Größer zu werden, ist für große Kinder ein wichtiges Lebensthema.
Kleine Kinder nehmen noch nicht bewusst war, dass sie sich entwickeln und verändern. In der Pubertät verändern sich in kurzer Zeit die Körpermerkmale, die den Erwachsenen vom Kind unterscheiden, da gibt es klare äußere Merkmale für Reifung und Entwicklung. Jugendliche sind »ausgewachsen«, haben die Strecke des körperlichen Wachstums hinter sich und wenden den Blick nach innen.
Für Kinder zwischen etwa 6 und 13 Jahren geht es vielleicht sogar in allererster Linie darum, größer zu werden, sich innerlich und äußerlich zu verändern: Alles ist im Fluss, es gibt immer wieder Neues, Unbekanntes, das herausfordert und reizt, und es gibt die ollen Kamellen, die abgelegt werden müssen, denen man allmählich und unabänderlich entwächst. Das heißt, Kindheit ist auch einfach aus dem Grund, dass man unablässig aus etwas heraus- und in etwas Neues hineinwächst, ein spannendes Abenteuer, eine Zeit voller Erfahrungen, Erlebnisse, Erprobungen.
Im Fernsehzeitalter werden Reifung, Wachstum und Veränderung für die Kinder allerdings kaum noch an sinnlichen und körperlichen Erfahrungen wahrnehmbar. Das Sitzen vor dem Fernsehapparat ist mit 2 Jahren genau dasselbe wie mit 18 oder 81, da ändert sich kaum etwas an der Körperhaltung, die Umgebung ist dieselbe, und ob man allein ist oder in Gesellschaft, ist letztlich auch nichts, worin sich Alt und Jung unterscheiden. Um die Tätigkeit »fernsehen« ausüben zu können, muss man sich nicht verändern, man muss nicht wachsen, auch nicht reifen.
Aber auch in den Lebensbereichen »ohne Fernseher« ist Entwicklung nur noch sehr indirekt zu spüren. Stellen wir uns eine ganz normale deutsche Familie des Jahres 1998 vor: Die Mutter ist 34 und arbeitet halbtags als Sekretärin. Der Vater ist 39 und arbeitet als Meister in einem Metall verarbeitenden Unternehmen. Sie haben zwei Kinder, nennen wir sie Jan und Petra, lassen wir sie 9 und 7 Jahre alt sein und in einer Dreizimmerwohnung in einem Mietshaus in einer Stadt Baden-Württembergs wohnen. Beide Kinder gehen in die Grundschule ihres Wohnbezirks, in die 1. und 3. Klasse. Nachmittags treffen sich die Kinder mit ihren gleichaltrigen Klassenkameraden zum Spielen. Kontakte mit zwölf- oder dreizehnjährigen Kindern sind ebenso selten wie Begegnungen mit Kindern, die 2 oder 3 Jahre alt sind. Fünfzehnjährige und ältere Jugendliche kennen die Kinder nur von weitem und aus Fernsehserien, Babys kennen sie nur fest eingepackt im Kinderwagen oder aus der Fernsehwerbung. Gelegentlich treffen sie in den Familien der Klassenkameraden zwar etwas ältere oder jüngere Geschwister, aber richtig zusammen sind sie auch mit diesen Kindern kaum. Die jüngeren Kinder gehen in den Kindergarten, die älteren dagegen sind schon in der weiterführenden Schule. Nur beim Fußballspielen, zu dem sich die Jungen aus der Nachbarschaft treffen, und bei dem Jan seit kurzem manchmal mitmachen darf, trifft er mit Jungen zusammen, die sogar schon 12 oder 13 Jahre alt sind. Sonst gibt es so gut wie keine Berührungspunkte zwischen Kindern der verschiedenen Altersstufen.
Selbstverständlich werden die Dinge des täglichen Bedarfs von den Eltern eingekauft: von der Zimmereinrichtung bis zum Spielzeug, von der Tiefkühlkost bis zu den Getränken, von den Äpfeln bis zu den Balkonpflanzen. Als fürs Kinderzimmer ein neuer Teppichboden besorgt wurde, ist der Vater mit den Kindern in den Baumarkt gefahren und hat dort alles bekommen, was er brauchte: die Auslegware, Spezialkleber, Teppichleisten, Nägel. Bei der Gelegenheit hat er den Kindern übrigens auch etwas zum »Selbermachen« gekauft: für Jan einen Flieger, der nur noch nach Anleitung zusammengesteckt werden musste, und für Petra das Bild eines jungen Kätzchens: »Malen nach Zahlen«. Petra war entzückt, denn das Bild auf der Vorlage erinnerte sie an das verspielte junge Kätzchen, das im vergangenen Sommer auf dem Bauernhof zwei Wochen lang ihre ganze Wonne gewesen war. Das Bild, das ihr der Vater gekauft hat, ist dennoch nie fertig geworden und Jans Flieger flog zwar wirklich ausgezeichnet, aber gerade deswegen war der Spaß am zweiten Tag auch schon wieder vorbei.
Nehmen wir dagegen John, 9 Jahre alt. Er lebt in einem Fischerdorf in der Karibik. Seine Eltern besitzen neben ihrer notdürftig zusammengebauten Hütte zwar ein kleines Fischerboot mit Außenbordmotor, auf das sie sehr stolz sind, dennoch ist es für sie sehr schwer, das Geld zusammenzubringen, das sie brauchen, damit die Kinder wenigstens in die Schule gehen können. Sie selbst können kaum lesen und schreiben, aber sie wissen, dass Schulbildung heutzutage für die Zukunft ihrer Kinder die wichtigste Lebensgrundlage ist. Es sind unbestreitbar keine idealen Startbedingungen für ein Leben im 21. Jahrhundert, die John in seinem Küstendorf mitbekommt.
Aus einem ganz wichtigen Grund möchte ich dennoch sein Leben neben das von Jan und Petra stellen. Denn John bekommt trotz aller Nachteile, die er hat, eine wesentliche menschliche Basiserfahrung mit, die seinen Altersgenossen in den wohlhabenden, technisierten Gegenden der Welt weitgehend fehlt: John erlebt in seinem Alltag unentwegt, was »Entwicklung« bedeutet. Zwar hat er »nur« zwei Geschwister, die 5 und 11 Jahre alt sind, aber weil seine Tante mit ihren drei Kindern von 1, 3 und 4 Jahren und die beiden jüngsten Schwestern seiner Mutter mit 13 und 15 Jahren im selben Haus leben, ist er in eine ununterbrochene Kette von Menschen zwischen Baby- und Erwachsenenalter eingefügt. Dazu kommen alle anderen Kinder und Jugendlichen des Dorfes, die sich tagtäglich und überall mehr oder weniger intensiv begegnen, nicht nur in der Schule. Es gibt keine Lücke zwischen den Generationen, jedes Kind hat engen Kontakt zu jüngeren und älteren Kindern. Jeder Mensch hat ständig vor Augen, wie er selbst einmal gewesen ist, und an den Älteren sieht er, wohin die Reise geht.
Jede Altersstufe hat ihre speziellen Aufgaben innerhalb der Familien- und Dorfgemeinschaft. John zum Beispiel taucht seit etwa einem Jahr nach Schnecken und Schwämmen, und er verdient sich ein paar Dollar, wenn er zum Vergnügen der Touristen den sinkenden Münzen nachtaucht, die sie ihm vom Boot aus ins Meer werfen. Sein älterer zwölfjähriger Bruder darf schon das Boot mit den Touristen an der Küste entlangsteuern. John wünschte, er wäre so alt wie er und dürfte auch schon selbstverantwortlich das Boot fahren. Andererseits ist er froh, dass er nicht mehr das Holz für das Feuer zu Hause sammeln muss, das können die kleine fünfjährige Schwester und die vierjährige Cousine inzwischen ganz gut allein.
Wie er erlebt jedes Kind in dieser natürlichen Gemeinschaft zurückschauend, wie sehr es schon gereift, gewachsen, groß geworden ist. Gleichzeitig sieht es, wie viel ihm doch noch fehlt, um »richtig« groß, erwachsen, reif oder gar weise zu werden. Kinder, die so heranwachsen, spüren intuitiv, dass Unvollkommenheit kein Makel ist. Das beruhigt. Der Vorsprung der Älteren aber spornt an und macht Mut.
Das Dorf, in dem John 1998 mit seiner breit gefächerten Kindergesellschaft lebt, ist nicht weltabgeschieden, und im Krämerladen gibt es alle Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen: Kosmetika, Kaugummis, Taschenlampen, T-Shirts, Comic-Hefte usw. Die Dinge aber, die wirklich wichtig sind zum Leben, die sie brauchen, auch wenn sie kein Geld für den Krämerladen haben, diese Dinge haben die Leute im Dorf aber noch selbst in der Hand: Sie pflanzen Mais und Bananen an, holen, je nachdem, was sie daraus zubereiten wollen, reife oder unreife Kokosnüsse von den Palmen (John ist ein ausgezeichneter Kletterer!) und gewinnen aus verschiedenen Pflanzen Fasern für allerlei Textilien. Sie halten Hühner und Schweine, die regelmäßig Nachwuchs haben, der heranwächst und wieder Nachwuchs großzieht. Außerdem gibt es im Dorf Hunde und Katzen zuhauf und in allen Altersstufen: Die neugeborenen blinden Hündchen gehören ebenso zum Leben wie die übermütigen jungen Welpen, die alles, was ihnen zwischen die Fänge kommt, zerbeißen, die ausgelassenen halbwüchsigen Hunde im »Flegelalter« und der träge Hundegreis, der den ganzen Tag im Schatten schläft. Die Kinder erleben, wie aus dem frechen, ausgelassenen Welpen eines Tages eine geduldige Hundemutter wird, die dennoch ihr Junges in die Schranken weist, wenn es zu weit geht. Werden und Wachsen ist allgegenwärtig in dieser dörflich-natürlichen Welt.
Doch nicht nur Menschen, Tiere und Pflanzen entwickeln sich, selbst an Sachen erleben die Kinder, die in dieser Umgebung aufwachsen, dass es nichts gibt, was von vornherein »fertig«, vollkommen, perfekt ist. Denn auch die Dinge haben ihre Entstehungsgeschichte, die jedes Kind von klein an kennen lernt: Ob die Fischer ein Netz knüpfen, dessen Seile sie zuvor aus den Sisalfasern gewonnen haben, ob ein alter Mann einen Holzlöffel schnitzt, ob Musikinstrumente hergestellt, Kleidungsstücke genäht, Feuer angefacht oder Maisfladen gebacken werden: Der Prozess vom unfertigen zum fertigen Produkt ist den Kindern, ob sie nun genau hinsehen oder nicht, immer vor Augen. Und wenn sie selbst anfangen, Dinge herzustellen, wenn sie nicht mehr nur zuschauen oder den Älteren zur Hand gehen, sondern selber etwas machen, dann erleben sie ganz unmittelbar, dass es Perfektion nicht auf Anhieb gibt – dass sie aber im Lauf der Zeit erreichbar ist.
Kinder in dieser Umgebung spüren, dass sie, wie alles auf der Welt, am Anfang unvollkommen sein dürfen. Und sie wissen, dass sie wachsen, dass sie, wie alles auf der Welt, allmählich reifer und »besser« werden. Und die Älteren wissen ebenso, dass sich Kinder von selbst entwickeln, wenn sie zur richtigen Zeit die passende Unterstützung, aber auch die notwendige Abgrenzung erfahren.
Diese urtümlichen Lebenszusammenhänge sind wohl ein Grund dafür, dass immer mehr Menschen aus den industrialisierten Regionen das »einfache Leben« in diesen »unterentwickelten« Ländern als Idylle empfinden und viel Geld ausgeben, um im Urlaub ein klein wenig davon mitzubekommen. Denn Wachstum und Entwicklung vermitteln unbewusst Zuversicht und Lebensfreude. Und danach scheinen sich viele Erwachsene in unseren hoch entwickelten Kulturen genauso zu sehnen wie unsere Kinder. Bei uns ist aber alles von Anfang an perfekt, fix und fertig. Das ist zutiefst entmutigend und nimmt die Lust auf Werden und Wachsen.
Wie tief das Bedürfnis unserer Kinder ist, Entwicklung begleiten und erleben zu dürfen, war am Tamagotchi-Boom zu erkennen. Tamagotchis vermitteln den Eindruck, dass sie wie »echte« Lebewesen durch Pflege und Fürsorge wachsen. Aber auch und gerade diese Maschinchen gaukeln Entwicklung nur vor, denn sie leben, wachsen und verändern sich nicht wirklich. Trotz des vorgetäuschten Wachstums bleiben sie doch immer so, wie sie von Anfang an programmiert waren.
Und geschieht nicht Ähnliches mit den Kindern in den Industrienationen, wird nicht tatsächlich klammheimlich erwartet, dass auch sie von Anfang an perfekt und fix und fertig programmiert sind, sich auf Knopfdruck entwickeln und rundum funktionieren? Oder umgekehrt auf ewig so bleiben, wie sie gerade sind, so süß wie das junge Kätzchen vom Bauernhof, das in Petras Wahrnehmung nie erwachsen geworden ist? Wo gibt es noch die Herausforderung zur schrittweisen Entwicklung, wenn sogar Flieger nicht mehr selbst aus Papier gefaltet werden müssen und von Anfang an perfekt fliegen?
Was Kinder in unserer Gesellschaft erleben, ist nicht Entwicklung, sondern »Fortschritt« durch Korrektur, Lernen und Training. Dazu gehört, auch für die Kinder selbst, die Bewertung in Maßeinheiten, die von Erwachsenen erdacht sind: Wenn ein Kind in der 4. Klasse in Mathematik eine Drei hatte und in der 7. immer noch auf einer Drei steht, dann muss es den Eindruck haben, es habe sich in den drei Jahren nicht im Geringsten weiterentwickelt. Ist das nicht eine glatte Irreführung? Muss dieses Urteil nicht jedem Menschen die Zuversicht nehmen: Ich werde und wachse?
Ich glaube, dass viele Sorgen, die Erwachsene mit den so genannten Verhaltensstörungen von Kindern und Jugendlichen haben – und vielleicht auch einige der Probleme, die Erwachsene untereinander haben –, viel mehr, als wir bisher ahnen, damit zusammenhängen, dass Entwicklung als natürlicher und langwieriger Prozess nicht mehr erlebt wird. Die Folge ist, dass moderne Menschen keine Beziehung zum Phänomen Entwicklung mehr haben und ihnen das fehlt, was ich »Entwicklungszuversicht« nennen möchte.
Ein Beispiel, diesmal aus der Erwachsenenwelt: Viele Trennungen von Paaren gehen meiner Beobachtung nach zum einen darauf zurück, dass die Partner nicht ertragen, dass sich die Beziehung verändert hat, weil sich jeder von ihnen als Person inzwischen weiterentwickelt hat. Schlimmer ist aber, dass die meisten Paare nicht daran glauben, dass es auch in einer Beziehung eine Weiter-Entwicklung geben kann, dass Disharmonie nicht das Ende sein muss, sondern eine Durchgangsphase sein kann, so wie die Trotzphase oder die Pubertät in der Entwicklung des einzelnen Menschen.
Wenn Schwierigkeiten auftreten, erwarten die Menschen keine Veränderung mehr, sie glauben, so schrecklich, wie es jetzt gerade ist, wird es auf immer und ewig bleiben. Hoffnung besteht nur, wenn es wieder so werden könnte »wie früher« oder wenn ein radikaler Strich gezogen wird. Unvollkommenheit auszuhalten, haben wir offenbar genauso verlernt wie Geduld zu haben und zuversichtlich auf eine Weiterentwicklung zu vertrauen.
Dasselbe gilt für die Probleme mit den Kindern: Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann sehen Eltern, Lehrer und Erzieher – und damit leider auch die Kinder und Jugendlichen selbst – darin oft einen Endzustand, die endgültige, nicht wieder gutzumachende Katastrophe, den Untergang der Welt. Aber genauso wie der Weltuntergang – entgegen aller Voraussagungen – bisher nicht eingetreten ist, haben trotz aller Probleme auch die »schwierigsten« Kinder noch eine Entwicklung vor sich – wenn wir sie ihnen zugestehen.
Dennoch erfahren selbstverständlich auch die Kinder der heutigen Zeit, dass sie größer werden: nicht nur an den Kleidern, aus denen sie immer wieder herauswachsen, und nicht nur an den wachsenden Anforderungen in der Schule. Allerdings sind das zwei wundervolle Messlatten für Wachstum, weil sie klar nummeriert sind: Wenn Größe 140 nicht mehr passt und man beim Kleiderkauf zum Ständer mit der Nummer 152 aufrücken muss, dann spürt man, dass man gewachsen ist, genauso, wie wenn man am ersten Schultag nach den Sommerferien nicht mehr in die 3., sondern in die 4. Klasse geht.
Bezeichnenderweise messen Kinder unserer Zeit ihr Wachstum auch am Umgang mit den Medien: daran, welche Sendungen, Filme, Computerspiele sie schon verstehen und verkraften können. Es gehört heute für etwa Zwölfjährige zu den so genannten Initiationsriten (damit sind Erlebnisse gemeint, die man erst bestehen kann, wenn man eine gewisse Reife erreicht hat), harte Sex-and-Crime-Filme anzuschauen. Wenn man das schafft, ohne gefühlsmäßig über die Maßen ergriffen zu werden, dann ist man »groß und stark«: eine moderne Messlatte für Reifung, die mit Sinneserlebnissen und Körperlichkeit, mit Wissen, Können und Geschicklichkeit, mit räumlichen und sozialen Veränderungen nur noch entfernt zu tun hat.
Moderne Kinder haben diese Medienmesslatte für sich selbst geschaffen, weil sie, wie überall und zu allen Zeiten, Merkmale für ihr eigenes Wachstum brauchen. Sie spüren selbst, dass Reifung Veränderung bedeutet, dass Wachstum damit zu tun hat, etwas hinter sich zu lassen und in neue Gefilde vorzustoßen.
Es geht – gerade im Empfinden der Kinder selbst – um die schrittweise Veränderung vom Unfertigen zum Fertigen, vom Unreifen zum Reifen, vom Laien zum Könner, vom Kind zum Erwachsenen!
Darum ist es gerade für Kinder dieser Altersstufe in meinen Augen so ein herber Verlust, dass sie weitgehend abgeschnitten sind von den Prozessen des Werdens und Wachsens, dass sie keine Orientierung für ihre eigene Entwicklung haben, weil sie, in Altersgruppen unterteilt, gewissermaßen in Weltraumkapseln, in denen es kein Wachstum gibt, isoliert durchs Leben fliegen.
Selbstverständlich kann die Lösung des Problems an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend nicht die Rückkehr zur Großfamilie oder die Kopie eines mittelalterlichen Dorflebens sein, genauso wenig, wie es in unserer hoch entwickelten, technisierten Welt kein kompromissloses »Zurück zur Natur« geben kann. Aber ebenso, wie wir darüber nachdenken, wie man den Energieverbrauch verringern kann, ohne auf Elektrizität, Mobilität und technischen Fortschritt zu verzichten, so müssen wir auch darüber nachdenken, wie wir die Kinder auf den Boden zurückholen und wie wir ihnen wieder einen Zugang zu natürlichen Entwicklungsprozessen geben können, damit sie in ihrem tiefsten Innern erfahren: Ich bin lebendig, ich darf unvollkommen sein, ich werde und wachse, ich habe eine Zukunft! Und: Alles hat seine Zeit.