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Tania hob ihren Schleier ein wenig, nur so weit, dass ihre Zunge die Brustwarze ihres Mannes liebkosen konnte, die sie gerade entblößt hatte. Er stöhnte und griff nach ihr, aber sie sprach eine Warnung aus, und seine Hände kehrten an ihren Platz auf der Rückenlehne der Chaiselongue zurück, auf der er lag.

Stefan trieb es fast in den Wahnsinn, dass er seine Frau nicht berühren konnte, besonders, da sie mit gespreizten Beinen auf seinen Lenden hockte, ihrerseits aber nicht derartig eingeschränkt war. Doch sie hatten eine Vereinbarung getroffen. Sie würde für ihn tanzen, wenn er schwor, dass er sich dieses Mal beherrschen würde. Er hatte es geschworen, und sie hatte bereits für ihn getanzt, aber jetzt fiel es ihm ungeheuerlich schwer, sein Wort zu halten. Seine süße kleine Hexe hatte zudem beschlossen, ihn noch ein bisschen zu necken, solange sie die Gelegenheit dazu hatte.

In der Nacht, in der sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, in einer Kneipe in Mississippi, hatte sie den aufreizenden Haremtanz - oder zumindest ihre Version davon - für eine Handvoll lüsterner Matrosen getanzt. Weder Stefan noch Tania hatten damals gewusst , dass sie die vermisste Prinzessin war, die er finden und nach Hause bringen sollte, die Braut, mit der er vom Tag ihrer Geburt an verlobt gewesen war.

Tania hatte nur einmal zuvor auf seine Bitte hin für ihn getanzt, nicht lange nach ihrer Hochzeit. Ihr aufreizendes, aber dennoch nicht sehr offenherziges Tanzkostüm war in Amerika zurückgeblieben, daher hatte sie eines ihrer seidenen Negligés dafür angezogen. Stefans Reaktion war völlig unerwartet gewesen - sein Verlangen hatte ihn dermaßen überwältigt, dass ihr Liebesakt zwar unglaublich befriedigend gewesen war, aber mit blauen Flecken geendet hatte.

Doch Tania hatte sich damals nicht beklagt. Hinterher hatte sie gelacht, erfreut, dass sie ihn so wild machen konnte. Seine Geliebten hatten sich immer beklagt, wenn er auch nur den kleinsten blauen Fleck verursachte, aber Tanias Leidenschaft war der seinen immer ebenbürtig. Und allein die Tatsache, dass sie sich ein neues Kostüm für ihren Tanz hatte machen lassen, das bei einem so leidenschaftlichen Mann wie Stefan unkontrollierte Reaktionen verursachen konnte, bewies, dass sie es genoss , ihn zu provozieren.

Das Versprechen, das sie von ihm gefordert hatte, hatte jedoch nichts mit ihren eigenen Präferenzen, sondern vielmehr mit ihrem Zustand zu tun, der erst vor kurzem bestätigt worden war. Zur Freude des gesamten Königreichs erwartete seine Königin bereits den königlichen Erben und befolgte aufs genaueste die Anweisungen der Hofärzte. Für Stefan bedeutete das, dass er nicht mehr die Kontrolle über sich verlieren durfte, sondern Versprechen abgeben muss te, die er kaum einhalten konnte.

»Du weißt, dass ich dir das hier heimzahlen werde.« Er versuchte, es beiläufig zu sagen, obwohl er innerlich kochte.

Tania hob den Kopf. Durch den dünnen Schleier, der fast die gleiche Farbe wie ihre bLassgrünen Augen hatte, sah er, dass sie lächelte. »Wie?«

»Ich kenne einen Händler, der dünne Seidenstricke verkauft«, sagte er.

»Du würdest mich festbinden und mir das hier antun?« Ihre Stimme signalisierte ein unmissverständliches Interesse, das sie nicht gehabt hätte, wenn sie ihm nicht völlig vertrauen würde.

»Ich werde darüber nachdenken«, erwiderte er und stöhnte.

Sie schenkte ihm ein schelmisches Lächeln. »Wenn du zu einem Entschluss gekommen bist, sag es mir bitte.«

Ihr Kopf senkte sich wieder, und sie fuhr mit ihrer Zunge an seiner Brust hinunter bis zu seinem Nabel. Er hielt den Atem an. Seine Hüften hoben sich unwillkürlich, so dass sie beinahe den Halt verlor.

»Tania ... ich halte das ... nicht mehr aus«, stieß er hervor.

Sie hatte sofort Mitleid mit ihm. »Das brauchst du auch nicht«, sagte sie.

Sie setzte sich auf, um die beiden Schleier abzunehmen, die die untere Hälfte ihres Gesichts und ihr langes schwarzes Haar verhüllt hatten. Das Oberteil ihres zweiteiligen Kostüms war durchsichtig und verbarg ihre Reize nur unvollkommen. Er wollte es ihr vom Leib reißen. Er wollte sie küssen. Aber das Versprechen, das er gegeben hatte, hinderte ihn an beidem. Er war ihr völlig ausgeliefert. Glücklicherweise beunruhigte ihn das nicht im geringsten.

Mit einem Lächeln, das ihm baldige Ekstase verhieß, griff Tania nach der Kordel seiner Hose. Aber ihre Finger hielten inne, als sie vor der Tür einen heftigen Tumult hörte, zuerst laute Stimmen, dann das Geräusch eines Handgemenges, schließlich einen dumpfen Aufschlag.

»Was zum ...« rief Stefan aus, aber seine unausgesprochene Frage wurde sogleich beantwortet, da sich die Tür öffnete und sein Cousin ins Zimmer stürzte.

Tania stieß einen erstickten Schrei aus und rollte sich von Stefan und der Chaiselongue herunter auf den Boden. Dort kauerte sie sich hin und griff nach ihrem Morgenmantel am Ende der Chaiselongue, den sie dort vor ihrem Tanz ausgezogen hatte. Sie streifte ihn über und starrte über Stefans Bauch hinweg auf den Eindringling.

Wassili hatte sie nicht gesehen, denn er wusste noch nicht, wo im Zimmer sich die beiden befanden. Das königliche Schlafzimmer war so groß, dass er immer noch umherging und in keine bestimmte Richtung sagte: »Stefan, es tut mir leid, dass ich dich zu dieser Stunde störe, aber ich habe ein Problem, das mich so wütend macht, dass ich wahrscheinlich jemanden umbringe, wenn ich keine Lösung dafür finde.«

»Du hast doch hoffentlich nicht mit meiner Wache angefangen?«

Wassili drehte sich um, als er diese trockene Bemerkung hörte. »Was? Nein, natürlich nicht. Ich habe ihn nur zusammengeschlagen. Dieser Schwachkopf wollte mich nicht hereinlassen.«

»Vielleicht, weil ich befohlen hatte, mich nicht zu stören - und das aus gutem Grund.«

Tania nahm wieder auf der Chaiselongue neben Stefan Platz, als dieser sich aufsetzte. Er legte sofort den Arm um sie und zog sie an sich. Die Tatsache, dass beide nur halb bekleidet waren, machte deutlich, um was für einen >Grund< es sich handelte.

Wassili schien das jedoch kaum zu bemerken. Er sagte lediglich: »Es tut mir leid, Stefan, aber das konnte einfach nicht warten. Es ist schlimmer als ein Alptraum. Es ist so verrückt, du wirst es nicht glauben. Ich selbst kann es immer noch nicht fassen.«

»Glaubst du, er ist betrunken?« flüsterte Tania Stefan ins Ohr.

»Pscht«, sagte er zu ihr und fügte, zu Wassili gewandt, hinzu: »Ich nehme an, du bist bei deiner Mutter gewesen?«

»O ja, aber hätte ich nur die geringste Ahnung gehabt, was sie mir sagen würde - und das auch noch mit Wonne wäre ich jetzt schon unterwegs zur Grenze. Ich wäre verschwunden - für immer. Hat sie dir davon erzählt? Stefan, wenn du es gewusst und mich nicht gewarnt hast...«

»Das solltest du eigentlich besser wissen.«

Das stimmte, und so sagte Wassili zum dritten Mal: »Es tut mir leid. Ich bin völlig durcheinander, und genau das wird auch mein Leben sein, wenn nicht etwas passiert, wodurch diese dumme Sache wieder rückgängig gemacht wird.«

»Es wäre nett, wenn du mir erzählen würdest, worüber wir eigentlich sprechen.«

Wassili sah einen Moment lang sehr verwirrt aus. »Wieso, habe ich das denn nicht gesagt?« Er sprach weiter, bevor Stefan antworten konnte. »Ich habe gerade erfahren, dass mein Vater vor fünfzehn Jahren einen Verlobungsvertrag unterzeichnet hat, in dem mein Name steht. Einen Verlobungsvertrag! Meine Mutter hat es nicht einmal gewusst . Nur das Mädchen und ihr Vater wusste n all die Jahre davon, und erst jetzt, wo sie anscheinend alt genug zum Heiraten ist, fällt es ihnen ein, uns einen Brief zu schreiben und mit der ganzen Sache herauszurücken.«

»Wer ist sie?«

»Ist das alles, was du zu sagen hast?« Wassili brüllte beinahe vor Aufregung. »Wen zum Teufel interessiert es denn, wer sie ist, wenn ich sie überhaupt nicht heiraten will!«

»Du wusstest, dass du irgendwann einmal heiraten würdest«, sagte Stefan mit Recht.

»Aber frühestens in zehn Jahren. Aber darum geht es nicht. Ich habe plötzlich eine Verlobte, die ich noch nie im Leben gesehen habe, und erzähl mir bloß nicht, dass du in der gleichen entsetzlichen Situation gewesen bist. Schließlich bist du mit der Gewissheit aufgewachsen, bereits verlobt zu sein, während ich immer gedacht habe, dass diese Entscheidung mir überlassen bleibt.«

»Angesichts der Tatsache, dass sich meine Verlobung zu etwas ganz Großartigem entwickelt hat, kannst du nicht erwarten, dass ich sehr viel Mitgefühl mit dir aufbringe, Cousin.«

»Und ob ich das kann«, rief Wassili. »Erinnere dich gefälligst daran, wie du dich gefühlt hast, bevor du deine entzückende Frau getroffen hast.«

Mit einer innigen Umarmung für die besagte Frau, die ihr versichern sollte, dass das alles der Vergangenheit angehörte, sagte Stefan: »Ich verstehe, was du meinst.«

»Und Thronerben haben kaum eine Wahl, wenn es darum geht, wen sie heiraten«, sprach Wassili erregt weiter, »aber ich bin nur der Cousin eines Königs. Niemand außer mir hat das geringste Interesse daran, wen ich heirate, und ich weiß ganz genau, dass ich mir nie im Leben eine Russin ausgesucht hätte.«

»Sie ist Russin?« fragte Stefan überrascht.

»Eine russische Baronesse, und du weißt doch, wie verdammt freizügig diese Frauen sind. Sie hat wahrscheinlich schon jede Menge Liebhaber gehabt, und es würde mich nicht überraschen, wenn der Grund für diese plötzliche Eile darin liegt, dass sie schwanger ist.«

»Dann kannst du nur hoffen, dass deine Vermutung stimmt. Warte mit der Heirat, bis du sie hierhergebracht hast«, schlug Stefan vor. »Bis dahin wirst du wissen, ob sie schwanger ist. Und dann hast du einen legitimen Grund, die Verlobung aufzulösen.«

Wassilis Erleichterung hielt jedoch nicht lange an, so dass sein Lächeln nicht recht gelingen wollte. »Ich kann mich nicht auf so etwas verlassen. Wenn es nicht stimmt, sitze ich in der Falle. Es wäre am besten, ich würde überhaupt nicht nach Russland gehen, deswegen bin ich auch hier. Du bist doch auch einmal in einer solchen Situation gewesen, Stefan. Was wolltest du denn damals tun, um aus deiner Verlobung herauszukommen?«

»Du erwartest doch wohl nicht, dass ich diese Frage jetzt beantworte?«

Wassili sah zum ersten Mal Tania an. »Würdest du bitte ...?«

»Ganz sicher nicht.«

Er warf ihr einen missmutigen Blick zu, den sie ignorierte. Sie fragte sich, was er wohl tun würde, wenn sie jetzt anfinge zu lachen. Genau danach war ihr jetzt nämlich zumute - sie konnte überhaupt kein Mitgefühl für sein Problem aufbringen. Aber Stefan würde es nicht gerne sehen, wenn sie sich auf Kosten seines Cousins amüsierte. Daher hörte sie ihnen nur ruhig zu, als sie einige Möglichkeiten besprachen, die dann aber beide nicht als echte Alternativen ansahen. Und sie bemerkte, wie Wassili immer mehr die Fassung verlor.

Tania war der Meinung, dass ihr Ehemann außergewöhnlich gut aussah - aber nicht so gut wie Wassili. Kein Mann sah so unwiderstehlich gut aus wie Wassili. Aber noch nie hatte sie ihn in solch einem desolaten Zustand gesehen, noch nie so wütend. Und noch nie zuvor hatte sie gesehen, dass seine Augen so hell leuchteten wie die von Stefan. Er schritt durch das Zimmer - Schleichern war wohl der treffendere Ausdruck, um zu beschreiben, wie er sich bewegte - wie ein lohfarbener Löwe, den man eingefangen hatte, golden und zornig.

Es war ein faszinierender Anblick, hinter seiner maskulinen Anmut plötzlich diese impulsive, fast animalische Seite seines ansonsten stoischen Wesens zu entdecken. Von den vier Männern, die zusammen aufgewachsen und enge Freunde waren, war Wassili derjenige, der mit Worten angriff, die immer ihr Ziel fanden, und nicht mit roher Gewalt. Aber offensichtlich war er genauso zu Gewalttätigkeiten fähig wie die drei anderen.

Tania war damals gesagt worden, dass er derjenige sei, den sie heiraten sollte, da Stefan sie ohne großes Aufheben nach Kardinien hatte schaffen wollen. Er hatte gedacht, dass sie - wie alle Frauen - ihm Wassili vorziehen würde. Aber Wassili hatte sie von Anfang an beleidigt, da er sie für eine Hure gehalten hatte. Deshalb und wegen seiner abgrundtiefen Verachtung hatte sie ihn gehasst . Außerdem hatte sie sich gleich am ersten Abend, als sie sich kennengelernt hatten, zu Stefan hingezogen gefühlt - trotz seine r Narben und seiner >Teufelsau gen< -, und nicht zu dem viel zu gut aussehenden goldenen Adonis.

»Was wirst du jetzt tun?« fragte Stefan schließlich seinen Cousin.

»Ich weiß es nicht.«

»Doch, du weißt es«, sagte Stefan mit leiser Stimme.

»Ja, ich weiß es.« Wassili seufzte. »Aber es wird keine Hochzeit geben, nicht, wenn ich es verhindern kann. Einer von beiden, entweder der Vater oder das Mädchen, wird diese lächerliche Sache absagen - und wenn ich ihnen zeigen muss , wie ich wirklich bin.«

»Wie du wirklich bist?« fragte Tania ungläubig. »Du meinst, wie du sein kannst, wenn jemand dich nicht mögen soll.«

Da sie aus Erfahrung gesprochen hatte, musste er sich geschlagen geben. »Ganz wie Sie meinen, Eure Majestät.«

Dieses Mal warf Tarda ihm einen missmutigen Blick zu. Stefan musste ein Schmunzeln unterdrücken und sagte: »Geh nach Hause, Wassili. Morgen früh wird alles halb so wild aussehen. Selbst wenn du das Mädchen heiratest, muss t du ja noch lange nicht...«

»Aber natürlich muss er«, unterbrach ihn Tania entrüstet.

»Ich habe dir ja gesagt, dass sie mir eheliche Treue befehlen wird«, rief Wassili entsetzt und stürmte aus dem Zimmer.

Kaum hatte sich die Tür geschlossen, sagte Tania: »Oh, das gefällt mir. Dem Pfau werden endlich die Federn gerupft.«

»Ich dachte, du hättest Wassili verziehen, wie er sich dir gegenüber auf der Reise nach Kardinien verhalten hat.«

»Das habe ich auch«, versicherte sie ihrem Mann. »Ich weiß ja, dass er das nur getan hat, damit ich mich nicht in ihn verliebe. Aber anstatt sich fast während der gesamten Reise wie ein kompletter Schwachkopf zu benehmen, hätte er sich gleich denken können, dass das nicht passieren würde. Außerdem ist er immer noch ein Pfau, und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich darauf gewartet habe, dass ihm eine Frau einen Dämpfer versetzt, obwohl es noch schöner gewesen wäre, wenn ihn diese Frau auch interessiert hätte. Wassili hat das Problem, dass bei ihm keine Frau nein sagt. Sie warten nicht erst, bis sie ihn kennenlernen, nein, sie fallen sofort auf sein Gesicht herein. Du weißt ja, wohin das geführt hat. Kein Wunder, dass er so unsäglich arrogant ist. Es vergeht kein Tag, ohne dass eine Frau versucht, ihn zu verführen.«

Stefan lachte, als er ihren angewiderten Blick sah. »Tania, du wärst überrascht zu erfahren, wie sehr Wassili dieser Umstand stört.«

Sie schnaubte empört. »Oh, natürlich stört ihn das, ungefähr so sehr, wie es mich stört, schwanger zu sein.«

Da sie sich unsäglich über ihre Schwangerschaft freute und das auch jeder wusste, hatte sie ihm gerade widersprochen. »Aber es stimmt«, beharrte er. Seine goldbraunen Augen sprühten vor Lachen. »Schließlich hat er auch nur zwei Hände.«

Jetzt konnte sie ihren Sarkasmus nicht mehr unterdrücken. »Das ist es also. Er wird wütend, weil er nicht alle Frauen schafft, die sich ihm an den Hals werfen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid er mir tut. Ich bin wahrscheinlich die einzige Frau, die ihn wirklich aus tiefstem Herzen verabscheut hat, aber das zählt nicht, da er es in meinem Fall ja so wollte. Aber ich glaube wirklich, es würde ihm guttun, einmal eine Frau zu treffen, die ihn einfach ignoriert. Leider wird das wahrscheinlich nie passieren.«

»Und du sagst, du hast ihm verziehen?«

Sie seufzte. »Es tut mir leid, Stefan. Ich habe wahrscheinlich immer noch Schwierigkeiten, zwischen dem Wassili, den ich damals kennengelernt habe, und dem Wassili, den ich heute kenne, zu unterscheiden. Ich weiß, dass er fast immer sehr charmant ist. Ich weiß, dass er manchmal furchtbar nett sein kann. Und ich weiß natürlich, wie überaus treu ergeben er dir ist - und dafür liebe ich ihn. Aber seine Arroganz und Herablassung, diese Verachtung anderen gegenüber - das kommt nicht von ungefähr. Das gehört zu seinem Charakter - allerdings, wie ich zugeben muss , nicht in dem Ausmaß, wie ich zuerst gedacht hatte.«

»Die Arroganz lasse ich gelten, aber das ist auch alles«, erwiderte er.

Sie wollte ihm widersprechen, aber sein Gesichtsausdruck hielt sie davon ab. Wassili war schließlich nicht nur sein einziger Cousin, sondern stand ihm so nahe wie ein Bruder.

»Also gut«, lenkte sie ein. »Aber er täuscht sich, wenn er glaubt, dass er dieses russische Mädchen dazu bringen kann, die Verlobung aufzulösen, und das weißt du auch. Sie wird sich auf der Stelle in ihn verlieben, und egal, wie garstig er zu sein versucht - es wird am Ende nichts ausmachen. Er wird ihr das Herz brechen, aber sie wird ihn immer noch haben wollen.« Und dann seufzte Tania. »Das arme Mädchen tut mir furchtbar leid.«