Kavaliere aus gutem Hause sein, jetzt gibt es in Paris doch genug adlige Nachgeborene, die man für so gut wie nichts haben kann: nur Unterkunft, Essen und Kleidung.«
Teufel! dachte ich, ist es etwa nichts, drei alberne Herrchen das ganze Jahr durchzufüttern, zu kleiden und zu logieren, nur damit sie vor und hinter mir traben und die übrige Zeit spielen, fluchen, sich duellieren, überall Streit anzetteln und die Kammerzofen schwängern?
»Madame«, sagte ich, »sobald Orbieu mir etwas einbringt, anstatt mich nur zu kosten, befolge ich Euren vorzüglichen Rat.«
|95|Und das ist ja nicht morgen, dachte ich. Aber meine liebe Patin hörte nicht mehr zu, sie war schon bei Tisch und machte sich heißhungrig über ihren Teller her und trank ihren Wein in vollen Zügen.
»Ach, ich bin übel dran«, sagte sie melancholisch.
»Gott sei Dank«, sagte ich, »hat es Euch nicht den Appetit verschlagen.«
»Es ist nicht der Körper«, sagte sie mit einem Seufzer, »es ist das Herz. Ich werde auf kleinem Feuer geröstet von meinen tausend Sorgen und Kümmernissen, und wenn ich daumenbreit vor der Verzweiflung stehe, hilft nichts wie Essen und Trinken.«
Zuerst glaubte ich, dies sei nicht ihr Ernst, dann fiel mir jedoch ein, daß sie mir auf Ludwigs erster Reise nach Westen das gleiche gesagt hatte, als sie zu Blois den Tod ihres jüngsten Sohnes erfuhr: Der Chevalier de Guise war mit der Kanone, an die er die Lunte legen wollte, in die Luft geflogen.
»Meine Söhne«, fuhr sie fort, indem sie fast ohne Kauen ein Stück Bayonne-Schinken verschlang und einen tüchtigen Schluck Burgunder nachgoß, damit er in ihren Magen rutschte, »meine Söhne machen mich vor der Zeit grau.«
Ein Wort, bei dem es mich ein bißchen lächerte, denn längst war ihr Blond mehr Kunst als Natur. Und bei ihrer folgenden Rede hielt ich die Ohren nur halb offen, weil ich die lange Klagelitanei über ihren Nachwuchs sozusagen schon singen konnte, auch die fast immer zu meinen Gunsten folgende Schlußwendung, ich sei der einzige gebildete, fähige und mit Verstand begabte ihrer Söhne, nahezu ein Muster von Sohn, nur mit der Einschränkung, daß ich von meinem Vater, den sie im übrigen anbetete, die hugenottische Knauserei geerbt hätte und zu sehr geize, um meinen Rang zu wahren.
»Charles«, fuhr sie fort (Charles war der regierende Herzog, ihr Ältester), »hat Beredsamkeit und Geist, aber wozu nützen sie ihm, wenn er nichts anderes macht als Karten und Würfel spielen? Wenn er wenigstens gewinnen würde! Wißt Ihr (wie sollte ich es nicht wissen), wieviel der Schafskopf Jahr für Jahr bei seinen Partien mit Bassompierre verliert? Fünfzigtausend Livres! Und er hört nicht auf!«
»Er wahrt seinen Rang!« sagte ich.
Aber diese Ironie war bei meiner lieben Patin verschenkt.
|96|»Fünfzigtausend Livres! Aber wieviel er erst verloren hätte, wenn er bei den Aufständen der Großen gegen die Regentin mitgemacht hätte! Na, da habe ich aufgepaßt. Wenigstens das hab ich geschafft, daß der Herzog der Krone treu geblieben ist, Gott sei Dank!«
Und Dank auch seiner natürlichen Faulheit, dachte ich.
»Aber was habe ich heute von dieser Treue?« fuhr sie fort.
Geld, Madame, hätte ich antworten mögen, wenn ich gedurft hätte, viel Geld hat sie Euch gebracht und alle die Löcher gestopft, die Eure unerhörte Vergeudung in Eure Finanzen gerissen hatte.
»Als die Regentin noch an der Macht war«, fuhr sie fort, »konnte ich sie bereden, Seine Heiligkeit um den Kardinalshut für Louis zu bitten, obwohl er ihn nicht gerade verdient hatte! Stellt Euch vor, Pierre, er konnte ja nicht mal die Messe lesen!«
Was immerhin der Gipfel war für einen Erzbischof, den der Zehnte zum reichsten meiner Halbbrüder machte und ihm hunderttausend Livres im Jahr eintrug. Davon ließ es sich bestimmt sorglos leben mit seiner Charlotte des Essarts im Bischofspalast zu Reims.
»Aber das ist nur das eine!« fuhr sie mit einem Ächzen fort, »noch besser habe ich Claude ins Trockene gebracht, und gerade dieser Taugenichts macht mir jetzt die größten Sorgen.«
»Madame!« widersprach ich, »daß der Herzog und der Kardinal mit ihrem Leben nie etwas Rechtes angefangen haben, einverstanden, aber der Prinz von Joinville ist kein Taugenichts, das weise ich entschieden zurück! Unter unserem Henri hat Claude gekämpft wie ein Löwe, als sie La Fère und Amiens belagerten, und wie er bei dieser letzten Belagerung Biron mitten aus feindlicher Umzingelung gerettet und den Verwundeten ins Feldlager geschleppt hat, das hat jedermanns Staunen über eine solche Tapferkeit erregt!«
»Jaja«, sagte Madame de Guise, »im Krieg ist Claude tapfer, aber, ich wiederhole, im Frieden taugt er nichts. Was hat er denn, seit er den Waffen Lebewohl gesagt hat, je anderes gemacht als sich duellieren und wie verrückt den Weibern nachlaufen? Madame de Villars! Angélique Paulet! Die Marschallin von Fervacques! Arme Marschallin, ihr ganzes Vermögen hat er durchgebracht! Und seine Tapferkeit, die ist ihm ja wohl gut bezahlt worden. Auf mein Bitten hin hat die Regentin ihn zum |97|Herzog von Chevreuse gemacht. Sein Titel Prinz von Joinville war ja eine hohle Nuß, wie Ihr wißt. Und heute ist er Herzog und Pair! Wenn das kein Aufstieg ist für einen Nachgeborenen!«
»Aber, Madame, wenn Ihr dem Herzog von Chevreuse nicht mehr vorzuwerfen habt, als daß er den Damen nachläuft …«
»Und ob! Und nicht etwa irgendeiner! Muß ich Euch daran erinnern, wie dieser Tollkopf zu Lebzeiten meines Cousins (damit meinte sie Henri Quatre) sich unbedingt mit der Comtesse de Moret einlassen mußte! Den König von Frankreich hörnen, das reizte diesen Prahlhans! Hätte ich mich Henri damals nicht zu Füßen geworfen, er wäre in der Bastille gelandet, und heute macht er’s wieder so!«
»Wieder so, Madame«, rief ich verblüfft, »was heißt das? Sollte der Unverfrorene die Stirn haben, sich der Kön…«
»Der Königin, die noch Jungfrau ist? Habt Ihr den Verstand verloren? Nein, nein, ihm reicht Madame de Luynes.«
»Madame de Luynes!« sagte ich, nicht ohne Erregung. »Aber, sie ist jungverheiratet und erst achtzehn!«
»Denkt Ihr, das hindert diese verdorbene Person? Und wißt Ihr, wer sich eingeschaltet und die Sache zum Erfolg geführt, mit einem Wort, ihr eigenes Appartement im Louvre zur Verfügung gestellt hat für die saubere Heldentat? Eure Schwester, Monsieur! Die Prinzessin Conti!«
»Die Prinzessin Conti!« rief ich, »wie konnte sie! Und wieso, zum Teufel, macht sie so etwas?«
»Aus Rache.«
»Aus Rache?«
»Weil Luynes zu ihr gesagt hat, sie als die Ältere hätte seine Frau hindern müssen, der kleinen Königin Le Cabinet satyrique vorzulesen, was, wie Ihr wißt, eine Sammlung ganz unanständiger Verse ist.«
»Ja, und?« fragte ich, »was war daran so furchtbar verletzend für Louise-Marguerite?«
»Das Wörtchen ›älter‹.«
»Das ist sie doch! Madame de Luynes ist achtzehn Jahre alt, und meine Schwester dreißig.«
»Auch wenn das Wörtchen noch so stimmt, es bleibt eine Kränkung!« sagte Madame de Guise achselzuckend. »Ihr versteht nichts von Frauen, Monsieur, wenn Ihr das nicht versteht! |98|Aber, wie solltet Ihr auch, wo Ihr immer bloß bei Eurer Deutschen steckt? Ihr sollt ihr ja sogar treu sein, höre ich. Stimmt das?«
»Ziemlich.«
»Erbarmen!«
»Madame, Ihr könnt nicht gleichzeitig dem Herzog von Chevreuse vorwerfen, daß er den Weibern nachläuft, und mir, daß ich es nicht tue.«
»Vorwerfen tu ich Euch gar nichts, Monsieur, nur würde es Euch mehr zur Ehre gereichen und besser zu Eurem Rang passen, wenn Ihr der Liebhaber einer hohen Dame am Hofe Frankreichs wärt. So manche, die ich kenne, sieht Euch mit schmachtenden Augen an, wißt Ihr das nicht?«
»Oh, bitte, Madame, nennt sie nicht auch noch mit Namen! Man könnte Euch der Kuppelei verklagen.«
»Monsieur«, sagte sie, und plötzlich stiegen Tränen in ihre himmelblauen Augen, »wenn Ihr es wagt, mir frech zu kommen, dann, das schwöre ich, dann will ich Euch nie wiedersehen!«
»Um Gnade, Madame!« rief ich und warf mich ihr zu Füßen, »und weint doch bitte nicht. Ihr verderbt Euren Teint.«
Hiermit ergriff ich ihre Hände und bedeckte sie mit Küssen. Ich weiß nicht, war es der Kniefall, waren es die Küsse oder aber die Furcht, ihre Schminke zu verwischen, die Tränen waren im Nu versiegt.
»Man kann wirklich nicht bestreiten«, sagte sie, indem sie mir mit leichter Hand übers Haar strich, »daß Ihr von allen meinen Söhnen der liebenswerteste und liebevollste seid.«
Und um vielleicht nicht noch mehr in Rührung zu geraten, sprang sie vom Hahn zum Esel und sagte: »Aber schön seid Ihr frisiert! Wer hat Euch die großen Locken gelegt?«
»Louison.«
»Ach so«, murmelte sie, »daher Euer ›ziemlich‹. Man sieht, daß Eure Louison diese Locken mit aller Liebe gelegt hat. Ist es nicht erstaunlich, wenn man das bedenkt?« fuhr sie fort, indem sie die Brauen hob, »diese kleinen Leute haben Gefühl so wie wir.«
Ein wunderbarer Satz, ich lächelte.
»Lacht Ihr über mich?« fragte sie auffahrend.
»Niemals, Madame.«
|99|»Monsieur«, sagte sie in bestimmtem Ton, »setzt Euch. Wir haben noch zu reden.«
Ich nahm Platz, mußte aber ein wenig warten, bis es weiterging, denn in dem Moment erschien ein ellenlanger Lakai mit einer duftenden, dampfenden Schüssel Wildbret, dem Madame de Guise erst noch ein wenig zusprechen wollte, ehe sie fortfuhr. Ich nahm nichts davon, ich war gesättigt, obwohl ich nur ein Viertel ihrer Portionen gegessen hatte. Meine liebe Patin benötigte aber nur ganze fünf Minuten, um sich ein tüchtiges Stück einzuverleiben, dem sie umgehend einen langen Zug Burgunder nachschickte.
Sicher nun, daß sie nicht Hungers sterben müsse bis zum Abendessen, setzte sie fort: »Monsieur, ich muß Euch einige Fragen stellen, auf die Ihr mir ja wohl Antwort geben könnt als Erster Kammerherr, da Ihr tagtäglich um den König seid, was mir ja trotz meines Ranges verwehrt ist, weil Ludwig Frauen haßt.«
»Nicht alle, Madame.«
»Ja, ich weiß, er soll sich in Madame de Luynes vergafft haben. Aber nur platonisch! Was kann man auch anderes erwarten von einem Mann, der seit vier Jahren verheiratet ist und es noch nicht fertiggebracht hat, seine eigene Gemahlin zu besteigen.«
»Madame, Ihr drückt Euch ärgerlich aus.«
»Ich rede, wie ich will!« sagte Madame de Guise. »In meinem Haus bin ich die Königin!«
»Madame«, sagte ich mit einer kleinen Verneigung, »das bestreite ich nicht.«
»Anstatt an mir herumzukritteln, antwortet lieber auf meine Fragen, Unverschämter! Wenn Monsieur de Luynes erfährt, daß er von seiner Frau verziert worden ist, bestellt er Claude dann nicht auf die Wiese?«
»Madame, Ihr wißt so gut wie ich, daß Luynes sich nicht schlägt. Wenn er eine Affäre am Hals hat, läßt er sich von einem seiner Brüder vertreten.«
»Der Fall liegt aber anders. Die Sache betrifft ihn ganz persönlich. Es geht um seine Ehre.«
»Luynes hat keine so kitzlige Ehre.«
»Seid Ihr sicher?«
»Völlig.«
|100|»Gott sei Dank!« sagte sie, »dann muß Claude ihn nicht umbringen.«
Dies sagte sie, als verstehe es sich von selbst, und damit hatte sie nicht unrecht, Claude war ein gefürchteter Haudegen.
»Es reicht ja auch schon«, fuhr sie fort, »den König herauszufordern, indem er seinen Favoriten hörnt. Ach, ich gestehe, ich zittere davor, daß Seine Majestät Luynes’ Mißgeschick erfährt.«
»Er weiß es schon.«
»Wie?« fragte sie mit bebender Stimme. »Ist das wahr? Seid Ihr sicher? Was gibt Euch Grund, das zu bejahen?«
»Ich habe mit diesen meinen Augen gesehen, wie Ludwig Madame de Luynes eine äußerst demütigende Tronçonnade erteilte.«
»Um Himmels willen! Wenn er sie schon so behandelt, was blüht dann wohl Claude?«
»Nichts, Madame.«
»Nichts?«
»Das behaupte ich. Der König wird gegen den Herzog von Chevreuse nichts unternehmen, aus dem einfachen Grund, weil er einer der mächtigsten Familien des Reiches angehört: Der Euren, Madame. Der König ist zu weise, um eine Privatsache zur Staatsaffäre zu machen.«
»Aber, wird er meinem Sohn nicht furchtbar grollen?«
»Lange nicht so wie von nun an Madame de Luynes.«
»Warum ihr mehr als ihm?«
»Weil er in sie verliebt war. Auf seine Art.«
»Aha!« sagte Madame de Guise mit einem amüsierten Glitzern in den Augen, »Madame de Luynes hat ihn verraten.«
»Und er ist entsetzt über ihren Verrat. In seinen Augen ist sie eine Dalila. Vergeßt nicht, daß er sehr fromm ist und vielleicht der einzige am Hof, der die zehn Gebote hält, das zehnte im besonderen.«
Aber die himmelblauen Augen meiner lieben Patin blickten über mich hinweg. Sie hörte nicht mehr zu. Seit ich ihr versichert hatte, daß der königliche Zorn nicht auf Claudes Haupt fallen werde, belasteten die Sünden ihres Sohnes wie auch die von Louise-Marguerite ihr Gewissen nicht mehr. Sie verzieh ihnen, wie sie den Ihren ihr Leben lang verziehen hatte.
Mir hingegen machte es sehr zu schaffen, welche enttäuschende |101|Rolle die Prinzessin Conti bei Luynes’ Mißgeschick gespielt hatte. Bis dahin hatte ich Louise-Marguerite für sehr kokett, aber nie für ausschweifend gehalten. Wenn es mich auch bereits ziemlich überrascht hatte zu erfahren, daß ihr bewegtes Leben nicht nur mit ihrer großen Liebe zu Bassompierre beschäftigt war. Aber, verflucht noch mal, die Kupplerin zu spielen! Ihr eigenes Bett im Louvre dem Bruder zu überlassen, damit er mit einer hohen Dame schlafen konnte, und einer, die dem König so nahestand! Das hatte denn doch etwas, was nicht nur gelinde nach Schwefel roch.
Gewiß weiß ich, daß Louise-Maguerite derzeit dreißig Jahre alt war, ein Alter, in dem die Damen dieses Landes glauben, sie stünden kurz vor der Vergreisung, ein Gedanke, der sie anstachelt, ihre fliehende Zeit noch aufs beste (und manchmal aufs schlechteste) zu nutzen. Dieses Alter sollte allen Ehemännern große Angst machen, denn wenn ihre Gemahlinnen zur Liebe geneigt sind, ist ihrer Unersättlichkeit kaum abzuhelfen.
Ludwig wußte genau, wie es mit der Prinzessin Conti und Madame de Luynes stand, und obwohl er darüber keine Silbe verlor, gab er ihnen nun Spitznamen. Die erste nannte er die ›Sünde‹, die andere den ›Satan‹. Demnach konnte man sicher sein, daß er untröstlich war, daß sie die intimsten Freundinnen Annas von Österreich waren und durch ihr Beispiel, ihre frivolen Reden und Lektüreempfehlungen den gefährlichsten Einfluß auf sie ausübten. Aber was blieb ihm anderes übrig? Gewiß konnte der König ›Satan‹ und ›Sünde‹ die kalte Schulter zeigen, aber er konnte erstere nicht aus den Gemächern der Königin vertreiben, ohne seinen Favoriten zu verletzen, noch die zweite verjagen, ohne die Guises zu kränken.
Beruhigt und satt, blieb Madame de Guise nicht lange schweigsam. Sie hatte noch einen Sohn in den Sattel zu hieven, mich. Und so ging es denn munter weiter: Jetzt, als Graf von Orbieu und Herr eines großen Besitztums, war es meine oberste und, wie sie sagte, heiligste Pflicht, mich zu verheiraten und eine Familie zu gründen. Aber weil mein Leser die Leier kennt, will ich es kurz machen. Dieses ›Familie gründen‹ war mir ein Greuel. Sollte ich mich jetzt schon damit abfinden, nur eine Wurzel zu sein? Ahn einer künftigen Linie! Beim Teufel, ich war noch jung! Durfte ich denn nicht Herr meiner Zeit und Wahl bleiben? Ich wollte nicht mehr als die Zügel in der |102|Hand behalten, um so gut ich konnte meinem König zu dienen und mein Gut Orbieu in die Höhe zu bringen.
***
Am siebenten April 1618 erreichte mich eine Nachricht, die mich verwunderte, und sie hätte mir ernste Sorgen bereitet, hätte ich gewußt, was eines Tages daraus folgen sollte: Der König hatte Richelieu, der dem Kronrat der Königinmutter in Blois vorstand, nach Avignon, auf päpstliches Gebiet ausgewiesen.
»Was mag dahinter stecken?« fragte ich meinen Vater. »Soweit ich weiß, wirkte Richelieu doch besänftigend auf Maria von Medici. Er pflegte die sicheren Wege der Diplomatie, anstatt ihren Torheiten und Beschwerden nachzugeben. Außerdem unterrichtete er den Königshof in einer Geheimkorrespondenz mit Déagéant über gefährliche Entwicklungen um die gestürzte Königin in Blois.«
»Auf jeden Fall«, sagte mein Vater, »ist Maria ohne den segensreichen Einfluß des Prälaten mit ihren Rachegedanken gegen den Sohn, der sie so unerwartet der Macht enthoben und in die Verbannung geschickt hat, ihrer unberechenbaren camerilla überlassen.«
»Und was schlimmer ist«, sagte La Surie, »früher oder später kann sie in die Hände der Großen fallen. Allmählich beginnt es die hohen Herren doch zu erbittern, welche unerhörte Gunst Luynes beim König genießt, wie er fast nach eigenem Belieben über Gunst und Pensionen, über Gnaden und Ungnaden verfügt. Die Großen warten doch nur auf eine Gelegenheit, sich zu einer Partei der Unzufriedenen zusammenzuschließen, die sich leicht zu einer Partei der Rebellen mausern könnte mit der Königinmutter an der Spitze.«
»Wer weiß?« sagte mein Vater, »vielleicht haben wir eines schönen Tages Krieg zwischen Mutter und Sohn? Jedenfalls ist Ludwig mit dieser Unruhestifterin noch lange nicht fertig.«
Bald hatte ich heraus, daß Luynes den König zu jener bedenklichen Maßnahme gegen Richelieu gedrängt hatte, und zwar auf Zureden von Déagéant. Daß Déagéant der treibende Keil gewesen war, verwunderte mich noch mehr, denn vor einem Jahr, nach dem Staatsstreich vom vierundzwanzigsten April, |103|hatte Luynes, beraten von demselben Déagéant, Richelieu vor dem Zorn des Königs gerettet. Als Ludwig damals seinen Bannstrahl gegen die Minister Concinis verhängte, erinnerte Luynes Seine Majestät genau rechtzeitig daran, daß Richelieu zu der Zeit, als er scheinbar eine Kreatur jenes Abenteurers war, sich über einen privaten Kanal erboten hatte, den König »über alle Affären, die ihm zur Kenntnis gelangen würden«, zu unterrichten. Dieses Angebot zum Doppelspiel, das Luynes und Déagéant so angelegentlich in Erinnerung brachten, besänftigte Ludwig. Er verschonte Richelieu und ließ ihn mit der Königinmutter nach Blois ziehen, damit er ihr mit seinem weisen Rat beistehe.
Weil ich nicht begriff, weshalb Déagéant den Prälaten auf einmal in Ungnade stieß, beschloß ich, ihn nach dem Grund zu fragen. Von den Verschworenen des vierundzwanzigsten April war Déagéant derjenige, den ich am häufigsten sah und den ich am meisten schätzte. Im Verlauf unseres gefahrvollen Komplotts hatte er eine unwandelbare Entschlossenheit an den Tag gelegt, während bei dem weichlichen, schwankenden Luynes immer nur von Aufschieben und Flucht die Rede gewesen war. Déagéant besaß große Fähigkeiten. Er wußte unendlich viel, erfaßte jedes Problem mit durchdringendem Scharfsinn und bewies, seit Ludwig ihn zum Finanzverwalter und Mitglied des Kronrats ernannt hatte, daß er von den Regierungsgeschäften mehr als alle anderen verstand, daß er Lösungen fand und keine Mühe scheute, sie durchzusetzen.
Noch war er nicht auf dem Gipfel der Macht, den er anstrebte, aber ihm sehr nahe. Er durfte hoffen, beim Tod des gebrechlichen alten Präsidenten Jeannin in die Oberfinanzverwaltung aufzurücken und seine Position als Staatssekretär einzunehmen. Bestimmt würde er ein großer Minister werden, der König schätzte ihn, und Luynes war auf seine Dienste angewiesen. Denn ein Vogelsteller, der Luynes ja einmal war, kann sehr geschickt darin sein, Vögel zu fangen und abzurichten, ja er kann sogar die Liebe eines von seiner herzlosen Mutter zurückgestoßenen jungen Königs gewinnen. Dazu muß er aber nicht die Gaben besitzen, die ein Politiker braucht. Immerhin, um den Kopf über Wasser zu behalten und bei politischen Entscheidungen eine Rolle zu spielen oder wenigstens so zu tun als ob, war er klug genug, sich der Hilfe und des Rates so fähiger Leute wie Déagéant zu versichern.
|104|Kurz, als ich Déagéant nun auf der großen Treppe im Louvre begegnete, sah ich ihn im doppelten Sinne aufsteigen. Und unverblümt, wie er war, beantwortete er meine Frage ohne Schonung für nichts und niemand.
»Richelieu«, sagte er, »behauptet, er mäßige die Königinmutter und wirke zur Versöhnung von Mutter und Sohn. Wenn ihm das gelingt, kehrt sie zurück nach Paris. In Wahrheit arbeitet der Fuchs aber nicht für sie, sondern für sich. Denn sobald er mit dem Gepäck der Medici wieder in den Louvre gelangen sollte, bringt sie ihn in den Kronrat des Königs. Und ist er erst da drin, wird dieser Teufel, geistvoll, verschlagen und ehrgeizig, wie er ist, alles an sich reißen. Darum sage ich Euch ganz unverhohlen«, fuhr er erregt fort, »eher will ich untergehen als zulassen, daß die Königinmutter zum König zurückkehrt!«
Ich betrachtete den kleinen Mann, wie er voll Eifer so zu mir sprach, sein kantiges Gesicht mit der galligen Farbe, seine kurzgehaltenen Haare, seine durchdringenden schwarzen Augen, und ich erkannte klar: Was scherte es ihn, eine Gefahr vom Reich abzuwenden? Er fürchtete nur eins: Richelieu im Kronrat, den mächtigen Rivalen, der seine eigenen Pläne zunichte machen würde. Meine Wertschätzung für ihn sank. Er sah die Dinge zu eigensüchtig. Wäre ich nicht so glücklich beschäftigt gewesen mit meinem neuen Besitztum, hätte ich mir, wie gesagt, um den Gang der Politik ernste Sorgen gemacht.
***
Monsieur de Saint-Clair schrieb mir, es sei ihm trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die Häusler und Bauern für die Instandsetzung der Wege auf meinem Gut zu gewinnen. Deshalb ging ich Ende März nach Orbieu und bestellte alle arbeitsfähigen Männer nach der Messe in die Sakristei des Pfarrers Séraphin. Ich redete lange auf sie ein, halb auf französisch, halb in Platt (das ich seit meinem Winterbesuch eifrig lernte), aber trotz meiner Erklärungen bewegten sich die Leute keinen Deut.
Sie gaben wohl zu, daß es allen zugute käme, wenn die Karren nicht mehr im Schlamm versinken und so oft umstürzen würden bei der Heumahd, der Kornernte oder der Weinlese, mit all dem Ärger, all den Mühen und Verlusten, die das mit |105|sich brachte. Aber selbst Hand anzulegen, sogar bei Wegen durch ihr eigenes Land, das verweigerten sie unter den verschiedensten Ausreden.
Der eine mußte seine Töpferwaren drehen, die er in Montfort verkaufte, der andere Hufeisen schmieden, mit denen er das Dorf und die Nachbarflecken belieferte, der dritte hatte seinen Hanf oder seine Wolle zu spinnen, etliche arbeiteten im Holz. Kurzum, diese winterlichen Nebengewerbe erlaubten ihnen, über die Runden zu kommen, und wer ihnen das verwehrte, nahm ihnen quasi das Brot vom Mund. Sicher waren die Wege schlecht, keine Frage, aber daran war man seit eh und je gewöhnt, sollten sie bleiben, wie sie waren, viel schlechter konnten sie nicht mehr werden. Außerdem hätte der selige Herr Graf auch nie verlangt, daß man sie ausbesserte.
Während ich meinen Untertanen zuhörte (denn ich verstand ihr Platt nun besser, als ich es sprach), sagte ich mir, wenn ich wirklich der König dieses kleinen Reiches war, dann ähnelte diese Gemeindeversammlung stark dem Kronrat Seiner Majestät. Hier wie dort war keiner bereit, einer gemeinnützigen Maßnahme zuzustimmen, sobald es um ihre Durchführung ging, und so wurde denn gar nichts getan, die Dinge versackten wieder im altgewohnten Schlamm.
Besonders das Argument, das sich auf die Trägheit des seligen Grafen von Orbieu stützte, diente dazu, alles beim alten zu lassen, und leise bat ich den Pfarrer Séraphin, es anzufechten.
Ob die Absicht, die Séraphin nun dem seligen Herrn Grafen unterschob, wahr oder aus dem Stegreif erfunden war, weiß ich nicht, jedenfalls vertrat er sie mit aller Entschiedenheit.
»Täuscht euch ja nicht, meine Freunde!« sagte er. »Der selige Herr Graf hat mehr als einmal daran gedacht, die Wege zu reparieren. Er ist nur nicht dazu gekommen, weil er keine Zeit hatte. Aber vorgehabt hat er es, das weiß ich sicher.«
Nachher sagte mir Séraphin, daß er selbst sich seit langem wünschte, er müßte sich auf dem Weg vom Pfarrhaus zur Kirche und von der Kirche zum Friedhof nicht immer wieder bis an die Knie eindrecken, aber die Wege begehbar zu machen, das habe er seiner Herde nie abringen können.
Wie auch immer, sein Einwurf schien die Diskussion jedenfalls voranzubringen, wenn man nach dem darauffolgenden Hin und Her der Stimmen urteilte und den lebhaften Beratungen |106|verschiedener Gruppen in den vier Ecken des Raumes. Die Unterstützung, die der selige Graf von Orbieu meinem Vorhaben übers Grab hinaus gewährte, verlieh ihm offenbar einiges Gewicht. Und wie ich sah, ließ Séraphin, anstatt das Gemurmel abzubrechen, das er in seiner Sakristei sonst nicht geduldet hätte, die Leute gewähren, als erwarte er sich davon ein glückliches Ergebnis.
Fünf volle Minuten verstrichen, bis Séraphin wieder das Wort ergriff und sagte, wenn jemand ihm Fragen stellen wolle, würde er darauf antworten.
Der Stimmenlärm wurde stärker, noch einmal verging eine ganze Weile, bis ein Bauer aufstand, ein Mann von Gewicht und genügend Ar, um sich und seine Familie gut zu ernähren. Als erstes zog er vor mir die Mütze, setzte sie wieder auf, zog sie vor Pfarrer Séraphin und sprach, wie ich glaube, mir zu Ehren ein stark mit Platt durchsetztes Französisch.
»Herr Pfarrer«, sagte er, »der Haken bei der Sache ist nicht so sehr, daß unsereins nicht helfen will, die Wege in Ordnung zu bringen, die haben es bitter nötig, aber dazu muß Geld her! Den Schotter zum Abdecken, den haben wir hier im Steinbruch der Gemeinde. Den braucht man bloß zu holen. Aber Kantstein, den gibt es in der Grafschaft Orbieu wie auf meiner flachen Hand! So. Aber ohne Kantstein geht es nicht, den braucht man für die versackten Strecken, und davon gibt es verdammt viele!«
»Fluche nicht, Mathurin«, sagte der Pfarrer.
»Ich tu’s nicht wieder, Herr Pfarrer«, sagte Mathurin und machte schnell eine reuige Miene, die aber auch ebenso schnell wieder aus seinem Gesicht verschwand. »Kurz und gut, Herr Pfarrer«, fuhr er fort, das Auge starr auf Séraphin gerichtet, damit es ja nicht zu mir abirre, »der ganze Haken an der Sache ist der Stein, weil, hier, wie gesagt, gibt’s den wie auf meiner flachen Hand, der muß gekauft werden, und da frag ich: Wer soll das bezahlen?«
Ich stieß Monsieur de Saint-Clair mit dem Ellbogen an und raunte ihm ins Ohr: »Jetzt haben sie mich.« Daß Mathurin den wahren Grund der Sache genannt hatte, daran bestand kein Zweifel nach dem tiefen Schweigen, das dem beschriebenen Stimmenlärm folgte. Man hätte eine Fliege fliegen hören, wäre es Fliegenzeit gewesen. Und nicht, daß man nun mich anblickte oder Séraphin, von dem man allerdings auch keine Antwort |107|erwartete, nein, aller Augen starrten hartnäckig auf die ausgetretenen Fliesen der Sakristei, als stünde dort geschrieben, wie ich mich festlegen würde.
Ich muß gestehen, daß ich die Ironie der Situation nicht ohne Kneipen im Bauch auskostete: Da war ich gekommen, um meine Leute in die Zange zu nehmen, und nun hatten sie mich am Wickel. Auf welche Summen ließ ich mich ein, wenn ich diese Steine bezahlte? Überhaupt, mich so Hals über Kopf festzulegen, ohne Berechnung, ohne Prüfung, blind sozusagen, das behagte mir wenig. Andererseits durfte man dieses lauernde und verschlagene Schweigen nicht verkennen. Wenn ich jetzt nicht Nägel mit Köpfen machte, konnte ich den Wegebau auf meinem Gut begraben. Und hatte ich, wie sie genau wußten, daran nicht ein ebenso großes Interesse wie sie? Das sind mir die richtigen, dachte ich, hartgesotten im Feilschen.
»Meine Freunde«, sagte ich auf französisch, »Monsieur de Saint-Clair sieht sich heute nachmittag die Wege an und prüft, wo Kantsteine nötig sind. Er wird die Menge berechnen, wird sie bestellen, und ich gebe das Geld. Dafür werdet ihr den Transport und die Arbeit übernehmen. Morgen früh erwarte ich im Hof alle Männer von Orbieu, die sich an der Instandsetzung der Wege beteiligen wollen. Monsieur de Saint-Clair schreibt ihre Namen auf. Und ich werde diejenigen nicht vergessen, die bereit sind, mir wie sich selbst zu helfen. Ich werde aber auch die anderen nicht vergessen.«
Ich wartete, bis Pfarrer Séraphin diese Rede ins Platt übersetzt hatte, wobei ich seiner Übersetzung aufmerksam lauschte, um mich ihrer Treue zu versichern. Dann stand ich auf, die Versammlung erhob sich ebenfalls, was ein großes Gescharre von Pantoffeln und Bänken verursachte, und nachdem der Lärm sich gelegt hatte, sagte ich auf Platt: »Meine Freunde, ich wünsche euch eine gute Nacht.«
Sie antworteten im Chor, indem sie ihre Mützen zogen, dann gingen sie bedächtig und, wie mir schien, viel stiller hinaus, als sie vorher in die Sakristei gekommen waren.
Beim Mittagessen mit Monsieur de Saint-Clair, einer tüchtigen Schüssel Hahnenkämmchen und -hoden, fragte ich mich, weder ganz zufrieden noch ganz unzufrieden, wie teuer mich das Ganze wohl zu stehen käme und wie es mit der Hilfe meiner Dörfler aussehen würde.
|108|»Ich hätte nicht gedacht«, sagte Saint-Clair, »daß soviel Geschick und Umstände nötig wären, um ein paar Dutzend arme Bauern zum Gehorsam zu bringen.«
»Wißt Ihr«, sagte ich, »was Coligny machte, wenn seine Soldaten nicht gehorchten?«
»Nein.«
»Er ließ zwei oder drei hängen.«
»Harte Methode!« sagte Saint-Clair mit einer Grimasse.
»Henri Quatre war humaner. Er setzte auf Überzeugung: Zehn Löffel Honig, ein Tropfen Essig. An dieses Rezept habe ich mich gehalten.«
»Der Essig war, wenn ich recht verstehe, die Mahnung: Ich werde diejenigen nicht vergessen, die mir nicht helfen wollen.«
»Nun ja, damit sie mich nicht für zu nachgiebig halten. Auch wenn ich die Steine bezahle, ist noch längst nicht klar, wie viele Männer sich morgen im Hof einfinden werden.«
»Wenn der Überschlag, den ich in der Sakristei gemacht habe, stimmt, waren gut fünfzig da. Was machen wir, wenn morgen nur zehn kommen? Schicken wir sie wieder nach Hause?«
»Auf keinen Fall. Das hieße, die Geschichte auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Nein, Monsieur de Saint-Clair, dann geht es los.«
»Womit fangen wir an?«
»Mit den Wegen vom Pfarrhaus zur Kirche und von der Kirche zum Friedhof.«
Monsieur de Saint-Clair lächelte.
»Zum Dank an Pfarrer Séraphin, daß er den seligen Grafen vor unseren Karren gespannt hat?«
»Das auch, aber vor allem hoffe ich, daß die Drückeberger sich dann ein bißchen schämen, ihren Pfarrer und ihre Kirche zu kränken, und nicht länger fernbleiben.«
»Und wenn sie sich nicht schämen?«
»Wir werden sehen.«
Die notwendige Menge Steine, die Saint-Clair errechnete, war beträchtlich, und die Summe, die sie kosteten, nicht gering.
Am Montag morgen um sieben Uhr standen acht Männer auf unserem Hof. Acht Männer, Sie haben recht verstanden, und die Hälfte von ihnen hatte weder Schaufel noch Spitzhacke |109|mit, angeblich waren sie so harter Arbeit nicht gewachsen. Sie wurden in Begleitung von Pissebœuf nach Hause geschickt, damit er ihre Worte überprüfe. Die anderen führte Poussevent zu unserem Steinbruch, um den Schotter zu verladen, so daß die Arbeit vor der Kirche erst mittags beginnen konnte. Inzwischen war Pissebœuf mit den vier Schlaubergern samt ihren eigenen Geräten und ziemlich betretenen Mienen zurück.
Als Pfarrer Séraphin den Lärm draußen hörte, kam er aus seiner Pfarre, und nachdem er die Anwesenden zu ihrem Eifer beglückwünscht hatte, wetterte er volle fünf Minuten gegen die Faulen, die weder ihre Kirche noch ihren Hirten noch den lieben Gott ehrten, verdächtigte sie offen der hugenottischen Ketzerei und drohte ihnen in verhüllten Worten mit einem unguten Tod.
Seine Worte gingen von Mund zu Mund und schafften uns neue Hilfe: Am nächsten Morgen hatten wir sechzehn Freiwillige, immerhin, aber lange nicht genug, um mit der Arbeit vor der Heumahd fertigzuwerden.
»Die Hölle schreckt nicht so, wie man glaubt«, sagte Saint-Clair, »oder die Faulheit ist größer als der Schrecken. Wir brauchen ein besseres Zugmittel.«
Unsere Soldaten führten die sechzehn zur Arbeit, und Saint-Clair und ich zermarterten uns den ganzen Tag das Gehirn darüber, wie man diejenigen verlocken könnte, die nicht der Groll ihres Herrn, nicht die Unzufriedenheit ihres Pfarrers, ja nicht einmal der angedrohte Zorn des Schöpfers aus ihren Hütten zu treiben vermochte.
Wer mich rettete, war Louison. Fern dem Champ Fleuri, ohne daß Mariette sie ausschalt, ohne daß Franz ihr befahl, ohne daß Margots Schönheit sie in den Schatten stellte, war sie in meinem Schloß die Königin. Seit unserer Ankunft hier herrschte sie freundlich, aber unumschränkt über Robin, La Barge und die Hausbediensteten. Ihr Reich endete erst, wo das unserer Soldaten begann, die sich natürlich von keinem Weib am Bart ziehen ließen, und sei sie auch der Bettschatz eines Edelmanns.
»Papperlapapp, Herr Graf«, sagte sie, »diese Strolche kriegt Ihr nicht über den Kopf und nicht übers Herz. Bringt sie mir, wenn es dunkel wird, in die Gesindestube, ich geb ihnen was, das sie an die Arbeit binden wird wie die Ziege an den Pflock. |110|Und ich wette mit Euch um eine neue Haube, Herr Graf, daß Ihr morgen früh genug Männer für Euren Wegebau beisammen habt.«
Wie ich sie auch fragte, sie wollte nicht verraten, was sie im Auge hatte, und weil ich nichts verlor, wenn ich sie gewähren ließ, bestellte ich unsere Soldaten bei Dunkelwerden mit ihren sechzehn Aufrechten ins Schloß. Als ich abends im Gesindehaus nachsehen wollte, weil ich zu meiner Verwunderung mit keinem Laut gehört hatte, ob sie wirklich gekommen waren, und die Tür öffnete, saßen sie alle sechzehn auf Bänken, einen Napf in der Hand, und Louison füllte ihnen dicke Gemüsesuppe mit Speck auf. Für die meisten unserer armen Dörfler war das mehr, viel mehr, als was sie sonst zu essen hatten, und wer den frommen Lärm der Kehlen und Kiefer hörte, mußte kein Hexer sein, um vorauszusehen, was sich am nächsten Morgen in meinem Hof abspielen würde.
»Louison«, sagte ich beim Schlafengehen, »wieso, zum Teufel, bin ich nicht selbst auf die Idee gekommen?«
»Dafür könnt Ihr nichts, Herr Graf«, sagte sie lächelnd. »Was ist für Euch schon eine Gemüsesuppe? Ihr mußtet noch nie hungern.«