EPILOG

»Wer hat unsere Wette denn nun eigentlich gewonnen?« Die Peri Banu räkelte sich träge und stupste Den Naga leicht mit dem Fuß an.

Der Naga brütete über dem Brettspiel, das sie seit ein paar Wochen spielten. Die stark dezimierten grünen Steine, die seine Drachenarmee repräsentierten, standen am Rande der Leeren Ebene, rundum eingekesselt von den roten Kriegern der Feenfürstin. Er musste, wenn er das Spiel noch gewinnen wollte ‒ und das wollte er unbedingt! ‒, einen Durchbruch zu den Kalten Bergen am anderen Ende der Leeren Ebene wagen. Das war gefährlich und mit Sicherheit verlustreich. Er seufzte und setzte seinen General in Marsch.

»Redest du jetzt nicht mehr mit mir?« Die Peri Banu zog eine Schnute. Der Schlangengott blickte mit gerunzelter Stirn auf. Sosehr er es liebte, wenn sie schmollte, sosehr ging es ihm jetzt auf die Nerven. »Du versuchst doch nur, mich durcheinanderzubringen, damit ich einen falschen Zug mache«, beklagte er sich.

Die Fürstin lächelte schwach. Sie lehnte sich zurück und ließ sich von einer Dienerin einen Obstteller reichen, von dem sie mit spitzen Fingern eine Aprikose wählte.

»Also, nun zieh schon und dann beantworte meine Frage«, sagte sie und grub ihre weißen Zähne in die weiche Frucht.

Der Naga sah hypnotisiert zu, wie ein wenig von dem orangefarbenen Fleisch und Saft an ihrem Mundwinkel herabrann und eine kleine, rosafarbene Zunge es zierlich aufleckte. Er riss seinen Blick los und räusperte sich mehrmals.

»Unsere Wette«, wiederholte die Peri Banu geduldig. »Mein kleiner Amayyas ist schließlich seinen Fluch losgeworden. Es war doch sehr hübsch, wie er zusammen mit deiner Enkelin gegen seinen Vater und seinen Bruder in den Kampf gezogen ist, mein tapferer kleiner Prinz. Er wird sicher ein sehr guter Shâya sein. Ich finde, ich habe unsere Wette geradezu glorios gewonnen.«

Der Naga machte seufzend seinen Zug und wusste im gleichen Moment, dass seine Armee verloren war. Er hob die Hände und ließ sie wieder sinken.

»Natürlich hast du gewonnen, meine Liebe«, murmelte er. »Wie immer.«

Frauen.