Porter lag in Nikkis Bett und streckte sich genüsslich. Er war unglaublich zufrieden. So fühlte es sich also an, verliebt zu sein: Es kribbelte am ganzen Körper, und er freute sich schon auf das nächste Mal, wenn er sie sehen konnte – hin und her gerissen zwischen dem Drang, aller Welt von ihrer Liebe zu erzählen, und dem Wunsch, sie für sich allein zu haben. Er dachte schon weiter. Er konnte nicht hier bei ihr in der Pension bleiben, und sie konnte nicht bei ihm in der Unterkunft wohnen. Eher früher als später musste er sich die Zeit nehmen, um ein Haus auf dem Grundstück seiner Familie zu bauen.
Noch vor ein paar Wochen hätte er sich nicht vorstellen können, über so etwas nachzudenken, aber jetzt wollte er es. Wie war das möglich? Porter lachte ironisch, er lachte über sich selbst. Seine Brüder würden ihn für den Rest ihrer Tage daran erinnern.
Plötzlich verstand er Kendall und bedauerte ihn. So hatte er also für Amy empfunden. Kein Wunder, dass es ihm zunächst unmöglich erschienen war, weiterzuleben, nachdem sie verschwunden war. Wie überstand jemand nach einem so wundervollen Höhenflug der Liebe das Tief, wenn er diesen Menschen verlor? Er wollte es nicht wissen.
Er rollte auf die Seite, zog das Kissen heran und atmete Nikkis Duft ein. Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Und daran würde sich bis an sein Lebensende nichts ändern.
Plötzlich sprang die Tür auf. Er sah auf und erblickte Nikki. Er lächelte … bis er bemerkte, dass sie alles andere als glücklich aussah.
„Du solltest gehen, Porter.“
Beunruhigt stützte er sich auf die Ellbogen. „Habe ich etwas falsch gemacht?“
Sie ging zum Schrank, holte ihren Koffer heraus und warf ihn aufs Bett. „Nein. Anscheinend hast du alles richtig gemacht.“
Porter wich dem Koffer aus, der knapp neben ihm landete. „Ich verstehe nicht.“
Sie sah ihn nicht an. Hastig fing sie an, Kleider aus dem Schrank zu reißen und in den Koffer zu werfen. „Ich weiß alles. Ich weiß, dass du meinen Van lahmgelegt hast, um mich an der Abreise zu hindern. Und ich weiß, dass Marcus dir das Grundstück der Familie versprochen hat, wenn du mich dazu bringen würdest, nicht abzureisen. Glückwunsch, du wärst beinahe damit durchgekommen.“
Panik ergriff ihn. „Einen Moment mal …“
„Willst du es abstreiten?“, fragte sie mit belegter Stimme. „Willst du abstreiten, dass du meinen Van manipuliert hast?“
Er wand sich. „Nein.“
„Und willst du abstreiten, dass Marcus dir das Grundstück der Familie versprochen hat, wenn du mich zum Bleiben überreden würdest?“
Porter begriff allmählich, wie furchtbar das alles aus ihrer Sicht aussehen musste. „Das ist nicht der Grund, warum … Ich meine, dass ich wollte, dass du bleibst, hat nichts zu tun mit … der anderen Sache.“
Sie lachte bitter. „Genau.“
„Können wir darüber reden?“
„Nein!“ Sie packte den letzten Armvoll Kleider aus dem Schrank und stopfte alles in den Koffer.
Er richtete sich auf, ergriff die eine Krücke, die er noch hatte, und kam mühsam auf die Beine. Verdammt, wo waren seine Klamotten? Er zog das Laken vom Bett und schlang es sich um die Hüften, während er mit einer Krücke vorwärts humpelte. „Nikki, bitte hör mir zu. Es ist nicht so, wie du denkst.“
Sie hielt inne und sah ihn an. „Wirklich? Wie ist es denn dann?“
Porter war wie gelähmt. Noch nie hatte er zu einer Frau „Ich liebe dich“ gesagt. Noch nie war er ernsthaft verliebt gewesen und hatte keine Ahnung, wie das alles so funktionierte. Plötzlich spürte er Nikkis Erwartungen schwer auf seinen Schultern lasten. Ihre Entscheidung, in Sweetness zu bleiben oder abzureisen, hing von seinen Gefühlen für sie ab. Und in diesem Moment war er sich nicht sicher, ob er die Verantwortung tragen konnte.
Nach einer langen schmerzvollen Pause nickte Nikki. „Das habe ich mir schon gedacht.“
„Es tut mir leid, Nikki.“
„Es war mein Fehler“, sagte sie und machte mit fahrigen Bewegungen den Reißverschluss des Koffers zu. „Meine Freundin hat mich gewarnt, dass das passieren würde.“
Er wollte, dass sie weiterredete, während er nach seinen Kleidern suchte. „Welche Freundin?“
„Meine Freundin Amy Bradshaw aus Broadway. Sie stammt aus einer Kleinstadt. Sie hat mich davor gewarnt, wie die Männer hier sein würden, und ich habe nicht auf sie gehört.“
Verblüfft blickte Porter sie an. Seine Gedanken überschlugen sich. Amy Bradshaw? War es möglicherweise dieselbe Amy, die er kannte? Als Nikki ihren Koffer nahm und aus dem Zimmer verschwand, riss ihn das aus seinen Grübeleien. Er humpelte hinter ihr her. Doch mit nur einer Krücke und dem Laken um die Hüften, das er auch noch festhalten musste, konnte er ihr nicht folgen. Im Flur stand eine kleine Gruppe Frauen und beobachtete das Ganze. Es war ihm egal.
„Nikki, bitte hör mir zu!“, rief er ihr nach, als sie den Korridor entlangstürmte. „Du kannst nicht gehen.“
„Das wollen wir doch mal sehen!“, erwiderte sie über die Schulter hinweg.