17
Nach einem Zeitraum, der ihm wie eine Stunde vorkam, aber wahrscheinlich nur halb so lang war, hielt der Gleiter an. Während der ganzen Fahrt hatte niemand ein Wort zu ihm gesagt.
Das Geräusch aufklappender Türen. Und ein Geruch. Verdorbenes Essen. Müll.
»Aussteigen«, sagte die Stimme, und dann packten zwei Hände Tristans Schulter und schoben ihn aufs Pflaster hinaus. Draußen war der Gestank noch ausgeprägter. Tristan hatte seit Stunden nichts mehr gegessen – jetzt wurde ihm bei der Vorstellung, Nährstoffe in sich hineinzusaugen, beinahe übel.
Er ging – stolperte auf dem Pflaster, blieb mit den Füßen mehrmals in Schlaglöchern hängen, taumelte einige Male, wurde nur von den Händen, die ihn lenkten, davor bewahrt zu stürzen. Dann blieben sie stehen.
Tristan hörte das Scharren von Metall auf Metall. Das Geräusch von etwas Schwerem, das sich kratzend und ächzend dagegen auflehnte, bewegt zu werden. Dann ein dumpfes Dröhnen.
Ein neuer Geruch. Diesmal noch schlimmer … feucht … der Geruch von frischem Blut.
Wenn das nicht Proteus war … wenn das nicht der Mimikuntergrund war …
Tristans Bewusstsein bäumte sich gegen die Vorstellung auf, was ihn am Ende dieser Reise erwartete.
Näher zu dem Geruch. Wieder die Stimme: »Du wirst jetzt nach unten klettern, Mimik. An beiden Seiten ist ein Geländer. Lass dir Zeit. Niemand wird dich halten, hörst du?« Die Stimme rüttelte Tristan unsanft an der Schulter. »Aber einer von uns wird über dir und einer unter dir sein. Hast du verstanden?«
Beinahe hätte Tristan gesprochen.
Aber er nickte nur.
Es müsste eine Freude sein, eine von Eels Gladiatorschablonen gegen Mr. Stimme auszuprobieren, eine Chance, Mr.-Sage-kein-Wort gegenüberzutreten.
Ihn ein wenig an der Schulter rütteln. Ihn in den Hals kneifen.
Tristan bezweifelte, dass ein solcher Augenblick je kommen würde.
»Okay – hinunter mit dir … Mimik.«
Jemand nahm Tristans Fuß und setzte ihn auf die erste Leitersprosse. Dann stieg er langsam, Schritt für Schritt, in die Tiefe, bis seine Hände das Geländer ergreifen konnten.
Der feuchte, tote Geruch drang durch seine Maske.
»Wer bringt das Opfer?«, sagte die Stimme.
Tristan hörte konfuses Murmeln.
»Schau«, sagte die Stimme. »Mir ist egal, wer von euch es macht, aber jemand muss das verdammte Opfer bringen, oder dort unten wird einer von euch aufgeknüpft.«
Vielleicht wäre es doch besser gewesen, zur Rohrbahn zu gehen und dort das Risiko einer Begegnung mit der Polizei auf sich zu nehmen.
Der Abstieg in die Tiefe ging langsam vonstatten. Einmal trat jemand von oben Tristan auf den Kopf. Ein Zufall? Tristan wusste es nicht. Er spürte bloß den schweren Stiefel. Niemand entschuldigte sich.
Schließlich traf Tristans Schuh auf festen Boden.
»Das wär’s«, sagte die Stimme. »Jetzt sind wir unten. Komm.«
Er wurde nach vorn gestoßen, trat in knöcheltiefe Pfützen. Tristan spürte, wie das ölige Wasser am Stoff seines Smartsuits hängen blieb. Er stieß gegen Wände und Säulen und verschaffte Dohan Lees Körper eine hübsche Sammlung von Prellungen.
Aber er schaffte es, auf den Beinen zu bleiben, bis er über etwas stolperte und zu Boden ging. Er landete auf den Ellbogen in einer schleimigen Pfütze, deren Inhalt seine Maske bespritzte. Etwas von der Flüssigkeit kam auf seine Lippen, sodass er sie schmecken konnte.
Tristan fing zu husten an.
»Aufstehen«, sagte Mr. Stimme. »Hoch mit dir.«
Tristan nickte und stand mühsam auf.
Dann – eine andere Stimme: »Du musst ihm die Maske abnehmen, Callin.«
»Ich weiß nicht.«
Mr. Stimme – Callin.
Dann eine andere Stimme, rau, kehlig. »Wir können ihn nicht bewachen, ihn nicht führen … nicht hier unten. Lasst ihn sehen.«
Zögern vom Anführer der Gruppe.
Ja, dachte Tristan. Nehmt mir die verdammte Maske ab, damit ich euch nette Burschen sehen kann. Und vielleicht bekomme ich dann mal Gelegenheit, euch gegen Mauern und Säulen rennen zu lassen.
Das würde mir Spaß machen.
»Es ist nicht fair, ihn blind zu lassen, ganz gleich, wer er ist«, sagte die zweite Stimme. »Ich meine, wenn man bedenkt, auf was wir stoßen könnten.«
Tristans Muskeln spannten sich an. Was sollte das jetzt bedeuten?
»Verdammt«, sagte Callin.
Die Maske wurde ihm heruntergerissen.
Tristan hätte beinahe danke gesagt, aber dann erinnerte er sich an die Weisung von Mr. Stimme – Callin.
Er sah sich um. Er stand in einer Höhle, einem riesigen Gewölbe mit kleineren Tunneln, die in drei oder vier Richtungen abzweigten. Schwer zu sagen, da das einzige Licht von den kleinen Laserlampen kam, die die vier Männer trugen, die ihn gefangen hatten. Und obwohl er nur ihre Silhouetten sehen konnte, fast ebenso schwarz und dunkel wie die Höhle selbst, stellte Tristan noch etwas fest.
Jeder der vier Männer war auf seine Art beeindruckend. Tristan konnte nicht viel mehr als ihre Umrisse erkennen, aber die massiven, schattenhaften Gestalten waren für sich schon eindrucksvoll genug. Die meisten waren vermutlich der Arena entkommen. Vielleicht waren einige aus den unterirdischen Wohnanlagen gekrochen, den Bergwerken oder den Pilzfarmen.
Sie sahen alle aus, als ob sie sich den Weg aus der Hölle freigekämpft hatten – und immer noch kämpfen würden.
Einer von ihnen trug etwas über der Schulter. Etwas, dessen Umrisse an eine menschliche Gestalt erinnerten.
Jetzt trat Mr. Stimme dicht vor ihn, und das Leuchten seiner Lampe ließ ein Gesicht erkennen, das ganz zu der Haltung passte, die er Tristan gegenüber bisher an den Tag gelegt hatte.
Der, den sie Callin nannten, hatte einen großen Kopf, der an allen möglichen Stellen kleine Verdickungen und Muskelknoten zeigte.
Tristan erkannte das Syndrom.
Zu viele schnelle Fluxe, und die Dinge entwickelten sich nicht immer normal zurück. Brocken von alten Fluxen blieben als gedehntes Fleisch und Muskeln zurück.
Ein Gesicht, das nur die Mutter lieben könnte, die Callin nie gehabt hatte.
»Hör zu, Mimik -«
Halb unterdrücktes Lachen von der Truppe.
»Ich werde dir jetzt sagen, was vor uns liegt, wo wir hingehen. Ich rate dir, gut zuzuhören … wenn du das nämlich nicht tust, bist du am Ende unseres kleinen Trips nicht mehr am Leben. Kapiert?«
Tristan nickte. Ja, Callin hatte offensichtlich zahllose Kämpfe in der Arena hinter sich. Und irgendwie war er entkommen … in dieses Höllenloch. Ob der Tausch sich gelohnt hatte?
»Aber zuerst solltest du dich einmal umsehen.«
Und das tat Tristan. Was zum Teufel war das hier? Und was war das für ein Gestank? Ein eigenartiger Geruch …
»Willkommen«, fuhr Callin fort, »in einem der Wunder des Zwanzigsten Jahrhunderts. So haben sich die Leute damals bewegt, in ihren Städten, wie sie das nannten.«
Tristan nickte. Natürlich wusste er, was das war. Er hatte die Vids gesehen, die Eltern, die ihre Kinder an sich drückten, und die Männer in seltsamen Kostümen mit farbigem Stoff, der ihnen vom Hals baumelte. Krawatten … Männer, die Krawatten trugen und die in -
»U-Bahnen hat man sie genannt. Züge, die unter der Erde fuhren. Unter der Stadt.«
»Und sie haben diese Tunnel hier gelassen?«
Callin lachte. »Daraus wurden einfach verlassene Löcher im Boden. Was hättest du denn erwartet, was sie tun?«
»Callin – wir müssen weiter.«
Tristan musterte Callins Gesicht, das sich jetzt besorgt umwölkte. Irgendetwas beunruhigte diesen mit Muskeln bepackten Arenagladiator.
»Richtig. Weiter.«
Callin packte Tristan und riss ihn nach vorn, drängte ihn in einen der kleineren Tunnel. Die schwarzen Wände sogen das Licht ihrer Lampen förmlich in sich hinein. Sie stiegen über kleine Pfützen mit öligem Wasser und traten in andere, die auf dem Boden im Schatten verborgen waren.
Sie liefen weiter bis –
»Halt!« Callin blieb stehen.
Einer der anderen sagte: »Hörst du etwas?«
»Still. Ich will -«
Callin reckte den Kopf nach links und rechts. Tristan konnte überhaupt nichts hören. Was konnte es schon in einem verlassenen Tunnel unter der Freizone für ein Problem geben?
Callin schüttelte den Kopf und wandte sich den anderen zu.
»Die Stelle eignet sich genauso gut wie jede andere, um das Opfer zu hinterlassen. Hängt es auf.« Der Strahl seiner Lampe wanderte bis zu einer massiv wirkenden Strebe, die unter einem Rohr aus der Wand ragte. »Dort.«
Drei andere Strahlen sammelten sich auf dem Punkt, und jetzt bekam Tristan das »Opfer« zum ersten Mal zu sehen.
Ein Polizist von Flagge. Als die Leiche hochgehoben und am Kragen ihrer Jacke an dem Rohrträger aufgehängt wurde, sah Tristan, dass die ganze Vorderseite der Uniform schwarz von verkrustetem Blut war.
Er hatte eine ziemlich klare Vorstellung, wie die Antwort lauten würde, fragte aber trotzdem.
»Was ist mit ihm passiert?«
»Er hat sich zu weit von seinen Freunden entfernt und es irgendwie fertig gebracht, sich die Kehle durchschneiden zu lassen«, sagte Callin. »Man nennt das, am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein – nämlich in unserer Nähe und zu einer Zeit, als wir ein Opfer brauchten.«
»Ein Opfer für wen? Ist das eine religiöse Sache oder -?«
Das trug ihm brüllendes Gelächter ein, das von den Wänden widerhallte.
»Du bist ein richtiger Witzbold, Mimik!«, sagte einer von ihnen.
Schließlich waren sie so weit, dass sie wieder weiterziehen konnten. Callin wandte sich Tristan zu.
»Bleib dicht bei uns und beeil dich. Wir trödeln hier unten nicht.«
Tristan nickte, und jetzt eilten sie im Laufschritt durch den Tunnel, der noch in tiefere Schwärze hineinführte. Wenn dieser Tunnel zum Hauptquartier von Proteus führte – immer vorausgesetzt, dass es Proteus überhaupt gab –, dann hatten sie sich ein gutes Versteck ausgesucht. Selbst die Glom-Polizei würde es sich zweimal überlegen, ehe sie in dieses stinkende Loch eindrang.
Ihre Stimmen hallten von den Tunnelwänden wider, und dazwischen war immer wieder Platschen zu hören. Tristan wünschte, jemand würde etwas sagen. Aber offenbar gab es gute Gründe, stumm zu bleiben.
Warum?
Wieder Stufen, und dann tauchte vor ihnen auf der linken Seite eine weitere schwarze Öffnung auf. Callin führte die Gruppe in diese Richtung … und die Pfützen wurden tiefer. Obwohl die mit seinem Smartsuit verbundene Fußbekleidung wasserresistent war, spürte Tristan, wie das Wasser über seine Knöchel stieg.
»Jetzt haben wir es gleich geschafft«, sagte Callin und brach damit die Stille. »Nur noch ein paar -«
Skrii-eeee-ek!
Das ohrenbetäubende Kreischen kam von hinten. Als sich Tristan umdrehte, sah er, wie einer von Callins Mimiks zu Boden ging … mit etwas, das an seinem Rücken hing.
»Verdammt! Einer von denen!«
Sie fuhren herum, und ihre Lampen wanderten hektisch über die Tunnelwände. Tristan sah Dutzende kleiner Höhlen und Kavernen, die die raue Oberfläche durchzogen.
Jemand – etwas – hatte diese Höhlen gemacht.
Callin hielt jetzt seinen Pulser in der Hand, ebenso die anderen. Tristan stand mit leeren Händen daneben und fühlte sich hilflos.
Callin rannte zu seinem Partner auf dem Tunnelboden zurück.
»Hör auf, dich zu bewegen!«, sagte Callin. »Halt still!«
Dann erhellte das irisierende Leuchten seines Pulsers den Tunnel, und wieder hallte ein Kreischen durch die sofort wieder einsetzende Dunkelheit.
Das Ding rollte von dem Mimik herunter.
Der verwundete Mimik stand auf, und Callins Lampe zeigte den Schaden, einen großen Fetzen, den das Ding ihm aus dem Oberarm gerissen hatte.
»Das verdammte Ding hat mich gebissen! Und ich dachte, wir hätten uns geeinigt!«
»Haben wir auch«, sagte Callin. »Zumindest hatten wir das.« Er klemmte sich seinen Pulser unter den Arm und hielt sich beide Hände an den Mund. »Wir haben ein Opfer dagelassen!«, brüllte er. »Dort hinten. Ein Op-fer – verstanden?«
Dann nickte Callin. »Wir müssen schnell weiter. Andere werden es hören und es riechen.«
Callins Lichtstrahl erfasste das Wesen auf dem Boden. Auf den ersten Blick sah es wie ein Tier aus, ein mit dünnem Pelz bedecktes Geschöpf etwa von der Größe eines zehnjährigen Kindes, mit einem in die Länge gezogenen Kopf und einer Kinnpartie wie eine Ratte. Dann fiel das Licht auf die Augen und Zähne des Geschöpfs – gelbbraun waren sie.
Callin ließ den Lichtstrahl noch einen Augenblick dort verweilen.
Und Tristan wusste, dass es kein Tier war.
»Verdammte Wohner. Früher waren das einmal Menschen, aber das ist Jahre her, Jahrzehnte; sie haben hier unten in der Dunkelheit gewohnt und sich von all dem ernährt, was oben weggeworfen wurde. Irgendwie haben sie den falschen Abfall erwischt. Sie wussten nicht, dass sie Testviren in sich aufnahmen, die ihre Chromosomen verändert haben. Dadurch sind sie mutiert, bis sie zu dieser … Spezies geworden sind.«
»Sie sind wie Ratten«, sagte Tristan, »menschliche Ratten.«
»Und sie fressen alles. Deshalb nehmen wir diesen Weg, wenn wir sicher sein wollen, dass man uns nicht folgt.«
Tristan blickte auf die Wände, suchte die kleinen Öffnungen ab, sah sich nach glitzernden Augenpaaren um.
»Aber da war doch die Rede von einem Handel.«
»Wir haben eine … Übereinkunft. Wenn wir ein Mitglied unserer Gruppe ›opfern‹, ihn töten und an der Kreuzung dort hinten liegen lassen, wo sie ihn ohne Ärger fressen können, lassen sie uns passieren – unser ›Wegezoll‹ könnte man das nennen.«
»Aber ihr werdet doch nicht -«
»Selbstverständlich nicht. Wir verringern die Sicherheitskräfte eines Glom um eine Person und lassen den Betreffenden für die Wohner zurück.«
»Warum hat dann der da angegriffen?«
»Das weiß ich nicht. Ihre Anführer scheinen mir einigermaßen verlässlich. Aber einige ihrer Untertanen sind kaum zu kontrollieren.«
»Warum die Eile?«
»Weil wir einen frisch Verwundeten bei uns haben, und weil der Blutgeruch diese Wohner in Rage bringen könnte.«
Tristan stolperte und fiel wieder in eine ölige Pfütze, und das Wasser spritzte ihm ins Gesicht. Er rappelte sich hoch und wischte es weg.
»Jetzt sind wir beinahe da«, sagte Callin. »Und dann werden wir sehen, was du uns zu erzählen hast, Mimik.«
Tristan nickte. Diese Mimiks waren jetzt nicht mehr seine größte Sorge. Er war fast versucht, seinen PDA zu kontaktieren, bloß um in all der Düsternis ein vertrautes Gesicht zu sehen. Beinahe da, sagte er sich und spürte, dass er mehr Angst hatte, als er im Herzen von Flagge Glom gehabt hatte. Beinahe da … Skrii-eeee-ek!
Etwas Schweres krachte gegen Tristans Schulter. Er spürte, wie dünne Arme sich um seinen Hals schlangen, zähe Finger und klauenartige Nägel, die sich in seinen Hals bohrten und an ihm zerrten. Scharfe Zähne fingen an seiner Kopfhaut zu nagen an, als wäre sie ein Stück von einer zähen Frucht.
Er griff nach oben und packte Haut, Kleider – das konnte er nicht unterscheiden – und versuchte, den Wohner von sich loszureißen, aber er hing an ihm fest wie ein siamesischer Zwilling. Was er auch machte, er schaffte es nicht, ihn loszubekommen.
Dann spürte er, wie die Klauen von seinem Hals gerissen wurden, gerade noch rechtzeitig. Nur die Beine der Kreatur klammerten sich noch um Tristan.
Er drehte sich um und sah, wie Callin seinen Pulser in den Mund des Wohners rammte und feuerte. Der Kopf verschwand in einer roten Wolke, und ein weiterer widerwärtiger Geruch mischte sich in den Gestank.
Skrii-eeee-ek! Skrii-eeee-ek! Skrii-eeee-ek!
Der Angriff auf Tristan schien einen unsichtbaren Damm zum Bersten gebracht zu haben. Plötzlich waren überall Wohner, strömten aus den Löchern in den Seiten und dann – noch schrecklicher – aus der Decke.
Tristan drehte sich um und sah, wie die Mimiks sich eng aneinander gedrängt gegen eine der Wände pressten und auf die näher rückenden Wohner schossen. Und tiefer in der Dunkelheit Hunderte von Augen, in denen sich die Pulserblitze spiegelten.
»Die Übereinkunft, verdammt!«, schrie Callin. »Wir hatten uns doch geeinigt!«
Tristan eilte zu der Gruppe von Mimiks und drängte sich in ihren Kreis. Callin schob ihm eine Waffe in die Hand.
»Ich hoffe, du kannst damit umgehen, Mimik. Ziele auf die Größeren, wenn du sie siehst. Das sind die Anführer. Wenn du genug von ihnen tötest, ziehen die anderen sich zurück.«
Tristan sah auf die glühenden Augen, die sie umkreisten, die links und rechts von ihnen in Bewegung waren, sich näher schoben und wieder zurückzogen, und versuchte, die Größe ihrer Besitzer auszumachen. Doch das konnte er nicht.
»Aber die Kleinen greifen ständig an«, sagte einer der Mimiks. »Die haben durchgedreht!«
»Wir sind tot«, sagte ein anderer.
»Das Opfer!«, schrie Callin und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Es ist dort hinten! Frisches Fleisch! Dort hinten!«
Und von weiter hinten im Tunnel ertönte ein weiteres Kreischen, tiefer, lauter und noch hektischer als die Schreie seiner Mannschaft.
Plötzlich erstarrte der wirbelnde Kreis aus Augen, aber nur einen Augenblick. Dann machten die Wohner mit wilden Kreischlauten kehrt und hetzten den Tunnel hinunter.
»Der Helix sei Dank«, sagte Callin. »Einer von ihren Führern hat das Opfer gefunden.«
Tristan spürte, wie ihm die Waffe weggenommen wurde.
»Danke«, sagte er zu Callin.
»Ich tu nur meinen Job, Mimik. Ich bringe dich sicher dorthin. Wie nennt man dich?«
Tristan überlegte, ob er seinen Namen nennen sollte. Doch warum nicht?
»Tristan.«
»Ein seltsamer Name.« Er wandte sich den anderen zu. »Verschwinden wir hier, ehe die es sich anders überlegen, schwachköpfig wie sie sind.«
Sie stiegen über die Leichen der Wohner hinweg und setzten ihre Reise in die Dunkelheit fort.
»Freu dich nicht zu früh, Tristan«, sagte Callin. »Dir steht das Schwerste noch bevor.«