Wie der Wilde den Wilden erlöste

Mein Verwalter hatte während des Krieges Zugochsen für die Armee aufgekauft. Er erzählte mir, er habe damals im Massaireservat junge Ochsen erstanden, die eine Kreuzung des Massairindes mit Büffeln seien.

Die Frage ist viel umstritten, ob es möglich sei, Haustiere mit wilden Tieren zu kreuzen. Oft hat man versucht, aus einer Mischung von Zebras mit Pferdestuten einen kleinen Pferdetyp zu züchten, der den Verhältnissen des Landes angepaßt wäre, ich habe aber nie derartige Bastarde gesehen. Aber mein Verwalter versicherte, diese Ochsen seien tatsächlich Büffelhalbblut. Sie brauchten, wie die Massai behaupteten, eine viel längere Zeit zur Reife als gewöhnliche Rinder, und die Massai, die sehr stolz auf sie waren, schienen sie damals recht gern loszuwerden, weil sie sehr wild waren.

Es kostete eine harte Arbeit, bis diese Ochsen sich vor einen Wagen oder Pflug spannen ließen. Besonders ein starkes junges Tier hat meinem Verwalter und seinen schwarzen Ochsentreibern unendliche Mühe gemacht. Es fiel die Leute an, zerbrach das Joch, schäumte und brüllte; wenn man es festband, scharrte es dicke schwarze Wolken von Erde auf, es rollte seine rotunterlaufenen Augäpfel, und aus der Nase, hieß es, troff Blut hervor.

»Um ihm das wilde Herz zu brechen«, erzählte der Verwalter, »sperrte ich ihn, an allen vieren gefesselt, mit einem Riemen um die Schnauze, in die Rinderhürde, und auch da noch, als er wie betäubt am Boden lag, schossen ihm aus der Nase lange, heiße Strahlen von Dampf, und ein furchtbares Graunzen und Keuchen entrang sich seiner Kehle. Ich freute mich schon, ihn bald für Jahre unters Joch gezwungen zu sehen. Ich legte mich in meinem Zelt zu Bett, und noch im Traum beschäftigte mich der Ochse. Ich, erwachte von einem gewaltigen Lärm, die Hunde bellten, und die Schwarzen riefen und kreischten unten bei der Hürde. Zwei Hirtenbuben kamen schlotternd gelaufen und sagten, sie glaubten, ein Löwe sei bei den Ochsen eingebrochen. Wir rannten mit Laternen hinunter, ich selber nahm mein Gewehr mit. Als wir uns der Hürde näherten, ließ der Lärm etwas nach. Im Schein der Laternen sah ich etwas Gesprenkeltes entwischen. Ein Leopard hatte sich an den gefesselten Ochsen herangemacht und ihm den rechten Hinterschenkel abgefressen. Den sollten wir nie unterm Joche sehen.

 

Ich nahm mein Gewehr«, sagte der Verwalter, »und schoß den Ochsen tot.«