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Nun ja, notfalls konnte ich die Lamnier immer noch selbst bezahlen. Aus einem Gefühl der Freundschaft heraus. So seltsam es sich auch anhören mag, daß ich bereit gewesen wäre, gutes rotes vallianisches Gold an die Vermittler von Vorräten an Vallias Feinde zu zahlen, kam mir das doch sehr vernünftig vor. Ich stellte mir vor, daß Weymlo, der ja sein Geld verdienen mußte, während der König von Tomboram krank war und nicht in den Krieg zog, dazu verleitet worden war, an Morbihom zu verkaufen. Außerdem erklärte die Krankheit des Monarchen von Tomboram vermutlich die Bewegungsfreiheit, die Menaham genoß.
Ich hatte mich so weit unter Kontrolle, daß ich nicht überrascht zusammenzuckte, als der Zauberer aus Loh meinen Namen aussprach.
Statt dessen schaute ich mich um, sah die aufgerissenen Kästen und Ballen, die umgestürzten Tische und Stühle, den vergossenen Wein. Ich trat vor Al-Ar-Mergondon hin, zog mein Messer, schnitt ihn los und bewahrte ihn davor, zu Boden zu stürzen.
»Langsam, San, langsam!«
»Ja, ich bin noch immer schwach. Das teuflische Memphees kann einen Menschen auslaugen – sei er nun Zauberer oder nicht.«
»Ich weiß.«
Und das stimmte wirklich. Vad Garnath, ein gemeiner Bursche, der längst zu den Eisgletschern Sicces eingegangen war, hatte mich kurz vor einem Klingenduell betäuben lassen. Memphees, das aus der Rinde des Giftbaumes Memph und dem Kaktus Trechinolc gewonnen wird, schleicht durch den Körper und beeinträchtigt alle Sinne. Nachdem Mergondon gefesselt worden war, hatte er sich nicht einmal mit der Hilfe seiner arkanen Künste befreien können.
Unwillkürlich schoß mir die Frage durch den Kopf, ob Deb-Lu oder Khe-Hi oder Ling-Li sich ihrer Fesseln hätten entledigen können, wären sie an seiner Stelle gewesen.
»Eine solche Aufgabe steht außerhalb meiner Kräfte«, sagte Mergondon.
»Ich bitte dich, Mergondon«, sagte ich, entschlossen, unsere Beziehung von Anfang an auf die richtige Grundlage zu stellen. »Wenn wir aus diesem Höllenloch heraus wollen, mußt du dich zusammennehmen. Brassud!«
»Natürlich. Und das alles nur deswegen, weil die Armee eine Niederlage hinnehmen mußte. Er hat mir die Schuld gegeben, der Undankbare!«
»Beeil dich!« raunte ich und begann den Weg zurückzuverfolgen, auf dem ich gekommen war. Dabei wurden wir ebensowenig gestört, wie man mich auf dem Herweg aufgehalten hatte. Ein weiter Umhang verbarg die Identität des Zauberers, sein Haar war außerdem unter meinem Helm verschwunden. Draußen im Mondlicht wollte ich ihn in Richtung Fluß zerren, stieß nun aber auf Widerstand.
»Dort entlang, Prescot? Ich kann doch nicht schwimmen.«
»Macht dir deswegen keine Sorgen. Komm!«
Am Flußtor flackerten Fackeln, Wächter standen in Gruppen davor. Nun ja, es wäre töricht gewesen, etwas anderes zu erwarten.
»Du kannst doch nie ...«
»Halt nur deine Weinschnute, sei ein braver Zauberer, San!«
Mit dem energischsten Tonfall, den ich bisher von ihm gehört hatte, sagte er: »Ich habe schon gehört, du seist ein ungewöhnlicher Mann, Prescot. Wie ich sehe, sind diese Geschichten offenbar nicht übertrieben.«
Ich löste mein Krozair-Langschwert.
»Halte dich dicht bei mir! Sorg dafür, daß du dich duckst, wenn es nötig wird. Ich möchte dir nicht versehentlich den Kopf abhacken.«
Er erschauderte auf seltsame Art, und schon marschierten wir auf das Tor und die Wächter zu.
Zuerst näherten sie sich nur, um uns zu befragen, dann aber, zu meinem ewigen Kummer, um zu sterben.
Die Klinge hieb und hackte und stach auch gelegentlich zu, und Mergondon klammerte sich wie ein Blutegel an meinen Rücken.
Brüllend versuchten die Wächter Druck zu machen, und es wurde enger. Mergondon murmelte etwas wie: »Daß es so würde, hätte ich nicht gedacht!« Dann rief er: »Jurukker! Ich bin es ...«
Ein Schrei entfuhr dem Wächter, der von der Seite an mich heranwollte, und übertönte Mergondons panischen Ruf. Wie trunken torkelte der Angreifer fort. Ein langer rosagefiederter Pfeil ragte ihm aus dem Rücken.
Im nächsten Moment gingen Nath und Orso, die über und über naß waren, mit ihren Klingen auf die Wächter los. Segs Stimme erhob sich über das Lärmen.
»Hier entlang, Fanshos!«
Eine Kette zerlumpter tropfnasser Gestalten erhob sich am Ufer und stürzte sich auf die verbleibenden Wächter. Es dauerte nicht lange, dann war alles vorüber. Langsam kamen wir wieder zu Atem.
Strahlend sagte Seg: »So war's recht, mein alter Dom! Alle an Bord!«
Wir drängten uns an Bord des Pontons, der besorgniserregend zu schwanken begann. Die freigelassenen Gefangenen jubelten. Seg durchtrennte das Seil und ließ das große Floß mit der Strömung treiben.
Als endlich Verstärkungen auftauchten und durch das Lager des Königs liefen, waren wir schon mitten auf dem Fluß und kamen mit Hilfe langer Stangen recht gut vorwärts.
Ich wandte mich an Al-Ar-Mergondon. »Hör mal, San«, flüsterte ich ihm ins Ohr, »nenn mich nicht Prescot, sondern nur Jak. Wie du verstehen wirst, geht es dabei um Leben und Tod. Dein Leben und deinen Tod.«
»Ich begreife nicht ...«
»Jak. Denk daran!«
»So behandelt man keinen Zauberer aus Loh!«
»Du wirst immerhin besser behandelt als bei Morbihom, findest du nicht?«
Er kauerte sich zusammen, und ich hatte das Gefühl, daß er schmollte.
Der größte Teil der Gefangenen entstammte der lomischen Armee, es waren aber auch einige Vallianer darunter. Von ihnen kannte ich nur Nath den Iartus, einen Hikdar, der mir die bisherigen Ereignisse schildern konnte. Er war, das muß ich hinzufügen, außer sich, daß er sich hatte erwischen lassen, und alles andere als überrascht, daß der Herrscher von Vallia – oder der Ex-Herrscher – aufgetaucht war, ihn zu retten.
Seg kam herbei und sagte: »Wir haben leider unsere Zorcas verloren«, meldete er.
»Ja, vermutlich wäre es nicht ratsam, sie zu holen.«
»Orso ist außer sich. Er hatte sein Tier persönlich trainiert.«
»Das war uns schon aufgefallen.«
Nath der Unduldsame bemerkte: »Murlock der Flotte wird um so besser dabei wegkommen.«
»Der bereitet gerade ein Frühstück zu, das wir nicht einnehmen werden.«
»Das ist nun wirklich ein Verlust«, sagte Nath betrübt und rieb sich den Magen.
Während das Floß den Fluß hinabtrieb, gelang es uns, ein wenig zu schlafen. Noch vor der Morgendämmerung stakten wir den Ponton zum gegenüberliegenden Ufer und gingen an Land. Wachsam Ausschau haltend marschierten wir nach Westen. Als wir schließlich einer lomischen Kavallerie-Patrouille in die Arme liefen, erkannten wir, daß wir das Niemandsland zwischen den Fronten durchquert hatten.
Danach ging es nur noch darum, daß die befreiten Gefangenen sich wieder ihren Einheiten anschlossen und unsere kleine Gruppe mit dem Zauberer ein Hauptquartier fand. Nath na Kochwold begrüßte uns sichtlich erfreut, und wir aßen und tranken und erzählten ihm, was wir über die menahamische Schlachtordnung erfahren hatten. Unsere Spionagemission war beendet – im Augenblick jedenfalls.
Königin Lushfymi aus Lome, die zumindest den Namen nach ihre mutige Armee befehligte, war so vernünftig gewesen, sich ganz auf erfahrene Kapts zu verlassen. Es freute mich zu sehen, wie gut die Oberkommandos Vallias und Lomes zusammenarbeiteten. Ich persönlich wollte mich nirgends einmischen und ließ Nath na Kochwold auf seine bewährte Art weitermachen – die wirklich sehr wirkungsvoll war, bei Krun! Er hatte das kampfstarke Kontingent aus Vallia wirklich gut im Griff.
Ich machte Königin Lust einen Höflichkeitsbesuch und erdachte mir einen Vorwand, der mich ihrer weiteren Gesellschaft enthob. Orso entschloß sich, das Angebot anzunehmen, in Naths Stab einzutreten. Unser zugegeben bescheidenes Abenteuer hatte gezeigt, daß er sich zu behaupten wußte, jedenfalls soweit Mut und Entschlossenheit gefordert waren. Es gibt aber noch andere Charakterzüge, die ein kregischer Abenteurer haben muß, wenn er nicht nur durch die Welt ziehen und mit seinem Schwert blutige Bahnen ziehen will.
Als das geregelt war, sagte ich zu Nath dem Unduldsamen: »Die Papiere liegen vor, es ist alles geklärt. Dein Ruf ist wieder makellos. Du bist wieder Jiktar und wirst mit sofortiger Wirkung mindestens zum Ley-Chuktar befördert.«
»Das ist ja großartig, Jak! Es wäre starrköpfig, so etwas abzulehnen. Aber ... Was ist mit der fehlenden Summe?«
»Alles zurückbezahlt. Jetzt ...«
»Natürlich durch dich!«
Ich schaute ihm ins Auge und sah den aufflammenden Stolz in dem zerklüfteten Gesicht, aber auch die Last, die ihm von der Schulter genommen wurde, und ich sagte mit barscher, rücksichtsloser Stimme: »Nun hör mal, Chuktar Nath Javed, der du manchmal Hack und Stich genannt wirst, manchmal auch der Unduldsame! Du wirst dir dieses Geld verdienen. Wir haben eine offene Rechnung mit den teuflischen Angehörigen Lems des Silber-Leem. Wenn Seg und ich das nächstemal mit diesen unsäglichen Burschen zu tun haben, wirst du an unserer Seite kämpfen. Ist das klar, Nath Javed?«
Er nickte brüsk. »Danke, Majister.«
Ich verstand durchaus, warum er in diesem Augenblick meinen früheren Titel benutzte.
Ich fuhr fort: »Auch hier habe ich eine kleine Aufgabe für dich, dann kannst du deinen eigenen Neigungen folgen. Du kannst zum Beispiel nach Vallia reisen und dich um deine Schwester kümmern.«
»Wenn es Opaz will.«
»Natürlich. Ich hatte mich mit unseren lamnischen Freunden in Linansmot verabredet. Bring ihnen das Geld, das ihnen von König Morbihom geschuldet wird ...«
»Aber Jak! Du wirst doch nicht etwa für Lieferungen an unsere Feinde zahlen!«
Es bedurfte keiner umfangreichen Erklärungen, um ihm klar zu machen, was ich plante. »Sie können uns also beliefern«, sagte ich schließlich, »und uns damit sehr nützen.«
»Ich reite sofort nach Linansmot.«
»Nimm eine Kavallerieschwadron mit, Nath.«
»Quidang!«
Nachdem das geregelt war, begab ich mich in die Taverne, in der wir untergekommen waren, und gesellte mich zu Seg und Al-Ar-Mergondon. Ich wußte nicht recht, was ich mit dem Zauberer aus Loh anstellen sollte, der sich noch immer heftigst gegen König Morbihom äußerte – was auch durchaus verständlich war.
Solange Khe-Hi-Bjanching und Ling-Li-Lwingling in Loh waren, und Elternfreuden genossen und Deb-Lu-Quienyin wie immer mit allerlei Dingen überlastet war, konnte es angenehm sein – um es vorsichtig auszudrücken – einen weiteren Zauberer aus Loh auf unserer Seite zu wissen.
Er nahm das Angebot sofort an.
Seg saß am Tisch und bearbeitete mit geschickten Fingern einen neuen Bogenstab, AI-Ar hockte mir gegenüber, der Wein stand zwischen uns, und ich sagte: »Kennst du eine Hexe aus Loh namens Csitra?«
»Csitra.« Er bewegte den Namen auf der Zunge. »Csitra wie weiter?«
»Das habe ich noch nicht entdecken können. Sie war Gattin von Phu-Si-Yantong.«
»Der ist tot.«
»Aye.«
»Ich hatte von einer Hexe aus Loh gehört, die mit Yantong in Verbindung stehen sollte. Das ist alles. Der Name bedeutet mir nichts.«
»Vielleicht könntest du zu einer dir genehmen Zeit in Lupu gehen und ihren Aufenthaltsort feststellen.«
»Ich werde es versuchen.«
Dieses Gespräch lief, wie Sie sicher herausgehört haben, auf einer sehr formellen Ebene ab. Wir waren wie zwei Hunde, die sich gegenseitig beschnüffelten, bereit für eine behutsame Bekanntschaft oder ein Bündnis, oder gar für eine echte Freundschaft, je nachdem, wie die Mensaguals entschieden.
Mergondon griff nach seinem Wein. Ich hatte das Gefühl, daß die nächsten Worte ihm einige Mühe bereiteten.
»Es ist wirklich besser für die Welt, daß Phu-Si-Yantong, dieser Yukpam*, nicht mehr lebt, o ja, bei den Sieben Arkaden!«
»Ein wahreres Wort ist niemals ausgesprochen worden«, sagte Seg in fröhlichem Ton, ohne von seinem Bogen abzulassen.
Es überraschte mich ein wenig, daß eine Person wie ein Zauberer aus Loh ein so deftiges Wort wie ›Yukpam‹ benutzte, besonders nach der vorangegangenen höflichen Konversation. Nun ja, es gibt eben alle möglichen Typen auf der Welt.
Er hatte seine Dankbarkeit ohne übertriebene Worte und würdevoll zum Ausdruck gebracht. Nun fuhr er fort: »Als der Yantong unter dem Namen Hyr Notor Pandahem beherrschte – das war eine bemerkenswerte Zeit.«
»Ganz Pandahem muß nun gegen die Shanks zusammenstehen«, antwortete ich. »Und das schließt Menaham ein.«
»König Morbihom hat das Privileg meiner Künste noch nicht lange genossen. Der Mann ist ein blutrünstiger Dummkopf!«
Seg ging auf die Äußerung ein, indem er gelassen antwortete: »Und du würdest den Burschen am liebsten aus dem Spiel nehmen, stimmt's?«
»Wenn mir die Gelegenheit gegeben würde.«
Wie gesagt, ich wußte nicht recht, was ich mit Al-Ar-Mergondon anfangen sollte. Verständlicherweise war er von einer gewissen Anspannung erfüllt, von einem Gefühl der Unsicherheit und des Unbehagens – und daran hatten unsere Versuche, ihn zu beruhigen, noch nicht viel ändern können.
Die politische Lage in Lome war ein beständiger Quell der Sorge gewesen – aber das galt ja wohl für die meisten Länder –, und die Streitkräfte, die mein Sohn Drak als Prinz Majister hierher abgestellt hatte, hatten gute Arbeit geleistet. Sie hatten jene unterstützt, die Königin Lust treu ergeben waren, so daß das Land sich auf dem Weg zur Normalität befand, als der verräterische Angriff aus Menaham alles wieder in Aufruhr versetzte.
Kapt Nath Molim, Trylon von Polnehm, ein sehr kluger, noch recht junger und Königin Lust ergebener Mann, hatte alle Proben gut bestanden. Er war noch immer sehr ehrgeizig, wie Drak mir gesagt hatte. Seine Erfahrungen mit unseren Armeen in Vallia hatten ihn zu der Überzeugung gebracht, daß die Zukunft beider Länder in einer gegenseitigen Unterstützung und Allianz lag.
Drak hatte die Söldner aus Vallia herausgenommen und sie Lome zur Hilfe geschickt. Sie hatten dem verrückten König Morbihom nach besten Kräften widerstanden, doch wäre es um sie geschehen gewesen, wenn nicht Nath na Kochwold mit der frischen Armee eingetroffen wäre.
Die Fünfte Phalanx unter Nath bestand aus der Neunten Kerchuri Dayra und der Zehnten Kerchuri Jaidur. Brytevax* Olron Sangar führte das Kommando. Er hatte der alten zehnten Kerchuri während der traumatischen Schlacht von Ovalia vorgestanden, bei der wir die Dornefeu-Falle errichtet hatten. Nun war er ein erfahrener Krieger und Kommandeur und wußte sehr wohl, daß wir mit der Phalanx das schlachtentscheidende Instrument in der Hand hatten.
Seg und ich hatten unser Hauptquartier in einem Raum der Drossel und Trank aufgeschlagen, an einem Platz direkt gegenüber der Krone des Rokweil gelegen, wo Nath na Kochwold und die anderen hohen Offiziere residierten. In Mompass, so hieß diese Stadt, gab es wahrlich genügend Tavernen und Schänken.
Ein Kurier brachte eine Nachricht von Milsi, sie habe frei und wolle in Vondium mit Seg zusammentreffen.
»Dann geben die Schwestern der Rose also Urlaub!«
»Manchmal«, sagte ich und verlor mich kurz in meinen Erinnerungen.
»Trotzdem ist das sehr unpassend. Ich kann dich und die Armee nicht verlassen, da doch jetzt der Feldzug ...«
»Du«, wandte ich mich heftig an meinen Klingengefährten, »nimmst jetzt deinen Voller und verschwindest schleunigst nach Vondium. Und grüß Milsi von mir. Dernun?«
»Quidang! Und, mein alter Dom ... Nun ja, egal, egal ...«
Weitere Worte waren zwischen Seg und mir wahrlich überflüssig.
Obwohl Seg und ich jede Förmlichkeit haßten, bestand ich aus Prinzip darauf, daß er mit dem gebotenen Zeremoniell verabschiedet wurde. Wächter nahmen Aufstellung, Kapellen spielten, Flaggen wehten. Seg Segutorio, König von Croxdrin und Hoher Kov von Balkan, stieg in den Himmel auf und nahm Kurs auf Vallia und Vondium. Wir riefen uns Remberees zu, und die Zwillingssonnen leuchteten, und Trompeten schrillten ihre hohen Töne, die den Abschied verkündeten. Danach begab ich mich in die Drossel und Trank, um ein oder zwei Flaschen zu leeren und die finstere Stimmung zu bekämpfen, die sich auf mich herabsenkte, ungewollt, aber nicht gänzlich unerwartet.
Al-Ar-Mergondon setzte sich zu mir, und wir begannen Jikaida zu spielen. Er war gut, und der Ausgang war knapp.
Nath der Unduldsame war aus Linansmot noch nicht zurückgekehrt, obwohl die vier Tage verstrichen waren. Ich kam gar nicht auf den Gedanken, daß er das Geld der Lamnier genommen haben und geflohen sein könnte. Dem alten Hack und Stich winkten noch große Taten und Abenteuer.
Mit einem seltsamen Seufzen und zuckendem Gesicht lehnte sich Mergondon am Tisch zurück. Seine Augen rollten hoch. Der Chuktar, den er hatte setzen wollen, glitt ihm aus den Fingern und polterte über den Tisch. Ein kühler Hauch schien mir über die Haut zu wehen. Mergondon erstarrte.
»Dray«, sagte er. Er sprach mit ganz normaler Stimme – aber dazu mit einer Atemlosigkeit, die in unserem Zimmer seltsam widerhallte, »Dray. Verzeih mir, wenn ich auf diese Weise durch San Mergondon zu dir spreche. Versichere ihn meines Respekts. Er wird es verstehen, daß wir einen Notfall haben.«
»Deb-Lu!«
»Es geht um Yumapan. Der Herrscher hat Nachricht erhalten, daß Morbihom weitermarschieren will, nachdem er Lome unterworfen hat. Ein Bündnis ist jetzt äußerst wichtig. Er bittet um deinen Besuch.«
»Antworte ihm«, sagte ich und stand auf, »ich sei unterwegs.«