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Eines Tages brachte Achim ein Fahrrad mit drei Rädern für Alices Mutter. Es hatte eine spezielle
Vorrichtung, mit der man es als Heimtrainer fixieren konnte, ohne dass es fortfuhr. Mit eingeklappter
Vorrichtung war es jedoch ein richtiges Fahrrad, mit dem Alices Mutter würde fahren können, ohne in
Gefahr zu geraten, umzufallen. Zwischen den beiden Hinterrädern konnte man ein Gehgestell und
einen Einkaufskorb unterbringen.
Alices Mutter strahlte über dieses Mitbringsel, denn sie konnte sich inzwischen zwar schon langsam
am Gehgestell fortbewegen, aber das Fahrrad würde ihr die Möglichkeit geben, das Grundstück
selbstständig zu verlassen. Achim und Alice halfen der Mutter auf das Rad und freuten sich, als sie
eine Runde im Hof drehte. Alice war fast noch froher als ihre Mutter, denn gerade in den Tagen zuvor
hatte ihr die Stimmung der Mutter ernsthafte Sorgen bereitet, doch die Gefahr der Depression schien
jetzt gebannt.
Eines Tages hörten sie von Angriffen des Zolls auf Dörfer und Kleinstädte. Offiziell ging es
angeblich um die Eintreibung der Sonderabgabe. Alices Vater traf sich regelmäßig mit den anderen
Männern der Stadt und den Nachbardörfern. Sie planten, im Falle eines Zollangriffs mit Jauche und
Krähenfüßen zu reagieren. Eine Weile hatte Alice den Eindruck als hätte ihr Vater am liebsten alle
abgeschlachtet, die seine geliebten Frau in die Krankheit gestürzt hatten. Aber anscheinend hatte er
sich bei den gemeinsamen Treffen überzeugen lassen, dass eine gewaltfreie Reaktion besser sei, denn
seine Gewaltäußerungen ließen wieder nach.
Dann kam der große Tag des Kampfes und Alices Vater zog aus, um ihre Stadt zu verteidigen. Alice
blieb zu Hause, um ihre Mutter und das Grundstück zu beschützen. Sicherheitshalber hatte sie sich mit
der Axt bewaffnet, die ihr im letzten Herbst so gute Dienste beim Holzhacken geleistet hatte.
Gegen Mittag erfuhr Alice, dass die Zolltruppen in die Flucht geschlagen worden waren und fuhr
mit ihrer Mutter zum Marktplatz, wo ein Triumphfest stattfand. Ihre Mutter saß zwar noch recht
unbeholfen auf ihrem Fahrrad, aber immerhin kam sie selbstständig vorwärts und dies schien beiden
Frauen ebenso triumphal wie der Sieg über den Zoll.