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"Warum kommen hier wohl keine der gefürchteten Plünderer hin?" fragte Alice ihren Vater, als sie
gerade an mit den letzten Mauerarbeiten beschäftigt waren.
"Bisher sind keine gekommen, aber ob das so bleibt, wissen wir noch nicht. Ich könnte mir aber
vorstellen, dass die jungen Leute, die diese Banden bilden, einfach zu faul sind, sich weit von der
Stadt weg zu bewegen."
"Leuchtet ein. Die Gruppen, von denen im Fernsehen berichtet wird, wenn es wieder so einen
Überfall gab, bestehen fast immer nur aus Jungvolk. Städtischem Jungvolk, das vermutlich aus den
Stadtteilen der Unterschicht kommt."
"Genau, Großstadtbanden, die aus Langeweile mal einen Ausflug aufs Land machen. Aber zu Fuß
kommen sie nicht weit und für ihre Fahrzeuge fehlt der Kraftstoff. Aber sicher können wir hier
trotzdem nicht sein, darum ist es gut, dass wir jetzt eine ordentliche Mauer haben."
Statt Plünderern kam wenige Tage später ein weiterer Behördenmensch. Er kam vom Landes-
Vermögensamt, einem Amt, von dem weder Alice noch ihre Eltern bisher gehört hatten. Im Gegensatz
zu dem schrecklichen Herrn Storzig war er jedoch höflich, schaute sich auf dem Grundstück um,
notierte einiges und verschwand dann wieder.
Nicht lange danach drängten sich im Tankstellenladen plötzlich Kunden, die man dort seit Jahren
nicht mehr gesehen hatte. Alice kannte einige der Leute von der Armenspeisung auf dem
Trautmannhof, andere waren ihr völlig unbekannt. Sie kauften wie besessen. Schon nach wenigen
Stunden war die Hälfte der Ladenregale leer. Alice erkundigte sich bei einer Bekannten, woher sie
plötzlich soviel Geld hatte.