Kapitel 18

„Hey, was ist denn los?“

Verwirrt blickte Lance Kaja nach, die gerade hektisch vom Badezimmer ins Schlafzimmer rannte und wieder zurück, während sie ungeschickt versuchte, mit einer Hand einen Ohrring an ihrem Ohrläppchen zu befestigen. Mit der anderen zerrte sie ungeduldig am Reissverschluss ihres knielangen grünblauglänzenden und ziemlich tief ausgeschnittenen Trägerkleidchens rum.

„M bn zspet drn!“, brummte sie ziemlich unverständlich, da sie sich eine Haarspange zwischen die Lippen geklemmt hatte.

„Jetzt entspann dich erst mal, stell dich hier hin und atme tief durch“, befahl Lance.

Während er ihr gentlemanlike den Reissverschluss zuzog, beruhigte er sie: „Es ist noch eine halbe Stunde hin, bis zu dieser Preisverleihung, um den Verkehr kümmere ich mich und sowieso wird keiner daran denken, auf die Uhr zu schauen, wenn du in diesem“, er suchte nach den passenden Worten um seine schlecht versteckte Missbilligung und gleichzeitige Bewunderung auszudrücken, „diesem erstklassigen Fummel auftauchst.“

Kaja musste trotz ihrer Anspannung lachen und verdrehte die Augen.

„Danke“, sagte sie. „Wenn du mal arbeitslos sein solltest, kannst du dich immer noch als Kammerdiener verpflichten“, fügte sie mit einem frechen Grinsen hinzu.

„Da du mir lieber locker und frech bist, als unsicher und ängstlich, tue ich jetzt einfach so, als hätte ich deinen letzten Satz nicht gehört.“ rief er Kaja hinterher, die bereits ihren Mantel übergezogen hatte und sich in ein paar High Heels zwängte.

Als sie sich schwankend aufrichtete und bereits jetzt schmerzhaft das Gesicht verzog, lächelte er zufrieden.

„Ja, das hätte ich mir ja denken können, dass du das lustig findest“, schimpfte sie halbherzig.

Sie warf Zorro, der heute Abend ausnahmsweise zu Hause bleiben musste, einen Hundekuchen zu, schnappte sich ihr Tussihandtäschchen und versuchte, so elegant wie möglich zum Auto zu eilen. So gut das eben ging, in zehn Zentimeter hohen Absätzen, wenn man das letzte halbe Jahr nie Gelegenheit gehabt hatte zum Üben. Kaum saßen sie im Auto, streifte sie sich die Schuhe wieder von den Füssen. Auf Lance fragenden Blick meinte sie nur: „Ich kann mit denen so schlecht fahren!“

Lance fing an vor sich hin zu pfeifen.

„Ja, ja, ich weiß, selber schuld, bla bla.“ „Aber die Wirkung ist unbezahlbar, oder?“

Zufrieden registrierte sie, dass jetzt der Drache an der Reihe war, die Augen zu verdrehen.

Kaum zu glauben, aber anscheinend hatte Lance tatsächlich seinen Einfluss auf den Stadtverkehr geltend gemacht, denn bereits fünfzehn Minuten später waren sie nicht nur beim Kongresshaus angekommen, welches die Firma extra für den Firmenball gemietet hatte, sondern hatten sogar einen Parkplatz direkt vor dem Eingang.

Sie stieg aus, drehte sich zu Lance um und warf ihm eine Kusshand zu. „Manchmal bist du unbezahlbar!“

„Ich weiß“, antwortete der Drache selbstgefällig. Schon musste sie die ersten bekannten Gesichter begrüßen.

„Hey Kaja, schön dich zu sehen!“

„Hallo Sonja, gleichfalls“, antwortete Kaja leicht angestrengt. Sie konnte Sonja nicht leiden. Was durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte. Einem aber offenbar nicht vor belanglosem Smalltalk rettete. Nachdem die obligatorischen Küsschen ausgetauscht worden waren, fragte Sonja: „Hast du noch jemanden mitgebracht?“

Angestrengt versuchte Sonja, jemanden hinter Kaja zu entdecken und sah einfach niemanden.

„Wie? Wovon redest du?“

„Na, ich habe doch eben gesehen, wie du jemandem eine Kusshand zugeworfen hast.“

„Kusshand?“ Irritiert blickte Kaja zurück zum Auto, bis ihr der kurze Wortwechsel mit Lance einfiel. „Äh, ich verabschiede mich immer so von meinem Auto. Auf diese Weise wird es mir nicht geklaut“, schloss sie ein wenig lahm, aber etwas Besseres war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen.

„Ach so... ich dachte schon, du kommst in Begleitung deiner neuesten Eroberung. Man hört ja so einiges!“ Sonja lächelte zynisch.

Kajas momentane Irritation wechselte schnellstens in eiskalte Wut über. Nur Lance‘ beruhigende Präsenz in ihrem Rücken hielt sie davon ab, tätlich auf Sonja loszugehen. „Ach ja?“, brachte sie schließlich mit einem süsslichen Lächeln auf den Lippen hervor. „Neidisch?“

Sie ließ Sonja stehen, die ihr mit offenem Mund nachstarrte.

„Ihr Gesichtsausdruck war doch mehr wert als der abgebrochene Fingernagel, den dir ein Faustkampf mit dieser Zicke sicher eingebracht hätte“, flüsterte der Drache in ihrem Kopf. Kaja musste laut kichern, was ihr einige erstaunte Blicke von den umstehenden Personen einbrachte.

„Ich dachte, du wolltest möglichst nicht auffallen“, neckte der Drache sie, was ihm einen Ellbogenstoss einbrachte. Oder einbringen sollte. Nur war es so, dass sie stattdessen einen zufällig neben ihr stehenden Mann in die Magengrube traf.

„Wow, hallo?!“

Kaja wurde purpurrot. „Entschuldigung! Das tut mir aber leid. Was bin ich auch immer so ungeschickt!“

„Ts ts“, hörte sie den Drachen in ihrem Kopf.

„Und du bist jetzt still!“, zischte sie ihm zu. Leider hörbar auch für ihr Opfer.

„Wie war das jetzt?“

Kaja schloss die Augen und betete still, dass es nicht noch schlimmer werden würde.

„Äh, nichts, ich hab nur mit mir selber gesprochen. Geht’s wieder?“

Der Mann sah sie nur entgeistert an, als wären ihr plötzlich zwei Köpfe gewachsen und entfernte sich hastig aus ihrer unmittelbaren Nähe.

„Na toll“, brummte sie, „jetzt bin ab sofort nicht nur die Büroschlampe, sondern auch noch verrückt!“

Lance konnte sich kaum noch halten vor Lachen und schnappte nach Luft. Kaja konzentrierte sich und versuchte, den Drachen zu ignorieren. So gut das eben ging mit jemandem, der einem nicht von der Seite wich, fast zwei Meter groß und blauschillernd war. Zumindest für sie. Sie zog eine Grimasse.

„Aber, aber Mädchen. Mit diesem Gesicht machst du die umwerfende Wirkung deines Kleides zunichte!“

„Thea“, rief sie erfreut aus. „Ich dachte, ich würde dich nie finden in diesem Gewühl!“

„Mich hättest du sicher gefunden“, lachte ihre Freundin. „Ich habe schließlich nicht umsonst dafür gesorgt, dass ich heute Abend unübersehbar bin.“

Sie drehte sich im Kreis, damit Kaja ihr leuchtend orangerotes Kleid gebührlich bewundern konnte. Ihre Haare hatte sie dramatisch dunkelrot gefärbt und mit einigen goldenen Nadeln hochgesteckt.

„Wow. Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen!“, lobte Kaja ihren Auftritt pflichtbewusst.

„Danke. Aber heute kann ich das Kompliment zurückgeben.“

„Nur heute?“, fragte Kaja gespielt schmollend.

„Na ja, dein üblicher Aufzug aus Jeans, Turnschuhen und T-Shirt sind normalerweise keine große Konkurrenz“, urteilte Thea freimütig.

„Weiß ich ja, ich nehme dich bloß ein wenig hoch“, antwortete Kaja und hakte sich bei ihr unter.

„Aber was sehe ich da, du hast ja noch gar nichts zu trinken“, beobachtete Thea. „Das geht ja gar nicht!“ Mit einer fließenden Bewegung nahm sie einem zufällig vorbeikommenden Kellner ein Glas Champagner vom Tablett und drückte es Kaja in die Hand. „Diesen Anlass überlebst du nur angetrunken“, erklärte sie bestimmt.

„Ich befürchte, du hast recht“, stimmte Kaja ihr zu.

„Natürlich hab ich recht, ich habe immer recht“, grinste Thea. Sie hob ihr Glas zum Toast. „Auf einen unvergesslichen Abend!“

Kaja prostete ihr zu und murmelte: „Können wir unvergesslich umwandeln in unauffällig?“

„Nichts da“, protestierte Thea. „Los, lass uns einen Platz finden, du musst ja schließlich noch einen Preis abholen.“

Ein wenig unmotiviert folgte Kaja Thea in den großen Saal, in dem erst die Preise verliehen und nachher der Ball eröffnet werden würde. Ball ist auch ein zu großes Wort, für das Rumgehopse, welches nachher hier stattfinden würde, dachte Kaja missbilligend bei sich. Obwohl sie bei Mémé aufgewachsen war, war sie doch genug Diplomatentochter, um den Unterschied zwischen einer Party und einem Ball zu kennen. Aber das war typisch für die Entwicklung, welche im letzten Jahr in ihrem früher mal so heißgeliebten Unternehmen stattgefunden hatte. Nicht kleckern sondern klotzen. Zumindest nach aussen.

„Du trinkst nicht genug, hör endlich auf, vor dich hinzubrüten und versuche wenigstens so auszusehen, als hättest du Spaß“, wies Thea sie zurecht und blickte missbilligend auf das noch fast volle Glas.

„Du hast Recht.“

„Das hatten wir schon“, meinte Thea ironisch. „Jetzt musst du nur noch so tun, als würdest du mir tatsächlich glauben.“

„Okay, okay, ich geb mich geschlagen!“ Kaja stürzte heldenhaft ihren Champagner hinunter und tauschte ihr leeres Glas sofort durch ein volles aus.

„Lässt du mich auch etwas davon haben?“, tönte Lance‘ Stimme in ihrem Kopf. Da Kaja erstens abgelenkt war durch all die Leute um sie herum und zweitens das hastig geleerte Glas Champagner begann, seine Wirkung zu entfalten, zischte sie zwar leise, aber doch hörbar: „Kannst du dich nicht selber um deine Getränke kümmern?“

„Sag mal, was ist eigentlich mit dir los, Kaja?“

Perplex wandte sich Kaja wieder zu Thea um, die sie einigermaßen besorgt musterte.

„Was?“

„Na ja, du führst in letzter Zeit ständig Selbstgespräche – stehst du dermaßen unter Stress?“

„Selbstgespräche? Stress?“

Etwas hilflos versuchte Kaja, ihrer Freundin geistig zu folgen, bis ihr aufging, dass sie wohl schon wieder laut mit Lance gesprochen hatte. Ein schneller Blick zu ihrem Drachen bestätigte ihre Befürchtung. Sie nahm sich zusammen und fauchte ihm gedanklich zu: „Halt dich einmal zurück, verflixt nochmal!“

„Ich? Du bist doch diejenige, die alles in die große weite Welt heraus plärrt!“, kam es grummelnd zurück. Kaja ignorierte ihn und meinte mit einem Lächeln an Thea gewandt: „Ist vermutlich nur die Aufregung vor der Preisverleihung. Hast du auch ein Glas Wasser für mich?“

Thea, die immer noch eine skeptische Miene zur Schau trug, beschloss, das Thema für den Moment auf sich beruhen zu lassen und machte sich auf die Suche nach einem Glas Wasser. „Schau, ich glaube, sie fangen endlich an“, meinte Kaja, als Thea zurückkam.

Bis alle ruhig waren, dauerte es allerdings noch gut zehn Minuten. Kaja lehnte sich zusammen mit Thea am Rande des Saals an die Wand. Für sie hatte der Preis an Glanz verloren in Anbetracht der Vorgänge in der Firma, auch wenn sie nach wie vor stolz war auf ihre Arbeit, für die sie heute Abend ausgezeichnet werden würde. Zum Glück hatte es sich Lance zur Aufgabe gemacht Kaja abzulenken. So bekam sie nur am Rande mit, wie ein Name nach dem anderen aufgerufen wurde und die Leute je nach Naturell verlegen oder selbstbewusst nach vorne gingen. Sie war ganz froh darüber. Ihrem Drachen gegenüber hätte sie das natürlich nie zugegeben.

Sonst bekommt er endgültig, den Grössenwahn, dachte sie bei sich und musste schmunzeln.

Lance entging das natürlich nicht und wurde sofort misstrauisch: „Was gibt’s denn da zu grinsen?“

Sie wollte sich eben eine schlagfertige Ausrede einfallen lassen, als ihr Name aufgerufen wurde.

„Gerade noch davon gekommen“, grummelte der Drache in ihrem Kopf, als sie nach vorne ging. Selbstbewusst ging sie nach vorne, ignorierte alle Anwesenden außer dem Qubus-Oberhaupt, der ihr den Preis übergab und ihr noch drei unerwünschte Küsschen auf die Wange drückte.

Eineinhalb Stunden später war die Preisverleihung vorüber und der vergnügliche Teil der Veranstaltung konnte beginnen. Kaja hatte allerdings nach den ersten beiden Aufforderungen zum Tanzen genug. Ihre beiden Tanzpartner hatten tatsächlich gemeint, sie würde auf zweideutige Komplimente hereinfallen und grapschende Hände von praktisch fremden Männern auf ihrem Körper schätzen. Lance hatte beide kompromisslos über seinen Fuß stolpern lassen, so dass sie sich gar nicht erst hatte überlegen müssen, wie sie die beiden am besten los würde. Nachdem sie ihren Preis, eine CD, auf dem das Programm, mit welchem sie gewonnen hatte, gespeichert war, die von einem großen Granitstein gehalten wurde, in der Garderobe abgeholt hatte, machte sie sich wieder auf die Suche nach Thea. Wie Thea schon selbst festgestellt hatte, war sie in der Menge dank ihrer leuchtenden Kleidung unschwer auszumachen. Kurz bevor sie ihre Freundin erreicht hatte, meinte Lance telepathisch: „Bist du sicher, dass sie keine Jungfrau mehr ist? Ich könnte noch eine gebrauchen… Vor allem eine, die so paradiesvogelmäßig daher kommt.“

Kaja kicherte.

„Darf man mit lachen?“, wollte Thea interessiert wissen.

„Ähm, lassen wir’s einfach dabei, dass ich soeben jemanden sehr schmeichelhaft über dich sprechen gehört habe.“

„Oh“, meinte Thea darauf nur und errötete doch tatsächlich ein wenig.

„Du, hör mal“, unterbrach Kaja ihren Gedankengang hastig, um zu verhindern, dass Thea weiter nachforschte, wer denn genau das gewesen sei. „Ich ruf mir ein Taxi und gehe nach Hause. Mein Auto hole ich dann morgen ab. Noch mehr zweideutige Einladungen halte ich heute einfach nicht mehr aus.“

„So schlimm?“, wollte Thea mitfühlend wissen.

„Schlimmer! Wir sehen uns dann im Büro, okay?“

„Ja klar, komm gut nach Hause.“

„Mach ich. Und du amüsiere dich noch gut!“

In der Eingangshalle standen eine Gruppe junger Männer um die Champagnerbrunnen herum und vertrieben sich die Zeit mit Trinken und Zigaretten. Dementsprechend war die Stimmung feuchtfröhlich. Kaja dachte sich nichts dabei und wollte gerade an der Gruppe vorüber gehen, als sich ihr einer der Männer in den Weg stellte.

„Na, wen haben wir denn da?“

Nein, seufzte Kaja innerlich auf. Ausgerechnet einer der beiden, mit denen sie getanzt hatte, musste dabei sein. Wie hieß er noch gleich? Krampfhaft versuchte sie sich an seinen Namen zu erinnern. Peter oder Paul? Egal. Sie wollte nur endlich nach Hause. Aber offensichtlich blieb ihr in letzter Zeit auch gar nichts erspart.

„Na, wenn das nicht unsere Eisprinzessin ist“, ließ sich eine zweite Stimme vernehmen.

Irritiert drehte sich Kaja zu dem Sprecher um. Scheiße, Michael. Nicht der schon wieder! Schwach nahm sie wahr, dass Lance sich ein wenig seitlich hinter ihr postiert hatte und ihr mit seiner vor Energie strotzenden Präsenz den Rücken stärkte. Obwohl sie mehr als nur ein wenig genervt war, ließ sie sich nichts anmerken und fragte Michael mit betont gelangweilter Stimme: „Habe ich mich bei unserem letzten Zusammentreffen irgendwie unklar ausgedrückt?“ Sie legte ihre Stirn in Falten, als würde sie angestrengt überlegen.

„Nein, ich glaube nicht! Deshalb wünsche ich euch jetzt allen einen schönen Abend.“

Sie wandte sich zum gehen. Doch Michael stellte sich ihr in den Weg und packte sie am Arm. Offensichtlich hatte der Alkohol sein Erinnerungsvermögen doch beträchtlich getrübt, stellte Kaja verwundert fest. Sie konnte es nicht glauben, dass er sich schon wieder mit ihr anlegen wollte. Offensichtlich hatte sie ihn empfindlich in seinem männlichen Stolz verletzt, was ihn unvorsichtig werden ließ.

„Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass er jetzt Rückendeckung von seinen Kumpels hat“, warnte Lance sie gedanklich.

Stimmt. Kaja hatte gar nicht bemerkt, dass die anderen Typen, die noch da waren, inzwischen einen engen Kreis um Kaja gebildet hatten. Ob sie Michael bewusst Unterstützung bei was auch immer geben wollten oder einfach nur nichts verpassen wollten, war Kaja im Moment noch nicht ganz klar. Sie beschloss, dass es ihr ganz einfach egal war. Sie hatte definitiv genug von dieser Scheiße.

„Lass meinen Arm los! Sofort!“, zischte sie Michael an.

„Hättest du wohl gerne“, grinste er anzüglich.

Sie spürte, wie Lance seine Energie noch ein wenig ausdehnte und ihr beistehen wollte.

„Lass nur“, signalisierte sie ihm, für einmal nicht hörbar für die anderen. „Ich schaff das. Du hast mir doch was beigebracht, weißt du noch?“

Sie zwinkerte ihm kurz zu, bevor sie sich wieder Michael zuwandte. Kaja blickte bedeutungsvoll auf seine Hand, mit der er sie immer noch festhielt, um ihm noch eine Chance zu geben. Als er keine Anstalten machte, ihrer Aufforderung nachzukommen, fokussierte sie all ihre Wut und schubste ihn mit voller Kraft in den nächsten Champagnerbrunnen. Die Gläser stürzten unter ihm mit großem Getöse und Geklirre um. Die anderen Männer brachten sich hastig vor dem spritzenden Champagner in Sicherheit.

Kaja blickte sich kurz nach Lance um und meinte mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht: „Sieht so aus, als könnten wir endlich nach Hause gehen.“

Der Drache konnte sich gar nicht entscheiden, ob er lauthals loslachen sollte oder vor Bewunderung für seinen Schützling erstarren sollte. Zuerst der Streit und dann der Lärm hatte einige Schaulustige angelockt.

„Nun mach schon“, forderte Kaja ihn mit einer ungeduldigen Kopfbewegung auf. „Lach endlich und lass uns gehen, sonst gibt es hier gleich den nächsten Stau!“

Hinter ihr begannen die ersten Leute zu klatschen. Doch sie blickte sich nicht um und verließ mit hocherhobenem Kopf und schwingenden Hüften das Kongresshaus, den unsichtbaren, schallend lachenden Drachen an ihrer Seite.