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Nestor ging zu dem offenen Fenster im Türmchen und schloss es. »Früher oder später werde ich dich wohl reparieren müssen ...«, dachte er laut und sah sich um.

Sobald das Fenster zu war, versiegte auch der eisige Luftzug, der von der Treppe hereinwehte.

Nestors Blick strich über die Miniaturflotte auf dem Tisch hinweg. Er stellte erfreut fest, dass das Tagebuch, das unter dem Auge der Nofretete gelegen hatte, verschwunden war.

Lächelnd verließ er das Zimmer und schloss hinter sich die Spiegeltür.

In der Dunkelheit sah er darin das Spiegelbild eines Mannes, dessen Umrisse mit den Schatten verschwammen.

»Die Kinder sind hinuntergestiegen ...«, zischte Nestor.

Draußen donnerte es.

»War das vernünftig?«

Nestor schaute sich unbehaglich um und schickte sich an zu gehen. Er widerstand der Versuchung, die Treppe hinunterzulaufen. Stattdessen starrte er auf einen Punkt vor sich und sagte: »Sie waren mutig. Glück haben sie auch gehabt, aber vor allem waren sie mutig. Sie verdienten eine Chance, es ausprobieren zu dürfen.«

»Sie hätten sich verletzt haben können. Sie könnten sich auch jetzt noch verletzen. Es könnte sein, dass sie gar nicht unten ankommen. Oder es gelingt ihnen und ... sie erreichen die Tür. Und dann?«

»Ich weiß nicht, was dann sein wird.«

»Sie werden sie öffnen. Das wird katastrophale Folgen haben.«

»Vielleicht auch nicht. Es sind tüchtige Kinder ...«, erwiderte Nestor.

Wieder schwiegen sie.

Dann fuhr der alte Gärtner fort: »Ich habe sie mit Sorgfalt ausgewählt.«

Nach kurzem Zögern schüttelte der Mann den Kopf. »In Wirklichkeit bestimmt der Zufall.«

Nestor antwortete nicht. Er lief rasch die Treppe hinunter ins steinerne Zimmer. Er sah den zur Seite geschobenen Schrank. Dann betrachtete er die verschlossene Tür.

Die Kinder hatten die vier Schlüssel mitgenommen und auf dem Fußboden einige zusammengeknüllte Zettel zurückgelassen.

Nestor verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als habe er Schmerzen. Dann ging er in die Säulenhalle am Hauseingang, fuhr mit der Hand sanft über das Podest der Statue der Fischerin und hob seinen Wachsmantel vom Boden auf.

Er öffnete die Haustür. Es regnete immer noch.

Die Worte des Mannes klangen in seinem Kopf nach: Er wusste natürlich, dass die Auswahl der Kinder dem Zufall überlassen worden war. Aber es hatte nicht viele andere Möglichkeiten gegeben. Entweder sie oder Miss Newton.

»Der Zufall bringt manchmal die besten Lösungen«, murmelte der alte Gärtner und verließ die Villa Argo.