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Wie wärs mit einem Buch zum Anfassen? http://autorin.eva-marbach.net
"Danke Mami, du bist die Beste!"
Das Duschen tat gut und der Gedanke an eine Verlängerung des Urlaubs tat noch besser. Das erste
Mal seit Tagen konnte Alice wieder richtig schlafen. Am nächsten Morgen schlief sie eine Stunde
länger als sonst. Ihre Mutter wartete schon mit dem Frühstück auf sie und schien erleichtert über den
ausgiebigen Schlaf.
Nach dem Frühstück rief Alice in ihrer Firma an. Ihr Chef war nicht begeistert von der Idee, dass sie
noch länger wegbleiben würde, aber er hatte Verständnis für ihre Zugpanik und empfand die Lösung
mit den Telefonaten von ihrem Elternhaus aus als akzeptable Lösung. Sie vereinbarten, dass Alice
täglich per Email eine Liste mit Kunden erhalten würde, die angerufen werden mussten. Alice sollte
diese Kunden überzeugen, dass sie ihre Bestellungen auf die organischen Solarzellen abändern sollten.
Das übernahm Alice gerne, denn so konnte sie den Kunden wenigstens eine Alternative bieten. Der
Chef schien zuversichtlich, dass die Firma nicht nur die eine größere Lieferung mit den neuen Zellen
erhalten, sondern regelmäßig damit versorgt werden würde.
Den Rest des Vormittags war Alice damit beschäftigt, den Computer ihrer Eltern mit aktuellen
Programmen zu bestücken und bereit für den Arbeitseinsatz zu machen. Dann ging sie in den Garten,
fest entschlossen, ihre letzten echten Urlaubstage voll zu genießen. Die Frühkartoffeln wuchsen schon
kräftig und bald würde es Zeit werden, die Kartoffeln für die Haupternte einzupflanzen. Es ist ja fast
unheimlich, wie gut mir das Leben bei meinen Eltern gefällt. Eigentlich müsste ich es stinklangweilig
finden und mich in die Stadt zurücksehnen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Stadt finde ich
langweilig und auch die Discos haben schon vor Jahren ihren Zauber verloren. Vielleicht fehlt mir
dort auch ein echter Freundeskreis. Susanne ist zwar lieb und viele andere ganz nett, aber ich
vermisse keinen von denen. Wahrscheinlich bin ich tief drinnen immer ein Landei geblieben.
Ab dem zweiten Mai kamen die Emails aus der Firma und Alice telefonierte mehrere Stunden
täglich mit den Kunden. Danach war sie immer froh, aus dem Haus zu treten und über die Rheinebene
schauen zu können. Besonders liebte sie den Blick auf den Schwarzwald, dessen Ausläufer sich nur
wenige Kilometer entfernt emporschwangen. Wie im Paradies ist es hier. Früher konnte ich die
Schönheit der hiesigen Landschaft gar nicht richtig würdigen. Ich dachte wohl, dass es überall so
schön sei. Jetzt geh ich erst mal in den Garten und schaue, was über Nacht aufgekeimt ist.
Die Tage vergingen wie im Fluge. Nur selten dachte Alice daran, dass sie irgendwann, spätestens
Ende Mai, ihre Furcht vor Zugfahrten überwinden musste, um wieder nach Stuttgart zu fahren. Denn
so gut die aktuelle Lösung auch funktionierte, war sie doch kein Dauerzustand. Umso mehr genoss
Alice jeden der Frühlingstage.
Zu den Eisheiligen zog termingerecht noch einmal Kälte übers Land. Alice und ihre Eltern hatte alle
Hände voll zu tun, die vorgezogenen Pflänzchen ins Haus zu holen und die bereits ausgepflanzten mit
Plastikfolien zu schützen. Glücklicherweise kam kein strenger Frost, sondern nur eine kurze
Kältephase mit leichten Nachtfrösten. Daher überstanden alle Pflanzen die kritischen Tage ohne
Probleme.
Anschließend brach jedoch das Pflanzfieber aus. All die wärmeliebenden Fruchtpflanzen, die vorher
in Töpfen auf bessere Zeiten gewartet hatten, wollten endlich ins Freiland und auch die Kartoffeln
mussten gesetzt werden. Im Keller hatten die vorbereiteten Saatkartoffeln bereits Triebe gebildet.
Damit diese Triebe unbeschädigt blieben, musste man mit den Saatkartoffeln sehr vorsichtig umgehen.
Alice und ihr Vater verbrachten mehrere gekrümmte Tage auf dem Kartoffelacker. Danach war Alice
sehr froh über ihr vorangegangenes Rückentraining, denn ohne hätte sie die Pflanztage wohl kaum
durchgestanden.
Als alle Pflanzen im Boden waren, erlaubte der Garten ein paar ruhige Tage an denen nur gegossen
werden musste, denn das Unkraut war schon vor dem Pflanzen entfernt worden und würde mehrere
Tage brauchen, um erneut zu sprießen. Alice verbrachte die Nachmittage also bevorzugt in der
Tankstelle, um ihrer Mutter Zeit für Hausarbeiten zu geben.
Eines Spätnachmittags saß Alice an der Kasse, über eine Zeitschrift gebeugt, weil mal wieder keine
Kunden da waren. Da klingelte die Ladenklingel und kündigte einen Kunden an. Alice blickte auf. Ein
schweißüberströmter Mann betrat den Laden und ging auf Alice zu.