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166510.jpgmsichtig und souverän chauffierte Hetty Wilcox ihre Enkelin durch die Hügellandschaft der verschneiten Cotswolds. Der Motor surrte kaum hörbar.

»Ich schwebe auf einem fliegenden Teppich.« Pippa seufzte selig. »Kein Wunder, dass von Kestring lieber mit dir fahren wollte als mit dem Bus.«

Hetty lachte leise. »Wir hätten ihm schon anbieten können, ihn mitzunehmen. Platz genug wäre ja.«

»Bist du wahnsinnig? Du müsstet den Wagen anschließend ausräuchern, um die schlechten Schwingungen zu vertreiben.« Pippa war ehrlich empört. »Außerdem möchte ich unsere wenigen gemeinsamen Stunden mit niemandem teilen.«

»Auch nicht mit Lysander Smith-Bates?«

Pippa kicherte. »Darüber ließe ich mit mir reden. Was hat er eigentlich mit der Theatertruppe zu tun? Und sah er früher auch schon aus wie der wahr gewordene Traum vom perfekten Mann?«

»Ist dir das nie aufgefallen? Du kennst ihn doch schon seit Kindertagen.« Hetty lächelte amüsiert. »Deiner Mutter ist das jedenfalls nie entgangen.«

»Ich bitte dich – er ist der Vater meiner Freundin! Ich kann mich nicht erinnern, jemals auf sein Aussehen geachtet zu haben.«

»Selbst schuld!« Hetty war ganz in ihrem Element.

»Dann hab ich ja Glück, dass meine größte Konkurrentin sich in zwei Tagen aus dem Staub macht.« Pippa knuffte ihre Großmutter in die Seite. »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet: Warum hat Debbies Vater diesen von Kestring abgeholt?«

Hetty Wilcox lächelte. »Er ist der Leiter des Birthday Festivals, wusstest du das nicht?«

Pippa pfiff durch die Zähne. »Der Herrscher über die Premierenkarten. Der Mann wird immer attraktiver.«

Sie kuschelte sich in den Sitz und sah hinaus in die Landschaft. Am Rand der schmalen Straße flogen laut protestierend einige Fasane auf. Pippa überkam Wehmut. Seit sie nicht mehr studierte, kam sie viel zu selten hierher. Ihr letzter Aufenthalt lag drei Jahre zurück und hatte einen traurigen Anlass gehabt: die Beisetzung ihres Großvaters Wilbur. Damals hatte die Sonne wie jetzt vom Winterhimmel gestrahlt und die von Schnee und Reif überzuckerte Landschaft in ein märchenhaft glitzerndes Paradies verwandelt. Pippa sah sich weinend am Grab, Arm in Arm mit ihrer Großmutter. Schräg hinter ihnen hatte Leo sich die Seele aus dem Leib gebibbert, da es ihm wichtiger gewesen war, schick auszusehen, als sich warm anzuziehen. Wichtige Termine vorschützend, war er in aller Eile nach Florenz zurückgekehrt, während Pippa einige Wochen in Hideaway geblieben war. Heute wusste sie, dass eine Schweizer Studentin auf ihn gewartet hatte.

Sie seufzte beim Gedanken daran, und Hetty warf ihr einen forschenden Blick zu. »Was hast du, my dear?«

»Ich dachte gerade an Großvater. Ich war zuletzt hier, als …« Sie brach ab.

»Ich vermisse ihn auch. Er war ein wunderbarer Mann.« Hetty strich zärtlich über das große Lenkrad. »Hinter dem Steuer von Sir Drive-a-lot fühle ich mich meinem Willie immer besonders nah.«

Der Name des Bentley brachte Pippa zum Lachen. »Sir Drive-a-lot! Einen derartigen Namen konnte sich wirklich nur ein skurriler englischer Lord ausdenken.«

»Kein Wort gegen Seine Lordschaft«, tadelte Hetty gespielt streng, »er mag exzentrisch gewesen sein, aber er war großzügig und hatte ein gutes Herz. Wer, wenn nicht Lord Blockley, hätte seinem langjährigen Chauffeur ein so kostbares Auto vererbt?«

»Vermietest du es immer noch für Hochzeitsfahrten und romantische Touren durch die Cotswolds?«

Hetty nickte. »Von Zeit zu Zeit, es macht mir nach wie vor Spaß. Die Kunden sind begeistert, und niemand rechnet mit einer achtzigjährigen Chauffeuse in Uniform.«

»Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, sagte Pippa. »Ich wette, du machst dir noch immer einen Spaß daraus, die Landhupe ertönen zu lassen.«

»Nicht im Herbst«, antwortete Hetty und kicherte, »sonst fällt von der Schallwelle das Laub von den Bäumen.«

Es machte Pippa Freude, ihre Großmutter so ausgelassen zu erleben. Nach Wilbur Wilcox’ überraschendem Tod hatte sie sich um die alte Dame große Sorgen gemacht und mindestens einmal wöchentlich mit ihr telefoniert. Hettys Lachen und ihre Fröhlichkeit waren nur langsam wieder zurückgekehrt, aber sie hatte zäh darum gekämpft.

»Und du willst wirklich nicht fliegen? Die Fahrt nach Berlin ist weit. Ich dachte, du benutzt den Wagen nicht mehr so häufig.«

Hetty blickte konzentriert auf die schmale Straße. »Ich fahre nicht viel – aber dafür schnell.«

Pippa lachte. »Dann sollte der Wagen Sir Speed-a-lot heißen!« Sie sah aus dem Seitenfenster und genoss den Blick über die verschneiten Hügel der Cotswolds. »Ich kann kaum glauben, dass du wirklich daran denkst, diese wunderschöne Gegend zu verlassen. Wie viel Zeit lässt du dir bis zur endgültigen Entscheidung?«

»Bis April. Dann findet in Berlin eine Oldtimer-Rallye statt: Start und Ziel Brandenburger Tor. Da will ich auf jeden Fall dabei sein. Ich möchte die Straße des 17. Juni hinauf und mitten durch das Tor fahren! Einen Kopiloten finde ich schon noch. Und mit dem Preisgeld richte ich dann meine Wohnung ein.«

Geistige Notiz, dachte Pippa, ich kenne den perfekten Kopiloten: Karins Vater. Grandma Will wird entzückt sein, Viktor kennen zu lernen, und ihn sofort für die Rallye engagieren. Gegenwehr zwecklos: Was Oma Will unbedingt will, das kriegt sie auch. Sie wird ihrem Spitznamen immer gerecht. Ich muss Karin anstiften, ein Treffen zu arrangieren.

Der Bentley hatte die Kuppe eines Hügels erreicht und gab die Sicht auf das Ziel frei: Hideaway! Pippa setzte sich auf, um einen besseren Ausblick auf Tal und Dorf zu haben. Sie hätte sich nicht entscheiden können, zu welcher Jahreszeit der kleine Ort ihr am besten gefiel: im Sommer, wenn in den verwunschenen Gärten der Cottages Rosen, Lavendel und Mohn blühten und Duftwicken oder Kapuzinerkresse sich um verwitterte Zäune wanden – oder jetzt im Winter, wenn Schnee und Raureif alles wie von Diamantstaub überzogen funkeln ließen.

Hideaway lag eingebettet zwischen sanft ansteigenden Hügeln – von hier oben sah es aus wie eine winzige Spielzeugstadt in einer Schneekugel. Das Dorf bestand aus knapp vierzig Cottages, einer alten Kirche, einer Grundschule, dem Dorfgemeinschaftshaus und einem großen, gediegenen Herrenhaus, in dem jetzt ein Hotel untergebracht war. Es gab Nicky Balhatchets Dorfladen, der zugleich als Postamt und Internetcafé fungierte, eine Bushaltestelle und ein Pub in den Mauern einer alten Mühle. Alles gruppierte sich rund um den Dorfanger, auf dem im Sommer noch immer Schafe grasten. Sämtliche Gebäude, alte wie neue, waren aus den typischen honiggelben Cotswoldssteinen errichtet und mit Reet oder dunklen Ziegeln gedeckt, was Hideaway das Flair einer Filmkulisse verlieh.

Auf der anderen Seite des Talkessels erkannte Pippa den sechzehn Meter hohen, zinnenbewehrten Aussichtsturm auf dem Glorious Hill, der sich in der klaren, kalten Luft scharf gegen den blauen Himmel abzeichnete. Unzählige Male war sie zusammen mit Debbie dort hinaufgestiegen: erst quer durch den Wald hinter Grandma Wills Garten und dann den Hügel hinauf bis zum Turm. Sie hatten sich zu verwunschenen Prinzessinnen erklärt und von der höchsten Aussichtsplattform aus nach den edlen Rittern Ausschau gehalten, die kommen sollten, um sie zu befreien. Aber es kam immer nur Sam Wilson, den ihre Großmütter geschickt hatten, um sie zum Essen zu holen. Leider hatte Sam sich stets geweigert, sie mit den Worten »Oh holde Prinzessinnen, lasst mich euch retten!« vom Turm zu locken, obwohl sie ihn immer wieder darum baten. Mittlerweile war Sam der Dorfpolizist des Ortes, und Pippa freute sich darauf, ihn wiederzusehen.

»Willkommen in Hideaway«, sagte Hetty, als sie auf der Hauptstraße in den Ort fuhren und rechts abbogen. Pippas Herz schlug schneller, denn hinter der nächsten Linkskurve lag Hettys Cottage. Sie passierten langsam die Einfahrt des herrschaftlichen Harmony House Hotels, das zu Pippas Verblüffung hell erleuchtet war: Sämtliche Lampen im Haus und Laternen in der Einfahrt brannten.

»Was ist denn da los?«, fragte Pippa. »Festbeleuchtung? Um diese Jahreszeit? Erstaunlich.«

»Ausgebucht«, murmelte Hetty knapp, denn sie konzentrierte sich darauf, den Bentley in ihre Einfahrt zu manövrieren.

»Bei dir brennt auch Licht!«, sagte Pippa.

Hetty stellte den Motor ab und lächelte geheimnisvoll. »Dafür ist deine Überraschung verantwortlich.«

Überraschung?, dachte Pippa und stieg aus dem Wagen, wer kann das … Sie hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als die Haustür aufflog.

»Debbie!«, schrie Pippa und rannte los, um die Freundin zu umarmen. »Was machst du denn hier?«

»Dich begrüßen«, sagte Debbie und schob einladend den dicken Windschutzvorhang zur Seite. »Kommt ins Warme, dein Gepäck holen wir später. Wir trinken erst einmal Tee.«

Der Tisch im Wohnzimmer war reich gedeckt: Platten mit Sandwiches und Scones, ein Schüsselchen mit buttriger Clotted Cream und ein Glas Johannisbeermarmelade warteten auf sie. Pippa lief das Wasser im Munde zusammen.

»Das reicht ja aus, um das halbe Dorf satt zu machen! Erwarten wir Gäste?«

Debbie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nur meine Großmutter …«, sie wechselte einen kurzen Blick mit Hetty, »… aber sie hat heute keine Zeit. Ich soll dich von ihr grüßen.«

Keine Zeit?, dachte Pippa. Nie im Leben. Also haben Oma Will und Phoebe sich mal wieder gezankt. Das wird sich wieder geben. Wie immer. Während Phoebes aktiver Schauspielkarriere hatte Hetty nebenan in Cupido Cottage als Haushälterin und als Nanny für Lysander gearbeitet. Daraus waren eine tiefe Freundschaft und Vertrautheit zwischen den Frauen entstanden. Da aber sowohl Phoebe als auch Hetty sehr temperamentvoll sein konnten, gab es immer wieder Phasen, in denen die beiden sich wegen Banalitäten zerstritten. So schnell, wie der Streit aufflammte, und so leidenschaftlich, wie er ausgetragen wurde, beruhigten sich die Gemüter regelmäßig wieder.

Pippa setzte sich auf das große Samtsofa. Peter Paw, der dort in einer Ecke leise schnarchend geschlafen hatte, öffnete seine grasgrünen Augen und sah sie streng an.

»Hab dich nicht so, Paw«, sagte Pippa, »du wirst mir doch nach langer Reise wohl ein weiches Plätzchen gönnen? Das Sofa ist groß genug für zwei.«

Der riesige rote Kater streckte sich gähnend und setzte sich dann aufrecht neben Pippa. Er war groß genug, um auf ihren Teller spähen zu können, und beobachtete aufmerksam, welche Köstlichkeiten Pippa auswählte. Als sie Debbie die Tasse hinhielt, um sich Tee einschenken zu lassen, schlug er zu: Mit ausgefahrenen Krallen riss er blitzschnell eine Scheibe Schinken vom Toast. Mit der Beute im Maul warf er sich herum, setzte mit elegantem Sprung auf einen Querbalken des freiliegenden Fachwerks und machte es sich auf seinem gigantischen Kratzbaum gemütlich.

»Großer Gott, dass der Koloss solche Sprünge schafft«, sagte Pippa beeindruckt.

»Peter Paw ist noch immer der größte Kater im Dorf«, antwortete Hetty nicht ohne Stolz. »Sein Revier macht ihm keiner streitig. Vor neun Kilo Lebendgewicht haben sogar die Hunde Respekt.«

»Bis auf Rowdy, seinen ergebenen Diener«, flachste Debbie. »Wo ist er überhaupt?«

Hetty sah auf ihre Armbanduhr. »Es ist gleich sechs Uhr abends. Er müsste jeden Moment eintrudeln. Seit Wilbur tot ist, macht er seinen Mittag- und Abendspaziergang allein. Ich gehe nur noch morgens mit ihm.«

Debbie nickte. »Rowdy geht genauer als die Kirchturmuhr. Uns allen würde etwas fehlen, wenn er seinen Kontrollgang auf dem Blisswalk rund ums Dorf nicht machen würde.«

Der Blisswalk verlief hinter den Gärten der Häuser und war wegen seiner lauschigen Ecken und Verstecke besonders bei frischverliebten Pärchen beliebt.

»Das mit den Solo-Touren hört jetzt auf. Ab morgen gehe ich mit, ich brauche Bewegung vor dem Faulenzen«, verkündete Pippa und füllte sich den geleerten Teller erneut mit Sandwiches. »Besonders, wenn ich so weitermache.«

Wieder wechselten Debbie und Hetty einen beredten Blick.

»Hat sie Faulenzen gesagt? Hat sie denn dazu Zeit?«, fragte Debbie.

»Das glaube ich kaum«, sagte Hetty.

Debbie wiegte zweifelnd den Kopf. »So ein nervenaufreibender Job lässt keine Lücke für Müßiggang.«

»Einen Flohzirkus zu hüten ist nicht einfach, und schon gar nicht für so viele Wochen.«

Pippa wiegelte ab. »Nun macht mal nicht so einen Wirbel. Was bitte soll anstrengend daran sein, ein paar Tiere zu füttern? Ich kann da gar nichts falsch machen. Peter Paw wird mich zur Vorratskammer schleifen, wenn ich seine Essenszeit verpasse. Rowdy wird mit großem Getöse seinen Napf durch die Gegend werfen. Bastard und sein Hennenharem sind mit einer Körnerlieferung täglich vollauf zufrieden.«

Debbie kicherte. »Zu viel mehr wirst du kaum Zeit haben, meine Liebe. Jedenfalls nicht, wenn es nach meinem Vater geht.«

Pippa stellte ihre Teetasse mit lautem Klirren zurück auf die Untertasse. »Dein Vater? Was bitte hat dein Vater damit zu tun?«

»Hat deine Mum dir das nicht erzählt? Er ist schließlich der Grund deines Aufenthaltes in Hideaway.« Hetty klapperte unschuldig mit den Augenlidern.

»Wie bitte?«

»In Shakespeares Auftrag, sozusagen«, fügte Debbie hinzu.

Pippa verlor die Geduld. »Schluss jetzt! Keine geheimnisvollen Andeutungen mehr! Wovon redet ihr?«

»Also gut, Deary: Davon, dass ich meinen Wunsch, nach Berlin zu fahren, erst verspürte, als Lysander ein Problem hatte. Und deine Mutter das Problem in deinem Namen löste.«

Pippa verdrehte die Augen. »Grandma! Debbie!«

Debbie zwinkerte Hetty zu. »Also: Mein Vater ist der Meinung, dass das aus den verschiedensten Nationalitäten zusammengewürfelte Ensemble eine kompetente mehrsprachige Betreuerin braucht. Er hat in den letzten Jahren festgestellt, wie vorteilhaft es ist, eine Vermittlerin zwischen den Kulturen zu haben.«

»Sonst hat Phoebe das übernommen, aber in diesem Jahr weigert sie sich, weil Sir Michael Hornsby mit von der Partie ist«, sagte Hetty.

»Großmutter bekommt knallrote Flecken im Gesicht, wenn nur sein Name fällt. Und jetzt schreibt mein Vater auch noch eine Biographie über ihn. Du machst dir keine Vorstellung, wie wütend Phoebe ist.«

»Ist sie deshalb heute nicht hier?«, fragte Pippa.

Hetty wich ihrem Blick aus. »Sie will nicht mal mehr mit mir ins Pub und unseren täglichen Cider trinken. Meine Verdauung gerät ohne den gewohnten Liter Apfelwein bereits in Aufruhr.«

Pippa sah Debbie nachdenklich an. »Dann ist es doch perfekt, dass du gerade im Lande bist. Warum übernimmst du das Ensemble nicht einfach? Du kennst dich mit Shakespeare aus und du sprichst fließend Englisch und Amerikanisch …«

Debbie lachte, schüttelte jedoch den Kopf. »Es gibt zwei gute Gründe, weshalb ich nicht in Frage komme. Ich habe in Seattle eine Ausbildung zur Tierpflegerin angefangen und mache jetzt hier in Hideaway bei Dr. Mickleton mein Praktikum.«

»Heißt das, du wohnst nebenan bei deiner Großmutter? Nicht bei deinem Vater in Stratford?«

»Du hast keine Chance, mir zu entkommen«, sagte Debbie. »Es wird wie in alten Zeiten: nächtliche Kissenschlachten, Spaziergänge auf den Glorious Hill und Sam Wilson ärgern.«

»Und ich dachte schon, du wolltest …« Pippa unterbrach sich erschrocken und schlug die Hand vor den Mund.

»Abstand von Donald?« Debbie lächelte. »Du hast es erfasst. Ein Praktikum hätte ich auch in Seattle gefunden – aber ich wollte nicht zu Hause sein, wenn mein Mann auszieht.«

»Gute Entscheidung. Und der zweite Grund?«

»Ich spreche kein Deutsch.«

»Na und? Warum ist das so wichtig?«

»Weil der Regisseur Deutscher ist.« Hetty legte ihre Hand auf Pippas Arm. »Du musst jetzt sehr tapfer sein. Du sollst zwischen den Stipendiaten und deinem Lieblingsregisseur vermitteln und ihnen in der Freizeit die Cotswolds zeigen. Als Betreuerin sozusagen.«

»Ich und von Kestring?«, schrie Pippa entsetzt. »Niemals! Unter keinen Umständen! Unter gar keinen Umständen.«

Hetty verschränkte die Arme vor der Brust und nickte Debbie auffordernd zu. »Gib ihr Lysanders Brief.«

Widerstrebend nahm Pippa den Umschlag entgegen und zog ein Blatt Papier heraus. Sie überflog den Text und starrte ungläubig auf die ungeheure Summe, die ihr angeboten wurde, während Hetty und Debbie mit angehaltenem Atem auf ihre Reaktion warteten.

Schließlich blickte Pippa auf und seufzte theatralisch.

»Ihr habt meine Seele verkauft!«