12

Jerry trank einen großen Schluck Whiskey, bevor er erneut in die Tasten griff und das bekannte irische Trinklied anstimmte. Er sang auch die letzten beiden Strophen, die so unanständig waren, dass selbst die hartgesottenen Männer unter den Gästen rote Ohren bekamen, und grinste verstohlen, als die anwesenden Iren einfielen und er die entsetzte Miene einer älteren Dame bemerkte. Den warnenden Blick seiner Frau nahm er aus den Augenwinkeln wahr.

Schon während er das Lied sang, hatten zwei seiner irischen Freunde ihre Geigen ausgepackt und fiedelten dazu, stampften mit den Füßen und forderten die Leute auf, das Tanzbein zu schwingen. Selbst die ältere Dame, die bei den anzüglichen Texten die Nase gerümpft hatte, packte ihren Mann und zeigte ihm, wie man zu einem irischen Trinklied tanzt. Clarissa ließ sich von der Fröhlichkeit anstecken, zog Alex auf die Tanzfläche und bog sich in seinen Armen, bis er plötzlich innehielt und sich an einem der zur Seite gestellten Tische abstützte. Clarissa schien erst jetzt bewusst zu werden, dass Alex, der ohnehin kein begeisterter Tänzer war, nur wenige Wochen nach einer Operation noch keine großen Sprünge machen konnte, und griff mit beiden Händen nach seinen Schultern. »Tut mir leid, Alex, das wollte ich nicht …«

»Schon gut«, erwiderte er, »dieses Gehopse war noch nie meine Stärke. Ich brauch erst mal einen Schluck von dem irischen Teufelszeug, bevor ich loslegen kann.« Er grinste Jerry über den Tisch hinweg an. »Gib mir fünf Minuten, dann versuchen wir’s noch mal. Tanz mit einem Iren, die können das besser!«

Doch statt eines Iren forderte sie William E. Flemming auf und bewegte sich so ungelenk, dass sie sich schon nach ein paar Schritten nach ihrem taumelnden Mann zurücksehnte. Der Bankdirektor, wie immer korrekt gekleidet und mit einer besonders kostbaren Fliege am Kragen, vergaß auch während des Tanzens das Geschäft nicht: »Ich freue mich, dass die Operation Ihres Mannes so gut verlaufen ist, Ma’am. Ich kann mich an keinen Kredit erinnern, der so sinnvoll eingesetzt wurde, und ich möchte Ihnen noch mal versichern, dass ich keinesfalls beabsichtige, die Zinsen zu erhöhen.« Er sprach so salbungsvoll wie in seinem Büro. »Mit diesem Roadhouse haben Sie die beste Sicherheit, die man sich vorstellen kann. Eine wirklich erstklassige Anlage.«

Auch Doc Boone, der sie als Nächster aufforderte, konnte nicht aus seiner Haut. Mit einem Seitenblick auf ihren Mann, der mit Jerry und einigen anderen Iren anstieß, sagte er: »Passen Sie gut auf Ihren Mann auf, Ma’am! Lassen Sie ihn nicht zu lange mit diesen wilden Burschen allein. Gegen ein oder auch zwei Gläschen von dem irischen Feuerwasser ist nichts einzuwenden, aber alles andere wäre leichtsinnig. Es wird noch eine Weile dauern, bis er wieder voll belastbar ist. Aber wie ich Sie kenne, haben Sie ein wachsames Auge auf ihn.« Er lächelte. »Selbst wenn Sie einem alten Mann wie mir das Vergnügen machen, eine Runde auf der Tanzfläche mit Ihnen zu drehen.«

Nachdem sich Doc Boone mit einer knappen Verbeugung für den Tanz bedankt hatte, blieb Clarissa gerade noch Zeit, einen Schluck von der Bowle zu nehmen, die Dolly ebenfalls bereitgestellt hatte, dann war bereits George M. Hill zur Stelle, der schmächtige Zeitungsmann, der niemals geheiratet hatte und die Gesellschaft der Damen sichtlich genoss, obwohl er noch schlechter tanzte als Alex. Er hatte ihr bereits zweimal auf die Füße getreten und war gerade dabei, sich über Sid Gillespie aufzuregen, als Clarissa beobachtete, wie Betty-Sue sichtlich geknickt das Roadhouse verließ. »Tut mir furchtbar leid, Sir«, entschuldigte sie sich bei dem Zeitungsmann, »wir müssen den Tanz später nachholen. Ich sehe gerade, dass ich dringend gebraucht werde.«

»Lassen Sie das alberne ›Sir‹«, erwiderte der Zeitungsmann, »die ganze Stadt nennt mich ›George‹ oder ›Hill‹. Es geht sicher um Ihre Freundin Betty-Sue. Sie ist traurig, weil Matthew nicht gekommen ist. Wenn ich ehrlich bin, kann ich es ihm nicht verdenken bei der Stimmung, die gerade in der Stadt herrscht. Auch für einige Herrschaften, die heute Abend hier sind, würde ich meine Hände nicht ins Feuer legen. Aber keine Angst, die Weekly Fairbanks News werden dafür sorgen, dass dieser Sid Gillespie nicht länger seine Giftpfeile abschießen und einigen Unverbesserlichen den Kopf verdrehen kann …«

Seine Stimme war immer lauter geworden, und seine letzten Worte wurden von den meisten Anwesenden mit begeistertem Applaus begleitet, auch von Dolly und Alex, sodass niemand bemerkte, wie Clarissa ihren Anorak anzog und ihrer jungen Freundin nach draußen folgte. Die vielen Huskys, die vor ihren Schlitten im Schnee lagen, begrüßten sie mit leisem Jaulen. Etwas weiter entfernt standen zwei Pferde mit dem großen Schlitten, den E. T. Barnette für den Transport zum Roadhouse zur Verfügung gestellt hatte. Im Lichtschein der erleuchteten Fenster rieselten Schneeflocken vom Himmel.

Betty-Sue stand nur wenige Schritte entfernt unter einigen Bäumen und blickte nach Süden. Sie rang die Hände unter ihrem Kinn und weinte leise, längst hatte sie begriffen, dass Matthew nicht mehr erscheinen würde. Sie starrte angestrengt nach Süden, als könnte sie ihn allein durch ihren Willen herbeizaubern, doch in der Dunkelheit war keine Bewegung zu erkennen.

»Er hat mir versprochen zu kommen«, sagte sie, ohne Clarissa anzublicken. »Wir wollten den Leuten zeigen, dass wir zusammengehören.« Sie wirkte trotzig wie ein junges Mädchen. »Wir haben das Versteckspiel satt … und wenn mir die Regierung dreimal kündigt. Das macht mir nichts aus!«

Clarissa berührte ihre Freundin am Oberarm. »Vielleicht ist es besser, wenn er nicht kommt. Sid Gillespie hat viele Leute mit seinen Reden aufgewiegelt, auch unter den Gästen sollen einige sein, die nichts mit Indianern zu tun haben wollen. Es hätte nur böses Blut gegeben.« Sie schloss Betty-Sue in die Arme und strich ihr sanft über die Haare, als sie einen Weinkrampf bekam. »Beruhige dich, Betty-Sue! Matthew meint es bestimmt nicht böse. Er will nur einen Streit vermeiden. Mit seiner Liebe zu dir hat das nichts zu tun.«

»Indianer sind keine schlechteren Menschen«, erwiderte Betty-Sue. Ihre Tränen waren versiegt, und sie klang jetzt entschlossen und beinahe trotzig. »Nur weil sie eine andere Hautfarbe und eine andere Kultur haben, sind sie keine Wilden, die man ausrotten muss. Sie können nichts dafür, dass die Weißen in ihr Land eingedrungen sind und die Erde umgegraben haben, nur weil dort ein paar Goldkörner liegen. Bisher dachte ich immer, die Leute in der Wildnis hätten mehr Respekt vor ihnen, aber seit Gold in der Nähe von Fairbanks gefunden wurde und dieser Gillespie die Leute aufhetzt … Warum jagen die anständigen Bürger einen solchen Kandidaten nicht gleich aus der Stadt?«

»Gib ihnen etwas Zeit, Betty-Sue.« Clarissa löste sich von ihrer Freundin und versuchte, sie mit einem Lächeln aufzumuntern. »Ich bin sicher, dass Barnette noch einmal antritt, und dann erledigt sich dieses Problem von selbst. Nur … nur daran, dass sich eine weiße Krankenschwester in einen Indianer verliebt, daran werden sie sich wohl nie gewöhnen. Du riskierst deinen Arbeitsplatz, das weißt du hoffentlich. Auf dem Rückweg von Seward hab ich einen Inspektor des Civil Service getroffen. Wenn der erfährt, dass du eine Liebesbeziehung mit einem Indianer hast …« Sie schnaufte hörbar. »Konntest du dich denn nicht in einen anderen Mann verlieben, Betty-Sue?«

Ihre Freundin schüttelte heftig den Kopf. Ihr Blick war unverwandt nach Süden gerichtet und voller Sehnsucht. »Ich … ich kann nicht anders, Clarissa!«

»Matthew will nur dein Bestes und wäre bestimmt traurig, wenn er wüsste, dass du hier die ganze Nacht in der Kälte rumstehst«, versuchte Clarissa ihr mit sanfter Stimme klarzumachen. »Komm wieder ins Haus. Ich mache dir einen starken Kaffee, dann geht’s dir wieder besser. Und wenn du brav bist, bekommst du einen von meinen leckeren Schokoladenkeksen.« Sie lächelte.

Sie kehrten ins Haus zurück, zogen ihre Anoraks aus und liefen dem Zeitungsmann in die Arme. »Ein Skandal!«, empfing er die junge Krankenschwester. »Aber ich werde mit meinem nächsten Leitartikel schon dafür sorgen, dass eine Ratte wie dieser Gillespie nicht die Oberhand gewinnt.« Er verbeugte sich vor Betty-Sue. »Dürfte ich Sie um den nächsten Tanz bitten?«

Betty-Sue wechselte einen raschen Blick mit Clarissa und nickte zustimmend. Kaum hatte sie ihr »Ja … gerne« gehaucht, nahm sie der Zeitungsmann in die Arme und wirbelte mit ihr über die Tanzfläche. Obwohl George M. Hill nicht gerade zu den begnadeten Tänzern gehörte und bei fast jedem Schritt auf ihre Zehen trat, stahl sich schon nach wenigen Umdrehungen ein Lächeln auf ihre Lippen, wohl auch, weil er die Wirkung seines nächsten Leit­artikels an ihr studierte. Inzwischen führte sie ihn mit entschlossenen Bewegungen über die Tanzfläche, und er fand langsam den Rhythmus.

Als die Musik verklang, stieß E. T. Barnette mit einem Löffel gegen sein halb volles Whiskeyglas und kletterte auf den Hocker, von dem Dolly ihre Gäste begrüßt hatte. »Keine Angst«, rief er den verdutzten Gästen zu, »ich will Sie nicht lange aufhalten und Ihnen auch nicht die Stimmung verderben. Aber meine liebe Frau Isabelle und die meisten Anwesenden, mit denen ich heute Abend gesprochen habe, zwingen mich dazu, ein kurzes Statement abzugeben. Wie Sie alle wissen, nimmt mich die Arbeit in meinem Geschäft so in Anspruch, dass ich mich eigentlich entschlossen hatte, das Amt des Bürgermeisters niederzulegen. Die unerträglichen Hetzreden eines neuen Kandidaten, eines gewissen Sid Gillespie, der anscheinend beabsichtigt, einen neuen Indianerkrieg heraufzubeschwören, haben mich allerdings bewogen, meine Entscheidung zu überdenken. Heute gebe ich bekannt, dass ich auch dieses Jahr noch einmal als Bürgermeister kandidieren werde, und ich kann Ihnen schon jetzt versichern, dass es bei mir keinen Indianerhass geben wird. Die Bewohner von Fairbanks sind immer gut mit ihnen ausgekommen, und wir lassen uns diesen Frieden auch nicht von einem Indianerhasser wie Gillespie und seinen fanatischen Anhängern kaputt machen.« Er erhob sein Glas. »Auf die friedliebenden Bürger meiner Stadt … Es lebe Fairbanks!«

Frenetischer Beifall antwortete ihm. Lediglich einige der irischen Freunde, die Jerry mitgebracht hatte, hielten sich zurück, fielen aber zögernd ein, als der sie mit einem warnenden Blick bedachte. »Das wollten wir von Ihnen hören, E. T.«, rief Dolly begeistert, »das und nichts anderes!« Sie hob ebenfalls ihr Whiskeyglas: »Auf E. T. Barnette, unseren neuen Bürgermeister!«

Während die Leute immer noch klatschten, suchte Clarissa nach Alex und konnte ihn nirgendwo entdecken. »Hast du Alex gesehen?«, fragte sie Dolly und erntete ein verwundertes Kopfschütteln. Auch Jerry wusste nicht, wo ihr Mann abgeblieben war. »Vor ein paar Minuten stand er dort drüben am Fenster. Aber er war nicht betrunken, wenn Sie das meinen. Er hat nur einen Whiskey getrunken … wenn überhaupt. Wenn ich mich recht erinnere, ist er dann auf Kaffee umgestiegen. Ihr Mann war stocknüchtern … Ich schwöre es.«

Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte ihn vernachlässigt, war mit den wichtigen Bürgern der Stadt über die Tanzfläche gewirbelt, und dann war ihr Betty-Sue wichtiger als ihr eigener Mann gewesen. Und das, nachdem sie ihm erst in der letzten Nacht versprochen hatte, mehr Geduld mit ihm zu haben und nicht mehr barsch zu reagieren. Sie blickte sich noch einmal aufmerksam um, ging zu Dolly und sagte so leise, dass nur sie es hörte: »Alex hat sich aus dem Staub gemacht. Ich glaube, er sitzt in unserer Hütte und schmollt. Denk dir eine Entschuldigung aus, falls ich nicht zurückkomme.« Und als Dolly nickte: »Ich könnte mich ohrfeigen! Ich hätte doch wissen müssen, dass er empfindlich reagiert, wenn ich ihn in der Ecke stehen lasse.«

»Du hast ihn nicht stehen lassen«, widersprach Dolly. »Soweit ich weiß, kann er ganz gut mit Jerry und den Iren … Auch wenn er kaum noch trinkt.«

»Auch das macht mir Sorgen«, sagte Clarissa mit einem Lächeln.

Zum zweiten Mal an diesem Abend trat sie in die Kälte hinaus. Noch machte sie sich keine großen Sorgen. Alex war sicher ins Blockhaus zurückgekehrt und saß schmollend am Tisch oder lag bereits im Bett. So war es auch am vergangenen Abend gewesen. Wo sollte er auch sonst sein? Dass er sie noch einmal im Stich lassen und nach Norden fliehen könnte, hielt sie für ausgeschlossen. Er war kein Mann, der einen solchen Fehler zweimal beging.

Doch als sie das Blockhaus erreichte, war alles dunkel, und das Hundegespann und der Schlitten fehlten. Von Alex keine Spur. Nur die zurückgebliebenen Huskys bellten und jaulten betrübt. Sie blieb erschrocken stehen, betrat aber dennoch das Haus und suchte auch dort vergeblich nach ihrem Mann. Als sie wieder ins Freie trat, sah sie Dolly mit ihrem Schlitten kommen.

»Dolly!«, rief sie erstaunt. »Was machst du denn hier?«

»Na, was wohl?«, erwiderte Dolly, während sie den Schlitten bremste. »Ich helfe meiner Freundin, ihren Mann zu finden! Oder willst du zu Fuß nach ihm suchen? Ich hatte gleich so eine Ahnung, dass er nicht in eurer Hütte schläft.«

»Du meinst, er ist …«

»Was ich glaube, spielt keine Rolle. Hauptsache, wir finden ihn irgendwo, bevor er gegen einen Baum fährt und sich ein weiteres Loch im Schädel einhandelt! Und jetzt spring endlich auf den Schlitten, damit ich weiterfahren kann. Ich hab meine Zeit nicht gestohlen. Weit kann er nicht sein. Einige Gäste haben ihn vor einer halben Stunde noch gesehen. Worauf wartest du?«

Clarissa stieg auf die Ladefläche und hüllte sich in die Decken, die Dolly mitgebracht hatte. Noch während sie dabei war, trieb ihre Freundin die Hunde an und lenkte sie auf den Trail. »Nach Norden!«, rief Clarissa, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Ich glaube, ich weiß, wo er ist. Der See mit dem felsigen Ufer, ungefähr zwei Meilen von hier. Wie nennen ihn die Indianer?«

»Grünes Wasser … oder so ähnlich.«

»Grünlich schimmerndes Wasser«, verbesserte Clarissa.

Sie blieben ungefähr eine halbe Meile auf dem festgestampften Trail und bogen dann nach Osten ab. Einem schmalen Jagdtrail der Indianer folgten sie durch den verharschten Schnee einer Lichtung zum Waldrand. Obwohl es immer noch schneite, waren die Spuren eines anderen Schlittens deutlich zu erkennen. »Alex … Das sind seine Spuren! Das muss er sein!«, rief Clarissa.

Im Schutz der überhängenden und mit Schnee beladenen Fichtenäste fuhren sie in die verzweigten Ausläufer der White Mountains hinein. Auf den verschneiten Hängen spiegelte sich das wenige Licht, das der Himmel hergab. Als geheimnisvolle Schatten zeichneten sich die Schwarzfichten gegen die weißen Flächen ab. Der Wind war stärker und kälter als auf ihrer Lichtung.

Auf der letzten Steigung stieg Clarissa vom Schlitten und half Dolly beim Schieben. Im Schnee erkannte sie die Stiefelspuren ihres Mannes. Sie erreichten den hoch gelegenen See, dessen Eis um diese Nachtzeit eher bläulich schimmerte, und hielten am Ufer. Schroffe Felsen ragten auf der nördlichen Seite empor. Unheimliche Stille lastete über dem See und den nahen Bergen.

Alex hockte auf einem Felsvorsprung und starrte auf den zugefrorenen See, als lägen unter dem Eis alle Antworten auf seine Fragen begraben. Wie ein indianischer Medizinmann, der in der Einsamkeit mit den Geistern spricht, suchte er Trost in der Dunkelheit und Stille. Er wandte kaum den Kopf, als Clarissa und Dolly kamen, auch ihre Huskys verhielten sich ruhig.

»Ich lasse euch wohl besser allein«, flüsterte Dolly ungewöhnlich ernst und bemüht, keinen unnützen Laut in der andächtigen Stille zu verursachen. »Und keine Angst, ich lasse mir eine passende Entschuldigung für unsere Gäste einfallen. Wahrscheinlich sind die meisten sowieso schon beschwipst.« Sie grinste. »Ich hab sicherheitshalber die Scheune für die Iren hergerichtet.«

Clarissa umarmte ihre Freundin stumm und folgte den Spuren ihres Mannes zu dem Felsvorsprung. Sie kletterte hinauf und kniete sich wortlos neben ihren Mann. Erst nach einer ganzen Weile sagte sie: »Jetzt habe ich dir wieder wehgetan. Ich wollte dich nicht vernachlässigen, Alex, aber Betty-Sue war völlig aufgelöst, weil Matthew nicht kam … Ich hab mich dumm benommen.«

»Dich trifft keine Schuld, Clarissa. Du brauchst meinetwegen nicht den ganzen Tag Trübsal zu blasen. Es war nur wegen … Das fröhliche Getue und die laute Musik gingen mir irgendwann auf die Nerven. Der Rummel tut meinem Kopf nicht gut.« Er blickte sie wehmütig an. »Ich wollte nur allein sein … Und als ich allein war, hatte ich Sehnsucht nach dir. Große Sehnsucht sogar.«

Er legte seinen Arm um ihre Schultern, und sie kuschelte sich an ihn. »Wir machen es uns unnötig schwer, was? Aber das wird wieder. Gib mir ein paar Tage … oder Wochen … oder Monate.« Er konnte schon wieder lächeln. »Von Jahren will ich nicht reden … So lange könnte ich nicht auf der faulen Haut liegen.« Er stand auf und zog sie ebenfalls vom Boden hoch. »Wir fahren wohl besser nach Hause, sonst erfrieren wir hier noch. Auch wenn ich gern mit dir auf diesem Felsen sitze.« Er zögerte etwas. »Oder willst du zurück?«

»Zur Party?« Sie verzog das Gesicht. »Um nichts in der Welt!«