11. Kapitel

Irgendwas hat angefangen
ich bin nicht sicher, ob ich alles verstehe
doch ich bin mir ganz sicher
dass ich mit dir gehe.
Bernd Begemann: »Ich bin dann soweit«

Als ich zu Hause ankomme, habe ich mich wieder halbwegs im Griff. Doch dann stehe ich klatschnass im Hausflur und höre, wie Simon oben mit Amélie spricht. Das klingt so vertraut und tröstlich und rührend, dass ich wieder in Tränen ausbreche und mich auf die Treppenstufen sinken lasse. Tränen ändern zwar nichts, aber Tränen trösten. Also heule ich ein wenig vor mich hin, gerührt und melancholisch. Ich bin gar nicht mehr so unglücklich. Nur sehr verheult. So findet Simon mich.

»Franziska!« Er setzt sich neben mich. »Was ist los?«

Ich schüttele unter Tränen den Kopf und bringe nur heraus: »Wie geht’s Amélie?«

Simon rubbelt meinen Rücken. »Prima, ich habe ihr gerade das Nachtfläschchen gegeben. Jetzt schläft sie.« Er gibt mir einen kleinen Stups. »Du bist völlig nass. Warum steigst du nicht schnell in die heiße Wanne, und ich mach uns einen Tee?« Er sieht mich besorgt an. »Und dann reden wir?«

Der Vorschlag ist gut. Ich drücke ihm meine durchnässte Jacke in die Hand und schleiche nach oben. Bevor ich mich ausziehe, gehe ich auf Zehenspitzen zu Amélies Bettchen. Sie liegt mit geballten Händchen auf dem Rücken, als wolle sie ihren Babytraum festhalten. Bei ihrem Anblick muss ich schon wieder schlucken. Ich verdrücke mich schnell in die Badewanne, wo niemand meine Tränen sieht.

Später schlüpfe in eine gemütliche Sweathose und ein frisches T-Shirt. Als ich vor dem Spiegel meine nassen Haare kämme, fühle ich mich etwas besser. Als ob das Bad Babettes gehässige Kommentare und meine bitteren Gefühle fortgewaschen hätte.

Im Wohnzimmer hat Simon das Sofa vor den Kamin gezogen. Auf dem kleinen Tisch steht ein Teebecher. Simon liegt auf dem Sofa und trinkt aus einem Weinglas. Als er mich sieht, schwingt er die Beine herunter und setzt sich aufrecht. »Da bist du ja! Hier ist dein Tee.«

Als ich mich neben ihn setze, drückt er mir fürsorglich die Tasse in die Hand.

»Ich habe den Kamin angezündet«, erklärt er unnötigerweise.

Wir sitzen vor dem Feuer und sehen in die Flammen. Mir tut die Wärme gut, der Tee vertreibt die letzte Kälte aus meinem Körper. Simon steht auf. »Ich trinke noch ein Glas Wein. Möchtest du jetzt auch eins?«

Ich nicke. Er kommt mit den Gläsern zurück, wir stoßen an. Dann fragt er: »Was war denn los? War’s nicht nett?«

»Doch … nein …« Ich schlucke wieder, und dann erzähle ich ihm alles. Von Babette und Michel, von dieser Roswitha und Heiner Wittkowski und seinen Gehhilfen. Als ich an dieser Stelle angekommen bin, überwältigen mich erneut die Tränen. »Vielleicht hat sie recht«, presse ich zwischen zwei Schluchzern heraus. »Was ist, wenn ich Amélie als alte Mutter blamiere? Vielleicht schämt sie sich ja eines Tages für mich …«

Simon hat aufmerksam zugehört. Er nimmt mir das Glas aus den Händen, legt den Arm um meine Schulter und drückt mich tröstend an sich. »Franzi, das wird nicht geschehen, davor brauchst du keine Angst zu haben.«

»Und was, wenn doch?«

Simon zieht mich noch ein wenig näher an sich heran. Sein schlanker Körper ist überraschend groß, und ich habe das Gefühl, in seinen Armen Schutz zu finden wie im Regen unter den Ästen eines Baumes. Mein Gesicht liegt an seiner Brust, sein Herz schlägt beruhigend regelmäßig.

»Hast du früher mal ›Sesamstraße‹ gesehen?«, fragt Simon.

Überrascht richte ich mich auf. »Ja, wieso?«

Simon drückt meinen Kopf wieder an seine Brust. Während er mit der anderen Hand meinen Rücken streichelt, erzählt er: »Es gibt eine Geschichte in der ›Sesamstraße‹, die mir gerade einfällt. Eine Geschichte, die mit diesen lustigen Stoffpuppen gespielt wurde. Du weißt schon, wie auch Ernie und Bert welche sind.« Ich nicke.

»In der Geschichte sucht ein kleiner Junge verzweifelt seine Mutter. Dem König fällt der suchende Junge auf, und er verspricht dem Kleinen, ihm zu helfen.«

Simons Worte wecken bei mir Erinnerungen an meine ersten Fernseherlebnisse. Die ›Sesamstraße‹ um sechs Uhr abends war damals für mich so etwas wie für die Erwachsenen die Tagesschau um acht: der Abschluss des Tages. Danach kam noch das Sandmännchen, und dann musste ich ins Bett. Ich liebte Ernie und Bert und Professor Hastig. Aber am meisten liebte ich Grobi, dieses blaue, schusslige Monster, das sich stets über die Grenze der Erschöpfung hinaus verausgabte und in seinem Wunschtraum als Supergrobi über den Himmel sauste. Dabei plumpste er meist wie ein Sack Kartoffeln auf die Erde.

Ich sehe die Puppen mit ihren Froschmäulern und schiefen Augen vor mir, als Simon erzählt: »Der König fragt den Jungen: ›Wie sieht deine Mutter aus? Wir müssen wissen, wie sie aussieht, um sie finden zu können.‹ Der Junge sagt: ›Das ist einfach. Meine Mutter ist die schönste Frau der Welt.‹ Der König befiehlt, dass sich alle schönen Frauen im Land bei ihm melden sollen. Daraufhin paradieren alle möglichen schönen Frauen am König und dem Kleinen vorbei: blonde mit langen Locken, welche mit goldenen Kleidern und funkelnden Schleiern, kleine, große, dicke, dünne. Aber jedes Mal sagt der Junge: ›Nein, das ist nicht meine Mutter. Meine Mutter ist viel, viel schöner!‹ Als alle verzweifelt aufgeben wollen, weil sich diese wunderschöne Frau nicht finden lässt, schiebt sich ein altes, verhutzeltes Weiblein weit hinten in den Thronsaal.« Simon sagt tatsächlich »Weiblein« wie auf einer alten Märchenkassette. »Der kleine Junge schreit plötzlich: ›Da ist ja meine Mutter!‹ Er rennt zu dem Weiblein und umarmt es. Der König fragt: ›Das ist deine Mutter? Ich dachte, deine Mutter wäre die schönste Frau der Welt!‹ Der kleine Junge sieht den König überrascht an und sagt: ›Ja, genau!‹« Simon richtet sich und damit auch mich etwas auf. Er streichelt meine Wange, wischt mir mit einem Finger zart eine Träne weg … und dann küsst er mich.

Ich bin vierundvierzig, Simon ist so jung, ich bin eine geschiedene Mutter … aber dann, ich weiß nicht warum, lasse ich mich nicht nur küssen, sondern erwidere zögernd seinen Kuss. Seine Lippen fühlen sich angenehm und nach wenigen Minuten schon vertraut an. Er schmeckt gut.

»Franzi«, murmelt Simon, als wir wieder zu Atem kommen. Er lässt mich nicht los. In seinen Augen lese ich Lust und Zärtlichkeit, aber auch Unsicherheit und Zweifel. Wahrscheinlich denkt er ähnlich wie ich. Schließlich könnte ich seine Mutter sein. Aber keiner von uns sagt ein Wort. Wir sehen uns nur an. Und dann küssen wir uns wieder. Simons Hände streichen über meine Schultern und die Hüften. Langsam gleiten sie zu meinen Brüsten. Ich zucke zusammen. Ich stille zwar nicht mehr, aber in den vergangenen Monaten sind meine Brüste nur von meinem Baby berührt worden.

Simon weicht etwas zurück. Seine Augen blicken mich unverwandt an, als er aufsteht und langsam, so langsam, sein Hemd aufknöpft. Er hebt fragend seine Augenbrauen. Ich bin etwas verlegen, aber ich nicke. Simon lässt das Hemd von seinen Schultern gleiten. Er hat eine glatte muskulöse Brust, unterhalb seines Bauchnabels schlängelt sich eine schmale Spur aus Haaren in den tiefsitzenden Jeansbund. Simon legt den Kopf schief. Er beugt sich vor, streift die Schuhe ab und zieht die Socken aus. Er deutet ein paar Tanzschritte an. Endlich begreife ich, was Simon da eigentlich macht. Er versucht mir die Angst zu nehmen, er gibt sich als Erster preis, zeigt sich nackt. Ein kleiner Strip, ein Geschenk für mich. Dabei ist er überhaupt nicht abgebrüht, sondern wirkt sogar ziemlich schüchtern. Als er die Jeans fallen lässt und in einer angedeutet lasziven Bewegung seine Boxershorts vor sich dreht wie eine Nachtclubtänzerin ihre Federboa, kann ich nicht anders: Ich öffne meine Arme. »Komm her zu mir.«

Unter den äußeren Schichten meines Körpers, der in den letzten Monaten der einer Mutter geworden ist, regt sich eine andere Frau. Sie streckt sich, räkelt sich … und dann steht sie auf. Sie drängt – erst schüchtern, dann immer ungestümer – ins Freie, dorthin, wo der Wind über Ebenen fegt … vielleicht zum Meer. Sie hebt den Kopf stolz, als wolle sie zum Bootsmast hinaufsehen, an dem eine Fahne im Wind flattert.

Simons Hand gleitet unter mein T-Shirt. »Ist das in Ordnung?«

Ängstlich nicke ich. Seine Haut duftet nach Duschgel, nach Mann, nach … Simon. Simon, der mich begehrt.

Für den Bruchteil einer Sekunde kommt mir Babette in den Sinn, mit ihrem dauergebräunten Golfspieler und dem frustrierten Zug um die Mundwinkel, den keine Operation der Welt verschwinden lassen kann.

Während ich Simon dabei helfe, mir das T-Shirt auszuziehen, verschwindet jene verschrumpelte Franziska, die Babette mit ihren gehässigen Worten heraufbeschworen hat, aus meinem Sichtfeld.

Hier und jetzt, auf dem Sofa vor dem Kamin, in den Armen eines jungen Mannes, liegt eine andere Franziska. Eine, deren Haut im Feuerschein leuchtet und die sich befangen und erwartungsvoll wie beim ersten Mal den Umarmungen hingibt.

»Ich glaube, ich bin etwas aus der Übung«, flüstere ich.

Simon sieht mich lächelnd an und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Er beugt sich über mich und sagt zwischen zwei Küssen: »Das verlernt man nicht.«

Er stützt sich auf den Ellbogen und streichelt meinen Körper. Nicht nur mit seinen Händen, sondern auch mit seinen Augen. Der letzte Mann, der mich nackt gesehen hat, war Dr.Fohringer bei der Geburt. Instinktiv greife ich nach der Decke, die über der Sofalehne hängt.

»Ist dir kalt?«, fragt Simon.

»Nein, ich …«

»Lass doch. Deck dich nicht zu! Ich möchte dich ansehen …«

Und meine Schwangerschaftsstreifen? Meine Speckröllchen? Das leichte Hängen des Bauches unter dem Nabel?

Doch Simons Augen spiegeln die Frau, die er gerade sieht. Sie hat mit Speckröllchen und Schwangerschaftsstreifen nichts zu tun. Er steht auf und holt ein Kondom aus seiner Jackentasche im Flur. »Hast du das immer dabei?«, scherze ich.

Simon sieht mich verwundert an. »Natürlich!«

Ich sehe ihm zu, wie er das Kondom überzieht. Natürlich! Simon ist kein Mann in meinem Alter, bei dem eine Frau sehr konsterniert wäre, wenn er beim ersten Date ein Gummi dabeihat. Simon ist jung und ungebunden. Er kann gestern mit dem einen Mädchen geschlafen haben und morgen mit einem anderen schlafen. Aber heute schläft er mit mir.

Es ist so, als müsste ich meinen Körper in einen anderen Betriebs-Modus schalten. Das ging beim Küssen und Berühren leicht, aber nun habe ich doch Angst. Wird es weh tun? Wird es sich anders anfühlen? In den letzten Monaten hatte Liebe nur etwas mit meinem Baby zu tun. War reine Zärtlichkeit. Kann ich jetzt wieder Erregung und Lust spüren? Darf ich das?

Simon spürt meine Bedenken.

»Hab keine Angst, ich bin vorsichtig«, sagt er und küsst mich immer und immer wieder. Und er sagt auch: »Amélie schläft tief und fest.«

Das ist der Moment, in dem ich mich ihm anvertraue. Es fühlt sich wirklich wie das erste Mal an, als er in mich eindringt. Ich spüre den Schmerz, aber auch die Wärme, die den Schmerz überstrahlt. Und Lust. Lustlustlust. Simon zu küssen und zu schmecken, seine weiche Haut zu streicheln und auf meiner Haut zu fühlen. Mit jeder Bewegung, mit jedem gemeinsamen Atemzug rollt Babettes Gehhilfe ein Stück weiter den Abhang hinunter, bis sie im hohen Bogen über die Klippe stürzt. Simon hält mich fest. Ich bin sicher. Ich bin neu und heil.

Als er in den frühen Morgenstunden geht, bin ich hellwach und todmüde gleichzeitig – und auf der Haut spüre ich eine Sehnsucht, die sich anfühlt wie Hunger. Ich bin glücklich.


Drei Tage lang trägt mich dieses Glück. Aber am vierten Tag nach jener denkwürdigen Nacht bröckelt meine Zuversicht zusehends, denn Simon meldet sich nicht. Seine letzten Worte waren ein hastig in meine Haare gemurmelter Gruß zwischen zwei Küssen: »Ein Lehrgang! Bis bald, Franzi!« Dann war er fort.

Als ich Tina von meiner Nacht mit Simon erzählte, warnte sie mich sofort: »Pass bloß auf! Dem bist du vielleicht nicht gewachsen. Junge Männer können sehr verletzend sein!«

Woher sie diese Erkenntnis wohl hat? Aber auch auf mein Nachfragen ist nichts aus ihr herauszubekommen. Vielleicht liegt es auch an dem missglückten Flirtversuch mit Daniels Bruder im Kochkurs. »Ein ich-bezogenes Arschloch«, lautet ihr drastisches Resümee. Mir rät sie bissig: »Statt dich mit jungen Männern unglücklich zu machen, solltest du lieber einkaufen gehen! Tu dir was Gutes – ohne deine Seele zerfetzen zu lassen!«

Als ob das so leicht wäre. Schließlich ist ein One-Night-Stand etwas anderes als ein missglückter Flirt. Ich habe mit Simon geschlafen. Ich habe mich ihm … hingegeben. Ich fühle mich verletzt und missbraucht. Nachdem ich eine Woche lang nichts von ihm gehört habe, steigere ich mich regelrecht in Wut auf ihn hinein. Was hat er sich eigentlich dabei gedacht? Ich war wohl ein leichtes Opfer für eine schnelle Nummer, denke ich. Eine bedürftige »Alte«, Sex auf die Schnelle. Dann wieder weiß ich, dass Simon nicht so ist. Simon ist zärtlich, ehrlich – ich habe ihm Amélie anvertraut. Mit Lilli mag ich dieses Thema nicht näher besprechen. Sie schaut mich zwar aus ihren Emailleaugen wissend an, aber mir ist zum ersten Mal nicht nach Lillis Lebensweisheiten zumute. Ich kann mir denken, was sie sagen würde: »Mach dir keinen Kopf. Der kommt schon wieder.« Und dann würde sie mir wahrscheinlich »Love me Tender« als Seelentröster anbieten. Dennoch recherchiert sie, wo Simon ist, kann aber nichts herausbekommen. »Ich weiß auch nicht, wo der ist. Bei ihm läuft nur der AB. Und du darfst sowieso nicht anrufen.«

»Wieso nicht?«

»Weil eine Frau niemals bei einem Kerl als Erste anrufen darf. Mensch, Franzi, das ist ein Naturgesetz. Die Männer sind die Jäger. Wir werden gesammelt.«

Ich finde das zwar nicht sehr emanzipiert, aber ich halte mich daran – schließlich kann ich doch nicht einem zwanzig Jahre jüngeren Mann hinterherlaufen. Ich schleppe mich in einer Mischung aus Euphorie, Weltschmerz und Wut durch die Tage. Der Sex mit Simon hat mich aufgeweckt und mit neuem Leben erfüllt, mich auf einen Höhenflug entführt – von dem ich mit einem heftigen Bauchklatscher abgestürzt bin. Aber die Zeit heilt selbst Bauchklatschernarben. Zwei Wochen nach meiner Nacht mit Simon wache ich morgens zum ersten Mal wieder gut gelaunt auf. Unter der Dusche beschließe ich, das Trübsalblasen sofort einzustellen. Ich schmuse mit Amélie und denke an den Abend, als Simon auf sie aufgepasst hat. Wie in Abrahams Schoß hatte ich damals gedacht. Nein, Simon ist kein kaltherziger Weiberheld, der alles mitnimmt, was sich ihm bietet. Ich entdecke eine ungeahnte Großzügigkeit in mir und frage mich nicht mehr ängstlich, ob es ihm vielleicht nicht gefallen hat. Nein, an diesem Morgen verzeihe ich ihm und erlaube mir sogar den Gedanken, dass es einen guten Grund für sein Verschwinden gibt. Vielleicht erfahre ich ja irgendwann, warum er sich nicht mehr meldet. Ich stehe in ein Handtuch gewickelt vor dem Kleiderschrank und krame nach Unterwäsche. Und während ich so zwischen Unterhemden und Socken wühle, fällt mir ein Ziel für einen Shopping-Ausflug ein. Nämlich ein kleiner Laden, den Lilli und ich in den Colonaden bei unserem letzten Sonntagnachmittagsspaziergang (statt Kaffeeklatsch) entdeckt haben. Der Laden heißt »Die Perle«, und man kann dort Wäsche kaufen. Genauer: Dessous. Seit Jahren kaufe ich ausschließlich eine Traditionsmarke – weißer BH, weißer Slip, weißes Unterhemd, fertig. Weiße Wäsche ist zeitlos, gepflegt, vernünftig. Doch seit der Nacht mit Simon glühe ich innerlich, als wäre eine Lampe in mir angezündet worden. Allerdings hat sich der Hunger, den ich nach der Nacht mit ihm verspürt habe, zwischenzeitlich in Angst verwandelt. Und die liegt mit meiner neu entdeckten Lebensfreude im Clinch. Denn immer wieder taucht in diesem See freudiger Gefühle der hässliche Frosch des Zweifels auf. Er steckt seinen dicken glibberigen Kopf aus dem Wasser und quakt: »Wirst du Simon auch ein zweites Mal gefallen? Wirst du ihn überhaupt wiedersehen?« Weil ich auf diese Frage sowieso keine Antwort finde, entscheide ich mich, einmal nicht vernünftig zu sein. Und weit hinten in meinem Kopf keimt verborgen und heimlich auch der Gedanke: Falls ich Simon wiedersehen sollte, falls wir uns je wieder so nah kommen, dann werde ich die schönste Unterwäsche der Welt tragen.

Also fahre ich, nachdem ich Amélie mit Lilli und Lisa-Marie in den Mittagsschlaf verabschiedet habe, in die City zum Jungfernstieg. Wenig später nehme ich allen Mut zusammen und stoße die Tür des Ladens auf. »Die Perle« ist größer, als das Schaufenster vermuten lässt. Am hinteren Ende steht ein antiker Holztresen mit Registrierkasse. Der dicke schilffarbene Teppichboden dämpft meine Schritte. Weiches Licht erfüllt den Raum. An den Wänden sind Leisten angebracht, an denen auf Bügeln Dessous in allen Größen, Farben und Stilrichtungen präsentiert werden. Eine Verkäuferin ist nicht zu sehen. Ich schaue mich um und versuche mein klopfendes Herz zu beruhigen. Leise Klaviermusik tönt aus verborgenen Lautsprechern. In der Mitte des Raumes ist Wäsche auf einem Verkaufstisch angeordnet. Aber was für Wäsche! Zauberhafte Farben, wunderschöne Stoffe, üppige Stickereien, aufwendige Verarbeitung. Weit mehr als Wäsche. In Seide verwandelte Phantasien: BHs, Slips, Bustiers. Textilien, die sich unter dem Fachbegriff Lingerie zusammenfassen lassen. Genüsslich, mit dem Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, flüstere ich das für mich ungewohnte Wort und lasse es auf meiner Zunge schmelzen wie ein Praliné. Lingerie: Das klingt wie perlender Champagner, wie das Rascheln schwerer Seide, wenn man sie aneinanderreibt. Ein wenig verrucht.

Eine Verkäuferin kommt aus dem Nebenraum. Sie ist schlank, hat feuerrote, kurze Haare und sieht aus, als wäre sie früher einmal Model gewesen. Ich erstarre mit der Seide in den Händen und werfe ihr einen unsicheren Blick zu. Doch sie lächelt freundlich. »Sie finden sich zurecht? Oder brauchen Sie Hilfe?«

Ich lächele zurück und bin erstaunt, wie sicher meine Stimme klingt. »Nein, vielen Dank, ich möchte mich erst einmal umschauen.«

Sie nickt mir zu. »Dahinten können Sie auch anprobieren.« Sie deutet nach links. Mein Blick folgt ihrem Zeigefinger, und am Ende des anderen Raums entdecke ich eine Kabine. Kabine? Ein geräumiges Extra-Zimmer, dessen Tür einladend offen steht. Dort sind die Wände im Eierschalenton gehalten, der Boden ist mit einem dicken roten Teppich bedeckt. Im Ankleideraum selbst stehen ein großer Spiegel auf Rädern, mehrere Lampen, die man verstellen kann, und ein gemütlicher Sessel mit einem kleinen Tischchen davor. In dieser Umgebung traue sogar ich mich, Dessous anzuprobieren.

Die Verkäuferin lächelt mir noch einmal zu und setzt sich an die Kasse, um Hochglanzprospekte zu sortieren.

Unsere kleine Unterhaltung hat mich entspannt. Jetzt schaue ich mir die Wäsche ernsthaft an. Ich beginne mit Slips. Große und kleine, Tangas, Pantys, French Knickers, Jazzpants. Und Strings. Belgische Fabrikate, italienische und französische Mode. Winzig kleine Stoffläppchen, gehalten von zwei Schnüren. Früher hätte ich sie kopfschüttelnd links liegen lassen. Wer trägt denn so etwas? Ich nehme einen String in die Hand. Eigentlich ist er sehr hübsch. Gar nicht obszön. Im Gegenteil: champagnerfarben, seitlich mit Spitze und vorn und hinten mit einem Schleifchen verziert. So ein Wäschestück betont die Nacktheit eher, als dass sie etwas verhüllt. Außerdem gefällt mir die Vorstellung, den ahnungslosen Simon mit dieser aufregenden Kleinigkeit zu überraschen.

Was soll ich denn nun kaufen? Den schönen Tanga beispielsweise? Ich greife nach einer schwarzen Korsage und einem Paar Strümpfen und begebe mich in die Kabine. Die Tür schließt sich sanft hinter mir, und der Raum umfängt mich wie eine Muschel die Perle. Genauso fühle ich mich: wie etwas Kostbares, Zerbrechliches, Leuchtendes. In der Abgeschiedenheit des Raumes teste ich die Dessous. Der Stoff der Korsage fühlt sich auf meiner Haut glatt und weich an, aber ich wage nicht, in den großen Spiegel zu schauen. Als ich es dann tue, verschlägt es mir fast den Atem: Der Stoff liegt eng, aber angenehm an meinem Körper, die Körbchen unterstützen den Schwung meiner Brüste, die von Spitze umschmeichelt werden. Die Farbe lässt meine Haut schimmern, die Strapse machen meine Beine länger. Probeweise stelle ich mich auf die Zehenspitzen, als hätte ich hochhackige Schuhe an, drehe mich um die eigene Achse …

Meine Figurprobleme begannen erst, als Andreas und ich nicht mehr miteinander schliefen. Es schlich sich ein, und irgendwann war es eine Tatsache. Als mir das klar wurde, hatte ich den Eindruck, dass sich meine Haut veränderte, rauher und schlaffer wurde. Ich bekam Röllchen über dem Hosenbund.

Mein Körper wurde nicht mehr geliebt, weder von mir noch von meinem Mann. Ein geliebter Körper ist schön. Ganz von allein. Einen ungeliebten mag man noch nicht einmal in der Sauna zeigen. Ich schlüpfe mit Bedauern wieder aus dem schönen Stück. Aber ich werde es ja bald wieder tragen. Als ich die Kabine verlasse, ertönt eine sonore Männerstimme neben mir: »Darf ich Ihnen helfen?«

Ich fahre herum. Ein Mann im Anzug steht mir gegenüber.

»Wo kommen Sie denn her?«, rutscht es mir heraus. Er zeigt über seine Schulter. »Aus dem Büro. Ich bin der Geschäftsführer. Sie haben gewählt?« Er nimmt mir die Wäsche so vorsichtig aus den Händen, als handele es sich um rohe Eier oder Edelsteine.

Ich betrachte ihn von der Seite. Er ist ungefähr in Simons Alter, mit einem sympathischen Grinsen und einem gepflegten blonden Wuschelhaarschnitt. Er geht zur Kasse, tippt die Beträge ein und nennt eine Summe, bei der mir schwindelig wird. Aber wenn ich diese Summe durch all die Jahre teile, die ich vernünftige, langweilige Unterwäsche gekauft habe, kann ich mir eine derart luxuriöse Verführung wirklich einmal leisten.

Also schiebe ich fast trotzig meine Kreditkarte über den Tisch. Dabei spüre ich seine Blicke wie brennende Nadeln auf mir. Was der wohl denkt? »Was will die denn mit solcher Wäsche?« Oder: »Ist wahrscheinlich für ihre große Tochter.« Vielleicht auch: »Ist bestimmt ein Geschenk. Für eine jüngere, schönere Freundin.«

Er liest die Karte ein, schiebt mir den Abschnitt, den der Apparat ausspuckt, zur Unterschrift hin, verpackt die Stücke und hält mir dann die Tüte entgegen. »Viel Spaß damit.« In seiner Stimme schwingt etwas mit, das über die Unverbindlichkeit dieser Verkaufsfloskel hinausgeht.


Auf dem Weg nach Hause halte ich mich gerade. So, als trüge ich die neue Pracht schon und würde auf hohen Absätzen gehen. Ich schwinge die Hüften, wiege meinen Oberkörper, und wie ein Kribbeln auf der Haut spüre ich die Vorfreude, mich in den neuen Dessous auszuprobieren.

In meinem Haus ist es still. Die Küche ist lichtdurchflutet, die Sonne verleiht dem abgezogenen Holzfußboden einen warmen Schimmer, der weinrote Samtbezug des Küchensofas leuchtet. Am Kühlschrank hängt ein Zettel in Lillis Handschrift: »Bin mit den Kindern im Park.«

Das geht seit neuestem, weil Papa eines Tages mit einem gebrauchten Zwillingskinderwagen ankam. Den habe eine Frau beim Seniormittagstisch im Gemeindehaus abgegeben, sagte er. Zur Weiterleitung an den Kindergarten der Gemeinde. Da habe er sofort an uns gedacht. »Schließlich kann ja mal eine von euch krank werden, und dann sollte doch die andere mit den Kleinen trotzdem mobil sein!« Er hatte dem Kindergarten eine kleine Spende zukommen lassen und den Wagen eigenhändig in die Wiesenstraße geschoben. Der Gute!

Im Kühlschrank steht eine Flasche Sekt. Genau das Richtige, um weiterhin die Unvernunft zu feiern! Ich gieße mir ein großes Glas ein. Dann kicke ich die Schuhe von den Füßen und kuschele mich aufs Sofa, von dem aus ich in den Garten sehen kann. Zufrieden nehme ich einen Schluck.

Es klingelt. Ächzend erhebe ich mich vom Sofa.

Vor der Tür steht … Simon! Mein Herz macht einen Hüpfer, und ich bekomme einen feuerroten Kopf. »Was machst du denn hier?«

Das verletzt ihn. »Ich wollte … äh … Hm, ist Lilli da?« Er blickt an mir vorbei in Richtung Küche. Enttäuscht schüttele ich den Kopf. Also kommt er, um Lilli zu besuchen?

Simon lächelt mich an. »Da bin ich aber froh! Ich würde nämlich gern etwas mit dir allein besprechen.«

Mein Herz wird schwer. Jetzt kommt es also! Jetzt wird er etwas sagen wie: »Weißt du, die Nacht damals … die vor zwei Wochen. Das war ein Fehler.«

Er tritt von einem Fuß auf den anderen. »Darf ich nicht reinkommen?«

»Was?«

»Franzi, was ist denn los? Man könnte meinen, ich wäre der Mann von der GEZ.« Er streckt seine Hand aus und tippt mir mit dem Zeigefinger auf die Nase. »Ich bin’s, Simon! Erinnerst du dich?« Seine Stimme wird tiefer, und er raunt mir zu: »Der von der Nacht neulich.«

In meinem Kopf hallen seine Worte unnatürlich laut wider: »Der von der Nacht neulich.« Also denkt er auch an diese Nacht. Als ich nicht reagiere, wird er unsicher. »Ich, äh … also, ich wollte dich sehen. Hast du kurz Zeit – oder hast du was vor? Störe ich?«

Unsicher und jungenhaft sieht er aus, und gleichzeitig männlich. Ich weiß nicht, was ich mir mehr wünsche: ihn zärtlich zu küssen oder ihm die Jeans vom Leib zu reißen. Schnell ziehe ich ihn in den Flur. »Nein, nein! Ich bin gerade vom Einkaufen gekommen. Ich war in der Stadt. Schön, dass du da bist.«

Er kommt herein, schließt die Tür hinter sich und sieht mich nachdenklich an. Dann fängt er an zu strahlen, und ich muss einfach zurückstrahlen. Er tritt vor mich hin und legt seine Hände auf meine Schultern. »Franzi, Franzi! Du bist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen …« Seine Stimme bricht ab, er spielt mit meinen Haaren, hebt mein Kinn und küsst mich.

Ich ziehe ihn an mich. Simon murmelt: »Ich bin vorhin erst vom Lehrgang heimgekommen. Du hast mir gefehlt.«

»Du hättest ja mal anrufen können.« Immer wieder muss ich auf seinen Mund sehen.

»Das wollte ich ja. Was meinst du, wie oft ich das Handy in der Hand hatte! Aber dann habe ich mich nicht getraut.« Er streichelt meinen Rücken und beginnt sehr konzentriert meine Bluse aufzuknöpfen. Ich lehne mich an ihn. Sein Herz pocht genauso schnell wie meines. Aufatmend zieht er meinen Kopf an seine Schulter. Mir fallen die schönen neuen Dessous ein, und ich will etwas sagen. Aber Simon küsst mich schon wieder. Er umarmt mich, seine Hände gleiten über meinen Körper. Meine Knie werden weich, ich muss mich an ihm festhalten. Er lacht, nimmt mich hoch und trägt mich in die Küche, wo wir beide auf dem Sofa landen. Ich will mir Bluse und BH schnell ausziehen.

Simon bremst mich. »Sachte, sachte. Ich will das genießen. Wir haben doch Zeit, oder?« Zwischen zwei Küssen fragt er: »Wo sind die anderen?«

Wir schmiegen uns auf dem kleinen Sofa aneinander, meine Bluse rutscht mir von der Schulter, und während ich ihm das T-Shirt aus der Hose zerre, antworte ich atemlos: »Im Park.« Es ist wie in unserer ersten Nacht: Mir ist gleichgültig, wo die anderen sind. Nichts zählt als dieses Jetzt mit Simon. Simon.

Simons Lächeln. Unsere Küsse. Seine Neugier. Meine Bereitwilligkeit. Simon küsst mich wach. Ein altes Dornröschen, das wieder leben wird. Lust, Begehren, Sinnlichkeit, Berührungen. Ich bin ein Körper. Ich bin eine Frau. Liebe? Ja, auch ein kleines bisschen Liebe. Aber beruhigend entfernt. Ich habe keine Angst.


Später liegen wir erschöpft auf dem Sofa. Unsere warmen Glieder sind ineinander verschlungen. Die Nachmittagssonne steht über dem Garten, durch das geöffnete Oberlicht dringt Vogelgezwitscher in die stille Küche.

Das Telefon klingelt. Simon hält mich fest, und ich spüre seinen warmen Atem an meinem Hals. »Lass doch den Anrufbeantworter rangehen.«

Also rühren wir uns nicht. Während ich seine Brust streichele und seinen Herzschlag unter meiner rechten Wange spüre, hören wir meine Ansage und dann Lillis muntere Stimme: »Franziska, bist du da? Du, die Kleinen sind beide im Kinderwagen eingeschlafen, und ich habe gerade Viola getroffen. Wir gehen jetzt noch ein Eis essen. Wir sind so gegen sieben Uhr zu Hause. Mach dir keine Sorgen. Wenn was ist, ruf mich auf dem Handy an. Tschüs!«

Simon legt seine Hand meinen Bauch. »Noch mehr Glück!«

Er küsst mich erst auf den Mund, anschließend auf die linke Brust und richtet sich vorsichtig auf. Dann dreht er sich auf die Seite und zieht mich so an sich, dass sich sein Bauch an meinen Rücken schmiegt und mein Kopf auf seinem Oberarm liegt. Seine Hände umfassen wieder meine Brüste, er küsst meinen Nacken.

Für eine Weile liegen wir schweigend da. Dann regt sich Simon erneut. Er hält mich fest und blickt dabei über meine nackte Schulter auf die Einkaufstüten mit dem »Die-Perle«-Aufdruck, die auf dem Küchenstuhl stehen. »Meine Schöne, was hast du denn da eingekauft?«

Ich drehe mich langsam um und küsse ihn. Dann sage ich: »Warte. Ich zeig’s dir.«

Kleine Schiffe
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