21. Kapitel

Es hatte sich an Bord herumgesprochen, daß die Lydia nun endlich die Heimreise angetreten habe. Ohne sich um die Fäden der hohen Politik zu kümmern, hatten die Leute erst auf der einen und dann auf der anderen Seite gefochten. Daß die Spanier dabei erst Feinde, dann Freunde und schließlich höchst unliebenswürdige Neutrale waren, hatte kaum einem einzigen von ihnen Kopfzerbrechen gemacht. Ihnen hatte es genügt, blindlings zu gehorchen. Nun aber erhielt sich das Gerücht von der Heimreise der Lydia so hartnäckig, daß man nicht mehr an seiner Wahrheit zweifeln konnte. Diesen leichtsinnigen Kerlen kam es so vor, als liege England ganz dicht hinter dem Horizont.

An die fünftausend Seemeilen, die noch vor ihnen lagen, dachten sie nicht. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit ganz anderen Dingen. Die gepreßten Seeleute dachten an ihre Familien, die Freiwilligen aber an die grobsinnlichen Freuden, die ihrer im Heimathafen harrten. Diese sonnigen Aussichten ließen sie sich nicht von der Möglichkeit überschatten, daß man sie an Bord eines anderen Fahrzeuges kommandieren und dann abermals um die halbe Welt segeln lassen würde, ehe sie überhaupt den Fuß auf britischen Boden setzen konnten.

Mit Feuereifer hatten sie die Fregatte aus der Bucht geschleppt, und nicht einer von ihnen blickte bedauernd zu jenem Schlupfwinkel zurück, der allein ihnen diese Heimreise ermöglichte. Schwatzend und Dummheiten machend wie ein Rudel Affen waren sie aufgeentert, um Segel zu setzen, indessen drunten die Leute der Freiwache paarweise tanzten und die Lydia vor günstigem Winde über die blauen Weiten des Stillen Ozeans glitt. Mit seiner tropischen Launenhaftigkeit flaute der Wind jedoch immer mehr ab und wehte schließlich nur noch in einzelnen, ganz schwachen Stößen, so daß die Segel zu klatschen und die Takelage zu knarren begannen. Dauernd mußte die Wache an die Brassen treten und die Segel trimmen.

Hornblower, der in seiner Koje lag, erwachte in der kühlen Stunde, die der Dämmerung vorangeht. Noch war es zu dunkel, um den über seinem Kopf in der Decke eingelassenen Kajütskompaß sehen zu können, doch aus den langrollenden Bewegungen des Schiffes und den unaufhörlichen Geräuschen erriet er, daß man in eine Flaute geraten war. Es war bald Zeit zum Beginn der Morgenwanderung, aber im behaglichen Gefühl, schwerer Verantwortungen enthoben zu sein, blieb er noch ein wenig liegen, bis Polwheal hereinkam, um die Kleider zurechtzulegen. Gerade schlüpfte er in die Hosen, als er droben vom Ausguck her einen Ruf vernahm.

»Backbord querab ein Segel! Es ist wieder der Lugger, Sir!«

Im Augenblick schwand das Gefühl des Wohlbehagens von ihm. Zweimal schon war man hier im Golf von Panama jenem Lugger begegnet, und beide Male hatte er schlechte Nachrichten überbracht. Fast ein wenig abergläubisch wartete Hornblower darauf, was wohl dieses dritte Zusammentreffen mit sich bringen werde. Er riß Polwheal den Rock aus der Hand, zog ihn an und eilte nach oben.

Ja, zweifellos war es der Lugger, der dort kaum zwei Meilen entfernt in der Windstille lag. Ein halbes Dutzend Ferngläser wurden auf ihn gerichtet; offenbar teilten die Offiziere den abergläubischen Verdacht ihres Kommandanten.

»Die haben etwas an ihrer Takelage, was mich abstößt«, murmelte Gerard.

»Och, sie ist bloß so'n richtiger spanischer Guardacosta«, meinte Crystal. »Zu Dutzenden habe ich die gesehen. In Habana zum Beispiel...«

»Wer kennt sie nicht?« unterbrach ihn Gerard ärgerlich. »Ich sagte... Hallo, da legt ein Boot ab!«

Er sah sich um und gewahrte den Kommandanten, der gerade das Achterdeck betrat.

»Lugger schickt ein Boot herüber, Sir.«

Hornblower tat sein Bestes, um seinem Gesicht den Ausdruck völliger Gelassenheit zu geben. Er sagte sich dabei, daß er mit dem schnellsten und kampfkräftigsten Schiff der ganzen pazifischen Küste unter den Füßen nichts zu befürchten hatte.

Im übrigen war er bereit und dazu befähigt, die halbe Welt zu umsegeln und jedes Fahrzeug zu bekämpfen, dessen Armierung aus fünfzig Kanonen oder weniger bestand. Der Anblick des Luggers brauchte ihn also nicht zu beunruhigen... und tat es dennoch.

Minutenlang beobachteten sie das in der Dünung langsam näher kommende Boot. Zuerst war es nur ein dunkler, hin und wieder auf den Wogenkämmen sichtbar werdender Fleck. Dann konnte man die nassen Riemenblätter sehen, von denen das im Widerschein der tiefstehenden Sonne glitzernde Wasser tropfte.

Schließlich schor das Boot längsseit, und dann stand der so glänzend uniformierte junge Offizier wieder vor Hornblower, vor dem er sich verneigte. Er machte keinen Hehl aus seiner mit Bewunderung gemischten Neugier. Er bemerkte den neuen Kreuzmast, der so sauber und seefest aussah, als sei er auf einer Werft eingesetzt worden; er sah die tadellos geflickten Schußlöcher; er stellte fest, daß die Pumpen nicht mehr arbeiteten; kurzum, daß das Schiff im Verlauf der letzten sechzehn Tage vollkommen überholt worden war. Offenbar war das zudem geschehen, ohne daß es einen Hafen angelaufen hatte.

»Ich bin überrascht, Sie nochmals hier zu sehen, Sir«, sagte er.

»Für mich«, erwiderte Hornblower, »ist es sowohl eine Überraschung als auch ein Vergnügen.«

»Selbstverständlich gilt das auch für mich«, sagte der Spanier schnell, »aber ich dachte, daß Sie sich mittlerweile schon längst auf die Heimreise gemacht hätten.«

»Ich befinde mich in der Tat auf der Heimreise«, erklärte Hornblower, der großen Wert darauf legte, daß das Gespräch in höflichen Formen geführt wurde. »Wie Sie sehen, bin ich nur noch nicht weit gekommen. Allerdings dürfte es Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, daß die Schäden einigermaßen ausgebessert wurden, und nun wird mich nichts mehr davon abhalten, so schnell wie möglich nach England zu segeln; es sei denn, es hätte sich inzwischen etwas ereignet, was das Verbleiben innerhalb dieser Gewässer im Interesse der gemeinsamen Sache wünschenswert machte.« Hornblower sprach die letzten Worte mit einer gewissen Besorgnis aus, und im Geiste erwog er bereits allerlei Ausreden, um sich weiterer Verpflichtungen zu entziehen, falls das Angebot angenommen werden sollte. Doch die Antwort des Spaniers zerstreute seine Bedenken.

»Ich danke Ihnen, Sir, noch besteht kein Anlaß, von Ihrer Güte Gebrauch zu machen. Die überseeischen Besitzungen Seiner Katholischen Majestät sind durchaus imstande, sich selbst zu schützen. Ich bin davon überzeugt, daß Seine Britannische Majestät erfreut sein wird, eine so schöne Fregatte zurückkehren zu sehen, damit sie drüben seine Interessen wahrnehme.«

Die beiden Herren verneigten sich formell voreinander, worauf der Spanier abermals das Wort ergriff.

»Ich dachte gerade daran, Sir, daß Sie, die Gelegenheit der Flaute benutzend, mir vielleicht die große Ehre erweisen würden, für wenige Augenblicke mein Schiff zu besuchen. Ich wäre imstande, Ihnen etwas Interessantes zu zeigen, das Ihnen gleichzeitig Beweis dafür wäre, daß wir auf Ihre freundliche Hilfe verzichten können.«

»Worum handelt es sich?« fragte Hornblower mißtrauisch.

Der Spanier lächelte. »Es würde mir Vergnügen bereiten, wenn ich Sie überraschen dürfte. Bitte, tun Sie mir den Gefallen, Sir.«

Unwillkürlich musterte Hornblower den Horizont. Dann suchte er sich über den Gesichtsausdruck des Spaniers Klarzuwerden. Der Mann war kein Narr, und nur ein Narr hätte angesichts einer auf Schußweite liegenden Fregatte an Verrat denken können, denn eine einzige Breitseite würde genügt haben, den Lugger zu versenken. Mochten diese spanischen Hitzköpfe auch zu manchem fähig sein, so würde doch keiner von ihnen wagen, einem britischen Seeoffizier Gewalt anzutun.

»Es wird mir eine große Freude sein, Sie zu begleiten, Sir«, sagte er.

Der Spanier verneigte sich abermals, worauf sich Hornblower an seinen Ersten Offizier wandte.

»Ich werde dem Lugger einen Besuch abstatten, Mr. Bush.

Lange bleibe ich nicht drüben. Schicken Sie mir den Kutter nach, damit er mich wieder an Bord bringen kann.«

»Aye, aye, Sir.« Es gelang Bush nicht, sein fassungsloses Erstaunen zu verbergen. Er öffnete den Mund und schloß ihn wieder; er wollte Einwendungen erheben und wagte es doch nicht, so daß er schließlich nur ganz kleinlaut wiederholte:

»Aye, aye, Sir.«

Während der Überfahrt zum Lugger war der Spanier geradezu ein Muster der Höflichkeit. Er plauderte über die Witterungsverhältnisse. Er erwähnte die letzten, den spanischen Krieg betreffenden Meldungen, wonach es außer allem Zweifel stand, daß sich eine in Andalusien stehende französische Armee den Spaniern ergeben hatte und daß die vereinigten spanischenglischen Streitkräfte zum Einmarsch nach Frankreich zusammengezogen wurden. Er schilderte die Verwüstungen, die das gelbe Fieber auf dem Festland angerichtet hatte. Doch während der ganzen Zeit deutete er mit keinem Wort die Art der Überraschung an, die Hornblower erleben sollte.

Die beiden Schiffsführer wurden, als sie das Oberdeck des Luggers betraten, mit spanischem Zeremoniell empfangen. Es gab präsentierte Gewehre, und einige von zwei Hornisten begleitete Trommler vollführten eine schreckliche Katzenmusik.

»Alles hier an Bord steht zu Ihrer Verfügung«, lächelte der Spanier. »Wünschen Euer Exzellenz eine Erfrischung zu genießen? Vielleicht eine Tasse Schokolade?«

Gelassen dankend nahm Hornblower an. Er dachte nicht daran, seiner Würde dadurch etwas zu vergeben, daß er eine die angebliche Überraschung betreffende Frage stellte. Er konnte warten. Überdies bemerkte er, daß sich sein Kutter bereits dem Lugger näherte.

Auch der Spanier schien es mit einer Erklärung nicht eilig zu haben. Offenbar genoß er im voraus das große Erstaunen seines englischen Gastes. Er machte Hornblower auf einige Eigenheiten der Takelage aufmerksam; er ließ seine Offiziere rufen, um sie ihm vorzustellen; er äußerte sich über die Tüchtigkeit seiner Besatzung, die wie jene der Natividad durchweg aus Indianern bestand. Schließlich siegte Hornblower.

Der Spanier hielt es nicht mehr länger aus, unbefragt zu bleiben.

»Darf ich Sie bitten, mit mir zu kommen, Sir?« sagte er einladend. Er führte seinen Besucher zum Vordeck, und dort war el Supremo. Man hatte ihn mit den Hüften an einen Ringbolzen gefesselt. Auch die Unterarme und die Fußgelenke trugen Ketten. Der Mann war halb nackt. Nur Kleiderfetzen umhingen seinen Körper. Das verwilderte Bart und Haupthaar umrahmte sein Gesicht, und an Deck lag sein eigener Kot.

»Wie ich annehme«, begann der Spanier wieder, »hatten Sie bereits das Vergnügen, Seine Exzellenz Don Julian Maria de Jesus de Alvarado y Montezuma, der sich selbst den Allmächtigen nennt, kennenzulernen?«

El Supremo reagierte mit keiner Gebärde auf diesen Hohn.

»Allerdings wurde mir der Kapitän Hornblower vorgestellt«, sagte er stolz. »Lange und getreu hat er mir gedient. Ich hoffe, daß Sie sich der besten Gesundheit erfreuen, Herr Kapitän.«

»Danke sehr, Sir«, nickte Hornblower.

Ungeachtet der Lumpen, des Schmutzes und der Ketten bewahrte el Supremo doch die gleiche hoheitsvolle Würde, deren sich Hornblower so gut erinnerte.

»Auch ich befinde mich so wohl, wie ich es mir nur wünschen kann. Es ist mir eine Quelle unausgesetzter Befriedigung, daß meine Sache so glänzende Fortschritte macht.«

In diesem Augenblick erschien ein Negersklave an Deck, der ein Tablett mit Schokolade trug; ein anderer brachte Stühle herbei. Der Einladung seines Gastgebers folgend, nahm Hornblower Platz. Er tat es insofern gern, als er plötzlich eine seltsame Schwäche in den Knien spürte, aber die Schokolade reizte ihn durchaus nicht. Der spanische Kommandant schlürfte geräuschvoll, während ihm el Supremo zusah. Etwas wie Gier leuchtete in seinen Augen auf. Er beleckte die Lippen, seine Augen weiteten sich, und er streckte sogar die Hände aus, aber schon im nächsten Moment war er wieder ganz ruhig und gleichgültig.

»Ich hoffe, daß Ihnen die Schokolade schmeckt, meine Herren«, sagte er. »Ich habe sie eigens für Sie bestellt, denn ich selbst mache mir schon seit langem nichts mehr daraus.«

»Das bleibt sich gleich«, bemerkte der spanische Kapitän. Er lachte laut, trank abermals und schnalzte mit den Lippen. El Supremo beachtete ihn nicht, sondern wandte sich an Hornblower.

»Sie sehen, daß ich diese Ketten trage. Es entspricht das einer seltsamen Laune von mir und meinen Dienern. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, daß meine Gestalt dadurch vorteilhaft zur Geltung gelangt.«

»Aller... dings, Sir«, stammelte Hornblower. »Wir befinden uns auf dem Wege nach Panama, wo ich den Thron der Welt besteigen werde«, fuhr der Wahnsinnige fort. »Sie reden von Aufhängen, diese Burschen, und sagen, daß dort auf der Bastion der Zitadelle bereits der Galgen wartet. O nein, das wird das Gerüst für meinen goldenen Thron sein. Er besteht nämlich aus Gold, mit diamantenen Sternen und einem großen, aus Türkisen gebildeten Mond ist er verziert. Von dort aus werde ich eine Proklamation an die Welt verlesen.«

Der spanische Kommandant ließ abermals ein wieherndes Lachen hören, aber el Supremo stand in seinen Ketten würdevoll da, und die Sonne brannte auf sein wirres Haar nieder.

»Lange hält solche Stimmung bei ihm nicht an«, sagte der Spanier halblaut zu seinem Gast. »Ich bemerke schon Anzeichen des Umschlagens. Es freut mich, daß Sie Gelegenheit haben, ihn in seinen beiden verschiedenen Launen beobachten zu können.«

»Tag für Tag wächst die Sonne in all ihrer Herrlichkeit«, rief el Supremo. »Erhaben und furchtbar ist sie, wie auch ich es bin.

Töten kann sie... töten... töten... töten, wie sie die Menschen tötete, die ich ihren Strahlen aussetzte... Wann war das doch?...

Und Montezuma ist tot, und sein ganzes Geschlecht ist tot... gestorben im Laufe der Jahrhunderte. Allein ich bleibe zurück...

Und Hernandez ist tot... Sie erhängten ihn, während noch das Blut aus seinen Wunden floß. Hernandez starb in meiner Stadt San Salvador, und er starb mit meinem Namen auf den Lippen...

Männer und Frauen wurden dort in San Salvador in langen Reihen aufgehängt. Nur el Supremo ist am Leben geblieben, um zu herrschen von seinem goldenen Thron. Sein Thron ist es... sein Thron!«

Starren Blickes sah sich der Wahnsinnige um. Etwas wie Verständnis huschte über seine Züge, als er mit den Ketten rasselte. Nun glotzte er sie wieder blöde an. »Ketten!... Das sind Ketten!«

Er kreischte und brüllte. Er lachte irre, und das Gelächter ging in Schluchzen über. Dann wieder warf er sich fluchend auf die Decksplanken nieder, wobei er wütend in seine Ketten biß.

Seine Worte endeten in unartikulierten Lauten. Der Geifer lief ihm über das Kinn. Zuckend warf er sich hin und her.

»Interessant, nicht wahr?« meinte der spanische Seeoffizier.

»Mitunter tobt er unausgesetzt vierundzwanzig Stunden lang.«

Hornblower stand auf, klappernd fiel sein Stuhl um. Er war nahe daran, sich zu erbrechen. Sein Gastgeber, der sein bleiches Gesicht und die bebenden Lippen sah, war ein wenig belustigt und machte daraus keinen Hehl.

Aber Hornblower konnte seinem anwachsenden Widerwillen keinen Ausdruck verleihen. Vernunftgemäß sagte er sich, daß an Bord eines so kleinen Schiffes, wie es der Lugger war, ein Wahnsinniger an Deck angekettet werden mußte. Wohl war diese spanische Art, daraus eine Schaustellung zu machen, einfach widerwärtig, doch gab es dafür zahlreiche Parallelen aus der britischen Geschichte. Einen der größten Schreiber in englischer Sprache, der obendrein ein kirchlieber Würdenträger gewesen war, hatte man seinerzeit als Geisteskranken für Geld sehen lassen.

»Sie werden ihn also ungeachtet seines Irrsinns aufhängen?« fragte Hornblower. »Ohne ihm Gelegenheit zu geben, seinen Frieden mit Gott zu machen?«

Der Spanier zuckte die Achseln.

»Wahnsinnig oder nicht, Rebellen werden gehängt. Euer Exzellenz werden das so gut wissen wie ich.«

Hornblower wußte es in der Tat. Er murmelte etwas Unverständliches, obwohl er sich wütend über sein Benehmen ärgerte. Um wenigstens einigermaßen die seiner Meinung nach verlorene Würde wiederzugewinnen, raffte er sich auf und sprach ein paar abschließende Worte.

»Ich bin Ihnen außerordentlich verbunden, Sir, daß Sie mir Gelegenheit boten, diesem höchst interessanten Schauspiel beizuwohnen. Jetzt aber werde ich Sie zu meinem Bedauern verlassen müssen, indem ich meinen Dank wiederhole. Mir scheint, daß ein wenig Wind aufkommt.«

In möglichst beherrschter Haltung enterte er über die Seite und nahm auf der Achterducht seines Bootes Platz. Es kostete ihn eine weitere Anstrengung, den Befehl zum Ablegen zu geben, und dann starrte er während der Überfahrt zur Lydia schweigend und düster vor sich nieder. Bush, Gerard und Lady Barbara beobachteten ihn, als er an Bord kam. Ohne zu sehen und ohne zu hören, blickte er umher, und dann eilte er in seine Kammer hinunter, um sich mit seinem Elend zu verstecken. Ja, er barg sein Gesicht sogar sekundenlang erschüttert ins Kopfkissen seiner Koje, ehe er seine Fassung soweit wiedergewann, daß er sich einen sentimentalen Idioten schimpfte. Doch vergingen noch mehrere Tage, bis seine Züge jenen todesstarren Ausdruck verloren, und während dieser Zeitspanne zog er sich immer wieder in die Einsamkeit seiner Kammer zurück, denn unmöglich wäre es ihm gewesen, sich unter die heitere Gesellschaft des Achterdecks zu mischen, deren vergnügtes Geplauder durchs Skylight zu ihn herniedertönte. Er selbst faßte die Tatsache, daß ihn der Anblick eines irrsinnigen Verbrechers, der sein Schicksal reichlich verdiente, derartig aus dem Gleichgewicht brachte, als neuen Beweis für seine seelische Schwäche und seine Torheit auf.