ACHT

Die Tage vergingen. Annie, die sich zu fragen begann, ob sie Ronan wiedersehen würde, gewöhnte sich an, den Strand in der Morgendämmerung zu erkunden, wenn Nebel vom Meer aufstieg wie in einem Traum. Um diese Zeit war, abgesehen von Owen Kavanagh, der fischte oder schwamm, niemand unterwegs. Er nickte oder winkte ihr zu, aber sie kamen sich nur selten nahe genug, um miteinander zu sprechen, weil er sich weiter auf die Felsen und in die Brandung hinauswagte als Annie.

An jenem Morgen stand das Wasser so tief, dass sie zwischen den kleinen Tümpeln hindurchwaten konnte, die die Flut zurückließ. »Hallo, Fische«, sagte sie. »Hallo, Anemonen.« Ihre Freunde. Sie schlüpfte zwischen den Felsen am Ende des Strands hindurch; der Sand dahinter lag bei Ebbe frei da. Annie liebte es, sich zu verbergen. Zu Hause hatte sie das oft im Garten getan, sich in der Lorbeerhecke mit den nistenden Vögeln ein Versteck eingerichtet, ideal für sie und einen lieben Freund. Nicht für Ella – sie war zu groß und zu laut; die Vögel mochten ihre Stimme nicht. Von der Hecke aus hatte Annie gehört, wie ihr Vater unter dem Vorwand, die Karpfen im Teich zu füttern, ein Handygespräch führte. Er hatte leise gesprochen, so leise, wie Annie es manchmal mit ihrer besten Freundin Katie tat. »Hast du auch Geheimnisse, Daddy?«, hatte sie ihn gefragt, war aus der Hecke geschlüpft und ihm ins Haus gefolgt. »Das war geschäftlich, Annie-pan«, hatte er hastig erklärt. »Ich hab nicht gemerkt, dass du in der Hecke sitzt.«

Weil ihr im Schatten der Felsen von Glass Beach kalt wurde, trat sie in die Sonne hinaus. Ich bin ein Schmetterling. Sie konnte sich verwandeln, alles neu machen.

»Hallo, Annie.« Ronan balancierte gekonnt am Rand eines Tümpels entlang.

»Wo warst du?« Sie hatte gehofft, ihn hier zu treffen, und nun war er tatsächlich da.

»Weg, angeln. Du hast doch niemandem von mir erzählt, oder?«

»Nein. Ich halte meine Versprechen.«

»Gut. Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann. Schau, ich hab was für dich.« Er reichte ihr eine große, makellos weiße Muschel an einem Strang aus geflochtenem Seegras. »Trau dich. Blas rein.«

Sie versuchte es. »Nichts zu hören.«

Seine Augen funkelten. »Wenn du nichts hörst, heißt das noch lange nicht, dass niemand was hört. Behalt sie. Vielleicht wirst du sie eines Tages brauchen.«

»Wann?«

»Jetzt ist noch nicht eines Tages. Wenn’s so weit ist, merkst du’s schon.«

Sie legte die Kette um ihren Hals. Ihr gefiel, dass sie nach Meer roch und dass er sie für sie gemacht hatte.

»Möchtest du schwimmen?«

»Ich darf nicht allein schwimmen.«

»Du bist nicht allein. Ich bin ja bei dir. Wir schwimmen nicht weit raus. Ich will dir was zeigen.«

»Wir zwei sind immer noch nicht mit meinem Boot rausgefahren. Ich hab jetzt Ruder.«

»Schwimmen ist besser, du wirst schon sehen.« Er nahm ihre Hand. Die Wärme seiner Haut breitete sich in ihrem Körper aus. »Noch kalt?«

Sie schüttelte lachend den Kopf.

Sie rannten durchs seichte Wasser, so dass es im Sonnenlicht schillernd aufspritzte, und tauchten ein. Obwohl das Salz in Annies Augen brannte, ließ sie sie offen. Sie wollte sehen, wohin Ronan sie führte. Annie kannte niemanden sonst, der so schwamm wie er, nicht einmal ihre Mutter, und ahmte seine Bewegungen nach, so gut sie konnte.

Nach einer Weile hielt Ronan inne. »Sie kommen. Hör zu.« Er zog sie unter Wasser, wo sie einen tiefen, gedämpften Ton wie von einem Horn, gefolgt von höheren Pfeiftönen, vernahm – eine Meeressymphonie.

»Was war das?«, fragte sie, als sie nach Luft schnappend auftauchten. Noch nie hatte sie den Atem so lange angehalten. »Das war wunderschön.«

»Der Gesang der Wale.« Er schaute sie an. »Du bist müde. Wir kehren lieber um.«

»Ich will nicht.«

»Ich weiß.« Er lotste sie zum Ufer zurück, setzte sich neben sie und zeichnete Symbole in den Sand.

»Was bedeutet das?« Sie zeigte auf die Zeichen, Kurven und Linien.

»Das ist eine besondere Sprache«, antwortete er. »Vielleicht bringe ich sie dir irgendwann bei.«

»Schreibst du meinen Namen?«

Er formte Kringel und Striche im Sand, die aussahen wie Spatzenflügel oder Fischschuppen.

»Hübsch. Von jetzt an schreibe ich meinen Namen immer so.«

Er schüttelte den Kopf. »Das bleibt unser Geheimnis – nur für den Strand.«

»Nur für den Strand«, wiederholte sie.

»Du bist also mit deiner Familie hier?«, fragte er.

»Mit meiner Schwester und meiner Mom.«

»Und dein Dad?«

»Der kommt, glaube ich, nach. Aber genau weiß ich es nicht. Er war in letzter Zeit nicht oft bei uns.« Sie seufzte.

Er nickte, als wüsste er, wovon sie sprach. »Die Dinge verändern sich ständig«, sagte er und blickte auf die Wellen. »Manchmal nicht so, wie wir wollen.«

Sie schwiegen. Mit Ronan zusammen zu sein war schön. Sie hätte Stunden mit ihm verbringen können.

Plötzlich stand er auf und duckte sich hinter einen Haufen Treibholz. Er schien Dinge zu erahnen.

»Was ist los?«, fragte sie und überlegte, ob sie sich auch verstecken sollte.

»Da ist jemand.«

Sie sah in die Richtung, in die er zeigte. Owen Kavanagh warf von einem der Felsvorsprünge aus sein Netz aus. »Das ist bloß Owen. Er kommt aus dem Meer wie du. Kennst du ihn?«

Keine Antwort. Ronan war ohne ein weiteres Wort zwischen den Felsen hindurchgeschlüpft und verschwunden.

Kurz darauf begegnete Annie auf dem Klippenpfad Maire, die in einem Korb Algen und Schalentiere sammeln wollte und den Jungen davonhuschen gesehen hatte. »Du hast einen Freund gefunden?«

»Einen Freund? Ich war allein.« Annie grub mit den Zehen im Sand, wich Maires Blick aus.

Neben ihr lagen ihre Funde vom Strand – Strandschnecken, Muscheln, Meerglas, ein runder Granitstein. Im Cottage befand sich bereits eine beachtliche Sammlung, die Annie Maire mehrmals gezeigt hatte.

»Noch mehr Schätze?«

»Hier gibt’s jeden Tag was Neues. Man weiß nie, worüber man stolpert.« Ihr Blick wanderte in die Richtung, in die der Junge gelaufen war.

»Zum Beispiel über Menschen?« Maire deutete auf die Spuren im Sand, die die Wellen noch nicht verwischt hatten.

Annie biss sich auf die Lippe. »Das darf niemand erfahren, am allerwenigsten Ella. Sie ist so herrisch; ich glaube nicht, dass Ronan sie leiden könnte.« Annie schlug die Hand vor den Mund. »O nein. Jetzt habe ich seinen Namen verraten.«

»Schon in Ordnung. Ist er nur den Sommer über da wie du?«

»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er mein Freund ist. Er spielt gern. Ella mag nicht ständig spielen. Kommt das, wenn man älter wird? Hoffentlich werde ich nicht so.«

Maire lächelte. Was für ein Geschenk, wieder Kinder in Cliff House zu haben! Sie hatte ganz vergessen, wie sie waren – ihre Entdeckungen, ihre kleinen Freuden, ihre Offenheit für alles Neue. »Dann behalten wir das Geheimnis erst mal für uns, was?« Vielleicht wusste Nora, die die Mädchen immer im Auge behielt, sowieso schon Bescheid.

»Kannst du den Mund halten?«, fragte Annie.

Maire nickte. Ja. Sogar ziemlich gut.

»Manche Geheimnisse sind schlecht, stimmt’s?«, fragte Annie, die an ihren Vater dachte.

»Das hier nicht. Jedenfalls glaube ich das nicht. Es freut mich, dass du einen Freund gefunden hast.«

»Ich auch. Auf Burke’s Island lernen wir viele neue Leute kennen – Polly, Alison, Owen, Reilly …«

»Du kennst Reilly?« Warum überraschte sie das? Er ging oft die Klippen entlang, wagte sich jedoch abgesehen von den Sonntagen, wenn er die Kirche besuchte, nicht mehr so weit hinaus. Während des Gottesdienstes saß er in derselben Bank wie Maire, dritte Reihe links, bei einer kleinen Figur der heiligen Rita, der Schutzpatronin der aussichtslosen Fälle.

»Ja. Und Patch.«

Maire und Joe hatten ebenfalls einen Hund gehabt, einen schokoladenbraunen Labrador namens Diggity, der mit seinem Herrn untergegangen war. Maire hatte es nicht übers Herz gebracht, sich einen neuen zuzulegen, weil sie nicht wusste, was die Zukunft bringen würde. »Er ist süß, was?«

»Es ist schön, jemanden in meinem Alter zu haben«, sagte Annie, wieder beim Thema Ronan.

»Ja, das glaub ich dir gern.« Ella war die Einzige, die auf der Insel noch keine Freunde gefunden hatte, aber auf der Landspitze gab es ja auch keine anderen Kinder.

»Wo willst du hin?«, fragte Annie.

»Algen ernten. Manche Sorten schmecken im Salat, andere sind gut für den Garten, zum Düngen. Möchtest du mir helfen?«

»Ja.« Annie nahm Maires Hand. »Ich bin froh, dass wir auf die Insel gekommen sind, Tante Maire.«

»Ich auch.«

»Owen fischt gern, stimmt’s?«, fragte Annie später, als sie wieder in Cliff House waren. Maire hatte ihre jüngere Nichte den ganzen Vormittag über für sich. Nora war in den Ort gefahren, um ein paar Dinge zu erledigen, Ella mit einem Buch im Cottage geblieben. Maire und Annie breiteten im Garten die Algen zum Trocknen aus. Später würden sie sie als Dünger auf den Gemüsebeeten ausbringen. »Er ist immer oben auf den Felsen.«

»Das macht er gern«, erklärte Maire und beschattete die Augen. Owen kam gerade den Weg herauf. Allmählich schien er sich zu erholen. »Hallo. Eben haben wir über Sie gesprochen.«

»Mir haben die Ohren geklungen.« Er hielt ihr einen Kranz Stinte hin.

»Mein Lieblingsfisch. Den habe ich immer mit meinem Dad gefangen. Wir waren die Einzigen, die ihn mochten.« Maire erinnerte sich gern daran. Ihr Vater hatte ihr alles über das Meer und das Navigieren beigebracht. Dazu den Aberglauben der Seefahrer: Segle niemals an einem Freitag. Pfeife an Bord nur bei Windstille, wenn du eine Brise brauchst.

»Meiner auch.«

»Wir sind gerade fertig geworden.« Maire erhob sich und wischte die Knie ihrer Jeans ab. »Kommen Sie auf ein Tässchen Tee herein?«

»Und Kekse?«, fragte Annie hoffnungsvoll.

»Vor dem Mittagessen?«, fragte Maire schmunzelnd zurück.

»Für Kekse ist es nie zu früh«, erklärte Annie.

»Das sage ich auch immer«, pflichtete Maire ihr bei, stellte die Schuhe vor der Tür ab und ging ins Haus.

»Haben Sie beim Schiffbruch Ihre Kleider verloren?«, erkundigte sich Annie bei Owen, während Maire das Wasser aufsetzte.

Er zuckte mit den Achseln. »Ich gebe nicht viel auf Mode.«

»Ich habe neulich im Speicher Kleidung gefunden, die Ihnen passen könnte«, sagte Maire, der aufgefallen war, dass er immer dieselben zerrissenen Shorts trug.

»Das ist nicht nötig …«

»Sie täten mir einen Gefallen. Behalten Sie den Wasserkessel im Auge, dann hole ich sie.« Maire hatte die Hemden und Hosen bereits sortiert, gewaschen, zusammengelegt und gebügelt wie früher für Jamie und Joe. Sie wusste nicht, ob die Sachen Owen passen würden, weil Jamie schmaler und größer gewesen war als der kräftige Owen mit seinen höchstens eins achtzig. Allerdings hatte Jamie immer weit geschnittene Hosen und Hemden getragen.

Maire verweilte in Jamies Zimmer, in dem er von dem kleinen Jungen, der sich vor der Dunkelheit fürchtete und Basketball und Astronomie liebte, zum jungen Mann herangewachsen war, der kaum noch mit ihr sprechen wollte und den Raum mit seiner bloßen Größe ausfüllte, mit der Kraft seiner Wut. Woher war diese Wut gekommen? Wie hatte Maire die Fähigkeit verloren, mit ihm zu kommunizieren? Diese Gedanken quälten sie. Hätte sie ihm doch nur gesagt, wie sehr sie ihn liebte! Aber die Streitereien, der Ärger hatten sie mürbe gemacht. Sie hatten sich kaum noch auf etwas verständigen können – und dann war er verschwunden.

Sie trug den Karton seufzend nach unten. »Da wären wir«, sagte sie und stellte ihn auf den Tisch, damit Owen die Sachen durchgehen konnte.

»Was ist Ihre Lieblingsfarbe?«, fragte Annie ihn nach einem raschen Blick in die Schachtel. »Das Hemd da ist hübsch.« Sie ließ die Finger über ein graues Flanellhemd mit Button-down-Kragen gleiten.

Er überlegte kurz. »Blau.«

»Meine auch.« Maire nickte. »Das trifft sich gut. Es sind viele blaue Sachen dabei.«

»Alle Farben sind irgendwie schön«, erklärte Annie.

»Prima Einstellung«, meinte Owen. »Es ist gut, in allem das Schöne zu sehen.«

An jenem Abend brachte Maire Owen Pasteten mit Krebsfleisch, Bohnen und süße Beeren aus dem Garten. Sie hatte schon mehrfach versucht, ihn zu sich ins Haus einzuladen, doch er hatte abgelehnt. Trotzdem glaubte sie, dass er sich über eine selbst gekochte Mahlzeit freuen würde. Maire balancierte den zugedeckten Teller auf der linken Hand über die Landspitze, wo sie sich nie lange aufgehalten hatte, nur wenn sie früher ihren Vater zum Abendessen rief oder Patrick besuchte. Die Erinnerung an ihn schmerzte sie noch immer, nach all den Jahren.

Kaninchen und Wühlmäuse hatten sich neben dem Weg Gänge gegraben. Maire senkte den Blick, um nicht in ein Loch zu treten und sich nicht den Knöchel zu verstauchen. »Setz dich einen Moment zu mir«, hätte Joe gesagt. Aber sie musste immer in Bewegung bleiben, damit sie nicht den Verstand verlor.

Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, einen zweiten Teller für sich selbst mitzubringen und Owen Gesellschaft zu leisten, wollte sich jedoch nicht aufdrängen. Seine Privatsphäre schien ihm heilig zu sein. Aus der Fischerhütte stieg Rauch auf. Es war Jahrzehnte her, dass jemand in dem kleinen Kamin ein Feuer entzündet hatte. Maire stellte sich nur ungern vor, in was für einem Zustand sich der Schuppen befand – die Mäuse, die Spinnweben. Sie hatte Owen gewarnt, ihn jedoch nicht abschrecken können. »Hab schon Schlimmeres gesehen«, hatte er gemeint.

Eine Krähe flog, wie eine Katze schreiend, vor ihr her. Kluge Vögel, diese Krähen. Als Kind hatten sie ihr Angst gemacht; ihre Großmutter hatte behauptet, sie seien Todesboten, doch später hatte sie gemerkt, dass Probleme ohne Ankündigung kamen, Vögel hin oder her. Sie vermutete, dass diese Krähe sich über Flotsam und Jetsam lustig machte, indem sie außer Reichweite herumflog. »Schlaues Kerlchen«, sagte Maire zu ihr. Sie sprach oft mit den Tieren – und mit Joe, besonders in den Monaten nach seinem Verschwinden. Sie hatte nach wie vor das Gefühl, dass er bei ihr war. Vermutlich würde sich das nie ändern.

Der Pfad führte auf einen Felsen, den Maeve den Sonnenfelsen genannt hatte, weil sie sich dort in BH und Slip sonnte, wenn ihre Eltern nicht zu Hause waren. Maire hatte die helle irische Haut ihrer Mutter geerbt, die im Gegensatz zu der von Maeve nie braun wurde. Der Teint von Maeve veränderte sich mit den Jahreszeiten, was sie für die Jungs in Portakinney, die ihr auf Schritt und Tritt folgten, noch exotischer machte. Nach einer Reihe übler Sonnenbrände war Maire klar geworden, dass sie sich in puncto Bräune nicht mit ihrer Schwester messen konnte.

Owen hatte den Hof von Müll gesäubert und seine Netze zum Trocknen ausgebreitet. Alles wirkte nicht mehr so trostlos wie zuvor. Es war gut, jemanden hier wohnen zu haben, so eine Art Hausmeister. Wäre ihr das doch nur früher eingefallen! Sie betrat die Veranda und klopfte an die Tür. Er hatte ein Glockenspiel aus Muscheln gebastelt und an den Dachvorsprung gehängt. Zuerst keine Reaktion, dann meinte sie, von drinnen so etwas wie ein Stöhnen zu hören. Sie drückte die Tür auf und streckte den Kopf hinein. Er kniete auf dem Boden. Was um Himmels willen machte er da?

»Owen«, sagte sie. »Alles in Ordnung?«

Er hob verwirrt den Kopf.

Sie stellte den Teller auf dem kleinen Tisch beim Fenster ab und ging neben ihm in die Hocke. »Erkennen Sie mich?«

Seine Miene hellte sich auf. »Tut mir leid. Ich hab Sie nicht gehört.«

Sie berührte seinen Arm. »Was ist los? Kopfweh?«

Er starrte seine Hände an, als gehörten sie ihm nicht. »Es ist schwieriger, als ich dachte.«

»Was?«

»Alles.«

Sie richtete sich auf. »Hier sind Sie in Sicherheit. Sie haben festen Boden unter den Füßen.«

»Ich weiß«, sagte er. »Normalerweise bin ich nicht so.«

»Sie werden bald wieder der Alte sein. Vielleicht bringt ein ordentliches Essen Sie auf die Beine.« Sie deutete mit dem Kinn auf den Teller. »Soll ich bleiben? Es würde mir keine Umstände machen.«

Er stand ächzend auf, als ruhte ein unsichtbares Joch auf seinen Schultern.

»Wirklich, Maire. Mir geht’s gut – und ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich meiner annehmen.«

»Ich habe eher den Eindruck, dass Sie sich um mich kümmern.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. Als sie spürte, wie er leicht zu zittern begann, entfernte sie sich widerstrebend.