66
Bestell diesen Roman als echtes Taschenbuch: http://autorin.eva-marbach.net
"So ist es recht, das sollst du auch sein. Komm!"
Alice verließ das Haus und folgte Achim. Er ist echt ein prima Kerl. Wie angenehm es sich anfühlt,
neben ihm zu gehen. Was er mir wohl zeigen will?
"Voila! Für dich!" Achim deutete auf einen funkelnagelneuen Fahrradanhänger.
"Für mich? Du meinst den Anhänger? Im Ernst? Sowas Tolles?"
"Ja genau, den Anhänger habe ich für dich gebaut. Ich dachte mir, du kannst ihn gut gebrauchen."
"Und wie! So einer hat mir die ganze Zeit über gefehlt. Ich bin fassungslos", Alice stellte sich auf
die Zehenspitzen und küsste Achim auf die Wange. Am liebsten würde ich ihn ja richtig in den Arm
nehmen und drücken. Aber vielleicht mag er das ja nicht. "Vielen tausend Dank!"
"Freut mich, dass er dir gefällt", Achim wirkte verlegen.
"Jetzt wird mir auch schlagartig etwas klar. Komm mit rein, denn ich habe auch etwas für dich."
"Tatsächlich? Damit habe ich ja überhaupt nicht gerechnet."
Ob ich ihm sagen soll, dass ich es auch erst seit eben weiß? Oder dass ich beim Stricken immer
wieder an ihn gedacht habe und mich wunderte warum? Am besten sag ich keins von beiden.
Alice ergriff Achim bei der Hand und zog ihn ins Haus. Dann die Treppe nach oben, bis in ihr
Zimmer.
"Und jetzt die Augen zu!" ordnete sie an.
"Ok", brav schloss Achim seine Augen.
Nach kurzer Zeit hatte Alice den frisch gestrickten Pullover hervorgeholt. Sie hielt ihn an Achims
Oberkörper. Passt genau! Mann, was ich bin froh. Das wäre sonst echt peinlich gewesen, wenn er
nicht gepasst hätte. Als hätte ich geahnt, für wen er sei soll.
"Augen auf!"
Achim öffnete seine Augen und traf Alices Blick. Für mehrere Sekunden sahen sie sich an - wortlos.
Dann schien Achim wie aus einer Trance zu erwachen und schaute an sich herunter.
"Dieser Pulli? Echt? Für mich?"
"Ja, für dich!"
"Fantastisch!"
Achim zog seine Jacke aus, dann sein Sweatshirt aus maschineller Produktion und schlüpfte in den
Pullover. Er saß wie angegossen.
"Er ist einfach herrlich! Von dir gestrickt?"
"Ja, und gesponnen. Mit Wolle von hiesigen Schafen."
"Du überraschst mich immer wieder. Was du alles kannst! Da fällt mir ein, dass ich in letzter Zeit ab
und zu mal ein Spinnrad in eurem Laden gesehen habe."
"Genau, damit habe ich die Wolle gesponnen."
Einen Moment dachte Alice, Achim würde sie stürmisch in seine Arme schließen. Doch dann zuckte
er kurz zurück und begnügte sich mit einem Kuss auf die Wange. Ob er mich nicht mag? Doch,
bestimmt mag er mich, sonst hätte er ja keinen Fahrradanhänger für mich gebaut. Aber das wars dann
wohl auch schon. Es ist gut, so einen patenten Kumpel zu haben.
"Komm mit in die Küche. Es gibt auch Kekse und Stollen."
Zusammen gingen sie in die Küche. Alice war versucht, wieder nach Achims Hand zu greifen, ließ
es aber bleiben, weil es ihr peinlich war.
"Oh, guten Tag Herr Müller! Fröhliche Weihnachten! Der Pullover steht Ihnen aber ausgesprochen
gut. Alice, ich wusste ja gar nicht, dass du den für ihn strickst. Wollen Sie nicht zum Essen bleiben,
Herr Müller? Die Gans ist sowieso viel zu groß für uns drei", Alices Mutter schien ganz aufgekratzt
angesichts des Besuches.
"Ja, gerne, wenn ich Ihnen nicht zur Last falle."
"Aber nein, überhaupt nicht. Nehmen Sie nur Platz!"
Alice Mutter warf ihrer Tochter einen verschörerischen Blick zu, der Alice suspekt war. Sie merkte,
wie sie rot anlief.