18. Kapitel
Ist alles in Ordnung mit dir? Haben sie dich verletzt?«, fragte MaryAnn besorgt und ließ prüfend ihre Hand an Manolitos Brust hinuntergleiten. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
»Nein, meu amor, aber was ist mit dir? Ich habe dich mit Blut an deiner Schulter und am Bauch gesehen.« Er berührte ihre nackte Schulter, wo die hässliche, entzündete Bisswunde zu sehen war, und dann zog er ihr Hemd hinauf, um sich prüfend ihren nackten Oberkörper anzusehen.
Riordan räusperte sich. »Ich bin noch hier.«
Keiner von beiden blickte auf oder nahm seine Feststellung zur Kenntnis.
MaryAnn schob ihre Hände unter Manolitos Hemd. »Wie bist du aus dieser anderen Welt herausgekommen? Ich hatte recht, oder? Maxim versuchte, dich zu töten.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und bedeckte Manolitos Hals mit Küssen. »Und jetzt bist du für immer frei von dieser Schattenwelt, nicht wahr?«
Riordan kratzte sich am Kopf. »Ich möchte nur ein Wort sagen: Vampir. Hörst du, Manolito? Sie hat gegen einen Vampir gekämpft.«
Das drang durch. Manolito zog MaryAnn näher und untersuchte ihre Verletzungen dieses Mal noch gründlicher.
»Ich habe die Parasiten schon entfernt, falls dich das interessiert«, bemerkte Riordan.
Manolito zog MaryAnn wieder an sich und hauchte sanfte Küsse um die Verletzung an ihrer Schulter, während sein Herz einen Satz in seiner Brust machte und dann in mehr oder weniger gleichmäßigem Rhythmus weiterschlug. Er hätte an das verseuchte Blut der Vampire denken müssen. Wenn sie es geschafft hätten, Mary-Ann durch das infizierte Blut in ihrem Kreislauf in ihre Welt hineinzuziehen, hätte das Blut sie wie magisch angezogen. Und Xavier hätte vielleicht doch noch einen Weg gefunden, seine tote Armee wieder zum Leben zu erwecken.
»Ich muss dich untersuchen, MaryAnn«, sagte er, während er mit beiden Händen zärtlich ihr Gesicht umfasste. »Ich muss sicher sein, dass nichts dir schaden kann.«
»He! Du beleidigst mich, Bruder«, meldete sich Riordan zu Wort, aber er konnte das Grinsen, das auf seinem Gesicht erschien, nicht unterdrücken. Sie waren total verliebt, die beiden. Stur wie Maulesel, aber dennoch hatten sie nur Augen füreinander.
MaryAnn drückte ihr Gesicht an Manolitos Halsbeuge und schlang ihm ihre Arme um den Nacken. »Bring mich irgendwo in Sicherheit, wo ich wieder atmen kann.« Sie wollte mit ihm allein sein, ihn berühren und jeden Zentimeter seines Körpers untersuchen, um sich zu vergewissern, dass er nicht verletzt war.
»Also, eigentlich hätten wir ja ein paar wichtige Dinge zu besprechen«, versuchte Riordan es wieder, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Denn der große, gefährliche Manolito war wie Wachs in den Händen seiner Gefährtin. »Du weißt schon, Dinge wie die Wölfin. Oder das verseuchte Blut. Und was in der Schattenwelt geschehen ist.«
Manolito hob MaryAnn auf die Arme und ignorierte seinen jüngeren Bruder. »Ich kenne einen Ort, der dir gefallen wird.«
Riordan verdrehte die Augen. »Na, ich schätze, dann gehe ich wohl besser und lasse euch allein.« Er grinste noch breiter, als weder Manolito noch MaryAnn ihn ansahen. »Ich kann mich heute Nacht um Solange und Jasmine kümmern, falls ihr zwei – ihr wisst schon – irgendwo allein sein wollt.« Nicht einmal dafür hatten sie ein Wort des Dankes übrig. Riordan schüttelte den Kopf und verflüchtigte sich. Heute Abend wäre es sinnlos, ihnen irgendetwas von Bedeutung entlocken zu wollen.
MaryAnn schloss die Augen, legte ihren Kopf an Manolitos Brust und wandte ihr Gesicht dem nächtlich dunklen Himmel zu. Vielleicht würde sie sich nie daran gewöhnen, durch die Luft zu fliegen, doch solange er sie fest umfangen hielt, konnte sie es genießen, ihm so nahe zu sein. Wind und Nebel kühlten ihr Gesicht, und sie fühlte sich sicher, als Manolito mit ihr über das Blätterdach des Dschungels zu seinem ihr noch unbekannten Ziel flog.
Manolito brauchte nicht lange, um den Eingang zu der unterirdischen Höhle zu finden, die er Jahre zuvor entdeckt hatte. Die Insel hatte nur zwei Abschnitte, wo das Terrain ein wenig unebener und hügeliger war, und diese Hügel waren dicht bewaldet. Ein Wasserfall stürzte in einen Teich, der einen Wasserlauf speiste. Dieser Wasserlauf mündete in den Fluss, von dem die Insel umgeben war, und gewann auf seinem Weg immer mehr an Kraft, bis das Wasser weiß schäumend über Steine und kleinere Felsen rauschte, bevor es sich mit dem sehr viel größeren Fluss vereinte.
MaryAnn sah sich um, als Manolito sie auf die Beine stellte. »Atemberaubend«, sagte sie. Pflanzen mit Blüten in allen möglichen Farben wanden sich an den Baumstämmen hinauf, und obwohl das Rauschen des Wassers die wilde Schönheit dieses Ortes noch unterstrich, schien er doch wie ein schützender Kokon zu sein, wo sie von niemandem gestört werden würden.
Manolito machte eine Bewegung zu dem Wasserfall hinüber, und die Kaskade teilte sich, sodass ein Felsvorsprung dahinter zu erkennen war. Manolito hob MaryAnn wieder auf und sprang mit ihr durch den Sprühnebel des Wasserfalls zur anderen Seite hinüber, wo er sie behutsam absetzte. »Das war eine unglaubliche Entdeckung.«
»Es ist wirklich wunderschön hier«, stimmte sie ihm zu und versuchte, ihr leises Unbehagen zu verdrängen, als sie sich nach Insekten, Fledermäusen und anderem Getier umschaute. »Gibt es in Höhlen nicht unheimlich viele Insektenarten und anderes Ungeziefer?«, fragte sie mit einem nervösen Unterton in ihrer Stimme.
Manolito lachte. »Du hast mit einem Vampir gekämpft, Mary-Ann.«
»Ja, schon, aber ich glaube nicht, dass die Wölfin in mir hervorkommt, wenn ich irgendetwas krabbeln sehe – egal, wie sehr ich mich auch davor fürchte.«
Er lachte. »Da wirst du nicht ganz unrecht haben.«
Er streckte die Hand nach etwas aus, das wie ein Spalt im Fels aussah, und sogleich erhellte Licht den schmalen Tunnel, der dahinter lag. Manolito trat zurück, damit MaryAnn die Wände des Tunnels sehen konnte, der tief unter den Hügel führte. Pechfackeln warfen tanzende Schatten auf den Weg und beleuchteten die Zeichnungen an den Felswänden.
Manolito bedeutete ihr, voranzugehen. Als sie zögerte, nahm er ihre Hand, zog sie an sich und küsste ihren Nacken. »Der Wölfin wird es hier gefallen.«
MaryAnn entspannte sich in seinen Armen und legte den Kopf zurück, um zu ihm aufzuschauen. »Ihr bestimmt, aber ich hatte eigentlich mehr an ein Fünf-Sterne-Hotel gedacht. Ist das wirklich zu viel verlangt? Komm schon, Manolito, du willst doch nicht mit mir in eine Höhle? Sehe ich etwa aus wie eine Frau, die dunkle Höhlen erforscht, in denen sich alles mögliche Getier versammelt?«
Sie hatte vergessen, die Fledermäuse zu erwähnen, und vielleicht war sie ein bisschen zimperlich, doch eine Höhle ... ? Gingen Karpatianer denn gar nicht in Hotels? »Für so was habe ich nicht genug Insektenspray dabei.«
»Ich kümmere mich schon um die Insekten. Trau dich einfach. Du wirst begeistert sein.«
MaryAnn seufzte. Dieses Lächeln, diese Augen und sein Lachen, obwohl sie es nur im Geiste hörte, stellten ganz eigenartige Dinge mit ihrem Magen an. Durch ihre geistige Verbindung konnte sie sehen, wie »süß« er sie fand. Als süß hätte sie sich selber nie bezeichnet, aber was machte das schon? Sie hatte nichts dagegen einzuwenden, wenn es Manolito Freude bereitete. Er war kein Mann, der sehr viel lachte, und deshalb würde sie auch nachgeben und mit ihm in seine Höhle gehen.
»Ich kann verstehen, woher du deine Neandertal-Mentalität hast, wenn du ständig hier herumhängst«, murmelte sie, doch sie schob sich durch den Spalt, wobei sie allerdings sehr darauf bedacht war, die Felswand rechts und links von ihr nicht zu berühren.
Sie verdrängte ihre Furcht und zwang sich, ein paar Schritte zu gehen, aber nur gerade so weit, dass auch Manolito hereinkommen konnte. Die Hitze seines Körpers wärmte sie, als sie dicht beieinanderstanden und die vielen Zeichnungen von Tieren an den Felswänden betrachteten. Es war wie ein Kunstmuseum mit Werken aus vielen aufeinanderfolgenden Jahrhunderten. Einfache Strichfiguren wurden abgelöst von komplizierteren und detaillierteren Arbeiten, die alle von einzigartiger Schönheit waren und ein Gefühl von Zeitlosigkeit ausstrahlten. Die Bilder gaben eine Gruppe von Jaguarmenschen wieder, von denen einige in menschlicher Gestalt, andere während der Verwandlung und wieder andere schon ganz und gar als Raubtier dargestellt waren.
»Glaubst du, dass sie einmal so zusammengelebt haben?«, fragte MaryAnn und berührte behutsam eins der Katzenohren auf der Zeichnung. »Da ist ein Lagerfeuer. Männer halten ihre Frauen im Arm, und Kinder spielen. Ist es jemals so gewesen?«
»Ich habe sie nie so gesehen, und ich bin schon sehr lange auf dieser Welt, aber der Jaguar und der Wolf waren schon immer sehr vorsichtig und geheimnistuerisch, was ihre Gesellschaften betraf. Ich habe ein paarmal neben ihnen gekämpft, sie jedoch nie in ihrer eigenen Umgebung gesehen.«
»Du solltest diese Bilder Luiz zeigen.«
Manolito zuckte mit den Schultern. »Irgendwann einmal vielleicht. Die Höhle ist eine meiner liebsten Ruhestätten, und wir lassen nur selten jemand wissen, wo wir schlafen.«
Da war etwas in seiner Stimme, in seinem Geist, das MaryAnn erreichte. Traurigkeit. Und Vorsicht. Sie verhielt den Schritt und lehnte sich an seine Schulter. »Du hast Angst, dass Luiz es nicht schaffen wird.«
Manolito legte seine Arme um sie. »Ich glaube, dass Gefühle und insbesondere Furcht zu haben sehr beunruhigend sein kann. Du hast recht, ich mache mir Sorgen um Luiz. Ich mag den Mann. Ich dachte, ich hätte ihn nur verwandelt, weil du mich darum gebeten hattest, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
Sie drehte sich in seinen Armen und schob eine Hand unter sein Haar, um zärtlich seinen Nacken zu umfassen. »Wenn er nicht überlebt, Manolito, ist es nicht deine Schuld. Du hast alles für ihn getan, was in deiner Macht stand. Und ich danke dir dafür – ob du es nun nur meinetwegen getan hast, für ihn oder weil er ein Freund ist –, danke, Manolito.«
Er küsste sie auf ihre Nasenspitze. »Sehr gern geschehen«, sagte er und legte seine Hände an ihre Wangen. »Ich muss mich persönlich davon überzeugen, dass der Vampir nichts hinterlassen hat, was dir schaden könnte. Dafür brauche ich eine Minute.«
»Riordan hat gute Arbeit geleistet. Mir tut alles noch ein bisschen weh, aber abgesehen davon geht es mir gut.«
Manolito widersprach nicht, ließ einfach nur seinen Körper hinter sich zurück und glitt mit seinem Geist in sie hinein. Er ließ sich reichlich Zeit, um sich zu vergewissern, dass nicht ein einziger Parasit Riordans scharfem Blick entgangen war. Als er wieder in seinen eigenen Körper zurückkehrte, stampfte MaryAnn schon ungeduldig mit dem Fuß auf.
»Bist du jetzt zufrieden?«
»Ja. Fürs Erste. Aber später werde ich mir noch jeden Zentimeter deiner Haut ansehen.«
»Gut. Das Gleiche gedenke ich nämlich auch bei dir zu tun.«
Er grinste sie an. »Komm, lass mich dir die Höhle zeigen.« Er schwenkte beiläufig eine Hand in Richtung Eingang, und der Spalt im Fels stöhnte und knackte so laut, dass MaryAnn entsetzt nach Luft schnappte und ihm fast auf die Schultern stieg.
»Was zum Teufel war das?« Sie kroch buchstäblich an ihm hinauf. »Ich glaube, diese Höhle bricht gleich über uns zusammen, Manolito.«
Er versuchte, nicht zu lachen. Sie klammerte sich an seine Schultern wie an einen Rettungsanker, während ihr Kopf von einer Seite zur anderen fuhr und ihre Augen riesengroß vor Schreck waren. Und da konnte er einfach nicht mehr anders und brach in schallendes Gelächter aus. »Ich schließe nur die Tür.«
»Oh nein, das tust du nicht!« Inzwischen umklammerte sie seinen Kopf, sodass er praktisch nichts mehr sehen konnte. »Und hör auf zu lachen. Das ist nicht lustig. Ich will nicht in einer Höhle festsitzen, nicht einmal für dich. Da kannst du so attraktiv sein, wie du willst, da mache ich nicht mit.«
Die zwei Seiten des Felsspalts schlossen sich mit einem durch Mark und Bein gehenden Quietschen, worauf MaryAnn von Neuem aufschrie. Die Fackeln flackerten und tanzten, als würden sie ausgehen. MaryAnn griff mit beiden Händen in Manolitos langes Haar und zog daran. »Bring uns hier heraus!«
Er legte einen Arm um sie und zog sie herunter, bis sie mit den Füßen wieder auf festem Boden stand. »Wir wollen doch nicht, dass Licht durch den Wasserfall hinausdringt. Und du wolltest ja an einen sicheren Ort gebracht werden. Hier haben wir Luft, und ich kümmere mich schon um das ›Getier‹. Glaub mir, MaryAnn, das hier ist besser als ein Fünf-Sterne-Hotel.«
Sie blickte zu ihm auf. Oh! Eine Frau konnte ertrinken in dieser bedingungslosen Liebe, die in seinen Augen stand. Sie atmete tief aus und begann, sich schon viel ruhiger zu fühlen. »Tja, dann will ich aber Zimmerservice haben.«
»Ich werde dir zu Diensten sein, so viel zu willst.«
Seine tiefe, samtige Stimme, die wie ein Streicheln war, durchrieselte sie mit einem wohligen Erschauern. »Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, all meine Barrieren zu durchbrechen, Manolito, aber das hast du.«
Sein leises Lächeln ließ ihr Herz fast stillstehen.
»Ich habe geschummelt. Wahrscheinlich werde ich in die Hölle kommen, falls es so etwas gibt, weil ich nicht die nötige Reue für meine Handlungsweise aufbringen kann. Ich habe dich gestohlen, MaryAnn, direkt unter den Augen unserer besten Jäger.«
Sie lachte. »Das klingt, als brüstetest du dich auch noch damit.«
Er küsste sie auf ihren Mundwinkel. »Vielleicht ein bisschen. Schließlich solltest du wissen, dass dein Höhlenmensch den Dinosaurier nach Hause bringen kann.«
Misstrauisch sah MaryAnn sich um. »Ich hoffe, das ist nur ein Scherz.«
Er steckte ihre Hand in seine Gesäßtasche, um sie hinter sich den langen, gewundenen Tunnel hinabzuführen. Brennende Pechfackeln erhellten den Weg und bewiesen ihr, dass er sein Versprechen hielt – nicht ein einziger Käfer oder anderes Ungeziefer war zu sehen.
»Ich habe viel über diese Karpatianer-Wolf-Verbindung nachgedacht«, sagte sie und bemühte sich, nicht die ganze Zeit auf seinen Po zu starren, der wirklich ausgesprochen knackig war.
Manolito lachte leise. »Das Gleiche dachte ich gerade auch von dir.«
»Was?«, fragte sie, um einen unschuldigen Ton bemüht.
»Was für einen hübschen Po du hast. Oder wie auch immer du diesen speziellen Teil deiner Anatomie bezeichnen willst. Deiner ist entzückend. Ich dachte gerade daran, wie du mit diesen hochhackigen roten Pumps aussahst. Du hast mir schier den Atem geraubt, sivamet.« Sie tat noch weitaus mehr als das. Bei jedem seiner Schritte konnte Manolito spüren, wie sein Körper immer stärker auf sie reagierte. Und durch ihre geistige Verbundenheit zu wissen, dass sie ähnliche Gedanken hegte, verstärkte seine Erregung höchstens noch.
Er wollte sie ausziehen und jeden Zentimeter ihres Körpers untersuchen, um sicher sein zu können, dass mit ihr alles in Ordnung war. Und er würde sie nicht wieder aus den Augen lassen -oder jedenfalls für lange, lange Zeit nicht.
Er drehte sich um, und bevor sie etwas sagen konnte, zog er sie an sich und küsste sie glutvoll. Er presste hart seinen Mund auf ihren und begann lustvoll aufstöhnend, mit seiner Zunge ein erotisches Spiel in ihrem Mund.
MaryAnn erkannte den Anflug von Verzweiflung in der Leidenschaft, mit der er sie küsste. Sie trat zurück und strich sich übers Haar. »Was hast du, Manolito?«
Ihre Stimme. Wie mühelos sie in seinen Geist drang, ihn mit Wärme und Trost umgab und in Liebe einhüllte – er spürte es jetzt dort, wo es vorher nicht gewesen war. Er wusste nicht, womit er es verdient hatte, aber er war dankbar.
Er legte seine Stirn an ihre, schloss für einen Moment die Augen und atmete ihren femininen Duft ein. »Da sie meinen Körper in der Schattenwelt nicht töten konnten, versuchten sie, meine Seele zu vernichten.«
MaryAnn spürte das Erschaudern, das ihn durchlief. »Wie, Manolito? Sag mir, wie.«
Er wusste, dass sie keine Ahnung hatte und ihr Ton einen verborgenen Zwang enthielt. Sie wollte ihm den Schmerz dieser Erinnerungen nehmen. Ihre Finger glitten streichelnd durch sein Haar, zu seiner Schulter und an seinen Armen hinunter und dann wieder hinauf. Mit jeder Berührung wollte sie ihm ihre Anteilnahme zeigen und ihn trösten. Seine MaryAnn. Es gab keine zweite wie sie. Er legte eine Hand unter ihr Kinn und senkte den Kopf, um sie zu küssen. Sie lehnte sich an ihn, und ihr Körper war so weich und anschmiegsam, dass er eine perfekte Einheit mit dem seinen bildete.
»Erzähl es mir«, flüsterte sie.
Er holte tief Luft und versuchte, die Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen. Er wollte nicht daran erinnert werden, konnte nicht noch einmal mit ansehen, wie MaryAnn misshandelt wurde. Aber als sie scharf den Atem einsog, wusste er, dass sie alles schon gesehen hatte.
»Schon gut, Manolito. Es ist ja nicht passiert. Maxim hat nur versucht, dir etwas vorzumachen.«
»Er wusste nichts von dem Wolf«, sagte Manolito. »Von der Wölfin in dir.« Er zupfte an ihren Locken. »Sie hat uns alle gerettet.«
MaryAnn blickte lächelnd zu ihm auf. »Natürlich hat sie das. Meine Wölfin ist echt cool.«
»Und heiß«, pflichtete er ihr grinsend bei und drehte sie um.
Der ovale Raum, vor dem sie standen, war tief und breit und sehr geräumig. Tausende farbiger Kristalle bedeckten die Wände. Das Licht der Fackeln spiegelte sich in den Kristallen und griff ihre Farben auf, sodass der ganze Raum von einem Funkeln und Glitzern erfüllt war und überall Regenbögen entstanden, die durch das Zimmer tanzten. In der Mitte des Raumes stand ein riesiges Himmelbett aus mit kunstvollen Schnitzereien versehenen Edelhölzern und schmiedeeisernen Verzierungen. MaryAnn trat näher und strich mit den Händen über einen der Bettpfosten. Im selben Moment, als sie ihn berührte, wusste sie, dass Manolito ihn selbst geschnitzt hatte.
»Das war echte Arbeit«, murmelte sie.
Er nickte. »Ich arbeite gern mit meinen Händen. Mein Bruder nennt es mein Laster.« Er führte sie zum Kopfende des Bettes, damit sie sich das Kopfteil ansehen konnte. Zwei kleine Nachttische standen rechts und links des Bettes, aber es war das Kopfteil, was sie faszinierte. Es war mit Symbolen bedeckt, Hieroglyphen, die in das Holz geschnitzt waren, und auch mehrere kleine Eisenringe waren darin eingearbeitet.
»Was bedeutet das hier?«
»Es ist eine uralte Sprache.«
»Und?«, beharrte sie.
»Ainaak sivamet jutta nichts als Freude zu bereiten.«
»Den Anfang wirst du mir auch übersetzen müssen.«
»Der für immer mit meinem Herzen Verbundenen, meiner Liebe, meiner Gefährtin, dir... nichts als Freude zu bereiten.«
»Du hast dieses Bett für mich gemacht?«
»Ja. Für die andere Hälfte meiner Seele. Für dich. Ich habe alles hineingelegt, was ich für dich empfand. Jeden Traum. Jede Fantasie. Ich habe versucht, mir alles Mögliche auszudenken, um dich glücklich zu machen und sicherzugehen, dass ich bereit dafür war. Ich habe mich mit den neuen Ideen aller Jahrhunderte und Kulturen bezüglich der Sinneslust befasst und gelernt, so viel ich konnte.«
Der Gedanke war schon fast beängstigend. »Ich bin nicht besonders erfahren, Manolito.«
»Eine geistige Verschmelzung ist etwas Wunderbares«, sagte er darauf nur. »Nun? Bist du zufrieden mit der Unterbringung? Wir sind ungestört, es ist herrlich warm, und ich kann dir versichern, dass die Matratze das Beste ist, was es für Geld zu kaufen gibt.«
Daran zweifelte sie nicht. Manolito tat nichts nur halb. Okay, ich gebe dir fünf Sterne. Aber wo ist das Personal?«, scherzte sie.
Er lächelte, dieses sündhaft sexy Lächeln, das sich langsam und heimtückisch durch ihren ganzen Körper brannte. »Ich werde dich selbst die ganze Nacht bedienen. Habe ich schon erwähnt, dass mir dein Top gefällt?« Seine Hände griffen nach dem Lederband um ihren Nacken, und das goldene Leder fiel, sodass der Ausschnitt des weichen Jerseytops noch tiefer hinunterrutschte und ihre Brustspitzen daraus hervorlugten. »Oh ja, das Top gefällt mir«, wiederholte er und senkte den Kopf, um jede ihrer Brustspitzen mit seiner Zunge zu umspielen.
MaryAnn erschauerte, als sein Haar über ihre Haut fiel, und konnte gar nicht anders, als ihre Hände unter diesen Wasserfall aus mitternachtsschwarzer Seide zu schieben. »Zieh dein Hemd aus, Manolito.«
Er trat zurück und legte ihre Hände an die Knöpfe seines Hemdes. »Zieh du es mir aus.« Die Glut in seinen schwarzen Augen war stark genug, um ihre Haut zu versengen.
MaryAnn nahm sich Zeit, um die Knöpfe einen nach dem anderen zu öffnen, und bei jedem atmete sie ein bisschen schwerer. Schließlich legte sie ihre flachen Hände auf seine Brust und schob das Hemd zur Seite und über seine Schultern. Dann streifte sie es ihm ab und ließ es fallen. Seine Haut schimmerte in dem tanzen-
den Licht der Fackeln. Gott, was für ein schöner Mann er war! Gebaut, wie ein Mann gebaut sein sollte. Wenn sie deswegen oberflächlich war, na gut, dann musste sie das eben akzeptieren. Wieder strich sie mit ihren flachen Händen über die ausgeprägten Muskeln an seiner Brust und ließ sie dann zu seinem Waschbrettbauch und seiner schmalen Taille hinuntergleiten.
Auch seine Gesichtszüge waren vollkommen – sein markantes Kinn, seine gerade Nase, die hohen Wangenknochen. Er hielt das Kinn erhoben und blickte über ihren Kopf, als sie sich vorbeugte, um seine Muskeln mit sanften Küssen zu bedecken.
»Du wirst mir die Schuhe ausziehen müssen, bevor du mit meiner Hose weitermachen kannst«, sagte er.
Ihr Herz machte einen Sprung, und sie schaute unter halb gesenkten Wimpern zu ihm auf, doch er fuhr fort, mit interessiertem Blick eine Stelle irgendwo über ihrem Kopf zu betrachten. Sie befeuchtete ihre Lippen und hockte sich vor ihn hin, um seine Schuhe aufzubinden. Sie wusste, dass er seine Kleider einfach wegzaubern konnte, aber das wollte sie nicht, und vielleicht las er das in ihrem Geist. Sie wollte die sinnliche Erfahrung machen, seinen Körper auszuwickeln wie ein kostbares Geschenk, das ganz allein ihr gehörte.
Er hob seinen Fuß und ließ sich Schuh und Socke ausziehen, und MaryAnns Finger verweilten auf seiner Haut, streichelten seinen Knöchel und glitten an seiner Wade hinauf, bevor sie sich dem anderen Schuh zuwandte. Dann stellte sie sie beiseite und kniete sich hin, um nach seinem Hosenbund zu greifen. Ihr Jerseytop rutschte dabei noch weiter hinunter und blieb um ihre Taille liegen, wodurch ihre Brüste jetzt ganz entblößt waren. In der kühlen Luft verhärteten sich ihre Spitzen noch mehr, aber MaryAnn fand es unerhört erotisch, so vor ihm zu knien, nur halb bekleidet und mit nackten Brüsten, während er selbst einfach dastand und sich von ihr entkleiden ließ.
Manolito hatte Mühe, richtig durchzuatmen. Sie war so schön, wenn sie so zu ihm aufschaute, so verführerisch, dass sie froh sein konnte, dass er sich gut genug unter Kontrolle hatte, um ihr zu geben, was auch immer sie begehrte, denn im Augenblick hätte er sie am liebsten einfach nur aufgehoben und sie auf der Stelle in Besitz genommen. Aber sie wollte spielen. Er sah, wie sie mit der Zungenspitze über ihre volle Unterlippe strich, um seine Aufmerksamkeit auf ihren Mund zu lenken. Sie war nur Zentimeter von der beachtlichen Wölbung in seiner Hose entfernt. Nur diese dünne Lage Stoff, der bereits bis zum Äußersten gestrafft war, trennte ihn noch vom Paradies.
Er schloss für einen Moment die Augen, als ihre Finger über die Öffnung seiner Hosen tänzelten, dann langsam den Stoff beiseiteschoben und sein erigiertes Glied entblößten, das groß und heiß war vor Verlangen. Mit ihrer Wange streifte sie seine empfindsame Spitze, als sie seine Hose herunterzog und ihn aufforderte herauszusteigen. Ihre sanften Finger glitten an seinem Bein hinauf, zur Innenseite seines Schenkels, und dann nahm sie seinen harten Penis in ihre sanften Hände. Manolito verschlug es den Atem, und er zuckte vor Lust zusammen, als sie ihren warmen Atem darauf blies, wobei ihre Lippen fast unmerklich die samtene Spitze streiften.
Mit einer Hand griff Manolito in ihr langes Haar und zog sie daran sanft zu sich hoch. »Bitte leg dich auf das Bett.«
»Aber ich wollte ... «
»Ich werde dir geben, was du wolltest. Tu es für mich.«
Langsam, ohne ihren Blick von seinem zu lösen, ließ sie sich auf die Matratze sinken. Er aber zog ihre Beine seitlich über das Bett und positionierte sie so, dass ihr Kopf gerade noch am Bettrand lag und ihr langes Haar den Boden streifte. Sehr behutsam zog er ihr die Stiefel aus und stellte sie neben seine Schuhe. Das Gefühl seiner starken Hände, die über ihre Waden glitten, löste ein erwartungsvolles Prickeln in ihr aus. Er zog an ihrer Jeans, bis sie ihren Po anhob und sie sich ausziehen ließ. Und dann war sie plötzlich allein – quer über dem Bett liegend und nur noch mit ihrem Top bekleidet, das sich um ihre Taille bauschte.
Manolito war zu der anderen Seite des Bettes gegangen, wo ihr Kopf lag. Sanft umfasste er dort ihre Schultern und zog an ihr, bis ihr Nacken das Bett nicht mehr berührte und ihr Kopf so weit zurückgebogen war, dass ihre Brüste einladend aufragten und ihre harten kleinen Spitzen um seine Aufmerksamkeit bettelten.
MaryAnns Herz begann zu rasen. Sie fühlte sich in dieser Stellung ein bisschen wehrlos und exponiert. Die vielfarbigen Lichter tanzten über ihren Körper, fast so, als wären es Spotlights. Sie konnte die heiße Feuchte zwischen ihren Schenkeln spüren, und jede Faser ihres Körpers vibrierte vor Erwartung.
Er blieb hinter ihr stehen und spreizte weit die Beine. Er war so hart und heiß, dass es schon beinahe schmerzhaft war und er das Warten kaum noch zu ertragen glaubte. »Und nun fass mich wieder an«, verlangte er, den Blick auf ihren Mund gerichtet.
Ihr ganzer Körper bebte von dem plötzlichen und unwiderstehlichen Begehren, ihn zu erfreuen und ihm zu gefallen. Ihn zu besitzen. Ihm den Verstand zu rauben. Er gab ihr das Gefühl, sehr sexy und begehrenswert zu sein, mit einem einzigen Blick oder auch nur dem Streifen seines Blickes. Sie streckte beide Arme nach hinten, um seine Hoden zu umfassen und mit den Fingernägeln leicht darüberzustreichen, um sich ihre Struktur und Form genau einzuprägen. Manolito atmete zischend aus, und sie lächelte und strich mit ihrer Zunge über ihre Zähne. Er wollte die Kontrolle haben, aber seine Reaktion auf die Berührung ihrer Fingerspitzen, den leichten Druck ihrer Hände und die kleine Liebkosung ihrer Zunge, als sie ihn an ihren Mund führte, verrieten ihr, dass sie weitaus mehr Macht über seinen Körper hatte, als sie angenommen hatte.
Er murmelte etwas ziemlich Drastisches und trat noch näher, um seine Hände in ihren langen, lockigen Haaren zu vergraben. »Rutsch noch ein bisschen weiter zurück, meu amor. Ja, so ist es gut. Das ist es, was ich will. So kannst du mich viel tiefer aufnehmen.«
Ihr Kopf hing über der Bettkante, sodass ihre Brüste sich nach oben und nach vorne bogen, ihre steifen Spitzen ihm buchstäblich geradewegs ins Auge blickten und ihr Körper für ihn angerichtet war wie ein Bankett. Um die Kontrolle zu behalten, umfasste Manolito sein hartes Glied mit einer Hand, brachte seine samtige Spitze an ihren Mund und ließ sie spielerisch über ihre Lippen gleiten. Und MaryAnn öffnete sie, strich langsam mit der Zunge über die Spitze und umkreiste sie.
Sie ließ ihn warten. Einen Herzschlag oder zwei. Die Zeit schien stillzustehen, und Manolitos Herz begann zu rasen, als sie ihn schließlich zärtlich mit den Lippen umschloss und über die samtene Spitze leckte.
Seine Hüften zuckten, und ein Laut entrang sich ihm, der einem rauen Knurren verdächtig nahe kam. Brennende Lust durchflutete ihn und rauschte wie eine Droge durch seinen Blutkreislauf. Es war mehr als Lust. Liebe. Während sie ihn auf solch erotische Weise neckte und liebkoste, hätte er nichts anderes als Lust empfinden dürfen, doch vielleicht war ja Liebe die Quelle dieser überwältigenden Sinneslust, denn er konnte sich keine andere Frau vorstellen, die schöner oder aufregender war als MaryAnn. Manolito konnte sich nicht vorstellen, dieses drängende Verlangen, das ihn wie ein Sturm durchbrauste, für jemand anderen zu empfinden. Das Atmen fiel ihm zunehmend schwer, und eine so unbändige Lust durchzuckte ihn, dass sein ganzer Körper wild erschauerte.
Sie setzte ihr erotisches Spiel mit ihrer Zunge fort, reizte und neckte, liebkoste und küsste ihn und beobachtete seine Reaktion. Er spürte sie in seinem Geist, wo sie seine sinnlichen Empfindungen teilte, die sie mit ihren aufreizenden Zärtlichkeiten erzeugte, als sie ihn noch tiefer in ihren Mund nahm, der heiß und eng und glatt wie Seide war.
Manolito griff mit einer Hand in ihr langes Haar, schob die Hüften vor und benutzte die andere Hand, um seine eigenen Bewegungen zu kontrollieren, als sie auf neckende, erotische Weise seine Erektion umspielte. Fasziniert beobachtete er das Spiel ihrer Zunge, die aufreizenden Bewegungen ihrer Lippen, ihre sanft wippenden Brüste. Ihre Augen wichen nicht von seinen, zerrten an seinem Herzen und seiner Seele, während sie ihn auf intimste Weise verwöhnte und er das unverhohlene, brennende Verlangen in ihren Augen schimmern sah.
MaryAnn hatte das Gefühl, in Flammen aufzugehen vor lauter Lust und Leidenschaft. Ihre Brüste waren fast schmerzhaft angespannt und bettelten um Aufmerksamkeit. Die empfindsame Stelle zwischen ihren Schenkeln pochte und fieberte Manolitos Berührung entgegen. Er gab leise, raue Laute von sich, die durch ihren ganzen Körper vibrierten, bis sich alles in ihr zusammenzog und um Gnade flehte. Bei jeder seiner Bewegungen zog er an ihrem Haar, als er seine Beherrschung zu verlieren begann, und zog sie an sich, während er immer tiefer in ihren Mund eindrang.
»Fester«, ermutigte er sie.
Sie konnte spüren, wie er sogar noch größer und härter wurde, und erkannte an seinem rauen Stöhnen, dass er dem Höhepunkt nahe war. Seine Bewegungen wurden schneller, kürzer und härter, und jedes Mal, wenn er an ihren Haaren zog, durchzuckte ein heißes Prickeln ihren Körper.
»Du musst aufhören, sivamet.« Seine Stimme war kaum noch seine eigene, so rau und heiser und der Verzweiflung nahe. Weil er nicht aufhören konnte. Denn obwohl er sie in der traditionellen Art und Weise seiner Spezies auf dem Bett festhielt, war es ein solch unbeschreiblich lustvolles Gefühl, dass er einfach nicht die Kraft aufbrachte aufzuhören. »Hör auf, bevor es zu spät ist.«
In der traditionellen Art und Weise seiner Spezies? Woher war dieser Gedanke gekommen? Warum verspürte er ein so drängendes Bedürfnis, sie stillzuhalten, während er sie auf solch intime Weise liebte?
MaryAnn begehrte ihn, sie fieberte nach ihm. Sie kam sich vor wie eine Frau am Rand des Wahnsinns und hungerte nach dem, was er ihr geben konnte. Es hatte etwas überaus Erotisches, so hilflos vor ihm zu liegen, ohne sich bewegen zu können, und zu wissen, dass sie ihn die Kontrolle verlieren lassen konnte, auch wenn er glaubte, sie zu kontrollieren. Sie wusste, dass es die Wölfin in ihr war. Sie nahm auch den moschusartigen Duft des männlichen Wolfes wahr, als Manolito ein letztes Mal in ihren Mund eindrang und seine Leidenschaft in ihr verströmte. Es war das Naturell des Wolfs zu dominieren, und als sie zu ihm aufblickte, konnte sie die bernsteinfarbenen Lichter in den schwarzen Tiefen seiner Augen flackern sehen.
Er griff nach ihren Brüsten, zupfte an ihren harten Spitzen, während sie ihm ihre Liebe noch immer auf die intimste Weise zeigte, die sie sich vorstellen konnte. Dann beugte er sich ganz unvermittelt über sie und barg sein Gesicht zwischen ihren Schenkeln. Sie konnte nicht mehr atmen, nicht mehr denken. Ihr Körper bäumte sich auf, und in hilflosem Begehren wand sie sich unter ihm, als seine Zunge in sie eindrang. Sie war gezwungen, den Kopf zur Seite zu drehen und ihn freizugeben, worauf er noch weiter an ihrem Körper hinaufglitt und ihre Hüften anhob, um seinem Mund noch besseren Zugang zu verschaffen. MaryAnns Sicht verschwamm. Ihr Körper gehörte ihm, seinen Händen, seinem Mund und seinen langen, muskulösen Gliedern.
Ich will dein Herz und deine Seele.
Das Wispern hätte ihre letzten Barrieren niedergerissen, wenn noch welche da gewesen wären. Sie gehören dir.
Du bist sicher in meiner Obhut. Und das war sie. Solange er lebte und atmete, ja, sogar danach noch, würde er sie beschützen und behüten.
Seine Zunge fand ihren empfindsamsten Punkt und verlor sich in ihrer unübertrefflichen Süße, während er sie festhielt, um sich zu nehmen, was er wollte. Ihre Hüften zuckten, sie atmete immer schwerer, und ein jähes Aufschluchzen entrang sich ihr, als jede Bewegung seiner Zunge neue heiße Schauer durch ihren ganzen Körper sandte. Immer intensiver umspielte er mit der Zunge das Zentrum ihrer Lust, bis sie sich auf dem Gipfel der Ekstase erschauernd an ihn klammerte. Aber selbst dann hörte er nicht auf, sondern führte sie mit Lippen, Zunge und Fingern zu einem weiteren Höhepunkt. Sie schrie seinen Namen, und der leise, heisere Tonfall ihrer Stimme war wie Musik für ihn, als sie sich in einer stummen Bitte um Erlösung an ihn presste und verlangend ihre Hüften kreisen ließ. Das heiße Beben, das sie durchlief, steigerte höchstens noch den Druck, der sich immer stärker in ihr aufbaute, bis sie keinen anderen Gedanken mehr fassen konnte, als endlich eins mit ihm zu werden.
Manolito hob den Kopf und drehte sie zu sich herum, hob sie auf seine Arme und drückte sie an sich, bis er stand. »Leg mir deine Beine um die Taille, MaryAnn«, sagte er mit rauer Stimme.
»Ich habe keine Kraft mehr.« Ihre Arme und Beine waren schwer, ihr Körper bebte noch von den heftigen Orgasmen. Trotzdem legte sie ihm die Hände um den Nacken und schlang ihre Beine um seinen Körper.
»Ich habe Kraft für uns beide. Halt dich einfach an mir fest, sivamet.«
Sie verschränkte ihre Füße hinter seinem Rücken und schloss die Augen, als er sie auf seine heiße Härte herunterließ. Sie wusste nicht, was größer war, die berauschende Lust, als er in sie eindrang, oder ihre Sehnsucht nach Erlösung, aber sie schrie auf und drückte ihr Gesicht an seine Schulter. »Ich weiß nicht, ob ich das aushalte«, flüsterte sie. »Es ist zu viel, jedes Mal zu viel.«
Wie sollte sie das überstehen, wenn ihr ganzer Körper sich schier aufzulösen drohte? Aber ihr Begehren schien keine Grenzen mehr zu kennen, es verschärfte sich nur noch, als Manolito sich aus ihr zurückzog und sich alles in ihr zusammenkrampfte, um ihn zurückzuhalten.
Mit einer Hand griff er in ihr Haar und zog ihren Kopf hoch, um ihren Mund mit seinem zu bedecken. Er musste sie küssen. Um sich als Teil von ihr zu fühlen und ihr all die Gefühle zu vermitteln, die er für sie empfand. Er schaute ihr in die Augen und sah dort brennendes Verlangen, aber auch grenzenlose Liebe. Sein Herz begann wie wild in seiner Brust zu hämmern, und er küsste sie erneut, in einem sehr sanften, sachten Rhythmus, um sie zu ermutigen, ihn wieder in sich aufzunehmen. Während er mit beiden Händen ihren Po umfasste, hob er sie an und zeigte es ihr, und ein raues Aufstöhnen entrang sich ihm, als ihre samtene Hitze ihn erneut umgab.
Sie war so heiß. Ein versengendes Feuer schoss in ihm empor und verbreitete sich rasend schnell in seinem ganzen Körper. Das urwüchsige Bedürfnis, sie zu besitzen, war eine dunkle Lust, die sich weder aufhalten noch unterdrücken ließ. Hitze, Lust, Liebe, Leidenschaft und Erregung – alles vermischte sich miteinander, als ihre Muskeln sich auf dem Gipfel der Ekstase so fest um ihn zusammenzogen, dass er nicht mehr wusste, ob es Lust war oder Schmerz, was er empfand.
Manolito löste sich wieder von ihr und legte sie auf das Bett, damit er sich über sie beugen und zusehen konnte, wie sie sich vereinigten, wie ihr Körper sich dehnte und weitete, um ihn in sich aufzunehmen. Der Anblick war so überaus erotisch, dass Manolito die Fähigkeit verlor, zu denken oder sich im Zaum zu halten, und er immer schneller und immer tiefer in sie eindrang, als sein unbändiges Verlangen ihn zu überwältigen drohte.
MaryAnn bog sich ihm entgegen, passte sich jeder seiner Bewegungen an und drängte ihn zu einem noch schnelleren Rhythmus, bis sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Ekstase unter ihm aufbäumte und auch ihn auf einen Gipfel solch überwältigender Lust führte, dass sein ganzer Körper wild erschauerte. Lange Zeit lag er ermattet über sie gebeugt, flüsterte ihren Namen, streichelte ihren Rücken und kämpfte um Beherrschung, obwohl sein Körper nicht mehr ihm gehörte.
Als er wieder zu Atem kam, hob er MaryAnn ganz auf das Bett und legte sich neben sie, weil seine Beine zu kraftlos waren, um ihn noch länger zu tragen. Sie kuschelte sich an ihn, schlang ihm die Arme um den Nacken und presste ihre Brüste an ihn, die wie ihr ganzer Körper noch immer leise bebten.
»Ich glaube, ich lebe noch«, sagte er mit einem Anflug von Humor in der Stimme.
»Ich nicht.« Sie war erschöpft, und trotzdem reagierte ihr Körper noch immer auf jede Bewegung Manolitos.
Er beugte sich über sie, ließ seine Lippen von ihrem Hals zu ihrer Brust hinunterwandern, und MaryAnn hielt den Atem an, als sie seine scharfen Eckzähne an ihrer Haut spürte. Aber sie folgte ihrem Instinkt und bog sich ihm entgegen, weil sie alles wollte, was er ihr zu bieten hatte. Doch Manolito strich nur sanft mit der Zunge über ihre Brust und rollte sich wieder zur Seite.
Es war zu spät für ihn. Er hatte bei mehreren Gelegenheiten ihr Blut zu sich genommen, so oft, dass es für ihn keinen Zweifel mehr an der Infektion gab, die in seinem Körper wütete. Sein karpatianisches Blut bewahrte ihn davor, zu viele der Auswirkungen zu spüren, doch der Wolf war auf jeden Fall schon in ihm. Für MaryAnn jedoch war es noch nicht zu spät. Er musste einfach nur die Beherrschung über sich bewahren. Sie zu lieben, war der gefährlichste Moment, weil sein Verlangen nach ihrem Blut dann ganz besonders stark war.
Lange lag sie schweigend neben ihm und lauschte ihrem eigenen und seinem Herzschlag. Schließlich drehte sie sich auf die Seite und stützte sich auf einen Ellbogen, um ihn ansehen zu können. »Manolito, ich bin mit deinem Geist verbunden und kann dein Bedürfnis spüren, mich zu verwandeln. Du willst es nur nicht tun, obwohl all deine Instinkte es von dir verlangen.«
Zärtlich legte er eine Hand um ihren Nacken. »Das ist mir egal. Deine Sicherheit und dein Glück sind wichtiger für mich als alles andere.«
»Riordan sagte, du könntest immer noch zum Vampir werden.«
»Das hast du falsch verstanden.« Seine Finger begannen eine langsame Massage, um ihre Anspannung zu lindern. »Wir sind aneinander gebunden. Ich kann mich nicht mehr verwandeln. Ich werde mich für ein Leben mit dir entscheiden, ob das nun hier sein wird oder in deinem geliebten Seattle.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Siehst du? Allmählich kann ich auch schon deine Gedanken lesen, wann ich will.«
»Was bedeutet das, was du gerade gesagt hast? Ich verstehe nicht ganz.«
»Ich werde alt werden und sterben wie du. Auch Werwölfe sind sehr langlebig, aber nicht so wie die Karpatianer. Wenn du aus dem Leben scheidest, werde ich mit dir gehen.«
MaryAnn schwieg, während sie ihm prüfend ins Gesicht sah und seinen Geist anrührte. Als sie ganz tief in sein Bewusstsein eindrang, entdeckte sie ... den Wolf. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass er ihn in sich trug, doch nun konnte sie auch seine machtvolle Präsenz spüren. Mit der Kombination aus dieser Macht und seinen karpatianischen Fähigkeiten würde Manolito ein Mann sein, mit dem kein leichtes Umgehen war. Ein Glück, dass sie die Wölfin hatte, die ihr beistand und sie anleitete.
»Ich will oft nach Seattle zurückkehren, um meine Familie zu besuchen«, sagte sie.
»Natürlich.«
»Und du wirst charmant und keine Spur despotisch sein.«
Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Mir wurde schon immer nachgesagt, ich sei ein charmanter Mann.«
»Von wem? Von deinen Brüdern?« Sie rümpfte die Nase. »Wenn wir Besuche machen, wirst du dich wie ein zivilisierter Mensch und nicht wie ein Karpatianer oder Wolf benehmen. Ich will nicht, dass meine Mutter sich beunruhigt.«
»Wirst du ihr Fragen nach deiner Herkunft stellen?«
»Ich weiß es nicht. Das habe ich noch nicht entschieden. Aber was ich weiß, ist, dass Solange und Jasmine wirklich Hilfe brauchen, egal, wo sie auch leben werden. Ich glaube, wir sollten versuchen, uns auch in Amerika ein Zuhause in ihrer Nähe einzurichten.«
»Das ist eine gute Idee und die perfekte Lösung. Jasmine will zur Ranch, doch Solange wird bestimmt ein Problem sein. Und um ehrlich zu sein, MaryAnn, ich denke nicht, dass sie jemals in der Nähe meines ältesten Bruders Zacarias leben sollte. Er lässt kein Nein als Antwort gelten, und sie würde ihn sehr hart beurteilen und nicht verstehen, dass sein Wort Gesetz sein musste und sein muss. Er war es, der uns alle davor bewahrte, uns in Vampire zu verwandeln. Die Finsternis ist schon in ihm, und wir müssen alle sehr behutsam mit ihm umgehen, um ihn nicht zum Äußersten zu treiben.«
MaryAnn konnte Manolitos Trauer und Sorge um seinen ältesten Bruder spüren. Offensichtlich liebte und respektierte er Zacarias noch mehr als alle anderen. Sie strich mit sanften Fingern Manolitos Haar zurück und beugte sich zu ihm vor, um ihn zu küssen. Die Schatten in seinen Augen und die Sorgen, die ihn belasteten, waren fast mehr, als sie ertragen konnte.
»Du denkst, dass du ihn irgendwann verlieren wirst.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Manolito legte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte zu den glitzernden Kristallen an der Decke auf. »Zacarias ist ein großartiger Mann, meu amor«, sagte er seufzend, »hochintelligent und sehr, sehr mächtig. Er hat wie ein Schild vor mir und meinen Brüdern gestanden und uns davor geschützt zu töten, um uns mehr Zeit zu verschaffen. Denn jedes Mal, wenn wir töten, nimmt die Finsternis in unseren Seelen zu.«
»Könnt ihr anderen, Riordan, Rafael und du, nicht versuchen ...« MaryAnn brach ab. Was redete sie da? Wollte sie, dass Manolito wieder die Vampire jagte?
Er schüttelte den Kopf. »Zacarias würde uns nie erlauben, das für ihn zu tun. Er glaubt, er trüge die Verantwortung für uns. Ich kann sehen, dass die Finsternis schon sehr ausgeprägt in ihm ist. Ich war selbst so nahe daran, den Schritt zu tun und ein Vampir zu werden, dass ich es wissen muss. Selbst als ich jene andere Welt betrat, merkten es die Bewohner dort. Mit der Zeit verdichtet sich die Finsternis, bis du nicht mehr weißt, ob du der Verlockung widerstehen kannst, wenigstens einmal etwas zu verspüren. Ganz egal, was.«
»Aber drei von euch haben doch schon Gefährtinnen gefunden. Das sollte ihm Hoffnung geben, oder?«
»Er kann keine Hoffnung empfinden, jedenfalls keine eigene. Er kann nur die Hoffnungen, die wir für ihn hegen, verspüren. Und selbst wenn er seine Gefährtin finden sollte, fürchte ich, dass es zu schwierig sein wird für eine moderne Frau der heutigen Gesellschaft, um mit ihm zu leben. Die meisten unserer Gefährtinnen sind menschlich oder als Menschen großgezogen worden. Und Zacarias ist ein Relikt aus einer anderen Ära. Du findest mich schon schwierig, MaryAnn. Aber ich kann dir versichern, dass ich im Vergleich zu ihm ein sehr moderner Mann bin.«
»Es freut mich, das zu hören, Manolito, denn diese moderne Frau ist zu einer Entscheidung gelangt, die nur sie selbst treffen kann. Nur ich, verstehst du? Du musst verstehen, dass ich Rechte habe. Und dass das hier wichtig für mich ist.«
»Und was für eine Entscheidung wäre das?« Er klang misstrauisch. Argwöhnisch. Er würde sie nicht von ihren Verpflichtungen entbinden, selbst wenn das möglich wäre – was es nicht war.
»Ich will, dass du mich zu einer Karpatianerin machst. Jetzt. Heute Nacht. Ich will voll und ganz dein Leben mit dir teilen.« Sie ignorierte die Sturmwolken, die sich in seinen Augen zusammenbrauten. »Ich habe die ganze Zeit keine Wahl gehabt. Also hör mir jetzt gut zu: Ich habe mir das sehr gut überlegt, ich weiß, was ich tue und sage, und ich liebe dich und will ganz und gar die Deine werden.«