12. Kapitel
Es kommt für jeden Mann die Zeit, da muss er entscheiden, ob er aus Gold ist oder aus Eisen. Vielleicht denkt ihr, das ist eine einfache Entscheidung, aber nicht jede Frau will einen Mann, der mehr glänzt, als er von praktischem Nutzen ist.
So sprach die alte Heilerin Nora von Loch Lomond in einer kalten Nacht zu ihren drei Enkelinnen.
Am nächsten Morgen kam Sophia in die Küche und atmete tief den köstlichen Duft von frisch gebackenem Brot ein.
„Guten Morgen, Miss“, begrüßte Mary sie und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Sie sind heut früh auf.“
„Ich konnte nicht mehr schlafen.“ Bevor die ausgeliehene Dienerin Gelegenheit hatte, sich nach dem Grund zu erkundigen, fuhr Sophia hastig fort: „Ich mache mir Sorgen um Red und um das Haus.“
„Sie tun, was Sie können. Ham Sie es gestern Abend geschafft, Seine Lordschaft zu einem Kartenspiel zu überreden?“
„Oh ja. Das ist mir gelungen.“ Es war ihr sogar gelungen, MacLean noch mehr für sich zu entflammen. Immer noch sah sie sein Gesicht vor sich, in dem unverhohlenes Verlangen zu lesen gewesen war, als er sie fortgeschickt hatte. Das war der wahre Grund, der sie die ganze Nacht wachgehalten hatte. Das und der Schreck darüber, wie sie selber auf ihr eigenes unmoralisches Verhalten reagiert hatte.
Sie hatte etwas getan, das eine anständige unverheiratete Frau nicht tun würde. Doch seit wann war Anständigkeit in ihrem Leben das Entscheidende? Ihre Mutter hatte über solche Ansichten gelacht und gesagt, diese Regeln seien nur gemacht worden, um Frauen innerhalb der Familie zu unterwerfen. Wirklich wichtig war es nicht, unbescholten zu sein, sondern sich wahrhaftig und ehrlich zu verhalten und dem eigenen Herzen zu folgen.
Sophia war sich nicht sicher, was ihr Herz wollte. Aber der Rest ihres Körpers wusste ziemlich genau, was er begehrte. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass ein heftiges Gefühl der Macht sie durchströmen würde, als sie sah, wie MacLean auf sie in ihrem halb bekleideten Zustand reagierte. Und mit dieser heißen, sie überwältigenden Welle kam die Erkenntnis, dass sie ihn ebenso wollte wie er sie.
So musste ihre Mutter sich gefühlt haben, als sie, nur wenige Tage, nachdem sie ihn kennengelemt hatte, mit Red durchgebrannt war. Natürlich, der Unterschied war der, dass Mama verliebt gewesen war. Sophia spürte nur Verlangen - doch was für ein herrliches, wunderbares, köstliches Verlangen das war!
Früher hatte sie nie wirklich verstanden, worum es bei der ganzen Aufregung eigentlich ging. Sie hatte gehört, wie die Hausmädchen herumkicherten, wenn sie über ihre Verehrer tuschelten, und sie hatte sich geduldig das Getratsche über die neuesten dörflichen Romanzen angehört. Doch bis zu diesem Tag hatte sie nicht begriffen, wie jemand wegen schlichter körperlicher Anziehung sein geordnetes Leben wegwerfen konnte.
Jetzt verstand sie es. Sie hatte die Macht gespürt und die wunderbare Leichtigkeit erlebt. Sie hatte sich zum ersten Mal im Bett herumgewälzt, weil sie zu aufgeregt zum Schlafen war. Aufgeregt, weil sie plötzlich das Leben spürte, weil sie sich vorkam, als wäre sie erst vor Kurzem erwacht, weil das Blut prickelnd durch ihre Adern strömte, sobald sie mit Dougal zusammen war. Den musste sie nur irgendwie dazu bringen, die Besitzurkunde des Hauses als Einsatz auf den Spieltisch zu werfen. Sie fühlte sich lebendig.
Heute war die Nacht der Nächte, dessen war sie sich sicher. Und dann, wenn sie erst einmal das Haus zurückgewonnen hatte ...
Ein Teil ihrer Erregung verebbte. War das erreicht, würde Dougal fortgehen, und Red und sie würden weiterleben wie zuvor.
Plötzlich meinte Sophia, eine Leere in ihrer Brust zu spüren. Doch das war genau das, was sie gewollt hatte und worum sie seit Tagen kämpfte. Er sollte von hier verschwinden - oder etwa nicht?
Mary, die am Fenster stand, ließ die Bratpfanne fallen und riss Sophia aus ihren Gedanken. „Miss! Es sieht ganz so aus, als würd MacLean weggeh’n!“
„Was?“
„Sein Diener hat beide Pferde gesattelt, und das Gepäck is hinten festgebunden ... “
Sophia lief aus der Küchentür hinaus auf den Hof, wo ihr Blick sich sofort auf Dougal heftete. Er stand neben seinem Pferd und war vollkommen schwarz gekleidet, abgesehen von einem strahlend weißen Halstuch. Seine elegant geschnittene Reitjacke saß wie angegossen, seine schwarzen Stiefel glänzten so stark, dass es sie fast blendete, und jeder der Stiefel war mit einer goldfarbenen Quaste verziert, die ebenfalls leuchtete und im Tageslicht blitzte.
Als sie auf den Hof hinausstürzte, wandte er sich um, und sein dunkelgrüner Blick glitt an ihrem Körper auf und ab. Dabei fiel sein lohfarbenes Haar ihm tief in die Stirn und verbarg seinen Gesichtsausdruck.
Dieser verdammte Kerl! Wie konnte er es wagen, seine Taschen zu packen und einfach wegzureiten, nachdem sie sich seinetwegen so viel Mühe gemacht hatte! Schlimmer noch! Was fiel ihm ein, dabei so verflucht anziehend auszusehen?
Sophia marschierte zu ihm. „Wo wollen Sie hin?“ „Guten Morgen, Miss MacFarlane. Ich fürchte, ich muss mich verabschieden.“
Miss MacFarlane? „Ich dachte, Sie würden mindestens noch einen weiteren Tag bleiben. “
Sein Blick heftete sich auf ihren Mund. „Meine Schwester erwartet mich schon seit mehreren Tagen, aber ... “ Seine grünen Augen funkelten einen Moment lang voller Wärme. „Ich habe mir gestattet, mich ablenken zu lassen.“ „Ja, aber wir sind noch nicht fertig mit...“
Er legte die Finger um ihr Kinn und hob ihr Gesicht, sodass es dicht vor seinem war. „Sind Sie sicher, dass Sie wirklich wollen, dass wir ,fertig werden?“
Seine Berührung löste in ihr ein Gefühl von Sehnsucht aus, doch ihr Stolz ließ sie die Schultern straffen und den Kopf in den Nacken werfen. Sie würde ihm nicht zeigen, wie sehr sein Plan, einfach fortzugehen, sie berührte. Partout wollte sie dies nicht zu erkennen geben.
Er ließ seine Hand sinken und verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln. „Ich denke, es ist besser, wenn wir die Sache nicht zu Ende bringen. Es gibt nichts mehr zu sagen, meine Liebe.“ Seine Stimme war ebenso kalt, wie seine Berührung heiß gewesen war. „Mein Anwalt wird in etwa einem Monat hier eintreffen. So lange können Ihr Vater und Sie gern noch bleiben.“ Er schwang sich auf sein Pferd, griff nach den Zügeln und warf ihr einen kühlen Blick zu. „Was das Haus betrifft, werde ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen.“
Er durfte nicht einfach wegreiten - nicht nachdem sie sich seinetwegen so viel Mühe gemacht hatte. Bei seiner Ankunft war er arrogant und absolut von sich und seinem Anliegen überzeugt gewesen, und nun war er drauf und dran mit derselben Haltung wieder davonzureiten.
Heißer Zorn durchlief sie. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. „Was ist los, MacLean? Haben Sie Angst?“
Er zog die Brauen zusammen, und seine Augen blitzten gefährlich. „Was haben Sie gesagt?“
Sie schob das Kinn vor und hielt seinem Blick tapfer stand. „Ich habe Sie gefragt, ob Sie Angst haben. Ist das der Grund, weshalb Sie sich wie ein Dieb bei Nacht und Nebel davonstehlen wollen?“
„Es ist längst Morgen, und ich bin kein Dieb.“
„Nein, aber Sie haben Angst, nicht wahr? Angst vor mir. “ Dougals Miene wurde noch finsterer. „Sie wissen nicht, was Sie da sagen.“
„Oh doch, das weiß ich.“ Sie brachte ihren Mund dicht an sein Ohr, um ihm in herablassendem Ton zuzuflüstern: „Sie fürchten sich, was Sie beim Kartenspiel verlieren könnten. “
Bei ihren Worten versteifte er sich, und Poseidon machte einen Satz nach vorn, weil Dougal versehentlich an den Zügeln gezerrt hatte. Wie konnte sie es wagen, ihn als Angsthasen zu bezeichnen? Dieser Gedanke durchfuhr ihn wie ein heißer Pfeil der Wut.
Doch in seinem Hinterkopf wisperte eine leise Stimme: „Sie hat recht. Du hast Angst um das, was du verlieren könntest. Allerdings geht es dabei nicht um das Haus. Es geht um deine Selbstbeherrschung.“
Dougal stieg wieder vom Pferd und stellte sich vor Sophia hin. Sie weigerte sich zurückzuweichen, sodass zwischen ihm und ihr nur wenige Fingerbreit Platz waren.
Furchtlos schaute Sophia ihn an. „Gestern Abend habe ich Ihr Gesicht gesehen. Sie wollen mich, MacLean. Geben Sie es zu. Sie haben Angst, ich könnte mich Ihnen als Gegenleistung für das Haus anbieten - und Sie könnten unfähig sein, der Versuchung zu widerstehen. Und dann ...“ Sie lächelte zufrieden. „Dann hätten Sie verloren.“
Die Morgensonne schien ihr direkt ins Gesicht und ließ ihre makellose Haut schimmern. Ihr goldenes Haar wirkte verführerisch zerzaust, ihre Pupillen waren klar und strahlend. Selbst die zarten bläulichen Schatten, die sich unter ihrer Haut abzeichneten, unterstrichen das kühle Türkis ihrer Augen.
Er wünschte sich nichts mehr, als sie zu umschlingen, sie sich über die Schulter zu werfen, sie in den Stall zu tragen und ihr ganz genau zu zeigen, was er für sie empfand. Und das war das Problem: Was Sophia betraf, fühlte er viel zu viel. Seine Leidenschaft hätte das ganze Anwesen nieder-brennen können. Er wagte nicht, herauszufinden, was geschah, wenn sie beide in Flammen standen.
Er musste ihr widerstehen, musste der Versuchung widerstehen, die in ihren Worten mitschwang.
Kühl wandte Dougal sich von ihr ab. „Ganz gleich, ob ich Sie will oder nicht, ich werde jetzt fortreiten. Ich bin gekommen, um mir das Haus anzuschauen, und ich habe es gesehen. Mehr gibt es nicht zu sagen.“
Sophia griff nach Poseidons Zügeln, wandte sich an Shelton, der in der Nähe stand und sie beide mit offenem Mund anstarrte, und warf ihm die Zügel zu. „Hier! Dein Herr und ich haben etwas zu besprechen.“ Dann schaute sie wieder Dougal an. „Wenn Sie hier nicht mit mir reden, werde ich das Haus Ihrer Schwester finden müssen. Das sollte nicht allzu schwierig sein. “
Zur Hölle, diese Frau war wild entschlossen. „Verflucht noch mal!“, herrschte Dougal die vor ihm stehende Sophia an, bevor er dem wartenden Knecht befahl: „Führ die Pferde ein bisschen herum. Ich bin gleich wieder da. “ Dann wandte er sich um und ging davon. Auf den Steinplatten klangen die Absätze seiner Stiefel dumpf.
Sophia raffte ihre Röcke und hetzte wie eine Stallmagd hinter ihm her. Als er vor der Pforte zum Garten innehielt, war sie noch erhitzter und wütender als zuvor.
Er öffnete das Tor, trat hindurch und ließ es hinter sich offen, war aber nicht so höflich, auf sie zu warten. Sophias Zorn wurde noch größer. Doch sie warf den Kopf in den Nacken, eilte hinter ihm her und überholte ihn schließlich. Nach Atem ringend, steuerte sie auf eine Bank unter einem Baum zu, vor der sie stehen blieb, sich umdrehte und ihn anschaute.
Er hielt ebenfalls inne und stellte sich breitbeinig hin, mit vor der Brust verschränkten Armen. „Zur Hölle, worum geht es hier eigentlich?“
„Es geht um mich. Und um dieses Haus. Und um alles, was geschehen ist.“
Sein Blick wurde noch missmutiger, eine Steigerung schien kaum noch möglich zu sein. Aber er rührte sich nicht von der Stelle. „Drücken Sie sich bitte etwas genauer aus. “ Plötzlich wollte sie ihm alles sagen - wie hart sie gearbeitet und darum gekämpft hatte, das Haus in das Zuhause zu verwandeln, das Mama sich immer für ihre Familie gewünscht hatte. Wie Red in einem einzigen unbedachten Moment alles verloren hatte und wie sehr sie sich wünschte, es zurückzubekommen. Doch noch dringender wollte sie Dougal erzählen, wie anders durch sein Auftauchen hier alles geworden war und wie er ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte. Nun wusste sie, dass MacFarlane House nicht der Anfang und auch nicht das Ende der Welt war. Sie wollte das Anwesen noch immer zurückhaben, doch jetzt wollte sie ... mehr.
Doch was genau? Was wollte sie wirklich? Sie rieb sich die Schläfen. „Das ist alles sehr kompliziert.“
Er stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. „Verdammt noch mal, Sophia! Ich gebe Ihnen eine Minute und keine Sekunde länger. Was, zur Hölle, wollen Sie?“
Sie drehte sich stürmisch auf dem Absatz herum und begann, hin und her zu gehen. Verzweifelt versuchte sie einen Anfang zu finden. Ab und zu blieb sie stehen und wollte etwas sagen. Doch dann meinte sie, passendere Worte finden zu müssen. Sie schüttelte den Kopf und lief weiter herum wie ein Tiger im Käfig.
Während er sie beobachtete, legte Dougals Ärger sich langsam, und der Druck in seiner Brust ließ nach. Sie war eine leidenschaftliche Frau. Das war an jedem Schritt zu erkennen, den sie tat, an jeder ihrer lebhaften Handbewegungen, am Strahlen ihrer meerblauen Augen. Er gab ihr noch einen Moment Zeit, dann schlug er mit freundlicherer Stimme vor: „Vielleicht sollte ich einfach verschwinden.“
Sie wandte sich ihm so rasch zu, dass die Röcke um ihre Beine wirbelten. „Nein! Ich versuche gerade, die richtigen Worte zu finden, und ich ... Oh, es ist so schrecklich kompliziert!“
„Ihre Worte sind einzig Lügen, jedenfalls fast immer.“ „Lügen?“, wiederholte sie atemlos und befeuchtete die Lippen mit der Zunge.
Schweigend zog er die Brauen hoch.
Da kam ein tiefer Seufzer aus ihrer Kehle, ihre Schultern sackten nach vom und auf ihrem Gesicht zeigte sich fast so etwas wie Erleichterung. „Sie wissen es.“
Dougal nickte.
„Alles?“
Wieder nickt er.
„Dass wir versucht haben, den Wert des Hauses zu verbergen? Und die wunderschöne Holztäfelung in der Bibliothek beschmiert haben? Und ...“
„ ... dass Sie die Schornsteine zugemauert und die guten Möbel versteckt und mir Essen serviert haben, an dem selbst ein toter Mann zugrunde gegangen wäre.“
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Das tut mir leid.“ „Nein, es tut Ihnen nicht im Geringsten leid. Sie wollten, dass ich mich hier nicht wohlfühle.“
„Nun ja - jedenfalls nicht allzu behaglich. Gerade unbehaglich genug, um zu beschließen, dass Sie das Haus nicht wollen.“
„Damit ich die Besitzurkunde als Einsatz auf den Tisch werfe, nachdem Sie so viele Abende damit verbracht haben, mich an den Spieltisch zu locken.“
Ungeduldig fuhr sie mit der Hand durch die Luft. „Und ich dachte, ich sei so raffiniert vorgegangen.“
„Das sind Sie. Ich habe durch Zufall am Tag meiner Ankunft ein Gespräch zwischen Ihnen und Angus belauscht.“ „Sie wussten schon am allerersten Tag alles?“, erkundigte sie sich entsetzt und ballte die Hände zu Fäusten. „Ja.“
„Und dennoch haben Sie so getan, als seien Sie vollkommen ahnungslos.“
Beton, lässig zuckte er mit den Schultern. „Ich dachte, Sie genießen das Spiel. Es war ein ziemliches Glück für mich, dass ich die Unterhaltung gehört hatte, sonst hätte Ihr Plan funktioniert.“
Ihr Blick suchte seinen und hielt ihn fest. „Wirklich?“ So sehr es ihm auch widerstrebte, es zuzugeben, nickte er. „Ja.“
Sie presste eine Hand gegen die Schläfe. „Verdammt, verdammt, verdammt! Ich... Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Kraftlos ließ sie die Hand sinken und schaute ihn wieder an. „Red hätte niemals um das Haus spielen dürfen. Er gehörte nicht nur ihm, sondern auch mir.“
„Und Sie, meine Liebe, hätten niemals dafür sorgen dürfen, dass mein Bett so klamm und klumpig war. Aber keine Sorge: Ich habe in diesem Bett nur ein einziges Mal geschlafen, und zwar in der Nacht nach meiner Ankunft.“ „Und wo waren Sie in der vergangenen Nacht?“
„Ich habe mir mit Shelton die Sattelkammer geteilt“, erklärte er lächelnd. „Wir haben ein zweites Feldbett aufgestellt und uns ein paar Decken besorgt. Es war recht bequem.“
Ihre Wangen erröteten, sie stieß ein zittriges Lachen hervor und ließ sich auf die Bank fallen. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie es die ganze Zeit gewusst haben. Das bedeutet nämlich, dass all unsere Mühe vergeblich war.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihn an. „Warum haben Sie nichts gesagt?“
Das war eine interessante Frage, die er sich selbst schon gestellt hatte. Die Antwort gefiel ihm nicht: Er hatte sich gewünscht, dass sie es ihm von allein sagte. Dieser Gedanke ließ ihn die Stirn runzeln. Warum war es ihm so wichtig, ob Sophia ihn belog oder nicht?
Vielleicht war das eine Frage des Stolzes.
Es gab für ihn keinen Grund, noch länger zu bleiben. Er hatte ihr Geständnis gehört - was konnte er sonst noch hier wollen?
„Ich nehme an, Sie sind nicht bereit, mir meinen Fauxpas zu vergeben und noch ein wenig länger zu bleiben?“, erkundigte sich Sophia mit leiser Stimme.
„Damit Sie mich doch noch irgendwie dazu bringen können, beim Glücksspiel die Besitzurkunde für das Haus als Einsatz zu benutzen?“
Ohne zu blinzeln, hielt sie seinen Blick aus. „Ja.“ Sie erhob sich von der Bank, machte ein paar Schritte auf ihn zu und blieb schließlich direkt vor ihm stehen. Dann warf sie den Kopf zurück und sagte mit samtweicher Stimme: „Und mein Einsatz wäre ich selbst.“
Ein heißer Pfeil durchfuhr Dougal, und er spannte jede seiner Muskeln an. Die sanfte Brise spielte mit den Löckchen rings um ihr Gesicht, streichelte ihre Haut und trug ihren zarten Duft zu ihm. Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht streichen, und er betrachtete ihre Augen, ihre vollen Lippen, ihren zarten Hals und weiter unten die Rundungen ihrer Brüste und Hüften. In ihm stieg die Erinnerung daran hoch, wie er ihren Hals geküsst und ihre Haut geschmeckt hatte, nachdem im ersten Spiel der Sieg an ihn gegangen war. Bei diesem Gedanken brannten seine Lippen noch immer, und sein Körper stand sofort wieder in Flammen.
Er wollte diese Frau so sehr, wie er vor ihr noch keine gewollt hatte. Aber genau das war der Grund, aus dem er fort musste. Er konnte es sich nicht leisten, dass sie anfing, ihm etwas zu bedeuten. Die Heftigkeit, mit der seine Seele und sein Körper zum Leben erwachten, wenn sie in der Nähe war, warnte ihn vor dieser Gefahr. Sie waren sich ähnlich, Sophia und er. Sie liebten Herausforderungen und besaßen genügend Mut, dem Leben die Stirn zu bieten, wenn es nötig war.
Das Blut rann heiß durch seine Adern, und er musste die Hände zu Fäusten ballen, um sich davon abzuhalten, ihren weichen, biegsamen Körper an seinen zu pressen. Sie war klein und doch, auf ihre eigene, ganz besondere Art, höchst gefährlich. Sophia hatte ihm seinen Seelenfrieden gestohlen, seine Ruhe und seine Kraft.
Dougal schaute hinauf zum Himmel, wo vereinzelte Wolken dahinsegelten, die vom gestrigen Unwetter zurückgeblieben waren. In den Momenten, in denen sie kurz die Sonne verdeckten, warfen sie Schatten auf die vom Morgentau noch feuchten Büsche.
Das ist es, was geschieht, wenn jemand dir etwas bedeutet, überlegte er. Als Callum starb, da dachtest du, du würdest vor Kummer verrückt werden. Es wird dich deine Beherrschung kosten, wenn du zulässt, dass deine Gefühle für einen anderen Menschen zu stark werden.
Selbst jetzt noch überlief ihn ein Schauer, wenn er an die Unwetter dachte, die er nach Callums Tod ausgelöst hatte. Es hatte keine Möglichkeit gegeben, sie aufzuhalten - und es glich einem Wunder, dass niemand den Tod gefunden hatte. Während er auf seinem Pferd durch den niederprasselnden Regen geritten war, hatte der Sturm Bäume entwurzelt und Dächer davongetragen. Häuser waren vom Blitz getroffen worden und abgebrannt. Dougal hatte die entsetzten Gesichter der Dorfbewohner gesehen, hatte beobachtet, wie sie fassungslos vor ihren zerstörten Gebäuden standen. Schlimmer noch, er hatte ihre Angst erlebt.
Damals hatte er sich geschworen, dass so etwas nie wieder geschehen durfte. Nie wieder würde er einen anderen Menschen in sein Herz lassen. Das durfte er nicht, weil es viel zu gefährlich war.
„Dougal?“
Er schloss die Augen und weigerte sich, dem Zauber der warmen, verführerischen Stimme zu erliegen.
„Nur ein einziges Spiel, Dougal. Das ist alles, was ich will.“
„Nein“, widersprach er barsch. „Ich werde nicht...“
Da küsste sie ihn, auf den Zehenspitzen balancierend, die Arme um seinen Hals geschlungen, ihren kurvigen Körper an seinen gepresst.
Schon in der ersten Sekunde, in der ihre Lippen seinen Mund berührten, war er verloren. Wilde Leidenschaft durchfuhr ihn, als er sie hochhob und noch enger an sich drückte. Er nahm gleichzeitig tausend verschiedene Dinge wahr, doch es gelang ihm nicht, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Da war ihr weicher Busen, der fest an seiner Brust lag; die wunderbare Rundung ihres Hinterteils, als er seine Hand darauflegte, um sie dichter an sich zu ziehen; ihr Kleid, das sich mit einem seiner Mantelknöpfe verhakt hatte und verrutschte, als er sie noch höher hob; seine Lippen, die ohne sein Zutun Besitz von ihrem Mund ergriffen und mehr und mehr wollten - all das berauschte ihn so sehr, dass er seine sämtlichen Vorsätze vergaß.
Nie zuvor war Sophia so geküsst worden - und es fühlte sich einfach wunderbar an! Das war es also, worüber die Poeten Gedichte schrieben und die Dienstmädchen tuschelten. Und sie hatte es in ihrem ganzen bisherigen Leben nicht kennengelemt. Leidenschaft, reine, ungezügelte Leidenschaft - dieses herrliche, wilde Gefühl rauschte durch ihre Adern, füllte sie aus, machte sie erst vollkommen, als hätte vorher etwas gefehlt.
Sie stand in Flammen. Die Hitze von Dougals Umarmung schien sie zu versengen, und seine suchenden Hände fachten das Feuer noch an. Er unterbrach den Kuss nur, um seine Lippen über ihre Wange zu ihrem Ohr gleiten zu lassen. Sie bebte vor Erregung, als er an ihrem Ohrläppchen knabberte. Sanfte Schauer tanzten über ihre Haut.
Leise stöhnend klammerte sie sich noch fester an ihn. Sie wollte mehr und brauchte mehr. Ohne Vorwarnung hob er sie noch höher und trug sie zu der Bank, wo eine Hecke sie vor neugierigen Blicken schützte. Er zog sie auf seinen Schoß und umfasste ihr Kinn mit einer Hand, während er erneut seine Lippen auf ihre legte.
Und wieder spürte sie Flammen und Feuer, Hitze und Sinnlichkeit. Alles um sich herum nahm sie überdeutlich wahr: die Seide ihres Kleids, die sich auf köstliche Weise an ihrem Körper rieb; das leise Rascheln der Spitze über ihren Brüsten, als Dougals tastende Finger darüberglitten; die kühle Luft an ihren Zehen, als ihre Schuhe ins Gras fielen. Prickelnde Erregung stieg in ihr auf.
Sie hatte das Gefühl, sie könnte sich nicht eng genug an ihn schmiegen, und legte die Arme noch fester um seinen Hals.
Dougal reagierte auf sie, indem er sich enger an sie presste. Sein sinnlicher Kuss brannte sich in ihre Lippen und ließ das Feuer in ihr noch höher lodern. Sie stöhnte auf und war bereit für mehr. Mehr von ihm. Mehr als nur diesen Kuss. Mehr von dem berauschenden Gefühl, das mit jeder Sekunde heftiger wurde.
Als er seine Zunge über ihre Vorderzähne gleiten ließ, zitterte sie vor Wonne.
Dougals harter Mund liebkoste ihren, während seine Hände über ihren Körper wanderten, über ihre Hüften strichen und sich dann nach oben zu ihrem Busen bewegten. Er umfasste eine Brust, fand durch den dünnen Stoff die Spitze und reizte sie, bis sie hart wie ein Kiesel war und sehnsüchtig pochte. Sophia stöhnte leise und schmiegte sich noch enger an ihn.
„Mylord?“, erklang Sheltons heisere Stimme vom Gartentor her. „Sind Sie hier?“
Erschrocken riss Sophia die Augen auf, doch Dougal fuhr fort, ihren Körper zu erforschen.
Die Gartenpforte öffnete sich knarrend, dann waren zögernde Schritte auf dem gepflasterten Weg zu hören. „Mylord? Soll ich die Pferde noch länger rumführen?“
Als Sophia seine Hände wegschob, ließ Dougal sie nur widerstrebend los. Ihr ganzer Körper vibrierte, und sie konnte nichts dagegen tun, dass ihre Hände und Beine zitterten. Sie lechzte nach mehr, und so sehr sie sich auch bemühte, war sie doch nicht in der Lage, klar zu denken.
Dougal musste sich eingestehen, dass Sophias Trick funktioniert hatte und er nun tatsächlich vorhatte, seine Abreise zu verschieben. Er musste diese Frau haben. Er würde ihr Spiel mitspielen, würde gewinnen und sein Verlangen nach ihr stillen. Danach konnte er das Haus verlassen, ruhig und ohne aufgewühlte Gefühle.
Er schob Sophia sanft von seinem Schoß hinunter auf die Bank, wo sie sofort mit zitternden Händen versuchte, ihre Kleidung zu ordnen. „Warte hier auf mich“, sagte er leise und ging zum Gartenweg, wo er auf Shelton stieß.
Der Knecht atmete erleichtert auf. „Ach, da sind Sie, Mylord! Ich wollt nur fragen, ob ich die Pferde ...“
„Sie können gesattelt bleiben, aber schnall mein Gepäck ab. Wir werden einen Ausritt unternehmen, bevor es zu warm dafür wird. “
Shelton zog ein langes Gesicht. „Ihr Gepäck abschnallen? Dann reisen wir also nicht ab?“
„Nein. Wir bleiben noch eine Nacht.“
„Und dann?“
Dougal zog die Brauen hoch. „Du kannst jetzt gehen.“ Der Knecht wurde rot und hastete davon.
Als Dougal zu Sophia zurückkehrte, strich sie soeben ihr Kleid glatt. Offensichtlich wusste sie nicht, dass eine lange Strähne ihres Haars sich gelöst hatte und lose herunterhing. Ihre Wangen waren erhitzt, und ihr Mund geschwollen von seinen Küssen.
Während er sie ansah, drängte sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Er würde dieses heftige Begehren, das in seinem Blut brannte, durch eine Nacht voll wilder Leidenschaft löschen. Und wenn er dann fortging, würde Sophia MacFarlane keine Zweifel mehr haben, wer von ihnen beiden der Sieger war.
„Ich bleibe, Sophia.“
Als sie lächelte, zitterten ihre Lippen fast unmerklich, aber sie schob energisch ihr Kinn vor. „Ich hatte gehofft, dass du das sagst.“
Unvermittelt stiegen Zweifel in ihm auf. In der Art, wie sie ihn ansah, war etwas Herzerweichendes; in ihren Augen schimmerte ein Hauch von Verletzlichkeit. Aber das bildete er sich natürlich nur ein. Sie war die Tochter eines notorischen Spielers und hatte in der Gesellschaft abgebrühter, unmoralisch denkender und handelnder Kerle ganz Europa bereist.
Und die kühle, selbstverständlich Art, mit der sie ihm nach dem, was vorhin auf der Bank geschehen war, nun gegenübertrat, sprach ebenfalls für sich. Mehr als alles andere verriet jedoch eines die Tatsache, dass sie keine unerfahrene Frau war: Sie hatte einen Plan geschmiedet, um ihn zu einem Kartenspiel zu verführen - und sich selbst als Einsatz angeboten. Eine solche Frau konnte kaum Jungfrau sein, oder?
Dennoch war es nötig, die Frage direkt anzusprechen. „Eines noch, Sophia. Ich lasse mich nicht mit unschuldigen Frauen ein.“
Ihre Augen flackerten, doch dann schenkte sie ihm ein ruhiges, wissendes Lächeln. „Ich bin nicht unschuldig, MacLean. Ich weiß genau, was ich tue.“
Er atmete auf und entspannte sich. Natürlich. Eine Jungfrau hätte niemals so keck, nur mit einem Unterkleid bekleidet, vor ihm stehen und ihn derart verführerisch anlächeln können. Wegen dieses Lächelns hatte er in der vergangenen Nacht äußerst unruhig geschlafen und immer wieder geträumt, dass er sie nahm.
Jetzt blitzten ihn ihre Augen unter ihren dichten Wimpern hervor an. „Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, Dougal, aber ... bist du noch unschuldig?“
Er blinzelte verdutzt und war erst einmal nicht in der Lage, ihr zu antworten.
„Denn wenn du es bist“, fuhr sie fort, und in ihrer Stimme schwang ein fröhliches Lachen mit, „solltest du vielleicht doch lieber heute schon abreisen.“
„Es wird mir ein Vergnügen sein, dir noch an diesem Abend zu beweisen, dass ich durchaus einige Erfahrung besitze. Ist dir das recht, Sophia?“
Sie nickte. Doch weil sie die Wimpern gesenkt hatte, konnte er den Ausdruck in ihren Augen nicht erkennen. „Das hängt jedoch davon ab, wer gewinnt, nicht wahr?“, stellte sie mit leiser Stimme fest. „In der Zwischenzeit werde ich dir das Haus zeigen, wie es wirklich aussieht. Ich kann so rasch nicht alle Veränderungen rückgängig machen, aber ein paar der hübschen Dinge, die Angus und ich verborgen haben, werde ich dir vorführen können.“
„Abgemacht. Aber vorher werde ich einen Ausritt auf Poseidon unternehmen. Er braucht Bewegung.“ Und Dougal brauchte die frische Luft und den Wind um die Nase, um seine Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Er ging zu Sophia, fing eines ihrer Handgelenke ein, hob es zum Mund und hauchte einen Kuss auf ihre unbedeckte Haut.
Ihre Mundwinkel bebten, aber ihr Lächeln verblasste nicht. „Sie verschaffen mir eine aufregende Gänsehaut, Mylord“, bemerkte sie in scherzhaftem Ton.
„Jede schöne Frau verdient es, mit nichts als mit diesem Zeichen der Erregung bekleidet zu sein.“ Mit einem Ruck zog er sie an sich, sodass ihre üppigen Brüste sich an seine Weste pressten und ihre Hüften sich an seinen Schenkeln rieben.
Sie blickte zu ihm auf, die Augen immer noch im geheimnisvollen Schatten ihrer Wimpern, die Wangen rosig gefärbt. „Denkst du nicht, wir sollten wenigstens ...“
Er brachte sie mit einem Kuss zum Verstummen und ließ dabei seine Hände hinunter zu ihrer Taille gleiten, um sie festzuhalten. Sie verschmolz mit ihm und ergab sich der Leidenschaft, als hätte sein Feuer ihres entzündet. Dabei drängte sie sich entschlossen an ihn, schlang die Arme um seinen Nacken und zog seinen Kopf noch tiefer zu sich hinunter.
Sofort stand Dougal erneut lichterloh in Flammen. Er hörte auf zu denken, hörte auf zu planen, hörte mit allem auf, außer damit, diesen verzehrenden Kuss zu genießen.
Sophia bewegte sich in seinen Armen und stemmte die Hände gegen seine Brust. Er lockerte seinen Griff und schaute hinunter in ihr erhitztes Gesicht. „Ja, Liebste?“
„Ich ... Ich sollte jetzt gehen. Angus wird kommen und nach mir suchen, wenn ich nicht bald ins Haus zurückkehre.“
„Aber ich bin noch nicht fertig.“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Das war trotzdem schon ein sehr langer Kuss.“
„Ausdauer ist eine meiner hervorragendsten Fähigkeiten.“
Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte, doch sein Gesichtsausdruck sorgte dafür, dass ihr Gesicht anfing zu glühen.
Dougal lachte leise und strich mit einem Finger über ihre Wange. „Du hast so wunderbare Haut. Und so eine reizende Farbe. “
Hastig entwand sie sich ihm, und er gab sie mit einem bedauernden Lächeln frei.
Danach folgte er ihr zum Gartenweg, wo er mit einem Finger an ihrer geschwollenen Unterlippe entlangstrich. „Du hast recht, Liebste. Wenn wir jetzt weitermachen, wäre ich vielleicht nicht in der Lage, nach einem Kuss aufzuhören.“
Seine Worte klangen eher wie ein Versprechen als wie eine Drohung, dennoch erschauerte sie. Was war los mit ihr? Ihre Knie zitterten, ihre Zunge konnte keine Worte mehr formen, ihr Kopf war völlig leer.
Dougals Finger glitten zu ihrem Kinn, und er hob ihren Kopf, sodass sie ihn anschauen musste. In seinen grünen Augen leuchtete ein warmes Licht. „Nie zuvor habe ich ein so wunderbares ... “, sein Blick hing an ihrem Mund, „... Spiel gespielt.“
„Ich auch nicht.“ Sie ertappte sich dabei, dass sie sich ihm entgegenlehnte, ihre Augen auf seine Lippen geheftet. Sie waren fest und perfekt geformt, und sie hatten sich so gut und so heiß auf ihrem Mund angefühlt. Bei der Erinnerung fing sie an zu zittern. Nur noch ein Kuss. Was hatte das schon zu bedeuten. Nur noch einer, und ...
„Ich komme ins Haus, wenn ich von meinem Ausritt zurück bin.“ Er ließ seine Hand sinken, wandte sich um und ging auf dem Gartenweg davon. Mit einem geradezu absurden Gefühl der Einsamkeit und des Schmerzes sah sie ihm nach.
Sophia hatte es immer genossen allein zu sein, aber in diesem Augenblick war es weder schön noch friedlich, ohne ihn zurückzubleiben. In ihrem Inneren spürte sie Leere und ein Durcheinander aus verwirrenden Gefühlen.
Halb ging sie und halb taumelte sie zurück zur Bank. Ihr Herz klopfte wie wild. Sie hatte nicht geahnt, dass ein Kuss diese Wirkung haben konnte. Kein Wunder, dass Männer so gern küssten! Bis jetzt war ihr nicht klar gewesen, welche Macht Leidenschaft besaß.
Sophia stieß einen zittrigen Seufzer hervor und richtete sich kerzengerade auf. Sie durfte sich von solchen Dingen nicht verunsichern lassen, wenn sie das Spiel heute Abend gewinnen wollte. Sie musste sich auf die Karten und das Zählen konzentrieren.
Wenn sie Erfolg haben wollte, musste sie einen klaren Kopf bewahren. Eine gute Strategie zu verfolgen, hieß nicht nur, den Feind zu beobachten, sondern auch, die eigenen Schwächen im Auge zu behalten. Und offensichtlich war sie viel schwächer, als ihr bewusst gewesen war.
Sie musste ihre Gedanken beisammenhalten, und das bedeutete, dass sie diese Küsse vermeiden musste, die sie atemlos machten und sie fast um den Verstand brachten.
Sophia schloss die Augen und erschauerte.