32 Der Hinterhalt
Lager der Tanguten, 6. Mondmonat 1076
Mi Kejian lachte in sich hinein. Sein Gesandter war gerade von dem Vortreffen zurückgekehrt, das er Bao frech aufgedrängt hatte. Dieser hatte den fremden Mann tatsächlich empfangen, wenn auch nicht direkt im Lager.
Das Treffen war friedlich abgelaufen, jedoch eher unverbindlich geblieben.
„Was konntest du über den Heerführer der Song in Erfahrung bringen?“, fragte der Kanzler nach den Dingen, die ihn wirklich interessierten.
„Die Soldaten verehren ihn und er scheint ein sehr guter Kämpfer zu sein.“
Kejians Stirn fiel in Falten. Er vertrug selbst nach all den Jahren nicht, wenn er mit dieser Erkenntnis konfrontiert wurde. „Ist das alles, was du mir zu berichten hast? Bis jetzt erzählst du mir nichts Neues. Überrasche mich zur Abwechslung!“
„Er lebt mit einer Frau.“
Kejian horchte auf. „Bao Sen-Ho hat keine Frau!“, antwortete er barsch.
Doch der Spion widersprach und berichtete, was man ihm zugetragen hatte. „Sie tauchte aus dem Nichts auf. Keiner weiß, wer sie ist, aber viele beobachten, dass diese Frau sein volles Vertrauen besitzt. Den meisten ist das egal, aber ich habe von einigen gehört, dass sie nicht sehr erbaut darüber sind, dass er eine Frau bei sich haben darf, während die anderen auf niedere Frauen zurückgreifen müssen.“
Kejian war wirklich überrascht. Noch nie hatte er davon gehört, dass Bao eine Frau an seiner Seite gehabt hatte. Aber vielleicht hatte sich das ergeben, als er bereits im Dienste der Xia stand. „Was weißt du über sie?“, fragte er seinen Spitzel.
„Nicht viel. Keiner weiß im Grunde genommen etwas über sie. Plötzlich war sie da.“
„Kennst du Ihren Namen?“
„Shao-Ma“, antwortete der Mann. „Aber mehr weiß ich nicht.“
„Dann finde es heraus!“ Mit diesen Worten entließ Kejian seinen Mann. Er grübelte über die weitere Vorgehensweise, denn ihm stand eine Überzahl an Song-Soldaten gegenüber. Er musste es geschickt anstellen, um an Bao persönlich heranzukommen, denn dieser war sein einziges Ziel. Was mit den Soldaten – sowohl auf der feindlichen als auch auf seiner eigenen Seite – geschah, war ihm vollkommen egal. Er lebte seit Jahren nur von dem Gedanken beseelt, sich an Bao zu rächen und wartete für seinen Geschmack schon zu lange darauf, seinen Gegner zugrunde richten zu können. Bis jetzt hatte er keinen Ansatz gefunden, denn sein persönlicher Erzfeind schien wie immer unverletzbar zu sein. Vielleicht hatte ihm das Schicksal in Form dieser Frau eine Möglichkeit zugespielt? Möglicherweise war dies eine verwundbare Stelle, an der man Bao packen konnte. Er musste ihn moralisch demontieren, doch im Moment hatte er noch keine Idee, wie er das anstellen konnte. Das Einfachste war es doch, diese Frau in seine Gewalt zu bringen.
Kejian lächelte in sich hinein. „Das dürfte doch ein Leichtes sein.“
Bereits am nächsten Tag war ein Bote in Richtung Osten unterwegs, mit einer Einladung zu einem Treffen zwischen dem Kanzler der Xia und dem Heerführer der Song. Kejian wusste, dass Bao daran gelegen war, die Auseinandersetzungen friedlich zu lösen. Diese Gefühlsduselei, das Volk und das Leben der Soldaten zu schonen, war in seinen Augen Weiberkram, doch wenn es eine Möglichkeit bot, an Bao heranzukommen, dann wollte er vorgeben, diesen „friedlichen“ und „vernünftigen“ Weg zu gehen.
Bao hatte den fremden Boten empfangen, der ihm den Brief des gegnerischen Kanzlers überbrachte.
„…freut es mich, nach den erfolgreichen Vorgesprächen, nun in diplomatische Verhandlungen zu treten“, las Bao Ketùn und den anderen Befehlshabern vor. „Ich fühle mich geehrt, mit der persönlichen Anwesenheit des sagenumwobenen Heerführers Bao Sen-Ho rechnen zu können und bringe meine Wertschätzung zum Ausdruck, in dem ich anbiete, ebenfalls persönlich an einem Treffen auf neutralem Boden teilzunehmen. Ich schlage vor, einen Tag nach dem nächsten Vollmond, am Rande des Flusses Xi-yang zu einer Begegnung zu kommen…“
Bao hatte den Brief beendet und sah in die Runde seiner Vertrauten. „Ich werde dorthin gehen.“
„Wieso schickst du nicht einen von uns?“, war Ketùns spontaner Gedanke.
„Dies ist, nach dem Vorgespräch, das zweite friedliche Angebot. Wir sollten den Gegner nicht verärgern, indem wir ihm die Bitte abschlagen, mich zu treffen. Es ist das Beste, wenn ich dorthin gehe.“
„Aber Ihr werdet nicht alleine gehen, das wäre töricht“, warf ein anderer ein und alle nickten. „Wir haben diesen Mann noch nie gesehen, keiner weiß Näheres über ihn. Es könnte genauso gut eine Falle sein.“
Bao nickte. „Möglich ist alles. Wir werden zu fünft reiten. Macht euch bereit. Der nächste Vollmond ist übermorgen.“
***
„Ich werde für zwei Tage fort gehen. Wir haben die Möglichkeit, den Krieg friedlich zu beenden und ich nutze dafür jede Gelegenheit, die sich mir bietet.“ Bao reichte mir ein Stück Reisfladen. Ich nahm es entgegen und biss vorsichtig hinein. Meine Zähne saßen in dem geprellten Kiefer noch etwas locker, und ich musste aufpassen, dass keiner abbrach. Kauend hörte ich zu, was Bao mir zu erzählen hatte. Schließlich konnte ich das Essen hinunterschlucken.
„Es wäre schön, wenn die Kämpfe bald vorüber wären“, sagte ich. „Dann könnten wir endlich zusammen leben, wie wir es uns schon immer gewünscht haben.“ Meine Augen leuchteten glücklich über den schönen Gedanken.
Bao musste bei meinem Anblick lächeln. „Ja, darauf freue ich mich schon seit Jahren“, sagte er. „Wir werden sehen, was dieses Treffen bringt.“ Und mit Nachdruck sagte er: „Ich bitte dich, während meiner Abwesenheit hier im Zelt zu bleiben, bis ich zurückkomme.“
Die Männer waren sehr bald losgeritten und ich hatte den Pferden vom Zelt aus nachgesehen. Ich war froh, die Zeit zurückgezogen verbringen zu können. Viele der Männer traten mir nach wie vor eher argwöhnisch entgegen, und ich fürchtete mich vor einigen, die besonders raubeinig aussahen und nichts anderes im Kopf hatten als Krieg und Frauen. Tagsüber ging jeder im Lager seiner Arbeit nach. Doch ich war – abgesehen von den Prostituierten, die jeden Abend die Soldaten besuchten – die einzige Frau im Lager. Auf keinen Fall wollte ich versehentlich mit einer dieser Frauen verwechselt werden.
Ich nutzte die Einsamkeit, die vergangenen Wochen und Monate Revue passieren zu lassen. Was hatte ich nicht alles erleben und erleiden müssen in all den Jahren! Die diplomatischen Gespräche, die nun geführt wurden, machten mir große Hoffnung, dass bald alles gut werden würde. Einem Leben mit Bao als normales Paar stand anscheinend nicht mehr viel im Wege, denn er hatte mir wieder bestätigt, dass er aus dem Dienste des Kaisers ausscheiden werde, sobald der Krieg beendet war. Schon damals am Hofe in Dongjing und später auch in Qin war das sein Plan gewesen, doch hatten wir es uns damals weitaus schwieriger vorgestellt. Jetzt hatte ich den einengenden Mauern des Palastes bereits den Rücken gekehrt und konnte unerkannt ein normales Leben führen, wie ich es mir schon immer gewünscht hatte. Glücklich über diese wundervollen Aussichten ging ich zu Bett und war bald eingeschlafen.
Ein Knacken weckte mich. Mir war, als hörte ich jemanden um das Zelt schleichen, doch beim näheren Hinhören vernahm ich das typische Geräusch, das dem Eintreffen der Prostituierten nach wenigen Minuten folgte. In einiger Entfernung hörte ich wildes Lachen und Rufen. Es wurde offensichtlich ausgiebig gefeiert. Müde legte ich meinen Kopf wieder auf die Matte und war im Begriff, wieder in Träume zu versinken, als sich plötzliche eine Hand über meinen Mund legte. Ich wollte schreien, doch eine Frauenstimme sprach beruhigend auf mich ein.
„Schhhht! Ich habe eine Nachricht für dich.“
„Wer bist du?“, fragte ich.
„Das tut nichts zur Sache.“ Die Frau streckte mir einen Zettel entgegen. „Hier. Soll ich dir geben.“
„Von wem?“
„Von deinem Liebsten. Ich habe beobachtet, wie man ihn und die anderen überfallen hat. Schnell. Ich kann dich zu ihm bringen.“
Auf dem Zettel stand in hektischen Schriftzeichen „Diese Frau bringt dich in Sicherheit“ geschrieben.
Panik stieg in mir hoch. Kopflos suchte ich nach meinen Sachen und folgte der unbekannten Frau. Nicht einen Moment war mir der Gedanke gekommen, es könnte sich um eine Falle handeln. Blauäugig schlich ich hinter ihr her. Ich hatte nicht den weiten Weg gemacht, dass man mir Bao schließlich doch nahm…
Die Frau legte mir ein Tuch über den Kopf und schleuste mich durch die vielen Männer, die nach mir griffen.
„Nichts gibt’s mehr heute, ihr geilen Böcke“, lachte die Frau. „Wir brauchen eine Pause. Morgen kommen wir wieder.“
Es war nicht zu fassen, wie leicht wir aus dem Lager spazieren konnten. Draußen liefen wir in die Dunkelheit. Schließlich blieben wir stehen. Um mich herum waren plötzlich drei oder vier Personen – so viel konnte ich noch erkennen – doch schon im nächsten Moment atmete ich einen beißenden Geruch ein und war kurz darauf nicht mehr bei Bewusstsein.
„Hilfe“ war mein letzter Gedanke.
***
Bao und seine Männer kamen gut voran. Ketùn kannte den Weg zum Fluss sehr gut, war er doch erst vor wenigen Wochen hier gewesen, als er „seine“ Shao-Ma gefunden hatte. Alles, was ihn an sie erinnerte und an die Tage, in denen er sich noch Hoffnungen gemacht hatte, schmerzte ihn und er musste sich sehr konzentrieren, dieses Gefühl zu unterdrücken. Es gab Momente, in denen er Bao verfluchte, weil er ihm nicht die Wahrheit über diese Frau sagen wollte. Ketùn hatte noch immer nicht herausfinden können, was es mit ihr auf sich hatte.
Die Luft war noch frisch, denn es war früh am Morgen, als sie an dem Bergfluss ankamen. Niemand war zu sehen und die Männer wurden etwas unruhig, als selbst zur Mittagszeit noch kein Kanzler aufgetaucht war.
„Das gefällt mir nicht!“, murmelte einer der Begleiter. „Das riecht nach einer Falle.“
„Warten wir noch eine Weile“, beruhigte Bao seine Männer. „Es war keine Zeit ausgemacht. Sie werden sicher noch kommen.“
Schließlich hörte man Pferdewiehern, und die Pferde der Song antworteten mit aufgeblasenen Nüstern und Prusten auf diesen Gruß.
Durch die wenigen Bäume, die am Rande des Gewässers standen, konnte man sehen, dass sich ein Trupp von etwa sieben Mann auf sie zu bewegte. Soweit Bao es erkennen konnte, handelte es sich ausschließlich um Soldaten, und seine Männer sahen sich fragend an, als auch sie es bemerkt hatten.
„Wo ist ihr Kanzler?“, fragte Ketùn.
Kejian war nicht mitgegangen. Stattdessen wollte er im sicheren Lager warten, bis seine Männer erfolgreich von ihrer Mission zurückkehrten. Damit meinte er nicht die Soldaten, die sich zur Stunde wohl mit Bao trafen. Nein. Er hatte einen weiteren Trupp losgeschickt, um im feindlichen Lager nach dieser Frau zu suchen. Wenn man sie fand und es nicht allzu großes Aufsehen erregen würde, war es der Befehl, sie hierher zu bringen. Vorsichtshalber hatten sie ein paar käufliche Frauen mitgenommen, die – ohne es zu wissen – für Ablenkung sorgen sollten. Er wollte sich dieses Frauenzimmer an Baos Seite aus nächster Nähe ansehen. Sie konnte sich als sehr wertvoll herausstellen, wenn es stimmte, dass Bao mit ihr lebte. Wenn es sich allerdings nur um eine Hure handelte, dann hätte er eben ein bisschen Spaß.
„Vielleicht habe ich den ja so oder so“, dachte Kejian amüsiert und freute sich, als er hörte, dass seine Männer zurückgekehrt waren – mit der immer noch bewusstlosen Frau. Sie hatten sie in sein Zelt gebracht und er kam aus dem hinteren Bereich hervor, um sie sich anzusehen, bevor sie erwachte.
Da lag sie in grobes Leinen gepackt und gefesselt. Die Haare lagen wirr über ihrem Gesicht und er strich sie zur Seite. Es war noch dunkel und Kejian hielt eine Fackel an ihren Kopf, um sie näher betrachten zu können.
Sie kam ihm bekannt vor, aber er wusste auf den ersten Blick nicht, an wen sie ihn erinnerte. Er hatte bereits einmal eine Frau gesehen, die ihr sehr ähnelte. Doch wo?
Er dachte ein wenig nach und schließlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wenn man sich die Frau etwas jünger vorstellte, mädchenhafter, die Wangen etwas voller und die ganze Erscheinung etwas gepflegter, dann… dann sah sie aus, wie die jüngste Frau seines alten Kaisers. Jetzt war er sich sicher. Das war zweifelsohne die junge Min-Tao! Aber wie kam sie in dieses Lager?
Kejian begann zu begreifen und fühlte eine Genugtuung in sich aufsteigen. Es war noch besser, als er erwartet hatte. Das hier war keine gewöhnliche Frau, mit der man Bao unter Druck hätte setzten können. Dies war eine verbotene Frau und er war sich sicher, dass sie jemandes Protegé gewesen sein musste. Bestimmt war dieser Wang Anshi ebenfalls eingeweiht gewesen in das Verhältnis, das offensichtlich schon seit Jahren bestand! Selbst wenn nicht, war es einen Versuch wert, die Gelegenheit zu nutzen, sowohl Bao als auch Wang Anshi zu vernichten. Beide waren ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen! Doch er wollte erst sicher gehen, ob es sich bei der Frau wirklich um Min-Tao handelte. Er fasste sie an der Schulter und rüttelte sie sachte.
„Min-Tao. Wacht auf!“
***
Jemand rief nach mir. Stöhnend bewegte ich mich. Nach einigen Momenten kniff ich die Augen zusammen und hielt mir schließlich den Kopf. Als ich die Augen öffnete, sah ich in das freundliche Gesicht eines Mannes, der vielleicht fünfzehn Jahre älter war als ich.
„Wo bin ich?“, fragte ich erschrocken und versuchte, den Kopf zu heben.
„Ihr seid hier in Sicherheit. Wir wurden angegriffen, aber es ist uns gelungen, Euch aus den Fängen des Feindes zu befreien.“
„Wo ist Bao?“, rief ich und wurde wieder sanft auf den Boden zurückgedrückt.
„Er ist noch nicht zurück gekehrt. Das Treffen ist offenbar noch nicht vorüber. Macht Euch keine Sorgen, Min-Tao.“
„Ihr wisst…“ brach ich erschrocken meinen Satz ab.
„…Euren Namen? Natürlich. Ich bin ein guter Freund Eures Mannes gewesen. Ein Freund im Dienste des Kaisers“, schloss Kejian seinen Satz und weidete sich sichtlich am blanken Entsetzen, welches er in meinen Augen sah.
„Dieser Tag ist der Beste seit langem“, lachte er.
Ich fühlte mich noch immer benebelt und bemerkte erst jetzt die Fesseln an meinen Händen. Ich wusste nicht, wen ich vor mir hatte, aber dieser Mann war offensichtlich gefährlich, und düster erinnerte ich mich daran, was in der letzten Nacht geschehen war. Man hatte mich in eine Falle gelockt, mich entführt und anscheinend in das gegnerische Lager gebracht. Hatte ich in der Betäubung meinen Namen verraten? Hoffentlich nicht.
„Was wollt Ihr von mir?“, sagte ich. „Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Man nennt mich Shao-Ma. Und was diesen Kaiser Shenzong anbelangt, so haben seine Frauen, soweit ich weiß, ein ganz anderes Aussehen, als ich“, sagte ich und deutete auf meine Füße. „Sehen so etwas die Füße einer kaiserlichen Frau aus?“
„Da gebe ich Euch Recht“, lachte er kalt. „Aber ich hatte Shenzong mit keinem Namen erwähnt. Seltsam, dass Ihr wisst, von wem ich sprach. Ich jedenfalls kenne Euch. Ihr wart ja schon fast eine Berühmtheit mit Euren Füßen und Eurem Freiheitsdrang. Ihr erinnert Euch nicht an mich, aber ich erinnere mich an Euch! ‚Großfuß‘ hatte man Euch genannt. Das war nicht nett, aber es traf doch die Wahrheit sehr genau, nicht wahr?“
Ich zitterte. Wer war dieser Mann? Es war noch zu dunkel, um ihn wirklich zu erkennen.
„Ich sehe schon, wir werden eine Menge Spaß haben, bis ich Euch Bao zurückgebe. Ich habe noch eine kleine Rechnung mit ihm offen und es wird mir eine Freude sein, Euch eine größere Rolle in diesem Schauspiel zukommen zu lassen. Aber erst einmal sollten wir Kaiser Shenzongs Trauer beenden und ihn in Kenntnis setzen, dass Ihr noch am Leben seid. Wie ich hörte, trauert man um Euch, seit Ihr vor einem halben Jahr für tot erklärt wurdet.“
Erstaunt, aber zugleich vorsichtig sah ich ihn an. Woher hatte er all diese Informationen? Ihn hinters Licht zu führen hatte offensichtlich nicht funktioniert, also versuchte ich es anders.
„Bitte, ich flehe Euch an! Sagt dem Kaiser nichts. Ich weiß nicht, wer Ihr seid, aber schlagt mir diese Bitte nicht ab. Es würde an meiner Situation nichts ändern.“
„Aber an meiner Situation, Weib!“
Die Sonne ging langsam auf, und ich sah die harten Gesichtszüge des Mannes. Jetzt, da es hell genug war, erkannte ich ihn.
„Ich erinnere mich an Euch!“, flüsterte ich. „Ihr wurdet vom Hofe verbannt!“
Kejian schlug mir ins Gesicht: „Ich bin freiwillig gegangen, nachdem Euer Bao mir all meine Ehre genommen hatte! Wie könnt Ihr behaupten, man habe mich verbannt?“ Er wurde sehr wütend und schlug ein weiteres Mal zu. „Ich muss mich nun um Wichtigeres kümmern“, zischte er und winkte Männer herbei, die mich in ein anderes Zelt brachten.
***
Dieses Weibsbild! Was bildete sie sich ein!
Als Kejian alleine war, griff er nach seinem Schreibpinsel und verfasste einen Brief, den er per Eilboten nach Qin schickte. Es war höchste Zeit, ein bisschen Leben in diese Angelegenheit zu bringen.