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Juri war gerade auf dem Weg nach unten ins Büro, um seine Jacke zu holen. Er war in Eile, schließlich wartete Sam in der Abteistraße auf ihn, als sein Telefon klingelte. Es war das Kloster in Feldenbergen, in dem Schwester Augustina einst ihr Gelübde abgelegt hatte. Schwester Augustinas weltlicher Name war Anna Maria Rieckmann gewesen. Rieckmann sagte ihm jedoch gar nichts. Er bedankte sich für den Anruf und zog seine Jacke vom Stuhl, als ihm ein Zettel auf dem Tisch auffiel, den er dort nicht hingelegt hatte. Es war ein Fax vom Einwohnermeldeamt in Stuttgart und es war etwa eine Woche alt. Entweder aus Nachlässigkeit oder weil keiner so genau wusste, wo dieser Kollege aus München sein Büro hatte, hatte es erst jetzt den Weg in Sams und Juris Kabuff gefunden. Es enthielt die Geburtsdaten von Pater Dominik und die Namen seiner Eltern und Geschwister.
Aufgeregt überflog er die Daten:
Simon Rieckmann, led. Ordensname: Dominik geb. am 21. 3. 1975
Vater: Gunther Rieckmann, geb. am 12. 4. 1946
Eltern: Egon Rieckmann und Inge Rieckmann, geb. Semhausen
Geschwister: Anna Maria Rieckmann
Mutter: Rosa Rieckmann, geb. Patt, geb. am 8. 9. 1947
Eltern: Herbert Patt und Marion Patt, geb. Finkel
Geschwister: Elisabeth Lange, geb. Patt
Geschwister: Konstantin Rieckmann, Sabine Rieckmann
Demnach war also Schwester Augustina die Tante von Pater Dominik, und der Priester hatte nicht nur eine Schwester, sondern auch einen Bruder gehabt. Konstantin. So hieß auch der Mann, der angeblich in einem früheren Leben Linas Geliebter gewesen war und der die Frau aus der Klinik gefoltert hatte. Konstantin Rieckmann war zu Konstantin Lange geworden, weil er den Namen seiner anderen Tante angenommen hatte. Und Konstantin musste der Junge aus dem Hospiz sein – und der Mörder.
Juri war fassungslos. Wenn dieses Schreiben doch nur früher angekommen wäre. Vielleicht hätten sie dann schneller eins und eins zusammengezählt und sehr wahrscheinlich wäre Pater Dominik dann heute noch am Leben.