18.

Kaden warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war 2:30 Uhr. »Macht euch fertig. Überprüft eure Sauerstoffgeräte. Noch dreißig Minuten. Überprüft gegenseitig eure Ausrüstung.« Er tat dasselbe und wartete auf Sams Nicken zur Bestätigung, dass mit seiner eigenen Ausrüstung alles in Ordnung war.

Um 2:50 Uhr gab Kaden den Männern ein Signal. »Macht euch bereit für den letzten Sauerstoff-Check. In fünf Minuten werden wir den Druck verringern.«

Sam stieß Jonas mit seinem Fuß an. »Wach auf, Akrobat. Dein Schnarchen hat mich wachgehalten.«

Jonas öffnete schläfrig ein Auge und sah Sam finster an.

»Der Sauerstoff-Check läuft«, sagte Sam. »Los jetzt.«

»Bin schon dabei«, sagte Jonas.

Kaden sagte: »2:55 Uhr. Sauerstoffmaske aufsetzen.«

Sam behielt Jonas im Auge. Er schien wieder eingeschlafen zu sein, doch er setzte gehorsam seine Maske auf.

Um 2:59 Uhr war Kaden auf den Füßen. »Noch eine Minute … Dreißig Sekunden. Erster Springer in die Tür.«

Sam holte Atem und blickte in die Nacht hinaus. Es war eine verdammt dunkle, mondlose Nacht. Die Motoren dröhnten, während der Wind an ihm riss und ihn aus dem Flugzeug zu zerren drohte. Angesichts dieses vertrauten Gefühls der Angst wurde Adrenalin in seinen Körper ausgeschüttet. Die Kälte war beißend, denn auf dieser Höhe lag die Temperatur um minus fünfundzwanzig Grad. Er konnte den Treibstoff riechen. Die Geschwindigkeit des Flugzeugs lag um hundertfünfzig Knoten, und er würde sich in diesen Nachthimmel werfen.

»Los!«

Auf den Befehl hin ließ er sich fallen, und im Nu veränderte sich alles. Der Wind traf ihn hart, stieß ihn umher und zog an ihm, und er rang um Kontrolle. Seine Ausrüstung wog hundert Kilo. Der Rucksack hing zwischen seinen Beinen und behinderte ihn in seiner Bewegungsfreiheit. Dann plötzlich war es so weit. Er merkte, dass der Motorenlärm verschwunden war, und er segelte durch den Himmel. Es war ein euphorisches Gefühl, und der freie Fall ließ sein Herz rasen.

Sam zog an der Leine seines Fallschirms, und seine Fallgeschwindigkeit verringerte sich abrupt von hundertzwanzig Meilen in der Stunde auf etwa zwanzig Meilen. Der Ruck beim Öffnen erschütterte seinen Körper, und dann flog er, der Wind rauschte an ihm vorbei, und sein Helm dämpfte die Geräusche, sodass er in einer friedlichen, surrealen Welt flog. Für einige Momente stellte sich ein Gefühl von Freiheit und absolutem Frieden ein, als er in dieser Stille durch die Dunkelheit fiel. Ihm war deutlich bewusst, dass er an einem dünnen Fallschirm in einem von Verkehrsflugzeugen genutzten Luftraum schwebte, und in seinem Hinterkopf lauerte der Gedanke, er könnte an der Scheibe eines vorbeifliegenden Jets zerschellen.

Er fiel durch Wolken und dichten Nebel, und dann konnte er sehen, wie der Boden ihm rasch entgegenkam. Der Dschungel schien nichts weiter als ein grünes Meer zu sein, das sich vor ihm ausbreitete. Ein Sprung ohne Lichtmarkierung war immer eine vertrackte Angelegenheit. Er konnte den Unterschied zwischen Bäumen und Gras an den Grünschattierungen erkennen. Knapp zehn Meter über dem Boden zog er an den Steuerleinen, um auszugleiten.

Bei der Landung wurde er nur leicht durchgerüttelt, ganz ähnlich wie nach dem Sprung von einer Stufe, und sammelte seinen Fallschirm schnell ein. Seine Reaktion war dieselbe wie auch sonst oft – er war dankbar, noch heil zu sein, und bereit weiterzumachen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. 3:02 Uhr. Alle sollten unten sein.

Kaden war ganz in seiner Nähe. Einen Meter weiter war Nico. Jonas stand mit dem Rücken zu Sam und raffte seinen Fallschirm so schnell wie möglich zusammen.

»Nimm Kontakt auf, Jonas; grab die Fallschirme ein, Sam; und Nico, du schiebst Wache«, sagte Kaden.

»Fallschirme eingegraben, Läufer«, erwiderte Sam.

»Okay«, sagte Kaden. »Lasst uns schleunigst von dieser Lichtung verschwinden. Laut GPS sind wir acht Meilen südöstlich von Kinshasa. Das wird unser Sammelpunkt, falls wir voneinander getrennt werden.«

Es war ein guter Sammelpunkt – jede Menge Deckung und doch leicht zu finden, falls sie ihn brauchen sollten.

Jonas sprach in das Funkgerät. »Walhalla … Walhalla, hier spricht Schnitter eins. Können Sie mich verstehen? … Kommen.«

Die Kommandozentrale in Fort Bragg antwortete augenblicklich. »Hier spricht Walhalla, Schnitter eins. Wir empfangen euch klar und deutlich, kommen.«

Jonas erwiderte: »Walhalla, Schnitter eins. Wir machen uns jetzt auf die Jagd. Schnitter eins Ende.«

»Lasst uns die Gegend auskundschaften«, sagte Kaden. »In Form eines vierblättrigen Klees, gegen den Uhrzeigersinn. Seid in fünfzehn Minuten wieder hier. Falls einer von uns in fünfzehn Minuten nicht hier ist, warten die anderen fünf Minuten. Wenn derjenige bis dahin nicht zurück ist und wir keinen Funkkontakt herstellen können, machen wir uns auf die Suche nach ihm. Auf meiner Uhr ist es genau 3:30 Uhr. Noch irgendwelche Fragen?« Als alle ihre Köpfe schüttelten, gab Kaden das Signal zum Aufbruch.

Im Dschungel war es heiß und drückend. Der Wald wuchs in mehreren Stockwerken. Am höchsten waren die Bäume, die zwanzig bis fünfundsiebzig Meter in den Himmel ragten. Das Dach aus Baumkronen befand sich zwanzig bis fünfundzwanzig Meter über ihm. Falls es notwendig sein sollte, konnte er nach oben gehen und über diese gebogenen Äste rennen, die einen Pfad weit über dem Waldboden bildeten. Die meisten Vögel und sonstigen wild lebenden Tiere hausten in diesen Baumkronen. Andere Pflanzen wanden sich an den Baumstämmen hinauf zum Licht, und auf der Rinde sowie auf den Zweigen wuchsen Moose und Flechten. Gewaltige zähe Schlingpflanzen fielen wie Schlangen von oben herab und hingen in wirren Knäueln, verschlungenen Strängen und kunstvollen Schlingen da.

Eine große Schlange, die sich um einen Ast über seinem Kopf wand, bewegte sich ein wenig, um ihn anzusehen. Affen klammerten sich an Äste und beobachteten ihn stumm, als er vorbeikam. Die Luft war schwer durch ihre hohe Feuchtigkeit und hallte vom beständigen Zirpen der Grillen und Zikaden wider. Moose und Schlingpflanzen hingen dicht über schmalen Wasserläufen. Dichte Farnsträucher, die ineinanderwuchsen, waren fast so hoch wie kleine Bäume, und auf dem Waldboden brachten Tausende von Insekten faulendes Laub und abgebrochene Zweige in Bewegung. Das Unterholz war von einer undurchdringlichen Schwärze. Frösche quakten laut. Hunderte von verschiedenen Geräuschen wurden von den unterschiedlichsten Arten hervorgebracht, die miteinander um Platz im Äther wetteiferten.

Sam vermaß detailliert den Bereich, der ihm zugewiesen worden war, und behielt dabei die Zeit im Auge. Als er an die festgelegte Stelle zurückkehrte, kam Kaden gerade aus hohen Farnsträuchern heraus. Nico wartete bereits, doch von Jonas war nirgendwo etwas zu sehen.

»Etwa zwanzig Meter südöstlich von hier ist eine kleine Mulde, aber ansonsten ist alles dasselbe, Bäume, Insekten, Affen und Schlangen«, berichtete Sam.

»Bei mir dieselbe Scheiße«, sagte Nico.

Kaden sah sich um, sichtlich besorgt, weil Jonas nicht da war. »Im Norden verhält es sich genauso. Zwei kleine Hügel, und das war es auch schon. Sehen wir erst mal, was Jonas vorgefunden hat, und entscheiden dann, aber nach allem zu urteilen, was ich auf der Landkarte sehe, denke ich, dass die Mulde einen guten Unterschlupf abgäbe. Wir können sie als Basis für unseren Stützpunkt benutzen. Es ist 3:50 Uhr.« Er sah sich wieder um und fluchte tonlos. »Wo zum Teufel steckt Jonas?«

Sam sank der Mut, als auf Kadens Frage nur Stille antwortete.

»Jonas, Jonas, hier spricht Läufer, hörst du mich? Jonas, hörst du mich?« Kaden sprach in sein Funkgerät.

Das ist nicht gut, sandte Sam, der bereits begann, sich einen Weg durch das Gewirr von umgestürzten Bäumen und hängenden Schlingpflanzen zu bahnen. In dieser absoluten Dunkelheit und umgeben von Feinden, konnte alles passieren, und es schien eine viel bessere Idee zu sein, von gesprochener Sprache auf telepathische Verständigung umzuschalten.

Wir sollten uns besser auf die Suche machen, stimmte Nico ihm zu.

Ihr beide bewegt euch im Uhrzeigersinn voran. Ich laufe gegen den Uhrzeigersinn. Seid in fünfzehn Minuten wieder hier.

Sam nickte. Fünfzehn Minuten, verstanden.

Jonas kam aus dem dichten Dschungel heraus. »He, wohin geht ihr denn?«

Kaden wirbelte herum. Auf seinem Gesicht stand Erleichterung. Verdammt noch mal, Jonas. Wo zum Teufel warst du?

Wir wollten uns gerade auf die Suche nach dir machen, ergänzte Sam. Ist dein verdammtes Funkgerät kaputt?

Jonas grinste verlegen. Ja, das ist es tatsächlich. Ich bin über die Wurzel eines Baums gestolpert, und der Verschluss des Batteriefachs ist abgebrochen. Jetzt bleiben die Batterien nicht mehr drin. Ich kann es reparieren, sowie wir in einem Unterschlupf sind.

Kaden räusperte sich vernehmlich. Jedenfalls bin ich froh, dass dir nichts fehlt. Ich hatte schon befürchtet, wir müssten deine Ausrüstung und deinen Leichnam hier rausschleppen.

Jonas wies in den Dschungel hinter sich. Dieser schmale Fluss, der als Treffpunkt für die Übergabe bestimmt worden ist, ist nicht weit von hier. Ich habe dort Landminen verlegt, für den Fall, dass wir überstürzt abhauen müssen.

In Anbetracht der Umstände hatte Sam die berechtigte Befürchtung, genau dazu würde es kommen.

Die Landminen sind an den Ufern verlegt. Die ersten zwei sind etwa drei Meter diesseits von der Stelle, an der wir den persönlichen Kontakt erwarten. Sie können in die Luft gejagt werden, wenn sich das Team in Bewegung gesetzt hat. Ich habe den Zünder auf Fernbedienung gestellt. Wenn nötig, gibt es zehn Meter weiter noch zwei mit Zeitverzögerung. Man braucht nur stehen zu bleiben, den Ring zu ziehen und schleunigst zu verschwinden.

Kaden lächelte ihn an, der einzige Hinweis darauf, dass er Jonas die zehn Jahre verzieh, um die er sein Leben verkürzt hatte. Okay. Gut. Hast du einen Beobachtungsstandort gefunden?

Jonas nickte. Ja, etwa zwanzig Meter weiter südlich ist ein kleiner Hügel. Ich denke, von dort aus sollten wir ausreichend Sicht haben.

Kaden nickte beifällig. Gut. Wir haben einen Unterschlupf gefunden. Setzen wir uns in Bewegung. Reparier dein Funkgerät, du Genie. Das zweite Team soll sich auf den Weg machen, und dann legen wir uns aufs Ohr. Einer von uns wird immer Wache schieben. Seid ihr alle mit einem einstündigen Turnus einverstanden? Er wartete keine Antwort ab. Gut.

Sowie sie sich in ihrem Unterschlupf niedergelassen hatten, stellte Sam den Funkkontakt her. »Walhalla … Walhalla, hier spricht Schnitter eins.«

»Schnitter eins, hier spricht Walhalla. Guter Empfang, kommen.«

Die Stimme am anderen Ende gab Sam immer das Gefühl, nicht ganz auf sich gestellt zu sein. »Walhalla, Schnitter eins … Mission kann losgehen, kommen.«

»Verstanden. Wir haben grünes Licht für das Absetzen von Team zwei gegeben. Walhalla Ende.«

Sam hatte nie ein Problem damit, wo auch immer und wann auch immer zu schlafen. Man gewöhnte sich daran, jede Gelegenheit zu ergreifen, weil man oft tagelang keinen sicheren Ort fand, um ein paar Minuten Schlaf zu ergattern, doch diesmal sah er, als er die Augen schloss, das Gesicht seines Ziehvaters. Der General war wahrhaft ratlos, wer ihn hinterging und warum. Einen Soldaten reinzulegen, von einem kompletten Team ganz zu schweigen, war in seinen Augen ein so heimtückisches Verhalten, dass es ihm unvorstellbar war.

Sam blickte zu den Zweigen auf, die sich hoch oben in dem Baldachin sanft wiegten. In der Regel würde er sich von der leichten Brise so weit einlullen lassen, dass er wenigstens döste, damit sein Gehirn auf langsamer schaltete und er sich entspannte, doch es war ihm unmöglich. Er wusste, dass der Präsident um Hilfe gebeten worden war, genauer gesagt darum, eine geheime Einheit in das von Rebellen kontrollierte Gebiet zu schicken, um dort der Rebellenarmee durch die Zerstörung von Munition und Fahrzeugen das Rückgrat zu brechen sowie durch die Tötung der zwei Männer, die um die Führung des Lumpenpacks von Rebellen wetteiferten.

Jemand wusste von diesen Befehlen und hatte die Bitte an Whitney weitergeleitet. Whitney hatte seine eigenen Pläne, und er hatte jemanden bei der CIA in der Tasche, jemanden, der genug Einfluss besaß, um mit einem der Rebellenführer ein Geschäft zu machen. Der Handel bestand darin, Ekabela im Gegenzug für den Diamanten an die Macht zu bringen. Außerdem wollte Ekabela einen Schattengänger, der ihm für den Tod seines Bruders büßen würde. Whitney hatte Sam ausgewählt und durch eben diese Entscheidung das Team darauf aufmerksam gemacht, dass hier ein Doppelspiel getrieben wurde, um sie aufs Kreuz zu legen.

Hatte hinter Whitneys Wahl der Gedanke gestanden, das Team vor der Mission in Alarmbereitschaft zu versetzen? Zuzutrauen war es ihm. Er spielte mit Vergnügen seine Spielchen. Und wenn dem so war, wie weit würde er gehen? Wenn die CIA für den Einsatz verantwortlich war und von Fort Bragg aus die Führung übernahm – was würde sie wohl tun, wenn das Team ihre Befehle buchstabengetreu befolgte, alle vernichtete und das Paket an sich nahm, statt es Whitneys Mann vor Ort auszuhändigen?

Sam verspürte Wut. Man würde sie reinlegen. Daran bestand kein Zweifel, und sie würden auf feindlichem Gebiet zurückgelassen werden, höllisch weit weg von zu Hause, nachdem sie in ein Wespennest gestochen hatten. Er faltete seine Hände hinter dem Kopf. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passierte.

Er musste schließlich doch noch eingeschlafen sein, denn er wurde ruckartig wach, als eine Stimme aus dem Funkgerät ertönte.

»Schnitter eins … Schnitter eins, hier spricht Schnitter zwei.«

Tuckers Stimme hatte sich noch nie so gut angehört. »Schnitter zwei, hier spricht Schnitter eins, kommen«, antwortete er.

»Schnitter eins, wir sind zwanzig Minuten vom TOT, kommen.«

»Verstanden, Schnitter zwei, ihr seid zwanzig Minuten vom Ziel entfernt. Die Aufsetzzone wird mit einem Infrarotstroboskop markiert sein, kommen.«

»Schnitter zwei hat verstanden, dass Aufsetzzone mit IR-Strobe markiert sein wird.«

»Gute Landung«, sagte Sam. »Schnitter eins Ende.«

Zehn Minuten später wandte sich Kaden mit gedämpfter Stimme über Funk an sie. »In Ordnung, Jungs, Team zwei wird in Kürze hier sein. Ist jeder auf seinem Posten?«

»Posten bezogen«, bestätigte Jonas.

»Siehst du, Boss«, sagte Sam. Aus seiner Stimme war Gelächter herauszuhören. »Ich habe dir doch gesagt, dass er es schafft, dieses Scheißding zu reparieren. Ich bin auf meinem Posten. IR-Strobe ist eingeschaltet.«

»Ich habe ihn im Auge, Läufer, durch mein Zielfernrohr«, sagte Nico, »und er sieht so aus, als schliefe er gleich wieder ein. Ich bin auf meinem Posten.«

»In Ordnung«, sagte Kaden. »Genug geplaudert. Haltet Augen und Ohren offen.«

Tuckers Stimme kam durch ihre Funkgeräte: »Guten Abend, liebe Kinder. Wie geht es uns heute Nacht? Ich hoffe, ihr habt es schön warm. Ich kann meine verdammten Zehen immer noch nicht fühlen. Wir kommen aus Südsüdost. Ich habe die Lichter in Sicht. Wir sind auf sechshundert Meter runter. Bis gleich.«

Kaden antwortete: »Ich bin von euch aus in Sieben-Uhr-Position. Springer ist von euch aus auf zehn, Nico auf drei und Smoke auf fünf Uhr.«

»Verstanden, wir sind am Boden. Sammeln am Stroboskop«, ordnete Ryland an.

»Ich bin froh, dass alle es heil geschafft haben«, sagte Kaden, als die vier Männer gelandet waren. »Los, kommt zum Unterschlupf.«

Die Fallschirme wurden eingegraben, und sie traten schnell den Weg zu ihrem Unterschlupf an. Von dort aus nahm Tucker Kontakt zu Fort Bragg auf.

»Walhalla … Walhalla, hier spricht Schnitter zwei.«

»Schnitter zwei, hier spricht Walhalla, kommen«, antwortete die Stimme aus dem Funkgerät.

»Walhalla, wir sind alle da, und es kann losgehen«, verständigte er das Spezialeinsatzführungskommando.

Kaden übernahm augenblicklich auf seine sachliche Art. »Okay, versammelt euch alle um die Landkarte herum. Der Fluss ist hier.« Er deutete mit seinem Finger auf die Stelle. »Der erwartete Treffpunkt für die Übergabe ist da. Hier, etwa zehn Meter vom Übergabepunkt, und hier, fünfzehn Meter weiter, haben wir Landminen verlegt. Die beiden ersten sind auf Fernzündung. Die anderen zwei sind auf Zeitverzögerung.«

Er deutete mit seinem Finger auf eine andere Stelle. »Da ist ein Hügel, auf dem wir für die Überwachung sein werden.« Er zögerte einen Moment und sah Ryland dann direkt an. »Ich kann mit Sam hingehen, Rye.«

Sam zuckte zusammen. Kaden wagte sich auf dünnes Eis, da Ryland die Angewohnheit hatte, sich selbst in die größte Gefahr zu begeben.

Rylands graue Augen richteten sich auf Kadens Gesicht. »Willst du damit andeuten, das einsetzende Alter machte mich langsamer?« Seine Stimme war mild, aber nichts war mild an diesen stahlgrauen Augen.

»Nein, Sir«, sagte Kaden.

»Wir bleiben bei dem ursprünglichen Plan. Mach weiter.«

Kaden hütete sich davor zu seufzen. »Ryland und Sam werden etwa hier den persönlichen Kontakt aufnehmen. Bewegt euch den Fluss hinauf zu dieser Stelle. Ihr solltet sehen können, wo sie ihren Posten beziehen. Der Rest von euch wird hier zwischen den Bäumen verborgen sein. Wenn ›Murphy‹«, Kaden spielte auf Murphys Gesetz an, »sich zeigt, werdet ihr eine Linie bilden und den Feind angreifen, sodass wir von verschiedenen Punkten aus auf sie feuern. Das sollte genügen, um Sam und Rye zu helfen, das Treffen hinter sich zu bringen, den Kontakt abzubrechen und schleunigst von dort zu verschwinden. Wenn es so weit ist, hauen wir alle unverzüglich ab und treffen uns hier am Unterschlupf.«

Ryland nickte. »Ich finde, das klingt gut. Ehe wir zu der Übergabe gehen, werden wir Vorbereitungen treffen müssen, um sie zu dem Unterschlupf zurückzulocken. Wo hast du den Hinterhalt geplant?«

Kaden markierte die Stelle auf der Landkarte. »Genau hier, Sir. Wir werden an dieser Linie hier und hier entlang Landminen verlegen und die Gegebenheiten des Terrains nutzen, um sie in die Enge zu treiben.«

»Falls wir sie nicht brauchen, sammeln wir sie wieder ein, wenn wir uns zurückziehen«, befahl Ryland. »Lasst alles liegen, was ihr nicht braucht, damit wir schnell und leise vorankommen. Wenn keiner weitere Fragen hat, brechen wir in dreißig Minuten auf. Überwachung, ihr zieht jetzt los.«

Sam und Ryland und der Rest des Teams bahnten sich durch die wirren Schlingpflanzen und die hohen Farnsträucher einen Weg zum Fluss.

»Überwachung hat Posten bezogen«, meldete Kaden.

»Wir sind am Ausgangspunkt im Fluss«, antwortete Ryland. »Wir trennen uns hier. Sam und ich werden uns an sie heranschleichen und uns im Wasser verbergen.«

Tucker, Kyle und Gator verschmolzen stumm mit dem Dschungel.

»Bereit, Rückzug zu sichern«, kündigte Tucker als Erster an.

Wenige Sekunden später wiederholten Kyle und Gator seine Worte.

»Aufgepasst!«, sagte Nico. »Sie sind in Begleitung von zwanzig bewaffneten Männern. Alle haben Gewehre und Faustfeuerwaffen. Ich sehe kein Marschgepäck, keine weitere Ausrüstung.«

»Wir haben verstanden«, sagte Ryland.

»Zwanzig, verstanden«, sagte Tucker.

»In Ordnung, sie stellen sich genau da auf, wo wir sie haben wollten. Wir brechen auf. Sam, bringen wir es hinter uns.«

Sie glitten beide ins Wasser, wateten flussabwärts und ins tiefe, rascher strömende Wasser, bis sie vollständig untergetaucht waren.

Ryland kam direkt vor Ekabelas Füßen aus dem Wasser hoch. Er erhob sich schnell, ein dunkler Schatten und klatschnass, als er den Mann mit einem festen Griff umklammerte und ihm ein Messer an die Kehle hielt. Er grinste den CIA-Agenten, der das Doppelspiel inszeniert hatte, grausam an.

»Ich bin hier, um das Paket abzuholen«, sagte er mit gesenkter Stimme.

Ekabela hatte nur einen flüchtigen Blick auf den dunklen Schatten erhascht, als sein Kopf auch schon mit einem Ruck zurückgerissen wurde, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte und seine Kehle für die sehr große, scharfe Klinge entblößte, die auf seiner Haut lag. Atmen, schlucken, jede kleinste Bewegung würde dazu führen, dass Blut floss.

Der Mann in Jeans und einem leichten Sportsakko hob seine Hand, als könnte er Ryland abwehren. »Brrr, Soldat. Zurücktreten. Ich hätte Sie ein Stück weiter flussaufwärts treffen und Sie hierherbringen sollen.«

Ryland blieb absolut stumm und ließ seine kalten grauen Augen alles für ihn sagen.

»Ich bin Duncan Forbes«, versuchte es der CIA-Mann noch einmal. »Ekabela hat das Paket für Sie. Es gibt keinerlei Probleme. Nehmen Sie das Messer runter, und wir reden darüber. Uns wurde gesagt, Sam Johnson würde das Paket abholen. Sie sind ganz offensichtlich nicht Sam.«

»Der bin ich«, flüsterte Sam hinter Forbes. »Rühren Sie sich nicht von der Stelle, Sir. Ich würde Ihnen ungern versehentlich dieses Messer durch die Niere stoßen.«

Forbes fühlte die Spitze der Klinge durch seine Kleidung. »Dazu besteht keine Notwendigkeit.«

»Wir sehen uns nur vor, Sir«, sagte Sam. »Wir würden doch nicht wollen, dass etwas schiefgeht wie beim letzten Mal, als einer von uns mit einem Ekabela in Kontakt gekommen ist. Geben Sie mir das Paket, und wir werden den Rest der Mission in aller Stille abschließen. Niemand wird erfahren, dass wir jemals hier waren.«

»Ihre Befehle lauteten, auf mich zu warten, damit ich Sam Johnson, und nur Sam Johnson, zum Treffpunkt für die Übergabe bringe«, zischte Duncan. »So können Sie einen wichtigen Verbündeten nicht behandeln. Ich werde Anklage gegen Sie beide erheben. Legen Sie Ihre Waffen hin. Das ist ein Befehl. Scheiße, Sie haben alles vermasselt.«

»Tut mir leid, Sir«, sagte Sam. »Ich nehme meine Befehle von ihm an.« Er streckte seine freie Hand an Forbes vorbei, um auf Ryland zu deuten. »Geben Sie mir das Paket. Wenn es in Sicherheit ist, werden wir unserer Wege ziehen.«

Forbes zuckte ein wenig zusammen, und sein Blick folgte der Hand, die auf den Mann deutete, der dafür sorgte, dass Ekabela vollkommen stillhielt.

In die absolute Stille des Dschungels kehrte mit voller Kraft das beständige Zirpen der Zikaden und Grillen zurück. Sam fühlte sich mit dem Rücken zum Fluss exponiert, weil er wusste, dass Ekabelas Männer bereitstanden, um sie in dem Moment niederzumähen, in dem Ryland Ekabela losließ. Er konnte sie nicht nur fühlen, sondern auch ihre verschwitzten Leiber riechen, als sie kriechend ihre Posten bezogen – sie waren gezwungen, ihren Standort zu verändern, um ihren Anführer besser verteidigen zu können.

Ekabela schwitzte, während sich in seinen Augen Entrüstung und Furcht zugleich ausdrückten. Er warf immer wieder Blicke in den Dschungel und versuchte, seinen Männern stumm zu übermitteln, dass sie sich im Hintergrund halten sollten. Forbes nickte langsam. Ekabelas Hand näherte sich seiner Jacke.

»Sehen Sie sich gut vor«, riet ihm Ryland. »Falls Sie Ihre Hand mit etwas anderem als dem Paket aus der Tasche ziehen, sterben Sie als Erster.«

Ekabela schnaubte wütend, doch seine Hand war sehr ruhig, als er in seine Jacke griff und einen kleinen Gegenstand herauszog, der in braunes Papier eingewickelt war. Langsam streckte er seine Hand mit der offenen Handfläche nach oben aus. Das Päckchen war klein, nicht länger als zwölf Zentimeter.

»Bitte, nehmen Sie das, Mr. Forbes, aber seien Sie sehr vorsichtig«, riet Sam. »Sie wollen nicht nach einer Waffe greifen und in diesem Stadium des Spiels alles vermasseln. Wenn Sie das tun, sind Sie beide tot.«

Duncan Forbes verzog sein Gesicht vor Wut. Er trat vor und nahm das Päckchen von Ekabela entgegen. »Und was jetzt?«

»Öffnen Sie es, und vergewissern Sie sich, dass drin ist, was drin sein soll«, wies Sam ihn an. Er war gemeinsam mit Forbes vorgetreten, und die Spitze des Messers war immer noch an dessen Niere gepresst.

Forbes wagte es nicht, sich umzudrehen oder über seine Schulter zu blicken; stattdessen sah er Ryland finster an. »Das ist vollkommen absurd. Dafür werden Sie beide vor ein Militärgericht gestellt werden.«

»Tun Sie, was Sie tun müssen, Sir. Wir befolgen lediglich Befehle.« Sams Stimme ertönte hinter ihm, gesenkt und dicht neben seinem Ohr, und die Klinge zitterte weder noch entfernte sie sich von Forbes’ Niere. »Aber jetzt werden Sie dieses Paket öffnen.«

Fluchend riss Duncan das braune Papier auf. Sam konnte einen großen Brocken sehen, der nach einem ungeschliffenen Diamanten aussah. Er war ziemlich groß und dick und hatte einen Durchmesser von vielleicht sieben bis acht Zentimetern. Er hielt das Messer weiterhin an Duncans Niere, während er seine geöffnete Hand ausstreckte. Duncan ließ das teils aufgerissene Papier mit dem Diamanten in Sams Hand fallen. Sam schloss seine Finger darum und ließ das Päckchen in seine Jacke gleiten.

Paket in Sicherheit gebracht, Sir. Er setzte Telepathie ein.

Ryland nickte ihm kaum merklich zu.

Sam stellte sich noch dichter hinter Duncan Forbes. »Haben Sie ein Fahrzeug in der Nähe, Sir?«, flüsterte er.

Forbes nickte.

»Ich schlage vor, Sie rennen hin und setzen sich schleunigst von hier ab. Es wird hässlich zugehen.« Das war die einzige Warnung, die Forbes erhalten würde. Sam ließ Duncan los und zog sich langsam zurück.

Ryland stieß sein Messer in Ekabelas Schädelbasis, durchtrennte das Rückgrat und tötete ihn augenblicklich. Er hielt die Leiche noch einen Moment lang hoch, und sein Blick grub sich in Forbes’ Augen.

»Herrgott noch mal. Meine Güte.« Duncan wich vor ihm zurück; er wurde bleich, und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. »Sie haben keine Ahnung, was Sie getan haben.«

Ryland sah Sam in die Augen. Sam nahm den Urwald um sich herum sehr bewusst wahr, als sei die Welt noch in Ordnung – die Geräusche des Dschungels, die ständige Bewegung über ihren Köpfen, das unablässige Zirpen der Zikaden, das Quaken der Frösche, der Schrei eines Affen. Das Blut rauschte in seinen Ohren.

Ryland ließ Ekabelas Leiche auf den Boden fallen, und um ihn herum brach die Hölle los, als hätte er gerade eine Bombe ausgelöst. Duncan Forbes machte kehrt und rannte um sein Leben. Kugeln rissen Rinde von Bäumen und Schlingpflanzen, flogen pfeifend durch die Luft und besprühten sie mit Rinde und Splittern. Ryland und Sam schossen beide auf Vollautomatik ein ganzes Magazin leer, und der Kugelhagel in dem Dschungel vertrieb die Soldaten.

Tucker, Kyle und Gator waren jeder in die Knie gegangen und begannen, im Voraus ausgewählte Ziele zu eliminieren. Gleichzeitig taten Nico, Kaden und Jonas auf dem Hügel, auf dem sie ihren Beobachtungsposten bezogen hatten, dasselbe. Rauch und rot glühende Schlieren zischten durch das Getöse, das Knallen der Waffen, begleitet von schrillen Schreien und Explosionen. Gesteins- und Holzsplitter regneten herab. Erdbrocken flogen um sie herum, während überall Granatsplitter einschlugen.

Sam konnte an den unterschiedlichen Geräuschen erkennen, wie nah die Kugeln waren. Das knackende Geräusch war bedrohlich, denn es hieß, dass die Entfernung weniger als einen Meter betrug. Der Korditgeruch des Schießpulvers wurde immer kräftiger. Der unverkennbare Geruch nach verbranntem Composition-B-Sprengstoff aus den Granaten hing schwer in der Luft.

Wir laden nach und verschwinden, verständigte Ryland die anderen telepathisch, um sie wissen zu lassen, dass er und Sam sich entfernten und jemand ihre Zielobjekte unter Beschuss nehmen musste.

Sam und Ryland zogen sich fünf Meter zurück und luden nach, während sie rannten. Dann gingen sie beide in die Knie, um rasch aufeinanderfolgende gezielte Schüsse auf die umherlaufende Schar wütender Soldaten abzugeben, damit die beiden anderen Teams eine Chance hatten, sich zurückzuziehen.

Die Kämpfe waren erbittert, und Sam hielt sich nur an einem einzigen Gedanken fest. Er würde nach Hause zurückkehren, zu Azami. Er würde nicht hier im Dschungel hopsgehen.

Wir laden nach und verschwinden. Die Worte wurden häufig wiederholt, wenn ein Team den Rückzug zu seiner Basis antrat, während das andere ihm Deckung gab.

Der zerlumpte Rebellenhaufen schien keine Führung und keine Strategie zu haben, sondern ihnen aus reiner Wut zu folgen. Sie hatten eindeutig das Gefühl, überlegen zu sein, doch sie wurden zersprengt, da sie nicht so gut ausgebildet waren wie die Rebellen, die Ekabela vor Monaten gehabt hatte.

Alle aus der Gefahrenzone raus?, fragte Ryland, während sie sich weiter zurückzogen und die Rebellen in die Falle lockten.

Sämtliche Mitglieder beider Teams mussten gut fünfundzwanzig Meter von den ersten Landminen entfernt sein.

In Sicherheit, antworteten die Männer einer nach dem anderen unter Verwendung der telepathischen Verbindung, die Ryland hergestellt hatte.

»Landminen«, schrie Kaden, als er die beiden ersten Antipersonenminen zündete.

Gleichzeitig zog Jonas die Zünderringe. Die Landminen hatten eine Reichweite von fünfzig Metern. Jeder innerhalb eines horizontalen Winkels von sechzig Grad würde sterben oder wünschen, er sei tot. Sowie die Landminen in die Luft gingen, flitzte das Team aus der Kampfzone heraus und zurück zu dem Unterschlupf.

Sie bewegten sich rasch in ihrer Standardformation voran, gaben Deckung und liefen, und schafften es hinter ihre zweite Verteidigungslinie, die nächsten Landminen. Jeder Gegner, der ihnen folgte, würde von den nächsten Minen erwischt werden, und abgesehen davon, dass sie den Großteil der Rebellen ausschalten würden, die Ekabela für diesen Einsatz rekrutiert hatte, würde eine weitere verheerende Sprengung den meisten Männern, die noch übrig waren, eindeutig den Kampfgeist nehmen.

Im Unterschlupf sammelte Team eins seine Ausrüstung ein, während Team zwei Wache schob. Sie wechselten sich ab, und Team zwei brachte den Rest der Ausrüstung zügig und stumm wieder an sich.

Wir warten zehn Minuten, um zu sehen, ob jemand dumm genug war, uns zu folgen, sagte Ryland, der weiterhin Telepathie verwendete. Er ließ seinen Blick über seine Männer gleiten. Ist jemand verletzt?

Gator stieß Jonas mit seinem Fuß an. Ich habe gehört, dass unser Hochseilakrobat über seine eigenen Füße gestolpert ist. Diesmal hat er den Hügel hinunter Purzelbäume geschlagen.

Scher dich zum Teufel, Gator, erwiderte Jonas mit einem verlegenen Grinsen. Wo zum Teufel hast du die blutige Strieme in deinem Gesicht her? Hast du etwa versucht, einen dieser Kerle zu küssen?

Der Urwald hat mich gebissen, gab Gator scherzhaft zurück.

Die Erleichterung darüber, noch am Leben zu sein, stellte sich ein, während sie eine schnelle Bestandsaufnahme ihrer Körperteile machten und hofften, es sei noch alles dran. Sam überprüfte seine Ausrüstung, da er wusste, dass sie sich schnell in Bewegung setzen und vor der nächsten Phase ihrer Mission einen wesentlich ruhigeren Ort aufsuchen würden.

Zehn Minuten, kündigte Ryland an. Team eins, sammelt alle unbenutzten Landminen ein. Team zwei wird euch Deckung geben. Wir entfernen uns im Gänsemarsch, jeweils vier Meter Abstand.

Sie wollten dem Feind kein großes Angriffsziel bieten, aber es ging nicht nur darum. Falls einer von ihnen versehentlich auf eine Druckmine trat, würde die Explosion keinem anderen etwas anhaben.

Kaden, du übernimmst die Vorhut.

Kaden war ein Schatten, der in den Schatten verschwand und wieder aus ihnen auftauchte, an Felsen und Bäumen hinauf- und hinunterglitt und sich auf jedem Terrain vollkommen lautlos bewegte. Er würde zehn Meter vor ihnen sein, was den Übrigen eine Chance gab, falls er auf den Feind stieß. Wenn er etwas fand, würde er dem Rest von ihnen ein Signal geben, dass sie anhalten, sich leise zurückziehen oder Ryland nach vorn schicken sollten, um die Lage zu sondieren und die Entscheidung über ihr weiteres Vorgehen zu treffen.

Der Geruch nach faulender Vegetation und Moder wurde stärker, als sie tiefer in den Urwald hineingingen. Der Dschungel konnte so tödlich sein wie der Feind, den sie jagten, wenn nicht noch tödlicher. Alles schien es darauf abgesehen zu haben, sie zu töten – Insekten, Schlangen, Krokodile und Kaimane, aber auch größere Tiere und sogar die Bäume und Schlingpflanzen. Affen hatten die widerliche Angewohnheit, durch ihr Kreischen die Position von Menschen zu verraten.

Das Team bewegte sich langsam und bedacht voran, da sie sich keinen Ärger einhandeln wollten, während sie im Gänsemarsch meilenweit durch den Urwald schlichen. Kaden gab Ryland ein Signal, als er einen Standort fand, der gut zu verteidigen war, und Ryland begab sich nach vorn, um sich mit ihm zu beraten.

Wir werden uns hier neu formieren, entschied Ryland. Wir werden Phase zwei von hier aus in Angriff nehmen.

Die Männer schlugen hier ihr Lager auf, machten eine Bestandsaufnahme ihrer Vorräte, verlegten ihre Landminen und stellten Wachen auf, während Sam nach Hause funkte.

»Walhalla … Walhalla, Schnitter zwei, hören Sie uns?«

»Hier spricht Walhalla …«

Sam erstattete so knapp wie möglich Bericht. Sie befanden sich tiefer im Gebiet der Rebellen, und die Gefahr, dass jemand zuhörte, war größer.

»Phase eins abgeschlossen. Schnitter eins und zwei unversehrt.« Er informierte sie über ihre verbliebenen Vorräte und auch darüber, was sich während der ersten Phase des Einsatzes abgespielt hatte.

»Verstanden, Schnitter zwei. Phase zwei kann losgehen.«

»Phase zwei kann losgehen, Schnitter zwei Ende.«

Benutzt von jetzt an Handzeichen oder Telepathie, befahl Ryland. Wir sind jetzt tief in ihrem Territorium.

Sam presste die Lippen zusammen, drehte sich um und sah die Männer an, mit denen er so viel Zeit unter eben solchen Umständen verbracht hatte. Sie waren fern ihrer Heimat und hatten noch viel vor sich, ehe sie hier fertig waren.

Tucker zwinkerte ihm zu. Eine teuflische Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und dabei hast du so viel Grips. Kaum zu glauben, stimmt’s?

Sam konnte nichts gegen Tuckers Einschätzung einwenden. Blutrünstige Rebellen auf deren eigenem Territorium zu jagen erschien ihm in dem Moment tatsächlich nicht wie die Idee eines Genies.

Tucker lachte leise und trank einen Schluck Wasser. Es macht durstig, wenn auf einen geschossen wird.

Sie ruhten sich ein paar Minuten aus, und dann versammelte Ryland sie wieder um sich. Das Rebellenlager ist hier. Er tippte auf die Landkarte. Die Anlage ist in Reihen angeordnet. Die Truppenkasernen sind die ersten drei auf der Nordseite des Einsatzgebiets. Der Kommandobereich mit Nachrichtenübermittlung und die Führerquartiere sind in der Mitte. Fahrzeuge und Versorgungsgebäude sind auf der Südseite des Geländes. Armines Haus steht acht Meilen weiter westlich.

Ryland wandte sich an Nico und Kaden. Ich möchte, dass ihr hier auf dem Hügel hundertfünfzig Meter östlich von Armines Haus zur Sache geht und ihn ausschaltet.

Nico sah Ryland nur an. Er war ein Mann, der wenige Worte machte, aber sein Ruf war ausgezeichnet. Kaden nickte kurz.

Gleichzeitig wird der Rest von uns in zweiköpfigen Teams arbeiten. Kyle, du und Jonas, ihr werdet euch einen Weg hierher bahnen, zu ihrem Munitionsdepot. Denkt daran, dass wir ihre Mörsergranaten und ihren Sprengstoff zu unserem Vorteil nutzen müssen.

Gator knuffte Sam in die Rippen. Kyle ist jetzt ganz glücklich. Du weißt ja, wie gern er Sachen in die Luft jagt.

Ja, zum Teufel, stimmte Kyle ihm zu. Geht das nicht jedem so?

Wie üblich ignorierte Ryland die Nebenhandlung. Sam, du wirst diesen Mist hier in die Luft sprengen. Ich will, dass alle feindlichen Funkeinrichtungen zerstört werden. Jag das ganze Gebäude in die Luft. Setze Teleportation ein, und nimm dir all ihre Geräte in dem Gebäude vor. Ich will, dass dieses Gebäude mit allem, was sich darin befindet, vollständig zerstört wird. Sieh zu, dass du auf das Dach kommst und nach Möglichkeit Sprengladungen an ihren Geräten anbringst.

Sam nickte, und der Magen schnürte sich ihm zu. Er war gut darin, sich schnell von der Stelle zu bewegen, aber er würde an einem Ort bleiben müssen, um die Sprengladungen anzubringen, und auf dem Dach würde er sehr exponiert sein.

Gator, du nimmst dir diese kleine Gruppe von Fahrzeugen vor. Tucker und ich werden uns diese Gruppe hier vornehmen. Er wartete, bis sie alle zum Zeichen dafür, dass sie verstanden hatten, nickten, ehe er fortfuhr: Während wir unser Vorhaben ausführen, werden wir in den Lauf jedes Granatwerfers Thermitgranaten stecken. Bei allen Fahrzeugen, für die wir nicht genug Sprengladungen haben, werden wir Thermit auf die Motoren packen.

Kyle wirkte erfreut. Das Zeug wird sich mühelos durch den Motor fressen.

Ryland nickte. Genau das wollen wir. Wir werden sie alle mit Sprengschnur in Reihe schalten.

Das hieß, sie würden mehrere Sprengsätze durch eine Sprengschnur miteinander verbinden, damit sie alle gleichzeitig in die Luft flogen.

Wir brauchen mindestens fünf Minuten Zeit, um alles zu erledigen und abzuhauen, ehe das Thermit zu große Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Sowie ihr die Sprengladung angebracht habt, begebt ihr euch wieder an den nächstgelegenen Sammelpunkt. Er ist nur hundert Meter von unserem Angriffsziel entfernt, und daher ist Disziplin in puncto Lärm und Licht ein Muss. Wenn alles plangemäß abläuft, sind wir weg, bevor sie wissen, dass wir überhaupt jemals da waren. Von hier aus werden wir uns auf den Weg zum Abholpunkt machen, wo das Scharfschützenteam Schnitter zwei an dieser Stelle hier zu uns stoßen wird. Von dort aus wird uns die Task Force 160 zur USS Ronald Reagan bringen, die im Atlantik liegt. Alle einverstanden?

Diese letzte Formulierung hob sich Ryland immer für den Schluss auf, und keinem war anzuraten, auch nur das Geringste gegen seine Befehle einzuwenden. Alle nickten, und er gab ihnen ein Zeichen, sich für den Aufbruch bereitzumachen. Sie setzten sich wieder im Gänsemarsch in Bewegung und näherten sich dem Lager. Nico und Kaden schlichen sich in den Dschungel und brachen zu ihrem Hügel mit Blick auf Armines Unterkunft auf. Alle anderen glitten in den festgelegten Zweierteams durch die dichten Schlingpflanzen, um sich nah an ihre Ziele heranzuarbeiten und bereit zu sein, wenn das Signal gegeben wurde.

Kadens Stimme erklang in ihren Köpfen. Schnitter eins, hier spricht zwei.

Ryland antwortete: Schnitter zwei, hier spricht eins.

Kadens Stimme war so ruhig wie sonst auch. Nichts schien ihn jemals zu erschüttern. Zwei hat Standort bezogen, wir haben einen guten Blick auf Armines Haus. Sobald der Scheißtyp seinen Kopf rausstreckt, schalten wir ihn aus.

Ryland erwiderte: Fröhliche Jagd. Sowie ihr ihn habt, begebt ihr euch zum Abholpunkt.

Verstanden, bestätigte Kaden.

Ryland erteilte den Befehl, auf den sie alle warteten. Zweimannteams Schnitter eins, macht euch bereit. Los!

Sam schlug seine im Voraus gewählte Route ein. Er war sie in Gedanken immer wieder durchgegangen und hatte sich den Weg, den er zur Nachrichtenzentrale nehmen würde, ganz genau angesehen. Er kannte jede erdenkliche Deckung, selbst wenn sie noch so minimal war, die er nutzen konnte, um zu dem Gebäude zu kommen. Er musste ein Fenster erreichen und in das Gebäude hineinschauen, damit ihm die Teleportation ins Hausinnere gelang. Er brauchte ein konkretes Ziel. Sein Fenster hatte er sich schon im Voraus ausgesucht. Das Gebäude stand inmitten von Reihen baufälliger Hütten, praktisch im offenen Gelände. Das Fenster nach Norden schien die meiste Deckung zu bieten.

Er bewegte sich schnell und fühlte das unangenehme Ziehen seiner Körperteile, die versuchten, seinen Geist einzuholen. Er tauchte kauernd direkt draußen vor dem Fenster auf. Ihm blieben nur Sekunden, bis ihn einer der Wächter entdecken würde. Er hob vorsichtig den Kopf, um durch die schmutzige Scheibe zu schauen. Er brauchte lediglich eine Stelle im Innern, an die er unbeobachtet mittels Teleportation gelangen konnte.

Zwei Männer saßen mit einem Funkgerät zwischen sich an einem wackligen kleinen Tisch. An einer Wand hingen Landkarten. In einer Ecke lockte schmutziges Geschirr Fliegen an. Das Herz wurde ihm schwer, als er in die andere Ecke sah. Zwei Mädchen lagen blutig da. Beide waren gefesselt und sahen die beiden Männer benommen mit geschwollenen, hasserfüllten Augen an. Keines der beiden Mädchen konnte mehr als fünfzehn Jahre alt sein.

Ihm kam die Galle hoch, aber er unterdrückte die Wut. Es war schließlich nicht so, als sähe er solche Dinge zum ersten Mal. Wenn er sie dort liegen ließ, würden sie bei den nachfolgenden Sprengungen sterben. Wenn er sie zu retten versuchte, vergrößerte er nicht nur für sich selbst, sondern auch für sein gesamtes Team die Gefahr. Tonlos fluchend fasste er seinen Entschluss. Wenn eine von ihnen einen Laut von sich gab, würde er beide töten und sich dann an seine Arbeit machen. Aber wenn es sich irgendwie einrichten ließ, würde er sie dort rausholen.

Er holte Atem, wählte seine Stelle und bewegte sich so schnell, dass er nur als verschwommener Umriss wahrzunehmen war. Er fand sich in der Ecke wieder, kauerte nur gut einen Meter von den Mädchen entfernt hinter einer rostigen Wassertonne. Er machte eine kaum wahrnehmbare Bewegung, die gerade ausreichte, um die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zu ziehen, das ihm näher war. Er hatte bereits geplant, was er tun würde, wenn sie schrie. Er würde durch den Raum rasen und den beiden Männern die Kehlen aufschlitzen, bevor er sich wieder mit den Mädchen befasste. Man musste im Lager daran gewöhnt sein, dass sie ab und zu einen Moment lang schrien.

Er legte einen Finger auf seine Lippen, wenn auch ohne große Hoffnung. Er wusste, dass er aussah wie ein weiteres dieser Ungeheuer, die ihre Hütten plünderten, ihre Familien töteten und sie einem Leben unterwarfen, das aus Missbrauch und Vergewaltigung bestand. Das Mädchen, das ihm näher war, wandte ihm den Kopf zu, und ihre Augen wurden groß, bis sie so aussahen, als sei nur noch das Weiß ihrer Augäpfel zu sehen. Er schüttelte den Kopf und ließ den Finger auf seinen Lippen liegen.

Sie schluckte schwer und nickte; dann drehte sie ihren Kopf um und presste ihre Lippen an das Ohr des anderen Mädchens. Sie flüsterte. Das andere Mädchen zuckte zusammen und richtete den Blick abrupt auf ihn. Sie fing sofort an zu zittern. Einen Moment lang stand die Zeit still, während sie um Selbstbeherrschung rang. Er sah sie so an, dass sie stumm blieb. Sie schluckte mehrfach und presste ihre Lippen fest aufeinander.

Jetzt hatte er gar keine andere Wahl mehr. Er musste die Mädchen rausholen, wenn sie das Thermit zündeten, aber keinen Moment vorher. Er durfte die anderen Mitglieder seines Teams nicht in noch größere Gefahr bringen. Er holte Atem und setzte sich, in jeder Hand ein Messer, in Bewegung. Ehe eines der Mädchen blinzeln konnte, hatte er sich auf die Männer gestürzt. Er rammte ihnen die beiden Messer gleichzeitig in die Schädelbasis, durchtrennte ihr Rückenmark und tötete sie. Keiner von beiden hatte ihn auch nur gesehen. Er kniete sich hin, um Sprengsätze an den Funkgeräten anzubringen und ein paar weitere sicherheitshalber an den tragenden Balken der Hütte.

Gators Stimme erklang in seinem Kopf. Sprengsätze angebracht, bereit, das Thermit zu zünden.

Als Nächster kam Kyle. Sprengsätze angebracht, bereit, das Thermit zu zünden.

Sam seufzte. Aufgehalten worden. Räume gerade noch auf. Geht. Ich hole euch ein.

Das ist nicht das, was ich hören will, Springer, schnauzte Ryland ihn an.

Geht. Bringt es hinter euch. Ich werde dicht hinter euch sein, versicherte Sam.

Ryland antwortete: Sprengsätze angebracht. Zündet das Thermit, und zieht euch zum Treffpunkt zurück.

Kadens Stimme meldete sich in ihren Köpfen. Schnitter eins, hier spricht Schnitter zwei. Zielobjekt mit Extremschäden kaltgestellt. Schnitter zwei unterwegs zum Abholpunkt

Ryland antwortete ihm. Bestens, verstanden, Schnitter zwei, Schnitter eins zieht sich zurück

Das erste Thermit reagierte, und die Hölle brach los. Durch sein Fenster konnte Sam sehen, dass die Explosion einen der Wächter tötete und das ganze Lager in helle Aufregung versetzte. Rebellen liefen zum Stellplatz der Fahrzeuge und versuchten dahinterzukommen, was dort los war. Die Sprengsätze an den Fahrzeugen und die im Munitionsdepot detonierten gleichzeitig und ließen einen gewaltigen Donnerschlag durch das Lager hallen und die Erde beben.

Sam schnitt rasch die Stricke durch, mit denen die beiden Mädchen gefesselt waren, riss sie beide auf die Füße und bedeutete ihnen, sie müssten schnell verschwinden und sie sollten hinter ihm bleiben. Er ging durch die Tür hinaus und zündete dabei das Thermit, was hieß, dass ihm nur noch zwei bis vier Sekunden blieben. Die beiden Mädchen blieben ihm dicht auf den Fersen, als die Nachrichtenzentrale vom Boden abhob. Holz, Schlamm und Trümmer flogen in alle Richtungen. Die Flammen, die Erschütterung und herumfliegende Brocken weiß glühenden Stahls, die sich in Fleisch gruben, versengten viele und ließen die wenigen Überlebenden zu betäubt zurück, um irgendetwas zu unternehmen. Die beiden Mädchen hielten einander an den Händen, eine stöhnte leise und unaufhörlich, doch sie rannten, barfuß und halbnackt, und blieben sehr dicht bei Sam.

Schnitter eins, hier spricht verlorener Springer, ziehe mich zurück, erstattete Sam Ryland Meldung.

Die Schattengänger rasten in Zweierteams vom Kampfgebiet fort. Sam nutzte das allgemeine Chaos und die Verheerungen, die durch die Sprengungen angerichtet worden waren, um es zwischen die Bäume zu schaffen. Er trat zurück, um den Mädchen zu bedeuten, sie sollten fortlaufen – und das taten sie auch, in die entgegengesetzte Richtung von der, die er einschlagen wollte. Er konnte nur hoffen, dass noch etwas übrig war, wohin sie rennen konnten. Er musste schleunigst verschwinden, bevor jemand die Führung übernahm. Er hatte noch keine zwei Schritte gemacht, als eine Kugel an seinem Ohr vorbeipfiff und er hörte, wie sie auf einen festen Gegenstand traf. Er ließ sich fallen und drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie hinter ihm ein Rebell zu Boden ging.

Nimm die Beine unter die Arme, riet ihm Tucker.

Sowie alle wieder am vereinbarten Sammelpunkt eingetroffen waren, verließen sie ihn im Gänsemarsch. Sie bewegten sich so schnell voran, wie es der Dschungel nur irgend zuließ, blieben in Deckung und vermieden alle überflüssigen Geräusche. Während in dem Lager hinter ihnen orangefarbene und rote Flammen tosten und die Nacht erhellten, eilten sie zu ihrer Abholzone, dem Transport nach Hause entgegen. Sie waren erschöpft, als sie die vereinbarte Lichtung erreichten.

Ryland sprach in das Funkgerät, während die anderen Wachposten bezogen. »Walhalla, können Sie mich hören, kommen.« Es herrschte eine Unheil verkündende Stille. Er wartete ein paar Herzschläge lang und probierte es dann noch einmal. »Walhalla, können Sie mich hören?«

Vollkommene Stille. Kein Rauschen. Keine Antwort. Er sah Kaden in die Augen. »Kaden, versuch es mit deinem Funkgerät. Meines scheint nicht zu funktionieren.«

Die Männer tauschten beklommene Blicke miteinander.

»Walhalla, hier spricht Schnitter, kommen. Walhalla, hören Sie mich, kommen.«

Wieder herrsche diese unheilverkündende Stille. Adrenalin strömte durch ihre Körper, als ihnen aufging, was los war.

Ryland schüttelte den Kopf. »Die Satellitenverbindung ist abgerissen.«

»Das kann nicht sein«, sagte Gator. »Diese Scheißkerle haben uns reingelegt.«

»Forbes«, sagte Sam. »Duncan Forbes. Ich hätte ihn töten sollen, solange ich die Gelegenheit hatte. Er ist zu seinem Herrn und Meister gerannt, und Whitney hat uns den Stecker rausgezogen.«

Ryland blickte finster. »Wir haben befürchtet, dass es passieren könnte, und wir haben einen Ausweichplan. Es wird nur etwas länger dauern, bis wir nach Hause kommen. Sam, nimm Kontakt zu Azami auf.« Er sah die Männer mit einem kleinen Lächeln an. »Sie hat vor der Küste ein Frachtschiff bereitliegen, das uns erwartet. Und in der Türkei erwartet uns ein Firmenjet. Wir schaffen es nach Hause«, versicherte er ihnen.

»Die Küste ist weit weg«, sagte Kyle, »und es werden zwangsläufig ein paar wirklich stinksaure Rebellen auf der Suche nach uns sein.«

»Es ist nicht das erste Mal«, rief Ryland ihnen mit einem resignierten Achselzucken ins Gedächtnis zurück.

Sam benutzte ein kleines Funkgerät, das Azami ihm gegeben hatte. »Glühwürmchen, Glühwürmchen, hörst du uns? Hier spricht Aufgeschmissener, kommen.«

»Hier spricht Glühwürmchen. Aufgeschmissener, der Empfang ist bestens, kommen.«

»Wir greifen auf deine Lösung zurück, kommen«, sagte Sam. »Es kann losgehen.«

»Verstanden, Aufgeschmissener. Wir erwarten weitere Instruktionen, kommen.«

»Gib her.« Ryland streckte seine Hand nach dem winzigen Funkgerät aus. Er schnippte mit den Fingern, und auf seinem Gesicht drückte sich Ungeduld aus.

Widerstrebend reichte Sam ihm das Funkgerät. Ryland sprach hinein. »Glühwürmchen, hier spricht Aufgeschmissener Anführer. Ist die Verbindung sicher, kommen.«

»Vollkommen sicher, Aufgeschmissener, kommen.«

»Duncan Forbes, ein CIA-Mann, der mit Whitney Händchen hält, hat jemanden in Bragg verständigt. Ich will sie beide. Hast du verstanden?«

Sam schnappte nach Luft. Ryland hatte Azami gerade in den Kreis ihrer Vertrauenspersonen aufgenommen.

»Verstanden, Aufgeschmissener, wird sofort erledigt. Glühwürmchen Ende.«