Teil VIII – FÜR IMMER DEIN

 

34   Es ist… GENUG (2)

 

 

(…)

 

In einiger Entfernung fiel Ketùn auf die Knie und lehnte sich an den Bogen, den er noch immer in der Hand hielt.

 

Bao erhob sich und rannte direkt zu Min-Tao. Er schlitterte die letzten Schritte auf Knien zu ihr hin und nahm ihren Kopf in seine Hände. Sie lag blutverschmiert am Boden und rührte sich nicht. „Bitte, wach auf! Du kannst doch jetzt nicht sterben! Nicht nach allem, was war!“ Er blickte am Körper entlang und sah ihre Füße. Ohnmächtiger Zorn ergriff ihn beim Anblick der abgeschnittenen Zehe.

 

***

 

Ich fühlte mich eigenartig fremd. Beinahe wie damals, als ich im Schnee gelegen hatte. Es regnete in mein Gesicht. Entfernt hörte ich eine Stimme. Seine Stimme…

„Was hat er mit dir gemacht?“, schluchzte Bao.

„Er wollte…, dass ich… schreie…, damit du… mich findest.“ Eine lange Pause entstand und ich sammelte Kraft für die nächsten Worte. „Doch ich wollte… nicht.“ Tränen traten aus meinen Augen und liefen in rotgefärbten Rinnsalen über meine Schläfen. „Aber… es tat… so weh, Bao! Ich habe… es… nicht mehr… ausgehalten!“

„Schhhh, du musst dich nicht entschuldigen“, sagte er mit zitternder Stimme. „Du wolltest mich schützen. Dabei hätte ich dich beschützen sollen!“ Er streichelte mir immer wieder über meine Haare und wischte sich die Augen an seinem Oberarm trocken. „Komm, ich bringe dich hier weg. Die Ärzte werden dich wieder heilen.“

Doch ich wollte mich nicht bewegen. Ich schloss die Augen und deutete ein Kopfschütteln an.

„Nein“, murmelte ich. „Ich bin… am Ende… meiner Reise… an-…gekommen. – Ich bin dort… angelangt, wohin mich… meine Füße… getragen haben. – Weiter… kann ich… nicht gehen… und… das weißt… du auch. – Ich… kann… einfach… nicht… mehr! – Es ist… genug.“