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Es regnete und der Himmel wölbte sich schiefergrau über Kilmore Cove. In den starken Windböen schien das Licht aus dem Türmchen der Villa Argo zu pulsieren. Die Bäume bogen sich im Sturm und die Wellen, die donnernd auf den Felsen aufschlugen, hatten dicke Gischtkronen.

Zum sechsten Mal an diesem Abend überprüfte Nestor, ob alle Fenster geschlossen waren. Im Dunkeln hinkte er durchs Haus. Er kannte die Räume so gut, dass er den Kommoden, Tischchen und Statuen automatisch aus dem Weg ging, und unter dem riesigen venezianischen Kronleuchter im Wohnzimmer bückte er sich instinktiv, obwohl er ihn gar nicht sehen konnte.

Er erreichte die Säulenhalle und blieb vor den Fenstern stehen, um auf den Garten hinauszuschauen.

Nestor rieb sich die Hände. Er stieg die Treppe hinauf, vorbei an den Porträts der früheren Hausbesitzer, und betrat das Zimmer im Türmchen. Hier ließ er seinen Blick rasch über die Tagebücher und die kleinen Schiffsmodelle schweifen. Dann kehrte er ins Erdgeschoss zurück, humpelte unter dem Türbogen hindurch ins steinerne Zimmer und schaltete endlich das Licht ein.

Dort, wo die Kinder den Nachmittag verbracht und sich mit dem Rätsel der vier Schlösser beschäftigt hatten, lagen Blätter und Stifte auf dem Fußboden verstreut.

Dachs, Reh, Esel, Hase.

Nestor betrachtete die schwarze Tür. Das alte Holz war an vielen Stellen versengt und zerkratzt. Obwohl die Tür jetzt verschlossen war, wusste er, dass die Kinder es geschafft hatten, sie zu öffnen. »Hoffentlich geht es ihnen gut«, flüsterte er und stützte sich an der Tür zur Zeit ab. Er sah auf seine Armbanduhr, das Geschenk eines befreundeten Uhrmachers: Der schmale Sekundenzeiger schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen. »Inzwischen müssten sie angekommen sein«, stieß Nestor zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.