Vier
Lewin schwitzte und fluchte. Das Haar klebte ihm strähnig an der Stirn und das schweißnasse Shirt beengte ihn. Dieser verdammte Sommer. Diese verdammte Stadt.
Schon oft hatte er sich gewünscht, dieser trostlosen Gegend den Rücken zu kehren und abzuhauen. Einfach nur weg, ohne dass jemand wüsste, wohin er verschwunden wäre. Er würde sich unter falschem Namen in einer anderen Stadt niederlassen; noch einmal ganz von vorn beginnen und jede Erinnerung an seine Vergangenheit auslöschen. Aber er wusste, dass das nicht möglich war. Wahrscheinlich würde er nicht einmal über die Stadtgrenzen hinauskommen. Er verfügte weder über Geld noch über Erfahrungen. Lewin war noch nie außerhalb von Weiß gewesen und daran würde sich in diesem Leben vermutlich auch nichts mehr ändern.
Sein Blick wanderte hoch zum Himmel und heftete sich an das endlose Blau. Nicht eine einzige Wolke war zu sehen. Der Himmel wirkte beinahe surreal. Er war so unnatürlich blau, dass er Lewin künstlich vorkam. Die Sonne stand ihm jetzt im Rücken und tauchte seine gesamte Umgebung in ein grelles, alles verbrennendes Licht. Der Schweiß lief ihm in dicken, salzigen Tropfen über das Gesicht. Er blieb stehen und atmete schwer.
Für eine Sekunde kam er sich vor wie in einem Traum. Das unwirkliche Blau des Himmels, die unerträgliche Hitze und die absolut menschenleere Straße vor und hinter ihm. Nicht zu vergessen die tote Katze und Aaron.
Er sollte sich beeilen. Sollte Galen aufsuchen, sich untersuchen lassen und eventuell irgendein Medikament bekommen.
Aber vielleicht war das auch Quatsch.
Vielleicht sollte er sich besser hinsetzen. Genau hier, mitten auf die Straße. Er würde warten, bis ein Auto vorbeifuhr, bis eine Katze ihn ansprang oder einer der Einwohner dieser verdammten Stadt auf ihn zupreschte und ihm eine Gemeinheit an den Kopf warf.
Wie auf ein Stichwort traf Lewin in diesem Augenblick etwas Kleines, Scharfes und unglaublich Schmerzhaftes an der linken Wange und riss ihn unsanft aus seinen Gedanken.