Prolog
Der unbefestigte Weg war mit Hufspuren übersät. Er führte an der Rückseite der Stallungen vorbei, aus denen dumpfe Geräusche zu hören waren. Neben den Stallungen befand sich eine schon ältere Scheune. Dazwischen war eine kleine Lücke geblieben, in der sich Brennnesseln und buschartige Pflanzen mit gelben Blüten breitmachten. Müllreste wirkten wie bunte Tupfen auf einer Leinwand. Zwei leere Flaschen schienen sich unter dem Unkraut verstecken zu wollen.
Das Haus stand auf der anderen Seite des Grundstücks. Wie gebannt blieb sie stehen. Die Sonne, die langsam am Horizont hochkletterte, gab dem verwitterten Stein eine goldene Farbe und spiegelte sich in den Fenstern wider. Leichter Nebel umhüllte das Gebäude, auf den Schindeln glänzte noch ein Hauch des morgendlichen Taus. Einen Moment kam es ihr so vor, als steige Rauch kräuselnd aus dem Schornstein hoch.
Sie fröstelte und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Vorsichtig trat sie etwas vor und achtete darauf, nicht mit den Brennnesseln in Berührung zu kommen.
Das Haus war zweigeschossig. Die breite Eingangstür war alt, sah aber solide aus. Die einladenden Stufen waren zum Teil mit Moos bedeckt. Ein riesiger Strauch Hortensien ließ diesen Bereich des Hauses im Schatten liegen. Die Blüten der Hortensien waren vertrocknet, leuchteten aber immer noch in einem verwaschenen Blau.
Sie konnte den Blick nicht abwenden und hatte das seltsame Gefühl, die Natur halte ihren Atem an, als warte sie auf etwas.
Aber dann ertönte von irgendwoher der Ruf eines Kuckucks und eines der Pferde wieherte kurz, als antworte es dem Vogel, und der Augenblick war vorbei und sie wusste, was sie so überwältigte.
Das Haus übertraf all ihre Vorstellungen.