10
»Ich glaube, ich bin verliebt.«
Das mit Ernst vorgebrachte Geständnis hing einen Moment in der Luft, ehe die Ritter, die um den Tisch versammelt saßen, in Lachen ausbrachen. Alaric schaute von seinem Becher Ale auf und runzelte die Stirn.
»Schon wieder? Oder liebst du dieses Mal dasselbe Mädchen länger als eine Woche?«
»So ist es nicht«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Dieses Mal bin ich mir sicher.« Die Männer lachten noch lauter, und sein Tischnachbar tätschelte ihm den Kopf, als wäre er ein Welpe.
»Armer Alaric, seine Lanze wird steif, und er glaubt gleich, dass er verliebt ist! Irgendjemand sollte ihm mal den Unterschied klarmachen!«
»Odette könnte es ihm beibringen«, schlug einer der Männer vor. »Sie weiß Bescheid mit liebeskranken Jungfrauen.«
»Lacht nur, ihr grauhaarigen Saufnasen«, gab Alaric zurück. »Ihr werdet euch noch an eurem Hohn verschlucken, wenn ihr begreift, dass ich die Wahrheit sage.«
Burc hob die Hand, um das Lachen zum Verstummen zu bringen, und senkte die Stimme zu spöttisch übertriebenem Ernst. »Sag uns doch, welches bedauernswerte Frauenzimmer ist es denn diese Woche?«
»Es ist kein Frauenzimmer, du großer Windbeutel; es ist eine Lady. Die schönste Lady, die ich je gesehen habe.«
Burc rieb sich das Kinn. »Aha, und wo hast du sie gesehen … diese Frau von solch sagenhafter Schönheit?«
Alaric starrte einen langen Moment in seinen Becher; dann warf er einen verstohlenen Blick über seine Schulter, beugte sich vor und wisperte: »Sie ist hier, in dieser Burg … die Lady, Raina.«
Auf Burcs Gesicht machte sich ein Grinsen breit, und er stieß ein wieherndes Gelächter aus. »Ach du dickes Ei!«, brüllte er. »Dieses Weib ist doch keine Lady. Mich würde es nicht im Mindesten überraschen, wenn sie schon längst Rutledges Hure wäre.«
Alaric zog seinen Dolch und stürzte sich über den Tisch auf den stämmigen Ritter. »Nimm das zurück, Burc, oder du bekommst auf der Stelle meine Klinge zu schmecken.«
Die anderen Männer waren stumm geworden, aber Burc blieb unbeeindruckt, trotz Alarics Drohung lachte er leise. »Herrgott noch mal! Ich glaube, du bist wirklich verliebt, Kleiner. Nur ein derart heimgesuchter Narr ist bereit, sein Leben für die Tugend eines Weibes wegzuwerfen.«
Alaric beugte sich noch näher zu ihm. »Nimm zurück, was du gesagt hast, du fetter, hässlicher Bastard!«
Gunnar betrat die Halle und sah als Erstes seinen Squire auf dem Tisch knien und Burc seine Klinge an die Kehle halten.
»Was zum Teufel ist hier los?«, brüllte er.
»Wie’s aussieht, glaubt Euer Squire, in Eure Geisel verliebt zu sein«, erwiderte Burc und schob Alarics Dolch mit einer lässigen Handbewegung zur Seite. »Ich habe ihm gesagt, wie dumm dieser Gedanke ist.«
»In der Tat. Auf ein Wort, Alaric, wenn du nichts dagegen hast.« Während Gunnar durch die Halle zu seinem erhöht stehenden Tisch ging, steckte Alaric den Dolch zurück in die Scheide und folgte seinem Lord. Gunnar zog einen Scherenstuhl zu sich heran und bedeutete Alaric, neben ihm Platz zu nehmen. »Ich möchte deine Erklärung zu dem Unsinn hören, dessen Zeuge ich gerade war.«
»Eigentlich war es so, wie Burc es gesagt hat, Mylord. Er hat eine Bemerkung über eine Lady gemacht, die ich nicht unwidersprochen lassen konnte.«
»Über meine Gefangene.«
»Aye, Mylord, Lady Raina. Er hat gesagt, sie sei eine – dass sie Eure –« Er errötete und senkte den Blick auf seine abgekauten Fingernägel. »Ich konnte es nicht ertragen, dass er sie verleumdete.«
»Und das war der Grund dafür, dass du entschieden hast, etwas zu unternehmen?«
Alaric hob den Kopf und sah ihn ratlos an. »Mylord, habt Ihr nicht selbst gesagt, dass kein Mann das Recht hat, die Ehre einer Lady zu verunglimpfen? Dass es die Pflicht eines Mannes sei, eine Lady und ihren Ruf zu schützen?«
Gunnar stieß einen tiefen Atemzug aus und fuhr sich verdrossen mit der Hand über das Gesicht. Er hätte wissen müssen, dass er von seinen eigenen Worten eines Tages geschlagen würde. Er blickte in Alarics erwartungsvolle Augen. »Ich … könnte etwas in dieser Richtung gesagt haben … irgendwann.«
»Aye, Mylord, das habt Ihr. Ihr denkt vielleicht, ich höre nicht auf Euren Rat, doch das tue ich.« Alaric richtete sich auf dem Stuhl auf und legte die geballte Faust an seine Brust. »Ich nehme es mir zu Herzen.«
»Aye, so sieht es aus«, grübelte Gunnar.
»Außerdem«, redete Alaric weiter, »ist Burc eine Pestbeule am Arsch der Menschheit. Es wäre ein Segen für uns alle gewesen, hätte ich ihm die Kehle durchgeschnitten.«
»Du wärst dabei wahrscheinlich selbst getötet worden. Burc ist eine Pestbeule, da stimme ich dir zu, aber er ist auch einer meiner fähigsten Männer, und ich kann es mir nicht leisten, ihn gerade jetzt zu verlieren. Er hat dich vermutlich nur aufgezogen und versucht, dich in einen Streit mit ihm zu verwickeln.«
»Hättet Ihr denn nicht dasselbe getan wie ich, Mylord?«
Gunnar lachte und schlug Alaric herzhaft auf die Schulter. »Aye, ich glaube tatsächlich, das hätte ich. Aber sag mir lieber: Welches Interesse hast du an meiner Gefangenen?«
Die Wangen seines Knappen färbten sich dunkelrot. »Ich …« Er straffte die Schultern, lockerte mit einem Finger den Kragen seiner Tunika. »Ich … ich fürchte, ich liebe sie, Mylord.« Er begegnete Gunnars Blick, das junge Gesicht war jetzt sehr ernst.
Angesichts des Ernstes seines Knappen stieg in Gunnar der Drang auf, zu lachen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, er verstand genau, dass ein Mann eine Frau von Rainas Schönheit und Charme begehren konnte, aber hier vor ihm saß ein Junge, der sein Herz an jedes hübsche Mädchen verlor, das ihm zufällig über den Weg lief. Normalerweise hätte Gunnar die ganze Geschichte als eine vorübergehende Schwärmerei abgetan, aber die sich entwickelnden Gefühle des Jungen für seine Gefangene waren eine ganz andere Sache. Er konnte nicht riskieren, dass Alaric sich mit Raina gegen ihn verbündete. Das durfte er nicht zulassen. »Alaric, du bist mein Squire und wirst eines Tages ein Ritter sein, deshalb muss es dein Bestreben sein, die Pflicht vor alles andere zu stellen. Diese Frau dort oben im Turm ist die Gefangene deines Lords, und als solche dürfen deine Gefühle für sie nicht über meine hinausgehen. Verstehst du das?«
»Aye, Mylord.«
»Gut. Solange sie hier ist, wird ihr mit Vorsicht begegnet. Dreh ihr niemals den Rücken zu und traue ihr nie. Verstanden?«
»Aye, Mylord.«
»Geh jetzt. Sicherlich gibt es Arbeit, die du noch nicht erledigt hast. Du könntest zum Beispiel mein Kettenhemd polieren – dabei wirst du Zeit haben, darüber nachzudenken, wie dumm du heute gehandelt hast.«
»Aye, Mylord«, murmelte Alaric. »Ich bitte um Vergebung.«
Während Alaric die Halle verließ, fiel Gunnars Blick auf die Gruppe der Ritter. An ihrem Tisch war es still geworden, aber er bemerkte, dass Burc ihn über den Rand seines Bechers hinweg ansah. Irgendetwas war vorgegangen zwischen Alaric und diesem Hundesohn – mehr, als dem Jungen klar geworden war, und Gunnar schloss aus Burcs Miene, dass diese Angelegenheit noch nicht erledigt war.
Er wollte aufstehen und herausfinden, was es war, als eine Magd mit üppigem Busen zu ihm kam und ihm zwei Becher mit Ale brachte. Sie lächelte Gunnar an, und er hätte sie für hübsch gehalten, hätte ihr nicht ein Vorderzahn gefehlt. Sie hatte ihn in der Nacht eingebüßt, in der Gunnar sie in seinen Haushalt aufgenommen hatte. Odette war eine Hure und machte daraus kein Hehl. Und wenn sie das Gefühl hatte, betrogen zu werden, kannte sie kein Pardon: Sie rollte die Ärmel hoch, und dann flogen die Fäuste. Man wusste von den zähesten Männern, die dabei zu Boden gegangen waren.
Sie war noch jung, und wäre sie nicht so groß und ihre Glieder nicht so kräftig gewesen, hätte man Mühe gehabt, sie sich in der Rolle einer Angreiferin vorzustellen. Besonders jetzt, als sie den Kopf zurückwarf und die Kokette spielte, während sie auf die Estrade zuging und eine Locke ihrer hellbraunen Haare über die Schulter zurückstrich, um den weiten Ausschnitt ihres abgetragenen Gewandes besser hervorzuheben.
Gunnar schmunzelte über ihren Versuch, ihn zu bezirzen – jeder ihrer Versuche war nur von kurzer Dauer. Es dauerte nur selten lange, bis die wahre Odette, derb und vulgär, zum Vorschein kam. Seit sie vor sechs Monaten hierhergekommen war, war sie hinter ihm her, bot ihm an, sich für die Freundlichkeit erkenntlich zu zeigen, dass er sie bei sich aufgenommen hatte. Er wehrte ihre Annäherungen immer ab, auch dann, wenn er sie in den frühen Morgenstunden nackt in seinem Bett vorfand.
Er war nicht auf Bezahlung dafür aus, einem ebensolchen Außenseiter, wie er selbst es war, Schutz zu gewähren; genau genommen bestand seine ganze Garnison – falls er die kleine Gruppe von Männern überhaupt so nennen konnte – aus Flüchtlingen oder anderen vagabundierenden Kämpfern, die ihre Heimat verloren hatten. Genau wie er, vermutete er, suchten sie alle nach einem Ort, den sie ihr Zuhause nennen konnten. Obwohl diese heruntergekommene Ruine von einer Burg weit entfernt von irgendeinem Ideal war, kam sie doch noch dem am nächsten, was Gunnar fast sein ganzes Leben lang als Heim gehabt hatte. In der kurzen Zeit, die er hier verbracht hatte, hatte er sich nie für den Zustand der Burg geschämt, hatte nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet – bis er seine Gefangene hergebracht hatte.
Es gab eine ganze Reihe von Dingen, an die Gunnar keinen Gedanken verschwendet hatte, ehe Raina d’Bussy in seinem Leben aufgetaucht war. Gedanken an Ehre und Stolz, Zartheit und Schönheit. Dinge, die er seit so langer Zeit für sich ablehnte, Dinge, von denen er wünschte, er wäre nie an sie erinnert worden. Verärgert über die Richtung, die seine Überlegungen genommen hatten, hieb er mit der Faust auf den Tisch, runzelte die Stirn und sah Odette an, die jetzt vor ihm stand.
»Mylord, Ihr seht schrecklich durstig aus«, sagte sie und reichte ihm einen Becher.
»Das bin ich auch.« Gunnar trank rasch einen großen Schluck, und das Bier floss ihm fast über das Kinn, als Odette sich mit ihrem drallen Hinterteil auf seinen Schoß setzte.
»Wenn Euch der Sinn nach etwas Süßerem als Honig steht«, flüsterte sie ihm zu, und ihr Atem roch nach schalem Bier, »dann wisst Ihr, dass ich bereit bin, Euch auch den zu stillen.«
»Ich weiß das Angebot zu schätzen, Odette«, erwiderte Gunnar, während sie ihren Becher in einem Zug leerte, ihn dann auf den Tisch knallte und einen lauten Rülpser ertönen ließ. Bei dem rauen Lachen, das dann schmerzlich nah an sein Ohr schlug, zuckte Gunnar zusammen.
Das Lachen der Männer und das Klirren der Becher auf den Tischen in der Halle drang bis in die Küche, wo Raina am Herd stand und in einem Kessel Kohleintopf rührte. Zwischendurch wischte sie sich mit der Hand Dampf und Schweiß von der Stirn. Mochte die wunde Haut an ihren Händen auch noch von der Wäsche oder von den Brennnesseln brennen, so hatte sie doch keine Zeit, sich darum zu kümmern, denn Agnes hatte sie mit Arbeit eingedeckt, kurz nachdem die Wäsche zum Trocknen aufgehängt war. Alte Binsen mussten zusammengefegt und neue gestreut werden, Gemüse musste geerntet und das Fleisch für das Abendessen vorbereitet werden.
Raina konnte noch das protestierende Gegacker des Hahns hören, den sie draußen eingefangen und an den Füßen gepackt zu Agnes auf den Burghof gebracht hatte. Agnes hatte neben einem Baumstumpf auf sie gewartet, mit einer Axt in der Hand und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Sie hatte mit einem Kopfnicken auf den Baumstumpf gewiesen.
»Haltet jetzt still und passt auf Eure Finger auf, damit Ihr sie nicht verliert.«
Raina war bei diesem Bild ganz übel geworden, und sie hatte gestammelt: »A-Aber i-ich glaube n-nicht, dass –«
Binnen eines Herzschlags war alles vorbei: Agnes packte den Vogel, stellte ihren Fuß auf seinen Kopf und schlug ihn ihm sauber ab. Der kopflose Körper fiel auf die Erde zu ihren Füßen und flatterte mit den Flügeln, wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte, während Raina versuchte, dem Blut auszuweichen, das herausspritzte. Agnes brüllte vor Lachen, verschluckte sich fast daran, als sie hervorstieß: »Oh, dieser Ausdruck auf Eurem Gesicht!«
Als der Vogelkörper endlich ausgenommen und gerupft dalag, ließ Raina sich inmitten einer Flut von herumwirbelnden Federn auf die Knie nieder und würgte. Gott sei Dank hatte Agnes doch noch einen Funken Mitgefühl aufgebracht und beschlossen, die anderen beiden Vögel selbst zu holen und ohne Rainas Beistand zu schlachten.
Alle drei lagen jetzt goldbraun gebraten auf Platten und warteten darauf, den in der Halle versammelten Männern serviert zu werden. Wildbret vom Abend zuvor würde auch aufgetragen werden, zusammen mit Rainas Kohleintopf und frischem Brot und Käse. Sie hätte eigentlich einen unbezähmbaren Appetit haben müssen, aber stattdessen rebellierte ihr Magen bei dem Gedanken an Essen, und der brodelnde Eintopf in dem Topf vor ihr hob und senkte ihr den Magen, als triebe sie seekrank auf wogenden Meereswellen.
»Genug gerührt«, erklärte Agnes resolut, nahm Raina den Löffel weg und drückte ihr einen bis zum Rand mit Essen gefüllten tiefen Teller aus Brot in die Hand. »Bringt das hinaus zu Lord Gunnar, dann kommt Ihr zurück, und ich werde Euch noch mehr geben.«
Ein ganzer Kapaun lag dort inmitten eines wahren Gemüsegartens, begleitet von einem großen Kanten gelbem Käse. »Das alles wird er essen?«, fragte Raina ungläubig.
»Wenn er nicht inzwischen vor lauter Warterei hungers gestorben ist!«, rief Agnes und wischte sich die Hände an ihrer schmutzigen Schürze ab.
Raina verließ eilig die Küche und schlug den Weg über den Burghof ein, der zur Halle führte. Ein Hund, der im Schatten der Turmmauer gedöst hatte, erhob sich, als Raina sich anschickte, an ihm vorbeizugehen. Während der Hund den Brotteller beäugte, hoben sich seine Hängeohren ein Stückchen. Er winselte und leckte sich das Maul, bevor er langsam auf Raina zuging.
»Bleib, wo du bist, du hässliches Vieh.«
Raina ging schneller. Sie fühlte den Hund, der ihr auf den Fersen folgte, einen Moment, bevor er nach dem Teller sprang. Sie stieß ihn mit dem Ellbogen weg, aber er sprang noch einmal hoch, dieses Mal glitt ihr der Teller aus den Händen und fiel auf den Boden. Raina fing mit einer Hand den Käse auf, aber das Gemüse verteilte sich überall. Der Hund schnappte sich den Kapaun aus der Luft, ließ sich nieder und machte sich über ihn her.
»He! Gib das her!« Raina legte den Käse zur Seite und stürzte sich auf den Vogel, versuchte, ihn den Pfoten des Hundes zu entreißen. Er knurrte und hielt ein Hühnerbein im Maul, seine braunen Augen zeigten die gleiche Entschlossenheit, die Raina empfand. Sie zog stärker. »Lass … los!«
Die Keule brach in der Schnauze des Hundes entzwei, und Raina presste den Rest des Vogels an ihre Brust, dann hob sie eine Rübe auf und warf sie dem Hund an den großen Kopf. Er zuckte zusammen und verzog sich zusammen mit seinem mageren Gewinn in den Schatten.
Raina stand da, verkrampfte die Hände in ihren Röcken und warf einen Blick auf das, was von Rutledges Mahlzeit noch übrig war. Der Teller war noch brauchbar, aber alles andere lag auf der Erde. Wie es aussah, hatte sie nur zwei Möglichkeiten: mit dem ruinierten Essen zurück in die Küche zu gehen und sich Agnes zu stellen, die sicherlich in eine Tirade über ihre Nachlässigkeit ausbrechen würde, oder zu retten, was zu retten war, und es Rutledge zu servieren.
Während sie darüber nachdachte, welche der beiden Möglichkeiten das kleinere Übel war, nahm sie den Brotteller und legte den Vogel und den Käse darauf und begann dann, das verstreute Gemüse aufzusammeln. Sie nahm eine Rübe vom Boden und blies den Schmutz ab. Die Rübe sah nicht allzu übel zugerichtet aus; sicherlich war sie noch genießbar. Außerdem, so beschloss Raina, während sie die restlichen Dinge säuberte, würde Rutledge mit seinem schlichten Geschmack den Unterschied ohnehin nicht merken. Sie richtete die Speisen auf dem Teller zu einer annähernden Ordnung wieder her, ging zum Turm und betrat die Halle.
Sie sah Rutledge sofort. Er saß auf seinem erhöhten Platz und hatte eine Frau auf dem Schoß und einen Krug in der Hand. Er begrüßte Raina mit einem selbstgefälligen Grinsen, als sie am Eingang der Halle auftauchte. Er schien unbeeindruckt von der Dirne zu sein, die ihm jetzt etwas ins Ohr flüsterte. Sein rabenschwarzes Haar war noch feucht von dem kurz zuvor genommenen Bad, und er trug eine der Tuniken, die Raina am Morgen gewaschen hatte. Sie betete darum, dass er auch ein frisches Paar Hosen angezogen hatte. Denn seine gesamte Garderobe – bescheiden, wie sie war – war mit Brennnesselblättern versetzt. Raina lächelte vor Erwartung, als sie mit seinem Abendessen auf ihn zuging.
»Ich hatte schon angefangen, mich zu fragen, ob ich überhaupt noch bedient werde«, witzelte er, als sie an den erhöhten Tisch getreten war. Dann fiel sein Blick auf das ramponierte Arrangement der Speisen auf dem Teller, und er runzelte die Stirn. »Was ist das? Habt Ihr mein Mahl auf dem Weg hierher erst noch probiert?«
Sein vollbusiger Schoßhund kicherte und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe Raina eine glaubhafte Entschuldigung für den traurigen Zustand seines Essens hervorbringen konnte.
»Odette sagt, Ihr könntet etwas mehr Fett auf den Rippen vertragen«, sagte er mit einem Grinsen.
Raina fühlte, wie ihr Zorn zu brodeln begann. »Und ich bin überzeugt, dass Odette ein besserer Geschmack in Bezug auf Männer guttäte.«
»He!«, kreischte Odette. »Ich will nicht, dass sie mich beleidigt!«
Rutledge grinste wieder, sein Blick fixierte Raina. »Ich glaube, die Beleidigung galt mir.« Odette wurde ohne langes Federlesen weggeschickt.
Raina sah ihr nach, als sie davonging und rasch einen anderen Mann suchte, auf dessen Schoß sie sich setzen konnte. »Euer Schoßhund scheint ziemlich flatterhaft zu sein, Mylord.«
»Wenn ich es nicht besser wüsste«, sagte Rutledge gedehnt und beugte sich über den Tisch vor zu ihr, »dann könnte ich auf die Idee kommen, dass meine Gefangene eifersüchtig ist.«
»Kaum«, schnaubte Raina, knallte die Mahlzeit auf den Tisch und stieg die Stufen zur Halle hinab.
Hinter ihr räusperte sich Rutledge. »Ich habe Euch noch nicht gestattet zu gehen. Wohin wollt Ihr denn?«
Sie drehte sich um, bedachte ihn mit einem finsteren Blick und machte eine weit ausholende Armbewegung. »Ich bin sicher, hier sind noch andere, die auch essen möchten. Agnes hat mich mit der Anweisung hergeschickt, sofort zurückzukommen, wenn Ihr Euer Essen habt, damit ich ihr bei den anderen Tellern helfe.«
»Agnes schafft das auch ohne Eure Hilfe. Ihr werdet bleiben und Euren Lord bedienen.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ist das nicht Aufgabe Eures Squires?«
»Er ist anderweitig beschäftigt. Heute Abend ist es Eure Pflicht.«
»Ich habe Euch Euer Essen gebracht. Was wollt Ihr noch? Muss ich Euch etwa füttern?«
Seine Augenbrauen zogen sich interessiert hoch. »Ein faszinierender Vorschlag«, sagte er, zuckte dann aber zusammen und fasste sich ans Schulterblatt, um sich heftig zu kratzen. »Was zum Teufel –«, knurrte er und schob jetzt eine Hand in den nicht geschnürten Kragen seiner Tunika. Er kratzte sich immer ungestümer.
»Flöhe, Mylord?«, schlug Raina vor und versuchte erfolglos, die Erheiterung aus ihrer Stimme zu verbannen.
Er warf ihr einen beunruhigten Blick zu, aber seine Miene entspannte sich bei dem Aufblitzen eines Verdachtes. Seine Hand steckte noch in seiner Tunika, er hörte plötzlich auf, sich zu kratzen, und sein Gesicht verdunkelte sich, als sein Verdacht zur Gewissheit wurde. Sehr langsam zog er seine Hand hervor, und zwischen Zeigefinger und Daumen hielt er ein zerdrücktes Brennnesselblatt. Mit zusammengekniffenen Augen hielt er Raina die kleine Entdeckung zur näheren Betrachtung hin. »Nun, was meint Ihr, wie das in meine Tunika gekommen ist?«
Sie zuckte lässig mit den Schultern, während sie versuchte, nicht über sein Unbehagen zu lachen. »Vielleicht haben die Flöhe es dorthin getan?«
»In der Tat.« Er ließ das Blatt los, und es flatterte zu Boden, wo es vor seinen Füßen liegen blieb. »Vielleicht sollte der selbstzufriedene kleine Floh, der vor mir steht, zu mir kommen und mir den Rücken kratzen.«
Raina schluckte, sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte: der Gedanke, ihn zu berühren, oder die Vorstellung, dies vor der versammelten Schar der Burgbewohner zu tun. »Ich glaube nicht –«
»Vielleicht werdet Ihr es das nächste Mal wollen«, unterbrach er sie mit einem schiefen Lächeln. »Und es war kein Vorschlag, mein Lämmchen. Kommt her.«
Auf wackligen Beinen erklomm sie von Neuem die beiden Stufen und stand, die Hände zu Fäusten geballt, neben Rutledge. Er begann zu essen, offensichtlich war er an dem gebratenen Huhn interessierter als an ihrem Unbehagen. Auch schien sonst niemand in der Halle von ihr Notiz zu nehmen, alle redeten und schenkten dem Geschehen auf der Estrade keine Beachtung.
»Kommt her«, befahl Rutledge sie mit einem Kopfnicken zu sich.
Entsetzt über die Vorstellung, ihn berühren zu müssen, gehorchte Raina nur widerstrebend, stellte sich hinter ihn und war unfähig, mehr zu tun, als auf seinen breiten Rücken und seine breiten Schultern zu starren. Sie wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Sie streckte ihre müden Finger, atmete tief durch und legte ihre Hände leicht auf seine Schultern.
Sie hatte das Gefühl, er sei zusammengezuckt, aber sicher war sie sich nicht, denn das Zusammenzucken, das sie gespürt hatte, als sie seine festen Muskeln unter ihren Händen fühlte, hatte ihr den Atem stocken und das Herz bis zum Hals schlagen lassen. Zunächst konnte sie sich nicht bewegen und stand nur da, während ihre Hände auf seinen starken, harten Schultern lagen, als er sich zu seinem Teller vorbeugte, aß und trank und offensichtlich blind war für den Mahlstrom neuer und faszinierender Empfindungen, der Raina erfasst hatte.
Niemals hatte sie solche Kraft gespürt, solch männliche Stärke. Selbst wenn sie die Hände so weit wie möglich spreizte, konnte sie seine Schulterbreite nicht umfassen. Durch den rauen Stoff seiner Tunika massierte sie die kräftigen Muskeln, staunte über ihre Härte und bewunderte die Kanten und Täler, die sich bei jeder seiner Bewegungen, mochten sie noch so leicht sein, formten. Er gab einen tiefen, brummenden Ton von sich, als sie seine Schultern rieb und knetete, und stieß einen langen Atemzug aus, der ihm etwas von der Spannung zu nehmen schien, die sie in ihm spürte.
Seltsam angetan von diesem Gedanken ließ sie die Daumen an seinem Hals entlangfahren und konnte dabei kaum dem Wunsch widerstehen, ihm mit den Fingern durch das schimmernde schwarze Haar zu fahren, das ihm in Wellen über die Ohren fiel und den Rand seiner Tunika berührte. Sie bemerkte, dass er aufgehört hatte zu essen und sich jetzt still in seinem Stuhl zurücklehnte, den Kopf nach vorn geneigt, die Arme ausgestreckt auf die Tischkante gestützt und die Hände zu Fäusten geballt, während sie die Massage fortsetzte.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Spannung in seine Muskeln zurückzukehren schien und Raina sich fragte, ob sie etwas falsch gemacht hatte, denn sein breiter Rücken hob und senkte sich jetzt bei jedem seiner Atemzüge, die schwer geworden waren, eine gewisse Anspannung schien über seinen ganzen Körper gekommen zu sein. »Hört nicht auf«, stieß er rau hervor, als ihre Hände auf seinen Schultern innehielten. Aber sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht einmal die Hände zurückziehen.
Irgendetwas hatte sich verändert; sie spürte es in sich selbst ebenso sicher, wie sie es in ihm spürte. Von dem Augenblick an, in dem sie ihn berührt hatte, war sie nicht länger die Gefangene gewesen, die einen Befehl ausführte, sondern eine Frau, die einen Mann bereitwillig streichelte und – wahrhaftig – ihn begehrte. Raina konnte es nicht leugnen, spürte jedoch voll Erstaunen, dass Rutledge sich dessen ebenso bewusst war, denn als er seine großen Hände hob und sie um ihre Handgelenke schloss, konnte sie nur seufzen, ein zerrissener, lüstern klingender Ton, den er mit einem tiefen, brummenden Stöhnen erwiderte.
Er zog sie an sich, sein Hinterkopf presste sich gegen ihren Bauch, während er ihre Hände herunterzog, über seine Schultern, in seine Tunika. Als hätten sie einen eigenen Willen, spreizten sich ihre Finger über seiner muskulösen Brust und strichen durch die Matte aus weichem Haar, während seine Brustwarzen unter ihren Handflächen hart wie Kieselsteine wurden. Sie schloss die Augen, versuchte verzweifelt, das Prickeln reiner Lust zu verdrängen, die heftige Verlockung der Neugier, die Sehnsucht, ihre Hände tiefer gleiten zu lassen, zu der flachen Ebene seines Bauches und – gütiger Himmel! – noch tiefer.
»Oh, bitte nicht«, wisperte sie und schickte sich an, sich von ihm zurückzuziehen, aber Rutledge griff nach ihren Händen, drehte sich auf seinem Stuhl herum, um sie anzusehen, seine Augen waren verschleierter und dunkler, als sie sie je gesehen hatte, seine vollen Lippen waren fest zusammengepresst, seine Nasenflügel bebten von einem Atem, der heiß über ihre Haut strich. »Bitte, lasst mich los«, keuchte sie.
»Wollt Ihr das wirklich, mein Lämmchen?«, fragte er, und seine Augen glühten, waren voll von einem gefährlichen Versprechen. Sie nickte und machte den schwachen Versuch, ihm ihre Hände zu entziehen. »Nein«, sagte er herausfordernd, »ich glaube nicht, dass Ihr wollt, dass ich Euch loslasse. Eure Lippen mögen mich zurückweisen, aber Eure Augen sprechen die Wahrheit. Ebenso wie diese zarten, sanften Hände.«
Er schaute auf ihre ineinander verschlungenen Hände – und erstarrte. Die Wärme und Leidenschaft, die sie in seinen Augen noch einen Augenblick zuvor gesehen hatte, verschwanden wie Tau unter der heißen Sonne, und seine Miene verhärtete sich. Ebenso wie sein Griff um ihre Hände. Er runzelte die Stirn. »Woher habt ihr den?«
Verwirrt von dem abrupten Wechsel in seinem Verhalten und der plötzlichen Ausdruckslosigkeit seiner Stimme schaute Raina auf das Objekt, das sein Interesse geweckt hatte. Der Ring am dritten Finger ihrer rechten Hand funkelte im Licht der Halle. Der dunkle Rubin in dessen Mitte schien ein blutrotes Feuer zu versprühen.
»Woher habt Ihr diesen Ring?«
Raina zuckte bei dem grollenden Klang seiner Stimme zusammen. »M-Mein Vater hat ihn mir gegeben«, stammelte sie rasch. »Es ist ein Familienerbstück.«
»Nehmt ihn ab«, befahl er.
Sie schüttelte den Kopf, weigerte sich, sich von dem Erinnerungsstück zu trennen, das sie schon so lange in Ehren hielt, sich von dem Ring zu trennen, den ihr Vater ihr an ihrem sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte.
»Ich sagte, Ihr sollt ihn abnehmen.«
Im Stillen verfluchte sie Rutledge und seine barsche Art, als sie das geliebte Erinnerungsstück von ihrem Finger zog und zitternd in seine ausgestreckte Hand legte. Er griff danach, hielt es zwischen Ringfinger und Daumen und starrte es mit stummer Aufmerksamkeit an. »Ein Familienerbstück, sagtet Ihr?«
»Ja, Mylord«, erwiderte Raina scheu, weil sie der seltsamen Ruhe nicht traute, die er jetzt ausstrahlte.
Rutledge lachte plötzlich auf, es war ein bitteres Lachen, dem jeglicher Humor fehlte. »Zweifellos hat Euer Vater es versäumt, Euch zu sagen, von wessen Familie.« Er schloss die Faust um den Ring. »Verschwindet jetzt aus meiner Halle und lasst mich allein.«
Raina zögerte. »Aber mein Ring –«
Rutledge schien ihre Worte überhört zu haben und schnippte mit den Fingern, um eine Wache zu sich zu rufen. »Bring sie hinauf in ihre Kammer.«
»Mein Ring!«, krächzte sie. »Gebt ihn mir zurück!«
Aber Rutledge beachtete sie nicht. Der stämmige Wachmann fasste sie am Ellbogen, bereit, sie im Notfall mit Gewalt wegzubringen. Sie blieb stehen, versuchte sich loszureißen und starrte auf Rutledges teilnahmslose Haltung. Sie spie fast vor Zorn. »All Euer Gerede über Ehre und darüber, Falsches wieder zu richten, ist eine Lüge!«, klagte sie ihn an. »Ihr habt meinen Vater des Diebstahls und des Mordes und der Grausamkeit beschuldigt, aber seid Ihr denn besser als er? Ihr seid nichts anderes als ein gemeiner Dieb! Ein grober Feigling! Ein erbärmlicher Heuchler!«
Das darauf folgende Schweigen lastete wie ein schweres Tuch über den Anwesenden, als der Wachsoldat Raina hinausführte, die sich noch immer wütend gegen seinen Griff wehrte. Niemand sagte ein Wort. Alle Blicke richteten sich erwartungsvoll auf Gunnar, der allem Anschein nach unbeeindruckt geblieben war. Er sah gefasst aus, als er den Rest seines Ales trank und den Becher auf dem Tisch absetzte. Nur er kannte den wühlenden Zorn in seinem Innern. Nur er kannte die ständige Schlacht, die er in sich ausfocht, den verzweifelten Konflikt, der ihn zerrissen zurückgelassen hatte zwischen dem Wunsch, Raina zu besitzen, und dem, sie niemals hergebracht zu haben.
Sie hatte natürlich recht. Er war ein Dieb. Alles, was er in diesem Leben erworben hatte, war einst das Eigentum von jemand anderem gewesen, angefangen bei seinem Schwert und seiner Rüstung, die er bei einem Turnier bekommen hatte, bis hin zu der maroden Burg, die ihn beherbergte, und den Lagerräumen, die er vor Kurzem mit den Dingen gefüllt hatte, die er von d’Bussys Besitzungen erbeutet hatte. Jetzt hatte er sich überdies dazu erniedrigt, einem Mann die Tochter zu stehlen. Ein unschuldiges Mädchen, das, wäre es nur halb so ein Ungeheuer wie er, viel mehr an ihn verlieren würde als nur ein geliebtes Schmuckstück.
Den Vorwurf, ein Feigling zu sein, musste er sich gleichfalls gefallen lassen, obwohl er sicher war, dass niemand, abgesehen von diesem Teufelsbraten dort oben im Turm – und seinem eigenen verdammten Gewissen –, es wagen würde, ihn so zu nennen. Er hatte mehr als ein Dutzend Jahre mit dem Versuch verbracht, seine Schande auszulöschen, vor dem Mörder seiner Eltern davongelaufen zu sein, statt gegen ihn zu kämpfen. Er hatte seinen Körper mit harter körperlicher Arbeit und zahllosen Schlachten bestraft, hatte seine Gedanken dazu erzogen, sich auf Krieg und Rache zu beschränken, und sein Herz gegen die Schwäche gestählt, Gefühle zu empfinden. Ihm eilte der Ruf der Furchtlosigkeit und der Grausamkeit voraus, die herauszufordern sich nur wenige erkühnt hatten – und das alles als Vorbereitung für das Aufeinandertreffen mit einem Mann. Aber bis d’Bussy vernichtet sein würde, war Gunnar dazu verdammt, in seinem tiefsten Innern, dort, wo es zählte, immer noch dieser feige Junge zu sein.
Und ein Heuchler? Ja, das war er. Ein Heuchler der schlimmsten Sorte, denn er hatte von dem Augenblick an, als er d’Bussys Tochter gesehen hatte, sich selbst davon zu überzeugen versucht, dass sie ihn nicht auf eine tiefe, urtümliche Weise anrührte. Herrgott, aber er spürte noch ihre Hände auf sich, ihre schlanken Finger, die ihn erkundeten und streichelten. Sie war sich nicht bewusst gewesen, was ihre unschuldige Berührung bei ihm ausgelöst hatte.
Der Gedanke, dass es ihr gefallen hatte, ihn zu berühren, hatte ihn unendlich überrascht, hatte ihn steif werden lassen und fast verrückt vor Verlangen. Er hatte darauf gebrannt, ihr zu zeigen, was wahre Lust war. Wie er es länger als eine Woche in ihrer Nähe ertragen sollte, ohne diesem Begehren nachzugeben, wusste er nicht. Aber wenn eine Erinnerung notwendig gewesen wäre, warum er sie nicht würde haben können, eine Mahnung, seinen Schwur nach Vergeltung aufrechtzuerhalten, dann hatte er dies heute Abend wahrlich bekommen.
Seine Faust umschloss den schmalen Ring so fest, dass er ihm in die Hand schnitt, während er seinen Becher neu füllte und sich gegen den Drang wappnete, die Treppe hinaufzustürmen und Raina als seinen Preis zu fordern. Als seine Vergeltung.