17
Conner war nervös. Damit
hatte er nicht gerechnet, obwohl er eine gewisse Aufregung
einkalkuliert hatte. Doch umgeben von einem überraschend
zahlreichen Publikum wurde ihm im Angesicht des Richters plötzlich
etwas mulmig. Rio grinste ihn unentwegt an und zu Leonardo und
Felipe sah er besser gar nicht erst hinüber. Selbst Elijah hatte
ihm ein amüsiertes Lächeln zugeworfen, ehe er losging, um Wache zu
schieben. Conner steckte einen Finger hinter seinen Kragen, um ihn
etwas zu lockern, und richtete sich noch einmal die Krawatte.
Letztendlich war das Ganze seine Idee gewesen, also konnte er sich
jetzt nicht aus dem Staub machen.
Außerdem wollte er Isabeau ja wirklich heiraten.
Das war es nicht, was ihn nervös machte. Aber was geschah, wenn sie
ihre Meinung geändert hatte? Er hätte sie nicht so sehr drängen
dürfen. Isabeau war noch jung, fast zehn Jahre jünger als er, und
behütet aufgewachsen. Und was hatte er getan? Er hatte sich in ihr
Leben eingemischt, ihren Vater als Verbrecher entlarvt, ihr
enthüllt, dass sie adoptiert worden war, und sie dann in eine sehr
gefährliche Situation gebracht. Conner holte tief Luft und wischte
sich die
schweißnassen Hände an den Oberschenkeln ab. Zugegeben, Isabeau
war diejenige gewesen, die sein Team für diesen Auftrag angeheuert
hatte, aber natürlich hätte er, sobald er von seinem Bruder erfuhr,
sowieso etwas unternommen; er hätte sie besser schützen können und
müssen …
Die Musik setzte ein. Gedämpftes Gemurmel erhob
sich. Conner wandte den Kopf, und sein Herz stockte. Der Anblick
war atemberaubend. Im Türrahmen stand Isabeau, ihre behandschuhte
Hand ruhte in Docs Armbeuge. Sie trug ein bodenlanges Kleid, das
ihre Kurven perfekt zur Geltung brachte. An Hals und Ohren
funkelten Diamanten. Sie wirkte ätherisch, wie eine
Märchenprinzessin, so wunderschön, dass Conners Augen brannten und
seine Kehle trocken wurde. Sein Herz schaffte es, wieder in Gang zu
kommen, und begann, in der Brust zu hämmern. In seinem Kopf dröhnte
es, und seine Bauchmuskeln krampften. Ihr störrisches Haar war
elegant frisiert, verlieh ihr jedoch nach wie vor einen Hauch vom
Ungezähmten, der das Pochen in seinen Lenden noch verstärkte.
Conner merkte, dass ihm der Mund offen stand und er
Isabeau mit den Augen verschlang, aber er konnte nicht anders. Es
war ihm unmöglich, den Blick von der Erscheinung im Türrahmen
abzuwenden. Eine Mischung von Gefühlen überwältigte ihn, vor allem
Demut, dass sie ihn noch lieben konnte nach dem, was er getan hatte
– und vielleicht noch tun musste. Sie bedeutete ihm alles, und er
wusste, dass ihm diese Tatsache deutlich ins Gesicht geschrieben
stand, doch er konnte es nicht verbergen. Er versuchte es nicht
einmal.
Mary in der ersten Reihe schluchzte, und einige
andere Frauen betupften sich die Augen. Einer der Männer putzte
sich lautstark die Nase. Dann ging Isabeau los, auf ihn zu,
ohne ihn aus den Augen zu lassen, und Conners Liebe zu ihr wuchs
mit jedem Schritt, bis er glaubte, platzen zu müssen. Er wusste
nicht, ob jeder Bräutigam sich so fühlte, aber in seiner Welt, in
der es ständig um Leben oder Tod ging und er schlimme Dinge sah,
war dieser Moment im Kreis von Freunden und guten Menschen einfach
perfekt.
Er schaute kurz zu Rio hinüber, um sich zu
vergewissern, dass er das Wichtigste dabeihatte, den Ring. Eine
Freundin von Doc, eine ältere Frau namens Monica Taylor, hatte
mehrere Kästchen vorbeigebracht, aus denen er einen Ring für seine
Braut wählen durfte. Nie zuvor hatte Conner so schöne Schmuckstücke
gesehen, und als er herausfand, dass Monica sie selbst entworfen
hatte, wuchs seine Hochachtung noch, denn ihre Hände waren
arthritisch verkrümmt und verknotet, und als sie ihm die Ringe
gezeigt hatte, zitterten sie.
Rio schien Conners Ansinnen zu verstehen, nickte
und klopfte beruhigend auf seine Jackentasche, damit sein Freund
sich auf die Braut konzentrieren konnte, die durch den Mittelgang
schritt. Conner wünschte, der Augenblick, in dem dieses Bild von
einer Frau auf ihn zukam, ginge niemals vorüber. Alles andere wurde
unwichtig. Selbst sein Selbsterhaltungstrieb. Dabei war er dazu
erzogen worden, immer – unter allen Umständen – wachsam zu sein.
Ein Teil von ihm war sich stets seiner Umgebung bewusst, ständig
verteidigungsbereit, doch in jenem Augenblick war nicht nur seine
Aufmerksamkeit, sondern auch die seines Leoparden ganz auf Isabeau
konzentriert.
Wie aus weiter Ferne hörte Conner, wie der Richter
fragte, wer diese Frau diesem Mann übergeben wolle. Doc murmelte
eine Antwort und legte Isabeaus Hand in seine. Sofort
schloss Conner seine Finger um ihre, und er zog sie an sich. Dann
beugte er sich zu ihr hinab und sah sie an.
»Du bist wunderschön, Isabeau. Ich danke dir für
das alles hier.«
Ihre Lider flatterten. Sie wirkte geradezu
schüchtern. Als ihre Finger sich um seine Hand schlossen, machte
Conners Herz einen Satz. Nie im Leben hatte er einem anderen Wesen
gegenüber einen so starken Beschützerdrang verspürt. Er zog Isabeau
eng an sich, dann wandten sie sich gemeinsam dem Richter zu. Er
wollte sie am liebsten in seine Wärme und seinen Duft einhüllen,
damit sie von ihm ebenso erfüllt war wie er von ihr.
Als Conner den Richter über den heiligen Bund der
Ehe reden hörte, begriff er seine Gefühle endlich. Isabeau war
seine andere Hälfte. Sie brauchten einander, um komplett zu sein.
Sie hatten sich gegenseitig erwählt, um alles miteinander zu teilen
– das Gute wie das Schlechte. Letzteres kannten sie schon. Sie
waren bösen Menschen begegnet – aber auch freundlichen. Und sie
hatten sich entschlossen, zusammen durchs Leben zu gehen. Er wollte
es für sie so schön wie möglich machen.
Sie sah ihm in die Augen, als sie mit leiser,
fester Stimme ihr Versprechen gab. Conner klang klarer,
zuversichtlicher, ganz so, wie er sich fühlte. Mit jeder Minute,
die die Trauungszeremonie voranschritt, wurden die Bande, die sie
einten, stärker, bis sie eine untrennbare Verbindung eingegangen
waren. Isabeau wirkte ein wenig erstaunt, als er ihr den Handschuh
abstreifte und den Ring über ihren Finger schob. Überrascht sah sie
zu ihm auf, dann suchte sie Monicas Blick und bedankte sich
glücklich lächelnd mit einem leichten Kopfnicken.
Während die anderen aufstanden und klatschten, nahm
Conner Isabeau in die Arme, zog sie an seine Brust und besiegelte
ihren Schwur mit einem Kuss. Rio klopfte ihm auf den Rücken, und
Felipe und Leonardo folgten seinem Beispiel derart überschwänglich,
dass Conner fast die Luft wegblieb.
Er küsste Isabeaus Fingerspitzen. »Du siehst
unglaublich schön aus.« Conner sog ihren Körperduft ein; sie roch
nach Kirschblüten und wie ein frischer Wald nach einem
Regenguss.
»Die Frauen haben mir geholfen. Sie waren einfach
wundervoll.«
Isabeau sah so glücklich aus, dass Conner sie noch
einmal küsste und sich insgeheim schwor, irgendeinen Weg zu finden,
sich bei den Menschen aus dem Tal zu revanchieren. Sie hatten
diesem Tag etwas Magisches verliehen. Ihre Freigiebigkeit schien
schier grenzenlos zu sein. Bei der Gratulation drückte jeder
Hochzeitsgast dem Brautpaar ein kleines Geschenk in die Hand, alle
waren liebevoll selbst gemacht und samt und sonders unbezahlbar.
Ein scharfes Jagdmesser, das Metall gefaltet und geschliffen, dass
die Klinge glänzte. Ein Pullover für Conner. Eine Jacke mit
passendem Schal für Isabeau, die Wolle dafür war im Tal gesponnen
und gefärbt worden. Isabeaus persönliches Lieblingsstück war ein
kleines bronzenes Standbild von einem Leopardenpärchen, wobei das
Männchen wachsam und schützend über dem Weibchen stand, das den
Kopf an seinem Hals rieb. Sie fand die Statue so schön, dass ihr
ein dicker Kloß in den Hals stieg.
Um die beiden herum begannen die Stimmen sich zu
verwirren, und die Musik setzte wieder ein. Die Tische waren
mit einem herrlich duftenden Buffet beladen, und mehrere Frauen
brachten Elijah abwechselnd Essen und Kaffee, denn er
patrouillierte auf dem Grundstück und im nahen Wald, um für die
allgemeine Sicherheit zu sorgen. Marcos flirtete ungeniert mit den
Damen, und lautes Gelächter schallte durch das Tal.
Conner zog Isabeau in die Arme, die Musik ging ihm
ins Blut. Sie hatte den gleichen Rhythmus wie sein Herzschlag. Sie
passten nahtlos zusammen, und Conner ließ sich Isabeaus Duft auf
der Zunge zergehen. Dann legte er eine Wange an ihr weiches,
seidiges Haar und wiegte sich einfach langsam mit ihr im
Takt.
»Kaum zu glauben, was diese Menschen für uns getan
haben, Conner«, sagte Isabeau. »Ich hatte Angst, dass ich mich
einsam und traurig fühlen würde, aber sie haben uns einen
zauberhaften Tag beschert.« Sie legte den Kopf in den Nacken, um
Conner anzusehen. »Das haben sie für deine Mutter getan, für
Marisa. Sie ist hier bei uns. Alle haben sie geliebt, deshalb haben
diese Leute uns aufgenommen und wie Familienmitglieder
behandelt.«
»Meine Mutter war eine Zauberin«, stimmte Conner
zu. »Sie brachte es fertig, dass jeder Mensch sich bedeutend
fühlte, vielleicht, weil die Menschen ihr wirklich wichtig waren.
Ich habe sie nie ein böses Wort sagen hören. Sie hat Mateo
angenommen und wie ihr eigenes Kind aufgezogen. Und wenn ich sage,
›wie ihr eigenes‹, meine ich, dass sie ihn genauso geliebt hat wie
mich. Von ganzem Herzen.« Conner drückte Isabeau fester an sich.
»Ich bin froh, dass du die Gelegenheit hattest, sie
kennenzulernen.«
»Du bist ihr sehr ähnlich, Conner.«
»Wirklich?« Es war eine ernst gemeinte Frage.
Voller
Hoffnung. »Ich hatte schon befürchtet, dass ich ganz wie mein
Vater bin.« Also hart und gemein. Ein Mann, dem alle aus dem Weg
gingen.
»Ich sehe sie in deinen Augen, Conner. Und in der
Art, wie du liebst. Auch wenn du mich deswegen verloren hättest,
hättest du ohne Zögern die Verantwortung für Mateo übernommen. Für
einen kleinen Jungen, den du nicht einmal kennst, hättest du unsere
Beziehung geopfert. Marisas Freundlichkeit lebt in allen Menschen
weiter, die sie berührt hat, in dir und hoffentlich auch in deinem
Bruder.«
Conner hauchte Küsse auf Isabeaus Lippen. »So viel
dürfte sicher sein.«
»Machst du dir etwa Sorgen, Conner?«, fragte
Isabeau. »Wir werden ihn finden und heil nach Hause bringen.«
»Ich habe nie darüber nachgedacht, wie es wohl ist,
Kinder zu haben. Zuerst habe ich nur befürchtet, dass ich für dich
nicht gut genug bin, und nun überlege ich ständig, was für einen
Vater ich abgeben werde.«
Isabeau schmiegte sich an Conners Brust. »Ich
glaube, in dieser Hinsicht brauchst du dich nicht zu sorgen. Deine
Mutter hat dir ein sehr gutes Beispiel gegeben, und auch mein Vater
war gut zu mir. Obwohl er viele andere Dinge völlig verkehrt
gemacht hat, hat er mich geliebt und mir das Gefühl gegeben,
wichtig für ihn zu sein. Außerdem hat er darauf geachtet, dass ich
eine gute Erziehung bekam und stets behütet war. Ich hatte keine
Mutter, aber einen Vater. Du hattest keinen Vater, aber eine
großartige Mutter. Ein paar Dinge werden wir zwei wohl gelernt
haben.«
Conner sah sich um und betrachtete die Männer und
Frauen, die im Tal ihren Lebensabend genossen. Sie bauten ihre
Nahrung auf den Höfen selber an, und obwohl die
meisten noch ihrem jeweiligen Beruf nachgingen, engagierten sie
sich nun in erster Linie für das Wohl ihrer Gemeinschaft. »Hier ist
ein großer Reichtum an Wissen versammelt«, flüsterte Conner Isabeau
ins Ohr. »Schau sie dir nur an. Diese Menschen haben ihre Kämpfe
bereits gefochten und ihre Lektion gelernt. Wir werden uns irgendwo
in ihrer Nähe niederlassen. Dann kannst du weiter mit deinen
Pflanzen im Regenwald arbeiten, während wir Mateo und eventuell
eigene Kinder großziehen.«
»Und was ist mit deiner Arbeit?«
Conner zuckte die Achseln. »Das ist kein großes
Problem. Rio trommelt uns nur zusammen, wenn er einen Auftrag
hat.«
Sie sah ihn finster an. »Ich glaube nicht, dass ich
es nach diesem Auftrag weiterhin zulasse, dass du irgendwelche
Frauen verführst. Ich würde ja gern behaupten, dass meine Leopardin
nicht eifersüchtig ist …«
Conner lachte leise. »Deine Leopardin würde platzen
vor Eifersucht und fuchsteufelswild werden, wenn sie ihren
Gefährten mit einer anderen Frau sieht. Mach dir keine Sorgen, ich
trete meinen Job gern an einen der anderen ab. Wenn ich arbeiten
gehe« – Isabeau sollte wissen, dass er sein Lebenswerk nicht
aufgeben würde -, »dann als ein Mitglied des Teams, nichts als
Strohmann.«
Elijah kam auf seinem Rundgang an ihnen vorbei, und
eine der Frauen reichte ihm eine Erdbeerlimonade. Das Lächeln, mit
dem Elijah sie annahm, war aufrichtig, doch was er wirklich dachte,
konnte man ihm nicht ansehen. Ob die Leute im Tal von seiner
Vergangenheit wussten? Wahrscheinlich. Diese Männer und Frauen
schienen über alles informiert zu sein, was sich um sie herum tat –
bei den Leoparden
und bei den Menschen. Aber sie waren verständnisvoll und tolerant
und ließen jeden sein eigenes Leben leben. Niemand stellte Elijah
Fragen, und man begegnete ihm offen und freundlich.
Isabeau atmete tief, sie wollte sich jedes Detail
einprägen; die sinkende Sonne, die den Himmel mit einem orangeroten
Schein überzog, vor dem der Wald eine dunkle Silhouette aus Bäumen
und Büschen bildete, und besonders die Gerüche, die sich in der
Luft vermischten. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie jeden einzelnen
zuordnen können, ob er von den Speisen, aus dem Wald oder von den
Menschen stammte. Sie wusste in jeder Sekunde ganz genau, wo Mary
und Doc sich befanden. Während Isabeau mit Conner über den Hof
schlenderte und sich mit verschiedenen Gästen unterhielt, verflocht
sie ihre Finger mit seinen.
Mary, Ruth und Monica bestanden darauf, dass sie
zusammen den Kuchen anschnitten und sich gegenseitig damit
fütterten. Isabeau gehorchte und lachte über das schiefe Gesicht,
das Conner dabei machte. Die Trauung war seine Idee gewesen, doch
er hatte nicht damit gerechnet, dass die Frauen des Tals eine
traditionelle Hochzeitsfeier ausrichten würden. Isabeau lehnte sich
mit dem Rücken an ihn, schaute in die Runde und verinnerlichte
diesen magischen Tag.
Da erfasste sie urplötzlich eine Hitzewelle, die
alle vorherigen weit übertraf. Diese war so heiß und gewaltig, dass
es ihr den Atem verschlug. Fast hätte sie den Teller mit dem Kuchen
fallen lassen. Ihre Haut juckte nicht nur, sondern schien sich
unter einem immensen Druck zum Zerreißen zu spannen. Ganz
vorsichtig stellte Isabeau den Teller auf den Tisch, mit äußerst
präzisen Bewegungen. Ihr wurde angst
und bange. Die Leopardin wollte nicht mehr warten. Sie schien
förmlich aus der Haut zu platzen, Mund und Kiefer schmerzten,
selbst die Zähne taten weh. Das Licht blendete, und sie sah nur
noch verschwommen.
»Conner«, Isabeau flüsterte den Namen wie eine
Beschwörung.
»Was ist los, Liebste?«, fragte er und schaute ihr
ins Gesicht.
Sie sah, dass er sofort begriff. Ihre Augen
leuchteten wie Katzenaugen bei Nacht und waren von Raubtieraugen
nicht mehr zu unterscheiden. Die Panik stand ihr ins Gesicht
geschrieben, doch sie konnte es nicht verhindern, denn sie merkte,
dass diesmal alles anders war, selbst ihr Herzschlag. Das Gewicht
des Kleides lastete auf ihrer erhitzten Haut. Am liebsten hätte sie
es sich vom Leib gerissen, sich die Nägel ins eigene Fleisch
gebohrt, es zerfetzt und abgestreift. Die Hitze kam in pausenlosen
Wellen, die sie kaum noch zum Atmen kommen ließen.
Conner stellte seinen Kuchenteller neben ihren,
genauso vorsichtig, wie sie es getan hatte. »Hab keine Angst,
Isabeau. Ich bin bei dir. Du wirst erleben, wie es ist, frei durch
den Wald zu laufen, das fühlt sich fast euphorisch an. Du brauchst
dich nicht zu fürchten.«
Sie holte mehrmals tief Luft und versuchte, dem
Drang zu widerstehen, sich der Länge nach an Conner zu reiben. Sie
hatte ihre Sucht nach seinem Körper schon vorher für stark
gehalten, doch nun, da die Bedürfnisse der Leopardin die Oberhand
gewannen, konnte sie sich kaum noch zurückhalten. Verzweifelt sah
sie Conner ins Gesicht. Sie wollte diesen perfekten Tag nicht
ruinieren, indem sie sich das wertvolle Kleid herunterriss, als
Leopardin auf den Tisch
sprang und den Hochzeitskuchen zerstörte. Einen schrecklichen
Augenblick lang sah sie das Chaos vor sich.
»Atme weiter, Baby«, flüsterte Conner, während er
einen Arm um ihre Taille legte, sie zur Hintertür führte und beinah
ins Haus stieß. Dabei blickte er über die Schulter und rief:
»Mary!« Es klang wie ein Kommando.
Als Isabeau versuchte, etwas zu sagen, brachte sie
kein verständliches Wort heraus; ihre Kehle fühlte sich eng und
geschwollen an. Sie registrierte jede noch so kleine körperliche
Reaktion. Wie sie einatmete und wohin sich die Luft in ihrem Körper
bewegte. Jedes einzelne Haar auf ihrem Kopf. Immer stärker werdende
Gerüche drangen auf sie ein, sodass sie fürchtete, ihr Geruchssinn
könnte streiken. Ihr ganzer Körper brannte und verspannte sich
weiter, das Kribbeln hatte nach den Hautzellen auch alle anderen
erfasst.
»Ich passe auf dich auf«, beteuerte Conner, während
er sie in das erstbeste Zimmer schob.
Unfähig stillzuhalten, lief Isabeau unentwegt auf
und ab. Die duftende Hitze im Innern des Regenwalds lockte sie. Die
Wände wirkten beengend. Sie fühlte sich eingesperrt, wie erdrückt.
Ihre Brüste spannten und schmerzten, die Nippel, die sich bei jedem
Schritt an ihrem engen Mieder rieben, waren hart und so
empfindlich, dass ihre Nervenenden glühten. Isabeau hatte das
Gefühl, sich von innen heraus aufzulösen. Conners maskuliner Geruch
berauschte sie, und seine warmen Finger, die an den Knöpfen ihres
Hochzeitskleides fingerten, setzten sie förmlich in Brand.
Mary riss die Tür auf und schlüpfte, nach einem
Blick auf Isabeaus gerötetes Gesicht und ihre bange Miene, hastig
ins Zimmer. »Du holst alles, was ihr braucht«, beschied sie Conner.
»Ich helfe Isabeau. Bei mir war es genauso.« Sie
löste Conner ab, und trotz ihres Alters öffnete sie das Kleid an
den satinbezogenen Knöpfen wesentlich geschickter und schneller als
er.
Conner beugte sich zu Isabeau hinab und gab ihr
einen schnellen Kuss. »Gib mir fünf Minuten, Liebste.«
Ob ihr noch so viel Zeit blieb, konnte sie beim
besten Willen nicht sagen. Das Haus war zu stickig, und ihre Katze
war wütend, dass Mary so nah bei Conner stand. Verärgert darüber,
dass ihre Leopardin sich gegenüber einer Frau, die wie eine Mutter
zu ihr gewesen war, sich derart schlecht benahm, nahm Isabeau das
Tier an die Kandare.
»Alles in Ordnung«, versicherte Mary ihr. »Sie
bekommen sie schon in den Griff. Ihre Leopardin will raus, und all
ihre Instinkte sind auf Conner konzentriert. Lassen Sie sie mit ihm
laufen und flirten, bis sie erschöpft ist. Sie wird sich mit seinem
Leoparden paaren wollen. Sie braucht das.
Und so soll es auch sein. Sobald ihr klar wird, dass keiner ihr den
Gefährten wegnehmen will, wird sie sich beruhigen.« Mary hielt das
Kleid so, dass Isabeau es ablegen konnte.
»Wird es wehtun?«
Mary lächelte sie an. »Es ist wie eine Erlösung.
Kurz vor der Verwandlung werden Sie sich nach allem verzehren, was
halbwegs an einen Mann erinnert. Wenn es so weit ist, lassen Sie es
einfach geschehen. Sie werden nicht verschwinden, aber beim ersten
Mal hat man den Eindruck unterzugehen. Je weniger Sie sich wehren,
desto leichter ist es. Ihr Mann wird bei Ihnen sein und es nicht
zulassen, dass etwas schiefgeht.«
Isabeau konnte das Gefühl von Kleidung auf der Haut
nicht ertragen, andererseits wollte sie vor ihren Gästen nicht
nackt über den Hof laufen und im Wald verschwinden.
Mary drückte ihr ein dünnes Kleid in die Hand, und Isabeau zog es
über, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.
»Sie sind so gut zu mir gewesen«, sagte Isabeau –
zumindest versuchte sie es. Ihre Stimme war rau geworden, doch sie
war entschlossen, Mary wissen zu lassen, was sie für sie getan
hatte und was dieser Tag ihr bedeutete. »An meine Mutter kann ich
mich nicht mehr erinnern – weder an die leibliche noch an die, die
mich adoptiert hat, aber wenn ich Kinder habe, werde ich versuchen,
so zu sein wie Sie.« Ohne auf ihre wütende Katze zu achten, umarmte
sie ihre mütterliche Freundin. Sie würde sich nicht in Panik
versetzen lassen. Wenn diese ruhige, verlässliche Frau ihr
versprach, dass alles gutgehen würde, dann wollte sie diesem
aufregenden, beglückenden Augenblick tapfer entgegensehen. »Ich
danke Ihnen, Mary, für alles.«
Isabeau konnte kaum sprechen, so sehr schmerzten
Kiefer und Mund. Ihre Haut fühlte sich an, als wäre sie wund, jede
Nervenfaser vibrierte. Ihr wurde flau, und erregende Schauer
rieselten über Beine und Bauch. Das Dröhnen in ihrem Kopf übertönte
Marys Antwort. Isabeau hörte sie nur noch wie aus weiter Ferne. Sie
sah schon ganz wie eine Katze aus, und ihre Hände verkrümmten sich
bereits, sie hielt es kaum aus, noch länger auf Conner zu
warten.
»Ich muss gehen.« Ihre Stimme klang fremd, die
Veränderungen in ihrer Kehle hatten sie heiser und rau
gemacht.
Fell überzog Isabeaus Arme und Beine, verschwand
wieder und ließ ihren Körper hypersensibel zurück. Flammen leckten
über ihren Leib, während ihre Muskeln sich verformten, als führten
sie ein Eigenleben. Isabeau wurde so heiß, dass sie es kaum noch
ertragen konnte. Das leichte Kleid schmerzte auf der Haut. Alles
schmerzte.
Conner steckte den Kopf durch die Tür, warf einen
Blick auf sie und zog sie schützend an sich. »Lass uns
gehen.«
»Wartet!« Mary hielt sie zurück. »Ihr Schmuck.
Steck ihn in deinen Beutel.«
Conner nahm Isabeau den Ring ab, während Mary die
Halskette und die Ohrringe löste. Als die Stücke sicher verstaut
waren, seufzte Isabeau erleichtert auf.
»Danke für alles, Mary«, sagte Conner.
»Es war mir ein Vergnügen«, erwiderte Mary. »Nur
Mut, Isabeau«, fügte sie noch hinzu.
Conner trug keine Schuhe und kein Hemd, nur eine
lässige Jeans und ein Bündel auf dem Rücken. Hastig schob er
Isabeau zur Hintertür und lief mit ihr in den Wald. Isabeau nahm
zwar noch das leise Gemurmel in ihrem Rücken wahr, interessierte
sich aber nur noch für ihre seltsame Sehkraft, das geschärfte Gehör
und die unzähligen unbekannten Empfindungen, die auf sie
einstürmten.
Sie fühlte sich, als litte sie an einem stetig
steigenden Fieber, das sie von innen heraus verbrannte. Alles wurde
ihr zu eng, insbesondere der Schädel. Der Wald verschluckte sie,
und Conner und sie rannten immer tiefer ins Dunkle, doch Isabeau
konnte trotzdem sehen. Anstatt sich vor dem finsteren Wald zu
fürchten, erfreute sie sich an den Blättern, die sie streiften, dem
Rascheln der Insekten, dem ständigen, unaufhörlichen Kreischen der
Zikaden und den Vögeln und Affen, die über ihr in den Bäumen von
Ast zu Ast hüpften.
Plötzlich gaben ihre Beine nach, und sie fand sich
mit Muskelkrämpfen auf dem Waldboden wieder. Ihre Hände wurden
krumm und knotig, die Knöchel dick. Ihre Muskeln zuckten, ein neuer
Streifen Fell glitt über ihre Haut und verschwand wieder. Knochen
und Gelenke knackten. Sie stieß
einen Schrei aus, doch er klang seltsam, denn ihre Stimmbänder
wurden durch die Veränderungen in ihrer Kehle beinahe
zerquetscht.
Sofort war Conner an ihrer Seite und nahm ihr
Gesicht in beide Hände. »Lass es zu, Isabeau, kämpf nicht dagegen
an. Du brauchst keine Angst zu haben.«
Tränen brannten in Isabeaus Augen. Sie wollte ja –
wirklich, aber es war so erschreckend. Sie hatte Angst vor dem
Unbekannten. Vor der letzten Zerreißprobe, die ihr Inneres nach
außen kehrte. Ihr Rückgrat, diese lange, bewegliche Wirbelsäule,
die es ihr erlaubte, sich im Sprung um die eigene Achse zu drehen,
verbog sich. Isabeau atmete tief ein und aus und versuchte, ihre
Katze zu rufen. Ja, sie wollte sich verwandeln. Das gehörte zu
ihrem Leben mit Conner dazu, und sie wollte dieses Leben, egal, was
kommen würde. Sie konnte das, sie konnte mit einem lauten Dröhnen
im Kopf und Angst im Bauch zuckend auf dem Waldboden liegen – für
Conner. Für ihn hätte sie alles getan.
Doch Conner, der neben ihr hockte, schüttelte den
Kopf, als sie sich an ihm festhalten wollte. »Du tust das für
dich. Damit du weißt, wer du bist.«
Isabeau hörte ihn wie aus weiter Ferne. Ihr wurde
schwarz vor Augen, sie registrierte nur noch, wie ihr Körper sich
verformte und die gequälten Muskeln und Sehnen brannten. Scharfe,
stechende Schmerzen durchzuckten sie, dann verlor sie das Interesse
an den Details, denn mit einem Mal spürte
sie ihre andere Hälfte, die Katze – ihren geschmeidigen, kompakten
Körper, die scharfen Sinne, die drängenden Instinkte, aber vor
allen Dingen spürte sie, dass sie nie wieder einsam sein würde. Das
Gefühl, allein auf der Welt zu sein, verschwand in dem Augenblick,
in dem ihre
Katze sich zeigte und einen Moment über den dicken Pflanzenteppich
rollte, ehe sie graziös auf die Füße sprang und ihr erstes
zufriedenes Schnauben von sich gab.
Die Leopardin streckte sich träge und verführerisch
und warf dem großen Leoparden, der sich ihr von der Seite näherte,
einen Schulterblick zu. Dann setzte sie sich in Bewegung und rieb
sich aufreizend an Bäumen und Sträuchern, um ihren Duft zu
verteilen und ihm unmissverständlich klarzumachen, wie überaus
begehrenswert sie war. Das Männchen folgte ihr vorsichtig, denn
Weibchen hatten einen eigenen Zeitplan und unterwarfen sich erst,
wenn sie dazu bereit waren.
Die Leopardin provozierte absichtlich, wälzte sich
auf dem Boden, strich mit ihrem wunderbar dichten Pelz an der Rinde
der Bäume entlang und ließ mit einem Tatzenhieb die abgefallenen
Blätter auffliegen. Conner konnte sehen, dass Isabeau ihre neue
Freiheit genoss. Ein Leben in der Wildnis stellte eine große
Verlockung dar, der sie alle widerstehen mussten. Die Gesetze des
Dschungels waren verglichen mit den menschlichen Regeln leicht zu
befolgen. Gier und Verrat hatten im Wald keinen Platz.
Conner riss die Augen auf und richtete die Ohren
nach vorn, um der Leopardin zu signalisieren, dass er Lust zum
Spielen hatte. Alle Katzen spielen gern – selbst die großen.
Sekunden später jagten die beiden sich bereits und rollten, sich
balgend, immer wieder über den dicken Pflanzenteppich. Dann
spielten sie lange Zeit Verstecken. Isabeau verkroch sich, und
Conner suchte sie, schlich sich an, stürzte sich auf sie, brachte
sie in einem Wirrwarr aus Schwänzen und Beinen zu Fall und ließ
dann vergnügt wieder von ihr ab.
Immer wieder reizte die Leopardin das Männchen,
indem sie sich mit lockenden Lauten reckte und streckte. Dann kam
Conner näher und starrte ihr nach Leopardenart in die Augen. Sie
erwiderte zunächst seinen Blick und hielt ihn fest, doch sobald er
noch näher kam, wies sie ihn knurrend und fauchend in seine
Schranken und rannte kokett davon.
Conner lief neben der Leopardin her und verteilte
seine Duftmarken der Länge nach auf ihrem pelzbesetzten Leib. Er
fand sie wunderschön und sinnlich, eine aufregende Mischung für
seinen Leoparden. Isabeau folgte einem engen Pfad, der zwischen den
Bäumen hindurch zum Fluss führte. Alle paar Minuten hielt sie inne
und hockte sich vor ihm hin, dann näherte er sich äußerst
vorsichtig, denn ein unwilliges Weibchen war gefährlich. Conner
wollte solange warten, bis die Leopardin sich ganz sicher war. Noch
sprang sie jedes Mal, wenn er sie erreichte, fauchend auf und
schlug nach ihm.
Er liebte es, sie in ihrer Tiergestalt zu sehen.
Ihr Duft war verlockend, berauschend, ein anregendes Aphrodisiakum,
das ihn immer tiefer in den Wald lockte. Ringsherum riefen
Nachttiere einander zu. Das ständige Flattern von Flügeln verriet
ihm, dass Fledermäuse im Dunklen auf Insektenjagd waren. Das war
seine Welt, und er war ihr Herrscher. Wieder näherte er sich der
Leopardin, und diesmal ließ sie ihn an sich heran. Als das Weibchen
endlich sitzen blieb, kam alles in Conner zur Ruhe.
Isabeau war seine Gefährtin. Seine. Ein herausforderndes Brüllen warnte jedes
Männchen im Umkreis, dann war er über der Leopardin, grub die Zähne
in ihren Nacken, damit sie stillhielt, und bestieg sie. Alle
männlichen Leoparden
waren herrisch und wachsam, wenn ihre Gefährtin in die Brunst kam,
und der Sex konnte rau sein. Der große Leopard nahm sich Zeit, denn
der Drang, seine Herrschaft zu demonstrieren, war stark. Die
Leopardin brüllte, als er sich wieder zurückzog, und wirbelte
herum, um ihn mit bebenden Flanken zähnefletschend zu bedrohen,
doch als er sein Maul an ihr rieb, beruhigte sie sich wieder.
Danach lagen sie in einem großen Fellhaufen
beisammen, die Schwänze umeinandergelegt, und das Männchen ruhte
sich aus, ehe es sich wieder mit der Leopardin paarte. So
verbrachten sie mehrere Stunden, wobei der männliche Leopard darauf
achtete, langsam aber unaufhaltsam zu der kleinen Hütte
zurückzukehren, die ihre menschlichen Gegenstücke angemietet
hatten. Dabei kopulierten sie häufig und heftig, so wie es ihre Art
war.
Als sie sich der Hütte näherten, erkannte das
Weibchen, wo sie waren und versuchte, sich wieder dem Wald und dem
freien, wilden Leben zuzuwenden. Doch das Männchen, das die große
Verlockung kannte, hielt die Leopardin davon ab und setzte die
Kraft in Schultern und Oberkörper ein, um sie zum Haus
zurückzudrängen. Isabeaus Reaktion auf die erste Verwandlung war
nicht unüblich, doch es war wichtig, sie bald zu unterdrücken.
Längere Zeit in der Leopardengestalt zu bleiben, war gefährlich,
denn es verstärkte die animalischen Eigenschaften des
Menschen.
Isabeau roch die Zivilisation und merkte, dass
Conner sie zwang, nach Hause zu gehen. Die Rückverwandlung begann
bereits. In dem Augenblick, in dem sie sich ihres Verstandes
bediente, funktionierte ihr Hirn wieder wie das eines Menschen. Die
Umstellung begann im Kopf und setzte sich im Körper fort. Beinahe
augenblicklich begannen Muskeln
und Knochen sich zu verformen. Ein leiser Schrei – halb menschlich
und halb animalisch – entschlüpfte Isabeau.
Dann spürte sie die Nachtluft auf ihrer Haut und
stellte fest, dass sie bäuchlings im Eingang zu ihrer Hütte lag,
vollkommen nackt und hochgradig erregt. Kaum zu glauben, nachdem
ihre Leopardin so ausgiebig befriedigt worden war, doch anscheinend
war das wilde Begehren auch im Menschen angelegt – zumindest in
ihr. Sie schaute auf und sah ihren Ehemann an.
Conner saß einige Meter von ihr entfernt auf dem
Boden, fixierte sie mit seinen goldenen Augen und machte keine
Anstalten, sein offensichtlich starkes Verlangen zu verbergen. Ohne
jede Scham griff er nach ihr und drehte sie gleich dort auf der
Türschwelle auf den Rücken. Sein Blick war wild, beinahe so wild
wie der des Leoparden, als er sie besprungen hatte, und sein Mund
suchte heißhungrig nach ihrem. Gierig nach ihrem zarten Fleisch
glitten seine Hände über ihre Rundungen.
Sie hob den Kopf, um ihm entgegenzukommen. Dann
trafen sich ihre Lippen, saugten sich fest und verschmolzen,
während ihre Zungen sich duellierten und Conner ihre Brüste
massierte und die Nippel knetete, bis Isabeau diese kleinen,
gequälten Seufzer ausstieß. Bis sie schließlich beide keine Luft
mehr bekamen und sich gezwungen sahen, sich ein klein wenig
voneinander zu entfernen, und hastig Luft in die brennenden Lungen
zu saugen, wobei sie sich mit den Augen verschlangen. Doch Conners
Hände ließen nicht los, sondern glitten über Isabeaus Bauch zu
ihrer Scham. Dann steckte er die Finger in sie hinein, und sie rieb
sich hilflos an ihnen. Ihr war so heiß, dass ihr Inneres zu
schmelzen schien.
»Beeil dich, Conner, bitte«, flehte Isabeau.
Da kniete er sich zwischen ihre Beine, hob ihre
Hüften an und verharrte an ihrer Pforte. Sie wand sich und warf den
Kopf hin und her, sie wollte nicht länger warten, drängte ihm
entgegen. Da bohrte er sich in sie hinein und Isabeau schrie, stieß
einen abgehackten, wimmernden Schrei aus, der ihren intensiven
Genuss verriet. Ihre enge Scheide hielt ihn fest, öffnete sich nur
zögernd, zwang ihn, sich durch ihre heißen Falten zu schieben,
damit sie jeden Zentimeter seiner prallen Erektion zu spüren
bekam.
Die Holzdielen gaben nicht nach, und als Conner sie
festhielt und immer wieder zustieß, entfachte er ein
unkontrollierbares Feuer, das Isabeau in einen Sinnesrausch
stürzte. Jedes Mal, wenn er in sie eindrang, schien er sie bis an
die Grenzen des Möglichen zu dehnen, sein steifes Glied grub sich
zwischen ihre Lenden, tiefer und tiefer, bis sie fast das Gefühl
hatte, ihn in ihrem Bauch zu spüren. Sie fühlte ihren Körper rund
um Conner pochen und pulsieren und griff gierig zu, völlig
berauscht von der wilden Lust, die er ihr bereitete.
Während ihre Hüften sich seinem hämmernden Rhythmus
anpassten, krümmte und wand sie sich unter ihm. Ihr Atem ging
stoßweise, und sie drückte sich mit den Fersen ab, um ihn besser
aufnehmen zu können. Sein dickes, heißes Glied erfüllte sie,
beglückte sie, in immer wieder wechselndem Tempo, bis sie von Kopf
bis Fuß bebte vor Vorfreude, nur noch seinen Namen flüstern konnte
und die Nägel in seine Arme grub, um nicht verlorenzugehen. Conner
hielt sie und liebte sie, während Isabeaus Spannung unaufhaltsam
anstieg und sie immer mehr verkrampfte. Da hob Conner ihre Hüften
an, beugte sich über sie und spießte sie auf.
Isabeaus leiser, klagender Schrei war bis in den
Wald
zu hören, und ihre Körper vereinten sich wie im Drogenrausch in
einem heißblütigen, hemmungslosen Rhythmus. Schluchzend vor schier
unerträglicher Lust begann Isabeau, sich unter Conner
aufzubäumen.
Seine Gesichtszüge waren maskenhaft starr, die
Begierde tief eingegraben, und Liebe strahlte aus seinen goldenen
Augen als er sie in Besitz nahm, ihre Beine über seine Schulter
warf und so tief in sie eindrang, dass sie sich versteifte und ihn
umklammerte wie ein Schraubstock. Dann durchzuckte sie ein
Orgasmus, der ihn mitriss, denn trotz der heftigen Wellen, die sie
überrollten, konnte Isabeau seinen heißen Erguss spüren. Sie stieß
einen langen, genüsslichen Schrei der Erlösung aus und weigerte
sich, ihn zu entlassen aus dem feurigen Inferno, das sie beide bei
lebendigem Leib zu verbrennen drohte.
Keuchend brach Conner über ihr zusammen. Als sie
die Finger in seinem Nacken verschränkte, hörte sie, wie sein Herz
heftig hämmerte. Sie hätte ihm gern gesagt, dass sie ihn liebte,
doch sie bekam nicht genug Luft. Er lächelte und richtete den
Oberkörper langsam wieder auf, wobei er seine Hände bedächtig von
ihren Brüsten zu ihrem Bauch und tiefer gleiten ließ. Sie wusste,
das sollte seinen Besitzanspruch demonstrieren. Sie war sein. Und sie liebte es, seine Frau zu
sein.
Isabeau lächelte ihm zu und genoss es, so im
Dunkeln mit ihm zusammen zu sein. Der Tag war wunderbar gewesen.
Nach einer märchenhaften Hochzeit war endlich ihre Leopardin zum
Vorschein gekommen; sie hatte nicht nur erfahren, wie freundlich
wildfremde Menschen sein konnten, sondern auch, wie schön es war,
frei durch den Wald zu streifen; und schließlich hatten sie sich
geliebt, bis sie beide
sich nicht mehr rühren konnten, und nun waren sie hier, in ihrer
eigenen kleinen Welt, wo die Perversität einer Imelda Cortez nicht
hinreichte.
»Manche Tage sind einfach perfekt«, flüsterte
sie.
Conner beugte sich wieder zu ihr hinab, küsste sie
auf den Mund, knabberte an ihrer Unterlippe und arbeitete sich dann
über ihren Hals zu ihrer linken Brust vor. »Du bist wunderschön,
Isabeau. Als du in diesem Kleid auf mich zukamst, ist mir fast das
Herz stehengeblieben.« Conner brachte es nicht fertig, sich von ihr
zu lösen, obwohl er wusste, dass ihr Mund Wunder wirken würde, wenn
er sie nur ließ. Doch noch genoss er das Gefühl, von ihrer feurigen
Hitze umgeben zu sein, und die leichten Nachbeben, die sie
durchrieselten, kitzelten ihn an Bauch und Lenden.
»Alle waren so nett zu uns.« Isabeau hob die Hand
und streichelte seine Wange – die vier Narben erhöhten seine
maskuline Schönheit.
»Das hier sollte ewig dauern.« Conner legte den
Kopf zurück und schaute zum Nachthimmel empor. Die Sterne standen
so dicht, dass die tintenschwarze Dunkelheit beinahe milchig
wirkte.
»Dummkopf«, sagte sie und stieß ihn vor die Brust.
»Es wird mir ein Vergnügen sein, dich auch in Zukunft glücklich zu
machen.«
Schon diese Ankündigung heizte ihm ein. Leoparden
konnten Lügen wittern, doch Isabeau hatte ihn noch nie angelogen.
Sie liebte es tatsächlich, ihn nach allen Regeln der Kunst zu
verwöhnen.
Sie lachte leise, als sie spürte, dass seine
Erektion wieder härter und dicker wurde, und er sich vorsichtig
tiefer schob. Er schloss die Finger fester um ihre Hüften und sah
zum
Himmel auf. In dem Augenblick drehte sich der Wind ein klein
wenig. Ruckartig wandte Conner den Kopf und suchte mit leuchtenden
Augen den Waldrand und die Baumkronen ab. Dann richtete er sich
ganz langsam auf, blieb aber auf den Knien und in Isabeau begraben.
Tief in ihm erhob sich wutschnaubend sein Leopard.
Conner holte scharf Luft und witterte – einen Feind. Er schnappte nur einen kurzen, fast
unmerklichen Hauch auf, der sich beinahe augenblicklich wieder
verflüchtigte, so als ob der andere Leopard mit dem Wind die
Richtung gewechselt hätte. Es gab keine Warnschreie aus dem Wald,
nichts, was auf einen dort versteckten Feind hindeutete, doch
Conner wusste, dass er sich nicht getäuscht hatte – für einen
kurzen Moment hatte er einen anderen Leoparden gerochen. Er
verharrte reglos und spähte in die Runde.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Isabeau, als sie
seine Anspannung bemerkte. Sie wollte sich umsehen, doch Conner
packte sie fest bei den Hüften, stieß in sie hinein und ließ sie in
ihren Nachwehen erbeben.
»Nicht bewegen. Schau mich an.«
»Oh mein Gott«, flüsterte Isabeau. »Sieht uns etwa
jemand zu?« Vor lauter Schreck begann sie zu zittern. Eigentlich
jagte der Regenwald ihr keine Angst ein, doch nun schien hinter
jedem Baum ein Schatten zu lauern.
»Er ist da draußen und beobachtet uns.«
Sie brauchte nicht zu fragen, wen Conner mit »er«
meinte. Es konnte nur Ottila Zorba sein. »Wie lange ist er schon
da?«
»Ich habe keine Ahnung. Wir gehen ins Haus. Ich
möchte, dass du dich einschließt. Schießen kannst du ja. Ich rufe
Verstärkung, dann verwandle ich mich und verfolge ihn.«
Am liebsten hätte Isabeau den Kopf geschüttelt,
denn sie hatte Angst um Conner. Er löste sich von ihr und schirmte
sie so ab, dass Ottila sie nicht sehen konnte, als er ihr aufhalf
und sie durch die offene Tür ins Haus schob.
Ottila hatte die Telefonleitung heil gelassen, wohl
um seine Anwesenheit nicht zu verraten. Conner rief Rio an und lief
dann durch die Hütte, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen, ehe
er ging.
»Warte noch auf Rio, Conner«, riet Isabeau. »Ottila
hat etwas Beängstigendes an sich. Mir wäre es lieber, wenn du noch
bliebst.«
Doch Conners Leopard wollte nichts davon wissen.
Und der Mann eigentlich auch nicht. Isabeau hatte noch keine
Ahnung, wie sehr die natürlichen Instinkte ihr Leben bestimmten,
manchmal siegten sie sogar über die Vernunft. Conners Leopard tobte
vor Zorn und auch ihm vernebelte finstere Eifersucht zunehmend den
Verstand. Er breitete seine Waffen aus und erklärte Isabeau jede
einzelne. Dann klebte er eine Pistole unter den Tisch, eine weitere
legte er in eine Schublade. Insgesamt versteckte er vier Pistolen
und zwei Messer für sie.
»Er wird zu sehr damit beschäftigt sein, dich zu
jagen«, bemerkte Isabeau. »Er will nicht mich töten, sondern dich.
Falls du wirklich ihn gewittert hast – und ganz sicher können wir
nicht sein …«
»Er war es«, sagte Conner im Brustton der
Überzeugung. »Mein Leopard kennt ihn. Schließ die Türen ab,
Isabeau. Bleib im Haus und mach kein Licht. Ich rufe, wenn ich
zurückkehre. Falls jemand anders hereinzukommen versucht, schießt
du.«
Sie klammerte sich an ihn. »Bitte, hör nur dieses
eine Mal
auf mich. Er ist hinter dir her. Er will dich tot sehen. Er hat es
darauf angelegt, dass du im Wald nach ihm suchst. Warum hätte er
sich sonst verraten sollen?«
»Niemand kann vorhersehen, wann genau sich der Wind
dreht. Er ist erwischt worden und ist wahrscheinlich schon auf der
Flucht ins nächste Dorf.«
Isabeau wusste es besser, Ottila war ganz sicher
nicht auf der Flucht. Ihr Herz klopfte vor Angst um Conner. Er
strotzte vor Selbstbewusstsein, doch er kannte seinen Gegenspieler
nicht so gut wie sie. Ottila war gerissen, und sie hatte das
Gefühl, dass er etwas im Schilde führte.
Conner machte sich sanft von ihr los und gab ihr
noch einen Kuss. Dann schob er das hintere Fenster hoch,
verwandelte sich noch im Sprung und war beinahe im selben Moment im
Dunkeln verschwunden. Sie schloss das Fenster und versperrte es,
klappte die Läden zu und vergewisserte sich, dass auch alle anderen
geschlossen waren und niemand auf diesem Wege ins Haus gelangen
konnte.
Danach zog sie mit zitternden Händen etwas über,
legte die Kleider an wie eine Rüstung, Schicht um Schicht.
Unterwäsche, Jeans, dicke Socken, ein T-Shirt. Zuletzt hüllte sie
sich noch in einen Pulli von Conner. Schließlich setzte sie sich
auf einen Stuhl, um zu warten. Ihr Herz klopfte heftig, und ihr war
flau vor Angst. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so saß, doch
sie merkte, dass Tränen ihr die Sicht verschleierten. Sie konnte
nicht einfach still dasitzen. Sie ging eine Weile auf und ab,
klappte dann die Läden vor dem Fenster mit Blick auf die vordere
Veranda wieder auf und spähte in die Nacht, um zu sehen, was im
Dschungel vor sich ging. Sie hörte die Geräusche der Insekten und
Tiere – nachts hatte der Wald seine eigene Musik, doch es gab keine
Störung, nichts, was auf einen Kampf zwischen Raubkatzen
hindeutete, auch keine Schreie, mit denen die Tiere vor
Eindringlingen warnten.
Mittlerweile, so tröstete sie sich, war Rio sicher
schon mit auf der Jagd. Und vielleicht hatte Conner sich getäuscht.
Vielleicht hatte er doch keinen Leoparden gewittert – obwohl sie
das eigentlich selbst nicht glaubte.
Nach einer Weile erkannte sie, wie hoffnungslos es
war, sich in Richtung Regenwald die Augen aus dem Leib zu starren,
obwohl es gar nichts zu sehen gab, daher klappte sie die Läden
vorsichtig wieder zu, versperrte sie und setzte den Kessel auf. Tee
half vielleicht gegen die Angst. Zumindest gab das Ritual des
Teebereitens ihr etwas zu tun. Nachdem das Wasser gekocht hatte,
goss sie es über die Teeblätter in der kleinen Kanne und legte ein
Handtuch darüber, um den Tee ziehen zu lassen. Sie brauchte etwas,
das sie belebte. Sich zu entspannen, war ihr unmöglich, solange
Conner sich in Gefahr befand.
Als Isabeau sich wieder zum Fenster umdrehte, blieb
ihr das Herz stehen. Dann begann es, wie wild zu hämmern. Ihr Mund
wurde trocken vor Angst. Keine drei Meter von ihr entfernt stand
Ottila Zorba; seine Augen leuchteten im Dunkeln, und er fixierte
sie wie ein Raubtier seine Beute. Offenbar hatte er sich gerade
erst verwandelt. Isabeau hatte keine Ahnung, wie lange er schon im
Raum war, doch seinem splitterfasernackten Körper, der nur aus
Muskeln zu bestehen schien, war deutlich anzusehen, wie stark er
erregt war.