KAPITEL 25
ARCHER WARTETE BEREITS, als man Josie den Verhörraum betreten ließ. Um seine Körpermitte lief eine Kette. Die Hände hatte er zwar frei, doch er trug Fußfesseln. Er versuchte nicht einmal aufzustehen.
»Geht es dir gut?« Josie setzte sich ihm gegenüber.
»Ging schon besser.« Archer musterte sie. »Du siehst gut aus, Jo.«
»Du auch, Schatz.« Der Kosename, den sie automatisch gebraucht hatte, fühlte sich seltsam an, denn er verstieß gegen die neuen Regeln, nach denen sie zwischen Beruflichem und Privatem trennten. Er passte hier nicht, also beschloss sie, darauf zu verzichten. Bis Archer wieder in Freiheit war, würde sie ihn nicht mehr verwenden. »Behandeln sie dich einigermaßen anständig?«
Er hob eine Schulter, wie um anzudeuten, dass es da zwar den einen oder anderen Moment gegeben hatte, er ihr jedoch nichts davon erzählen würde. Vielleicht später, falls sie noch zusammen waren, wenn das alles vorbei war.
»Na schön«, seufzte Josie. Sie holte ihre Notizen heraus. »Dann fangen wir mal an. Ich habe dir einen Anzug mitgebracht. Du musst dich noch umziehen, und wir sollen um zehn bei Gericht sein, wir haben also noch eine halbe Stunde.«
Josie überflog ihre Notizen und erklärte den Ablauf und das, worauf es ihr ankam, obwohl Archer in der Vergangenheit unzähligen Voruntersuchungen beigewohnt hatte. Als sie aufblickte, war sein Blick nackt. Tiefer Groll lag darin, der sich nicht gegen sein Schicksal richtete, sondern gegen sie. Josie nahm ihn zur Kenntnis, ohne darauf zu reagieren. Die Situation zwischen ihnen war, wie sie eben war. Sie kam zur Sache.
»Ich bin die Notizen durchgegangen, die du mir gegeben hast.« Josie blätterte zur zweiten Seite ihrer Aufzeichnungen vor und dann wieder zurück zur ersten. »Du hast gesagt, Lexi habe sich an dem Tag eures Ausflugs in den Pacific Park nicht gut gefühlt. Wie schlecht ging es ihr?«
»Am Morgen war ihr kotzübel. Sie hatte Schmerzen. War fix und fertig. Die Chemo forderte ihren Tribut«, sagte Archer pflichtschuldig auf, obwohl er das Gefühl hatte, diese Geschichte schon zehn Mal erzählt zu haben.
»Und trotzdem bist du mit ihr in einen Freizeitpark gefahren?«
Josie kam es auf eine klare Antwort von Archer an, eine, die die Geschworenen von seinen guten Absichten überzeugen würde. Falls er Lexi zu einem Besuch im Pacific Park überredet hatte, obwohl sie krank war, gab er der Staatsanwaltschaft damit eine Grundlage für die Behauptung, er habe etwas im Schilde geführt – und zwar, Tim irgendwie in den Park zu schaffen, auch wenn seine Frau noch so krank war.
»Sie ist mit mir zum Pacific Park gefahren«, sagte Archer mit unverhohlener Ungeduld. »Lexi brach nie ein Versprechen, das sie Tim gegeben hatte. Sie hatte die Sache wochenlang geplant. Sieh dir doch die Akte in Greenwood an. Die führen dort Buch, und es muss dokumentiert werden, wenn ein Patient das Heim verlässt. Lexi hat alles arrangiert und bei Tims Abholung unterschrieben.«
»Okay. Gut.« Josie war zufrieden. Die Antwort passte, und Carol Schmidt konnte bezeugen, wie fürsorglich Lexi Tim gegenüber gewesen war. »Ist zwischen dir und Tim an diesem Tag irgendetwas Besonderes vorgefallen? Irgendwas, das vielleicht auch anderen auffiel?«
»Tim erregte andauernd Aufmerksamkeit. Woher soll ich wissen, ob die Leute, die ihn ansahen, auf mich achteten? Ich habe auf den Jungen aufgepasst und dafür gesorgt, dass er nicht aus der Reihe tanzte. Ich habe versucht, Tim ruhig zu halten. Dafür gesorgt, dass er nicht hinfiel. Lexi lief neben uns her. Manchmal hielt sie seine Hand. Manchmal legte sie den Arm um ihn. Und irgendwann wurde sie sehr müde. Sie war bereit, nach dem Shock & Drop nach Hause zu fahren. Es war die fünfte Fahrt des Tages.«
Josie machte sich Notizen und dachte an das Video. Lexi hatte darauf keinen erschöpften Eindruck gemacht. Irgendwie würde Josie das herunterspielen müssen. Selbst jetzt musste sie ihre Vorbehalte verbergen, weil sie etwas Persönliches betrafen.
»Dann wart ihr also nur ein paar Stunden dort.«
»Drei vielleicht. Zwei der Schlangen waren lang. Am längsten mussten wir am Shock & Drop warten.« Archer hob die Schultern, als wären diese Details belanglos, nachdem doch ohnehin schon feststand, was an jenem Tag passiert war. »Lexi amüsierte sich nicht besonders. Die meiste Zeit war Tim außer Rand und Band. Später wurde er dann ruhiger. Ich war froh, weil wir bald nach Hause gehen würden und Lexi sich dann ausruhen könnte. Als wir die Schlange am Shock & Drop hinter uns hatten, legte ich Tim den Gurt an. Ich habe ihn zweimal überprüft und seine Hände auf die Haltegriffe gelegt. Lexi sollte sehen, dass ich gut auf Tim aufpasste, denn ich wusste, dass sie zum letzten Mal einen solchen Tag mit ihrem Sohn erleben würde.«
»So darfst du das nicht formulieren, Archer«, warnte Josie.
»Weil sie nicht mehr lange zu leben hatte, meine ich, nicht weil ich ihren Sohn umbringen wollte.« Mit einem scharfen Blick wies er sie in ihre Schranken. »Ich dachte nur an sie, aber sie nahm mich gar nicht wahr.«
Seine Stimme schwankte. Selbst nach dieser langen Zeit machte es Archer immer noch etwas aus, wie Lexi an jenem Tag über ihn gedacht hatte. Selbst jetzt tat ihm die Missachtung seiner Frau noch weh. Auch nach all dieser Zeit konnte Archer für Tim keinen freundlichen Gedanken aufbringen.
»Ihr seid also die Wasserbahn gefahren, die Achterbahn, die Wilde Maus …« Josie las ihre Liste ab, und Archer unterbrach sie, um die Auflistung zum Ende zu bringen.
»Die Röhrenbahn und zuletzt das Shock & Drop. Wenn ich Tim hätte umbringen wollen, wäre es viel einfacher gewesen, ihn von der Wasserbahn zu schubsen. Er war Nichtschwimmer. Das wäre ganz leicht gewesen.«
Josie machte sich Notizen, während sie zuhörte und seinen Sarkasmus ignorierte. Archer war ehemaliger Polizist – für ihn waren Richtig und Falsch wie Schwarz und Weiß, und er verstand einfach nicht, dass keiner das kapierte. Josie dagegen war Anwältin. Sie wusste, dass man Prozesse gewinnt, indem man die Geschworenen den Umriss der Wahrheit in den Schatten der Schatten erkennen lässt. Außerdem war sie zu klug, um Archers Köder zu schlucken, auch wenn es dadurch keineswegs einfacher wurde.
»Ich habe fünfzehn Stellen gesehen, an denen du Tim viel leichter etwas hättest antun können, wenn das dein Plam gewesen wäre. Aber was ist mit der Zeit davor, nachdem ihr aufgestanden wart?«
»Da gibt es nichts, was hier weiterhelfen würde …«
»Sei so gut, Archer«, sagte sie. »Wir haben nicht viel Zeit.«
Er legte die großen Hände auf sein Gesicht. Josie sah eine Schnittwunde an seinem Handrücken und ein Hämatom am Handgelenk. Schließlich ließ er die Hände wieder sinken. Er erinnerte sich noch an die Details, aber darüber zu sprechen fiel ihm schwer.
»Ich bin eine Runde Fahrrad gefahren. Lexi hat ihre Chemo und ihr Compazin genommen. Wenn sie die Tabletten nahm, hatte sie gern für etwa eine Stunde ihre Ruhe, deswegen habe ich das Haus verlassen. Lexi hat geduscht. Sie rief in Greenwood an, damit Tim bei unserem Eintreffen fertig sein würde …«
»Hast du gehört, wie sie angerufen hat?« Josie hielt inne, ihr Kugelschreiber schwebte in der Luft.
»Ich habe es auf ihrer Liste gesehen. Sie hatte es durchgestrichen.« Archer schüttelte den Kopf. »Nachdem Lexi krank geworden war, machte sie Listen von allen möglichen Dingen. Sie hatte Angst, der Krebs würde auf ihr Gehirn übergreifen, sodass sie nicht mehr richtig denken oder wichtige Dinge vergessen würde. Sie hat sogar gesagt, sie würde ihre Gedanken für Tim in einem dieser Tagebücher festhalten …« Archer schnaubte. »Als ob er damit etwas hätte anfangen können.«
»Und, hat sie es getan?«
»Was?«, fragte Archer.
»Hat sie ein Tagebuch geführt?« Josies Aufmerksamkeit war geweckt. Von einem Tagebuch war bisher noch nie die Rede gewesen. »Hast du es noch? Ihr Tagebuch?«
»Sie hat eines angefangen, aber wieder damit aufgehört. Tim hätte nichts von dem verstanden, was sie schrieb. Aber Lexi glaubte, es würde irgendwann so etwas wie einen besonderen Moment geben. Sie würde sterben, und Tim und ich würden zusammen Weihnachten feiern und uns gegenseitig aus ihren Tagebüchern vorlesen.« Archer schnaubte humorlos. »Natürlich wäre es dazu nie gekommen.«
»Prima, Archer. Zieh nur weiter über eine todkranke Frau her.«
»Es war ganz anders, als es jetzt klingt, Jo«, beharrte Archer. »Du warst schließlich nicht dabei. Sie war überzeugt, richtig zu handeln, aber ich kannte meine Grenzen. Keine Ausnahmen. So hatten wir es immer gehalten.«
»Aber sie hatte nicht mehr lange zu leben, Archer«, erinnerte ihn Josie.
»Ja, stimmt. Aber wenn ich sie angelogen hätte, hätte ich mir selbst nicht mehr ins Gesicht sehen können«, entgegnete Archer. »Ich habe nach bestem Gewissen gehandelt.«
Hier konnte Josie ihm nicht widersprechen. Mit Gewissensbissen kannte sie sich schließlich aus. Sie hatte sie auf die harte Tour kennengelernt, als sie einen Freispruch für eine Frau erwirkt hatte, die wegen Mordes an ihrem Ehemann angeklagt gewesen war, wonach ihre Mandantin ihre eigenen Kinder umgebracht hatte. Hatte Josie mit ihrem Anteil an dieser Geschichte nicht genug zu tun gehabt? Sie hatte immer noch Albträume von diesen Kindern. Vielleicht hatte Archer ja recht. Vielleicht ist es besser, brutal ehrlich zu sein – aber Archer hatte Lexi angeblich geliebt. Eigentlich hätte ihm das eine kleine Notlüge wert sein müssen, damit sie in Frieden sterben konnte. Josie musterte Archer und fragte sich unwillkürlich, was ihr an Lexis Stelle lieber gewesen wäre: schöne Lügen oder die hässliche Wahrheit. Vielleicht hängt das davon ab, ob man an ein Weiterleben der Seele nach dem Tod glaubt. Josie glaubte an die Gegenwart und daran, dass nur Erinnerungen den Tod überdauern.
»Was warst du denn dann bereit für Tim zu tun?«, fragte sie.
»Ich war da, als Lexi noch lebte, verdammt noch mal«, blaffte Archer, voller Frustration darüber, dass Josie nicht verstand, obwohl sie ihn doch so gut kannte.
Doch Josie wollte nicht verstehen. Über den Tisch gebeugt, schlug sie zweimal mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Das reicht nicht, Archer! Wir stehen gleich vor Gericht, und Ruth Alcott wird dich wegen Mordes an Tim Wren anklagen. Ich muss die Glaubwürdigkeit ihrer Zeugen anfechten. Dafür muss ich wissen, was du nach Lexis Tod für diesen Jungen getan hättest.« Josie lehnte sich zurück und senkte die Stimme. Sie klang ausdruckslos und herrisch. »Ich brauche von dir ein Statement, das sich nicht derart selbstbezogen, egoistisch und selbstgerecht anhört, als würdest du Mitleid mit dir selbst erwarten und nicht mit den beiden Menschen, die gestorben sind.«
Archer lief rot an. Zorn, Scham und Verwirrung traten in seinen Blick, als Josie ihn an seine Grenzen trieb. Falls er unschuldig war, war es eine hässliche, ungerechte Taktik. Nein, sie war hässlich, weil er unschuldig war. So kurz vor dem Gerichtstermin durfte Josie sich keine andere Haltung erlauben.
»Ich habe ihr versprochen, die Rechnungen zu bezahlen«, sagte Archer. »Ich habe ihr versprochen, mich davon zu überzeugen, dass es Tim gut ging. Falls er gesundheitliche Probleme gehabt hätte, hätte ich einen Arzt für ihn gesucht. Wenn er gestorben wäre, hätte ich sein Begräbnis organisiert. Aber ich hätte nicht so getan, als sei ich sein Vater. Die werden mich doch wohl nicht an die Wand stellen, nur weil ich das nicht wollte.«
»Vielleicht doch, Archer«, erwiderte Josie.
»Dann solltest du ihnen besser klarmachen, in welcher Lage ich mich befand.« Archer wollte aufstehen, aber die klirrenden Ketten erinnerten ihn daran, dass die Freiheit jenseits dieser Tür lag und er für die Freiheit auf die Frau angewiesen war, die ihm gegenübersaß. Er blieb auf seinem Platz und legte die große Hand vor sich auf den Tisch.
»Sieh mal, Jo, du weißt eine ganze Menge nicht von mir, wir hatten schließlich gerade erst angefangen, uns richtig kennenzulernen. Du weißt noch nicht mal, dass ich an den Himmel glaube, oder? Und an die Hölle auch. Und ich glaube daran, dass Lexi es erfahren hätte, wenn ich nach ihrem Tod keinen Finger für den Jungen gerührt hätte. Also mach diesem Richter doch bitte klar, dass ich mich nur richtig verhalten wollte, als ich ihn in diesem Ding angeschnallt habe.«
»Und was soll ich sagen«, fragte sie ungerührt, »wenn Carol Schmidt in den Zeugenstand gerufen wird und dort deine Aussage wiedergibt, es sei besser für Tim, wenn er tot wäre? Oder wenn sie aussagt, dass du Lexi in einem Wutanfall gegen die Wand gedrückt hast? Du weißt schon, Lexi – die Frau, die du geliebt hast? Die Frau, um die du so besorgt warst?«
Josie ersparte ihm nichts. Sie stellte genau die Fragen, die Ruth ihm im Zeugenstand stellen würde, und sie sah, was Ruth nur allzu gern sehen würde: Überraschung und Argwohn, die in Archers dunklen Augen aufflackerten, bevor er sie rasch vor ihr verbarg.
»Du sagst, dass nur ich dabei war, als Lexi in diesem Zimmer hysterisch wurde. Sie hatte Angst vor dem Tod. Sie hatte Angst um Tim, und sie warf mir vor, das Problem nicht zu lösen. Niemand außer mir war dabei. Alle haben immer nur gesehen, wie tapfer und perfekt sie war, aber ich war bei ihr, als sie vor Angst fast durchgedreht ist.« Archer senkte seine Stimme noch weiter, sodass seine Worte beinahe drohend klangen. »Und du wirst darauf hinweisen, dass niemand von Lexi und mir die anschließenden Entschuldigungen gehört hat – weder ihre noch meine –, weil es nämlich ein intimer Moment ausschließlich zwischen meiner Frau und mir war. Du wirst die Ärzte von Greenwood bezeugen lassen, dass Tim nicht das liebenswerte behinderte Kind war, als das alle ihn darstellen. Einmal hat er einen anderen Patienten verprügelt und ihm ein blaues Auge verpasst. Bei mir hat er es auch versucht. Ich musste ihn zügeln.«
»Und die anderen werden behaupten, du hättest ihm wehgetan«, konterte Josie.
»Ich habe das getan, was ein Cop tut, der mit einem randalierenden Verrückten konfrontiert ist. Darum geht es nämlich letzten Endes: dass Lexi und diese Greenwood-Leute nie wahrhaben wollten, dass Tim verrückt war!«
Archer schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Seine Ketten klirrten, und vor Empörung hatte er rote Flecken im Gesicht. Er kümmerte sich nicht darum, was Josie ihm bedeutete; im Moment war sie der Feind.
»Okay, Archer!«, brüllte Josie. Sie drückte die Faust gegen die Lippen und nahm sich zurück. Sie verschwendeten hier nur kostbare Zeit. Josie zog ihren Notizblock zu sich heran. »Wir sind vom Thema abgekommen. Was ist passiert, als du wieder nach Hause gekommen bist?«
»Lexi hat ihre Tasche gepackt.« Archer zog die Nase hoch und befeuchtete sich die Lippen. »Ich brachte sie zum Auto. An jenem Tag war ich nichts als ein notwendiges Übel. Ich war der Chauffeur und bezahlte und trug die Sachen. Es war Lexis und Tims gemeinsamer Tag. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb mich die Erinnerung daran so aufregt. Ich habe alles getan, um ihnen einen schönen Tag zu ermöglichen, Jo.«
»Sag mir, ob du ihn angerührt hast, Archer. Oder ob er dich angerührt hat.« Josie machte weiter, ohne Rücksicht auf ihn zu nehmen.
Archer ließ den Kopf sinken. Er ließ die Handschellen an seinen Ketten hin und her schnellen, als würde er eine Münze werfen, obwohl er wusste, dass er nicht gewinnen konnte.
»Was ich dir jetzt sagen werde, ist die Wahrheit, Josie, und danach werde ich nie wieder darüber sprechen. Das mit dem Unfall ging viel zu schnell. Es ist durchaus möglich, dass er eine falsche Bewegung gemacht hat und dass ich geglaubt habe, er brauchte Hilfe. Durchaus möglich, dass ich die Hand ausgestreckt habe. Durchaus möglich, dass ich irgendwie an den Verschlussmechanismus gekommen bin. Es war so ähnlich, als würde man in einer finsteren Gasse die Pistole ziehen. Wenn man es für nötig hält, tut man es einfach. Ich habe die Hand nach Tim ausgestreckt, und das war das, was du auf dem Video gesehen hast. Bin ich an den Gurt gekommen und habe ihn gelöst? Habe ich versucht, Tim festzuhalten, weil er ihn selbst aufgemacht hatte? Ich weiß es nicht, und ich will es auch nicht wissen. Falls ich irgendwas getan habe, was zu dem Tod dieses Jungen geführt hat, dann ist das schrecklich. Aber wenn es so war, dann geschah es ohne böse Absicht, dann gab es keinen Vorsatz und damit auch keinen Mord.«
Josie hörte sich das alles in professioneller Haltung an, doch ihr Herz wurde weit vor Mitgefühl und Verständnis und aufrichtigem Glauben an Archers Unschuld. Doch schon im nächsten Augenblick flossen alle Hoffnung und aller Glaube aus ihr heraus, als hätte Archer ihr einen Dolch in die Brust gebohrt.
»Sorg dafür, dass sie das begreifen, Josie. Tu deine Arbeit.«