25
Um mich herum ist alles weiß. Ein weißes Zimmer, also bin ich ... bei Adrian? Aber das Bett ist winzig, der Geruch der Wäsche ist mir fremd. Scharf und sauber, nicht blumig und sinnlich wie im Penthouse. Vorsichtig schlage ich die Augen auf und stöhne, als sich mein Kopf mit hämmernden Schmerzen meldet. Großer Gott, wo bin ich? Was ist passiert? Und ... was zum Teufel hat Kilian hier zu suchen?
»Gwen? Gwen, bist du wach? Geht es dir gut? Was macht der Kopf? Hast du ...«
»Zu viele Fragen«, murmle ich, noch immer todmüde, und strecke die Hand zur Seite aus. Er ergreift sie und beugt sich über mich. Noch immer dünn und blass, so wie früher, als wir zusammen gewohnt haben. Dunkle Augenränder. »Was tust du hier?«
»Adrian Moore hat mich angerufen, nachdem du verschwunden warst. Er dachte, ich hätte etwas damit zu tun, also bin ich gleich hergekommen, um nach dir zu sehen. Wir hatten solche Angst um dich, Gwen! Wir alle.«
Wir alle? Ich drehe den Kopf, bis ein stechender Schmerz mich ermahnt, ruhig zu bleiben. Wo ist Adrian?
»Hey Süße! Soll ich dir neue Drogen besorgen?«
Mein Mund verzieht sich zu einem Grinsen. Ich muss sie nicht sehen, ich habe ihre Stimme sofort erkannt. »Ich hoffe, ihr seid nicht alle zu meiner Beerdigung gekommen«, sage ich und huste, weil mein Hals entsetzlich trocken ist. Cat sitzt neben mir auf dem Bett und reicht mir ein Glas Wasser, hält meinen Kopf, während ich langsam trinke.
»Du hast ein paar Verletzungen, vor allem dein Kopf hat ganz schön was abgekriegt, daher haben die Ärzte dich mit Schlaftabletten vollgestopft. Du liegst übrigens auf Adrians Kosten in einer wirklich noblen Privatklinik, Süße! Ich bin verdammt neidisch.«
»Spinner«, sage ich und lasse mich wieder aufs Kissen sinken. Mein Schädel hämmert noch immer ganz entsetzlich, und ich kriege die Augen kaum auf. »Ich gebe dir gerne was von meinen Kopfschmerzen ab, wenn du so neidisch bist.«
»Mann, du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt.« Kilian verzieht das Gesicht.
»Wie geht es deiner Mutter?« Mein schlechtes Gewissen ist schlimmer als mein Kopfweh. Ich habe mich nicht um ihn gekümmert in der letzten Zeit, und das tut mir verdammt leid.
»Sie liegt im Hospiz, aber es ist gut so. Wir hatten genug Zeit, uns zu verabschieden, und es ist besser, wenn sie endlich erlöst wird.«
Ich hebe den Arm, um seine Wange zu streicheln, aber der plötzliche Schmerz lässt mich aufstöhnen und entsetzt auf meinen Körper starren.
»Der Typ hat dir in den Arm gestochen«, erklärt Cat. »Und du siehst echt scheiße aus. Willst du’s sehen?«
»Nein, danke«, sage ich geschockt und fasse mir ins Gesicht. Alles scheint geschwollen zu sein, ich spüre Beulen auf der Stirn und Schnitte an meinem Hals.
»Das heilt wieder, bis zur Hochzeit bist du wieder schön.« Cat grinst und ich verziehe den Mund.
»Sehr witzig. Wo ist Adrian?« Mein Herz klopft schneller, als Cats Gesichtsausdruck trüb wird. Lieber Himmel, nein! Bitte, lass ihm nichts passiert sein! »Wo, Cat?«
»Er hat ein paar Messerstiche abgekriegt und liegt auch hier, darf aber noch nicht aufstehen.«
»Was?« Sofort sitze ich aufrecht im Bett, obwohl mein Kopf die schnelle Bewegung gleich wieder mit klopfenden Schmerzen quittiert. Egal.
»Genau wie du, Süße. Du hast eine Menge Schmerzmittel in dir und musst dich erholen. Offenbar hast du eine heftige Gehirnerschütterung und der Arzt hat gesagt, dass du Bettruhe brauchst.«
»Aber ... aber ich will ihn sehen«, klage ich. »Ist er nebenan? Wie ist die Zimmernummer?«
»114. Direkt über dir.« Kilian zeigt auf die Zimmerdecke und lächelt. Mir wird plötzlich flau im Magen.
»Hast du schon mit ihm gesprochen?«
Er nickt stumm.
»Ich wusste nicht, dass du Carol kanntest. Adrian hat es mir erzählt, kurz bevor ich ...«
»Ich weiß. Wir haben darüber geredet. Auch über das, was damals passiert ist. Du kannst dir nicht vorstellen, mit welchen Schuldgefühlen ich jahrelang gelebt habe, Gwen. Wie sehr du mich an sie erinnert hast ... immer.« Kilian schluckt und sieht mir fest in die Augen. Cat streicht mir übers Haar, sagt aber nichts. Sehr ungewöhnlich! »Wir waren noch so jung damals. Und ich war unerfahren. Leider habe ich auf andere gehört, die meinten, ich müsste sie auf Abstand halten. Sonst würde sie sich nicht in mich verlieben. Ich sollte so tun, als ob mir nichts an ihr läge, damit sie sich zu mir hingezogen fühlt. Ich Idiot habe das geglaubt und an jenem Abend ...«
»Ich weiß, was passiert ist.« Ich taste nach seiner Hand und ergreife sie. Sie ist kalt und klamm. »Es war nicht deine Schuld, Kilian. Sie ist weggelaufen und wurde vergewaltigt und ermordet.« Ich muss schlucken als mir klar wird, wie ähnlich mein eigenes Schicksal hätte verlaufen können. Und wie sehr Adrian gelitten haben muss, als ich plötzlich verschwunden war! Ein Schauer läuft mir über den Rücken bei der Vorstellung.
»Du konntest nicht ahnen, was passieren würde. Genauso wenig wie Adrian. Ist er ... Ist er wütend auf dich?«
Kilian schüttelt den Kopf. »Nein. Er hatte Verständnis für mich und hat seltsamerweise dasselbe gesagt, nachdem wir miteinander geredet haben und ihm klar wurde, dass ich nichts mit deinem Verschwinden zu tun haben kann.«
Meine Lippen kräuseln sich zu einem Lächeln.
»Und er sagte: Wer liebt, sucht die Schuld immer bei sich.«
»John Karry«, sage ich leise. Ich kenne den Spruch, er hängt seit Jahren in Newcastle an meiner Zimmerwand. Aber zum ersten Mal im Leben glaube ich, ihn zu begreifen.
»Ich muss ihn sehen. Helft mir.« Entschlossen schiebe ich Kilian zur Seite und hieve meine Beine aus dem Bett. Mein Oberschenkel ist bandagiert, genau wie mein Arm, und schmerzt. Aber erst, als ich das Bett schon fast verlassen habe, bemerke ich, dass mir kalt wird. Cat kichert.
»Gwen, bleib bitte liegen! Du willst nicht ernsthaft mit nacktem Hintern durchs Krankenhaus laufen!«
Ich stöhne genervt und lasse mich aufs Bett zurückfallen. »Herr im Himmel! Besorg mir was zum Anziehen, Cat. Bitte! Dieses Krankenhaushemd bringt mich um.«
»Ich suche einen Rollstuhl oder so was. Warte.«
Sie huscht hinaus, und Kilian hilft mir, aufzustehen.
»Ich guck nicht hin«, sagt er und wendet diskret die Augen ab.
Ich muss lachen. »Du hast doch sowieso schon mehr von mir gesehen als die meisten anderen, also was soll’s.«
»Er ist nett.« Kilian sieht mich lächelnd an. »Wirklich. Ich wollte dich vor ihm warnen, weil ich mir Sorgen gemacht habe und dachte, dass er dich nur benutzt. Meinetwegen. Aber er liebt dich, da bin ich mir sicher. Ich habe selten einen so verzweifelten Menschen gesehen wie ihn vorletzte Nacht, er wäre fast umgekommen vor Sorge um dich.«
»Ich hoffe es«, murmle ich. Mein Magen verkrampft sich vor Sehnsucht, und mein Herz klopft schneller, als Cat einen faltbaren Rollstuhl reinschiebt.
»Schnell. Ich musste ihn stehlen, weil der Arzt verboten hat, dass du das Zimmer verlässt. Trotzdem ...« Sie betrachtet mich stirnrunzelnd, während ich versuche, mich mit Kilians Hilfe in das klapprige Ding zu setzen. »So kannst du nicht zu ihm. Ich meine, falls er bei Bewusstsein ist, fällt er gleich ins Koma, wenn er dich so sieht.«
Sie holt ihre riesige Handtasche und kramt ein Kosmetiktäschchen hervor. Abwehrend hebe ich beide Hände.
»Oh nein! Wie auch immer ich aussehe, aber es kann nicht schlimmer sein als das, was du mit deinem Make-up fabrizierst!«
»He!« Cat schmollt, hört aber nicht auf mich, sondern kniet sich vor mich hin und zückt Puder, Make-up und Rouge. »Nur ein bisschen abdecken, das Desaster. Ich habe ja nicht versprochen, eine atemberaubende Schönheit aus dir zu machen. Aber es wäre wohl ganz hilfreich, wenn du nicht aussiehst wie Quasimodo.«
Es ist schon dunkel draußen, als die beiden mich so leise wie möglich über den menschenleeren Flur schieben. Leise Musik dringt aus Lautsprechern, weiße Vorhänge wehen vor offenen Fenstern, und es duftet nach blumigem Parfum. Cat läuft vor, um den Fahrstuhl zu holen, der uns in die nächste Etage bringt. Und kurz darauf stehen wir vor seiner Tür. Mein Herz schlägt mir im Hals vor Aufregung, meine Finger sind ganz steif. Es kommt mir vor, als wären wir wochenlang getrennt gewesen, dabei können es höchstens ein paar Stunden – oder Tage? – gewesen sein. Ich habe kein Gefühl für Zeit oder Raum, aber mein Körper verlangt danach, ihn zu sehen. Zu berühren.
Am Ende des langen Ganges ertönen Schritte und wir zucken erschreckt zusammen. Hilfesuchend sehe ich Cat an.
»Festhalten, ich schieb dich rein«, bestimmt sie, reißt die Tür auf, gibt dem Rollstuhl einen kräftigen Stoß und schließt die Tür hinter mir sofort geräuschvoll. Ich kann mich gerade noch mit den Händen abstützen, bevor ich ungebremst gegen Adrians Bett knalle. Heilige Mutter!
»Kleines? Gwen, bist du das?«
Er ist furchtbar blass, sein schönes Gesicht wirkt ein wenig eingefallen. Mir schießen die Tränen in die Augen, als ich ihn so daliegen sehe. So verletzlich und krank ... Oh Gott, was habe ich getan? Es ist meine Schuld! Wäre ich nicht weggelaufen, hätte Benedict mich nicht ...
»Kleines! Komm her!«
Er breitet beide Arme aus, an denen ich weiße Verbände entdecke, durchsickert von hellem Blut. Ich stehe vom Rollstuhl auf, um zu ihm zu gehen. Langsam. Sehr langsam. Jeder Schritt jagt einen stechenden Schmerz durch mein Bein, aber es ist egal. Und wenn ich über glühende Kohlen laufen müsste – nichts kann mich jetzt aufhalten. Schluchzend vor Erleichterung falle ich in seine Arme, die sich fest um mich legen und mich halten, und mich stört nicht einmal mein nackter Hintern, der jedem plötzlichen Besucher hell wie der Mond entgegenleuchten würde.
Meine Lippen suchen seine, wir küssen uns. Lange, intensiv. Warm und rau ist er, so wie ich, und trotzdem so köstlich wie nichts auf der Welt. Mit beiden Händen fahre ich über sein Gesicht, prüfe seine Verletzungen. Sein linkes Auge ist blutunterlaufen, auf der Wange ist ein dunkelblauer Bluterguss.
»Was hat er dir getan?«
»Das ist nicht wichtig, Kleines. Wichtig ist, dass es dir gut geht. Es geht dir doch gut?«
»Jetzt ja«, flüstere ich und schmiege mich an ihn. Spüre seine Brust, die sich hebt und senkt wenn er atmet. So tief, so ruhig.
»Wie hast du uns gefunden?«, frage ich Minuten später und richte mich etwas auf, um ihn anzusehen. Seine Unterlippe ist etwas aufgeplatzt, was ich beim Küssen kaum bemerkt habe. Jetzt streiche ich sanft mit dem Finger über die Stelle.
»Nachdem Kilian da war und ich wusste, dass er nichts damit zu tun hat, habe ich Jenna aufgelauert. Sie hat mich zu Benedicts Keller geführt.«
Ich schlucke trocken. Eigentlich will ich nicht wissen, wie er es aus ihr herausgekitzelt hat. Ich kann es mir vorstellen, aber ich will nicht. Will das schöne Gesicht unter den blonden Haaren vergessen, für immer.
»Es ist nichts passiert«, beruhigt er mich und ich muss lachen.
»Gottseidank, du kannst es noch!«
»Was?«, fragt er und zieht mich mit einer Hand in meinem Nacken wieder zu sich runter, um mir einen zärtlichen Kuss auf den Mundwinkel zu geben.
»Meine Gedanken lesen.«
Adrian lacht leise und sieht mich an. Die blauen Augen funkeln schon wieder, sein Bart ist nicht so sorgfältig gestutzt wie sonst. Ich kann ihm ansehen, dass er in den letzten Tagen kaum geschlafen hat, wenn überhaupt.
»Wie lange war ich denn weg? Ich habe gar kein Zeitgefühl ...«
»Eine zu lange Nacht und einen viel zu langen Vormittag.«
»Hast du mit Kilian gesprochen?« Ich streiche vorsichtig über die kleine Narbe an seinem Auge, das er reflexartig zukneift, als ich die Stelle berühre. Die Stelle, die ihn immer an seine Schwester erinnern wird. So wie ... ich?
»Ja, und es war gut so. Wir hätten uns schon vor Jahren finden sollen, dann wäre uns beiden viel Leid erspart geblieben. Danke.«
»Danke?« Ich runzle die Stirn. »Was habe ich damit zu tun?«
»Durch dich habe ich ihn überhaupt erst gefunden. Und seinetwegen habe ich noch etwas viel Besseres und Wichtigeres gefunden, Kleines. Dich.«
Mein Herz schlägt heftig gegen meinen Brustkorb. »Du musst es nicht sagen, Adrian. Ich ... ich glaube, ich weiß es«, versuche ich, ihn aufzuhalten, weil mein Magen seltsame Kapriolen schlägt und eine Horde Flattertiere darin einen Aufstand probt.
Er lächelt und hält mich, seine Hand streichelt Kreise auf meinem nackten Rücken und erzeugt eine kribbelnde Gänsehaut. »Ich habe stundenlang darüber nachgedacht, was ich dir sagen will, Kleines. Du wirst mir das Vergnügen jetzt nicht versagen!«
Ich kichere albern und lege den Kopf auf seine Brust. Auch sein Herz schlägt schnell, ich spüre, wie mein Puls sich mit seinem vermischt.
»Ich liebe dich, Gwen. Ich liebe deine Ehrlichkeit, deinen Sarkasmus, deine Intelligenz. Ich liebe dein Lächeln, wenn du verträumt und nachdenklich aussiehst. Ich liebe es, dich zu beobachten, wenn du konzentriert arbeitest und die Stirn in Falten legst. Ich liebe deine großen Augen, die mit der Verwunderung eines kleinen Mädchens schauen können, wenn du etwas nicht verstehst. Ich liebe den spöttischen Zug um deine köstlichen Lippen, wenn du dich über etwas lustig machst. Und ich liebe diese Zahnlücke, die ich ständig küssen will. Deinen kleinen Hintern, den ich am liebsten dauernd ...«
»Halt!«, rufe ich und verschließe seinen Mund mit den Lippen. »Bis hierher war es das Schönste, was jemals jemand zu mir gesagt hat. Verdirb es jetzt nicht.«
Sein schiefes Grinsen löst ein heftiges Ziehen in meinem Leib aus, als wir uns tief in die Augen sehen. Mein Kopf schmerzt noch immer, aber die anderen Gefühle sind viel stärker und verdrängen das unangenehme Pochen. Vor allem mein Herz ... Es fühlt sich an, als ob es gerade gewachsen wäre. So riesig! Viel zu groß für meine Brust.
»Ich liebe dich auch, Adrian«, flüstere ich mit brennenden Augen. »So sehr! Und ich will ... ich will bei dir bleiben, wenn du mich willst.«
»Was ist das für eine Frage«, murmelt er gegen meine Wange und küsst mein Ohrläppchen, meinen Hals, zieht mit den Fingern das grüne Krankenhaushemd zur Seite, unter dem ich nackt bin. Ich spreize die Beine und setze mich auf ihn, dann spüre ich, wie er unter mir hart wird.
»Großer Gott«, flüstere ich. »Du bist krank, Adrian. Nimmt dein Körper denn gar keine Rücksicht?«
»Da unten hat er mich zum Glück nicht getroffen mit dem Messer. Und solange die unteren Gliedmaßen funktionieren, werde ich ...«
»Nicht hier!« Entsetzt hebe ich den Kopf und sehe zur Tür, aber auch in meinem geschundenen Körper wird die Lust auf ihn übermächtig. Als ob ich damit die schlimmen Erinnerungen einfach auslöschen könnte. Und vielleicht kann ich. »Außerdem sehe ich schrecklich aus.«
»Du bist wunderschön. Immer.«
Seine Lippen schließen sich um meine Brustwarzen, die schon klein und hart geworden sind. Ich stöhne leise auf und rutsche auf seinem harten Schoß herum, auch er trägt ein hässliches grünes Hemd.
»Ich bin nackt darunter«, raunt er und beißt in meinen Hals, ohne seine Hände von meinem Hintern zu nehmen.
»Ich auch«, sage ich heiser und verkneife mir ein Lachen.
Herr im Himmel, wenn hier jetzt einer reinkommt, eine Krankenschwester oder was ... Das Zimmer ist dunkel, nur eine kleine Leselampe spendet gerade genug Licht, dass ich sein Gesicht sehen kann. Der Rest unserer Körper ist in gnädige Dämmerung gehüllt, was in Anbetracht meines Äußeren vermutlich ziemlich gut ist.
»Das hättest du nicht sagen dürfen.« Murmelnd gleiten seine Finger unter mich, und ich hebe automatisch das Becken etwas an, um ihm Platz zu machen. »Du bist schon so feucht, Kleines. Es wäre eine Schande, wenn ich nicht ...«
Ein letzter Rest meines Verstandes versucht, sich zu wehren, aber er ist chancenlos. Chancenlos gegen meinen Körper und das, was Adrian mit seinen Händen auslöst. Wir küssen uns wieder, so wild, dass unsere Zähne gegeneinanderschlagen. Wie betrunken kreisen unsere Zungen umeinander, sein Finger streicht sanft und vorsichtig über meinen Schoß und erspürt, wie bereit ich schon für ihn bin.
Mein Körper scheint sich aufzulösen, als ich die Hemden zur Seite schiebe und mich vorsichtig auf ihn setze. Mühelos lasse ich ihn in mich eindringen, und als seine ganze Härte tief und sicher in mir ist, beuge ich mich wieder vor, um ihn zu küssen. Sein Haar zu streicheln. In seine Augen zu sehen.
Er bewegt die Hüften nur sanft, sehr langsam, und zieht mit beiden Händen die weiße Decke über uns, was mir Sicherheit gibt. Mich wärmt.
Ich küsse sein Gesicht, seinen Hals, seine Brust, während er mich weiter so quälend langsam nimmt, dass ich mich beherrschen muss. Er füllt mich aus, ist so tief in mir, dass hitzige Zufriedenheit durch meinen Körper strömt.
»Ich liebe dich«, murmelt er wieder und greift in mein Haar, zerwühlt die Locken mit beiden Händen, während wir uns immer wieder küssen. »Lauf nicht mehr weg, Kleines. Bleib bei mir.«
Ich stöhne leise, als seine Stöße etwas kräftiger werden, und lasse mein Becken auf ihm kreisen. Lust durchzuckt mich, das Pochen und Pulsieren wird stärker und meine Bewegungen schneller. Die Schmerzen verschwinden, mein Körper will sich auflösen. Mit ihm.
»Ich liebe es, in dir zu sein. Es fühlt sich verdammt perfekt an. Wie für mich gemacht.«
»Oh ja«, hauche ich und beschleunige mein Kreisen, weil das Pochen tief in mir unerträglich wird. »Du bist perfekt. Für mich gemacht.«
Ich spüre, wie er in mir zuckt, noch bevor er leise aufstöhnt. Dann sehe ich ihm fest in die Augen, sauge jede Sekunde ein, in der sich sein Gesicht lockert, die Anspannung löst. Die Falte auf der Stirn verschwindet, der wunderschöne Mund sich leicht öffnet, und wir kommen gemeinsam. Verschmelzen in unserer Lust, im Pulsieren unserer Körper, ehe unser Atem sich wieder beruhigt und mein Herz langsamer schlägt. Bis die Tür aufgerissen und das Deckenlicht eingeschaltet wird.
»Allmächtiger«, stößt die nicht mehr ganz junge Krankenschwester aus, und Adrian dreht den Kopf zur Seite, um sie anzugrinsen.
»Haben Sie ein Glück!«, sagt er, ohne mich loszulassen. Mein Kopf glüht wie eine Herdplatte. »Wären sie zwei Minuten früher gekommen, hätte ich sie womöglich umgebracht.«
»Sie gehören ins Bett«, sagt sie zu mir, mit rügend hochgezogenen Brauen.
»Da bin ich doch«, erwidere ich trotzig und rutsche langsam von Adrians Schoß, um mich neben ihn zu legen. »Und ich habe nicht vor, es so bald zu verlassen.«