21
»Hab ich’s nicht gesagt?«, tönte Jerry, als Clarissa mit ihrem Mann zurückkehrte, »diese Fallensteller sind noch zäher als wir Iren. »Hätte mich auch schwer gewundert, wenn du dich schon zu den Engeln verkrochen hättest.« Er bemerkte, wie sich Alex’ Miene verfinsterte, als Clarissa mit ihm an den schwelenden Trümmern seiner Blockhütte vorbeifuhr. »Halb so schlimm, das bauen wir wieder auf. Meine irischen Freunde liegen sowieso schon viel zu lange auf der faulen Haut herum.« Als Alex keine Anstalten machte, vom Schlitten zu steigen, blinzelte er nervös. »Hey … du bist doch okay, oder?«
»Ich hab mir den Fuß verstaucht«, erwiderte Alex gereizt. »Muss an meinen alten Schneeschuhen gelegen haben.« Er fluchte unterdrückt. »Jetzt weiß ich wenigstens, wie sich ein Biber fühlt, wenn er in eine meiner Fallen tritt.«
Dolly lachte. »Der hat auch keine Pferdesalbe. Du wirst sehen, das Zeug wirkt wahre Wunder. In spätestens drei Tagen, nun ja, sagen wir in einer Woche, spürst du kaum noch was. In Kentucky heilen sie Rennpferde damit.«
»Sehe ich vielleicht wie ein Rennpferd aus?«
»Wie ein müdes Rennpferd«, verbesserte Dolly fröhlich. »Solange ihr kein Dach überm Kopf habt, könnt ihr bei uns im Roadhouse schlafen. Wenn’s sein muss, auch bis in alle Ewigkeit. Euch gehört das Roadhouse genauso wie Jerry und mir. Okay, wir haben ein paar Dollar mehr drinstecken, aber wenn Clarissa weiter so schuftet, seid ihr bald bei fünfzig Prozent … Mindestens.«
»Zuerst muss ich meine Schulden abbezahlen«, erwiderte Clarissa.
Beim Roadhouse angekommen, nahm ihr Jerry das Versorgen der Hunde ab, und sie kümmerte sich um ihren Mann. Sie bestrich den verstauchten Knöchel mit der Pferdesalbe, die Dolly bei einem fahrenden Händler gekauft hatte und noch einmal in höchsten Tönen anpries, und legte einen festen Verband an. Mit den Krücken, die einer von Jerrys irischen Freunden vergessen hatte, humpelte Alex ins Gästezimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Er war viel zu schwach, um sich auszuziehen, und schlief nach wenigen Minuten ein.
Clarissa sank neben ihm aufs Bett, kroch aber schon am frühen Morgen aus den Federn, wusch sich und zog sich hastig an. Nachdem sie frisches Brennholz in den Ofen im Gästezimmer und den Herd in der Küche geworfen hatte, setzte sie Teewasser auf und schob ein paar Biskuits in den Backofen.
»Und ich dachte, du schläfst erst mal richtig aus nach dem Schrecken«, begrüßte sie Dolly, die ebenfalls eine Frühaufsteherin war und sich bereits um ihre Hunde gekümmert hatte. Sie blieb stehen. »Du willst doch nicht weg?«
»Ich muss.« Sie nahm die heißen Biskuits aus dem Ofen und legte sie mit spitzen Fingern auf einen Teller. Dolly goss den Tee auf. »Alex und ich brauchen neue Unterwäsche und ein paar andere Kleinigkeiten, und ich will Anzeige erstatten. Oder meinst du, ich lasse Whittler diese Schweinerei durchgehen?«
»Du hast keine Beweise«, gab Dolly zu bedenken. »Du kannst nicht mal beweisen, dass es Brandstiftung war. Der Marshal hat nichts in der Hand. Whittler lacht ihn aus, wenn er versucht, ihm Handschellen anzulegen.«
Clarissa nickte betrübt. »Ich weiß, aber ich muss es wenigstens versuchen. Selbst ein reicher Bonze wie Whittler kann hier nicht machen, was er will. Irgendjemand muss ihm auf die Füße treten, sonst treibt er hier das gleiche Spiel wie damals in Kanada.«
»Übertreib’s aber nicht«, warnte Dolly eindringlich. »Du weißt, wie gemein diese Whittlers sein können. Ich hab keine Lust, auf deine Beerdigung zu gehen. Es reicht schon, dass wir den armen Matthew begraben mussten.«
»Soll ich vielleicht für Frank Whittler aussagen? Was meinst du, was der tut, falls er freikommt? Aus Dankbarkeit vor mir auf die Knie gehen? Mir einen Kranz flechten? Dem Schweinehund traue ich alles zu! Drei Morde hat er schon auf dem Gewissen … Der schlägt auch ein viertes Mal zu!«
Clarissa beeilte sich mit dem Frühstück. Sie wollte unterwegs sein, bevor Alex aufwachte und darauf bestand, mitzufahren und dem Marshal selbst seine Meinung zu sagen. In seinem Zustand war das zu gefährlich. Wenn er die Nerven verlor und handgreiflich wurde, landete er hinter Gittern, außerdem war er mit dem verletzten Fuß nicht beweglich genug und würde sie nur unnötig aufhalten. Eine Erklärung, die er sicher nicht akzeptieren würde.
Über den Hügeln zeigte sich bereits ein rötlicher Schimmer, als sie die Huskys anspannte und aufbrach. Das Ende des Winters stand unmittelbar bevor, die Tage wurden länger. Die Temperaturen lagen nur noch wenige Grad unter null. Sobald die Flüsse aufbrachen, würde sie mit dem Kanu nach Fairbanks fahren oder sich das Pferdefuhrwerk ausleihen müssen, das Jerry vor einigen Wochen aus der Stadt mitgebracht hatte. An den sonnigen Stellen war der Schnee bereits feuchter geworden, und sie kam nicht mehr so zügig voran wie noch vor wenigen Tagen, als der Schnee in der eisigen Luft gefroren war.
Über Fairbanks leuchtete sogar die Sonne. Sie fuhr die Hauptstraße hinab und hielt vor dem Büro des Marshals. »Ah … Mrs. Carmack«, empfing sie der Deputy U.S. Marshal mitfühlend. »Ich hab schon gehört, was passiert ist. Tut mir wirklich leid. Aber wenigstens sind keine Menschen zu Schaden gekommen.«
»Das war Brandstiftung!«, ließ Clarissa keine Zweifel aufkommen. »Und ich weiß auch genau, wer dahintersteckt.« Sie berichtete von ihrem Verdacht, ahnte aber auch, welche Antwort sie gleich vom Marshal bekommen würde.
»Sie haben keine Beweise, Ma’am. Selbst wenn Ihr ungeheuerlicher Verdacht stimmen würde, könnten Sie nicht beweisen, dass Thomas Whittler den Befehl gab, die Blockhütte abzufackeln, und diesen John Smith und seinen grimmigen Indianer haben Sie sicher auch nicht auf frischer Tat beobachtet.«
»Aber sie waren es. Sie haben mir sogar gedroht, so etwas zu tun.«
»Sie bringen sich in Teufels Küche, wenn Sie einen solchen Verdacht laut äußern, Ma’am. Glauben Sie mir, ich würde Ihnen gerne helfen. John Smith und dieser Indianer sind mir genauso ein Dorn im Auge wie Ihnen. Aber ich glaube nicht, dass ein wohlhabender Mann wie Thomas Whittler gemeinsame Sache mit solchem Gesindel macht. Genauso gut könnte ein Blitz die Hütte in Brand gesteckt haben. Oder ein glühender Span aus dem Ofen hat das Feuer verursacht. Sie wissen doch, was alles passieren kann. Tut mir leid, aber in so einem Fall sind mir die Hände gebunden. Beruhigen Sie sich erst mal, Ma’am!«
»Soll ich vielleicht warten, bis Whittler zu noch drastischeren Mitteln greift? Sie kennen ihn nicht, Marshal. Ich weiß, wozu dieser Mann fähig ist. Er ist nicht der freundliche Millionär, als der er sich darstellt. Er geht über Leichen, wenn er was erreichen will. Und für einen Freispruch seines missratenen Sohnes würde er wohl auch vor einem Mord nicht zurückschrecken.«
»Seien Sie vorsichtig mit solchen Äußerungen, Ma’am.«
»Aber ich kann doch Anzeige gegen unbekannt erstatten? Es gab gestern Nacht weder ein Gewitter noch Wetterleuchten, und die Ofentür war fest verschlossen, also muss es wohl Brandstiftung gewesen sein. Dolly und ihr Mann sind übrigens derselben Meinung, das würden sie auch jederzeit unterschreiben. Nur die Whittlers sind zu so niederträchtigen Verbrechen fähig.«
»Also meinetwegen«, erwiderte der Marshal sichtlich genervt und zog ein Blatt Papier aus der Schublade. Er notierte Clarissas Aussage in unleserlicher Schrift, ließ sie unterschreiben und das Blatt wieder verschwinden, um es wahrscheinlich nie wieder anzusehen. »Ich kümmere mich darum, Ma’am.«
Clarissa bedankte sich und verließ mit einem Kopfnicken das Büro. Auf der Straße blieb sie stehen und blinzelte in die ungewohnte Sonne. Sie hatte geahnt, dass ihr Besuch beim Marshal nichts bringen würde, war aber zufrieden, wenigstens Anzeige erstattet zu haben. So wäre er gezwungen, gegen Thomas Whittler vorzugehen, falls irgendwann herauskam, dass der Eisenbahnmanager tatsächlich hinter dem Brandanschlag steckte. »Glauben Sie ja nicht, dass Sie mit so was davonkommen, Mister!«, flüsterte sie in Gedanken.
Nach ihrem Einkauf bei Barnette im Handelsposten und einem Imbiss in einem der neuen Cafés begegnete sie George Hill. Auch der Zeitungsmann hatte von dem Feuer gehört und war natürlich begierig, die Fakten zu hören. Er bat sie in sein Büro, bot ihr seinen dünnen Kaffee an, den sie diesmal lächelnd ablehnte, und zückte seinen Notizblock. »Sie behaupten also, es wäre Brandstiftung gewesen«, sagte er. Woher er das wusste, verriet er nicht.
Clarissa beschloss, ihm reinen Wein einzuschenken, und erzählte ihm die ganze Geschichte. Wie Thomas Whittler ihr tausend Dollar angeboten hatte, wenn sie für seinen Sohn aussagte, wie er ihr im Beisein seiner Wachhunde gedroht und den Fremden, der sich John Smith nannte, und den Indianer auf sie gehetzt hatte. »Die beiden haben unser Haus niedergebrannt, daran gibt es keinen Zweifel. Wer sollte denn sonst ein Interesse daran haben, unser Blockhaus abzufackeln? Thomas Whittler will mich zwingen, ihm eine eidesstattliche Erklärung zu schicken, in der ich seinen Sohn entlaste. Ausgerechnet ich, die am meisten unter ihm zu leiden hatte. Schreiben Sie das, Mister!«
»George oder Hill«, verbesserte er sie abwesend. Und nach einigem Nachdenken: »Ich verstehe Sie, Clarissa. Und ich würde Ihnen wirklich gerne helfen. Glauben Sie mir, ich kann weder Thomas Whittler noch die beiden Schurken leiden, die angeblich für ihn arbeiten. Aber der Herausgeber einer seriösen Zeitung, und diesen Anspruch haben die Weekly Fairbanks News … der Herausgeber einer solchen Zeitung verhielte sich grob fahrlässig, wenn er sich bei einer so brisanten Story nur auf Gerüchte verlassen würde. Solange Sie keine handfesten Beweise haben, kann ich leider nichts für Sie tun.«
Clarissa hatte sich mehr erhofft. »Sie reden schon wie der Marshal.«
»Ich kann lediglich schreiben, dass man Brandstiftung bei einem solchen Feuer niemals ganz ausschließen kann. Und ich könnte natürlich auch erwähnen, dass Sie einen so miesen Anschlag nur Frank Whittler zugetraut hätten, der aber glücklicherweise für den Rest seines Lebens im Gefängnis sitzt.«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Das würde mir schon genügen, Sir … George … und es wäre nicht mal gelogen. Nur ein kleiner … Seitenhieb. Und Sie bräuchten keine Angst vor Whittler zu haben, weil Sie mich nur zitieren würden.«
»Es sei denn, er gründet selbst eine Zeitung.«
»Thomas Whittler? Der hat jetzt andere Sorgen. Die Berufung seines Sohnes, die Telegrafenlinie nach Eagle, die Alaska Central Railroad … Der wird den Teufel tun und eine Zeitung herausgeben. Er bietet Ihnen vielleicht Geld oder schaltet eine Anzeige … Sie lassen sich doch nicht etwa einschüchtern?«
Der Zeitungsmann lächelte verschmitzt. »Der Einzige, der mich jemals eingeschüchtert hat, war mein Vater, als er mit seinem Ledergürtel vor mir stand. Ich hatte ihm einen halben Dollar geklaut und mir dafür ein Buch von Mark Twain gekauft. Zum Glück hatte ich es schon gelesen, als er es mir wegnahm. Als Zeitungsmann lasse ich mich nicht einschüchtern. Bei den Rocky Mountain News wollte mir ein Rancher die Nase einschlagen, weil ich was Gutes über Farmer geschrieben hatte. Es hätte nicht viel gefehlt, und der Chef hätte mich rausgeworfen, aber … nun ja, das ist eine lange Geschichte. Sie müssen wissen, ich war kurzzeitig mit einer Farmerstochter verheiratet.«
Sie blickte ihn überrascht an. »Das wusste ich ja gar nicht.«
Der Zeitungsmann kaute verlegen auf seinem Bleistift herum. Anscheinend bereute er schon, etwas über sein Privatleben preisgegeben zu haben. »Ich könnte noch etwas für Sie tun«, wechselte er rasch das Thema. »Wie wär’s, wenn wir eine Kampagne starten, einen Spendenaufruf für den operierten Fallensteller und seine tapfere Frau, die bei einem Feuer ihr Hab und Gut verloren. Wir würden ein besonderes Konto bei der Bank einrichten und …«
»Ich brauche keine Almosen«, unterbrach ihn Clarissa barsch. »So groß war unser Besitz nicht, dass wir deswegen sammeln müssten. Es gibt genügend Menschen in Fairbanks, die wesentlich ärmer dran sind als wir. Die Indianer zum Beispiel. Warum starten Sie keinen Spendenaufruf für sie?«
»Sie wissen, was das für Ärger gäbe.«
»Das ist wahr«, räumte sie ein.
»Dann nehmen Sie wenigstens ein Geschenk von mir.« Er zog eine Schublade auf und reichte ihr das neueste Buffalo Bill Magazine. Eine illustrierte Sonderausgabe. »Hab ich mir gestern erst geholt. Ich hab es schon gelesen.«
Sie griff nach dem Heft. »Woher wissen Sie denn …«
»… dass Sie ein Faible für den Wilden Westen haben und diese Hefte lesen?« Er lächelte. »Ein Zeitungsmann weiß alles … nun ja … fast alles.«
Clarissa war bereits aufgestanden, um sich zu verabschieden, als sie zufällig aus dem Fenster blickte und zwei Männer über die Hauptstraße gehen sah: den Mann, der sich John Smith nannte, und den Indianer. Im ungewohnt hellen Sonnenlicht waren sie deutlich zu erkennen. John Smith hatte seinen Pelzmantel gegen einen ebenso langen Regenmantel getauscht und trug einen breitkrempigen Hut, der sein blasses Gesicht fast völlig verdeckte, und der Indianer war wie ein Holzfäller gekleidet und trug eine einfache Hose und eine Wolljacke über seinem karierten Hemd. Seine langen Haare hatte er im Nacken mit einer Lederspange zusammengehalten. Beide hatten Revolver hinter den Gürteln stecken und trugen Gewehre, wie zwei Revolvermänner in dem Buffalo-Bill-Heft, das sie gerade vom Zeitungsmann bekommen hatte.
»Auf Wiedersehen, Mister … George«, sagte sie schnell.
Sie verließ das Büro und lief den Männern entgegen. Wenn sie die beiden zur Rede stellen wollte, dann am besten auf der belebten Hauptstraße, wo genug Zeugen herumliefen und sie auf keinen Fall versuchen würden, ihr etwas anzutun. Ihr war gar nicht bewusst, welches Risiko sie einging, und sie würde sich noch viele Wochen später darüber wundern, den beiden ihre Meinung gesagt zu haben. Selbst hartgesottene Männer gingen den beiden lieber aus dem Weg.
Es war wohl die Wut, die sich während der letzten Stunden in ihr aufgestaut hatte, die sie bis auf zwei Schritte an die Männer herantrieb. »Mister Smith!«, fuhr sie den blassen Mann in seinem langen Mantel an. »Und Sie müssen der Indianer sein, den man Raven nennt. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es sich nicht auszahlt, für einen Whittler zu arbeiten. Frank Whittler erschoss seine beiden Komplizen, weil er das Geld aus dem Bankraub nicht mit ihnen teilen wollte. Und wie ich Thomas Whittler kenne, will er auch keine Zeugen für seine Missetaten haben. Oder meinen Sie, er riskiert, dass Sie vor Gericht gegen ihn aussagen? Sie müssten Ihren Boss doch besser kennen.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Ma’am«, erwiderte Smith, sich der Tatsache bewusst, dass bereits etliche Passanten stehen geblieben waren und ihnen zuhörten. »Wir haben nichts mit Mister Whittler zu schaffen, außer dass wir beim Bau der Eisenbahn für seine Sicherheit verantwortlich sein werden.«
»Ach ja? Und wer hat unser Blockhaus angezündet? Haben Sie mich während des Rennens nicht mit der Waffe bedroht und zu Ihrem Boss geschleppt? Zu Thomas Whittler?« Sie sprach den Namen so laut aus, dass ihn alle hören konnten. »Er will mich kleinkriegen und hat selbst zugegeben, dass er Sie angeheuert hat. Er will mich zu zwingen, für seinen Sohn auszusagen. Wie weit wollen Sie gehen? Werden Sie mich beim nächsten Mal foltern?« Sie blickte den Indianer an. »So wie es Ihre Vorfahren mit ihren Feinden getan haben?«
»Ich glaube, Sie verwechseln uns, Ma’am«, blieb John Smith cool. Es bedurfte wohl schärferer Munition, um ihn aus der Ruhe zu bringen. »Wir arbeiten als Leibwächter für Thomas Whittler. Wir sind für seine Sicherheit verantwortlich und beaufsichtigen den Sicherheitsdienst der Alaska Central Railroad. Wir haben Sie weder zu unserem Boss geschleppt noch Ihr Blockhaus angezündet. Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind. Ich verstehe Ihre Wut. Wenn Ihr Haus abgebrannt ist, haben Sie ein Recht dazu, wütend zu sein. Aber ich verwehre mich gegen den Vorwurf, als Brandstifter beschimpft zu werden.«
Er war ein hartgesottener Bursche, der wohl selbst in der kritischsten Situation einen klaren Kopf behielt und sich dazu noch auszudrücken wusste. Ein Killer, der sich hinter der Maske eines gepflegten Gentleman verbarg und den schweigsamen Indianer neben sich nur akzeptierte, weil er für denselben Auftraggeber arbeitete. An der Reaktion einiger Passanten merkte sie, dass er damit bei vielen Leuten ankam. Einige blickten sie bereits vorwurfsvoll an.
John Smith lächelte siegesgewiss. »Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen wollen, Ma’am. Wir haben noch einiges mit Mister Whittler zu besprechen, bevor der Schnee schmilzt und wir endlich mit dem Bau beginnen können.«
Die beiden Männer ließen sie wie ein dummes Schulmädchen stehen, der Weiße mit einem spöttischen Lächeln, der Indianer mit stoischer Miene, und sie lief zu allem Unglück auch noch rot an und kam sich inmitten der vielen Passanten, die inzwischen stehen geblieben waren, ziemlich lächerlich vor,
Wütend auf sich selbst, weil sie sich von den beiden Männern hatte provozieren lassen, kehrte sie zu ihrem Schlitten zurück. Sie fuhr am Krankenhaus vorbei und wechselte einige Worte mit Doc Boone, der sich nicht gerade begeistert von der Pferdesalbe zeigte und Alex stattdessen empfahl, seinen Fuß hochzulegen und mit Eis zu kühlen. »Er muss vor allem Geduld haben, aber das scheint nicht gerade seine Stärke zu sein«, sagte der Doktor lächelnd.
Betty-Sue war nicht in der Nähe, und da Clarissa das Roadhouse möglichst noch bei Tageslicht erreichen und Alex nicht zu sehr brüskieren wollte, machte sie sich gleich auf den Weg und trieb die Huskys aus der Stadt hinaus. Sie bemerkte weder John Smith, der hinter dem Fenster des Hotels stand und einige Worte mit Thomas Whittler wechselte, noch den US Marshal, der vor seinem Büro an einem Vorbaupfosten lehnte und ihr besorgt nachblickte.