Globalisierung ist, wenn aus Kolonialvölkern Konkurrenten werden
Natürlich sehen die Globalisierungskritiker das ganz anders, weil sie nicht wissen, wovon sie reden. Die Globalisierung fing vor 400 Jahren an und erreichte ihren ersten Höhepunkt mit dem Imperialismus Ende des 19. Jahrhunderts. Globalisierungskritiker gab es damals nicht. Globalisierungskritiker gibt es erst, seit aus Kolonialvölkern konkurrierende Nationen wurden, extrem erfolgreiche und überlegene Konkurrenten, die sogenannten Schwellenländer.
Das soziale Elend dort wird hier gerne in den grellsten Farben gemalt, und ein beliebtes Schreckbild ist es, den Beschäftigten in Deutschland ein Lohnniveau wie in China zu prophezeien, wenn die Globalisierung hemmungslos weiterwüten dürfe. Tatsache ist aber, dass VW und andere Hersteller einen großen Teil ihrer Produktion in China verkaufen, woraus man schließen muss, dass immer mehr Chinesen sich ein Auto leisten können, und also der Wohlstand auch dort für die entsprechenden Klassen und Schichten kein Fremdwort ist.
Es ist bezeichnend für die Verlogenheit eines Marxismus, der nicht mehr an sich selbst glaubt und doch nach außen so tut, dass die Linken hier im Verein mit allen bodenständigen Kräften sich gegen diese Entwicklung stemmen, die einheitliche Lebensverhältnisse auf der ganzen Welt herbeiführt. Marx hatte noch genau darin, also in der Schaffung einheitlicher Produktions- und Lebensverhältnisse auf der ganzen Welt, die damals freilich viel kleiner war, die Voraussetzung für eine sozialistische Weltrevolution gesehen.
Also wenn man schon so tut, wie wenn man noch Marxist oder Sozialist oder so was wäre, dann sollte man doch wenigstens so konsequent sein und so ehrlich, jene Dumpinglöhne zu begrüßen, die hier das Einkommensniveau auf eine Höhe mit dem chinesischen bringen, weil diese Dumpinglöhne die Voraussetzung dafür wären, dass nicht nur in einem Land, sondern auf der ganzen Welt die Arbeiterklasse sich gegen die Herrschaft des Kapitals erhebt.
Aber nichts davon. Auch Gremliza klammert sich an die Hoffnung, das europäische Ausland werde gegen die Absicht des deutschen Kapitals, »ein Europa der Dumpinglöhne« durchzusetzen, rebellieren mit Streiks etc. Also Besitzstandswahrung im Altenheim. Das mag ja ganz nett sein, aber eine revolutionäre Perspektive ist es mit Sicherheit nicht.
Die Mühle dreht sich eben weiter. Die einen steigen ab, die anderen steigen auf, wie im Paternoster. Jahrhundertelang hat Europa die Welt beherrscht. Damit ist es aus.
Heute könnte Europa keine »Weltkriege« mehr führen, weil die Welt viel größer geworden ist und Europa darin die Rolle eines Altenheims spielt. Es wurde auch wirklich Zeit. Seit 2000 Jahren dasselbe Stück auf der gleichen Bühne, irgendwann ist es genug.