20

Ich bin durcheinander. Der große, kräftige Mann liegt in meinen Armen und spricht zu mir mit einer Stimme, bei der sich mein ganzer Körper verkrampft.

»Benedict, den du im Club gesehen hast, war Giseles bevorzugter Spielpartner. Wir hatten eine klare Vereinbarung, dass sie nur während meiner Anwesenheit und nur dort mit ihm spielen durfte. Meistens vergnügten wir uns zu dritt, was okay war. Auch für mich. Doch dann veränderte sie sich. Sie belog mich, entzog sich mir. Irgendwann fand ich heraus, dass sie sich heimlich mit Benedict traf, der sie dazu nötigen wollte, sich von mir zu trennen. Das schaffte sie jedoch nicht. Sie spielte mit uns, obwohl wir eigentlich die dominanten Männer sein wollten. Dabei war sie immer die Starke, diejenige, die uns manipulierte und alle Fäden in der Hand hielt. Es hat Monate gedauert, bis ich gemerkt habe, was wirklich los ist und mich von ihr trennte.«

Ich schlucke hart und drücke ihn so fest an mich, als ob ich Angst haben müsste, dass er sich plötzlich in Luft auflösen könnte. Meine Stimme zittert. »Adrian, ich weiß nicht ... es tut mir schrecklich leid!«

»Oh, ich sollte dir nicht leid tun, Kleines. Ich war mir ihrer zu sicher. Ich dachte, ich hätte die Macht und sie könnte mich nie ... Aber als ich herausfand, welches Spiel sie die ganze Zeit hinter meinem Rücken gespielt hat, beendete ich die Beziehung sofort und warf sie aus dem Haus.«

»Ihr habt zusammen gelebt?«, frage ich.

»Ja. Sie war rund um die Uhr verfügbar für mich, jederzeit. Ich fühlte mich stark und mächtig, im Glauben, dass mir eine Frau nicht mehr bieten könnte als das. Ihr Verlust riss ein Loch in mein Leben, und ich tröstete mich weiterhin in den Clubs, um eine Frau zu finden, die sich auf dieselbe Art hingeben wollte. Sie war auch dort, jedes Mal. Mit Benedict. Konnte nicht loslassen und versuchte ständig, mich zu verführen. Aber ich blieb hart und zeigte ihr, wozu ich in der Lage war, wenn ich wollte. Mit anderen Frauen. Dinge, die ich mit ihr nie getan hatte. Sie litt darunter und ich wollte, dass sie sieht, was sie weggeworfen hat. Ich war egoistisch.«

»Nein, ich kann dich verstehen!«, protestiere ich und beuge mich vor, um ihn zu küssen. »So ging es mir auch nach der Sache mit Julius! Ich habe monatelang davon geträumt, wie ich ihm begegne – schön, selbstbewusst, sexy. Und wie er neben seiner Ex hergeht und sich nach mir verzehrt, sich darüber ärgert, dass er mich für sie hat sausen lassen. Ist das nicht normal, wenn man so betrogen wurde?«

»Vielleicht ist es normal, solange es in der Fantasie passiert, Gwen. Aber ich habe meine Rachegefühle nicht auf meine Fantasie beschränkt, sondern sie ausgelebt. Eines Abends kam ich aus dem Club nach Hause, da saß sie vor meiner Tür. Zusammengesunken, wie ein Häufchen Mensch. Ich dachte, sie wäre betrunken und habe versucht, sie aufzuwecken, aber ... sie war tot. Sie hatte Tabletten und Alkohol genommen und ist vor meiner Tür gestorben, während sie auf mich wartete. Vielleicht hätte ich sie retten können, wenn ich früher nach Hause gekommen wäre, ich weiß es nicht. Es verfolgt mich immer noch.«

»Oh Gott!« Mein Magen verkrampft sich bei der Vorstellung. Ich kenne nur das Foto von ihr, aber darauf sah sie nicht so labil aus wie jemand, der sich umbringen will. Kann ich sie verstehen? Kann ich begreifen, wie verzweifelt sie gewesen sein muss, um so einen entsetzlichen Schritt zu gehen?

»Ich wohnte damals in Kensington, die Fesselnde Liebe stand kurz vor der Veröffentlichung. Am liebsten hätte ich das Buch zurückgezogen, aber das war nicht mehr möglich. Giseles Tod hat alles verändert, und ich hasse den Roman inzwischen.«

»Das solltest du nicht! Es hat so vielen Menschen gefallen, insbesondere Frauen. Viele von ihnen trauen sich seitdem erst, zu ihren Vorlieben zu stehen. Es war nicht deine Schuld, Adrian! Ebenso wenig wie es deine Schuld war, was Carol zugestoßen ist.«

Er lacht traurig. »Offenbar habe ich kein glückliches Händchen, wenn es um Frauen geht.« Die Worte schmerzen mich, aber ich lasse mir nichts anmerken, sondern streichle ihn weiter, weil ich spüre, dass es ihn beruhigt. »Dich allerdings ...« Er beugt sich über mich und küsst mich, sanft und zärtlich. Seine Lippen fühlen sich kühl an. »Dich werde ich behüten wie meinen rechten Arm. Auch wenn es dir manchmal zu viel ist.«

»Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, Adrian, du musst mich nicht beschützen. Und ich brauche auch keinen Mann, der alle Probleme für mich löst. Ich brauche einen Mann, der meine Probleme mit mir gemeinsam durchsteht.«

»Es gibt keine bessere Droge auf der Welt als das Gefühl, gebraucht zu werden. Und ich möchte, dass du mich brauchst, Gwen. So wie ich dich brauche.«

»Wozu?«, frage ich beinahe atemlos. Gespannt darauf, ob er es endlich sagen wird. Das, was ich mir sehnlichst wünsche und doch selbst nicht über die Lippen bringe, bevor ich es nicht von ihm gehört habe. Aus Angst, der Verlierer in diesem Spiel zu sein. Aus Angst, nur eine Lüge oder womöglich ein amüsiertes Lachen zur Antwort zu bekommen.

»Das weißt du. Mein Leben lang war ich dem Geheimnis der Liebe auf der Schliche, und zum ersten Mal habe ich das Gefühl, ihr sehr dicht auf den Fersen zu sein.«

»Was bedeutet das?« Ich presse mich fester gegen ihn, gegen seinen nackten, warmen Körper, und lege den Kopf auf seine Brust, um seinen Herzschlag zu spüren.

»Gwen, du bist eine der intelligentesten Frauen, die ich kenne, und du bist es gewohnt, Worte zu interpretieren. Ich bin mir sicher, dass du genau weißt, was ich damit sagen will.«

»Ja. Aber ich will es hören«, antworte ich. Mein Herz klopft plötzlich so heftig, dass mir ganz komisch wird. Auch sein Puls beschleunigt sich, ich fühle es deutlich.

»Wir sollten etwas essen. Hast du Hunger?«

Er zieht sich unter mir hervor und lässt mich enttäuscht zurück, als er einfach aufsteht und ins Bad geht. Ich schließe die Augen und versuche, die aufsteigende Enttäuschung runterzuschlucken. Cat hat mir mal erklärt, dass Männer ihre Liebe durch Taten zeigen statt durch Worte. Und dass nur wir Frauen dauernd hören wollen, geliebt zu werden, weil uns das vermeintlich Sicherheit gibt. Ist das der einzige Grund, warum ich mich danach sehne, es aus seinem Mund zu hören? Vielleicht sagt er es nicht, weil er ganz einfach nicht so empfindet? Immerhin ist er ein Mann der Worte und sollte sich zumindest diesbezüglich von seinen Geschlechtsgenossen unterscheiden ... Bilde ich mir hier etwas ein, das gar nicht existiert?

Ich lausche den Geräuschen aus dem Badezimmer. Adrian hat die Dusche eingeschaltet. Es ist nicht der Wunsch, mich zu säubern, der mich jetzt hochjagt. Ich will bei ihm sein, ihm nahe sein, auch wenn er unsere Nähe vorhin so offensichtlich unterbrochen hat. Warum?

Auf Zehenspitzen schleiche ich mich nackt zur Tür und öffne sie. Neben dem Prasseln des Wassers höre ich ihn summen, was mich schmunzeln lässt. Sogar Adrian Moore singt – oder summt – unter der Dusche. Als ich vorsichtig die Glastür der Duschkabine aufziehe und mein Blick auf seinem gestählten, wie gemeißelt wirkendem Körper haften bleibt, muss ich schlucken. Er dreht mir den Rücken zu, hält das Gesicht in den breiten Wasserstrahl und präsentiert mir seine knackige Kehrseite. Ich bleibe kurz stehen, um das Bild des nassen, von Wassertropfen überzogenen Körpers in mich aufzusaugen, dann wage ich einen Schritt nach vorn und schlinge von hinten meine Arme um seinen Bauch.

»Kleines«, sagt er leise. Seine Hände greifen nach hinten, ertasten mich, so wie ich ihn nun erspüre. Wieder und wieder fahre ich mit den Fingern über die warme Haut, erkunde seine Konturen, diesen perfekten muskulösen Leib, den kein Bildhauer schöner gestalten könnte. Ich seufze nur leise, als meine Hände weiter unten etwas anderes entdecken, das ebenfalls kein Künstler hätte besser machen können. Er ist schon halb erigiert, aber seltsamerweise verspüre ich keine prickelnde Lust auf Sex. Statt mit ihm zu schlafen, möchte ich ihn einfach nur anfassen, berühren, mich an ihn pressen und ihn einatmen.

Es dauert einige Minuten, bevor er sich zu mir umdreht. Ich lege den Kopf in den Nacken und lächle ihn an, schaue in seine Augen, deren Wimpern voller winziger, glitzernder Wassertröpfchen hängen und das Blau noch stärker strahlen lassen als sonst. Meine Knie zittern, so intensiv ist sein Blick.

»Halt mich fest«, flüstere ich.

Seine Arme umfassen mich. So stark, so sicher. Das warme Wasser prasselt wie ein Sommerregen auf uns nieder, unsere nasse Haut lässt wenig Reibung zu, als ich meinen ganzen Körper gegen ihn presse und dabei die Liebkosung seiner Finger genieße. Sie sind überall, aber er ist nicht fordernd oder drängend. Nicht einmal gierig. Er ist ... zärtlich und vorsichtig. Als hätte er Angst, etwas Kostbares und Zerbrechliches kaputtzumachen.

»Ich bin da. Immer«, flüstert er.

Sein Tonfall erzeugt ein Gefühl, als ob tausend winzige Tiere über meine Haut kriechen würden. Ich seufze so laut auf, dass er sich kurz von mir löst und mich amüsiert betrachtet. Das Wasser rinnt über sein schönes Gesicht, die Falte zwischen den Brauen ist nicht zu sehen. Entspannt. Glücklich? Ich versuche, in seinem Gesicht zu lesen, so wie er in meinem lesen kann, doch er bleibt undurchschaubar für mich. Mein Magen verkrampft sich erneut, obwohl ich versuche, die Angst und negativen Gedanken abzuschalten.

»Meine kleine Muse.« Er legt einen Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an, um mir tief in die Augen sehen zu können. Es wird warm in mir. Mein Magen flattert, aber mein Herz fühlt sich unglaublich schwer an. Ich bin die Verliererin in diesem Spiel, das ist sicher. Denn ich habe mich längst in ihn verliebt. Leise und schleichend ist die Liebe in mich hineingekrochen, und jetzt, das spüre ich, ist es zu spät. Für mich.

Als meine Augen zu brennen anfangen, löse ich mich vorsichtig von ihm und verlasse die Dusche. Weil ich nicht will, dass er es mir ansieht. Ich würde mich nur noch verletzlicher fühlen, wenn er wüsste, wie es um mich steht.

»Kleines? Ist alles in Ordnung?«

»Ja«, würge ich hervor, erstickt vom großen flauschigen Handtuch, das ich mir zum Schutz vors Gesicht halte. »Alles gut. Ich habe Hunger.«

»Dann sollten wir essen.«

Er dreht das Wasser ab und kommt zu mir, nackt und nass. Alles in mir zieht sich zusammen bei seinem Anblick. Meine Hände fangen an zu zittern, weil ich ihn anfassen will. Weil ich ihn spüren möchte, seinen Körper auf meinem, so groß und stark, so beschützend und doch auch so bedrohlich. Großer Gott, wenn es irgendeine Rettung für mich gibt, zeig sie mir. Bitte!

Er nimmt mir das Handtuch ab und trocknet mich. Reibt sanft und vorsichtig über meine Haut, bis ich trocken bin. Dann wickelt er mich in das flauschige Tuch, gibt mir einen Kuss und schickt mich ins Schlafzimmer.

Ich schlüpfe in eins der Kleider, die in dem Schrank hängen, und muss über mich selbst lachen. Noch vor wenigen Wochen war es unvorstellbar für mich, etwas anzuziehen, nur weil ein Mann das attraktiv an mir findet. Chauvinistisch und antiquiert. Jetzt freue ich mich, weil ich ihm gefallen will. Ist das dämlich? Oder doch einfach nur normal? Wollen wir nicht alle jemandem gefallen, tun wir nicht viel dafür? Erst recht, wenn wir nach einem Zeichen der Zuneigung gieren?

Mein Handy brummt, und ich habe ein schlechtes Gefühl, als ich es hochnehme. Der anonyme Absender der Nachricht löst nervöses Zucken in meinem Magen aus. Wir haben nicht mehr über die anonymen Anrufe gesprochen und ich habe sie fast vergessen. Fast.

Diesmal ist es eine Kurznachricht. Eine sehr kurze.

Fuck. Off.

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitzschlag. Jenna! Sie ist ganz sicher wütend auf mich, weil Adrian sie meinetwegen weggeschickt hat. Eine wütende Ex ... was auch immer. Aber der erste Anrufer war eindeutig männlich, und zum Zeitpunkt seines Anrufes war ich gar nicht mit Adrian zusammen. Also kaum denkbar, dass sie es ist. Aber wer zum Teufel ist es dann?

Ich lösche die SMS und bleibe kurz auf dem Bett sitzen, um nachzudenken. Ich habe keine Angst. Weil ich weiß, dass Adrian mich beschützen wird, vor wem auch immer. Und vielleicht täusche ich mich und diese anonymen Botschaften haben gar nichts mit ihm zu tun? Vielleicht ist es aber auch ein verrückter Fan, eine Stalkerin, die uns zusammen gesehen hat? Die Grübelei führt zu nichts, außer zu schlechten Gedanken, also verlasse ich das Schlafzimmer und mein Handy.

Aus der Küche strömt ein Duft, der meinem Magen Geräusche entlockt. Offenbar wird zumindest mein Körper langsam wieder zurechnungsfähig, wie schön.

»Adrian? Kochst du?«, frage ich aufgeregt und stürme in die elegante Designerküche seines Penthouses.

Er steht am Herd, trägt nur eine schwarze Baggyhose, die ich noch nie an ihm gesehen habe und die eine so perfekte Hinteransicht zaubert, dass mir das Herz beinahe stehen bleibt. Himmel, es sollte wirklich verboten sein, dass ein Mann so gut aussehen darf! Das ist einfach ungerecht!

»Ich versuche es, sagen wir mal.« Er dreht sich zu mir um und lacht, einen Holzlöffel in der Hand. Sofort schießen Bilder in meinen Kopf – von mir, nackt auf seinem Schoß, dem tanzenden Kochlöffel auf meinem Hintern ... »Kein Grund, rot anzulaufen«, meint er mit schief gelegtem Kopf.

Sein Lachen nimmt sein ganzes Gesicht ein, jeder kleine Muskel scheint zu tanzen. Ich liebe es, wenn er so lacht! Noch dazu mit bloßem Oberkörper, die vollen Haare feucht und zerstrubbelt ... unglaublich, was allein sein Anblick mit meinem Körper anrichtet! Seine gute Laune ist ansteckend und ich spüre, dass sich mein Gesicht zu einem Dauergrinsen verzogen hat. Neugierig nähere ich mich ihm und versuche, an ihm vorbei auf den Herd zu schielen. Es duftet nach gebratenem Fleisch und Gemüse. Und nach Curry.

»Ernsthaft, ich habe nicht geglaubt, dass du das kannst.«

»Ich bin mir sicher, dass ich es nicht kann, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Für dich. Schließlich hast du mir vorgeworfen, nicht lebenstüchtig zu sein.«

Er schwenkt den Kochlöffel vor mir wie eine Drohung, und ich beiße mir schuldbewusst auf die Lippen. Oh ja, ich erinnere mich an das, was ich zu ihm gesagt habe. Jedes einzelne Wort. Und ich bin glücklich, dass er mir verziehen hat.

»Das ist wirklich ... süß von dir.« Ich beuge mich vor, um mit dem Finger in das duftende Curry zu tauchen und zu probieren. Der Holzlöffel trifft mich unvorbereitet, sodass ich jaulend die Hand zurückziehe. »He! Ich wollte nur ...«

»Topfgucker mag ich nicht«, knurrt er und drängt mich mit seinem Körper zurück, bis ich mit dem Po gegen einen der Barhocker stoße, die vor einer kleinen Theke aufgebaut sind. Die ganze Küche sieht aus wie aus einer teuren Ausstellung, ungenutzt. Was sie vermutlich auch ist.

Mein Atem geht schwerer, als er dicht vor mir stehen bleibt und mich zwischen sich und dem Tresen einkeilt. Ich spüre ein leichtes Zucken am Bauch und schlucke.

»Adrian, nicht in der Küche. Das ist zu viel Klischee«, sage ich leise.

Er lacht auf und neigt sich zu mir, um meinen Hals zu küssen. Und mich zu beißen. »Bleib zurück, Kleines, und setz dich. Ich serviere das Essen, wenn es fertig ist. Für den Notfall habe ich im Mandarin reserviert, dazu müssten wir uns allerdings erst wieder anziehen und ich persönlich halte das für unnötig.«

»Wenn du damit nicht aufhörst, komme ich gleich sowieso nicht zum Essen«, sage ich und lege mutig meine Hände auf seine Pobacken, um ihn noch dichter zu mir heranzuziehen. Sie sind so hart und fest, dass ich nicht widerstehen kann und anfange, sie zu kneten. Er knurrt leise an meinem Hals, ich höre, wie er tief einatmet.

»So gern ich von Luft und Liebe leben würde ... aber ich muss was zu mir nehmen. Ich fürchte sonst um meine Manneskraft.«

Ich kichere. »Ich glaube nicht, dass da Grund zur Sorge besteht. Oder hast du dir gerade den Kochlöffel in die Hose geschoben?« Provozierend reibe ich meinen Bauch an ihm und spüre, wie er härter wird. Mein Herz klopft schneller.

»Du machst mich verrückt«, sagt er, dann droht er mir wieder spielerisch mit dem Holzlöffel und löst anschließend meine Hände von sich. »Aber ich meine es ernst ... erst essen, dann ...«

Ich setze mich betont schmollend auf den Barhocker und greife zu einem Wasserglas. Mein Kopfkino startet automatisch, während ich Adrians Rückenansicht genieße und das Spiel seiner Muskeln, wenn er in der Pfanne rührt oder sich vorbeugt, um das Gericht abzuschmecken. Er stellt zwei Teller auf dem Tisch ab.

»Ich bitte um Nachsicht«, sagt er zwinkernd, bevor er sich mir gegenüber auf den Hocker setzt. Ich habe Hunger, aber keinen Appetit, weil ich gerade viel lieber mit ihm ... oh Mann. Irgendwie hat er es geschafft, ausgerechnet aus mir einen Sexmaniac zu machen, der an nichts anderes mehr denken kann! Ist das peinlich.

Der erste Bissen lässt mich entsetzt aufkeuchen. »Großer Gott«, murmle ich. Adrian mustert mich mit hochgezogenen Brauen, während er sich selbst eine Gabel voller Curry in den Mund schiebt. Mir bricht Schweiß aus.

»Köstlich!«, sage ich und schlucke tapfer. Meine Zunge brennt von der Schärfe, und wenige Sekunden später auch meine Kehle. Das Wasser scheint mich nur anzufeuern, also nehme ich rasch noch einen Bissen und versuche, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Adrian senkt den Kopf und stopft das Essen in sich hinein, als ob es ein süßes Dessert wäre. Ich kann das nicht essen, wirklich nicht! Ich werde sterben, mit verätztem Magen ... aber er hat sich so viel Mühe gegeben! Für mich! Ich will ihn nicht enttäuschen.

»Ist es gut?«, fragt er. Seine Miene lässt keine Schlüsse zu, er wirkt so beherrscht und neutral wie immer. Oder sehe ich da ein kleines Zucken um seine Mundwinkel?

»Wirklich ... super«, keuche ich und setze die Wasserflasche an, um sie in zwei Zügen fast zu leeren. Auf meiner Stirn stehen Schweißperlen. Als ich die Gabel tapfer wieder zum Mund führe, schnellt seine Hand hervor und hält mich fest.

»Hör auf, Gwen«, sagt er und bricht in Gelächter aus. Lautes Gelächter.

»Hast du das mit Absicht gemacht?«, frage ich entsetzt, als mir dämmert, was er getan hat, und lange mit der Gabel zu seinem Teller. Bevor er mich hindern kann, habe ich den Bissen schon verschlungen und stelle fest, dass sein Essen alles andere als scharf ist. Gut gewürzt, aber nicht annähernd so höllisch wie meins.

»Adrian!« Eine einsame Träne löst sich aus meinem Auge und rinnt über meine Wange.

Sofort wird sein Gesichtsausdruck weich, er nimmt meine Hand. »Tut mir leid, Kleines. Das sollte ein Scherz sein.«

»Sehr witzig«, knurre ich und ziehe meine Hand ruckartig zurück. »Ich komme mir vor wie ein Drache! Ich könnte Feuer spucken!«

Adrian lacht wieder und schiebt mir seinen Teller hin. »Iss. Ich glaube, es ist nicht so übel geworden, wie ich befürchtet habe.«

Erst nach einigen Minuten lasse ich mich dazu herab, von seinem Teller zu nehmen. Wir essen gemeinsam, ab und zu kreuzen sich unsere Gabeln, was Adrian immer zum Anlass nimmt, mir seine in den Mund zu schieben. Kichernd lasse ich mich von ihm füttern und weiß gar nicht, ob ich mir dabei total albern oder romantisch vorkommen soll. Die Grenze dazwischen ist wirklich verdammt schmal. Vor allem, weil mein Mund immer noch nach jedem Bissen brennt, aber das lasse ich mir nicht anmerken.

»Du bist nicht böse wegen der Chili, nein?« Adrian zwinkert mir zu, während er aufsteht und die Teller vom Tisch räumt.

Ich presse die Lippen aufeinander und schüttle den Kopf. »Hauptsache, ich konnte dich amüsieren.«

Er lacht laut, mit dem Rücken zu mir. »Oh ja, das konntest du. Dein Gesichtsausdruck war herrlich! Ich habe mich gefragt, ob du ... Gwen?«

Er hat nicht gemerkt, dass ich mich angeschlichen habe, nachdem ich meine Zunge mit Hilfe des Chilipulvers auf dem Tisch in Feuer verwandelt habe. Beherzt greife ich mit beiden Händen nach vorn an seinen Schritt. Mit leicht gespreizten Beinen steht er vor der Edelstahlspüle und stützt sich plötzlich aufkeuchend am Rand ab.

»Himmel, Gwen, was ist nur heute mit dir ...«

Forsch gleite ich mit beiden Händen, hinter ihm stehend, von oben in seine Hose und massiere ihn mit kräftigem Druck. Er wird sofort hart. Dann gehe ich in die Knie, krieche zwischen ihn und die Hochglanz-Küchenschränke und öffne geschickt seine Hose.

»Du kleiner Teufel, das wagst du nicht!«

Seine Erektion springt mir förmlich entgegen, nachdem ich sie vom Stoff befreit habe, und bei seinem Anblick zieht sich mein Mund zusammen. Ohne Umschweife stülpe ich meine Lippen über seine Spitze und sauge daran. Fest.

»Verdammt«, knurrt er, greift in mein Haar und hält mich.

Ich unterdrücke ein Kichern; ich weiß, dass es wehtun muss, schließlich lodert in meinem Mund eine entsetzliche Flamme, die mir die Tränen in die Augen treibt. Und was das scharfe Zeug da bei ihm anrichtet, kann ich mir nur ausmalen, aber das ist die ganze Qual wert. Er gibt keinen weiteren Ton von sich, bleibt stabil und hart. Erstaunt ziehe ich die Brauen hoch und sehe ihn von unten herauf an, was ihm ein heiseres Stöhnen entlockt.

»Gott, Kleines, wenn du mich so ansiehst, mit meinem Schwanz in diesem wunderschönen Mund, werde ich gleich ... oh fuck.«

Er erwidert meinen Blick, ohne zu blinzeln, dann umklammert er meinen Hinterkopf mit beiden Händen und fängt an, in meinen Mund zu stoßen. Heftig und hart. Schnell. Viel härter, als ich ertragen kann. Ich unterdrücke ein Husten. Verflixt, habe ich denn wirklich gedacht, klüger zu sein als er? Mit so einer Nummer davonzukommen?

»Ja, sieh mich an, Kleines«, raunt er heiser.

Seine Hüften stoßen zu, er benutzt mich, Himmel, er benutzt mich und ich habe das Gefühl, zu seinen Füßen zu zerfließen. Nie zuvor hat mich etwas so erregt. Der Griff des Küchenschrankes hinter mir bohrt sich in meinen Rücken, meine Knie fühlen sich taub an, aber ich halte einfach still, während er meinen Kopf umklammert, an meinen Haaren zerrt und wieder und wieder in mich hineinstößt. Sein Keuchen, sein verzerrtes Gesicht, das Gefühl, wie er in meinem Mund wächst und immer härter wird, bis er mich so sehr ausfüllt, dass ich nicht mehr atmen kann ... seine animalische Gier überträgt sich auf mich und löst ein heftiges Klopfen in meinem Schoß aus, das mich wahnsinnig macht. Es dauert nicht lange. Wirklich nicht. Und er warnt mich nicht. Ich zucke nur kurz zusammen, als die warme, etwas bittere Flüssigkeit meinen Gaumen trifft, dann schließe ich die Augen und schlucke tapfer.

»Offenbar hast du bereits mehr Gefallen an meinen Vorlieben gefunden, als ich dachte.«

Er zieht mich zu sich hoch und drückt mich an sich. Mein Schoß pocht und pulsiert, und ich frage mich, welchen verdammten Streich mir mein Körper jetzt wieder spielt. Wie kann es mich anmachen, mich so von ihm benutzen zu lassen? Es war hart, demütigend ... und unglaublich erregend.

»Eigentlich ... ja.«

Adrian lehnt sich neben mich gegen die Arbeitsplatte und mustert mich mit verschränkten Armen. »Was ist los, Gwen? Erst der deutlich geäußerte Wunsch nach einem Spanking, und jetzt ...«

Ich hebe entwaffnet beide Hände und versuche zu lächeln. »Ich gebe zu, das hier war anders geplant.«

»Aber es hat dich angemacht«, flüstert er, von der Seite zu mir rüber gebeugt.

Ich muss nichts sagen, und er muss sich nichts beweisen. Er kann mich einfach viel zu gut lesen und weiß ganz genau, was gerade in mir vorgeht. »Ja, das hat es«, gestehe ich. Mein Magen verkrampft sich vor Aufregung. »Vielleicht bin ich bereit dazu, einen Schritt weiterzugehen?«

»Das musst du nicht. Wirklich, es ist alles gut, wie es ist.«

Die Vorstellung, nackt vor seinem Bett zu knien und unterwürfig auf den Boden zu starren, lässt mich erschauern. Ebenso allerdings der Gedanke, von ihm gefesselt zu werden, mich ihm ganz und gar auszuliefern, ihm vertrauen zu müssen ... Himmel, was ist nur mit mir los?

»Du kannst aber auch nicht sagen, dass du es nie mehr tun willst, Adrian.«

Er zieht mich seufzend in seine Arme. »Nie mehr ist ein ebenso schlimmes Wort wie immer, Gwen. Das sind Worte für Frauen. Sie verderben damit jeden Roman, weil sie ihn nicht enden lassen wollen.«

Ich muss lachen. »Du magst Oscar Wilde wirklich gern, oder?«, frage ich und streiche mit dem Finger über die Tätowierung auf seinem Unterarm. Es gibt keine Sünde, außer der Dummheit.

»Ich will nicht darüber nachdenken, was in ferner Zukunft sein könnte. Wichtig ist, was jetzt ist. Und jetzt bist du alles, was ich brauche. Reicht dir das nicht?«

Ich sehe ihm in die Augen und versuche, darin zu lesen.

»Verbieg dich nicht für mich, Gwen«, sagt er leise, als keine Antwort von mir kommt. »Bitte. Ich will dich so, wie du bist, und nicht anders. Das mit Jenna tut mir sehr leid, aber du solltest der Sache nicht mehr beimessen, als sie verdient. Es ist vorbei für mich, ich brauche es nicht mehr.«

»Was ist mit deinem Buch? Fesselnde Liebe Teil 2? Brauchst du keine ... Recherche dafür?«, frage ich. Der Gedanke, dass Frauen wie Jenna eine große Rolle darin spielen, bereitet mir Magenschmerzen. Adrian legt eine Hand gegen meine Wange, während er mich fest ansieht. »Ich verzichte auf Teil 2, wenn es nötig ist. Deinetwegen. Wenn du dich besser damit fühlst, gibt es ab sofort nur noch John Karry.«

Ich schnappe entsetzt nach Luft. »Das kannst du nicht, Adrian! Du würdest Millionen damit verdienen, und ...«

»Ich brauche kein Geld mehr«, flüstert er, während er sich mir weiter nähert. Ich spüre seinen Atem auf der Haut, rieche seinen Duft, noch bevor sich seine warmen, weichen Lippen auf meine legen. Eine gewaltige Hitze geht durch mich hindurch bei seinem Kuss, verursacht von seinen Worten. »Nicht, solange ich dich habe. Ich darf dich nie wieder verlieren, Kleines. Nie wieder.«