10

 

 

Es geschah nicht zum erstenmal und – wenn das grausame Schicksal mich verschonte – wohl auch nicht das letztemal, daß ich brüllend mit dem Angriff begann, während Seg Segutorio mir mit seinen Pfeilen Unterstützung gab.

Während ich lauthals brüllend dahinstürmte, sirrten Segs Geschosse über meinen Kopf dahin.

Seg Segutorio war ein meisterlicher Schütze, der beste Bogenschütze auf zwei Welten. Seine Sehnen hatten den Wasserfall in seinem Beutel unbeschadet überstanden. Die rotgefiederten Pfeile bohrten sich in die engen Reihen der Shanks.

Ich zählte nicht mit, wie oft Seg schoß, denn ich wußte, daß er nicht genug Pfeile hatte, um den Gegner entscheidend zu schwächen. Mindestens zwei Pfeile gingen jeweils durch zwei Männer, ein dritter erledigte sogar drei Feinde, ehe seine Wucht aufgebraucht war.

Durch das Brausen des Blutes in den Ohren hörte ich auf einer Seite schwere Schritte dröhnen, und leichtere auf der anderen Seite. Nath der Unduldsame, eine riesige rote Gestalt, die vor leidenschaftlichem Nachdruck zu bersten schien, galoppierte neben mir dahin, fest entschlossen, sich nicht abhängen zu lassen. Auch Phocis huschte vorwärts, und ein schneller Blick zur Seite verriet mir, daß diese entschlossene junge Dame ihren Speer wirklich gekonnt hielt.

Nun ja, wie wir alle würde sie im bevorstehenden Kampf ihr Risiko zu tragen haben.

Die Besatzung des abgestürzten Vollers war unterdessen nicht untätig geblieben. Sie hatte aus den Bruchstücken eine Varter gezerrt, die nun ihre tödlichen Eisenhaken in die massierten Shanks zu schleudern begann.

Kurz bevor unsere lächerliche kleine Truppe in den Kampf eingriff, entdeckte ich die beiden linken Arme der hellblonden Männer, die die Uniformen des Vallianischen Luftdienstes trugen. Ich war nicht überrascht, denn ich hatte auf Zamra Pachakgemeinden angesiedelt. Es handelte sich um Bürger Zamras und Vallias. Außerdem waren sie Kämpfer von einwandfreier Lauterkeit und tödlichem Können.

»Hai, Jikai!« brüllte ich.

Nun ja, bei Vox, wenn dies wirklich der letzte große Kampf sein sollte, wie ich meinte, dann wollte ich den großartigen Kriegsschrei noch einmal richtig benutzen – und zum letzten Mal.

Wir stürzten uns in den Nahkampf und waren sofort am Zuschlagen und Ducken und versuchten geschickt die Lücke zu erweitern, die Segs meisterlicher Beschuß gerissen hatte.

Die Krozairklinge tat ihr Werk. Ich mußte sie wirtschaftlich einsetzen und bei den Schlägen nicht zuviel Kraft verbrauchen – und das war in der Hitze des Gefechts keine Kleinigkeit. Im Chaos des Kampfes verfliegt so manche hübsche Theorie.

Wir nutzten die Lücke, die uns einen Brennpunkt für unseren Angriff bot; auf diese Weise konnten wir die Shanks, die an uns heran konnten, nacheinander aufs Korn nehmen. Die anderen waren zunächst aus unserer Rechnung heraus, jedenfalls so lange, bis sie sich gefaßt und neu formiert hatten.

Seg schloß sich nun ebenfalls an. Mitten im Kampfgewühl, in dem man nach vorn drängt und fintet und hofft, daß einem niemand in den Rücken fällt, richtete sich mein Blick auf die Rumay-Frauen.

Sie kämpften wie geschmeidige Teufelinnen, eher von unten nach oben, fließend, verbittert und ohne Gnade.

Und sie starben wie die Shanks. Phocis wurde am Oberarm von einem Haken getroffen, doch rächte ich mich sofort an dem verantwortlichen Fischkopf. Die Spitze hatte keine Widerhaken, denn sie gehörte zu einem Nahkampf-Dreizack, und ließ sich leicht wieder lösen.

»Laß mich und mach weiter!« keuchte sie.

»Ich kann hier genausogut kämpfen wie sonstwo!« antwortete ich.

Wir konnten unser Gespräch nicht ausweiten, denn die Shanks faßten sich ein wenig und griffen an. Seg und ich kämpften wie in den guten alten Tagen. Nath wehrte sich und lernte dabei bestimmt so manchen üblen neuen Trick.

Von der Flanke her attackierten nun unsere Pachaks in wilder kreischender Gruppe. Es gehört wohl eher ins Reich der Legenden, daß sie im Kampf die Helme fortwerfen und ihr langes blondes Haar frei flattern lassen. Auch daß sie förmlich durchdrehen – eine Eigenschaft, die eigentlich wenig zu dem Charakter paßt, der diesen Menschen eigen ist. In Wirklichkeit verzichtete die Besatzung des abgestürzten Vollers darauf, die Helme fortzuwerfen. Dennoch wehte das strohgelbe Haar über ihre Schultern, als sie nun angriffen, und sie gaben sich der Leidenschaft des Kampfes wirklich rückhaltlos hin. Daß sie die Beherrschung verloren, kann ich allerdings nicht behaupten.

Trotz der vielen Pachaks und der Rumay-Frauen und der anderen Frauen wie Phocis hätten wir eine so große Zahl von Shanks niemals besiegen können. Wir hätten unsere letzte große Schlacht geschlagen. Irgendwann hätte jemand diesen Kampf vielleicht als Hohes Jikai bezeichnet – aber wohl eher nicht. Wir wären gestorben und schnell vergessen worden.

Phocis hatte von ihrem Hemd einen Streifen Stoff abgerissen und um die Wunde gewickelt. Den Shank-Dreizack als Waffe benutzend, mühte sie sich hoch und kämpfte neben uns mit großem Geschick.

Bald war nicht mehr nur ihr Blut an den Spitzen des Dreizacks zu sehen.

Shalane wirbelte wie eine Dämonin durch das Geschehen, sie schien förmlich Funken zu sprühen, wie sie in alle Richtungen hieb. Ihre tigerhaften Mädchen tobten und schlugen zu und starben. Ich konnte nur vermuten, daß sie bisher noch nicht gegen Shanks gekämpft hatten und nicht dieselbe Ehrfurcht vor den Fischköpfen empfanden wie jene, die das Pech und den Ruhm gehabt hatten, ihnen schon einmal zu begegnen.

Ein Schatten fiel auf uns.

Ich schaute nicht hoch, denn es war in diesem Augenblick viel wichtiger, den Mann links von mir auszuschalten, der Seg seinen verdammten Dreizack in die Flanke bohren wollte.

Die Krozairklinge fand ihr Ziel, und der Shank kreischte und sank zu Boden, aber schon wurde meine Waffe auf der anderen Seite benötigt, wo Phocis einen Gegner zwar geschickt aufgespießt hatte, sich dadurch aber vorübergehend eine Blöße gab. Die vorzuckenden Spitzen unterlief ich, drückte sie mit der Klinge nach oben und sorgte dafür, daß der Shank keinen Gegner mehr behelligen konnte.

Es war eine unschöne blutige Szene, die schon manches Opfer gekostet hatte. Und noch immer hielten Seg und ich, Nath, Phocis, Shalane und die Rumay-Frauen die Stellung. Dieser Wahnsinn konnte nicht ewig währen.

Trotzig brüllend stand Nath zwischen toten Shanks. Shalane schien überall zu sein und ließ ihre Waffen spüren. Segs nüchtern-geschickte Schwertführung schuf einen gewissen Platz, und Phocis beendete mit ihrem Dreizack so manche Kriegerkarriere der Shanks. Es konnte nicht ewig so weitergehen.

In einer der unheimlichen kleinen Pausen, die es in beinahe jedem Kampf gibt, der allein auf Muskelkraft aufgebaut ist, schwenkte Seg sein Schwert und starrte abweisend zu den Shanks hinüber, die sich zu einer neuen Attacke von der Art formierten, wie sie schon mehrmals erfolglos geblieben war.

»Seg ...«, sagte ich warnend.

Mürrisch starrte er mich an. »Na gut, Dray, na gut. Noch nicht.«

Er vermochte nüchtern-professionell zu kämpfen, unser Seg Segutorio: aber genauso konnte es geschehen, daß die Beherrschung ihn verließ und er mit der Berserkerkraft eines Pachaks in die gegnerischen Reihen tobte. Es war ein Erbe jener fremden Berge und Täler seines Geburtslandes Erthyrdrin, des nördlichsten Landes auf dem Loh-Kontinent. Man kann sagen, daß ganz Loh eine ziemlich rätselhafte Gegend ist.

Die Shanks wurden unruhig und gerieten in Bewegung und schüttelten ihre Waffen. Nicht alle waren mit Dreizacken bewaffnet.

»Da kommen sie wieder!« rief Nath, der in Hochstimmung zu sein schien. »Hack und Stich!« brüllte er – klare, deutliche Worte, die einen Schlachtruf bildeten. »Hack und Stich, Jungs! Hack und Stich!«

»Aye!« ließ sich Seg vernehmen.

Der nächste Angriff war überaus heftig und angsteinflößend. Ich sah Shalane, von einem Speer durchbohrt, zu Boden gehen und hatte in jenem kurzen Augenblick Zeit für den Gedanken, daß die Wunde auf den ersten Blick nicht lebensgefährlich aussah.

Ich hieb auf zwei Shanks ein, die Seg niederstrecken wollten, Phocis setzte ihren Dreizack ebenso nützlich ein. Die Krozairklinge wirbelte herum, und ein vierter Angreifer büßte den Gebrauch seines Arms ein. Wieder gelang es Seg und mir, ein gewisses Umfeld freizuräumen.

Dann sah ich Naths riesige Gestalt seitlich zu Boden krachen; in ihm steckte ein Dreizack, dessen Schaft auf unheimliche Weise hin und her wippte.

So wird das gehen, überlegte ich; einer nach dem anderen werden wir fallen, Seg und ich vielleicht als letzte.

Die beiden Mädchen, um die Nath sich gekümmert hatte, mußten sich nach dem ersten Angriff mit in das Durcheinander gestürzt haben, denn nun tauchten sie plötzlich auf und warfen sich jammernd auf den Verwundeten. Nath lag wie eine umgestürzte Eiche da, die Arme an den Seiten ausgestreckt, und ich schwöre, sein Gesichtsausdruck wirkte auch nicht anders wie wenn er aus einer Taverne geworfen worden wäre, nachdem er seinen gesamten Sold dort durchgebracht hatte.

»Hai, Jikai!« würgte ich die Worte hervor und schwang die Krozairklinge über dem Kopf. Ich kam mir nicht töricht vor, eine so übertriebene Geste zu vollführen und die großen Worte zu äußern. Wenn alles vorbei sein sollte, dann eher früher als später.

Die Shanks schienen den Kampf nicht fortsetzen zu wollen.

Sie wimmelten durcheinander. Wenn man den kaltherzigen Räubern von der anderen Seite der Welt überhaupt zutrauen konnte, unsicher und zögerlich zu sein – dann sah es jetzt sehr danach aus.

Dann erkannten wir den Grund und stimmten ein dermaßen lautes Geschrei an, daß die Garde jeder gut organisierten Stadt im Eilmarsch aufgezogen wäre.

Hinter den beiden Shankbooten und ihren Kämpfern war ein Himmelsschiff gelandet, Voswods waren ausgestiegen und hatten, vielhundertfach gedrillt, ihre Formationen gebildet. Mit gesenkten Köpfen und Speeren stürmten sie nun auf die Fischköpfe ein.

Die Shanks kämpften energisch. Ich hielt sie für Shtarkins. Ihr Aussehen und ihr Geruch widerten mich an; als Seeleute und Navigatoren waren sie unübertroffen. Obwohl – oder gerade weil – sie nun in der Minderzahl waren und in die Defensive gerieten, kämpften sie mit besonderer Intensität.

Und so konnte es wirklich nicht ewig weitergehen. Nun aber hatte sich das Blatt gewendet, und es waren die Shanks, die die Situation nicht überstehen würden, Lob sei Opaz!

Zuletzt versuchten sie sich in ihre Flugboote zu retten; der vallianische Luftschiffkommandeur hatte aber mit dieser Möglichkeit gerechnet und eine Formation zur Abriegelung ausgeschickt. So vermochten sich die Shanks nicht in Sicherheit zu bringen.

Ich schaute über das Schlachtfeld. Wir hatten den Shanks eine gehörige Lektion erteilt; sie hatten uns Wunden zugefügt.

Die Toten waren ein betrüblicher Anblick. Plötzlich fuhr ich überrascht zusammen. Zwischen einigen reglosen Shtarkins lag der Kanzai-Kriegerbruder, dem wir im Coup Blag begegnet waren.

Seinen Namen würden wir nun niemals erfahren. Damit erklärte sich auch das dunkle baumstammartige Gebilde, das Phocis durch den Wasserfall hatte stürzen sehen. Wir waren viel zu sehr auf den Kampf konzentriert gewesen, um den Kanzai-Adepten zu bemerken. Wenn ich es mir genau überlegte, hatte es im Kampf tatsächlich einen Augenblick gegeben, da der Druck auf uns spürbar nachgelassen hatte.

Die Szene bewies, daß er hervorragend gekämpft hatte. Ich hob mein blutiges Schwert zum Gruß vor ihm und empfahl seine Kriegerseele den Geistern der Eisgletscher Sicces.

»Ob ihm wohl klar geworden ist, daß er für Paz gekämpft hat?« fragte Seg. »Glauben wollte er uns das nicht, aber so war es nun mal.«

»Ein sehr vernünftiger Gedanke, Seg, den wir auch Shalane nahebringen müssen.«

»Da kommt der Kommandant der Landungsstreitmacht des Himmelsschiffes. Ein Jiktar. Und, ich glaube ... Ja ...« Seg schüttelte den Kopf. »Es ist der alte Hodo Fra-Le. Vor ein paar Perioden habe ich ihn wegen des Zustands seiner Bogenschützen mal gehörig zur Brust genommen.«

»Seine Burschen scheinen sich hier aber ganz gut gehalten zu haben.«

»O aye. Ich war damals in Zamra und habe sie geschliffen, bis sie kampftüchtig waren.«

Normalerweise hätte mein nächster Gedanke ein Lachen ausgelöst, auf das ich aber verzichtete; auf dem Schlachtfeld ist allenfalls ein nervöses, unbeherrschtes Lachen denkbar, das nach der Anspannung des Kampfes aus einem herausbricht. Mein Gedanke galt Seg Segutorio, der in allem, was mit der Bogenschießerei zu tun hatte, ein solcher Pedant war, daß es nicht überraschend sein konnte, wenn er bei nächster Gelegenheit vor einem Kampf auch noch den Gegner heimsuchte, um die Schützen auf Trab zu bringen.

Hodo Fra-Le, ein Pachak, der die Integrität seiner Rasse wie einen Mantel über seiner Rüstung trug, marschierte im Schutz einer kleinen Leibwache herbei. Seine Medaillen waren mehr als verdient. Sein Pachak-Gesicht zeigte die gewohnte Härte, darüber aber einen erfreuten Ausdruck – vermutlich reizte ihn die Situation, in die er hier geraten war.

»Llahal! Es ist wirklich erfreulich, daß einige von euch überlebt haben!«

In natürlicher Neugier überprüfte er zuerst unsere Gruppe, denn er wußte bereits, daß er die Besatzung des Kundschafter-Vollers gerettet hatte.

Seg trat energisch vor. So groß und kräftig er auch ist, vermag sich Seg doch wie ein geölter Blitz zu bewegen, wie man nicht nur auf der Erde sagt.

Er ragte über Hodo Fra-Le auf – Pachaks gehören nicht zu den großgewachsenen Diff-Rassen –, legte dem anderen freundschaftlich den Arm über die Schulter, senkte den Kopf und sprach sehr höflich und nachdrücklich auf den Mann ein. Wer immer Seg Segutorio unter solchen Umständen sprechen hörte, ließe keine Zweifel in sich aufkommen.

Seg sorgte dafür, daß meine Anonymität gewahrt blieb. Dabei war gleichgültig, daß Seg meine Verkleidungen zuweilen ein wenig übertrieben fand; wenn ich meine Identität hinter einem Pseudonym verbergen wollte, tat er alles, was in seiner Macht stand, um dieser Täuschung zum Erfolg zu verhelfen.

Als Hodo mich schließlich erreichte, sagte er gepreßt: »Lahal, Jak!«

»Llahal und Lahal, Hodo. Du bist gerade zur richtigen Zeit gekommen.«

»Wir haben die Flotte gesucht, Majis ... Jak. Wir kommen von Zamra, haben bisher aber noch keinen Anschluß gefunden.«

»Das muß Deb-Lu richtigstellen«, schaltete sich Seg ein.

»Das hoffe ich, Jen.« Hodo bezeichnete Seg korrekt als Jen, und jeder Zuhörer konnte daraus ableiten, daß er nicht aus Pandahem stammte, wo solche hohen Herren Pantors genannt werden.

Als wir losmarschierten, um das Schlachtfeld aufzuräumen, ging mir auf, wie dumm dieser Gedanke gewesen war. Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, daß Hodo Fra-Le kein Pandahemer war – allein schon wegen des riesigen Himmelsschiffes im Hintergrund!

Nath der Unduldsame war nicht tot.

Als ich dies hörte, wich eine ungeheure Last von meiner Brust, und ich dankte Opaz und Zair!

Nath wurde ins Lazarett des Himmelsschiffes gebracht, begleitet von Perli und Sanchi, den beiden Mädchen. Das Himmelsschiff, ein prächtiges, in Hamal gebautes Fluggebilde mit Namen Zamra Abenteurer, befreite uns natürlich von unseren augenblicklichen Sorgen.

Der Kapitän, Jiktar Nalgre Voernswert ti Zanchenden, war durch seinen Landungskommandanten bereits vorgewarnt worden und begrüßte mich gleich als Jak. Zumindest diesen Vorteil hatten die Legenden, die durch die Sukhs schwirrten.

Die anderen Verwundeten wurden natürlich auch versorgt. Shalane war schwer verletzt und drohte zu den Eisgletschern Sicces abzugleiten. Es hätte mir wenig geschmeckt, sie sterben zu sehen. Dagegen war Phocis am Arm versorgt worden und würde schon morgen wieder fit wie eh und je sein.

Es bestand wenig Anlaß, sich zu beglückwünschen oder in der Aufmerksamkeit nachzulassen. Ja, wir waren dem Labyrinth des Coup Blag endlich entkommen. Wir hatten den großen Vorteil, Flugboote zu besitzen, mit denen wir den unwirtlichen Dschungel überfliegen konnten. Dies alles empfanden wir als Befreiung von einer enormen seelischen Last. Trotzdem konnten wir uns nicht entspannen. Es blieb zuviel zu tun, wenn wir Paz retten wollten.

Obwohl Jiktar Nalgre sich so weit zusammennahm, daß er mich nicht Majister, sondern Jak nannte, war er doch nervös bemüht, ein gutes Bild zu bieten und keinen Fehler zu begehen. Seg hatte ihn aufgefordert, die Zamra Abenteurer auf die andere Seite des Berges zu steuern, um herauszufinden, was aus unserem jüngsten Gefährten, Kadett Ortyg Thingol, geworden war.

Er war mit Kov Hurngals Flugboot und einem tintenbefleckten Relt-Schreiber vor dem Eingang des Berges zurückgelassen worden. Ortyg war sehr ungern zurückgeblieben und hatte sich nur mit der Bemerkung beruhigen lassen, daß er ja das wichtige Kommando über das Flugboot hatte, das uns im Fall der Fälle retten müßte.

Nun flogen wir in einem riesigen Himmelsschiff. Ich seufzte. Ach ja, lockenschöpfige, gutaussehende, romantische Luftdien-Kadetten mußten wie jeder andere die harten Tatsachen des Lebens schlucken lernen, bei Vox!

Ich beschloß, den Voller zurückzulassen, für den Fall, daß es Kov Loriman dem Jäger gelang, in das Licht der Sonnen zurückzukehren. Was den Relt betraf, so war sein Arbeitgeber, Kov Hurngal, nicht mehr am Leben; so lag es in seiner Entscheidung, ob er bleiben oder mit uns fliegen würde.

Auf die Rumay-Frauen hatte die Verwundung ihrer Anführerin eine Wirkung, die zumindest mich sehr überraschte. Sie wirkten wie gelähmt und völlig kraftlos. Sanka, die das Kommando übernahm, machte einen Versuch, die Moral zu stärken. Aber auch danach saßen sie noch betrübt zusammen und stimmten rituelle Trauergesänge an. Ich verschwieg natürlich, daß ich am liebsten gebrüllt hätte: ›Shalane ist doch noch gar nicht tot, ihr Famblys!‹

»Man muß sie von der Besatzung trennen«, bemerkte der Kapitän, Jiktar Nalgre Voernswert ti Zanchenden. Er war auch als Nalgre der Direkte bekannt. »Die sind in der Lage, das Herz eines Stein-Monstrums zu erweichen.«

»Die berappeln sich schon wieder, sobald es Shalane besser geht.«

»Bei Corg! Das will ich aber hoffen!«

So waren wir denn in viel besserer Stimmung als beim letzten Untergang der Zwillingssonne Zim und Genodras und flogen los, um den Rest der vallianischen Armada zu finden.