Es ist alles noch da.
Der Seitenflügel, der sich halbkreisförmig um den Innenhof zieht und in dem die Schlafsäle zu ebener Erde liegen. Der Essraum mit dem Kreuz an der Wand und den Bänken, die am Boden festgeschraubt sind. Die Geräte auf dem Spielplatz zwischen den hochstämmigen Nadelbäumen, die Kienäpfel auf dem Sandboden, das ausgeblichene und zum Teil zerborstene Plastikspielzeug neben den Holzbrettern, mit denen der Buddelkasten eingefasst ist.
Brakenfelde.
Verlassen.
Zwölf Jahre lang ist Till nicht mehr hier gewesen - seit jenem späten Nachmittag, als er einfach immer weiter gerannt ist, durch das Gatter hindurch in den umgebenden Wald, immer weiter durch das Unterholz, immer schneller, bevor Dirk ihn einholen konnte, Dirk, dem er vergeblich zu erklären versucht hatte, dass es Armin nicht gut gehen würde.
Brakenfelde.
Das Heim, in dem er davor gelebt hatte, solange er denken konnte, in dem er die vielleicht unglücklichste Zeit seiner Kindheit verbracht hat.
Brakenfelde, in dem sich sein Bruder Armin in seinem Zimmer an der Türklinke erhängt hat.
Till ist den Waldweg an dem Friedhof vorbeigerannt, auf dem Armin begraben liegt - und plötzlich hat er die Gegend wiedererkannt. Die Lichtungen und Wege und Bodensenken zwischen den Bäumen, die er schon als Kind hinaufgerannt ist, die Sandkuhlen und Hohlwege, in denen er mit Armin und seinen Freunden Verstecken oder Indianer oder Soldaten gespielt hat.
Die Lichtungen und Winkel des Waldes, die sich um das Heim herum erstrecken - um das Heim herum, aus dem Till nach Armins Tod in jener verzweifelten Nacht geflohen ist.
Brakenfelde.
Es liegt kaum zwanzig Minuten Fußweg von Felix‘ Haus entfernt. Es sind praktisch Nachbargrundstücke! Das Kinderheim, in dem Till aufgewachsen ist, bevor die Bentheims ihn aufgenommen haben - und Felix von Quitzows Haus, der alles daran gesetzt hat, um in den Besitz der Schriften von Xaver Bentheim zu kommen.
Ist das nicht seltsam?