Kapitel 41
Die Tür öffnete sich, und Lucas kam heraus mit Valerie, die lächelnd zu ihm aufsehend neben ihm ging. Rachel drehte sich der Magen um, Adrenalin schoss wie ein Blitz durch ihren Körper. Ihr war vor finsterer Vorahnung fast so schlecht wie in der Nacht der Herausforderung. Die Dinge würden ein schlimmes Ende nehmen. Jack konnte sich in Lucas’ Gegenwart nicht zusammenreißen. Sie selbst hatte sich irrational verhalten.
War es traurig, dass sie angenommen hatte, er könnte gut lügen? Schotteten nicht alle ihre Gefühle ab, während sie auf den perfekten Moment warteten, um zuzuschlagen? Es war ihr in Fleisch und Blut übergegangen zu lächeln. Lächeln, bis es zu spät war und ihr Opfer sie überrascht ansah. Aber Jack war zu gut, um zu lügen. Zu heldenhaft. Wenn man bedachte, mit wem er rumhing, war das ein großes, beschissenes Problem.
Lucas schloss für einen langen Moment die Augen, als ob er sich sammelte. „Wir können hier nicht weg, bevor Cer seine Macht über Valerie aufgibt. Ich glaube, er ist im Nordturm, wo das Portal ist.“
„Warum?“, fragte Jack mit nur einer Spur von Wut in seinem Tonfall.
„Weil es der einzige Ausweg ist, der uns zur Verfügung steht, und er nicht wünscht, dass wir gehen“, antwortete Lucas, sein Blick auf Valerie konzentriert. Sie warf ihm einen Blick zu und errötete.
Ah, junge, erzwungene Liebe.
„Ich werde dorthin gehen, ihn dazu bringen, sie freizugeben, und dann werden wir verschwinden.“
„Du willst uns hier lassen?“, fragte Jack und deutete auf den leeren Gang um sie herum.
„Nein. Ich will euch in einem Zimmer lassen. Verbarrikadiert euch! Ihr werdet in Sicherheit sein. Cer wird seine Energie nicht an euch verschwenden. Und die Wölfe können nicht durch die Tür gelangen.“
„Ich komme mit dir“, sagte Jack.
„Nein. Du wirst bleiben.“ Lucas streckte die Hand aus und strich mit seinem Handrücken über Vals Wange.
„Einen Scheiß werde ich. Ich komme mit.“
Lucas ließ seine Hand von Vals Wange sinken und wendete sich Jack zu. Jedes Detail von ihm aufnehmend, dachte Rachel. Oh Gott. Er würde wissen, dass sie es nicht getan hatte. Warum zum Teufel hatte sie nicht getan, was er ihr gesagt hatte?
Eine große Unterhaltung spielte sich in diesem einen Blick zwischen Jack und Lucas ab. Sie schätzten einander ab, tauschten Morddrohungen aus, hätten über Sport reden können, so verdammt lange dauerte das Starren. Lucas wendete diese kalten blauen Augen Rachel zu, und es fröstelte sie. Ich sehe dich und was du getan hast, besagte der Blick.
„Schön“, sagte Lucas tonlos. „Wir werden zurückkehren, sobald wir können.“
Jack ging aus dem Zimmer und Lucas folgte ihm, schloss die Tür hinter sich mit einem Klang, der an einen Sargdeckel erinnerte, der in Position geschoben wurde.
Valerie stand nur dumm herum und betrachtete einen Wandteppich. Sie blinzelte und runzelte die Stirn. Hoffentlich würde sie jetzt, da Lucas weiter entfernt war, zu Sinnen kommen. Rachel fragte sich, ob sie sich überhaupt an ihren eigenen Namen erinnerte, so neben sich wie sie war.
Verdammt. Rachel hätte nie behauptet, dass sie Lucas gut genug kannte, um sein Verhalten vorherzusehen. Niemand tat das. Aber sie wusste ganz sicher, dass Jack nicht zurückkommen würde. Und es war ihre Schuld. Aber wenn sie ihnen nachlaufen würde, würde Lucas... sie töten? Sie wie Marion in einen Sarg stecken? Sie zurücklassen? Ihr wurde schlecht von dem Gewicht dessen, was kommen würde.
Hatte Lucas nicht immer vorgehabt Jack zu töten? Ihr Fehler bedeutete, dass es lediglich etwas eher passieren würde. Rachel schätzte ihr Leben. Sie musste aus dem Fey-Reich herauskommen. Molly retten.
Die Karten waren ausgeteilt, sie hatte ihren vollen Einsatz gemacht und saß immer noch da, sich nicht bewusst, dass sie reingelegt worden war, darauf wartend, dass das Casino sie rauswarf. Oder auf, Jimmy Hoffa, der sie in die Wüste mitnahm, um den Sonnenaufgang zu sehen. Rachel ging einige Minuten nervös auf und ab, um dabei wie wild nachzudenken.
Ich bin böse. Tu einfach, was du tun sollst! Bleib einfach hier und warte, bis —
„Wir müssen gehen. Wir müssen sie einholen, jetzt!“, sagte Rachel, ergriff Vals Hand und eilte mit ihr den Gang hinunter. Val stolperte, als sie versuchte mit Rachels halsbrecherischem Tempo mitzuhalten, doch Rachel konnte nicht anhalten, um ihr zu helfen, zerrte nur etwas stärker, als sie um die Ecke schlitterten.