Kapitel 20

Die Besucherströme erregten Kharos. In weniger als vierundzwanzig Stunden würde er all diese Seelen peinigen können.

Leider war er von Unfähigen umgeben.

DU SOLLTEST DEN JÄGER TÖTEN.

»Ist das er, der da spricht?«, fragte die Frau namens Ursula. »Klingt so merkwürdig.«

»Weil es in Ihrem Kopf ist«, erwiderte Ray.

»Und er ist wirklich ein Dämon?« Die Frau trat an die Statue heran. »Hören Sie, wenn Sie irgendein Spiel mit mir treiben, dann legen Sie sich mit der Regierung der Vereinigten Staaten an, und mit der Regierung der Vereinigten Staaten legt sich niemand an!«

Wenn er frei wäre, würde Kharos ihr zeigen, was ein Dämon war. Er korrigierte sich – er würde ihr zeigen, was ein Dämon war. Bald. Sehr bald. Aber im Augenblick …

WIR MÜSSEN DIE GUARDIA IN DIE ENGE TREIBEN.

»Die Minions«, gab Ray zu bedenken, »die werden den Park in Einzelteile zerlegen, dabei haben wir noch einen ganzen Screamland-Show-Abend vor uns. Wir brauchen das Geld.«

AUCH DU WIRST MORGEN ABEND SCHREIEN, dachte Kharos.

»Vergessen Sie den Park«, forderte Ursula. »Ich rede von der nationalen Sicherheit. Und ich rede von meiner Zukunft.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich nicht bald aus der Spinner-Abteilung wegbefördert werde, ist meine Rente später mal minimal. Ich muss …«

UNTERSTÜTZE RAY. LASS DEINE LEUTE DIE MINION-MORDKOMMANDOS FÜHREN. SIE SOLLEN DEN MINIONS SAGEN, DASS SIE IHRE ANFÜHRER SIND.

Ray, der hinter ihr stand, sackte das Kinn herab. Schockiert klappte er den Mund wieder zu.

SIE WERDEN EINE MINUTE NACH MITTERNACHT AN HALLOWEEN ANGREIFEN.

»He«, stieß Ursula hervor. »Ich nehme keine Befehle von einer Statue entgegen. Ich erteile hier die Befehle. Ich will, dass Sie jemanden für mich umbringen. Einer meiner Leute ist ein Verräter, hat mir ein Gewehr an den Kopf gehalten. Mir. Sie hält sich hier im Park auf. Schläft in einem dieser schäbigen Wohnwagen bei Ethan Wayne.«

DER JÄGER, DESSEN TÖTUNG DIR NICHT GELUNGEN IST.

»Wie auch immer«, meinte Ursula. »Sie macht jedenfalls auch dir Probleme. Ich will, dass sie beseitigt wird.«

NATÜRLICH.

Ursula nickte Ray zu und sprach leise, als könnte Kharos sie dann nicht hören. »Ganz willig, der Bursche. Das könnte funktionieren.«

Ray verdrehte die Augen. »Tja, er ist ein richtig guter Kumpel.«

BEGINNT DIE ANGRIFFE AUF DIE GUARDIA EINE MINUTE NACH MITTERNACHT.

»Hab ich schon kapiert«, gab Ray zurück.

»Was ist mit Weaver?«, fragte Ursula.

REIHT SIE UNTER DIE AnGRIFFSZIELE EIN.

»Können wir zusehen?«, fragte Ursula. »Nur zu Forschungszwecken natürlich?«

Kharos betrachtete das Glitzern in ihren Augen.

NATÜRLICH.

Ursula nickte zufrieden und erklärte: »Gut. Ich werde mich darum kümmern, dass Sie dafür belohnt werden.«

UND ICH TUE DAS GLEICHE FÜR DICH.

Ray warf ihm einen scharfen Blick zu und wandte sich dann ab, als wollte er damit nichts zu tun haben. »Bis Mitternacht«, sagte er und ging.

»Er hat nicht wirklich das Herz dafür«, meinte Ursula in verächtlichem Ton.

MORGEN WIRST DU KEIN HERZ MEHR HABEN, dachte Kharos und schwieg, bis die Frau gegangen war.

Ethan gab Gus Rückendeckung, während er die letzten Betrunkenen aus dem Park scheuchte und das Haupttor abschloss. Es war kurz vor Mitternacht, und der Mond stand hoch über ihnen und warf kurze Schatten.

»Nur noch eine Nacht«, murmelte Gus, als er über den Dammweg draußen zurückging.

Eine steife Brise wehte vom Wasser her, und die Kälte kroch Ethan unter seine Kleidung und die Kampfweste. Der Wind trieb Eintrittstickets und sonstigen Abfall über den Boden, als sie den Park wieder betraten.

»Lass uns die Mitternachtskontrollfahrt machen«, meinte Ethan, »und dann zum Turm gehen. Weaver ist schon dort, hält Wache. Und hole bitte auch Glenda dazu, während ich die letzte Patrouille gehe.

»Vielleicht mag sie nicht mitkommen.«

»Überrede sie auf alle Fälle«, drängte Ethan. Er sah die Lichter vom Dream Cream herüberfunkeln und beschloss, nach der Kontrollfahrt nach Cindy zu sehen.

Gus zog seinen langen, abgetragenen Mantel enger um seine schmale Gestalt. »Gute Idee.«

Sie kamen am Riesenrad vorbei, und dann ragte die Drachen-Achterbahn vor ihnen auf, und Ethan blieb stehen. »Dein Job, Gus.«

Gus stieg zur Steuerkabine hinauf.

Ethan zog sich die Dämonenbrille vor die Augen und überprüfte die Umgebung. Alles war ruhig.

Da vibrierte sein Handy.

»Ja?«

»Ich hab hier etliche Punkte auf dem Radar«, meldete sich Weaver.

»Wo?«, fragte Ethan.

»Überall. Eine Meute bewegt sich aufs Dream Cream zu. Zweite Meute unterwegs zu den Wohnwagen. Die dritte zum Bootshaus, zu Young Fred. Eine ganze Armee rückt auf Gus und dich vor, bei der Drachenbahn.«

»Die wollen uns alle gleichzeitig im Handstreich überwältigen.«

»Ich komme zu dir«, rief Weaver. »Ihr werdet sonst …«

»Negativ«, befahl Ethan. »Bring Glenda in Sicherheit, dann gib Young Fred beim Bootshaus Rückendeckung. Ich erledige das hier und gehe dann zum Dream Cream

»Es sind aber wirklich viele«, warnte Weaver.

»Und ich habe wirklich viele Kugeln.« Ethan rannte zur Steuerkabine des Drachen hinauf, wo Gus auf seine Uhr blickte. »Wir kriegen Gesellschaft«, warnte er den alten Mann und wandte sich wachsam dem Park zu.

Mab hatte bis elf Uhr im Orakelzelt Kunden abgefertigt. Dann machte sie Schluss und zog das Tagebuch der Seherin hervor, das sie die ganze Woche über studiert hatte. Sie ging noch einmal ihre Notizen durch. Wenn Ethan sie alle im Wachturm versammeln wollte, dann konnte sie die Gelegenheit nutzen und ihm ein paar Fragen über Dinge stellen, die sie in dem Buch gefunden hatte. Diese Seherin schien ein wenig exzentrisch gewesen zu sein, und so war es schwierig zu unterscheiden, was von ihren Notizen Wahrheit war und was nur wilde Fantasie. Aber faszinierend war alles, selbst wenn es nur zum Teil wahr wäre, wie zum Beispiel Delphas Überzeugung, dass Dämonen die Eigenschaften des von ihnen besessenen Gegenstandes annahmen, wenn sie nur lange genug in ihm verweilten, denn das bedeutete, dass Dämonen, die Menschen besetzten, allmählich … menschlicher wurden.

Das gab zu denken.

Ebenso die Vorstellung, dass unbelebte Gegenstände fähig waren, Gefühle der Menschen um sie herum anzunehmen, wie zum Beispiel Stofftiere, die von einem Kind geliebt wurden, oder Kunstgegenstände, die viel bewundert wurden; und dass Dämonen, die solche Gegenstände besetzten, oft selbst diese Gefühle annahmen …

In seinem Zweiggeflecht kreischte Frankie plötzlich auf und flatterte hinunter auf Mabs Schulter, und sie knallte das Buch zu und stand auf.

Sie hatte inzwischen gelernt, dass Frankie niemals grundlos Lärm machte.

Sie verschloss das Orakelzelt und ging hinaus auf den Hauptweg, langsam und vorsichtig in alle Richtungen blickend, bevor sie auf die Pflastersteine trat. Frankie kollerte noch immer, und so sagte sie zu ihm: »Zeig es mir«, und er flatterte in die Höhe …

»Du und der Vogel, ihr seid schon ’n Pärchen«, sagte Fun hinter ihr, und sie fuhr herum. »Wahrscheinlich der einzige echte Freund, den du hast.«

Er steckte wieder in Suffkopf Dave, aber offensichtlich hatte Dave sogar noch mehr getrunken als sonst, denn er schwankte und sprach mit schwerer Zunge. Wie, zum Teufel, bist du aus deiner Urne entkommen?, fragte sie sich, und als er einen Schritt näher kam, wich sie zurück.

Frankie spielte oben über den Bäumen schier verrückt, aber sie konnte sich jetzt nicht auf ihn konzentrieren, denn mit Fun stimmte etwas ganz und gar nicht …

»Du blöde Kuh«, nuschelte Fun. »Was musst du auch schwanger werden. Weißt du, was das für ’ne Kröte wird? Hörner und ’n Schwanz und Hufe … Die wird am Spielplatz später gesteinigt, un’ du kannst nix dagegen machen.«

»Hör auf«, rief Mab und wich noch einen Schritt zurück. »Was ist los mit dir?«

»Die wird dich genauso hassen, wie du deine Mom hasst«, fuhr Fun fort. »Die wird auf dich spucken, jeden Tag, den sie lebt.«

»Ich hasse meine Mutter nicht«, widersprach Mab und erkannte überrascht, dass sie die Wahrheit sagte. »Sie hat ihr Bestmögliches getan.«

»Die war reif für die Insel, total verrückt, und du bist ’n Dämon und reif für die Insel, und dein Kind is ’n Antichrist, geboren, um die Hölle auf Erden zu schaffen.« Fun schwankte auf sie zu, und sie wich in Richtung Dream Cream zurück, bereit loszurennen, sobald er stolperte und fiel. »’n mutierter Bastard, Satansbraten …«

Er sprach all die Dinge aus, die ihre schlimmsten Alpträume waren, aus denen sie mitten in der Nacht zitternd aufschreckte, aber das machte keinen Sinn, denn er würde nie so etwas sagen, da stimmte etwas ganz und gar nicht …

»Du bist nicht Fun«, stieß sie hervor, während sie auf dem Kopfsteinpflaster des Hauptweges vor ihm zurückwich. »Ich weiß nicht, was du bist, aber ich kenne den Vater meines Kindes, und du bist nicht er.«

Das Ding verharrte einen Moment, und offene Dummheit zeigte sich auf Suffkopf Daves schlaffem Gesicht. Sie überlegte, wie sie ihn unschädlich machen konnte. Falls es ein Dämon war, würde Eisen ihn töten, aber es würde auch Suffkopf Dave töten, wenn sie es ihm an der falschen Stelle in den Leib stieß. Sie wich weiter über das Kopfsteinpflaster zurück, bis sie gegen den schmiedeeisernen Zaun stieß. Da drehte sie sich um, riss einen der Zaunpfahlspeere heraus und drehte sich sofort wieder zu dem Ding zurück.

»Ich bin Fun!«, brüllte das Ding sie an, torkelte auf das Kopfsteinpflaster und fiel flach auf Suffkopf Daves Gesicht.

»Nein«, erwiderte Mab und stach mit dem Zaunpfahl in Suffkopf Daves Arm.

Das Ding kreischte auf, und der Dämon fuhr heraus, eine dunkelrote Beule mit Spinnenbeinen, und sie stieß den Speer mitten hinein und sprang dann schnell zurück, als es platzte und rings umher auf das Kopfsteinpflaster spritzte.

Daneben stöhnte Suffkopf Dave.

»Hau ab hier«, herrschte sie ihn an.

Dave fiel in Ohnmacht.

»Ach, verdammt«, murmelte Mab und trat zu ihm, um ihm zu helfen, aber da kreischte Frankie wieder, und sie lauschte und konzentrierte sich auf ihn und sah, was er sah: Skelette, die hintereinander ins Dream Cream eindrangen, Quentin und der Dürre hinter ihnen. »Du musst allein zurechtkommen«, rief sie Suffkopf Dave zu und stürmte wie eine Besessene zum Dream Cream.

Ethan wusste, dass die Dämonen da draußen waren, er konnte sie fühlen, aber selbst durch die Brille sah der Park leer aus.

»Die haben’s auf uns beide abgesehen«, stellte Gus fest und griff sich aus der Steuerkabine einen Speer mit Eisenspitze. »Wenn wir uns trennen, haben wir mehr Chancen. Ich locke alle, die hinter mir her sind, von hier fort.«

»Nein«, widersprach Ethan, »wir bleiben …« In diesem Augenblick flog einer von Mabs Leintuchgeistern auf ihn zu, ohne ausgelöst worden zu sein, und er dachte verflucht und zerschoss ihn, doch da kam bereits ein halbes Dutzend herangeflogen und krachten gegen ihn, bevor er Zeit fand zu schießen, und so schlug er stattdessen mit dem Gewehr nach ihnen. Sie wichen kurz zurück und umkreisten ihn.

Ethan blinzelte verwirrt, als sich der Schädel eines Geistes in einen Kopf verwandelte, dessen Gesicht ihm vertraut war. Er zögerte, als es weniger als drei Meter vor ihm schwamm.

»Captain Martin?« Ethans Mund wurde trocken. Er wusste, dass das nicht wahr sein konnte, aber dieses Gesicht war zweifellos das seines Teamleiters. Hinter dieser Erscheinung zeigten vier weitere Geister die Gesichter seiner Teamkameraden.

Ethan wich einen Schritt zurück, als sie sich auf ihn zubewegten.

Du hast uns im Stich gelassen.

Die Worte hallten in seinem Kopf wider.

»Ich habe getan, was ich konnte.« Er sprach mit Mabs Geistern. Verrückt.

Du hast uns im Stich gelassen.

Die Mündung des Dämonengewehrs senkte sich, die Worte hämmerten in seinem Kopf.

Dann stürzte sich derjenige, der aussah wie sein Teamleiter, nach vorn und warf ihm ein Leinentuch über, und im nächsten Augenblick schwärmten sie alle um ihn herum, und er konnte nicht mehr atmen.

Du hast uns im Stich gelassen.

Ethan ging in die Knie, gab auf, ließ sich von ihnen überwältigen. Er musste zu seinem Team zurück. Nur so konnte er Abbitte leisten.

Du hast uns im Stich gelassen.

Aber er musste gar nicht atmen.

Das Leintuch straffte sich um seinen Mund, um seinen Hals, aber es konnte ihm nichts anhaben. Er war ein Guardia.

Er hatte sein Team nicht im Stich gelassen, weder dieses Team oder sein neues. Er war ein Guardia, und deswegen hatte er überlebt, als die anderen starben. Er hatte überlebt, weil sein Team hier ihn brauchte. Er hatte überlebt, weil er eine Aufgabe hatte …

Da riss er sein Jägermesser heraus, zerteilte das Leintuch und drosch wild um sich, wieder und wieder, und Dämonenschlamm spritzte in alle Richtungen, bis keine Geister mehr übrig waren.

Dann stand er auf, frei und von Wut erfüllt. Jemand benutzte Dämonen, um Gedankenspiele zu spielen, da war jemand, der …

Er hörte einen Schrei, wandte sich um und sah Gus, der dem Wurm entgegenblickte, der sich aus seiner Berg- und Talbahn neben dem Liebestunnel befreit hatte und nun über den Hauptweg ratternd auf ihn zukam, wobei sich seine aneinanderhängenden Wägelchen bewegten, als seien sie besessen.

»Nein«, schrie Ethan, als Gus die Bedienhebel des Drachen herumriss und dann in die Drachenbahn sprang. Der Wurm sang: »Feigling, Feigling, du lässt ihn sterben« und sprang hinauf auf die Drachenschiene, um ihm zu folgen. Die Drachenbahn hatte sich in Bewegung gesetzt, und der Wurm begann, der Schiene in die entgegengesetzte Richtung zu folgen, um dem alten Mann, der mit seinem Eisenspeer im vordersten Wagen stand, frontal zu begegnen.

»Verdammt, Gus, spring da wieder raus!«, schrie Ethan und rannte auf die Drachenbahn zu.

Er erreichte die Steuerkabine und schrie wieder: »Spring raus, Gus!«, wobei er versuchte, die Wagen zu stoppen, aber Gus senkte nur seinen Eisenspeer, sodass er über die Vorderkante des ersten Wagens nach vorn ragte. Die Wagen wurden immer schneller, und der Wurm erhob sich mit geöffnetem Maul, und sein »Feigling«-Gesang wurde noch lauter, während er die Schienen in den Himmel hinaufkroch, um dort Gus zu begegnen.

Ethan feuerte auf den Wurm, aber die metallenen Wägelchen ließen die Eisenkugeln abprallen, also riss er einen eisernen Pfahlspeer aus dem Zaun und begann, den Wartungssteig hinaufzuhasten, hinter dem Wurm her, in der Hoffnung, dass der an der Steigung langsamer würde, sodass er ihn einholen konnte. Aber die Dämonen beschleunigten die Wägelchen, und alle fuhren in die Höhe, um oben aufeinanderzutreffen. Ethan starrte vom Wartungssteig aus ungläubig hinauf, als Gus hoch aufgerichtet aus dem Drachentunnel herausschoss, direkt auf den Wurm zu, das hintere Ende des Speers an seine Brust gepresst und nach vorn aufgerichtet, direkt auf den Wurm. Dann trafen sie aufeinander. Die Speerspitze bohrte sich kreischend in den Rachen des Wurms, dann krachten die Wagen in den Wurmkörper, und Gus verschwand in dem zersplitternden Wrack. Dämonenschlamm und Teile des Wurmkörpers flogen umher, bis der Drache an dessen Ende wieder herauskam und seine letzte Abwärtsfahrt in das seichte Wasser antrat.

Ethan stürmte den Steig wieder hinunter, während der Drache an der Einstiegsplattform zum Halten kam.

Gus lag auf dem vordersten Sitz, die Hände noch immer um den hölzernen Griff des Speers geklammert. Er war einen halben Meter vor seinen Händen abgebrochen.

»Gus?« Ethan sprang in den Wagen und fühlte nach seinem Puls. Er war sehr schwach.

Gus’ Augenlider flatterten. »Hab ich ihn erwischt?«

»Du hast ihn erwischt«, antwortete Ethan und wühlte nach seinem Handy, um die Ambulanz zu rufen. »Hab noch nie so etwas gesehen. Du hast sie alle erledigt …«

Gus nickte und ächzte mit leiser Stimme: »Ich bin kein Feigling.«

»Natürlich nicht«, erwiderte Ethan. »Du …«

Gus’ Hand fummelte in seinem Mantel, und er zog seine Taschenuhr hervor, die bei dem Kampf zerschmettert worden war. »Für den Wächter.«

»Gus!«, rief Ethan.

Dann starb Gus.

Mab rannte um das Dream Cream herum zur Rückseite und betrat den kleinen Flur, wo sie an der Tür zum Gastraum stehen blieb. Sie hörte von drinnen den Singsang von Dämonen, so etwas wie Hunger, Hunger, du kriegst uns nicht satt, und sie dachte: Ach, zur Hölle, Cindys schlimmster Alptraum, und stieß die Tür auf.

Da waren zwölf Skelette mit purpurnen Dämonenaugen, und hinter ihnen der Dürre und Quentin, die in der offenen Tür warteten, die Gewehre schussbereit, und das Ganze beobachteten wie eine Theatervorstellung.

Die Gewehre würden ein Problem werden, erkannte Mab.

»Warum singen die das?«, fragte Cindy mit hoher Stimme, und Mab gesellte sich vorsichtig zu ihr.

»Das sind deine schlimmsten Ängste, Süße«, erklärte sie und überlegte, ob es besser war, zur Hintertür zu laufen oder sich im Lagerraum zu verschanzen.

»Nein, im Moment nicht«, erwiderte Cindy und starrte entsetzt auf die Skelette, die langsam vorrückten.

»Na los, holt sie euch!«, schrie der Dürre und stieß die Faust in die Höhe. »Macht sie fertig!«

Danke, dachte Mab und rief laut: »Der Kerl da, der ist ihr Anführer, sie gehorchen seinen Befehlen!«

»Ach nein«, murmelte Cindy, aber die Skelette verharrten einen Augenblick verwirrt.

Na los, fallt ihn an, dachte Mab und erkannte dann, dass diese Minions schlauer waren. Wenn sie die schlimmsten Ängste ihrer Opfer als Waffe einsetzen konnten, dann waren sie sogar viel schlauer, und sie würden erkennen …

»Worauf wartet ihr, zum Teufel?«, schrie der Dürre. »Packt sie! Ich bin euer Boss, und ich sage euch …«

Die Skelette drehten sich um und fielen den Dürren an, und Quentin feuerte in das Gewimmel, um sie sich vom Leib zu halten, aber er hatte normale Kugeln, unter denen die Dämonen nicht einmal zusammenzuckten.

Der Dürre brüllte auf.

»Hier entlang«, rief Mab und wollte Cindy zur Hintertür zerren, doch Quentin feuerte auf sie, dass Splitter aus dem Türrahmen flogen.

»Hier entlang«, rief Cindy, stieß die Lagerraumtür auf und rannte hinein, während Quentin wieder feuerte; normale Kugeln pfiffen über sie hinweg, als sie sich zu Boden warfen und die Tür hinter sich zuknallten.

Das Gebrüll des Dürren steigerte sich und brach auf dem Höhepunkt plötzlich ab.

»Zack und aus«, bemerkte Cindy. »In meinem hübschen, sauberen Eiscafé.«

»Lieber er als wir«, erwiderte Mab und sah sich nach einem Ausweg um. »Warum gibt’s hier keine Fenster?«

»Weil das ein Lagerraum ist«, antwortete Cindy. »Aber ich werde welche einsetzen lassen, wenn …«

Wieder erklang Gewehrfeuer, und die Tür begann zu splittern.

»Ach, verdammt«, rief Mab und versuchte zu überlegen, wie sie Menschen mit Gewehren stoppen konnte. Sie hatte sich die ganze Zeit auf Dämonen konzentriert und darüber vergessen, dass Menschen noch schlimmer waren.

Das Schloss splitterte, und Quentin rammte die Tür auf, das Gesicht vor Wut verzerrt.

»Specto!«, rief Mab und hoffte auf ein Wunder, da hob Quentin sein Gewehr und richtete es auf sie.

»Tut mir leid wegen des Babys«, schnarrte er, und Mab hörte einen Schuss und erwartete die Kugel, aber dann sah sie Quentin nach vorn auf sein Gesicht fallen, und hinter ihm stand Oliver mit einem Gewehr und einem höllisch grimmigen Gesichtsausdruck.

»›Tut mir leid wegen des Babys‹ … Drecksack«, knurrte er, und Mab stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Ihr Vogel regt sich wieder auf«, rief er dann Mab zu, und sie konzentrierte sich darauf zu sehen, was Frankie sah.

Riesenspinnen, die Young Fred attackierten, Cowboys, die Glendas Wohnwagen angriffen, Liebespaare aus dem Liebestunnel, die Weavers Wohnwagen stürmten, und draußen bei der Drachenbahn …

»O nein!«, rief sie und rannte bereits zum Hauptweg.

Ethan rannte den Hauptweg entlang in Richtung Dream Cream und stoppte dann, um ein halbes Dutzend große Spinnen abzuschießen, die Young Fred umzingelt hatten und »Verräter!« sangen, während Young Fred schrie: »Nein, NEIN!«

»Komm mit!«, forderte Ethan ihn auf, doch Young Fred brach mitten zwischen Pappmaché-Spinnenteilen und Dämonenschlamm zusammen und schrie weiter. »Tja, dann nicht«, meinte Ethan und setzte eilig seinen Weg zum Dream Cream fort, nur um auf Mab, Cindy und Oliver zu treffen, die in entgegengesetzter Richtung rannten.

»Die Wohnwagen«, schrie Mab ihm zu, »Frankie sieht dort Dämonen«, und Ethan machte kehrt und rannte hinter ihnen her. Bei Glendas Wohnwagen holte er sie ein, und sie starrten auf dämonenschlammbespritzte hölzerne Cowboys vom OK Corral, die überall herumlagen, von Armbrustpfeilen mit Eisenspitzen durchbohrt, und auf Glenda, die rauchend auf den Wohnwagenstufen saß, einen Daiquiri in der Hand.

»Weaver hatte ein bisschen Mühe«, rief sie und trank einen Schluck Daiquiri. Cindy lief zu ihr, um zu sehen, ob sie Hilfe brauchte, während die anderen weiterrannten.

Vor Hanks Wohnwagen erwartete sie ein ähnlicher Anblick, nur dass die herumliegenden Körper diesmal die Liebespaare aus dem Liebestunnel waren, von einem Dämonengewehr zerschossen, und Purpurschlamm aus ihnen tröpfelte; die Wohnwagentür stand offen, und niemand saß davor.

Mab blieb stehen und überblickte nach Luft ringend das Gemetzel. »Sieht aus, als hätte sie wirklich Beziehungsprobleme.«

»Wo ist sie?«, stieß Ethan hervor, und sein Herz klopfte zum Zerspringen, als er sich der Tür näherte.

Weaver saß drinnen, schwer atmend, und starrte Beemer an, der auf dem Tisch vor ihr saß und mit purpurn glühenden Dämonenaugen zurückstarrte.

Ethan hob sein Gewehr, um den kleinen Dreckskerl wegzublasen, doch Weaver rief: »Nein!«, und schirmte ihn mit der Hand ab.

»Dieses Ding ist besessen«, erwiderte Ethan und versuchte, ihre Hand beiseitezuschieben, doch da sprang sie auf und stieß ihn so heftig zurück, dass er nach hinten taumelte und über die Stufen hinunter auf seinen Hintern fiel.

»Vielleicht sollte ich es einmal versuchen«, meinte Mab mit einem Blick auf ihn. Sie stieg die Stufen hinauf, spähte hinein und sagte: »Na, was haben wir denn hier?«

»Das ist Beemer«, hörte Ethan Weaver antworten.

»Ja, das ist er«, stimmte Mab zu. »Aber da ist noch was in ihm drin.«

»Das ist auch Beemer«, erwiderte Weaver, und Ethan dachte: Oh, Scheiße, sie hat durchgedreht.

Er kletterte wieder in den Wohnwagen und bat Mab: »Geh raus, ich kümmere mich darum.«

»Nein.« Weavers Augen waren aufgerissen, aber nicht verrückt, und sie starrte Beemer an, als versuchte sie, etwas zu begreifen. »Das ist Beemer. Ich weiß, dass er ein Dämon ist, aber er ist nicht … nicht böse.«

Ethan und Mab blickten in Beemers wilde purpurne Dämonenaugen und sahen sich dann an, da kam Oliver herein und stellte sich neben sie.

»Er ist nicht böse«, sagte Weaver zu Oliver. »Du hast gesagt, dass Dämonen vielleicht auch gut sein könnten.«

»Ja, habe ich«, gab Oliver zu und starrte Beemer an. »Was für einen Beweis hast du, dass Beemer … gut ist?«

»Ich weiß es einfach.«

»Hat er Sie vor den anderen Dämonen gerettet?«, fragte Mab.

»Nein.« Weaver runzelte die Stirn. »Ich glaube, er war in dem Romeo, und als ich ihn zerlegte, fuhr er in Beemer.«

»Also hat er dich angegriffen«, schloss Ethan.

»Nur bis er in Beemer fuhr«, erwiderte Weaver. »Dann bremste er. Er … er hat Beemer absorbiert.«

Ethan wandte sich Mab zu. »Raus hier. Ich kümmere mich um Beemer.«

»Warte.« Mab glitt sachte neben Weaver auf die Sitzbank, wobei sie ein Auge auf Beemer hielt, der innerlich vor sich hin zu brüten schien. »Er hat Beemer absorbiert. Sie meinen, Beemers Persönlichkeit?«

»Ja«, antwortete Weaver angespannt.

»Es ist doch nur ein Plüschtier«, wandte Ethan ein.

»Halt den Mund, Ethan«, sagte Mab, ohne den Blick von Weaver zu nehmen. »Also, Sie haben seit dem Abend, als Ethan ihn Ihnen schenkte, viel mit Beemer gesprochen, nicht?«

»Ich bin nicht verrückt«, erklärte Weaver, als spräche sie zu sich selbst.

»Ich weiß. Aber Sie haben doch mit diesem Drachen gesprochen, nicht? Sie haben ihn schon ein, zwei Wochen lang. Und Sie sprechen jeden Tag mit ihm?«

»Ja«, antwortete Weaver. »Aber ich wusste, dass er nur ein Plüschdrache ist. Ich bin nicht verrückt

»Lass mich bitte nur den Dämon da rausholen«, flehte Ethan. »Ich steche ihn ab … irgendwo an einer Naht oder so, dann kann Mab ihn wieder zunähen …«

»Nein«, entgegnete Weaver.

Ethan blickte Mab an.

»Ich habe gerade von so etwas gelesen«, erklärte Mab. »In dem Tagebuch der Seherin. Sie war der Meinung, dass sich in nicht lebenden Gegenständen starke Gefühle aufbauen können, wenn sie ständig damit gefüttert werden. Deswegen strahlen auch leer stehende Gefängnisse danach immer noch Hass aus, und Stofftiere …«

»Das ist doch ein Scherz«, meinte Ethan.

»Nein. Die Seherin schrieb über einen Dämon, der in einen Kunstgegenstand fuhr, in eine Statue, mit der eine Frau jeden Tag sprach, und die Statue veränderte den Dämon …« Ihre Stimme versiegte.

»Eine Statue?«

»Entschuldigt«, sagte Mab. »Mir ist da gerade ein Gedanke gekommen. Na egal, dieser Dämon hier hat jedenfalls die Gefühle aufgesaugt, die Weaver in Beemer gesteckt hat, und das heißt … der Dämon ist jetzt Beemer.«

»Aber es ist noch immer ein Dämon«, entgegnete Ethan in dem Bemühen, seinen Standpunkt zu verteidigen.

»Aber er ist emotional an Weaver gebunden«, fuhr Oliver fort und betrachtete den Drachen jetzt mit viel größerem Interesse. »Und sie beschützt ihn, was die Bande noch weiter stärkt.«

»Er guckt, als wollte er ihre Leber zum Frühstück verspeisen«, meinte Ethan.

»Tja, so was ist natürlich immer drin«, stimmte Oliver zu.

»Ich behalte ihn«, erklärte Weaver.

»Er ist kein Schoßhündchen«, warnte Ethan. »Er ist dir nicht aus dem Tierheim zugelaufen, sondern er ist ein Dämon

»Sei nicht so stur, Ethan«, ermahnte Mab ihn. »Weaver ist schon ein großes Mädchen, und wenn sie einen Dämon als Haustier will, dann kriegt sie ihn auch.«

»Danke«, sagte Weaver.

»Sollte er Ihnen allerdings im Schlaf das Herz rausreißen, dann werden Ihnen alle mit ›Ich hab’s doch gleich gesagt‹ die Hölle heiß machen«, fügte Mab hinzu.

»Nein, ist schon in Ordnung.« Weaver holte tief Luft. »Ich habe ihm in die Augen geblickt und gefühlt, wie ich selbst anders wurde. Wir gehören zusammen.«

»Das lag nicht an Beemer, sondern an Gus«, erklärte Ethan, und Weavers Kopf fuhr hoch.

»Gus?«

»Er ist tot. Du bist unsere neue Wächterin.«

»O nein«, stöhnte Weaver. »O nein, nicht Gus.«

Beemer kroch über den Tisch und stupste sie mit seinem Kopf an, und sie legte automatisch ihren Arm um ihn; seine Augen glühten vor dämonischem Mitgefühl. Oder sonst etwas Dämonischem.

Ethan griff in seine Tasche und zog die Uhr heraus. »Gus wollte, dass du das hier bekommst.«

»Oh«, sagte Weaver und schluckte schwer, als sie sie entgegennahm.

Ethan trat wieder zurück, unsicher, was er von einer von Gefühlen überwältigten Weaver halten sollte. Oder von einem dämonausgestopften Drachen. »Wir gehen jetzt sofort zum Wachturm. Wir alle. Mir reicht’s jetzt mit den Toten.«

»Ich hab noch eine Leiche zu entsorgen«, meinte Oliver. »Ich komme später nach.«

»Eine Leiche?«, fragte Ethan.

»Der Dürre teilt Quentin gerade seine Meinung über die Hölle mit«, berichtete Oliver. »In der Hölle.«

»Ist mir sehr recht«, erklärte Ethan.

»Was ist mit Kharos?«, erkundigte sich Mab.

»Den hole ich, wenn ihr alle im Turm seid.« Ethan blickte Weaver an, die ihren Arm um einen Dämon-Drachen geschlungen hielt. »Wir werden den Drachen für die Nacht hier- lassen.«

Beemer knurrte ihn an, und Weaver tätschelte ihm beruhigend die olivgrüne, plüschige Schulter. »Schon gut, Baby, du kommst mit mir.«

»Also dann auf zum Turm«, rief Mab aufmunternd und erhob sich. »Da haben wir viel mehr Platz.« Sie ging an Ethan vorbei und murmelte ihm zu: »Und viel mehr Waffen, falls das Ding sie anfällt. Wir passen gut auf.«

»Okay«, gab Ethan sich geschlagen und trat zurück, um Weaver und ihren Drachen hinauszulassen, wobei er sich fragte, was Beemer wohl empfand. Schließlich hatte er ihn eine Woche lang jede Nacht vor die Tür in den Gang gesetzt. Das konnte einen Drachen schon sauer machen. »Du wirst ihn aber nicht mit ins Bett nehmen, oder?«, fragte er Weaver, als sie ins Freie traten.

Beemer blickte ihn über Weavers Schulter hinweg mit purpurn glühenden Augen an.

»Na toll«, meinte Ethan und folgte ihnen zum Hauptweg.

Als es dämmerte, ging Ethan hinauf zu den Zinnen und blickte über Dreamland, das jetzt mit Wurmteilen und zerplatzten Riesenspinnen und toten Cowboys und Liebespaaren übersät war, der Park war fast vollkommen zerstört, Gus war für immer von ihnen gegangen …

»Geht’s dir gut?«

Ethan warf einen Blick über die Schulter und sah Mab auf’s Dach treten. »Nein.«

Sie blieb neben ihm stehen. »Es tut mir so leid wegen Gus. Er war ein großartiger Kerl.«

Ethan blickte wieder auf den Park.

»Wenigstens ist er im Kampf gestorben«, fuhr Mab fort. »Das hat ihm sicher gefallen. Es muss wirklich spektakulär gewesen sein.«

»Das war es«, erwiderte Ethan. »Aber am Leben bleiben wäre besser.« Zorn stieg in ihm auf und verdrängte seinen Kummer. »Was, zur Hölle, ist da gerade passiert? Was waren das für Bestien, die uns alle angegriffen haben? Sie wussten etwas über uns, sie haben …«

»Minion-Dämonen«, antwortete Mab. »Einfach nur Minion-Dämonen. Aber wir haben jetzt Halloween, und da ist das Übernatürliche stärker. Oliver meint, dass sie schlauer geworden sind und unsere eigenen Ängste auf uns zurückreflektieren, um uns zur Verzweiflung zu treiben. Das ist es, was Kharos will: Schmerz, Verzweiflung, Schuldgefühle. Davon nährt er sich.«

»Ich werde Kharos jetzt holen«, erklärte Ethan. »Und dann verschanzen wir uns hier und warten Mitternacht ab.« Er blickte sie an. »Außer es gibt etwas, was ich übersehen habe?«

»Kharos’ Plan«, meinte Mab und blickte ebenfalls über die Zinnen hinaus. »Diese Angriffe auf uns sollten uns demoralisieren, nicht ihn befreien. Er muss den dringenden Wunsch haben freizukommen, aber er tut nichts dafür. Worauf wartet er?«

»Das ist mir egal«, erwiderte Ethan. »Ich packe ihn und stecke ihn zusammen mit seiner ganzen Mafia hier in den Schrank, und dann werde ich mir etwas ausdenken, wie man ihn für immer hinter Schloss und Riegel setzen kann. Dieses Affentheater werden wir nicht jedes Jahr an Halloween durchmachen.«

»Ja«, stimmte Mab zu und starrte noch immer über den Park, und Ethan wusste, dass sie die Zerstörung ihres Werks betrauerte, genauso wie sie Gus betrauerte. »Ich repariere das alles wieder«, sagte sie. »Ich werde es noch schöner machen, als es vorher war.«

»Ich weiß«, erwiderte Ethan, und sie standen nebeneinander und betrachteten das verwüstete Dreamland unter den orange gefärbten Laternen.