39 atMe

Ich versuchte mich zu bewegen, stieß aber auf Widerstand. Verwirrt zog ich an meinen Armen – sie weigerten sich, meinem Befehl zu folgen. Ich atmete schneller, durch die Nase, denn ich konnte den Mund nicht öffnen. Fieberhaft versuchte ich, mich in der Dunkelheit zu orientieren. Wo war ich?

Dann sah ich gar nichts mehr. Etwas lag auf meinem Gesicht. Mein Herz raste, als wollte es in meiner Brust zerspringen. Ich zerrte noch stärker an den Armen, aber sie waren straff über meinen Kopf gezogen. Mit einem metallischen Klirren schnitten die Fesseln in meine Handgelenke.

»Ich werde meine Familie nicht deinetwegen verlieren«, zischte sie.

Panik überwältigte mich, ich begann mich zu winden und schrie, so laut ich konnte mit meinem abgedeckten Mund. Das Kissen presste sich auf mein Gesicht, und ich warf wild den Kopf hin und her, um es abzuschütteln. Aber es verrutschte nicht weit genug, ich bekam trotzdem keine Luft.

Verzweifelt versuchte ich mich zu drehen, um mich von dem Druck auf meiner Brust – von ihr! – zu befreien. Aber da packten ihre kalten Hände meinen Hals. Ich schrie lauter, doch das Klebeband dämpfte meine Schreie. So verzweifelt ich mit meinem Körper auch vor- und zurückruckte – die Fesseln an meinen Handgelenken und das Gewicht auf meiner Brust hielten mich fest. Ich konnte dem Würgegriff nicht entkommen.

Das durfte einfach nicht wahr sein. Bitte, bitte, irgendjemand muss mich doch hören!

Ich zerrte an den Fesseln, die Kanten schürften meine Haut ab, aber ich versuchte es weiter, mit aller Kraft, ich musste mich befreien. Der Griff um meinen Hals verstärkte sich, ich konnte kaum noch atmen. Ich wollte husten, aber es ging nicht.

Mit den Füßen stemmte ich mich gegen das Bett und wölbte den Rücken durch. Unser Gewicht riss an meinen Schultern, und plötzlich hörte ich, wie etwas mit einem leisen Knall nachgab. Dann schoss ein stechender Schmerz durch meine Schulter.

Eine ihrer Hände lockerte sich. Keuchend sog ich Luft ein, die Anstrengung verbrannte mir fast die Kehle. Doch im gleichen Augenblick sauste etwas Hartes auf mein Sprunggelenk nieder, mit einer Wucht, dass die Knochen splitterten. Ich schrie auf und sackte hilflos in mich zusammen, kaum noch fähig zu atmen. Immer schneller wirbelte die Dunkelheit, qualvolle Schmerzen überschwemmten mich, und ich kämpfte gegen den Sog, der mich in die Tiefe zu ziehen drohte.

Die eiskalten Krallen kehrten zurück, ich würgte und rang nach Luft. Aber es gab keine.

Jemand musste mich doch hören! Mit letzter Kraft schwang ich mein linkes Bein und schlug es gegen die Wand. Adrenalin und Panik dämpften den Schmerz.

Der Druck in meinem Kopf wurde stärker. Meine Lungen brannten. Immer tiefer krallten sich die Klauen in meinen Hals.

Noch einmal schlug ich gegen die Wand. Bitte, bitte, hört mich doch!

Ich fühlte, wie es mich in die Tiefe zog, ich konnte nicht mehr kämpfen, das Brennen war zu stark. Endlich kapitulierte ich, brach unter ihren Händen zusammen und ergab mich der Dunkelheit.