Von den Krämpfen und der eindeutigen Verbesserung der Kraft in meinen Händen abgesehen, verliefen meine Bemühungen, ein eigenes Werlicht zu produzieren, ziemlich frustrierend. Jeden Morgen führte mir Nightingale den Zauber vor, und jeden Morgen verbrachte ich anschließend bis zu vier Stunden damit, meine Hand auf diese ganz besondere Weise zu öffnen. Glücklicherweise wurde die Routine in der dritten Februarwoche unterbrochen: Lesley May und ich sollten als Zeugen gegen Celia Munroe aussagen, die den tätlichen Übergriff im Kino am Leicester Square begangen hatte.
Pünktlich um zehn erschienen wir im Gericht, in Uniform (denn die Amtsrichter mochten es nun mal, wenn ihre Polizeibeamten bei solchen Anlässen in Uniform auftauchten) und in der sicheren Gewissheit, dass der Fall mindestens bis 14 Uhr vertagt werden würde. Vorausschauende und ehrgeizige Constables wie wir hatten natürlich genügend Lesematerial dabei: Lesley schleppte die neueste Auflage von Blackstones Handbuch der polizeilichen Praxis mit, während ich mich für Horace Pitmans Legenden des Themsetals entschieden hatte, erschienen 1897.
Das Amtsgericht der City of Westminster befindet sich hinter der Victoria Station in der Horseferry Road, in einem schlichten, schachtelförmigen Bau aus den siebziger Jahren. Er ist dermaßen arm an architektonischen Qualitäten, dass man sogar eine Zeit lang erwog, ihn unter Denkmalschutz zu stellen, um ihn als abschreckendes Beispiel für die Nachwelt zu erhalten. Die Wartebereiche im Gebäude zeichnen sich durch jene besondere Atmosphäre aus, die den Ruhm britischer Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausmacht: ein angestrengtes Bemühen um Geschäftigkeit, verbunden mit karger Unmenschlichkeit.
Vor dem Gerichtssaal standen zwei Wartebänke. Wir setzten uns auf die eine; die Angeklagte Celia Munroe, ihr Rechtsanwalt und ein Freund, den sie wohl als moralische Stütze hergeschleppt hatte, teilten sich die andere Bank mit dem Opfer, Mr. Ranatunga, und Mr. Ranatungas Bruder. Niemand auf der anderen Bank verspürte auch nur die geringste Lust, hier zu sein, und alle gaben uns dafür die Schuld.
»Schon was aus Los Angeles gehört?«, erkundigte ich mich.
»Brandon Coopertown stand am Abgrund«, antwortete Lesley. »Offenbar waren alle seine Geschäftspläne in den USA gescheitert und seine Produktionsfirma stand kurz vor der Pleite.«
»Und das Haus?«
»Wäre wohl bald der Vergänglichkeit anheimgefallen«, erklärte Lesley reichlich gespreizt. Ich sah sie fragend an. »Sechs Monate Rückstand bei Zins und Tilgung für die Hypotheken«, fügte sie hinzu. »Und dieses Jahr kratzte sein Jahreseinkommen nicht mal an die fünfunddreißigtausend Pfund.«
Das waren gute zehntausend mehr als das, was ich als voll ausgebildeter Constable erhielt – mein Mitgefühl hielt sich deshalb in Grenzen.
»Sieht immer mehr wie eine klassische Familientragödie aus«, fuhr Lesley fort, offenbar hatte sie gerade ihre Kenntnisse in forensischer Psychologie aufgefrischt. »Der Vater steht vor einem katastrophalen Statusverlust, kann die Schande nicht ertragen und beschließt, dass ohne ihn auch das Leben seiner Frau und seines Kindes bedeutungslos sind. Also dreht er durch, tötet einen Kollegen aus dem Mediengeschäft, tötet seine Familie und tötet schließlich sich selbst.«
»Wobei er auch noch dafür sorgt, dass ihm das Gesicht herunterfällt?«, fragte ich.
»Jede Theorie hat ihre Schwachpunkte«, sagte Lesley. »Zumal wir auch gar keinen Grund dafür finden können, warum sich William Skirmish in jener Nacht im West End aufhielt.«
»Vielleicht wollte er eine Frau aufreißen«, sagte ich.
»Wollte er nicht«, sagte Lesley. »Das wüsste ich.«
Weil das, was William Skirmish kurz vor seiner Ermordung getan hatte, für den Fall an sich kaum noch relevant war, hatte man diesen Aspekt dem jüngsten Anfänger des Ermittlungsteams übertragen, also Lesley. Und weil sie so viel Zeit und Mühe darauf verschwendet hatte, William Skirmishs letzte Stunden zu rekonstruieren, war sie nicht nur bereit, sondern geradezu überglücklich, mir ihre Ergebnisse bis zur allerletzten Einzelheit ausführlichst darzulegen. So hatte sie auch William Skirmishs romantische Vorlieben überprüft, aber keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass er auf der Suche nach Sex durchs West End gestreift sein könnte – unser William war ernsthaft monogam. Seine sämtlichen privaten Kontakte kannte er von der Arbeit oder durch gemeinsame andere Freunde. Lesley hatte auch alle Überwachungskameras überprüft, an denen er in der Mordnacht vorbeigekommen war. Soweit sie es hatte nachvollziehen können, war er von seinem Haus zur U-Bahnstation Tufnel Park gegangen und war mit der U-Bahn zur Tottenham Court Road gefahren. Von dort war er durch die Mercer Street zum Covent Garden gegangen – und zu seiner tödlichen Begegnung mit Coopertown. Kein Umweg, kein Zögern – so, als sei er verabredet gewesen.
»Fast so, als hätte da etwas in seinem Kopf herumgespukt und ihn beeinflusst«, meinte sie.
Und deshalb erzählte ich ihr vom Zauberspruch Dissimulo und erklärte ihr die Theorie, dass etwas in Coopertowns Hirn eingedrungen sei, das ihn dazu gebracht habe, sein Gesicht zu verändern, William Skirmish umzubringen und danach sogar seine eigene Familie. Und dann war es unvermeidlich, dass ich ihr meinen Besuch bei Mama Themse schilderte und ihr auch gleich noch von meinen Zauberlehrstunden und Molly, der freakigen Haushälterin, erzählte.
»Darfst du mir das alles erzählen?«, fragte Lesley.
»Warum denn nicht? Nightingale hat es mir nicht verboten. Dein Boss glaubt schließlich auch, dass diese Dinge existieren, es gefällt ihm nur nicht.«
»Also hat sich jemand oder etwas in Coopertowns Denken eingemischt – richtig?«
»Und wer oder was auch immer das gewesen sein mag«, fuhr Lesley fort, »kann das vielleicht auch mit William Skirmishs Denken gemacht haben. Dieses … Etwas hätte ihn dazu bringen können, ins West End zu kommen, um sich dort den Kopf abschlagen zu lassen. Ich meine damit: Wenn dieses Etwas das Hirn einer Person besetzen kann, warum dann nicht auch das irgendeiner anderen Person? Warum nicht auch bei dir oder bei mir?«
Ich dachte an das Entsetzen in Coopertowns Gesicht, als er in seinem Haus auf mich zustürzte – und den Blutgeruch. »Ich danke dir für diesen ermutigenden Gedanken, Lesley«, sagte ich. »Er wird mir unvergesslich bleiben – vor allem spät nachts, wenn ich einschlafen will.«
Lesley schaute zu Celia Munroe hinüber, die sittsam auf der anderen Bank saß. »Sie hatte doch auch so was wie einen plötzlichen Wutanfall. Könnte es nicht sein, dass sich etwas auch in ihren Verstand eingemischt hat?«
»Aber ihr Gesicht ist nicht heruntergefallen«, wandte ich ein.
Celia Munroe bemerkte, dass wir sie anschauten, und kroch förmlich in sich hinein. »Vielleicht war Coopertown der große Klatscher«, überlegte Lesley, »und sie war nur eine Art Echo. Es könnten sich ja mehrere solcher Zwischenfälle abgespielt haben; wir waren nur zufällig gerade bei dieser Sache dabei.«
»Dann sollten wir uns mal die Polizeiberichte vornehmen und schauen, ob etwas dazu passt. Vielleicht ergibt sich ein Muster.«
»Da müssten wir aber ganz Westminster und Camden überprüfen«, sagte Lesley. »Eine ganze Menge.«
»Nicht, wenn wir uns auf tätliche Übergriffe und Ersttäter beschränken«, sagte ich. »Und außerdem wird dein Computer die meiste Arbeit machen.«
»Und was treibst du in der Zwischenzeit?«, wollte sie wissen.
»Ich lerne, Licht zu erschaffen«, sagte ich hochmütig.
Zwei Tage später rief mich Nightingale nach unten, als ich gerade aus dem Bad kam. Offenbar war die Übungsstunde ersatzlos gestrichen, und das galt leider auch fürs Frühstück. Nightingale trug seinen »Businessanzug«, einen hellbraunen Doppelreiher aus Fischgrät-Tweed mit Lederflecken an den Ellbogen. Über dem Arm hing gefaltet sein Burberry-Trenchcoat. Außerdem hielt er seinen Stock mit dem Silberknauf in der Hand – was er noch nie bei Tag getan hatte.
»Wir fahren nach Purley«, verkündete er und warf mir zu meiner Überraschung den Schlüssel für den Jaguar zu.
»Was ist in Purley?«, fragte ich.
»Sage ich Ihnen nicht. Es ist mir lieber, wenn Sie sich einen unvoreingenommenen Eindruck verschaffen.«
»Ist das Polizeiarbeit oder ein Lehrlingseinsatz?«, wollte ich wissen.
»Beides.«
Ich setzte mich ans Steuer des Jaguar, drehte den Zündschlüssel und genoss einen Augenblick lang den kehligen Sound des Motors. Für die guten Dinge im Leben sollte man sich immer ein wenig Zeit nehmen.
»Nur keine Eile«, kommentierte Nightingale prompt.
Der Wagen ließ sich nicht so leicht handhaben, wie ich erwartet hatte, aber der Motor reagierte auf das Gaspedal in einer Art und Weise, die mich alle anderen Schwächen vergessen ließ, darunter auch das leichte Übersteuern und die Heizung, die mir in regelmäßigen Abständen einen Stoß heiße, stickige Luft ins Gesicht blies.
Ich fuhr über die Lambeth Bridge. Der Werktagsverkehr ist in London immer zäh; im Stop-and-Go zuckelten wir durch Brixton und nach Streatham. Danach befanden wir uns bereits in den Vorortvierteln Südlondons, wo riesige Bezirke mit zweistöckigen Reihenhäusern bebaut waren, zwischen denen sich immergleiche Einkaufsstraßen erstreckten. Gelegentlich kamen wir an ungleichmäßigen grünen Rechtecken vorbei, den Überbleibseln alter Dorfwiesen, allerdings waren die Dörfer längst wie Schimmelflocken in einer Petrischale zusammengewachsen.
Die A23 wurde zum Purley Way; wir fuhren an den beiden hohen Kaminen des alten Kraftwerks vorbei, die von Ikea als riesige Werbetürme für sein Firmenlogo genutzt werden. Gleich würden wir nach Purley kommen, dem berühmten Purley, wenn Sie wissen, was ich meine?
Ein roter VW-Transporter mit der Aufschrift der Londoner Feuerwehr wartete auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof Purley auf uns. Als wir daneben anhielten, wurde die Schiebetür aufgestoßen; ein großer Mann stieg aus und hob grüßend die Hand. Er war etwa Mitte vierzig, hatte eine gebrochene Nase und trug sein braunes Haar in einem Kurzschnitt. Nightingale stellte ihn mir als Frank Caffrey vor.
»Frank arbeitet bei der New-Cross-Feuerwache und ist unser Verbindungsmann bei der Feuerwehr.«
»Verbindungsmann?«, fragte ich.
»Genau«, antwortete Frank und hielt mir eine Leinentasche hin. Sie war überraschend schwer, so dass ich sie beinahe fallen ließ. Aus der Tasche kam ein metallisches Klappern.
»Seien Sie vorsichtig«, warnte Nightingale.
Ich öffnete die Tasche und schaute hinein. Es befanden sich zwei Metallzylinder darin, ungefähr so groß wie Sprühdosen, aber viel schwerer. Sie waren weiß und trugen die Aufschrift No. 80 WP Gren. Am oberen Ende befand sich ein Auslösehebel, der durch einen großen Metallsplint fixiert war. Ich bin kein Waffenexperte, aber ich erkenne eine Handgranate, wenn ich eine vor mir habe. Ich blickte Nightingale an, der eine Handbewegung machte.
»Weg damit«, befahl er.
Ich schloss die Tasche und hängte sie mir vorsichtig über die Schulter.
Nightingale wandte sich wieder an Frank. »Sind Ihre Leute bereit?«
»Zwei Wagen stehen in Bereitschaft – nur für den Fall der Fälle.«
»Gut«, nickte Nightingale. »Wir brauchen vermutlich nicht länger als eine halbe Stunde.«
Wir stiegen wieder in den Wagen, und Nightingale dirigierte mich über die Brücke, die über die Gleise führte, und dann durch ein paar völlig identisch aussehende Straßen, bis er schließlich sagte: »Hier ist es.«
Um die Ecke fanden wir eine Parkmöglichkeit und gingen zu Fuß weiter.
Grasmere Road verlief parallel zu den Gleisen und sah völlig normal aus – eine Kette von Einzel- und Doppelhäusern aus den zwanziger Jahren mit imitierten Tudor-Fassaden und Erkerfenstern. Auf der Straße war niemand zu sehen. Die Kids waren in der Schule und ihre Eltern bei der Arbeit. Wir schlenderten lässig die Straße entlang, in meinem Fall so lässig, wie es eben geht, wenn einem bei jedem Schritt zwei Handgranaten gegen die Hüfte schlagen. Hätte uns jemand beobachtet, hätte er uns sicher für zwei gierige Immobilienagenten gehalten, die sich ein neues Revier unter den Nagel reißen wollten.
Plötzlich wandte sich Nightingale nach links, ging durch das Gartentor eines der Häuser und auf eine Holztür zu, die neben dem Haus den Weg zur Rückseite blockierte. Ohne stehen zu bleiben streckte er die rechte Hand gegen die Tür aus, die Handfläche nach vorn gerichtet. Mit einem leisen Knacken sprang das ganze Türschloss heraus und fiel klappernd auf den Weg.
Wir traten durch die Tür und blieben dahinter stehen. Nightingale nickte in Richtung der Tür; ich schob sie zu und stellte einen großen Terracotta-Blumentopf davor, um sie geschlossen zu halten. Im Blumentopf war noch etwas Erde, aus der ein verdorrter, schwarzer Pflanzenstängel herausragte. Dann überprüfte ich auch die anderen Blumentöpfe, welche die von der Sonne beschienene Seite des Wegs säumten: alle Pflanzen waren verdorrt. Nightingale bückte sich, nahm eine Handvoll Erde aus einem der Töpfe und zerbröselte sie dicht vor seiner Nase. Ich tat es ihm nach; die Erde roch nach nichts, steril, als sei sie zu lange in einem Topf auf dem Fenstersims aufbewahrt worden.
»Eine Zeit lang waren sie hier«, murmelte Nightingale.
»Wer war hier?«, fragte ich, bekam aber keine Antwort.
An der Rückseite des Hauses lagen die Bahngleise, also war nur auf zwei Seiten des Hauses mit neugierigen Nachbarn zu rechnen. Der Garten war zwar kein Dschungel, aber der Rasen sah doch so aus, als sei er seit Monaten nicht mehr gemäht worden, und die einst ordentlich angelegten Blumenbeete waren so verdorrt wie die Pflanzen in den Blumentöpfen. Die Terrassentüren waren verschlossen und die Vorhänge zugezogen. Wir gingen langsam um das Haus herum bis zu den Küchenfenstern. Hier waren die Jalousien herabgelassen; die Küchentür war von innen verriegelt. Ich achtete genau auf alles, was Nightingale tat, ich rechnete nämlich damit, dass er den Trick mit dem Türschloss wieder anwenden würde. Stattdessen schlug er einfach mit seinem Stock das Türfenster ein, griff durch die zersplitterte Scheibe, zog den Riegel zurück und öffnete die Tür. Ich folgte ihm ins Haus.
Vom dämmrigen Licht abgesehen schien es eine völlig normale Küche in einem Vororthaus zu sein. Schwedische Arbeitsplatten, Gasherd, Mikrowelle, imitierte Steingutbehälter mit der Aufschrift Zucker, Tee und Kaffee. Die Kühl- und Gefrierschrankkombination war abgeschaltet, an den Türen waren mit Magneten Notizzettel und Rechnungen befestigt. Die jüngste Rechnung war ein halbes Jahr alt. Daneben hing ein Notizzettel: Opa? Darunter ein Kalender, auf dem die Abholzeiten im Kindergarten vermerkt waren.
»Hier wohnen Kinder«, sagte ich.
Nightingale antwortete mit grimmigem Gesichtsausdruck: »Jetzt nicht mehr. Das war einer der Gründe, warum wir darauf aufmerksam wurden.«
»Diese Sache wird nicht gut ausgehen, oder?«, fragte ich.
»Nicht für die Familie, die hier mal wohnte.«
Wir schlichen in den Flur. Nightingale gab mir ein Zeichen, das Obergeschoss zu überprüfen. Ich zog meinen Schlagstock heraus und hielt ihn bereit, als ich die Treppe hinaufstieg. Das Fenster oberhalb der Treppe war mit schwarzem Tonzeichenpapier zugeklebt worden, um das Sonnenlicht auszusperren. Auf einem der Papierbogen war eine Kinderzeichnung zu erkennen – ein Haus, quadratische Fenster, eine dünne Rauchfahne kräuselte sich aus einem windschiefen Schornstein, Strichfiguren von Mummy und Daddy standen stolz auf einer Seite des Hauses.
Als ich auf dem düsteren Treppenabsatz ankam, sprang mir plötzlich ein Wort in den Sinn, ein Wort, das mit V beginnt und viel mit scharfen Eckzähnen und Blutdurst zu tun hat. Ich erstarrte buchstäblich. Nightingale hatte gesagt, alles sei wahr, auf gewisse Weise jedenfalls, und das musste dann wohl auch für Vampire zutreffen, oder nicht? Zwar hatte ich meine Zweifel, ob sie auch nur entfernte Ähnlichkeit mit den Vampiren in Romanen oder TV-Serien hatten, aber eins war sicher: Sie würden strikt dagegen sein, im hellen Sonnenlicht zu glänzen.
Links befand sich eine Tür. Ich zwang mich, sie zu öffnen und in den Raum zu treten. Ein Kinderzimmer, das eines Jungen, offenbar noch klein genug, um mit Lego und Actionfiguren zu spielen, die überall auf dem Boden verstreut lagen. Das Bett war ordentlich gemacht, mit blau-roten Bett- und Kissenbezügen. Der Junge hatte offensichtlich die Zeichentrickserie Ben 10 und den Fußballklub Chelsea so gemocht, dass er ihre Poster an die Wand gehängt hatte. Es roch nach Staub, aber nicht nach Schimmel oder Feuchtigkeit, wie ich es in einem seit geraumer Zeit verlassenen Haus erwartet hätte. Das galt auch für das Elternschlafzimmer – auch hier war das Bett ordentlich gemacht und die Luft war staubig-trocken, aber in den Ecken waren keine Spinnweben zu sehen. Der Digitalwecker neben dem Bett war stehen geblieben, obwohl er noch am Stromnetz hing. Als ich ihn hochhob, rieselte feiner weißer Sand aus einem Spalt an der Unterseite. Ich stellte ihn vorsichtig zurück und nahm mir vor, ihn später genauer zu untersuchen.
Der Hauptraum an der Rückseite des Hauses war ein weiteres Kinderzimmer. Tapete mit Motiven von Beatrix Potter, ein Babybett, ein Laufstall, ein hypoallergenes Mobile aus Holz bewegte sich in der Zugluft, die von der offenen Tür hereinwehte. Wie in den anderen Zimmern fanden sich auch hier keine Hinweise auf einen Kampf oder auch nur einen überstürzten Aufbruch; alles war ordentlich weggeräumt worden. Höchst ungewöhnlich für ein Kinderzimmer. Gleichermaßen ungewöhnlich war, dass im Bad keinerlei Schimmel zu sehen war und dass das Wasser im Spülkasten einen staubigen Nicht-Geruch verströmte.
Den letzten Raum im Obergeschoss hätte ein Immobilienmakler wohl als »halbes Schlafzimmer« bezeichnet, er war höchstens geeignet für ein sehr kleines Kind oder einen Zwerg mit Platzangst. Das Zimmer hatte als Minibüro gedient; es war mit einem zwei Jahre alten Dell-Computer und dem klassischen Ikea-Aktenschrank ausgestattet. Als ich den PC berührte, schien blitzartig ein wenig Staub und Ozon aufzuwirbeln, ein Vestigium, wie ich es auch im Elternschlafzimmer wahrgenommen hatte. Ich öffnete eine Abdeckung an einer Gehäuseseite und entdeckte darin den gleichen feinen weißen Sand wie beim Wecker im Elternschlafzimmer. Vorsichtig rieb ich ihn zwischen den Fingern: sehr fein, fast pulverartig, aber dennoch körnig und durchsetzt mit goldenen Tupfen. Ich wollte gerade den Hauptprozessor herausziehen, als Nightingale in der Tür auftauchte.
»Was zum Teufel treiben Sie hier eigentlich?«, zischte er.
»Ich überprüfe gerade den Computer«, antwortete ich.
Er zögerte und schob sich das Haar aus der Stirn. »Lassen Sie das vorerst. Wir müssen nur noch unten nachsehen.«
Ich durfte nicht vergessen, mit einem Beweisbeutel zurückzukommen und den ganzen Computer mitzunehmen.
Hinter einer Tür im Erdgeschoss führte eine Treppe nach unten. Die Stufen bestanden aus ausgetretenen Hartholzbrettern. Direkt hinter der Tür baumelte eine nackte Glühbirne von der Decke, die mich blendete und die Düsternis am unteren Ende der Treppe nur noch unheimlicher erscheinen ließ.
Natürlich, der Keller, dachte ich.
»Dann wollen wir mal«, sagte Nightingale, »schließlich werden wir nicht jünger.«
Das fand ich auch, deshalb hatte ich absolut nichts dagegen, ihn vorangehen zu lassen.
Schon auf den ersten Stufen lief mir ein Kälteschauer über den Rücken, es wurde richtig kalt, als würden wir in eine Tiefkühltruhe steigen, aber mir fiel auf, dass sich keine Atemwolken bildeten. Ich schob die Hand unter die Achsel, aber auch dort war es nicht wärmer. Die Kälte war nicht physisch spürbar, also musste es sich um eine Art von Vestigium handeln.
Nightingale blieb stehen, verlagerte das Gewicht und rollte die Schultern wie ein Boxer, der sich auf den Kampf vorbereitet.
»Spüren Sie es?«, fragte er.
»Ja«, flüsterte ich. »Was ist das?«
»Tactus disvitae«, erklärte er. »Der Geruch des Anti-Lebens – sie müssen hier unten sein.«
Er sagte nicht, was, und ich fragte auch nicht. Wir stiegen die Treppe vollends hinunter.
Der Keller war klein und schmal. Zu meinem Erstaunen wurde er von einer Neonröhre recht gut ausgeleuchtet, die fast halb so lang wie der gesamte Kellerraum war. An einer Wand waren Regale befestigt, darunter hatte jemand optimistisch eine Werkbank aufgestellt. In die Mitte des Raums hatte man eine alte Matratze gelegt; darauf lagen zwei Vampire. Sie sahen wie Obdachlose aus, wie altmodische Landstreicher, die mehrere Schichten zerschlissener alter Klamotten übereinander trugen und einen aus düsteren Hauseingängen anknurrten. Das Kältegefühl wurde immer stärker, je mehr wir uns den Vampiren näherten. Sie schienen zu schlafen, aber ich hörte keine Atemgeräusche und nahm auch nicht den typischen Mief wahr, den ein schlafender Mensch in einem engen Raum verursachen würde.
Nightingale reichte mir ein gerahmtes Familienfoto, das er offenbar vom Kaminsims im Wohnzimmer mitgenommen hatte, und nahm seinen Stock in die rechte Hand.
»Ich möchte, dass Sie nun Folgendes tun«, sagte er. »Erstens müssen Sie ihre Identität feststellen. Zweitens müssen Sie ihren Puls fühlen. Schaffen Sie das?«
»Und was machen Sie währenddessen?«, fragte ich vorwurfsvoll.
»Ich gebe Ihnen Deckung. Falls sie aufwachen.«
Darüber musste ich erst mal kurz nachdenken. »Wie wahrscheinlich ist es denn, dass sie aufwachen?«
»Es ist schon vorgekommen.«
»Wie oft?«, wollte ich wissen.
»Die Wahrscheinlichkeit steigt, je länger wir darüber diskutieren.«
Ich kniete mich neben der Matratze hin und zog einem der Vampire vorsichtig den Kragen zurück. Ich achtete darauf, seine Haut nicht zu berühren. Er hatte das Gesicht eines Mannes mittleren Alters, aber mit weißer Haut, bleichen Lippen und unnatürlich glatten Wangen. Ich verglich sein Gesicht mit dem Foto, und obwohl seine Züge mit denen des lächelnden Vaters auf dem Bild übereinstimmten, konnte ich doch keine wirkliche Ähnlichkeit erkennen. Ich beugte mich ein wenig weiter über die Matratze zu dem anderen Körper. Eine Frau – ihr Gesicht passte genau zu dem der Mutter auf dem Foto. Zum Glück hatte Nightingale ein Foto gewählt, auf dem die Kinder nicht abgebildet waren. Ich streckte die Hand aus, um ihren Puls zu fühlen, und zögerte.
»In diesen Körpern lebt nichts«, sagte Nightingale. »Nicht mal Bakterien.«
Vorsichtig drückte ich meine Finger an den Hals des Mannes und fühlte den Puls. Seine Haut war kühl; ein Puls war nicht zu spüren. Dasselbe bei der Frau. Ich stand auf und trat zurück. »Nichts«, sagte ich.
»Nach oben«, befahl Nightingale. »Schnell.«
Es ist nicht so, dass ich die Treppe hinaufgerannt wäre, aber ich trödelte auch nicht gerade. Nightingale folgte mir dicht auf den Fersen, halb rückwärts gewandt, den Stock kampfbereit in der Hand. »Holen Sie die Granaten raus«, befahl er.
Ich nahm die Granaten aus der Leinentasche. Nightingale nahm eine und zeigte mir, was ich zu tun hatte. Meine Hand zitterte ein wenig, und der Splint ließ sich erstaunlich schwer herausziehen – vermutlich ist das bei einer Granate eine zusätzliche Sicherung. Nightingale zog den Splint seiner Granate und deutete die Treppe hinunter.
»Auf drei. Und werfen Sie die Granate wirklich ganz nach unten.« Er zählte bis drei, und wir warfen die Granaten die Treppe hinunter. Ich schaute wie ein Einfaltspinsel zu, als sie die untersten Stufen hinunterpolterten, dann packte mich Nightingale am Arm und riss mich weg.
Wir waren noch nicht einmal an der Haustür, als der Boden unter unseren Füßen von einem doppelten Schlag erschüttert wurde. Als wir aus dem Haus und durch den Vorgarten rannten, quoll bereits weißer Rauch aus dem Keller.
»Weißer Phosphor«, erklärte Nightingale.
Ein dünner, schriller Schrei kam von irgendwo aus dem Haus. Nicht menschlich, aber doch recht menschenähnlich.
»Haben Sie das gehört?«, fragte ich.
»Nein«, antwortete Nightingale, »und Sie auch nicht.«
Besorgte Nachbarn kamen aus ihren Häusern gestürzt, um zu sehen, ob ihre Besitztümer in Gefahr waren, aber Nightingale zeigte ihnen seinen Dienstausweis. »Keine Sorge, wir haben überprüft, ob sich jemand im Haus befand«, rief er den Leuten zu. »Ein Glück, dass wir zufällig vorbeikamen.«
Der erste Löschwagen kam drei Minuten später angerast. Wir wurden vom Haus weggescheucht. Bei einem Brand kennt die Feuerwehr nur zwei Arten von Menschen – Opfer und Hindernisse –, und wenn man keins von beiden sein will, sollte man den Feuerwehrmännern tunlichst aus dem Weg gehen.
Frank Caffrey erschien ebenfalls am Schauplatz, nickte Nightingale kurz zu und marschierte zum Feuerwehrkommandanten, um sich über den Vorfall informieren zu lassen. Nightingale musste mir nicht erst erklären, wie die Sache ablaufen würde: War das Feuer erst einmal gelöscht, würde Frank als Brandermittlungsbeamter den Schauplatz genauer untersuchen, einen plausiblen Grund für den Ausbruch des Feuers feststellen und alles beseitigen, was auf das Gegenteil hindeuten mochte. Zweifellos gab es auch eine ähnlich diskrete Vorgehensweise im Hinblick auf die Überreste der beiden Leichen im Keller. Die ganze Sache würde schließlich als einer der Hausbrände, die auch bei Tag immer wieder ausbrachen, ad acta gelegt werden. Wahrscheinlich ein Kurzschluss, glücklicherweise war gerade niemand zu Hause, vielleicht sollte man sich doch gelegentlich einen Rauchmelder kaufen, nicht wahr?
Und so, Ladies and Gentlemen, verfahren wir hier im alten London mit Vampiren.
Wie sich Erfolg anfühlt, lässt sich nur schwer beschreiben. Noch bevor es mir tatsächlich gelang, meinen ersten Zauber zustande zu bringen, merkte ich, dass ich der Sache immer näher kam. So ähnlich, wie wenn du versuchst, an einem frostigen Morgen das Auto zu starten. Ungefähr eine Stunde, nachdem ich mit meinen Übungen angefangen hatte, spürte ich, wie etwas in meinen Gedanken »klick« machte. Ich hielt inne, atmete tief durch und öffnete die Hand.
Und da war sie – ungefähr so groß wie ein Golfball und so leuchtend hell wie die Morgensonne: eine Lichtkugel.
Im selben Augenblick wurde mir klar, warum Nightingale darauf bestanden hatte, dass ich meine Übungen immer in der Nähe eines gut gefüllten Waschbeckens durchführen sollte. Im Gegensatz zu seiner Lichtkugel war meine gelb und strahlte Hitze aus – sehr viel Hitze. Ich schrie auf vor Schmerz und stieß meine Hand ins Wasser. Die Lichtkugel flackerte kurz und erlosch.
»Hand verbrannt, hm?«, sagte Nightingale. Ich hatte ihn nicht eintreten hören.
Ich zog die Hand aus dem Wasser und untersuchte die Brandwunde. Auf der Handfläche war ein rosaroter Fleck zu sehen, der aber nicht sehr ernst aussah.
»Ich hab’s geschafft!«, verkündete ich und konnte es selbst kaum glauben. Ich hatte echte Magie zustande gebracht! Das war kein Theatertrick, den Nightingale veranstaltet hatte.
»Gleich noch mal«, ordnete er an.
Dieses Mal hielt ich die Hand direkt über das Waschbecken, konzentrierte mich auf den Schlüsselgedanken und öffnete die Hand.
»Sie dürfen nicht an die Schmerzen denken«, sagte Nightingale. »Suchen Sie nach dem Schlüssel und fangen Sie noch mal an.«
Ich suchte nach dem Schlüssel, spürte, dass gewissermaßen der Motor ansprang, und öffnete die Hand.
Es verbrannte mich wieder, war aber deutlich weniger heiß als beim ersten Mal. Außerdem hatte ich meine Hand sehr dicht über das Becken gehalten. Trotzdem – dieses Mal würde ich wohl eine Brandblase bekommen.
»Noch mal«, befahl Nightingale. »Verringern Sie die Wärme und behalten Sie nur das Licht.«
Überrascht stellte ich fest, dass es mir jetzt sehr leichtfiel, der Anweisung zu folgen. Schlüssel, Kraft, öffnen – mehr Licht, weniger Hitze. Dieses Mal war es nur noch Wärme, nicht mehr Hitze, und von gelblicher Farbe, wie eine alte 40-Watt-Birne.
Nightingale musste mich nicht noch einmal auffordern.
Ich öffnete die Hand und brachte eine perfekte Lichtkugel zustande.
»Jetzt halten«, befahl Nightingale.
Es war eine Art Balanceakt auf der Handfläche, theoretisch einfach, aber in der Praxis dauerte es nicht mal fünf Sekunden. Meine wunderbare Lichtkugel zerplatzte wie eine Seifenblase.
»Gut«, kommentierte Nightingale. »Ich sage Ihnen jetzt ein Wort, das Sie jedes Mal wiederholen, wenn Sie den Zauber durchführen. Es ist sehr wichtig, dass der Zauber beständig wirkt.«
»Warum?«
»Erkläre ich gleich. Das Wort lautet Lux.«
Ich wandte den Zauber erneut an, Schlüssel, Motor. Beim Öffnen sagte ich das Wort. Die Kugel blieb länger erhalten – die Sache fiel mir definitiv immer leichter.
»Ich möchte, dass Sie den Zauber weiter üben«, sagte Nightingale. »Und nur diesen Zauber, mindestens eine ganze Woche lang. Sie werden den Drang verspüren, ein wenig zu experimentieren, etwa das Licht heller scheinen oder die Kugel herumfliegen zu lassen …«
»Man kann die Kugel herumfliegen lassen?«, fragte ich.
Nightingale seufzte. »Nicht während der nächsten Woche. Üben Sie, bis das Wort der Zauber wird und der Zauber zum Wort wird. Bis Sie sagen können, ›Lux‹, und es wird Licht.«
»Lux – aus welcher Sprache kommt das eigentlich?«
Nightingale blickte mich überrascht an. »Das ist Latein und bedeutet Licht. Bringt man euch denn in der Oberschule kein Latein mehr bei?«
»Nicht in meiner Oberschule«, murmelte ich.
»Machen Sie sich nichts draus. Ich kann Ihnen auch Latein beibringen.«
Was hab ich doch für ein Glück, dachte ich.
»Und warum muss es lateinisch sein?«, wollte ich wissen. »Warum benutzen Sie nicht einfach englische Wörter oder erfinden welche?«
»Lux, also der Zauber, den Sie gewirkt haben, ist etwas, das wir Forma nennen«, erklärte er. »Jede der Grundformen, die man lernt, hat einen Namen – Lux, Impello, scindere und so weiter. Hat man sich diese Formen erst einmal angeeignet, kann man sie kombinieren, um komplexere Zaubersprüche zu bilden, so ähnlich, wie man mit Wörtern ganze Sätze formen kann.«
»Wie Musiknoten?«, fragte ich.
Nightingale grinste erfreut. »Genau wie Musiknoten.«
»Aha – und warum benutzt man dann nicht einfach Musiknoten?«
»Weil in der Hauptbibliothek Tausende Bücher stehen, in denen Zaubersprüche genau beschrieben werden, und alle benutzen die Standardformen des Lateinischen.«
»Vermutlich wurde das alles von Sir Isaac erfunden?«, fragte ich.
»Die ursprünglichen Formen werden in den Principia Artes Magicae beschrieben«, erklärte Nightingale. »Aber im Laufe der Jahre gab es gewisse Veränderungen.«
»Und wer hat die Veränderungen eingeführt?«
»Leute, die es nicht lassen können, an allen möglichen Dingen herumzufummeln«, antwortete Nightingale. »Leute wie Sie, Peter.«
Newton schrieb, wie alle anständigen Intellektuellen des 17. Jahrhunderts, natürlich in Latein, denn das war damals die internationale Sprache der Wissenschaft, Philosophie und, wie ich erst später herausfand, auch der Luxuspornographie. Ich fragte, ob es auch eine Übersetzung gebe.
»Nicht von den Artes Magicae«, antwortete er.
»Damit nicht womöglich auch noch das gemeine Volk die Zauberei erlernt, stimmt’s?«
»Genau«, nickte Nightingale.
»Und – eigentlich will ich’s gar nicht wissen – auch alle anderen wichtigen Bücher sind vermutlich in Latein geschrieben?«
»Nicht alle. Manche sind auch auf Arabisch oder Griechisch«, erklärte Nightingale.
»Wie lange braucht man, um alle Formen zu erlernen?«, wollte ich wissen.
»Zehn Jahre«, antwortete er, »wenn Sie hart dranbleiben.«
»Dann wird’s wohl besser sein, ich mache gleich weiter.«
»Üben Sie noch zwei Stunden, dann sollten Sie aufhören und eine mindestens sechs Stunden lange Pause einlegen.«
»Ich bin nicht müde«, wandte ich ein. »Ich könnte noch den ganzen Tag so weitermachen.«
»Wenn Sie es übertreiben, hat das Konsequenzen.«
Das klang gar nicht gut, daher fragte ich: »Welche Art von Konsequenzen?«
»Hirnschlag, Herzanfall, Aneurysma …«
»Und wie merke ich, dass ich es übertrieben habe?«
»Wenn Sie einen Hirnschlag, Herzanfall oder ein Aneurysma bekommen«, antwortete Nightingale.
Mir fiel wieder Brandon Coopertowns verschrumpeltes Blumenkohlgehirn ein. Und Dr. Walids Worte: »So sieht Ihr Gehirn unter dem Einfluss von Magie aus.«
»Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Zaubermeister«, murmelte ich.
Nightingale stand bereits an der Tür. »Zwei Stunden, dann kommen Sie ins Arbeitszimmer zu Ihrer Lateinstunde.«
Ich wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann öffnete ich die Hand und flüsterte: »Lux!«
Dieses Mal strahlte die Kugel nur noch sanftes weißes Licht und nicht mehr Wärme aus als ein sonniger Tag.
Verdammt, dachte ich, ich kann zaubern.