EPILOG
Tacktick
(Ein Jahr später)
Der alte Mann auf der Bank untersuchte das in
Plastikfolie eingeschweißte Sandwich; er fragte sich, ob es noch
essbar war. Der grauhaarige Alte warf seine Zeitung beiseite. Er
hatte genug von den neuesten Verrücktheiten im Celebrity-Big-Brother -Container. Bei näherem
Hinsehen kam er zu dem Schluss, dass der grüne Schimmel doch nicht
so schlimm war, je nachdem, in welchem Licht man ihn betrachtete;
und wenn er ihn ein wenig wegzupfte, wäre das Brot so gut wie neu.
Sein Magen knurrte. Die Sonne verschwand hinter einer Wolke. Nun,
es war das einzig Essbare, was er im Moment hatte. Er biss
hinein.
Die Sonne tauchte wieder auf, während er auf dem
altbackenen Weißbrot mit dem schlaffen Salatblatt herumkaute. Er
bewunderte das Funkeln, das die Sonne aufs Wasser zauberte. Sein
Blick schweifte gemächlich über die stillen Gewässer des Grand
Union Canal. Da bemerkte er ein Kräuseln auf der Wasseroberfläche
und wenig später tauchte ein flaches Kanalboot auf und glitt still
an ihm vorüber. Er lehnte sich zurück, wickelte sich fester in
seinen alten grünen Dufflecoat und ließ kauend den zauberhaften
Anblick von Little Venice auf sich wirken.
In diesem Moment tauchte nicht weit von ihm
entfernt ein großer, gutaussehender junger Mann auf. Er schlenderte
am Kanal entlang und blickte dabei wiederholt auf seine Armbanduhr.
Er hatte dichtes, dunkelbraunes Haar, das er knapp schulterlang
trug. Sein langer, dunkler Trenchcoat unterstrich seine elegante
Erscheinung. Nach einiger Zeit blieb er beim Bridge House Pub
stehen und lehnte sich an ein bequemes Stückchen Mauer. Er fuhr
sich nervös mit den Fingern durch die Haare, warf immer wieder
einen Blick auf seine Uhr und schaute in Richtung Warwick Avenue,
wo in diesem Moment ein roter Doppeldeckerbus auftauchte.
Der Alte fuhr fort, den anderen interessiert zu
beobachten. Zehn Minuten später ging ein Ruck durch den jungen
Mann. Seine Augen flackerten und hefteten sich auf etwas, was in
der Ferne auftauchte. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten
Grinsen. Man hörte das laute Klatschen von Füßen, Keuchen, jemand
kam angerannt. Der alte Mann blickte auf und sah eine schöne junge
Frau, die mit roten Wangen und fliegenden braunen Locken auf den
jungen Mann zurannte. Sie war beladen mit Taschen und Tüten, deren
Nähte bereits ein wenig aufgerissen waren. Dicke Manuskripte und
Bücherstapel drohten hervorzuquellen. Er sah, wie sich beim Anblick
des jungen Mannes ein strahlendes Lächeln auf ihrem abgekämpften,
müden Gesicht ausbreitete, wie ihr der Mann strahlend zuwinkte. Sie
rannte zu ihm hin, ließ ihre Taschen fallen und warf sich ihm an
den Hals.
»Verzeih, ich bin fürchterlich spät dran«, hörte
er sie keuchen. »Aber der Bus wollte und wollte nicht kommen... Ein
Albtraum …«
»Keine Sorge«, sagte der Mann beruhigend, »wir
brauchen uns nicht zu beeilen. Wir haben alle Zeit der Welt.«