s war bereits früher Abend, als Phoebe, Debbie und Nicola sich bei Pippa einfanden, um den beeindruckenden Stapel kopierter Seiten wieder in einzelne Dossiers zu sortieren.
»Ich bin mir vorgekommen wie im James-Bond-Film«, schwärmte Nicola und kicherte. »Heimlich durch die Hintertür ins Haus, über Zäune klettern, Dokumente klauen … fehlte nur noch die Minikamera im Blusenknopf, um alles auf Mikrofilm zu bannen. Mein quietschender, stinkender Kopierer hat die Spionageromantik leicht getrübt, aber ich habe mich trotzdem bewährt. Nenn mich Moneypenny, James …«, sagte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag Richtung Phoebe.
»Für mich waren das die längsten zwei Stunden meines Lebens. Ich habe mir dafür mindestens den Viel-Wind-um-nichts-Preis verdient«, erklärte diese. »Mein Hirn ist komplett leer. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie anstrengend es ist, nur Belanglosigkeiten zu erzählen, sie als Sensationen zu verkaufen und gleichzeitig alle Fluchtversuche meines neuen Freundes im Keim zu ersticken.« Sie legte theatralisch die Hand an die Stirn. »Ich bin völlig erschöpft. Ich brauche dringend Erholung.« Ihre amüsiert zuckenden Mundwinkel straften ihre Worte Lügen.
»Schwindlerin«, schalt Debbie sie liebevoll, »gib es zu: Du hast es genossen, mal wieder so richtig aufzudrehen und den armen Mr Hurst gnadenlos in die Knie zu plappern. Ich habe den bedauernswerten Kerl bei dir raustorkeln sehen, nachdem du ihn aus der Geiselhaft entlassen hattest.«
»Sollte er jemals Ambitionen gehabt haben, über die Inszenierung zu berichten, dürften die sich jetzt in Luft aufgelöst haben!« Nicola schlug sich vor Vergnügen auf die Knie.
Pippa schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch nicht glauben, was ihr da gemacht habt. Das sind vertrauliche Unterlagen, und es …«
»Papperlapapp«, sagte Phoebe, »sei mal nicht päpstlicher als der Papst. Das sind offizielle Recherchen für die Porträts, die Kwiatkowski veröffentlichen wollte. In ein paar Tagen oder Wochen hätten die im PaperRazzi gestanden und wären von Hunderttausenden gelesen worden!«
»Genau. Diese akribische Arbeit muss gewürdigt werden.« Nicola verteilte einzelne Seiten auf verschiedene Papphefter. »Stell dir einfach vor, dass wir stellvertretend für die vielen enttäuschten Leser hier sitzen und Kwiatkowskis Andenken ehren, Pippa.«
»Ich kann Pippa verstehen«, gab Debbie zu, »aber meine Neugier ist wesentlich größer als meine Bedenken. Ich glaube, wir haben alles sortiert, und die Märchenstunde kann beginnen.«
Pippa hob die Hände. »Ich gebe auf. Gegen euch ist einfach kein Kraut gewachsen, Mädels. Ihr kommt mir vor wie die drei Hexen in Macbeth. Fehlt nur noch, dass ihr um einen Kessel tanzt und Etwas Böses kommt des Wegs! kreischt.«
»Kommt?«, sagte Debbie nachdenklich. »Ich fürchte, das Böse ist längst da …«
Während Debbie und Nicola in der Küche Sandwiches zubereiteten, ging Pippa mit einem Tablett hinauf in den ersten Stock, um Barbara-Ellen Scones mit Clotted Cream und Himbeermarmelade zu bringen.
Die Schauspielerin saß auf dem Bett und starrte blicklos ins Leere. Pippa betrat auf Zehenspitzen den Raum, stellte das Tablett auf die Kommode und wollte sich leise wieder zurückziehen. Sie war nicht einmal sicher, ob die trauernde Frau ihre Anwesenheit überhaupt bemerkte.
»Phoebe hat recht«, sagte Barbara-Ellen plötzlich, »wir sollten Carlos’ Aufzeichnungen unbedingt lesen.«
Pippa zuckte innerlich zusammen. Barbara-Ellen hatte alles mit angehört. Laut genug ging es ja zu im Wohnzimmer. War ihre Heiterkeit angesichts Barbara-Ellens Trauer unangemessen pietätlos gewesen?
»Sollen wir lieber nach nebenan gehen?«, fragte sie. »Wenn wir dich stören …«
Barbara-Ellen schüttelte den Kopf. »Weil ihr Spaß habt? Das stört mich nicht. Ich bin sehr froh, dass ihr die Unterlagen gerettet habt, bevor sie beim PaperRazzi verschwinden. Vielleicht werden sie im Zusammenhang mit Carlitos Tod noch einmal wichtig. Ich werde sie ebenfalls lesen.«
»Aber die Polizei hat gesagt, es sah aus wie ein Unfall«, sagte Pippa sanft.
»Eben – es sah so aus. Aber wo war die Bremsspur?«
»Das haben sie uns doch erklärt: eine scharfe Kurve auf vereister, abschüssiger Straße – Carlos konnte nicht mehr reagieren.«
»Er vielleicht nicht, aber das Auto hätte reagieren müssen, und das hat es nicht getan. Weder das Anti-Blockier-System noch die Airbags. Wie kann man gegen einen Baum fahren, ohne dass die Airbags auslösen? Bei einem neuen Auto?«
»Wie geht es ihr?«, fragte Phoebe, als Pippa wieder zu ihnen stieß.
»Schwer zu sagen«, antwortete Pippa leise. »Sie bleibt dabei, dass es kein Unfall gewesen sein kann, und hofft, in den Dossiers Hinweise zu finden.«
»Dann wollen wir mal.« Nicola griff nach einem Papphefter. Sie zog die Blätter heraus und verkündete: »Zuerst unser schmucker Schotte. Ich lese vor.«
Sie hörten zu, bis Debbie sie unterbrach und fassungslos fragte: »Seine Bandkollegen wollen ihn rauswerfen, weil ihm erotisches Charisma fehlt und er sich deshalb nicht als Frontmann eignet? Wo gucken die denn hin?«
»Ich verstehe es eher so, dass sie denken, es wäre nicht sein Ding, im Vordergrund zu stehen«, warf Pippa ein, und Nicola nickte.
»Das muss er auch nicht. Duncan wird immer Aufmerksamkeit erregen, ganz gleich auf welcher Art Bühne. Aber das weiß er noch nicht, und das ist gut so.« Phoebe schnalzte mit der Zunge. »Wäre ich nur vierzig Jahre jünger …«
»Vierzig?« Debbie zwinkerte ihrer Großmutter zu. »Dreißig würden dir reichen. Dann wärst du knackige …«
»Scht!« Phoebe legte den Finger an die Lippen. »Hier befinden sich ausschließlich Damen von Welt, die ohne Alter sind …«
»Darauf sollten wir anstoßen.« Nicola hob ihr Ciderglas, und die anderen taten es ihr nach. »Auf geistige Jugend.«
»Auf geistige Jugend«, echoten Pippa, Debbie und Phoebe.
Sie tranken, und Pippa füllte die Gläser nach.
»Sir Michael!« Nicola zog einen deutlich größeren Stapel als Duncans aus dem Hefter und fächerte die Seiten auf. »Jede Menge alte Zeitungsausschnitte und Fotos. Phoebe, da bist du!«
Ehe Phoebe danach greifen konnte, hatte Debbie sich das Blatt geschnappt. »Sieh mal, Pippa: Meine Großeltern und Sir Michael – 1950!«
Neugierig sah Pippa sich das Bild an: Die drei Personen auf dem Foto waren blutjung. Sie erkannte Sir Michael sofort an seiner charakteristischen Adlernase, Phoebe war eine ätherische Elfe mit Locken und Dorian Bates, ihr späterer Mann, sah aus wie ein Model aus der Zeit der Dandys. Er blickte ernst in die Kamera, während Phoebe Sir Michael anhimmelte.
»Lass mal sehen«, sagte Phoebe und zog Pippa das Bild unter der Nase weg.
Nicola hielt ein Blatt hoch. »Hier ist auch ein Interview aus dem Gloucestershire Echo, vom 2. September 1950, das gehört zum Bild.«
»O wirklich? Das kenne ich überhaupt nicht.«
Phoebe nahm das Blatt entgegen und vertiefte sich in den Text, während Nicola aus dem Dossier vorlas: »Siehe Interviews und Lysanders Biographie, außerdem Rückgriff auf eigene Recherchen.« Sie durchsuchte die Blätter. »Welche Recherchen denn? Hier sind nur Zeitungsausschnitte, und die sind mir jetzt zu anstrengend. Der Nächste, einverstanden?«
Pippa und Debbie nickten.
»Wir kommen zur unvergleichlichen Dana Danvers!«, verkündete Nicola grinsend.
Da sie dieses Dossier bereits gelesen hatte, hörte Pippa nur mit halbem Ohr zu. Phoebe hatte sich mit ihrer Lektüre an den Sekretär am Fenster zurückgezogen.
Bestimmt seltsam, ein sechzig Jahre altes Interview von sich zu lesen, dachte Pippa, wie sich das wohl anfühlt? Wird man nostalgisch bei der Reise zurück in die eigene Jugend? Oder wird man unsicher angesichts der Tatsache, den Großteil seines Lebens unwiderruflich hinter sich zu haben? Aber vielleicht ist die Distanz so groß, dass es einfach nur lustig ist …
»Barbarella?!«, kreischte Debbie plötzlich und lenkte damit Pippas Aufmerksamkeit von Phoebe wieder auf die Dossiers. »Die wollen ein Remake von Barbarella drehen? Mit Dana, der rumänischen Rakete? Die Dame Dirculescu – oder wie Dana auch immer in Wirklichkeit heißt – mag ja eine Granate sein, aber mit Jane Fonda kann sie nicht mithalten.«
»Obwohl diese ihre perfekten Rundungen noch der Natur und nicht der Kunst internationaler Schönheitschirurgen verdankte«, fügte Nicola hinzu, »ihr Busen war garantiert echt!«
Pippa hatte nicht vor, die Wahrheit über das Barbarella-Projekt preiszugeben, und blickte zu Phoebe hinüber, die gerade vom Schreibtischstuhl aufstand und etwas in die Tasche ihrer Strickjacke schob. Die alte Dame kam zurück zum Couchtisch, setzte sich wieder in den bequemen Ohrensessel und ließ sich von der noch immer höchst vergnügten Nicola vom Barbarella-Projekt berichten. Niemand außer Pippa registrierte, dass Interview und Foto nicht zurück ins Dossier wanderten.
Alle fuhren zusammen, als es an der Haustür klopfte.
Erleichtert registrierte Pippa, dass der Windschutzvorhang geschlossen war, sonst hätte der überraschende Besuch durch das Sichtfenster der Tür direkt ins Wohnzimmer sehen und sie alle auf frischer Tat ertappen können.
Debbie sprang wie von der Tarantel gestochen auf, raffte mit beiden Händen die Dossiers vom Tisch, flitzte in die Küche und ließ sie im Backofen verschwinden. Dann hielt sie den Daumen nach oben, als Zeichen, dass Pippa öffnen konnte.
»Wir wollen nicht lange stören. Wir sind auf dem Weg ins Pub«, sagte Duncan, der mit Alain und Johannes hereinkam. »Aber wir brauchen deine Hilfe, Pippa. Anita hat morgen Geburtstag, und wir würden gerne eine kleine Überraschungsparty für sie vorbereiten. Sie ist so unglücklich wegen der missglückten Probe heute, sie kann eine Aufmunterung gebrauchen.«
Pippa wurde heiß. Es gehörte zu ihren Aufgaben, die Geburtstage des Ensembles im Kopf zu haben, im Namen des Shakespeare Birthday Festivals ein Geschenk zu besorgen und eine kleine Feier zu arrangieren. Dafür hatte sie eine Liste mit allen relevanten Daten bekommen. Im Chaos der letzten Tage hatte sie vergessen nachzusehen, und das ärgerte sie. Sie rannte fast zum Sekretär und holte die Liste aus der Schublade. Richtig, Anita hatte am 29. Februar Geburtstag.
»Verdammt, Duncan, das hätte ich eigentlich wissen müssen.« Sie ließ die Liste auf den Tisch fallen. »Wie alt wird sie denn?«
Duncan grinste. »Sieben.«
»Natürlich!« Debbie war begeistert. »Den 29. Februar gibt es ja nur alle vier Jahre. Beneidenswert exotisch!«
»Gerade deshalb sollte der Tag etwas Besonderes sein«, sagte Pippa, »fällt euch nicht spontan etwas ein?«
Verschiedene Vorschläge wurden verworfen, bis Nicola rief: »Ein Kindergeburtstag! Was haltet ihr davon? Ich habe alles im Laden, was ihr braucht: Girlanden, Luftballons, alberne Hüte, grellbunte Torten … und ihr spielt Topfschlagen und Sackhüpfen und Blinde Kuh.«
»Und vorher machen die Jungs mit ihr einen Ausflug zur Schmetterlingsfarm in Stratford«, schlug Debbie vor. »Oma und ich schmücken in der Zeit das Taubenhaus, und wenn ihr wieder in Hideaway eintrefft, kann die Party starten. Was meint ihr?«
»Ich kann aus Luftballons Tiere machen«, sagte Duncan, »und ich könnte als Pantomime auftreten.« Auf die erstaunten Blicke der anderen hin grinste er verlegen. »Damit habe ich mir früher ein bisschen Geld dazuverdient.«
Pippa schüttelte den Kopf. »So schön eure Ideen sind, aber das geht alles nicht. Morgen ist Probe, und von Kestring gibt uns niemals frei.«
»Das lasst mal meine Sorge sein.« Alle drehten sich zu Barbara-Ellen um, die aus dem ersten Stock heruntergekommen war.
Sofort fühlte Pippa sich unbehaglich. Hier wurde lautstark eine lustige Party geplant, während Barbara-Ellen allein oben saß und um ihren Geliebten trauerte.
Die Schauspielerin bemerkte Pippas zerknirschten Gesichtsausdruck und sagte: »Lasst uns Anita einen schönen Tag bescheren. Wenn ich eines in den letzten Tagen gelernt habe, dann das: Plane nicht das schöne Morgen – lebe heute. Ich rede mit Hasso und bitte ihn, uns morgen probenfrei zu geben. Dafür biete ich ihm an, dass wir das gesamte Wochenende arbeiten. Einverstanden?«
Duncan, Pippa, Alain und Johannes nickten.
»Ich begleite dich.« Johannes half Barbara-Ellen fürsorglich in den Mantel. »Du musst nicht allein zu ihm gehen.«
Die beiden verließen das Cottage. Als sie aus der Tür waren, sagte Phoebe: »Ein wunderbarer Mensch.«
Alain seufzte verträumt. »Das finde ich auch.«
Pippa unterdrückte ein Schmunzeln, als ihr klarwurde, dass die beiden von verschiedenen Personen gesprochen hatten …
Nachdem Duncan und Alain die Frauen vergeblich zu überreden versucht hatten, sie ins Pub zu begleiten, gingen sie ebenfalls.
»Weiter geht’s«, kommandierte Debbie, als die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte. »Wer ist dran?«
»Mit unserem Geburtstagskind sind wir schnell durch«, sagte Nicola erstaunt. »Selbst Carlos war verblüfft, dass Anita total sauber ist. Er schreibt, er hätte noch nie erlebt, dass jemand nicht einmal einen Keller hat, in dem er Leichen verstecken könnte – wenn es sie denn gäbe.« Sie sah hoch und schlug sich die Hand vor den Mund. »Ups – unpassende Bemerkung. Sagen wir es so: keine Jugendsünden feststellbar.«
»Ich möchte jetzt alles über unseren hübschen kleinen Franzosen wissen«, verlangte Debbie.
»Carlos schreibt, dass Alain mehr in der Birne hat, als er selbst zu glauben wagt, und dass er viel Energie vergeudet, um so zu sein, wie er glaubt, dass andere ihn haben wollen, damit er eine internationale Filmkarriere machen kann. Puh, wenn das nicht kompliziert ist.« Sie las noch einmal nach. »Guckt euch bloß mal diese Fotos an!«
»Verdammt, ist der fotogen.« Debbie stieß Pippa in die Seite. »Sag nicht, dass du bei diesem Sahnestück keinen Appetit bekommst. Schaut mal, das sieht wie ein privater Schnappschuss aus.«
Sie reichte das Foto von einem lachenden Alain im Kreise anderer fröhlicher junger Männer auf einem Segelboot an Phoebe weiter.
Die studierte es ausführlich. Traurig sagte sie: »Das kenne ich. Das hat meinen Mann in die Isolation und schließlich in den Freitod getrieben.«
Debbie erhob sich von der Couch, setzte sich auf die Armlehne des Ohrensessels und nahm ihre Großmutter in den Arm. »Heute sind andere Zeiten, Grandma.«
»Sind sie das?«
Während Pippa sich noch fragte, wovon die beiden sprachen, beugte Phoebe sich vor und griff nach dem nächsten Dossier. Sie klappte Hendrik Rossevelts Mappe auf und fragte: »Das ist alles? Nur die Fotos und diese Adresse?«
Nicola zuckte mit den Achseln. »Tatsächlich? Beim Kopieren musste alles schnell gehen, ich habe nicht auf Einzelheiten geachtet. Aber wir haben alles richtig verteilt, oder? Was ist denn das für eine Adresse?«
»The Knowledge Company, Tuinstraat 167, Vredendal«, las Phoebe vor. »Na, allzu viel knowledge war da offenbar nicht zu holen, sonst wäre die Mappe nicht leer.«
»Schade«, sagte Pippa, »gerade Hendrik interessierte mich besonders.«
Wieder klopfte es an der Tür.
»Das Ganze wird allmählich zu einer Sportveranstaltung!« Debbie sprintete ein zweites Mal in die Küche, um die Unterlagen zu verstecken.
Diesmal war es Lysander Smith-Bates. »Nanu, eine konspirative Versammlung?«, fragte er und traf unwissentlich den Nagel auf den Kopf. »Ich habe mir schon gedacht, dass ihr hier seid, als drüben niemand zu finden war.«
»Wir machen Pläne für Anita Unterwegers Geburtstag morgen«, sagte Phoebe schnell und erzählte von Barbara-Ellens Mission, zu der sie gerade unterwegs war.
»Gute Idee.« Lysander nickte. »Ein freier Tag wird allen guttun und die Situation entspannen. Ich bin auch nur hier, um euch zu sagen, dass ich noch heute Abend mit dem Eurostar nach Brüssel fahre, um morgen mit dem zuständigen Ressortleiter zu konferieren. Außerdem habe ich noch ein paar andere Termine. Vor Montag werde ich deshalb nicht zurück sein. Ich hoffe, bis dahin bleibt alles ruhig.« Er verbeugte sich. »Ich wünsche den Damen noch einen schönen Abend und eine schöne Feier morgen.«
Debbie begleitete ihren Vater vor die Tür.
»Vielleicht finden sie ja in Brüssel einen Weg, von Kestring doch noch loszuwerden«, sagte Pippa hoffnungsvoll. »Das wäre wirklich großartig.«
Phoebe bekam einen entschlossenen Zug um den Mund. »Zumal die Zeit langsam knapp wird.«
Ein Schwall eiskalter Luft signalisierte Debbies Rückkehr, die in der offenen Tür stand und rief: »Mein Daddy ist der Allerbeste! Ratet, Mädels!«
Sie wartete ihre Wortmeldungen nicht ab. »Er fährt jetzt noch über Stratford und macht für morgen Abend Karten für alle klar! Romeo und Julia!«
»Wahnsinn!« Pippa strahlte über das ganze Gesicht. »Ich liebe meinen Job. Nicht nur Anita wird einen denkwürdigen Tag haben.«
»Das fürchte ich auch«, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit hinter Debbie, die sich verblüfft von Rebecca Davis zurück ins Wohnzimmer schieben ließ.
Phoebe sah alarmiert aus. »Rebecca – was führt dich her?«
»Nichts Gutes, fürchte ich.« Die Kommissarin runzelte sorgenvoll die Stirn. »Ich muss noch einmal mit Barbara-Ellen reden.«
»Aber was ist denn passiert? Geht es um Carlos?«, fragte Pippa, obwohl sie die Antwort bereits ahnte.
Prompt nickte Rebecca Davis, und Pippa hielt die Luft an.
»Wir haben das Auto genau untersucht«, sagte die Kommissarin. »Die Steuerungselektronik des BMW war manipuliert. Der Bordcomputer gab falsche Signale. Die Airbags waren deaktiviert, und eine Zeitschaltuhr hat die Bremsen blockieren lassen.«
Rebecca Davis sah sie nacheinander an.
»Barbara-Ellen hatte recht: Carlos Kwiatkowski wurde definitiv ermordet.«