Am Donnerstagnachmittag nach ihrem Zusammenbruch im Büro ließ sich Zan von Josh nach Hause bringen. Völlig erschöpft, gönnte sie sich eine ihrer seltenen Schlaftabletten und legte sich sofort ins Bett. Am Freitagmorgen – sie fühlte sich immer noch benommen und ausgelaugt – blieb sie lange liegen und traf erst gegen Mittag im Büro ein.
»Ich habe gedacht, ich käme damit zurecht, Josh«, sagte sie, als sie an ihrem Schreibtisch saß und die Puten-Sandwiches aß, die er vom Feinkostladen um die Ecke bestellt hatte. Josh hatte ihr Kaffee gemacht, extra stark, wie von ihr verlangt. Sie griff nach der Tasse, nahm einen Schluck und genoss das Aroma. »Der ist wesentlich besser als das Zeug, das Detective Collins auf der Polizei serviert hat.«
Dann, als sie Joshs besorgte Miene bemerkte, sagte sie: »Hör zu, ich weiß, ich bin gestern zusammengeklappt, aber es geht schon wieder. Es muss gehen. Charley Shore hat mich davor gewarnt, mit der Presse zu reden. Jetzt weiß ich, dass mir die Journalisten genauso das Wort im Mund umdrehen wie die Polizisten bei der Befragung auf dem Revier. Das nächste Mal höre ich hoffentlich auf ihn.«
»Zan, ich komme mir so nutzlos vor. Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, sagte Josh und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. Aber er hatte noch eine Frage, die er ihr stellen musste. »Zan, meinst du, wir sollten der Polizei melden, dass zulasten deiner Kreditkarte ein Flugticket nach Buenos Aires gekauft worden ist? Und die Kleidung von Bergdorfs sowie die Lieferungen für die Musterwohnungen im Carlton Place?«
»Und dass mein Privatkonto mehr oder minder leergeräumt wurde?«, fragte Zan. »Weil du mir nicht glaubst, dass ich damit nichts zu schaffen habe? Ich sehe es dir an. Und Alvirah und Willy und Charley Shore halten mich, gelinde gesagt, für geisteskrank.«
Sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. »Verstehst du, Josh, ich kann es dir nicht verübeln. Und ich verüble es Ted nicht, was er über mich sagt. Ich kann es noch nicht einmal Tiffany verübeln, die, wie ich auf der Polizei erfahren habe, meint, ich hätte ihr ein Beruhigungsmittel eingeflößt, damit sie völlig zugedröhnt im Central Park einschliefe und ich mein eigenes Kind zu diesem verdammten Stadthaus bringen könnte, wo ich es gefesselt und geknebelt im Lagerraum versteckt hätte, falls ich es nicht gleich umgebracht hätte.«
»Zan, du liegst mir und Alvirah und Willy sehr am Herzen. Und Charley Shore will dich bloß beschützen«, kam es von ihm schwach.
»Aber das Traurigste daran ist doch, dass ich weiß, wie recht du hast. Dir, Alvirah und Willy liegt sehr viel an mir. Charley Shore will mich beschützen. Aber keiner von euch glaubt, dass jemand, der aussieht wie ich, mein Kind entführt hat und dass diese Person oder ihr Auftraggeber versuchen, mich auch beruflich zu vernichten.
Um deine Frage zu beantworten: Ich denke, wir sollten der Polizei bei einer erneuten Befragung nichts an die Hand geben, was daraufhinweisen könnte, dass ich ein Fall für die Psychiatrie bin.«
Josh sah aus, als hätte er ihr in allem, was sie gesagt hatte, am liebsten widersprochen, aber er war so ehrlich, dass er es noch nicht einmal versuchte. Sie trank ihren Kaffee aus, reichte ihm schweigend die Tasse zum Nachfüllen, und als er zurückkam, fuhr sie fort: »Ich war gestern nicht in der Verfassung, mit Kevin Wilson zu reden. Aber ich habe gehört, was er zu dir gesagt hat. Glaubst du wirklich, wir können ihm vertrauen … Übernimmt er wirklich die Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Lieferanten?«
»Ja, das glaube ich«, antwortete Josh, erleichtert, das Thema wechseln zu können.
»Das ist mehr als anständig von ihm«, sagte Zan. »Ich will mir gar nicht vorstellen, was die Medien daraus gemacht hätten, wenn er öffentlich verlauten ließe, dass wir den Auftrag offiziell noch gar nicht haben. Schließlich geht es hier um mehrere Zehntausend Dollar. Er wollte eine erstklassige Einrichtung, und die bekommt er.«
»Kevin sagt, ihm gefielen unsere – ich meine, deine – Entwürfe besser als die von Bartley Longe«, sagte Josh.
»Unsere Entwürfe«, betonte Zan. »Josh, du hast Talent. Das weißt du. Du bist genau wie ich vor neun Jahren, als ich bei Longe angefangen habe. Du hast viel zu den Plänen beigetragen.«
Sie griff zur zweiten Hälfte ihres Sandwiches und legte es dann wieder hin. »Josh, weißt du, was geschehen wird? Vielleicht werde ich wegen der Entführung Matthews verhaftet. Ich weiß einfach, dass er noch am Leben ist. Sollte ich mich darin jedoch täuschen, wird mich der Bundesstaat New York wegen Mordes an ihm anklagen und ins Gefängnis stecken. Aber wenn Matthew tot ist, wird mein Leben sowieso ein einziges Gefängnis sein.«